Berlin: Polizist der Fahrradstaffel schwer verletzt

Ein Beamter der Fahrradstaffel verletzte sich heute Morgen bei einem Unfall in Mitte schwer. Nach den bisherigen Erkenntnissen folgten zwei Beamte mit ihren Diensträdern gegen 7.15 Uhr in der Invalidenstraße in Fahrtrichtung Sandkrugbrücke einem anderen Radfahrer, der zuvor bei „rot“ eine Ampel passiert hatte. Als der unbekannte Radler die Fahrradstreife bemerkte, trat er in die Pedalen und ergriff die Flucht. Als die Polizisten ihm nachsetzten geriet einer der beiden mit dem Vorderrad in die, auf der Fahrbahn befindliche Straßenbahnschiene und stürzte zu Boden. Der Polizeioberkommissar zog sich dabei eine Klavikulafraktur und Prellungen zu, die stationär in einem Krankenhaus behandelt werden. Der Rotlichtsünder entkam.

Pressemeldung der Berliner Polizei # 2458 vom 19.10.2014

Spielfilmpremiere „Hin und weg“ im Zoopalast

„In jedem Jahr unternehmen Hannes, seine Frau Kiki, das befreundete Paar Dominik und Mareike sowie der Womanizer Michael eine längere Fahrradtour. Das Ziel ist immer ein anderes und darf pro Ausflug von einem anderen Mitglied der Gruppe bestimmt werden. In diesem Jahr ist Hannes an der Reihe und wählt Belgien aus, was keine große Begeisterung bei den anderen Radlern hervorruft. Allerdings offenbart er ihnen erst nach einiger Zeit den Grund für seine Wahl: Aufgrund einer unheilbaren Nervenkrankheit und der in Sachen Sterbehilfe liberaleren Gesetzgebung im Nachbarland will er diese Radtour zu seiner letzten Reise überhaupt werden lassen. Die Freunde sind geschockt, können Hannes jedoch nicht umstimmen. So macht sich die Gruppe auf den Weg – und erfährt viel über den Wert des Lebens.“

Deutschlandpremiere Hin und weg
Zeit: ab Montag 23, Oktober 2014
Ort: Zoopalast

Polizeimeldungen vom 16. Oktober 2014

Polizeimeldung Nummer 2420
Gegen 17.40 Uhr war ein Funkwagen mit eingeschaltetem Blaulicht und Martinshorn auf dem Weg zu einem Einsatz und befuhr die Hauptstraße in Richtung Potsdamer Straße. An der Akazienstraße überquerte ein 28-Jähriger bei „Grün“ mit seinem Fahrrad die Hauptstraße in Richtung Akazienstraße und wurde dabei von dem Funkwagen erfasst. Der Radfahrer stürzte, erlitt Arm-, Bein- und Rumpfverletzungen und kam zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus. Der Verkehrsermittlungsdienst der Polizeidirektion 4 hat die Ermittlungen übernommen.

Polizeimeldung Nummer 2425
Die Polizei Berlin sucht Zeugen zu einem Verkehrsunfall, der sich am Abend des 14. Oktober in Adlershof ereignet haben soll, bei dem ein 14-Jähriger schwer verletzt wurde. Die Mutter des schwer verletzten Jungen erschien gestern auf einem Polizeiabschnitt und erstattete Anzeige. Nach den bisherigen Erkenntnissen soll der Junge mit seinem Mountainbike kurz nach 19 Uhr auf dem Radweg des Glienicker Wegs in Richtung Adlergestell unterwegs gewesen sein. Der Jugendliche musste plötzlich eine Vollbremsung machen, da ein Autofahrer, der zuvor in die gleiche Fahrtrichtung fuhr, nach rechts in die Anna-Seghers-Straße abbog und offensichtlich den Radfahrer übersehen hatte. Aufgrund der starken Bremsung stürzte der 14-Jährige, ohne den Pkw zu berühren. Der Autofahrer setzte seine Fahrt fort, ohne sich um den Gestürzten zu kümmern. Der Mountainbiker erlitt eine Fraktur eines Fingers und Kopfverletzungen und wird bis heute stationär in einem Krankenhaus behandelt.

