Berlin baut angemessen breite Radwege

Heute hat die Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr eine Pressemitteilung mit dem Titel“ Berlins Infrastruktur nachhaltig stärken“ veröffentlicht. Es handelt sich um eine Auflistung wesentlicher Infrastrukturprojekte, die in den Jahren ab 2018 abgearbeitet werden sollen: Brücken, Straßen, Gehwege und Wasserbauwerke, aber auch Radwege.

Konkret werden zwei Radwegprojekte in dem 37 Seiten langen Dokument genannt. So soll die Karl-Marx-Allee zwischen Otto-Braun-Straße und dem Strausberger Platz bis zum April 2020 für eine Summe von 13,2 Millionen Euro umgestaltet werden. Die Senatsverwaltung schreibt auf Seite 22: „Zu Gunsten der Neuanlage von beidseitigen Radfahrstreifen wird der vorhandene überbreite Mittelstreifen auf 10 m Breite reduziert. Verloren gehende Parkplätze werden in Randlage neu etabliert. Die Nebenanlagen einschließlich der Ausstattung (Beleuchtung, Möblierung) werden denkmalgerecht in Stand gesetzt. Zur Erhaltung der in den 60´er Jahren gepflanzten Linden erfolgen umfangreiche Qualitätsverbesserungen.“ Dazu wird die hier abgebildete Visualisierung gezeigt. Die Breite des geschützten Radwegs wird nicht genannt, aber ich schätze sie auf mindestens 2,5 Meter.

So breite und komfortable Radwege wünscht man sich auch auf anderen Straßen, auf denen das problemlos möglich ist: Unter den Linden, Straße des 17. Juni, Bismarckstraße, Otto-Suhr-Allee, Leipziger Straße usw.

Das zweite, vorgestellte Radwegprojekt scheint weniger ambitioniert zu sein. An der Herrstraße werden Rad- und Fußweg zwischen Freybrücke und Stößenseebrücke erneuert. In diesem Fall nennt der Senat die Breiten: „Grundsätzlich ist der Neubau eines 1,60 Meter breiten Rad- sowie eines 2 Meter breiten Gehweges (inkl. Mosaikstreifen) unter Berücksichtigung eines 1,20 Meter breiten Sicherheitstrennstreifens zwischen Fahrbahn und Radweg vorgesehen“ (Seite 27 des Dokuments).

Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Berlins Infrastruktur nachhaltig stärken.
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Berlins Infrastruktur zukunftssicher gestalten. (Infrastrukturprojekte)

Warum ist das Radfahren in London nicht alltäglich?

Der britische Sänger und Comedian Jay Foreman betreibt einen YouTube-Canal Youtube channel mit politischen und erzieherischen Videos, in denen er in der Reihe „Unfinished London“ unter anderem die Verkehrsinfrastruktur der Metropole London aufs Korn nimmt. In seinem neuesten Video versucht er zu erklären, wieso sich London zu einem Verkehrsmoloch entwickelt hat und wieso so wenig Menschen in London radfahren, ganz anders als zum Beispiel in Amsterdam, wo das Radfahren alltäglich ist. Das am vergangenen Mittwoch gepostete 10-Minuten-Video erreicht heute bereits mehr als 300.000 Zuschauer. Vergnüglich anzuschauen, obwohl die letzten zweieinhalb Minuten aus Werbung bestehen.

Berliner Senat stellt Leitfaden für Leihräder auf

Wohl kaum eine andere Wirtschaftssparte hat sich in kurzer Zeit so dramatisch verändert wie der Leihfahrradmarkt. Im Juni 2016 beschloss der Senat, auf einen neuen Fahrradverleiher zu setzen. Statt Call a Bike sollte Nextbike der neue Betreiber des Berliner Fahrradverleihsystems werden. Gefordert waren mindestens 175 Stationen und mindestens 1.750 Räder. Das war dem Senat eine jährliche Förderung von einer Million Euro wert. Tatsächlich stelle Nextbike dann mehr Leihfahrräder (2.000) an viel mehr Stationen (700) auf die Straße. Bis Ende 2018 wird Nextbike 5.500 Räder an festen Stationen anbieten.

