Kopenhagen (19 Mio.), Groningen (85 Mio.) und Berlin (? Mio.)

Zur Zeit scheinen sich viele Städte zu überbieten in den Anstrengungen für den Radverkehr. In Kopenhagen wurde gerade ein Budget von 19 Millionen Euro für das kommende Haushaltsjahr beschlossen, um die Bedingungen für das Radfahren noch angenehmer zu machen. Mit dem Geld sollen veraltete Radwege ein upgrade erhalten, Schulwege sollen sicherer werden und mehr und bessere Fahrradabstellplätze sollen an Mobilitätsstationen entstehen. Ebenfalls sehr viel will die niederländische Stadt Groningen investieren. In den kommenden fünf Jahren soll für eine Gesamtsumme von 85 Millionen Euro ein Fahrradtunnel gebaut werden, neue Fahrradstraßen angelegt werden, 5.000 zusätzliche Fahrradparkplätze entstehen und die Fahrradhauptrouten sollen im Winter schneefrei gehalten werden.

Und Berlin? Hier muss man die Gespräche zur Regierungsbildung abwarten. Vielleicht können sich die künftigen Koalitionspartner darauf einigen, bereits jetzt ein Schild an der Beusselstraße am Eingang zum Berliner Großmarkt aufzustellen: „Achtung! Radfahrer kreuzen“.

Cycling Industry News: Copenhagen granted near €19 million for cycling upgrades in 2017 budget
ECF: Groningen spending €85,000,000 on cycling

Luftverschmutzungsproblem gelöst

Vorgestern noch hatten Aktivisten des Radentscheids vor dem Roten Rathaus gegen die Vergiftung der Luft durch Verkehrsabgase protestiert und heute hören wir aus den Niederlanden, dass Forscher die Lösung für das Problem der Luftverschmutzung gefunden haben. Vorgestellt wurde in Amsterdam der Prototyp eines riesigen Außenstaubsaugers. Es ist ein großer, etwa acht Meter langer Industriefilter aus Stahl, der auf dem Dach von Gebäuden installiert wird. Das Gerät kann etwa 800.000 Kubikmeter Luft in einer Stunde durch das System jagen und dabei 100 % aller Kleinpartikel sowie 95 % aller ultrakleinen Partikel wegfiltern. Die Luft im Umkreis von etwa dreihundert Metern um die Anlage wird damit entscheidend sauberer.

Problem erkannt, Problem gebannt. Nun muss nur noch ein Forscher auf die Idee kommen, ein Windrad hinter den Staubsauger zu stellen, da, wo die ganze picobello Luft rauskommt. Mit dem Strom aus dem Windrad könnten wir den Staubsauger antreiben. Wir hätten ein perfektes Perpetuum Mobile. Alle Dieselfahrzeuge können weiter lustig durch die Stadt stinken, macht ja nichts, wird ja eh gleich weggefiltert. Und einmal in der Woche kommt die BSR, um die Staubsaugerbeutel auszutauschen.

FRance24: Dutch unveil giant vacuum to clean outside air

14. Radtote in Berlin im Jahr 2016

Gestern starb eine 32 Jahre alte Radfahrerin in der Beusselstraße, nachdem sie von einem rechtsabbiegenden Lastkraftwagen überfahren worden war. Mit der jungen Frau sind bereits 14 Radfahrer in diesem Jahr auf Berliner Straßen umgekommen. Wir wollen nicht weiter hinnehmen, dass in jedem Jahr mehr Radfahrer zu Tode kommen. Kommt heute um 19:30 Uhr zu einer Mahnwache an der Beusselbrücke, um unserer Trauer Ausdruck zu verleihen und die Politiker in dieser Stadt aufzufordern, endlich wirkungsvolle Maßnahmen zu regreifen, damit das sinnlose Sterben ein Ende hat.

Montag, 24. Oktober 2016 um 19:30 Uhr: Mahnwache an der Beusselbrücke vor dem Eingang zum Berliner Großmarkt

Einfacher Trick schützt Radfahrer

Eigentlich ist dieser Beitrag in einem Autofahrerblog besser aufgehoben. Für diese Zielgruppe hat „DRadio Wissen“ einen kurzen Spot produziert, der helfen soll, dass einem das Öffnen einer Autotür mit der rechten Hand in Fleisch und Blut übergeht. Denn jedes Jahr werden zahlreiche Fahrradfahrer verletzt oder getötet, weil Autofahrer beim Tür öffnen nicht achtsam genug sind.

Aber für jeden Radfahrer sollte es ebenfalls zur Gewohnheit werden, mit genügend Abstand an einem parkenden oder haltenden Auto vorbeizufahren. So kann erst gar nicht eine gefährliche Situation entstehen.

DRadio Wissen: Getürte Radfahrer

Neuköllner Stickoxid- und Feinstaubwarnsystem

In Berlin sind insgesamt 16  Anlagen an vielbefahrenen Hauptstraßen installiert, um täglich Messungen von Stickoxid und Feinstaub durchzuführen. Die Daten werden am Folgetag vom Umweltbundesamt (UBA) veröffentlicht. Danach passiert mit den Messwerten nichts mehr, obwohl die Kommune eigentlich verpflichtet ist, wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen, wenn die Messergebnisse über den in der EU zulässigen Höchstwerten liegen.

Die „Initiative Fahrradfreundliches Neukölln“ will das nicht weiter einfach hinnehmen und hat das mehrsprachige „Neuköllner Stickoxid- und Feinstaub-Warnsystem (NSFW)“ ins Netz gestellt. Auf ihrer Seite kann man die dem Wohnort oder dem Arbeitsweg nächstgelegene Messstelle ermitteln und die aktuellen Daten dieser Messstelle auslesen. Neben den aktuellen Werten werden auch die Durchschnittswerte sowie die Tage, an denen die Grenzwerte in den zurückliegenden zwölf Monaten überschritten wurden, dargestellt. Außerdem erhält man automatisch Warnmeldungen per E-Mail, wenn eine Messstation nahe des Wohnortes einen zu hohen Messwert registriert.

