Urlaub, Aufträge und Lieferketten..

In und unter den Regalen, auf sämtlichen Ablagen und Arbeitsplätzen, stapeln sich Ortlieb- und andere Fahrradtaschen aller Art, die zur Reparatur eingeschickt werden sollen. Große, kleine, bunte, runde, quadratische und eckige – überrall Taschen! Die Leute wollen in den Urlaub und noch schnell ihre Beutel fit machen, die plötzlich irgendwo Löcher und sonstige Defekte haben. Fette Auftragslage. Die ungünstige Reihenfolge dabei – zuerst Urlaubsbuchung, dann Tasche und das im Chaos gebeulten Coronazeitalter, Lieferketten stehen Kopf, Aussagen gleichen einem Orakel und wir haben Null Einfluß darauf – treibt uns die Schweißperlen auf die Stirn.

a dream

Glück gehabt, war nur ein Traum. Jedenfalls was die Taschen betrifft. Es empfielt sich, für die Planung und Equipmentbeschaffung von Reisen und Touren, ausreichend viel Zeit einzurechnen. Je nach dem um was es geht. Bei Fahrrädern z.B., kann das zum Teil auch ein halbes Jahr, bis 2 Jahre (ohne Gewähr) sein. Rechtzeitig nachfragen, ob es sich beim Wunschrad eher um Tage, Wochen oder Monate bei der Lieferung handelt. Leider. Wir und andere Händler die das betrifft, finden das auch blöd. Nichts ist mehr wie vorher, Realitäten ändern sich.

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Und ja, auch ich frage mich, wo die ganzen Profi- und Hobbyzauber*innen sind, wenn man sie braucht! Die könnten das doch alles wieder hindengeln. Aber vermutlich haben Zaubersprüche und ihr Zubehör, auch Corona bedingte Lieferkettenprobleme. Mist..

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Sommer in Berlin

Die Temperaturen steigen, Wälder brennen, eine staubige flirrende Luft trübt die Sicht und der Straßenteer, die Steine, Beton und Mauern der Stadt werden zum Backofen. Asphalt-Cowgirls- und Boys streifen verschwitzt durch die Gassen, Flaschensammler*innen ächzen unter ihrer Last.

Auch ich fahre sämtliche Aktionen nahezu auf Null runter, bis auf arbeiten gehen natürlich und erfrische mich mit lauwarmen Malzbier. Den Kühlschrank habe ich ausgeschaltet. In den Nachrichten wird zum Energie sparen und kürzer treten aufgerufen. Ich lasse die Fenster tagsüber weit auf, um den Wärmespeicher vorsorglich für den Winter aufzufüllen. Mein Spiegelei brate ich auf dem verzinkten Fensterbrett, das bis zum Mittag hin, die nötige Betriebstemperatur erreicht hat. Obligatorisch die kalte Dusche, die mich immerhin aus dem Hitzekoma zurück in eine kurze Wachphase befördert, die knapp zum Treppen runter, einkaufen und Treppen wieder hoch reicht. Zurück mit Matebier und passenden Urlaubssongs wie diesem, diesem oder diesem überlege ich, wie ich meine müden Ersparnisse in Gold verwandeln kann, falls die Inflation dramatisch voranschreitet. Meine Fahrräder könnte ich mit gefälschten Blattgold veredeln.

Wenn die Restenergie es zulässt, radel ich gemütlich ein paar Runden um den Block. Der Fahrtwind ist angenehm, wichtig immer mindestens eine Pulle Wasser dabei haben und ein Schüsselchen! Es kommt nämlich vor, das man auf halbverdurstete ortsunkundige Brieftauben und Kaninchen trifft, die die berliner Wasserstellen nicht kennen. Das Langohr entlarvte sich allerdings doch als ortskundig, mähte die letzten zarten Triebe von frisch gepflanzten Sonnenblumen ab und guckte frech gelangweilt auf die Rettungsversuche.

ortskundiges Kaninchen

Hitze unerschrockene, die nicht nur um den Block eiern und Brieftauben retten, sondern auch bisschen was erleben wollen, können das zum Beispiel mit „Berlin on Bike“ tun!

