Ein Brief an die Kanzlerin

Manfred Neun ist der Präsident des European Cyclists‘ Federation (deutsch: Europäischer Radfahrer-Verband, abgekürzt ECF) und in dieser Funktion gewissermaßen der oberste Fahrradlobbyist nicht nur Deutschlands sondern ganz Europas. Neun schrieb Anfang Dezember letzten Jahres einen freundlich formulierten Offenen Brief mit der Überschrift „Zukunftsinvestitionen – Chefsache Fahrrad“ an die Kanzlerin.  Er beklagte den geringen Stellenwert der Fahrradpolitik in Deutschland und legte seinem Brief eine Vorschlagliste zu kombinierten umwelt- und verkehrsrelevanten Investitionen in Deutschland und in Europa bei. Er schloss seinen Offenen Brief mit den geradezu devoten Worten: „Ich wünschen Ihnen Kraft, Ehrhardsches Augenmaß, und freue mich auf Ihre Antwort.“

Daraufhin passierte … gar nichts. Keine Antwort, keine Eingangsbestätigung, einfach gar nichts. Ende Mai fasste Manfred Neun noch einmal nach. In seinem zweiten Brief fragte Neun, ob der Ausbau der Fahrradmobilität seitens der Deutschen Bundesregierung weiter so nachrangig behandelt werden wird. Am 23. Juni 2009 bequemte sich das Bundeskanzleramt zu einer Antwort. Formuliert wurde diese Antwort von Dirk Pung-Jakobsen, immerhin Leiter des Referats Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung, und diese Antwort strotzt nur so vor Ignoranz und Arroganz. In dürren Worten und ganzen sechs Sätzen bestätigt Pung-Jakobsen den Eingang des Briefes und schreibt: „Die Förderung des Radverkehrs ist fester Bestandteil der integrierten Stadt- und Verkehrspolitik der Bundesregierung.“ Unkonkreter gehts wirklich nicht. Dann verweist er auf die Webseite des Bundesministeriums für Verkehr zum Fahrradverkehr, als ob der Chef des ECF Nachhilfe im Surfen benötigen würde. Besonders peinlich ist der Satz: „Ihr offener Brief vom 9. Dezember 2008 liegt hier leider nicht vor.“ Mit anderen Worten: Ihren Brief vom Dezember haben wir leider verschlampt.

Wenn irgendein Radfahrer darüber nachdenkt, am 27. September die CDU zu wählen,  dann empfehle ich dringend, den Antwortbrief des Bundeskanzleramtes zu lesen. Er wird danach ganz gewiss kuriert sein.
via: ADFC: Radverkehr ist keine Chefsache
Offener Brief von Manfred Neun (pdf-Dokument)
Nachfassbrief von Manfred Neun (pdf-Dokument)
Antwort des Bundeskanzleramtes (pdf-Dokument)

Treskowallee in Karlshorst – Radfahren auf Fußwegen bald erlaubt?

Gehweg, Radfahrer freiIn Berlin-Karlshorst soll Radfahren scheinbar auf einigen Fußwegen erlaubt werden. So berichtet heute die Berliner Zeitung. Zum Artikel.

Zum einen wird dort über die Treskowallee geschrieben, auf der es tatsächlich nicht möglich ist, einen Radweg oder Radstreifen einzurichten – deshalb will man dort Radfahren auf Gehwegen erlauben. Aber auch Nebenstraßen, die wegen ihres Kopfsteinpflasters unangenehm zu fahren sind, sollen Fußgängerwege mit Fahrradfreigabe bekommen.

Die Treskowallee zwischen S-Bahnhof Karlshorst und U-Bahnhof Tierpark ist ein besonders schwieriger Fall, da nur komplizierte Ausweichrouten zur Verfügung stehen, sofern man auf Asphaltierung Wert legt. Fast alle Parallelstraßen sind Einbahnstraßen, meist mit Kopfsteinpflaster. Der Versuch, die Treskowallee „fahrradfreundlich“ zu machen, kann nur scheitern.