Polizeimeldung Nummer 2427
Bisherigen Ermittlungen zufolge fuhr ein 46-jähriger Autofahrer in der Stresemannstraße in Richtung Potsdamer Platz. Als der Mann mit seinem Wagen kurz vor 7 Uhr den Einmündungsbereich Stresemannstraße Ecke Dessauer Straße erreicht hatte und nach links in die Dessauer Straße abbiegen wollte, erfasste er den entgegenkommenden 26 Jahre alten Radler. Dieser kam mit der Berliner Feuerwehr zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus.

Gegenwindrennen 2014 unter erschwerten Bedingungen

Nach der erfolgreichen Premiere des Gegenwindrennens im letzten Jahr mit etwa 300 Teilnehmern wird die diesjährige Veranstaltung unter noch krasseren Bedingungen ausgetragen. Statt bei Windstärke 5 wird das Rennen in diesem Jahr nur bei mindestens 7 Beaufort angeschossen. Der exakte Starttermin bleibt wie im letzten Jahr offen, da er von den Windbedingungen abhängt. Unverändert bleibt die Strecke: 8,5 Kilometer gegen den Wind über das Oosterschelde-Sturmflutwehr.

In diesem Jahr ist das Gegenwindrennen auch für Nichtniederländer offen, ein Teamwettbewerb für Vierergruppen wird ebenfalls eingeführt. Für die Teams und für die Einzelbewerber gelten die gleichen Bedingungen: gefahren wird auf einem Hollandrad mit Rücktrittbremse und ohne Gangschaltung. Der Gewinner des letzten Rennens, Mountainbikeolympiasieger Bart Brentjes wird versuchen, seinen Titel zu verteidigen.

Facebook: NK Tegenwindfietsen

Senatsverwaltung stellt neuen Berliner Radroutenplaner vor

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Radroutenplaner Naviki stellten heute die erste auf die lokalen Bedürfnisse angepasste Naviki-Oberfläche vor. Unter der Adresse
www.naviki.org/berlin
kann man schnell eine Fahrradroute berechnen, ganz so, wie man es früher bei Naviki auch konnte. Ich habe das heute mit verschiedenen Strecken getestet und fand die auf einer übersichtlichen Karte präsentierten, vorgeschlagenen Wege plausibel und schnell. Die Ergebnisse sind bis auf wenige Ausnahmen identisch mit den Routenvorschlägen des Platzhirsches BBBike.

Das Besondere an Naviki-Berlin soll die nahtlose Verknüpfung mit dem Nah- und Regionalverkehr sein. Auf der Naviki-Karte sind auch sämtliche Berliner Bus- und Bahnhaltestellen des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) zu sehen. Klickt man eine Haltestelle an, erscheinen unmittelbar die jeweils nächsten Abfahrtszeiten. In der Kombination mit den VBB-Infos erweist sich Naviki als sehr praktisch. Nehmen wir an, wir wollen zur Stadtbahn radeln, um von dort aus mit dem Zug nach Potsdam zu fahren, dann  zeigt uns der Routenplaner nicht nur die benötigte Fahrtzeit zum Bahnhof an sondern auch die nächsten Zugverbindungen.

Der klassische Berliner Radroutenplaner BBBike kommt im Vergleich mit Naviki-Berlin recht oldschool-mäßig rüber, kann aber durch eine Vielzahl von Einstellungen punkten. Egal, ob man einen bestimmten Straßentyp bevorzugt, ob man viele oder wenig Ampeln auf der Strecke haben möchte, ob man grüne Wege präferiert oder nicht, BBBike kann alle diese Wünsche beherzigen.

Naviki-Berlin
BBBike

Holländische App belohnt Offlinemodus beim Radfahren

Nach einer schon älteren Studie aus dem Jahre 2010 benutzten etwas mehr als sechs Prozent aller Radfahrer in der Stadt Groningen während der Fahrt elektronische Geräte. Fünf Prozent hörten einen Audioplayer, ein weiteres Prozent nutzte ein Mobiltelefon und gut 0,25% der Radler nutzte das Menu eines Mobilfunkgeräts und wählte, schrieb Textnachrichten oder rief andere Funktionen des Smartphones auf. Eine andere Untersuchung aus dem gleichen Jahr ergab, dass von 2.500 Radfahrern aus den Niederlanden ungefähr 17% ein Handy beim Radfahren nutzte. Weitere Studien belegen, dass das Unfallrisiko um den Faktor 1,4 steigt, wenn man ein Smartphone während der Fahrt benutzt.