„NSFW möchte die Bevölkerung nicht nur informieren, sondern auch zum Protest gegen die dauerhafte Luftverschmutzung aufrufen“, sagt Yvonne Hagenbach vom Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln. „Denn Politik und Verwaltung bleiben trotz der Gesundheitsrisiken der hohen Luftverschmutzung tatenlos“, so Hagenbach weiter. Während beispielsweise in Stuttgart seit Anfang dieses Jahres an besonders schadstoffreichen Tagen Feinstaubalarm ausgelöst werde und die Menschen zum Autoverzicht aufgerufen werden, mache die Berliner Verwaltung nichts.

Initiative Fahrradfreundliches Neukölln
Initiative Fahrradfreundliches Neukölln: Neuköllner Stickoxid- und Feinstaub-Warnsystem

Bundeszuschüsse für den Bau von Radschnellwegen

Laut einem Bericht der „Saarbrücker Zeitung“ plant Bundesbauminster Dobrindt (CSU) eine „millionenschwere Finanzspritze“ für den Bau von Schnellradwegen in Deutschland. Dobrindt: „Diese Entwicklung wollen wir mitgestalten und dafür sorgen, dass das Rad weiter an Attraktivität gewinnt.“ Das Förderprogramm soll voraussichtlich 25 Millionen Euro betragen. Damit Bundeszuschüsse direkt für den Bau von Fahrradschnellwegen geleistet werden können, soll das Bundesfernstraßengesetz geändert werden. Detailregelungen würden „schnellstmöglich abgeschlossen“, ließ das Ministerium verlauten. Der Meldung ist nicht zu entnehmen, ob das Förderprogramm einmalig ist oder Jahr für Jahr neu aufgelegt werden soll. Wenn man davon ausgeht, dass sich 16 Bundesländer um Fördermittel bemühen und die Gelder nach dem Gießkannenprinzip verteilt werden, erhält jedes Land eine Summe von 1,56 Lillionen Euro.

Saarbrücker Zeitung: Dobrindt legt Förderprogramm für Radschnellwege auf

Eurobike in Friedrichshafen 2018 früher und ohne Publikumstag

Einerseits gilt die Eurobike in Friedrichshafen am Bodensee als europäische Leitmesse für Produkte rund um das Fahrrad. Jahr für Jahr ziehen mehr Aussteller auf größerer Fläche mehr Besucher an. Andererseits ist aber auch eine Absetzbewegung verschiedener Fahrradhersteller zu verzeichnen. So hat die ZEG – Europas größter Zweirad-Fachhandelsverband – bekannt gegeben, ab dem kommenden Jahr nicht mehr an der Branchenmesse in Friedrichshafen teilzunehmen und stattdessen eine eigene Hausmesse zu veranstalten. Schon länger nicht mehr am Bodensee dabei ist die amerikanische Firma Kona. Es droht eine Defragmentierung der Branche in einzelne Haus- und Ordermessen mit Eventcharakter.

Nun hat die Messeleitung die Reißleine gezogen und kündigt für das Jahr 2018 eine Neukonzeption der Eurobike an. Die Fahrradmesse wird um knapp zwei Monate nach vorn gezogen und beginnt am Sonntag, dem 8. Juli 2018. Ob die Messe drei oder vier Tage dauern wird, ist noch ungewiss. Sicher ist aber jetzt schon, dass die Publikumstage am Ende der Messe ersatzlos wegfallen. Die Messe soll nur noch für Fachbesucher offen sein.

Eurobike: Eurobike stellt die Weichen neu

Radverkehr in Berlin im September 2016

Der September 2016 zeigte sich in Berlin mit einer langanhaltenden Hochdruckzone und durchweg hohen Temperaturen. Das Thermometer stieg verlässlich auf über zwanzig Grad, Regen gab es wenig und nur an zwei Tagen in der Mitte des Monats.

Das gute Spätsommerwetter spiegelt sich auch in den Zahlen der automatischen Radverkehrszählstellen. An allen zehn Radfahrerzählstellen zusammengenommen wurden im September 2016 exakt 1.633.863 Radfahrer gezählt. Verglichen mit dem September 2015 (1.346.940 Radfahrer) ist das eine Zunahme um 21,3 %. Dieser Anstieg führte dazu, dass an sieben der zehn Radzählstellen der September 2016 der Rekordmonat aller gemessenen Monate ist. Auf der Oberbaumbrücke wurden zum Beispiel im vergangenen Monat 414.804 Menschen auf Fahrrädern registriert, ein Jahr zuvor waren es noch 332.155 Radfahrer. Das ist umso bemerkenswerter, als normalerweise in den Monaten Juni, Juli und August die stärksten Radverkehrsmengen gezählt werden.

Kombiniert man die objektiven Zahlen der Zählstellen mit den Ergebnissen der händischen Radverkehrszählungen, die in den vergangenen Jahrzehnten durchgeführt wurden, dann ergibt sich daraus, dass der Radverkehr in Berlin im September 2016 sein stärkstes Volumen seit Anfang der sechziger Jahre hatte.


Entwicklung des Fahrradverkehrs in Berlin von 1951 bis 2015

Größere und lesbare Version dieser Grafik bei: Fahrradverkehr-Pegelzählungen Berlin Jahresbericht 2015, Seite 3 (pdf-Dokument)

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Automatische Dauerzählstellen für den Radverkehr in Berlin