Es macht gewiss keinen Spaß, auf einer stark befahrenen Bundesstraße außerhalb der Ortschaft mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Schwerlastverkehr, der mit Tempo Hundert vorbeirast, Autos, die in viel zu geringem Abstand überholen, das Radfahren auf Bundesstraßen gleicht nur zu häufig einem Überlebenstraining. Deshalb sind Radwege an Bundesstraßen sinnvoll und notwendig. Im Straßenbaubericht 2006 der Bundesregierung liest man nun, dass Ende 2005 die Länge der Radwege an Bundesstraßen insgesamt 16.900 Kilometer betrug. Im Jahr 2005 sind 380 km neue Radwege hinzu gekommen. Bei einer Gesamtlänge aller Bundesstraßen von 40.183 km haben nun exakt 41,23 Prozent aller Bundesstraßen einen Radweg. Die Zunahme gegenüber 2004 beträgt ein knappes Prozent. Es ist also noch sehr viel zu tun in den nächsten Jahren.
Leider ist den Zahlen nicht zu entnehmen, wieviel Radwegkilometer davon innerörtlich sind.
Straßenbaubericht 2006 der Bundesregierung (siehe Seite 43) (pdf)
Foto „Schilder“, Copyright by Heiko Blümlein
Monat: Februar 2007
Jan Ullrich und der Rücktritt
Lange war es erwartet worden, heute ist es endlich raus: Jan Ullrich hat auf einer Pressekonferenz seinen Rücktritt vom Radsport bekannt gegeben. Er arbeitet in Zukunft als Berater vom „Team Volksbank“ aus Österreich.
Volle Breitseiten richtete Ulle gegen den Präsidenten des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Rudolf Scharping. Ullrich: „Der hat mir in meiner erfolgreichen Zeit auf die Schulter geklopft und mit einem eigenen Fotografen Bilder gemacht.“ Als der Wind wechselte, habe Scharping Ullrich zur Zielscheibe gemacht. „Es ist wahnsinnig schlecht für den Radsport, wenn er solche Präsidenten hat, die den Sport nicht lieben sondern sich aus persönlichen Motiven profilieren“.
Man mag von der radelnden Apotheke halten, was man will, aber bei den letzten Worten hat Ullrich meine Sympathie.
ActionBikes für Heiligendamm
Die Idee von AktionBikes ist es, in möglichst viele Städten und Dörfern möglichst viele fahrtüchtige Fahrräder zu sammeln und nach Heiligendamm zu bringen, um dort zwischen den Blockaden und Demonstrationen, Camps und Roter Zone schneller unterwegs zu sein.
In der Großstadt gelingt der Überraschungseffekt mit dem plötzlichen Auftauchen aus irgendeinem U-Bahn Ausgang, im Wendland kann eine längere Waldwanderung einen ähnlichen Effekt haben. Doch was tun, wenn wir uns weder im städtischen Nahverkehr noch im dichten Unterholz bewegen können? Mit Rädern ist man auf dem flachen Land an der Ostsee mobil, kann Feld- und Waldwege befahren. Deshalb braucht die G8-Bewegung ActionBikes.
Dissentnetzwerk: ActionBikes
Fahrradakademie für Radverkehrsförderung
Bündnis 90/Die Grünen fordern die Einrichtung einer Fahrradakademie im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans in Deutschland. Die Fahrradakademie soll dazu beitragen, in den Kommunen den Wissensstand zu verbessern und die Maßnahmen des Radverkehrs zu fördern. Zur Zeit geht es um eine Pilotphase von zunächst einem Jahr. Danach soll entschieden werden, ob das Weiterbildungsangebot der Fahrradakademie fortgesetzt wird.
Newsticker des ADFC
Radiopilot: Fahrrad
Radiopilot ist eine Popband. Die Radiopiloten schreiben Songs, weil sie verwirrt, wütend, enttäuscht, verlassen sind. Ein kurzes und schnelles Stück ist „Fahrrad“, aus den Lyrics: „Und wir fahren mit dem Fahrrad um den Platz, dabei frage ich mich selbst was wäre, wenn es dieses Fahrrad gar nicht gibt. Und ich stehe an der Ampel und seh herauf zu den Sternen, dabei frage ich mich selbst was wäre, wenn es uns doch gar nicht gibt in Wirklichkeit.“ Ihr seht einen Mitschnitt vom Konzert am 25. Januar 2007 im Kesselhaus der Kulturbrauerei Berlin.
