Nicolas Kayser-Bril betreibt Datenjournalismus. Er recherchiert öffentlich zugängliche Informationen, bereitet sie auf, analysiert und publiziert sie. In seinem jüngsten Blogbeitrag untersucht er die tödlichen Verkehrsunfälle von Fußgängern und Radfahrern in Berlin in den vergangenen zehn Jahren.
Kayser-Bril: „Seit 2008 in Berlin wurden ungefähr 190 Fußgängerinnen und 100 Fahrradfahrerinnen umgebracht. Die Totschläge wurden von Fahrern von Mercedes, Opels und Renault Trucks begangen. Ich wollte wissen, wer die 290 Täter waren.“
Bei 88 von insgesamt 290 Fällen konnte Kayser-Bril Informationen beschaffen. Seine Recherche ergab, dass 90 Prozent der Täter männlich sind. Abgesehen von einigen Ausnahmen wurde kein Täter verhaftet. Sehr viele Beschuldigte durften den Führerschein behalten. Und: es ist nicht ungewöhnlich, dass Richter den Opfern eine Mitschuld vorwerfen
Sein Resumee: „Eine kleine, fast nur männliche Gruppe von Autofahrern, unterstützt von der Polizei und der Justiz, besitzt das enorme Privileg, andere töten zu dürfen, ohne dabei erhebliche Folgen fürchten zu müssen. Ihren Opfer, meistens Fahrradfahrerinnen und Fußgängerinnen, wird oft die Schuld vorgeworfen wenn sie versuchen, am Leben zu bleiben. Solange diese Kultur der Straflosigkeit weitergeht werden Fahrradfahrerinnen und Fußgängerinnen weiter sterben, und Berlin wird die gefährlichste Großstadt Europas bleiben.“
Blog nkb: Lizenz zum Töten