Für Radfahrer heisst es entweder „Augen zu und durch“, oder Nebenstrecken suchen. Das tun offenbar viele Radfahrer, denn der Radweg auf der Treskowallee zwischen Wuhlheide und S-Bahnhof Karlshorst wird kaum genutzt. Die S-Bahn-Unterführung in Karlshorst ist eng und dürfte vielen Radfahrern Angst einflößen. Eine wichtige, seit etwas über einem Jahr nicht mehr für Radler freigegebene Alternative ist die Eisenbahnbrücke am Blockdammweg. Die Fahrradfreigabe hat man hier entzogen, weil das Geländer dafür zu niedrig sei. Besser ist die Eisenbahnunterführung Am Carlsgarten – hier sind seit kurzem Autos ausgesperrt, Radfahrer aber ausdrücklich willkommen. Sie ist sehr hilfreich für Radfahrer, die in Richtung Köpenick oder Biesdorf unterwegs sind.

In Karlshorst ist man einigermaßen aufgeschlossen gegenüber Radfahrern, viele Parks dürfen befahren werden und bei vielen Fahrverboten hat man Ausnahmen für Radfahrer gemacht. Schwierig ist für Karlshorster das Erreichen des Europaradweges R1 über die Liepnitzstraße, denn diese ist an der Kreuzung zum Hönower Wiesenweg nur für Anlieger freigegeben (in der verlinkten Karte verläuft der Europaradweg auf dem Hegemeisterweg), . Von der anderen Seite kommend (in der Karte Weg 7 -> Am Walde) hat man die Radfahrer übrigens nicht vergessen, hier sind Anlieger und Radfahrer frei. Hat man es – legal oder illegal – auf den Europaradweg geschafft, so kommt man auch nicht weit – der Nachbarbezirk Treptow-Köpenick hat beim Weg durch die Wuhlheide ein Grünanlagenschild ohne Fahrradfreigabe aufgestellt.

Aber zurück zur Treskowallee – der Bezirk scheint hier durchaus bereit zu sein, auch Geld in die Hand zu nehmen, um die Situation für Radfahrer zu verbessern. Oftmals sind Radfahrer gar nicht auf Hauptverkehrsachsen angewiesen, sondern wünschen sich einfach nur Möglichkeiten, diese qualitativ hochwertig zu umfahren. Warum also nicht das Geld in die Hand nehmen, um Parallelstraßen fahrradtauglich zu machen und diese Wege einfach ausschildern?

Die Evolution des Fahrrads

Ich habe lange nicht mehr einen Blick in die Wochenzeitung Die Zeit geworfen, aber im Urlaub nimmt man gern mal wieder das Blatt zur Hand. Neu bei der Zeit ist die Seite Infografik im Wissenssteil. Dort werden auf kurzweilige Art Themen wie „Menschen auf dem Mond“ grafisch aufbereitet. In dieser Woche geht es in der Infografik um die Evolution des Fahrrads. Seit der Erfindung des Laufrades durch Karl Friedrich Drais im Jahre 1817 bis zu den Rennmaschinen, die bei der Tour de France starten, war es ein weiter Weg. Die Zeit zeigt in ihrer Übersicht einige Innovationen auf, die das Rad verändert haben. Die wichtigsten Erfindungen wurden Ende des 19. jahrhunderts gemacht: 1875 kam die erste Fahrradlampe, 1885 der Kettenantrieb  und 1888 der Luftreifen. Verglichen damit waren die Neuerungen des 20. Jahrhunderts im Fahrradbau nur marginal: 1928 kam die erste Kettenschaltung auf den Markt und erst 1976 gab es das erste Fahrrad aus Aluminium.
Link wird nachgereicht, sobald Die Zeit ihre Grafik online stellt.

Falkensee – Polizei auf Rädern

In brandenburgischen Falkensee gibt es nun eine Fahrradstaffel der Polizei. Vier gut trainierte Polizisten sind in spezieller Uniform in Falkensee und im Havelland unterwegs. Als Vorteil sieht man einerseits die bessere Ansprechbarkeit und damit eine höhere Bürgernähe. Andererseits erhofft man sich positive Effekte auf das verkehrsgerechte Verhalten der Radfahrer.