Das niederländische Verkehrsministerium und einige Telefongesellschaften haben deshalb die App Fietsmodus für Android und IOS vorgestellt. Der Fietsmodus ist eine Art Flugzeugmodus, der das Telefon in einen Ruhestand versetzt. Nachdem man den Fietsmodus eingestellt hat, kann man für jeden gefahrenen Kilometer Punkte sammeln und erhält die Chance, Fahrräder, T-Shirts und anderen Schnickschnack zu gewinnen.

Eigentlich eine ganz gute Idee, nur an der Umsetzung scheint es zu hapern. Obwohl die App allein im Android-Store mehr als 10.000 mal installiert wurde, hagelt es reihenweise schlechte Beurteilungen.

Fietsmodus
SWOV Fact sheet: Use of media devices by cyclists and pedestrians (pdf-Dokument)

Nahverkehrsplaner spielen mit „Linie Plus“

In der letzten Woche wurde die kollaborative Beteiligungsplattform „Linie Plus“ zur Erarbeitung einer Zukunftsvision für den Berliner Nahverkehr aus der Taufe gehoben. In der Vergangenheit war die Nahverkehrsplanung eine Angelegenheit von Fachleuten, eine Beteiligung von Fahrgästen war nicht erwünscht. Linie Plus möchte dagegen die Nutzer des Nahverkehrs in die Planung einbeziehen, damit das Expertenwissen der Bevölkerung Eingang findet in die Planung und Gestaltung der Nahverkehrsinfrastruktur. Deshalb lädt Linie Plus alle Interessierten auf, sich mit konstruktiven Vorschlägen zum Nahverkehr der Zukunft zu beteiligen.

In einer ersten Phase können Vorschläge gezeichnet, beschrieben, diskutiert und weiter ausgearbeitet werden. In den ersten fünf Tagen wurden etwas mehr als 200 Anregungen vorgeschlagen. Das reicht von der Umbenennung des Umsteigebahnhofs „S-Bahn Charlottenburg / U-Bahn Wilmersdorfer Straße“ in „S+U Chalottenburg Bhf.“ über eine neue Straßenbahn zwischen der Glienicker Brücke und Wannsee bis hin zu komplett neuen U-Bahnlinien, die durch Berlin gepflügt werden sollen.

In Phase 2 werden anschließend die eingereichten Vorschläge durch Experten bewertet und vertieft zur Diskussion gestellt. Dabei erfolgt auch eine Priorisierung, die eine Art Favoriten-/Machbarkeitsliste zum Ergebnis hat. In Phase 3 wird schließlich aus den Ergebnissen der vorherigen Phasen eine kollaborative Nahverkehrsvision für die Region Berlin-Brandenburg ausgearbeitet und vorgestellt. Idealerweise sollen die Ergebnisse in die zukünftigen Planungen der verantwortlichen Stellen miteinfließen.

Eine wachsende Stadt wie Berlin benötigt ein optimiertes Nahverkehrssystem, das die Nutzungsgewohnheiten seiner Bewohner abbildet. Davon würden auch die Radfahrer profitieren.

Linie Plus

Man Ingwe: Boda Boda Yangu

Man Ingwe ist ein kenianischer „Gospelsänger, Prediger, Standesbeamter, Schauspieler, Politologe, Geschäftsmann sowie Musik- und Videoproduzent“ und lebt in der Nähe von Nairobi in Ostafrika. Als Musiker hat er bisher fünf Alben veröffentlicht, die meisten Stücke in Suhaeli, einige wenige auch auf englisch.

Kenia ist auch die ursprüngliche Heimat der Boda Boda, robuster Fahrräder mit großem, stabilen Gepäckträger und Sitzkissen, die als Taxi oder Lastenrad genutzt werden. Inzwischen gibt es Boda Boda auch in vielen anderen Regionen Afrikas.

Hier Man Ingwe mit dem Track Boda Boda Yangu aus dem Album „Wrong Number“, in dem es vermutlich um eine christliche Thematik geht.

Homepage: Man Ingwe
Lyrics von Boda Boda Yangu

17. Oktober: ADFC-Fahrraddemo für mehr Sicherheit

„Die Tage werden kürzer, die Nächte werden länger. Zu Beginn der dunkleren Jahreszeit sind wir mit leuchtenden Fahrrädern in der beleuchteten Stadt unterwegs.