Quelle: designed by Berlin on Bike

Dort könnt ihr z.B. mit der Fahrradtour über die Geschichte der Street Art viel Wissenswertes und Spannendes entdecken.
Grafiken, Skulpturen und alles was die urbane Street Art zu bieten hat, prägen wie selbstverständlich unser Stadtbild und die Sinne im alltäglichen Berlin-Rausch. Einmal innehalten, genauer und bewußter hinschauen. Erfahrene Guids zeigen und erzählen.
Außerdem gibt’s auch geführte Fahrradtouren zu den Themen Berliner Mauer alternatives Berlin und noch einige andere. Achtet auf die Terminkalender.

Fahrrad-Jubeldemo zum Atomausstieg!

Versierte Leser*innen wissen, das Thema wurde neulich hier schon mal im Blog erwähnt. Freuen können sich nun auch alle diejenigen, die es nicht zu der Nord- und Südtour schaffen. Denn hier ganz regional und jubelnd geht’s durch Berlin am Samstag 18. Juni, Start 13 Uhr, Weltfriedensglocke Volkspark F-hain – natürlich auf dem Fahrrad!

designed by anti atom squat.net

Die Anti-Atom Bewegung feiert den Atomausstieg. Die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland, Emsland, Isar II und Neckarwestheim 2, werden noch dieses Jahr abgeschaltet!

Kommt alle, seit bei diesem historischen Meilenstein dabei, genießt die Sonne und den Erfolg!

Über 50 Jahre Zähne zeigen und gemeinsame Kämpfe gegen den Wahnsinn der Atompolitik zahlen sich aus. Wir werden reden, informieren, trinken, essen und natürlich Spaß haben. Denn es ist nicht vorbei. Wir kämpfen weiter, für eine globale und soziale Klimagerechtigkeit für alle!

via Naturfreunde Berlin

Das ADFC Projekt InnoRADQuick – weltbeste Beispiele für Schnellumbau von Straßen

Weltweit werden in Kommunen und Städten, Konzepte wie „Pop-up-Radwege, autofreie Schulstraßen, geschützte Kreuzungen, grüne Welle fürs Rad, Tempo 30..“ erprobt und angewandt.
„Mehr Platz für Menschen sowie eine wachsende Mobilität durch Fuß- und Radverkehr“. So die Vision. Für Klimaschutz und eine bessere Lebensqualität.

Das ADFC Projekt InnoRADQuick ist eine schöne komprimierte Zusammenfassung, von konkreten Beispielen und Handlungsanweisungen, wie der Umbau zu einer flächendeckenden Fahrradinfrastruktur gelingen kann. Und zeigt auch, das das Rad dazu nicht neu erfunden werden muss. Kann also ganz gut als Fibel verwendet werden.

Quelle designed by ADFC InnoRADQuick 2022

Nationaler Radverkehrsplan 3.0 und Klimaschutzprogramm 2030 heißen beispielsweise die Masterpläne in Deutschland. Gut Ding sollte hier keine Weile haben, beherrscht jedoch leider die zähe Aktionsstruktur in Politik und Verwaltung.
Der größte Anteil der Aktion scheint sich bisher vor allem in der theoretischen Ausarbeitung, wie Planung und Problemanalysen zu manifestieren. Flächendeckend, – trifft auf Deutschland bisher nicht zu. In Berlin wird Friedrichshain-Kreuzberg exemplarisch für den Schnellausbau von Pop-up-Radwegen genannt und Stuttgart. Fünf Fahrradparkhäuser (Berlin) befinden sich derzeit in Machbarkeitsuntersuchungen, das erste soll 2026 fertig werden. Vereinzelt werden Fahrradstraßen, u.a. mit Modalfilter wie versenkbaren Pollern erprobt. In den nächsten drei Jahren (Stand 2019) sollen 60 unfallträchtige Kreuzungen umgebaut werden. Schauen wir in die gängige Praxis, kommt die ketzerische Frage auf, ob es sich dabei um einen Zahlendreher handelt. In 60 Jahren, 3 Kreuzungen.. ? Konkrete strukturelle und mutige Umsetzungen scheinen trotz sichtbarer Teilerfolge noch in den Anfängen und im Konjunktiv zu stecken. Ankündigungen und Machbarkeitsstudien werden als Erfolge gefeiert, die Umsetzungen dazu liegen auf Eis oder kommen nur kleckerweise nach Jahren zum Vorschein. Ob, was und wie beständig die Projekte umgesetzt werden, läge auch am Engagement und Durchhaltevermögen der Mitarbeiter*innen in den Verwaltungen, so die Einschätzung von Verkehrsexpert*innen.