Vielleicht helfen solche Projekte, die oftmals einseitigen, in ihrer Konsequenz radfahrer- und fußgängerfeindlichen Sichtweisen bei der Polizei abzumildern. Schließlich verstößt im Land Brandenburg wohl jeder Ort gegen Verwaltungsvorschriften zur STVO, was sich in unkomfortablen und gefährlichen benutzungspflichtigen Radwegen zeigt. Auch zeigt die Erfahrung, dass Fehlverhalten gegenüber Radfahrern oft nur von Radfahrern ernstgenommen wird. Das Herunterspielen einer Gefahrensituation dürfte einem betroffenen Polizisten schwerer fallen als einem Unbeteiligten.

Eine Fahrradpolizei für Berlin? Der Berlinrader hätte nichts dagegen!

zur Internetwache Brandenburg mit der Pressemeldung

Radfahrer sammeln Schadstoffdaten

Radfahrer und Fußgänger sind täglich der Belastung durch Schadstoffe aus Autoabgasen ausgesetzt. Wie stark ist die Belastung wirklich? Wissenschaftler aus Cambridge geben Fußgängern und Radfahrern Sensoren mit, die Schadstoffe messen. Die Daten sollen in Echtzeit auf OpenStreetMap dargestellt werden.

Das System Cambridge Mobile Urban Sensing (CamMobSens) wurde von Wissenschaftlern der Uni Cambridge in England entzwickelt und misst die Belastung der Luft mit Kohlenmonoxid und Stickoxiden. Die zigarettenschachtelgroßen Sensoren werden nicht fest in Straßen installiert, sondern Radfahrern und Fußgängern mitgegeben. Zusammen mit einem integrierten GPS-Modul werden so Orts- und Belastungdaten registriert und über Funk ausgelesen. Die Forscher träumen davon, die Messmethode auf andere Länder zu übertragen. Ausgestattet mit der Sensorbox könnten sie auch in anderen Städten Daten über die Schadstoffbelastung sammeln und aus dem Cambridge- ein Worldwide-Mobile-Urban-Sensing-Projekt machen.
Golem: Cambridge: Fußgänger und Radfahrer sammeln Schadstoffdaten
Cambridge Mobile Urban Sensing

Entwicklung aus der Autoindustrie rettet Fixie-Fahrer das Leben

Fahrer Foto

Der Fahrer dieses Fahrrades (Bild) ist vermutlich der erste, der von dem neuen Technologietrend profitiert hat, Sicherheitssysteme am Automobil auch für Fahrräder nutzbar zu machen.  Ohne den neuen Tubular-Lenker-Airbag, produziert von einem großen Automobilzulieferer, wäre dieser Unfall für den Fahrer tödlich verlaufen. „Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen“, sagt F. Gear, Experte für Verkehrssichherheit. „Der Lenker-Airbag bedeutet einen Quantensprung in der passiven Fahrersicherheit, insbesondere beim Fahren ohne Bremsen.“

Ob sich dieser Trend festsetzen wird, bleibt offen. Der Prototyp hat noch einen wesentlichen Mangel: er muss vor dem Zusammenprall aufgepumpt werden. Das verlängert die Reaktionszeit auf 45 – 60 Sekunden. Doch für Fixiefahrer B. war das genug Zeit, um Schlimmeres abzuwenden: „Ich hab einfach meine Pumpe genommen und gepumpt wie ein Blöder, und dann kam auch schon der Knall. Ab da hatte ich einen Filmriss. Aber passiert ist mir nichts.“

Das Leben als Fahrradkurier im Comic

harda_bud-212x300.jpgHast du dich schon immer gefragt, wie das Leben als Fahrradkurier wohl ist? Du hast zwar ein brandneues, glänzendes Fixie gekauft und die Messergertasche und die passenden Klamotten besitzt du auch, aber es mangelt dir noch an tieferer Einsicht?

Dann klicke auf Hårda bud, einen Comic über einen Fahrradkurier in Göteborg in Schweden. Hier geht es um stinkende Messenger, die Widrigkeiten des Großstadtverkers, gewässerte Sendungen und weitere Alltagsprobleme.

Hårda bud
via: urban velo

Acht Fragen zu Reelight

Seit dem Wochenende wird es wieder jeden Tag ein Stück dunkler. Grund genug, sich mal wieder mit dem Thema Beleuchtung am Fahrrad zu beschäftigen. Andreas hat in seinem Blog acht Fragen eines Lesers zu Reelight SL 150 beantwortet:

„Ich habe auf deinem Blog gesehen, dass du im 2007 das SL150 Reelight Induktionslichtmodell bei deinem Fahrrad eingebaut hast. Und überlege, ob ich mindestens ein weiteres Rad damit ausrüste … wenn nur der Preis nicht wäre!

