CycleHack Berlin

Die CycleHack-Bewegung entstand vor zwei Jahren in Glasgow, als sich einige Leute trafen, um gemeinsam Ideen zu entwickeln, die das Radfahren für alle leichter machen sollen. Heute ist daraus ein CycleHack-Wochenende an 38 Orten auf mehreren Kontinenten geworden. Auch in Berlin gab es von Freitag bis Sonntag eine CycleHack-Premiere in der offenen Werkstatt FabLab auf dem Bötzow-Brauerei-Gelände.

Aus einer Vielzahl von Projektvorschlägen wählten die Teilnehmer fünf Aufgaben, um sich mit ihnen 48 Stunden zu beschäftigen. Eines der Projekte hieß „Dekoboko“, das japanische Wort für „uneben“. Aufgabe war, die Fahrbahnbeschaffenheit der Fahrradinfrastruktur zu messen und zu dokumentieren.

Mit dem Oberrohr eines Fahrrads wurde ein Beschleunigungssensor fest verbunden, der die Erschütterungen beim Radfahren maß und sie auf einer Karte verortete. Der am Wochenende gebaute Prototyp wurde rund um den Veranstaltungsort getestet. Die nächste Grafik zeigt die protokollierten Testfahrten im Kollwitzkiez zwischen den Magistralen Prenzlauer Allee rechts Richtung Nordosten und der Schönhauser Allee links Richtung Norden, am unteren Bildrand befindet sich die Torstraße.

Eine ebene Fahrbahn wird grün markiert, je heftiger die Erschütterungen sind, desto röter werden die Messpunkte. Die Kopfsteinpflasterstraßen (Straßburger Straße, Kolmarer Straße, Rykestraße) sind tiefrot markiert, hellgrüne Punkte in der Wörther Straße, der Choriner, der Schwedter und der Torstraße zeigen eine erschütterungsfreie Fahrbahn an.

Andere Projektgruppen des Berliner CycleHacks bauten eine mobile Fahrradzählanlage mithilfe eines Druckschlauches, programmierten den Chatbot „BerlinBikeBot“ für den Messenger Telegram, der Daten von verschieden Seiten abgreift und sie an einer Stelle komprimiert zur Verfügung stellt, konstruierten ein „Smart Dynamo“, der über die Frequenz des Nabendynamos eine Geschwindigkeitsmessung erlaubt, analysierten Unfalldaten aus offenen Senatsquellen, um die Unfallhäufigkeit auf einzelnen Straßen im Zeitverlauf darzustellen. Eine letzte Gruppe zeigte, wie man aus einem Fahrrad in Minutenschnelle ein Windrad bauen kann. Alle diese Projekte zeigen, dass CycleHack Berlin seinem Motto „48 Stunden voller neuer Ideen für die Fahrradstadt Berlin.“ gerecht wurde.

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Grüne bringen Radentscheid-Gesetzentwurf ins Abgeordnetenhaus ein

Die grüne Fraktion im Abgeordnetenhaus macht sich den Volksentscheid zu eigen und hat gestern in einem dringlichen Antrag das  „Gesetz zur Förderung des Radverkehrs in Berlin (RadG)“ ohne Veränderungen im Abgeordnetenhaus eingebracht. Der von Pop, Kapek und Gelbhaar unterschriebene Antrag wird nun wohl schon vor der Auflösung des Abgeordnetenhauses diskutiert und darüber abgestimmt.

Stefan Gelbhaar, Sprecher für Verkehrspolitik, begründet die Einbringung des Gesetzesentwurfs so: „Berlin muss Fahrradhauptstadt werden. Darum haben wir, die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Berlin, den Gesetzesentwurf des Volksentscheides Radverkehr ins Berliner Abgeordnetenhaus eingebracht.

