Komplettes EU-Land stellt auf kostenlosen Nahverkehr um

Luxemburg zählt unter den EU-Staaten zwar zu den kleineren Ländern, aber immerhin ist es – flächenmäßig gesehen – etwa dreimal so groß wie Berlin. Das Land hat gerade eine neue Regierungskoalition aus Liberalen, Grünen und Sozialisten bekommen und die hat die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns, einen kostenlosen öffentlicher Nahverkehr und die Legalisierung von Cannabis beschlossen.

Der Plan von Premierminister Xavier Bettel sieht vor, ab dem Sommer 2019 alle Züge, Straßenbahnen und Busse ticketfrei zu machen. Noch nicht geklärt ist, wie mit der ersten und zweiten Klasse in Zügen verfahren werden soll. Im Sommer diesen Jahres wurde bereits der kostenlose öffentliche Nahverkehr für Kinder und junge Erwachsene bis zum 20. Lebensjahr eingeführt.

In Luxemburg leben etwa 600.000 Menschen, davon knapp über 100.000 in der gleichnamigen Hauptstadt. Allerdings strömen auch große Mengen an Pendlern aus aus den Nachbarländern Belgien, Frankreich und Deutschland nach Luxemburg. Daher herrscht rund um die Hauptstadt in der Zeit zwischen 7:30 und 9:00 Uhr sowie zwischen 17:00 und 18:30 Uhr auf zahlreichen Straßen häufig Stau.

The Guardian: Luxembourg to become first country to make all public transport free

Ergebnisse des Tagesspiegel-Projekts Radmesser

Im August dieses Jahres startete die Zeitung Tagesspiegel das Projekt „Radmesser“. Sie stattete einhundert Berliner Radfahrer mit selbstkonstruierten Sensoren aus, um die durchschnittlichen Überholabstände von Kraftfahrern zu dokumentieren. Die Radfahrer schwärmten in alle sechzehn Bezirke der Stadt aus und legten bis zum 11. November eine Gesamtstrecke von 13.300 Kilometern zurück. Durchschnittlich war also jeder Radfahrer 130 Kilometer in Berlin unterwegs.

Auf der Strecke wurden 16.700 Überholmanöver von Autos, Lastern, Bussen, Motorrädern und Rollern dokumentiert. Überholvorgänge mit einem Abstand von weniger als 1,5 Metern wurden als „eng“ bewertet. 9402 mal wurde zu eng überholt, das heißt, dass weit mehr als jeder zweite Überholer den Sicherheitsabstand nicht einhält. 3019 mal wurde sogar mit weniger als einem Meter Abstand überholt und 192 Autofahrer überholten mit einem Abstand von unter 50 Zentimetern. Wenn die Polizei jeden Überholvorgang der Testfahrergruppe gemessen hätte, dann ergäbe das bei einem Bußgeld von 30, € pro Engüberholer eine Gesamtsumme von 282.060 €.

Eine ältere australische Studie hatte ergeben, dass Radfahrer mit Helm durchschnittlich enger überholt werden. Bei dem Projekt Radmesser war es genau anders herum. Das Geschlecht spielt keine Rolle, ob Mann oder Frau spielte beim Radmesser-Projekt keine Rolle. Auch das Alter hat keinen Einfluss auf die durchschnittlichen Überholvorgänge. Allerdings wurden Radfahrer mit Kindern in größerem Abstand überholt, allerdings gerade einmal 8,4 Zentimeter.

Soweit die ersten Ergebnisse des Projektes. Am kommenden Montag legt der Tagesspiegel noch einmal nach und veröffentlicht eine interaktive Karte mit allen Strecken und den gefährlichsten (aber auch den sichersten) Stellen. Bereits jetzt steht fest, dass in Berlin jeden Tag viele Tausend Radfahrer durch Engüberholer gefährdet werden. Dringend notwendig wäre die Ausrüstung der Fahrradstaffel mit geeichten Abstandssensoren, um diese Art der Gefährdung überhaupt erst dokumentieren zu können.

Projekt Radmesser