Ich hätte ein paar Fragen betreffend Langzeiterfahrungen.
1. Brennt das Licht heller, wenn man schneller fährt?

Heller als wenn man das Rad von Hand dreht auf jeden Fall. Irgendwann ist allerdings die Maximalhelligkeit erreicht. Bei so ca. 15 Km/h schätze ich.

2. Brennt das Licht auch im Stand einige Sekunden weiter?

Bei meinen schon, es gibt aber auch die Version ohne weiter leuchten. Ich glaube das sind die, die auch nur blinken.

3. Da das Licht relativ weit unten montiert ist: wird man von entgegenkommenden Fahrzeugen wirklich gesehen? Wird das Licht nicht durch das Rad abgedeckt?

Das kann ich nicht in letzter Konsquenz beurteilen. Das Licht ist schon hell und wirkt im dunklen sogar wie ein greller Lichtpunkt. Natürlich kann man die Fahrbahn nicht damit ausleuchten. Ist ein reines „Ich werde gesehen Licht.“ Das klappt IMHO aber auch durch das Rad. Immerhin ist der Winkel, unter dem Felge und Decke die Lampe verdecken recht spitz. Oder hast Du soviele Speichen im Rad, dass man da nicht durch gucken kann? 😉

4. … hatte ich vor, das Vorderlicht aus technischen Gründen nicht links, sondern rechts zu montieren. Glaubst du, dass man dadurch doch in den meisten Situationen gesehen wird?

In erster Linie will man ja von vorne gesehen werden. Zu etwas anderem taugen ja auch höher montierte Lampen nicht wirklich. Und ja, ich glaube das klappt mit den Relights ganz gut. In jedem Fall besser als gar keine Beleuchtung.

5. Ist das Licht wirklich so stark, dass es auch tagsüber etwas bringt?

Nunja … ich bin ja eher ein Zweifler was das Tagfahrlicht angeht. Je mehr man auf einer Seite aufrüstet, desto mehr muß die andere Seite nachziehen. Siehe Warnwesten bei Fußgängern etc. … je mehr es blinkt auf den Straßen, desto weniger werden geringere Reize wahrgenommen. Bei strahlendem Sonnenschein sieht man die Relights nicht mehr, soviel ist sicher. Bei leichter Bewölkung schon.

6. In der Schweiz ist ein Licht, das die Strasse ausleuchtet keine Vorschrift, jedoch eins, dass aktiv so leuchtet, dass man gesehen wird und als Radfahrer erkannt wird. Ist deines Erachtens das Reelight für einen solchen Zweck geeignet?

Da ich kein Rechtsgelehrter bin, möchte ich dazu keine Empfehlung abgeben. Als ich im April in der Schweiz Fahrrad gefahren bin, hatte ich an meinem Rad gar kein Licht … und alle die mir begegneten auch nicht. Ich denke, man wird mit den Relights unter den Bedingungen, unter denen man als Radfahrer denkt „Och, so’n Licht wäre jetzt nicht schlecht!“, besser gesehen wird. Jedenfalls habe ich mich schon tagsüber in mancher Unterführung oder Walddurchfahrt gefreut, dass ich die Dinger dran hatte! Das wirkt schon.

7. Bringt es etwas, wenn man 4 anstatt nur 2 Magnete befestigt?

Keine Ahnung.

8. Erzeugt die Induktionstechnik wirklich keinen relevanten Widerstand beim Treten?

Ich spüre definitiv keinen. Er wird vorhanden sein, ist aber mit dem Oberschenkel garantiert nicht meßbar!“

aus: Mein Senf mit Dank an Andreas

Basil Fahrradtaschen und Körbe

basil-forte-220x160.jpgDie niederländische Firma Basil stellt seit Anfang der siebziger Jahre ein umfangreiches Sortiment von Fahrradtaschen, Fahrradkörben, Tierfahrradkörben und sonstigen Artikeln rund um Transportprobleme auf dem Fahrrad her. Neu in der Kollektion 2009 ist der in schwarz und weiß erhältliche Fahrradkorb Forte für knapp 45,- Euro.  Ein Bierkasten passt locker in den Korb aus Stahldraht mit den Maßen 50 mal 37 mal 27 Zentimetern. Forte wird mit Bodenhaken befestigt, hat Tragegriffe und passt auf sehr viele Gepäckträger von Transporträdern, optional ist ein Befestigungssatz erhältlich. Weitere schöne Produkte zum Gepäcktransport auf der Website:
basil.nl