Radiopilot: Fahrrad (Snippet)
Radiopilot: Fahrrad komplett bei myspace
Radiopilot Homepage
Bewachtes Fahrradparken in Berlin
Während der Fussball-WM im letzten Sommer stand die Berliner Verkehrsinfrastruktur durch großräumige Sperrungen vor großen Herausforderungen. Um den automobilen Kollaps zu vermeiden, wurde von der Senatsverwaltung der Event-Radfahrer propagiert, der via Fahrrad die Fanmeile auf der Straße des 17. Juni, das ZDF-WM-Studio am Potsdamer Platz und das Olympiastadion ansteuert. In der Nähe dieser Events wurden bewachte und 1,- Euro teure Fahrradparkplätze angeboten. Das Pilotprojekt wurde vom Fachbereich „Integrierte Verkehrsplanung“ der TU Berlin evaluiert. Fazit: Die Senatskampagne „Berlin steigt um!“ war erfolgreich. Der Kfz-Verkehr reduzierte sich während der WM um 5%. Das Projekt „Bewachtes Fahrradparken“ war ebenfalls ein Erfolg. 11.500 Radfahrer nutzten diese Möglichkeit, ihr Rad sicher und versichert abzustellen.
Wenn das so ein Erfolg war, dann sollte der Senat schnell eine dauerhafte bewachte Parkmöglichkeit für Fahrräder am neuen Hauptbahnhof schaffen!
Fachgebiet Intergrierte Verkehrsplanung der TU: Bewachtes Fahrradparken in Berlin (pdf)
Bike Kill 2005
Chaos auf den Straßen New Yorks, Orgien der Zerstörung, echte Kotze, praktische Autowut, viel Spaß und heroische Kämpfe auf dem Tallbike. „Bike Kill 2005 The Sequel“ ist Fahrradpunk pur.
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Fahrradwohnung
Im Zusammenhang mit der Ausstellung von Andreas Slominski in Frankfurts Museum für Moderne Kunst haben wir vor einigen Wochen bereits einmal über das Fahrrad als Wohnung berichtet. Brians Fahrrad ist eine richtige Wohnung, er schläft auch im Fahrrad. Das Rad ist im Design den Mondlandefahrzeugen der sechziger Jahre nachempfunden. Mit seinem Rad reist Brian seit etlichen Jahren durch die USA bis herunter nach Mexiko. Cruiserking hat Recht, es wundert einen, dass die Industrie diese Idee noch nicht aufgegriffen und eine Fahrradwohnung auf den Markt gebracht hat, gewissermaßen als holländische Variante der chromglitzenden Mobil-Heime, die man auf amerikanischen Straßen sieht.
bikeportland.org
Photo: Bob Crispin
Berliner Radfahreropferbilanz 2006
Die Berliner Polizei stellte gestern in einer Pressekonferenz die Verkehrsopferbilanz 2006 vor. Zuerst die nüchternen Zahlen:
Fahrradunfälle 2004: 6.089
Fahrradunfälle 2005: 6.606
Fahrradunfälle 2006: 6.504
Anzahl Leichtverletzter bei Fahrradunfällen 2004: 3.700
Anzahl Leichtverletzter bei Fahrradunfällen 2005: 4.118
Anzahl Leichtverletzter bei Fahrradunfällen 2006: 4.002
Anzahl Schwerverletzter bei Fahrradunfällen 2004: 466
Anzahl Schwerverletzter bei Fahrradunfällen 2005: 493
Anzahl Schwerverletzter bei Fahrradunfällen 2006: 512
Anzahl Toter bei Fahrradunfällen 2004: 11
Anzahl Toter bei Fahrradunfällen 2005: 7
Anzahl Toter bei Fahrradunfällen 2006: 9
Die Zahl der verunglückten Radfahrer verbleibt also auf einem hohen Niveau, obwohl das Horrorjahr 2003 mit seinen 24 toten Radfahrern Vergangenheit zu sein scheint. Die Zahl verunglückter Radfahrer muss allerdings im Zusammenhang mit dem Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr gesehen werden, und hier ist eine erfreuliche Nachricht zu vermelden. Der Radverkehrsanteil am Gesamtverkehr ist 2006 um 15 Prozent auf 11,5 Prozent gestiegen. Das immerhin freut den Radfahrer.