Zum Erstaunen aller verkündete der unterlegene Leihradanbieter Call a Bike der Deutschen Bahn, im Berliner Markt zu bleiben, auch ganz ohne staatliche Förderung. Weitere Anbieter kamen hinzu: Donkeybikes, MoBike, Obike. Und das ist noch nicht das Ende, denn weitere Verleiher haben bereits Interesse an einem Verleihgeschäft in Berlin angekündigt. Heute kann die Anzahl der Leihräder in Berlin nur geschätzt werden. Auf Basis der Angaben der großen Verleihunternehmen werden aktuell mindestens 16.000 Räder angeboten.

Verkehrssenatorin Regine Günther begrüßt prinzipiell Leihfahrräder, da sie vor allem in Kombination mit dem öffentlichen Nahverkehr ein sinnvoller Teil des Umweltverbundes sind. „Schwierig wird es, wenn die angebotene Zahl an Leihrädern ausufert. Dann müssen wir gegensteuern. Wir haben für die Bezirke einen Leitfaden mit Empfehlungen entwickelt, welche Anforderungen in der aktuellen Situation an das Abstellen dieser Leihräder zu stellen sind. Damit soll einem Wildwuchs entgegen gewirkt werden.“

Eine Maximalgrenze, wieviele Leihräder die Stadt verträgt, nennt Günther nicht, „wegen unterschiedlicher Straßenverhältnisse“. Aber besonders die stationsungebundenen Leihfahrräder könnten bald zur Schwemme werden. Deshalb stellt die Senatsverwaltung Regeln für Leihräder auf. Bis zu drei Leihfahrräder an einer Stelle gelten als Gemeingebrauch und müssen nicht genehmigt werden. Wer mehr Leihräder abstellt, braucht eine Sondernutzungserlaubnis.

Wichtig beim Abstellen von Leihrädern ist außerdem, dass keine Zugänge oder Ein- und Ausgänge zu Gebäuden oder U- und S-Bahneingängen einschließlich der Aufzüge versperrt werden. Das gilt auch für abgesenkte Bordsteine, die zum Passieren von Rollstuhlfahrenden wichtig sind. Die Benutzung von öffentlichen Fahrradabstellanlagen durch Anbieter oder Kunden stationsloser Fahrradverleihsysteme ist nicht gestattet. Eine komplette Liste von Einschränkungen für das Abstellen von Leihrädern ist auf der Webseite der Senatsverwaltung einsehbar. Anwohner werden aufgefordert, bei Verstößen die mobile App „Ordnungsamt-Online“ zu nutzen.

Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Pressemeldung Leihfahrräder in Berlin
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Leihfahrräder
Inforadio: Leihräder in Berlin: Problem oder Chance? (Interview mit Staatssekretär Kirchner)

Zahlen, Daten und Fakten zum Fahrradmarkt in Deutschland

Der Zweirad-Industrie-Verband e.V. (ZIV) ist die nationale Interessenvertretung und Dienstleister der deutschen und internationalen Fahrrad-Industrie. Mitglied im ZIV sind etwa 90 Hersteller und Importeure von Fahrrädern, Fahrradkomponenten, Zubehör und E-Bikes. Einmal im Jahr veröffentlicht der ZIV Zahlen, Daten und Fakten zum Fahrradmarkt in Deutschland. Laut dem heute veröffentlichten Bericht ist die Zahl der verkauften Fahrräder in Deutschland rückläufig, dagegen wird der Markt für E-Bikes in Deutschland immer größer.

