Die App SimRa für mehr Sicherheit im Radverkehr

Wenn man die Sicherheit des Radverkehrs verbessern will, dann ist es wichtig, Verkehrsunfälle mit Radfahrern zu analysieren. Auch die Analyse von Beinahe-Unfällen kann helfen, Orte in der Stadt zu finden, an denen sich Gefahrensituationen häufen. Eine Arbeitsgruppe vom Fachgebiet Mobile Cloud Computing der TU Berlin hat nun eine App entwickelt, die Daten zu gefährlichen Situationen im Radverkehr sammeln möchte.

Das funktioniert so: wie jede andere Tracking-App auch startet man die App SimRa, bevor man zu einer Radfahrt aufbricht. Die App greift auf die GPS-Positionsdaten zurück und speichert so die zurückgelegte Wegstrecke. Zusätzlich werden Ereignisse gespeichert, etwa, wenn die Beschleunigungssensoren im Smartphone registrieren, dass der Lenker plötzlich zur Seite gerissen wird.

„Im Anschluss an die Fahrt werden die Radfahrende gebeten, diese detektierten Gefahrensituationen zu kategorisieren und zu annotieren, etwaige nicht detektierte Gefahrensituationen zu ergänzen und einen Upload auf die Projektserver frei zu geben.

Um den Teilnehmenden zu jedem Zeitpunkt volle Kontrolle über ihre Daten zu geben, werden alle Daten zunächst nur lokal in der App erfasst. Erst im Anschluss an die Fahrt können Teilnehmende die erfassten Daten einsehen und ganz oder in Teilen (bspw. nur Gefahrendaten aber keine Routendaten), wahlweise komplett anonym oder pseudonymisiert zum Upload freigeben.“

Je mehr Radfahrer diese App nutzen und damit den Datenbestand über Fast-Unfälle anreichern, desto wertvoller sind die Daten. Die Forscher schätzen, dass es ab einer Datenbasis von vielleicht 50.000 Radfahrten möglich ist, Schlussfolgerungen aus dem Datenbestand zu ziehen.

Zur Zeit ist diese kostenlose App nur für Android verfügbar, andere Systeme sollen aber nachgeliefert werden. Mein Handy mit grottenaltem Android-Betriebssystem ist leider ausgesperrt. Bislang ist die App gerade mal von 50 Nutzern installiert worden. Ihr habt also die Chance, bei den allerersten Testern dabei zu sein.

Technische Universität Berlin: SimRa: Sicherheit im Radverkehr
Google Playstore: SimRa

Fahrräder und E-Bikes werden in Belgien gut 12% billiger

Anfang der Woche hat der Finanzausschuss des belgischen Parlaments auf Antrag der Sozialistischen Partei beschlossen, die Mehrwertsteuer für Fahrräder und E-Bikes von 21 % auf 6 Prozent zu reduzieren. Wenn die Europäische Kommission den Gesetzentwurf abnickt, werden die neuen Mehrwertsteuersätze bereits ab dem 1. April wirksam.

Der belgische Politiker Laurent Devin begründete den Gesetzesvorstoß so: „Eine direkte Reduzierung der Rechnung um 15% ist eine starke Maßnahme, um das Radfahren in unserem Land zu fördern.“ Das ist zwar nicht ganz richtig, denn eine Senkung der MwSt von 21 auf 6 Prozent führt zu einer effektiven Senkung des Kaufpreises um 12,4%. Dennoch macht es für den Käufer einen Unterschied, ob er zum Beispiel 1.000,- € oder 876,- € für sein neues Fahrrad zahlt.

Im vorletzten Jahr 2017 wurden in Belgien 445.000 Fahrräder verkauft, darunter waren 218.000 E-Bikes. Seit dem Jahr 2009 ist den EU-Staaten erlaubt, die Mehrwertsteuer für Fahrradreparaturen zu senken. Neben Finnland, Griechenland, Irland, Luxemburg, Malta, Polen, der Slowakei und den Niederlanden hat Belgien den Mehrwertsteuersatz für Reparaturen umgehend gesenkt.