Wir teilen die Ziele der InitiatorInnen des Radentscheides, denn besserer Radverkehr bedeutet mehr Sicherheit, größere Schnelligkeit und Komfort für alle VerkehrsteilnehmerInnen in Berlin. Insbesondere die gerechtere und sicherere Aufteilung des Straßenraums löst Konflikte zwischen Autos, Rädern und dem Fußverkehr. Das hilft allen und ist die Basis für moderne Mobilität, die ermöglicht, dass alle BerlinerInnen sicher von A nach B kommen.

Die Einbringung ist dringend geboten, um eine parlamentarische Befassung des Gesetzesentwurfes zu ermöglichen. Wir laden die anderen Fraktionen ein, sich gerne der Initiative anzuschließen.“

Grüne Fraktion Berlin: Dringlicher Antrag zum Radverkehrsgesetz (RadG) (pdf-Dokument)
Grüne Fraktion Berlin: Grüne bringen Radentscheid-gesetzentwurf ein
Volksentscheid Fahrrad

Berliner Fahrradmarkt

Fast immer einen Tag nach der Critical Mass (Ausnahme: im September läuft der Markt sechs Tage vor der CM) zieht es die Fahrradfrickler und Fraks zum Berliner Fahrradmarkt auf dem Civili-Gelände in der Waldemarstrasse 57. Hier eine Installation aus Fahrradteilen in den Bäumen über dem Markt.

Berliner Fahrradmarkt

Ort: Waldemarstrasse 57 (Civili-Gelände)
10997 Berlin

Zeit: an jeden letzten Sonnabend im Monat von  9-17 Uhr bis Oktober

„Hundertsieben Tausend“

„Hundertsieben Tausend. Hundertsieben Tausend“ skandierte eine euphorisierte Menge immer wieder, als gegen 13:00 Uhr die Unterschriften des Fahrrad-Volksentscheides bei der Senatsinnenverwaltung abgegeben wurden. Zwei Stunden vorher wurden auf einer Pressekonferenz die offizielle Zahl der Unterschriften präsentiert: 105.427 Unterschriften wurden in dreieinhalb Wochen gesammelt, um die erste Phase des Voksentscheids Fahrrad zu überwinden. Wie die Steigerung um um fast zweitausend Stimmen zustande kommt, weiß ich auch nicht, aber egal ob 105k oder 107k, das sind allemal deutlich mehr Unterschriften als die benötigten 20.000 gültigen Unterschriften.

Und es ist ein starkes politisches Signal dafür, dass der Radverkehr den Berlinern am Herzen liegt. Ich selbst habe im Gebiet nördlich der Torstraße gesammelt und hier konnte man den Eindruck haben, dass gefühlte 90 Prozent aller Bewohner den Entscheid unterstützen. Und die zehn Prozent, die nicht unterschrieben haben, müssen krank im Bett gelegen haben, denn auf der Straße hat sich kein einziger Bewohner geweigert, die Unterschrift auf  die Liste des Volksentscheids zu setzen.

Rechtlich wären 20.000 Unterschriften innerhalb von sechs Monaten erforderlich gewesen. Doch die Initiative Volksentscheid Fahrrad hat den schnellsten Volksentscheid Berlins hingelegt und damit bewiesen, wie groß der Wunsch der Berliner nach einer sicheren und komfortablen Radinfrastruktur ist. „Die Stimmung auf den Straßen ist klar: Berlin dreht sich. Die Menschen wollen einfach nur sicher und entspannt Rad fahren. Jetzt sind der Senat und die Parteien dran, diesem Auftrag der Berliner Bürger schnellstmöglich nachzukommen“, sagt Peter Feldkamp, Mit-Initiator Volksentscheid Fahrrad.

Volksentscheid Fahrrad

Nextbike heißt der neue Betreiber des Berliner Fahrradverleihsystems

Seit vielen Monaten sucht Berlin einen neuen Betreiber für das städtische Fahrradverleihsystem. Nachdem der alte Vertrag mit der Deutschen Bahn bereits Ende 2014 ausgelaufen war, wurde nun bekannt, dass das formale Vergabeverfahren abgeschlossen ist und die Firma Nextbike GmbH aus Leipzig als Betreiber feststeht.

