Der Berliner ADFC hat heute auf einer Pressekonferenz ein Konzept für die Berliner Radverkehrsstrategie vorgestellt. Die Zeit schöner Reden sei vorbei, gefragt seien nun Taten, um die Ziele der 2013 vom Senat beschlossenen Radverkehrsstrategie zu erreichen.
Stichwort Personal in den Verwaltungen
Kürzlich hatte der Piratenabgeordnete Andreas Baum die Senatsverwaltung gefragt, wieviel Mitarbeiter sich bei SenStadtUm ausschließlich mit Radverkehrsangelegenheiten befassen. Kleinlaute Antwort des Senats: eine Person. Dagegen plant der ADFC einen Befreiungsschlag und fordert 10 volle Stellen:
„Kurzfristig (bis 2017) hält der ADFC Berlin die Schaffung und Besetzung von mindestens 10 Vollzeitstellen bei SenStadtUm für unerlässlich, um den seit der Verabschiedung der ersten Radverkehrsstrategie von 2004 eingetretenen Umsetzungsrückstand abzubauen, Fehlentwicklungen entgegenzuwirken und die Vorgaben der Radverkehrsstrategie konkret und erfolgreich umzusetzen.“ Die Stellen werden nicht einfach en bloc gefordert, sondern detailliert für ruhenden Radverkehr, für Abwicklung von Förderprogrammen, für Modellprojekte, für Rad- und Fußverkehrsbrücken, für Radverkehrszählungen und für Lichtsignalanpassungen jeweils eine volle Stelle gwünscht. Auch das Personal der Bezirksverwaltungen, das für den Radverkehr tätig ist, soll kräftig aufgestockt werden.
Noch weitergehender ist die Forderung, dass der „Anteil des fest mit den Radverkehrsprojekten beschäftigten Personals in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, einschließlich der Verkehrslenkung Berlin sowie in den bezirklichen Straßen- und Grünflächenämtern, den bezirklichen Ordnungsämtern und bei der Polizei, sich künftig am Verkehrsanteil des Radverkehrs orientieren muss.“ Auf deutsch: wenn 15 Prozent der Leute mit dem Rad fahren, dann sollen auf 15 Prozent der Mitarbeiter sich mit dem Radverkehr beschäftigen.
Stichwort Infrastruktur für den Radverkehr
Der ADFC fordert Mischverkehr ohne Schutz- oder Radstreifen in Tempo-30-Zonen und Radfahr- oder Schutzstreifen als Regellösung in Hauptverkehrsstraßen, Ausnahmen in Form baulicher Radwege sind erlaubt. Ein sehr hohes Ziel wird angepeilt, wenn die Forderung erhoben wird, dass die „Oberflächenqualität separater Radwege mindestens der Fahrbahn entsprechen“ soll.
Weitere Punkte im Forderungskatalog: Freigabe von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr, Grüne Welle für Radfahrer, Aufstellfläche für Radfahrer vor den wartenden Kfz bei Ampelkreuzungen und getrennte Signalisierung des Radverkehrs bei zweistreifigem Kfz-Abbiegen.
Schließlich wird vom ADFC eine Radschnellverbindung gefordert und man hat auch schon eine Strecke dafür im Auge: der künftige Ex-Flughafen Tegel soll mit der Innenstadt durch eine schnellen Radweg verbunden werden und dafür auch Brücken für den Radverkehr gebaut werden.
Nicht im Forderungskatalog des ADFC enthalten ist ein Netz von miteinander verbundenen Fahrradstraßen. Hier heißt es lapidar, dass „geeignete Straßen als Fahrradstraßen auszuweisen“ sind.
ADFC: Handeln statt Schönreden (dpf-Dokument)