Vor zwei Jahren – 2017 – beschloss die BVV Kreuzberg Friedrichshain mit der Drucksache DS/0129/V folgendes:
„Das Bezirksamt wird beauftragt, am Kottbusser Damm durch Poller oder andere geeignete Maßnahmen beidseitig baulich geschützte Radfahrstreifen (sogenannte „protected bike lanes“) einzurichten (. . . ). – Darüber hinaus sollen insbesondere die Kreuzungsbereiche des Kottbusser Damms so gestaltet werden, dass Radfahrende durch abbiegende Fahrzeuge möglichst wenig gefährdet werden. Die für das Gesamtvorhaben notwendigen Planungsunterlagen soll das Bezirksamt unter Einbeziehung der Expertise von Radfahrverbänden erstellen bzw. erstellen lassen und diese Pläne im Anschluss schnellstmöglich umsetzen.“
Der für die Ausführung zuständige Bezirksstadtrat Florian Schmidt (Leiter der Abteilung für Bauen, Planen und Facility Management für den Bezirk Friedrichshain- Kreuzberg) weiß aber eventuell noch nicht, dass die Fahrradweiche, als ein mögliches neues Kreuzungsdesign, von Radfahrverbänden abgelehnt wird. Das offenbarte der Stadtrat, am 08.05.2019 auf der Bezirksverordnetenversammlung (BVV).
Nach einer Einwohner*innenanfrage bezüglich der seit 2017 beschlossenen, aber immer noch nicht begonnenen geschützten Fahrradstreifen am Kottbusser Damm, will er auf den Begriff Fahrradweiche nicht eingehen, der im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Kreuzungen am Kottbusser Damm genannt wird. Dass der Bezirksstadtrat über Fahrradweichen so wenig reden will, verwundert um so mehr, da doch die Fahrradweiche an der Holzmarkstraße, Ecke Lichtenberger Straße im Bezirk Xhain schon vor Wochen die heftige Kritik des Fahrradverbands ADFC und des Netzwerks fahrradfreundliches RadXhain hervorgerufen hat. Fahrradweichen sehen aus wie ein „Y“ und sie teilen den Radweg in zwei Spuren auf – eine für Geradeausfahrende und eine für rechtsabbiegende Radfahrer*innen. An den Fahrradweichen mischen sich Kfz und Radfahrende bei hoher Geschwindigkeit der Kfz weit vor der Kreuzung. (Siehe Bild)
Zusätzlich haben Radfahrende bei einer Fahrradweiche den motorisierten Verkehr auf beiden Seiten neben sich, oft mit viel zu geringem Abstand. Staut sich der Autoverkehr, wird häufig der geradeaus führende Radweg zugestellt, die Radfahrenden werden dann auch noch behindert und gefährdet. Deshalb gilt: Fahrradweiche = Angstweiche.

Bild: David Grünewald
(aufgenommen in Groningen in den Niederlanden)

Bild: Changing Cities
In der BVV am 08.05.2019 verlegt der Bezirksstadtrat Florian Schmidt den Baubeginn nun auf das Jahr 2020. Also drei Jahre später als schnellstmöglich damit begonnen werden sollte! Ein Skandal, der tödlich enden könnte. (Gastbeitrag von Harald U.)