Bike not Cars Festival in Amsterdam

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Endlich stellen mal wieder Leute Zusammenhänge her. Das Radtourenprogramm des ADFC in Ehren, immerhin feiern Energiekonzerne, Autofirmen, Lobbyorganisationen wie der ADAC und autozentrierte Planungs-und Baubehörden im Gleichklang mit weiten Teilen der Politik den Fetisch Auto. Dieses Götzenbild muss, wenn wir unser aller Lebensbedingungen verbessern wollen, vom Sockel gestoßen werden. Ein bisschen mit der Fahrradklingel spielen am Sonntag ist zu moderat. Ich will keine Gleichberechtigung mit dem Auto! Der motorisierte Individualverkehr ist nur das Symptom für eine gewaltförmige (das Recht des Stärkeren), letztlich selbstzerstörerische Gesellschaft.

via bikesnotcars.wordpress.com

Die Fahrradbranche in der Finanzkrise

Wenn man nach Infos über die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Fahrradindustrie sucht, dann erhält man ein uneinheitliches Bild. Vor einigen Tagen meldete das Statistische Bundesamt, dass der Fahrradeinzelhandel wieder im Tritt sei. Der Umsatz 2008 sei nach drei schlechten Jahren um 5,2% gestiegen, entgegen dem Trend im Einzelhandel insgesamt. Diese Tendenz würde sich auch 2009 fortsetzen. Im März hätten die ungefähr 5000 Fahrradfachhändler in Deutschland einen um 4,9 Prozent höheren Umsatz gemacht als im Vorjahrsmonat.

International sieht die Lage der Fahrradbranche ganz anders aus. Shimano konnte beispielsweise 2008 einen Umsatzsprung von elf Prozent und einen Gewinnanstieg um satte 26.4 Prozent vermelden. In dem laufenden Jahr prognostiziert Shimano dagegen einen scharfen Einbruch in den Absatzzahlen, sodass der Gesamtumsatz wieder auf das Niveau des Jahres 2007 fallen soll.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb Mitte Mai: „Die Wirtschaftskrise bremst nicht nur den Absatz von Autos, sondern auch den von Fahrrädern. Anders als bei Kraftfahrzeugen geht aber vor allem die Nachfrage nach billigen Modellen zurück.“ Große Verkaufsstellen wie Baumärkte, Kaufhäuser oder Discounter würden ihre Orderzahlen zurückfahren, während der Fachhandel gut im Geschäft sei.

Die deutsche Fahrradproduktion bedient vor allen Dingen den billigen Massenmarkt. Da der Anteil der preiswerten Räder zurückgeht, wird sich das auf die deutschen Fahrradhersteller auswirken. So hat zum Beispiel der größte Fahrradproduzent Mifa AG 100 seiner 530 Arbeiter in Sangershausen in Sachsen-Anhalt zum Monatsende gekündigt. Siegfried Neuberger, der Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV), stellte gar die These auf: „Wir sind stärker von der Witterung abhängig als von der Finanzkrise.“

Statistisches Bundesamt Deutschland: Fahrradeinzelhandel wieder im Tritt
BikeBIZ: Shimano forecasts sharp declines in ’09
Frankfurter Allgemeine Zeitung: Rücken- und Gegenwind für die Fahrradbranche, 19. Mai 2009, Seite 17 (nicht online)
Süddeutsche Zeitung: Gegenwind für Fahrradbauer, 9. Juni 2009, Seite 20 (nicht online)