Das Fahrrad als wichtigstes Verkehrsmittel anzusehen, wie es Utrecht tut, würde hier in Deutschland eher noch als Scherz abgetan und mit Unglauben quittiert. Aber mit genau diesem Grundprinzip und Selbstverständnis, hat Utrecht kontinuierlich mit klarer Linie die Fahrradinfrastruktur umgesetzt und entwickelt sie weiter. Fehlende Fachkräfte werden von außerhalb hinzugezogen. Wichtig war es Utrecht auch, die Mobilitätsprojekte immer im Zusammenhang zu sehen die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Mit fünf Hauptrouten durch die Stadt, werden alle Stadtteile mit dem Fahrrad bequem erreicht. Jede(r) Bürger*in soll im Umkreis eines Kilometers eine verbesserte Infrastruktur haben. Der private Autoverkehr, soll so weit wie möglich, auf den Autobahnring ausweichen der um die Stadt führt. Dazu gibt es eine Vielzahl weiterer Strategien, die immer auch mit Bürger*innenbeteiligungen entstehen bzw. entstanden sind.

Auch Sevilla denkt im großen Maßstab und baute das Radwege Basisnetz, flächendeckend und durchgängig, mit Hilfe externer Fachkräfte, in weniger als zwei Jahren aus. Es verbindet alle wichtigen Ziele und Stadtteile und ist klar vom Kfz-Verkehr getrennt.
Es gibt ein öffentliches Fahrrad Verleihsystem, Fahrradparkplätze, angepasste Kreuzungen und Verkehrsberuhigung in der Altstadt. Seit dem ist der Radverkehr, der davor so gut wie nicht vorhanden war, enorm gewachsen. Die flugs für das Projekt zusammengestellte Verwaltung, die vorher quasi keinen Schimmer davon hatte, wie eine Fahrradinfrastruktur ausgebaut wird, arbeitete immer eng mit den Bürger*innen zusammen. Daraus entstanden Know-How, – sehr wichtig: Akzeptanz und ein gelungenes Resultat.

Ähnlich wie in Deutschland, sind in den USA Planung und Umsetzung langwierig. Ab 1990 begann die Theorie, 20 Jahre später, inspiriert durch beispielgebende Städte wie Sevilla, erste praktische Umsetzungen. Die Stadt New York startete als erste, den Schnellausbau von Radverkehrsanlagen. Schnelle, ausführbare, temporäre Komponenten werden erprobt und bis zur dauerhaften Nutzung angepasst. Zugunsten zeitnaher Umsetzung, geht es explizit also nicht um Perfektion. Von den „Quick-build projects“ (Schnellausbaumethoden) profitieren Nutzer*innen sofort und Daten können in Echtzeit ausgewertet werden. Es herrscht Einigkeit darüber – der politische Wille, die Zielsetzung und Finanzen müssen sitzen. Diese Grundvoraussetzungen, ebnen der planerischen Umsetzung den Weg. Ein strukturierter Aufbau von motivierten Teams, Aufteilung der Arbeitsbereiche, Austausch, Workshops und Fortbildungen, sowie Aufstockung von Personal mit Einbeziehung der Bevölkerung bei den Projekten und klare Fristen, garantieren den Prozess und den Erfolg. Jedes Jahr kommen seit Beginn weite durchgängige Fahrradnetze hinzu. Seit 2000 ist die Zahl schwerer Unfälle um 75% gesunken. Mit einer klaren zeitlichen Zielsetzung bis 2025, sollen z.b. auch in Houston, so kilometerlange Radwege gebaut und das Radverkehrsnetz verdichtet werden.