Unter dem Motto »Lasst uns die Stadt erleuchten!« demonstrieren wir dafür, dass die Sicherheit für Radfahrende verbessert wird.
Für eine hohe Sicherheit bedarf es nicht nur guter Straßen- und Fahrradbeleuchtung, sondern insbesondere infrastruktureller und ordnungsrechtlicher Maßnahmen. Was nützt das beste Licht am Fahrrad, wenn der Schutz- oder Radfahrstreifen zugeparkt ist? Was nützt die gute Straßenbeleuchtung, wenn Kfz-Fahrende beim Abbiegen nicht auf Radfahrende und Fußgänger achten?

Wir demonstrieren für die Anerkennung des umwelt- und klimafreundlichen Fahrrades als gleichwertiges Verkehrsmittel. Wir weisen darauf hin, dass Radfahrerinnen und Radfahrer einen großen Beitrag für die Lebensqualität in Städten leisten und mehr für deren Sicherheit getan werden kann und muss.

Wir betrachten die objektive Sicherheit, ein hohes subjektives Sicherheitsempfinden der Radfahrenden und möglichst wenig Unfälle als unverzichtbare Voraussetzung, um das Radfahren für alle Berlinerinnen und Berliner zu ermöglichen. Unser Ziel ist ein Straßenverkehr ohne Verkehrstote.“

ADFC-Fahrrademo: Lasst uns die Stadt erleuchten!
Zeit: 17. Oktober 2014 um 20 Uhr
Ort: Potsdamer Platz, an der historischen Ampel

Playlist Fahrradmusik

Fahrradio, der Podcast zu allem, was mit Fahrrädern zu tun hat, sammelt Musik zum Fahrrad und bringt bei Spotify eine Playlist mit mehr als vierzig Titeln. Die Spannweite reicht dabei vom Flachwitz (Torfrock) über Bands, bei denen der Fahrradbezug nur im Namen der Band liegt (Bombay Bicycle Club), über Kinderlieder bis hin zu All-Time-Klassikern (Jango Edwards). Für jeden, der gern Fahrradmusik hört, ist da das eine oder andere neue Stück dabei.

Spotfy: Playlist Fahrradmusik
Fahrradio

ADFC und BUND stellen Ergebnisse der Kampagne „Radspuren frei!“ vor

Von März bis Juli 2014 hatten ADFC und BUND ein Online-Formular mit dem Titel „www.radspuren-frei.de“ ins Netz gestellt und die Berliner Radfahrer gefragt, welche Erfahrungen sie mit zugeparkter Radspuren machen. Während der 99-tägigen Kampagne gingen 2.022 Meldungen ein, die insgesamt 5.964 Blockaden auf 138 Radfahrstreifen und Schutzstreifen betrafen. Hier die Hitliste der 10 am stärksten betroffenen Straßen nach der Zahl der Blockaden pro Kilometer Radspur:

Rang Straßenname Blockaden/km Länge (beidseitig)
       
1 Schlesische Straße 692 970 m
2 Franklinstraße 556 1120 m
3 Wilhelm-Kabus-Straße 508 130 m (einseitig)
4 Vor dem Schlesischen Tor 429 280 m
5 Fasanenstraße 400 75 m (einseitig)
6 Alt-Moabit (vor Stromstr.) 382 170 m (einseitig)
7 Joachim-Friedrich-Straße 343 1340 m
8 Westfälische Straße 324 1360 m
9 Gruner Straße 323 65 m (einseitig)
10 Uhlandstraße 147 3000 m

Auffällig ist, dass sich die Meldungen an bestimmten Orten häufen. So ist der Straßenzug Köpenicker Straße (Platz 17), Schlesische Straße (Platz 1) und Vor dem Schlesischen Tor (Platz 4) sehr stark von Falschparkern betroffen. Auf einer Gesamtlänge von 3,2 Kilometern wurden insgesamt 967 Fahrzeuge gemeldet, die die Radspur blockierten.

Fast 90 Prozent der Behinderungen wurden in den drei innerstädtischen Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte gemeldet. Privatwagen sorgen mit 71 % für den Hauptanteil der Meldungen, weit vor gewerblichen Fahrzeugen (16 %), Taxen (5 %), Postfahrzeugen (4 %), LKW (3 %) und Bussen (1 %). Je nach Charakter der Straße und anliegenden Nutzungen ergeben sich jedoch ganz unterschiedliche Problemlagen. In Geschäftsstraßen wie der Schlüterstraße oder der Westfälischen Str. behindern überproportional viele Privat-Kfz den Radverkehr. In Straßen wie der Franklinstraße (Autotransporter) oder der Huttenstraße sind hingegen gewerblich genutzte Fahrzeuge vorherrschend, in der Köpenicker Straße und Vor dem Schlesischen Tor wiederum Taxen an mehreren irregulären Taxihalteplätzen. Unterschiede git es auch in der zeitlichen Verteilung der Behinderungen bezogen auf die die Tageszeit beziehungsweise auf den Wochentag.