Forbes: Belgium Reduces Sales Tax On Bicycles from 21 to 6% To Boost Health, Reduce Congestion

Die Yorckbrücke Nummer fünf

Das Ding hat das Zeug dazu, zu einer Ikone des Radverkehrs zu werden. Gemeint ist die Yorckbrücke Nummer fünf. Die Yorckbrücken sind ein gut 500 Meter langer von einst rund 45 Eisenbahnbrücken überspannter Abschnitt der Yorckstraße zwischen Schöneberg und Kreuzberg. Von den früher 45 Brücken sind neun noch in Betrieb, 24 weitere Brücken sind noch vorhanden, aber nicht mehr in Betrieb und 12 sind komplett verschwunden.

Eine besondere Stellung nimmt die Brücke Nummer fünf ein. Sie wurde 1875 gebaut und ist damit die älteste noch erhaltene Brücke über die Yorkstraße. Da sie unter Denkmalschutz steht, wurde sie 2012 vom Eigentümer Deutsche Bahn für 432.000.- € aus Mitteln des Stadtumbaus West saniert. Vier Jahre später, 2016, äußerte die Bauverwaltung Bedenken hinsichtlich der Standsicherheit der Brücke. Wenn ein schwerer Lkw eines oder beide Stützenpaare der Brücke wegfegt, könnte die Brücke einstürzen. Eine Nutzung der Brücke als Fußgänger- und Fahrradbrücke sei deshalb nicht zulässig. Also muss die Brücke für 800.000,- € erneut ausgehoben und verstärkt werden.

Gestern gab es endlich eine Einigung zwischen den Beteiligten. „Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und der Bezirk Tempelhof-Schöneberg haben sich mit der DB Netz AG über die Ertüchtigung der Yorckbrücke 5 als neue Fuß- und Radwegebrücke geeinigt.

Die DB Netz AG wird die Planungen und Bauleistungen für die Herstellung dieses wichtigen Teils der Fuß- und Radwegeverbindung in den Gleisdreieckpark übernehmen. Die neue Fuß- und Radwegeverbindung wird dauerhaft an das Land Berlin übergeben. Das Land übernimmt anschließend die Unterhaltungskosten der neuen Brückenverbindung.“

Baubeginn soll nach aktuellem Stand im Sommer 2020 sein. Wenn die Brücke fertig ist, wird es eine weitere attraktive Radverbindung zwischen dem Park am Gleisdreieck und dem Radweg Richtung Südkreuz geben. Diese neue Verbindung wird dann unter der Monumentenbrücke hinduchführen und auf die Bautzener Straße stoßén. An der Bautzener ist ein Radweg zwischen den neu errichteten Häusern auf der Ostseite der Bautzener und der S-Bahn auf Kosten des Eigentümers der Neubauten bereits fertig gestellt (siehe Foto). Dann geht es über Yorkkbrücke 5 und das Dach eines Biosupermarktes wieder in den Park am Gleisdreieck zurück. Allerdings gibt es für diese Verbindung einen Wermutstropfen: der neue Weg wird nur solange existieren, bis die Bauarbeiten für die S-Bahnlinie S 21 einsetzen, aber das kann noch ein/zwei Jahrzehnte dauern.

Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg: Fuß- und Radwegeverbindung über die Yorckbrücke 5 kommt!
gleisdreieck-blog: Baudenkmal Yorckbrücke Nr. 5 – eine pragmatische Lösung in Sicht?
gleisdreieck-blog: Festival der Fehlplanungen am Yorckdreieck – wegen der großen Nachfrage verlängert

28 Runden im Linksverkehr um den Kotti

Unter dem Motto „Radlerinnen der Welt: Schaut nicht weg, schaut auf diese Stadt!“ will „Die PARTEI“ das „schon erhebliche Weltverbesserungspotential “ der Critical Mass steigern. Am Freitag, dem 29. März um 19:33 Uhr ruft die Partei dazu auf, 28 Runden im Fahrradlinksverkehr unter Polizeischutz um das Kottbusser Tor herum zu fahren. „Als Vorwand dazu dient der Brexit, der an diesem Tag stattfindet. Zur Stärkung werden wir eine Fish`n Chips Bude aufbauen und später eine englische Mottoparty, das Theresa-May-Fest, veranstalten. Für schönes Wetter ist gesorgt.“