Der Absatz an Fahrrädern und E-Bikes lag 2017 mit 3,85 Millionen Einheiten fünf Prozent unter dem Vorjahr. Darunter waren 3,13 Mio. Fahrräder und 0,72 Mio. E-Fahrräder. Zwei Jahre zuvor qwaren noch insgesamt 4,36 Mio. Räder verkauft worden, darunter 3,82 Mio. Fahrräder und 0,54 E-Bikes. Trotz der insgesamt gesunkenen Stückzahlen stieg der Fahrradumsatz auf 2,69 Milliarden Euro, im Jahre 2015 hatte der Gesamtumsatz noch bei 2,43 Milliarden Euro gelegen. Verantwortlich für die erneute Steigerung des Umsatzes ist der gestiegene durchschnittliche Verkaufspreis pro Fahrrad (inkl. E-Bikes). Dieser lag in 2017 bei € 698,- über alle Vertriebskanäle und damit um 8,6% höher als in 2016.

Auch die Produktion von Fahrrädern und E-Bikes in Deutschland ist stark rückläufig. Hier die Zahlen der vergangegen drei Jahre:
2015: 2,19 Millionen Einheiten (1,88 Räder und 0,31 E-Bikes)
2016: 1,97 Millionen Einheiten (1,62 Räder und 0,35 E-Bikes)
2017: 1,73 Millionen Einheiten (1,26 Räder und 0,47 E-Bikes).

Die Zahl importierter Räder ist in den letzten drei Jahren in etwa gleich geblieben. Die meisten der in Deutschland verkauften Fahrräder wird in Kambodscha hergestellt, gefolgt von Polen, Bulgarien, den Niederlanden und Taiwan (siehe Grafik). Es zeigt sich allerdings, dass die Fahrradproduktion immer stärker von Hochtechnologieländer auf Niedrigtrechnologieländer verschoben wird. Taiwan zum Beispiel war vor fünf Jahren noch zweitgrößter Fahrradimporteur nach Deutschland, heute liegt der Inselstaat auf Platz fünf der wichtigsten Einfuhrländer.

Der Gesamtbestand an Fahrrädern und E-Bikes wächst langsam aber kontinuierlich. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland 73,5 Millionen Räder. Der Tag ist nicht mehr fern, an dem jeder Einwohner statistisch gesehen ein Rad besitzt.

ZIV: Zahlen – Daten – Fakten zum Deutschen Fahrrad- und E-Bike-Markt 2017

Swaprad kommt nach Deutschland

Ein neues Fahrradverleihkonzept namens Swaprad kommt in diesem Jahr nach Deutschland. Vor drei Jahren gründeten drei Studenten von der TU Delft den Fahrradverleih Swapfiets. Für eine feste monatliche Gebühr von meist 15,- Euro erhalten Kunden ein Siebengangfahrrad mit Beleuchtung, zwei Schlössern und Versicherung. Erkennbar sind die Swapfiets an ihren leuchtend blauen Vorderrädern. Wenn ein geliehenes Fahrrad kaputt geht, kommt ein mobiles Reparaturteam innerhalb von 12 Stunden zum Kunden nach Hause, repariert das Rad oder stellt ein neues zur Verfügung. Wenn das Leihfahrrad gestohlen wird, zahlt der Kunde eine Selbstbeteiligung von 40,- Euro und erhält ebenfalls ein neues Swaprad. Das Abonnement ist flexibel und monatlich kündbar, es wird keine Kaution berechnet.

Mit diesem Konzept war Swapfiets in den Niederlanden erfolgreich und breitete sich auf insgesamt 14 Städte aus. Im vergangenen Jahr wuchs die Firma um 1600 Prozent. Jetzt wollen die Fahrradverleiher in Deutschland, Belgien und in Dänemark Fuß fassen. Ab diesem Frühjahr werden Swapräder in Antwerpen, Gent und Lüttich verfügbar sein. In welchen Städten Swapfiets in Deutschland antritt, ist nicht bekannt, aber es wird bereits nach Personal für das Regionalbüro Münster gesucht.

Swapfiets
Verkeersnet: Swapfiets breidt uit naar België, Duitsland en Denemarken