Der im Verfahren geforderte Mindestumfang von 175 Stationen und 1750 Rädern wird durch die Nextbike GmbH weit übertroffen: In einer kompakten Hochlaufphase soll das öffentliche Leihfahrradsystem auf mehr als 700 Station und 5000 Räder wachsen. Das Ziel Berlins, ein kostengünstiges, dichtes und benutzerfreundliches System zu errichten, wird damit erreicht.

Nextbike bestückt das Berliner System nicht nur mit der technisch neuesten Generation von Stationen. Auch die neueste, hier zum Einsatz kommende Generation der Räder können dank eines Bordcomputers sehr bequem und schnell ausgeliehen werden. Egal ob per App, Kundenkarte oder Tastatureingabe sind die Räder binnen weniger Sekunden startklar. Die erste halbe Stunde kostet bei Nextbike einen Euro, eine Tagesmiete wird bei neun Euro liegen.

Der bisherige Betreiber des öffentlichen Fahrradverleihsystems in Berlin, die DB Rent GmbH mit ihrem Produkt Call-a-bike, wird auch weiter in Berlin aktiv bleiben.

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Zukünftig bietet neues Leihfahrradsystem mehr als 700 Stationen und 5000 Räder

„Freie Fahrt für freie Bürger“

Vor mehr als 40 Jahren trat der Allgemeine Deutsche Automobil-Club e. V. (ADAC) eine Kampagne los, um gegen ein Tempolimit auf Autobahnen und Bundesstraßen zu kämpfen. Die ADAC Motorwelt, die Mitgliederzeitschrift des Verbandes und auflagenstärkste Zeitschrift in Deutschland, prägte den Spruch „Freie Fahrt für freie Bürger“. 1974, als der Slogan erschien, gab es etwa 16.000 Verkehrstote im Jahr in der damals noch viel kleineren Bundesrepublik. Heute liegt die Zahl der Verkehrsopfer in Deutschland bei circa 4.000, ungefähr ein Viertel des Blutzolls des Jahres 1974.

Schon damals wirkte der Spruch wie von gestern. Die Aktion zog Proteste und Austritte nach sich, da ein Teil der Mitglieder die Pro-Auto-Politik des Vereins nicht teilte. In der ADAC-Chronik findet sich dazu folgender Eintrag: „Der ADAC kritisiert den Tempo-100-Großversuch auf Autobahnen. Die ‚Motorwelt’ kündigt an, dass der Club alles tun wolle, das ‚unrealistische Kriechtempo’ zu verhindern.“

Heute, mehr als vier Jahrzehnte später, ist der Spruch das zentrale Motto der verkehrspolitischen Aussagen der AFD. Im Absatz 14.5 des Grundsatzprogramms der AFD (Freie Nutzung der Verkehrsmittel ohne Schikanen) heißt es wörtlich:

„Die AFD ist strikt gegen verkehrspolitische Schikanen, Kostenerhöhungen und vernachlässigte Verkehrswege, mit denen ein individueller Umstieg auf den öffentlichen Nah- und Fernverkehr erzwungen werden soll. Die Autofahrer werden auf Deutschlands Straßen durch immer mehr und nicht nachvollziehbare Geschwindigkeitsbeschränkungen behindert. Die Kommunen nutzen dies dann vorrangig als zusätzliche Einnahmequelle. Bald droht auch ein allgemeines Tempolimit auf allen Autobahnen. Die AFD fordert „Freie Fahrt für freie Bürger“ und lehnt alle Beschränkungen aus anderen Gründen als der Verkehrssicherheit ab. Kein Tempolimit auf Autobahnen, 100 km/h auf Landstraßen und 50 km/h innerorts auf allen Durchgangsstraßen, jederzeit. Ein zu hoher Lärmpegel ist ggf. durch Lärmschutzmaßnahmen zu reduzieren. Der Ausstoß von Feinstaub bei Kfz mit Dieselmotoren ist durch Weiterentwicklung der Motor und Abgastechnik zu minimieren.“