Fahrradrouten bei Google Street View

google-street-view-trike.jpgDer Google-Dienst Street View ist eine Ergänzung zu Google Maps und wird in Deutschland noch nicht angeboten. In Europa gibt es ihn bereits in Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien und den Niederlanden. Es handelt sich um 360-Grad-Panoramabilder, die mit speziell ausgerüsteten PKW aufgenommen werden. Diese Spezialfahrzeuge haben auf dem Dach neun Kameras montiert: Acht Kameras für den 360-Grad-Blick, eine Kamera ist nach oben gerichtet. Da etwa alle zehn Meter Fotos gemacht werden, ist es möglich, eine Strecke virtuell in Google Maps „abzufahren“. Allerdings können solche Bilder nur von Straßen gemacht werden, die von Autos befahren werden können. Um darüber hinaus auch Parks, Fahrradwege und Fußgängerzonen zu erfassen, hat Google in den USA ein Kamera-Dreirad konstruieren lassen. Vermutlich werden in Amerika schon bald die ersten Fahrradwege mit Street View ausgeleuchtet.
BikePortland: USA Today: Google’s photo-taking trike now on bike trails

Mit RFID-Chips gegen Fahrradklau?

Die Stadt Kopenhagen hat Anfang des Monats einen Feldversuch gestartet, um zu testen, ob sich RFID-Chips als wirksames Mittel gegen Fahrraddiebstahl eignen. Die Grundidee ist einfach: Fahrräder werden von der Stadtverwaltung mit einem sendenden Chip ausgestattet. Wenn ein Rad gestohlen wird, kann man das per Mail dem Amt mitteilen. Ordnungsamtsmitarbeiter, die normalerweise den ruhenden Verkehr kontrollieren und Tickets an Falschparker verteilen, haben nun einen Scanner dabei. Sobald das Gerät ein gestohlenes Fahrrad in der Nähe meldet, wird eine Mail mit dem Standort des Velos an den Eigentümer gesandt. Sollte das Pilotprojekt erfolgreich sein, sollen später an Verkehrsknopenpunkten ebenfalls automatische Scanner installiert werden. Ein Nachteil des neuen Systems besteht meines Erachtens darin, dass von einem mit Chip ausgerüsteten Fahrrad ein Bewegungsprofil erstellt werden kann.
copenhagenize.com: The Chips Are Up in Copenhagen

Få en lille chip på from Kristian Foldager on Vimeo.

Nacktfahrerdemonstrationen am 13. Juni 2009

Fahrraddemo zum dritten. Am kommenden Sonnabend jährt sich wieder der weltweite Tag der Nacktradler. Hier ein Auszug aus dem Aufruf zum nackigen Radfahren.

„Gerechtigkeit auf den Strassen, fordern wir mit fester Überzeugung, ernsthaft aber gleichzeitig mit Symphatie und einer guten Zeit verbringend. Die Autos drücken uns ihre Geschwindigkeit, Präpotenz, ihre “dicke Luft“ und Gewalt auf. Deswegen wandeln wir durch unsere Beweglichkeit die täglichen Fahrten durch die Stadt in einen Akt zivilen Ungehorsams um. Wenn wir außerdem noch auf den Fahrrädern demonstrieren und das nackt, wandeln wir den Ungehorsam in einen exemplaren beispielhaften Protest um. Die Coordinación de Colectivos Ciclonudistas (CCC) aus Aragón (Spanien) ruft dazu auf, am 13. Juni 2009 weltweit Nackfahrerdemonstrationen durchzuführen.

Befreie Deinen Geist und Deinen Körper!
Genieße eine einzigartige Spazierfahrt durch das Zentrum Deiner Stadt!
Runter mit den Klamotten, rauf auf´s Rad!
Gerechtigkeit auf den Strassen!“
ciclonudista.net

Critical Mass in Leipzig durch Polizei beendet

Am vergangenen Freitag gab es in Leipzig eine Critical Mass – eine gemeinsame Radtour, wie sie in vielen Städten der Welt regelmäßig stattfindet – doch diese Critical Mass wurde ruppig von der Polizei beendet. Robert Christiansen im Studiogespräch mit Redakteuren der Sendung „Rennradio“ von Radio Blau (Leipzig 99,2 MHz), die vor Ort waren.
Sendung hören (OGG-Datei) oder mit dem
JOrbis-Player hören (19 Minuten)
Critical Mass Leipzig
Dank an Sebastian für den Hinweis.

Nachtrag: Das Rennradioteam hat die ganze Sendung als mp3-Datei zum Download bereitgestellt. Diese könnt ihr euch hier herunterladen.