Quelle designed by ADFC InnoRADQuick 2022 – Memphis

Bleibt zu hoffen, das beim Thema Mobilitätswende, die guten Ansätze in Deutschland, die finanziellen Ressourcen, Wille und Kraft, nicht nur in Broschüren, neuen Studiengängen und in endlosen Theoriesitzungen verpuffen. Konkret handeln, umsetzen und dran bleiben! Das Wissen, reale Beispiele und die technischen Möglichkeiten sind ja da.

Eine schwerfällige, dem KFZ-Lobbyismus-verfallene bürokratische Schildkröte ist eine Zumutung, die unser Leben und unsere Welt kostet. Wenn Ergebnisse zum Klimaschutz und Verkehrswende von dicken Gehältern und steilen Karrieren abhängig sind und davon, bis die Autoverkehr-Spezialisten*Innen und Befürworter*Innen bis zur ihrer Pension, bzw. Rente den neuen für Radverkehr Platz machen, sind wir am A.. .

Auffällig bei den Beispielen ist auch, das die Umsetzungen erst nach Regierungs- oder Parteienwechsel starteten. Es ist erschütternd und fatal, den Klimaschutz davon abhängig zu machen, welche Leute es an die politische Spitze schaffen. Das ist kein Thema zum aussuchen! Klimaschutz ist nicht verhandelbar und muss jetzt gemacht werden, unabhängig davon wer das sagen hat.

Weitere Beispiele gibts zum nachlesen in der (online) Broschüre, auch zu Städten wie Barcelona, Stockholm, Paris und London.



Ansturm auf das 9 Euro Ticket

Eine Gruppe von Jugendlichen aus der DDR ist extra aus der Vergangenheit herübergereist, um mit dem 9 Euro Ticket ihre Radtour an die Ostsee abzukürzen.

Raum Zeit Achsen Fahrradausflug DDR Jugend

Sie kamen ohne Pionierhalstuch und ohne Propagandamaterial und mussten während der verhandelnden Gespräche beteuern sich nicht in die aktuelle Politik einzumischen. Läge ihnen fern, kein Interesse. Im Sinne der Völkerverständigung wurde sich darauf geeinigt, den Kurzurlaub zwar zu gestatten aber bitte danach sofort wieder abzureisen und – 9 Euro Ticket hin oder her – die Raum Zeitschleuse wieder zu verschließen. Für derartige Anliegen gäbe es bisher keine ausreichenden politischen Konzepte.

*Außerdem wurde ihnen mitgeteilt, das die Fahrradmitnahme in dem 9 Euro Ticket nicht mit drin ist und extra bezahlt werden muss. Die Bahn rät sogar davon ab, Fahrräder mitzunehmen, da die Züge zu voll dafür sein werden. Auch ein bereits gekauftes Fahrradticket garantiert nicht, dass Fahrräder mitgenommen werden können. Zusätzliche Wagons seien ein Problem, da viele Bahnhöfe noch zu kurz dafür sind.*

Für die Reisegruppe aus der DDR wurde ausnahmsweise ein ausrangierter Wagon bereit gestellt, wohl auch um sie von anderen Fahrgästen zu separieren und die Verwirrung klein zu halten. Radelnd mit Kackeschieberbremsen und historischen Liedern, in Nickis, Minihosen- und Röcken setzte die Gruppe ihre Reise fort.

* = real