AFD: Grundsatzprogramm der Alternative für Deutschland

Unterm Rad

Am Montag, dem 24. Juni 2013 erschien hier im Blog ein Beitrag mit dem Titel „Zwei schwere Rechtsabbiegeunfälle mit Lastkraftwagen“. Eine tote Radfahrerin und eine schwer verletzte Radfahrerin durch zwei abbiegende LKWs innerhalb weniger Minuten.

Der taz-Redakteur Gereon Asmuth hat ein bewegendes Portrait der überlebenden Radfahrerin geschrieben, deren Leben sich durch den Unfall komplett verändert hat. „Sie kämpft noch heute mit den Folgen – und sie hat radikale Forderungen an die Politik.“

taz: Unterm Rad
Rad-Spannerei Blog: Zwei schwere Rechtsabbiegeunfälle mit Lastkraftwagen

Polizei bilanziert 5-Tage-Aktion gegen Halten und Parken auf Rad- und Busspuren

An fünf Tagen der vergangenen Woche gingen Polizei, Ordnungsamt und BVG in 40 Straßen gemeinsam auf Streife, um das Halten und Parken auf Rad- und Busspuren zu verhindern. Nun veröffentlicht die Polizei ihre Bilanz.

„Nach den polizeilich vorliegenden Ergebnissen mussten im Verlauf der fünftägigen Schwerpunktaktion insgesamt 2.304 Halt- und Parkverstöße zur Anzeige gebracht werden, in 92 Fällen sind Kraftfahrzeuge zur Gefahrenabwehr kostenpflichtig abgeschleppt worden (Zahlen in Klammern):

• Schutzstreifen für Radfahrer: 497 (31)
• Radwege: 166 (13)
• Busspuren: 432 (18)
• zweite Reihe: 398 ( 4)
• sonstige: 811 (26)“

Wenn man sich im Verband der Bergungs- und Abschleppunternehmen vorher die Hände gerieben hat wegen des zu erwartenden Extragewinns, so muss die Abschleppbranche danach festellen: viel hat´s nicht gebracht. 92 Abschleppfälle verteilt auf 40 Straßen sind gerade mal 2,3 Abschleppaufträge pro Straße und Woche. Auch die 2.304 Fälle, an denen der Schutzmann sein Notizbuch zücken musste, sind eher mau. In jeder der 40 Straßen wurden durchschnittlich 11,52 Tickets pro Tag ausgestellt.

So ist auch nicht verwunderlich, dass die Polizei die verkehrserzieherische Wirkung ihrer Aktion eher spektisch sieht:

„Ein spürbares Unrechtsbewusstsein (der verwarnten Kraftfahrer) war kaum wahrzunehmen und es ist zu vermuten, dass viele der Betroffenen ihre individuellen Interessen hinsichtlich des Haltens und Parkens auf diesen besonderen Flächen regelmäßig sorglos über die Interessen der Allgemeinheit stellen.“

„Erneut zeigte sich, dass allein die sichtbare Präsenz uniformierter Überwachungskräfte bereits sehr kurzfristig den Effekt hat, dass Fahrzeuge schnell entfernt werden und insbesondere Rad- und Busspuren zumindest vorübergehend wieder frei befahrbar sind. Genauso schnell sind diese aber auch wieder blockiert, wenn die Streifen außer Sichtweite sind.“

Immerhin verspricht die Polizei: „Die Ordnungskräfte werden auch nach Abschluss der Verkehrsaktion weiter auf das Freihalten der Radwege und Busspuren achten.“

berlin.de: Bilanz der gemeinsamen Verkehrsaktion