Jahrespressekonferenz der Berliner Polizei am 15. Februar 2007
Verkehrsunfälle mit Radfahrern 2005, 103-seitige ausführliche Statistik 2005 der Berliner Polizei
Vierte Fahrradstraße Berlins
Hey, junger Mann, das wäre nicht nötig gewesen, auf dem Bürgersteig zu radeln! Die ganze Straße steht Dir offen! Schließlich nimmt die vierte Fahrradstraße Berlins im Bezirk Mitte langsam Konturen an. Die Linienstraße verbindet den Rosa-Luxemburg-Platz mit dem Nordende der Friedrichstraße und kann die vielbefahrene, nur hundert Meter weiter nördlich gelegene Torstraße ersetzen. Eine kleine Testfahrt ergab, dass man künftig schnell und sicher durch die Linienstraße kommt, die für den Durchgangsautoverkehr gesperrt ist. Nur an drei Stellen sieht man die durchgestrichene Fahrradstraße, an der Tucholskistraße, am Koppenplatz und an der Rosenthaler Straße. Hier wird die Fahrradstraße aufgehoben, um nach der Kreuzung wieder als Fahrradstraße weitergeführt zu werden. Insgesamt wird das Radeln auf der Linienstraße aber deutlich stressfreier sein als das Radfahren auf der gleichermaßen verkehrs- wie ampelreichen Torstraße.
Artikel in der Berliner Zeitung zur Linienstraße
Fahrradmärchen
Beim Fliegen muß man die Luft aus den Fahrradreifen lassen, sonst platzen sie im Frachtraum. – Fahrradreifen mit abgefahrenem Profil sind gefährlich, besonders bei Regen. Aquaplaning droht! – Wer ohne Helm vom Rad fällt, spielt mit seinem Leben. – Spätestens wenn man sich zwischen Autos wagt, braucht man aber einen Helm. – Kinder sind bei einem Sturz besonders gefährdet. – Kind, halt dich rechts, dann passiert dir nichts! – Kind, brems hinten! – Radwege sind sicher. – Straßen sind gefährlich. – Auf Schnee fahren ist schwierig und sehr gefährlich. – Je mehr Reflektoren am Rad sind, um so sicherer fährt man bei Nacht. – Das Rücklicht sieht man sowieso nicht. – Vergammelt aussehende Fahrräder werden seltener geklaut. – Wenn Speichen reißen, waren sie vorher zu fest gespannt. – Das Benutzen von Kopfhörern beim Radfahren ist gefährlich und verboten, weil man damit nichts mehr hört. – Auch Radfahren gefährdet die Umwelt.
Die Auflösung der Fahrradmärchen findet man bei Wolfgang Strobel.
Der leichtsinnige Radfahrer
Zum Montag eine kleine Radfahrerschule von Jaques Tati. Der Postbote Francois hat nur ein Motto „Rapidité – Geschwindigkeit!“. Mit seiner Dienstauffassung wirbelt er die dörfliche Idylle durcheinander.
[youtube]gXrvRlpOOzY[/youtube]
Fahrraddieb
„Ich bin der Fahrraddieb!“ Diese gesungene Selbstbezichtigung stammt von der amerikanischen Ostküsten-Elektro-Kapelle „Freezepop“. Der Song „Bike Thief“ erschien 2003 als Single in kleiner Auflage. Als Freunde des Zweirads distanzieren wir uns ausdrücklich von der impliziten Aufforderung zum Fahrraddiebstahl!
Homepage von Freezepop
Fahrradbildungsurlaub – Themen, die bewegen
1976 wurde von der Bundesregierung das Recht auf Bildungsurlaub verabschiedet. Bildungsurlaub liegt im Zuständigkeitsbereich der Bundesländer, daher unterscheiden sich die Gesetze und Verordnungen. In der Regel haben jedoch alle Arbeitnehmer, die länger als 6 Monate in einem Arbeitsverhältnis stehen, Anspruch auf Bildungsurlaub bei Lohnfortzahlung. Knapp 3% nehmen diesen Anspruch wahr. Die Heinrich-Böll-Stiftung Berlin bietet Fahrradbildungsurlaube zu verschiedenen politischen Themen an.
Infos unter: www.fahrradbildungsurlaub.de
Fahrradlift in Trondheim Norwegen
In hügeligen Städten ist der Fahrradverkehr in der Regel niedrig. Dass in der drittgrößten norwegischen Stadt Trondheim trotz vieler Hügel eine große Zahl von Menschen mit dem Rad unterwegs ist, liegt unter anderem am Fahrradlift „Trampe“. Der Lift ist seit 1993 in Betrieb und absolviert durchschnittlich 20 bis 30.000 Fahrten pro Jahr. Der 130 Meter lange Lift befördert die Radfahrer mit einer Geschwindkeit von 2 Metern pro Sekunde nach oben und hat eine Kapazität von 300 Radfahrern pro Stunde, alle 12 Sekunden kann der nächste Radfahrer starten. Bisher hat es noch keinen einzigen Unfall gegeben.
Fahrradlift TRAMPE
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