Welche Empfehlungen lassen sich aus den Ergebnissen der Kampagne ableiten? ADFC und BUND schlagen ein ganzes Bündel von Maßnahmen vor, angefangen bei einer besseren Logistik (verstärkte Nutzung von Paketstationen, Modelle zur Feinverteilung von Gütern mittels Lastenrädern etc) über bessere Planung bei der Neuanlage von Rad- und Schutzstreifen (geradlinige Führung der Streifen), eine einheitliche Halteverbots-Regelung auf Schutzstreifen bis hin zu Kennzeichnung und Freihaltung von Lieferzonen für den gewerblichen Verkehr. Außerdem sollen Angebote zum legalen Kurzzeitparken geschaffen werden.

In einer abschließenden Einzelbetrachtung besonders kritischer Straßen werden auf 20 Seiten die Probleme erörtet und Empfehlungen ausgesprochen. Bleibt die Frage, ob die betroffenen Bezirke die Ratschläge von BUND und ADFC beherzigen.

ADFC und BUND: Ergebnisse der „Radspuren frei!“-Kampagne

Fahrradtour zu Orten vietnamesischer Migrant_innen in der DDR

„Rund 60.000 vietnamesische “Vertragsarbeiter_innen” und eine kleine Zahl vietnamesischer Studierender, Lehrlinge und Gastwissenschaftler_innen lebten in der späten DDR. Die sogenannten Vertragsarbeiter_innen kamen ab 1980, um personelle Engpässe in der Produktion zu stopfen: Sie schufteten in Fabriken, lebten abgeschottet in Wohnheimen. Nicht minder isoliert lebten die Studierenden, mit deren Ausbildung die DDR Vietnam unterstützte. Mit der Wende veränderte sich die Lage der Vietnames_innen abrupt. Viele wurden mit einer Abfindung von 3.000 Mark zur „freiwilligen Ausreise“ motiviert, andere konnten sich ein Bleiberecht und den Nachzug von Familienangehörigen erkämpfen. Auf unserer kleinen Radrundfahrt werden wir Orte besuchen, an denen die Vertragsarbeiter_innen lebten und arbeiteten. Eine Tour über den großen Dong-Xuan-Markt steht auch auf dem Programm.“

Naturfreundejugend Berlin
Zeit: 12. Oktober 2014 um 14:00 Uhr
Ort: Bahnsteig S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost (mit Fahrrädern!)

Große Berliner Resonanz auf den Fahrradklimatest

Vor zwei Wochen hat der ADFC den Fahrradklimatest 2014 gestartet. Beim letzten Fahrradklimatest im Jahre 2012 hatten sich mehr als 80.000 Radfahrer aus ganz Deutschland am Test beteiligt. Um mindestens die Gesamtstimmenzahl der letzten Klimaerhebung zu erreichen, wurde der Abstimmungszeitraum bei der aktuellen Erhebung um einige Wochen verlängert. Letzter Tag der Abstimmung ist der 30. November 2014.

Bis zum 7. Oktober 2014 haben sich bundesweit 17.340 Menschen beteiligt, das ist weniger als ein Viertel der Gesamteilnehmerzahl von 2012. In einzelnen Bundesländern liegen die Abstimmungszahlen nahe Null. So haben sich im Saarland bisher bescheidene 46 Radfahrer am Klimatest beteiligt.

In Berlin stößt der Test auf große Aufmerksamkeit. 1259 haben bisher am Test teilgenommen, das ist mehr als die Hälfte der Berliner Gesamtteilnehmerzahl von 2012, die damals bei 2375 lag.

Fahrradklimatest 2014
ADFC: Häufig gestellte Fragen zum Fahrradklimatest

Android-App Weermeister / Wettermeister

Wenn ich meinen Arbeitsweg jetzt mit dem Fahrrad antrete, komme ich dann trocken an meinem Ziel an? Ist die Chance größer, trocken anzukommen, wenn ich zehn Minuten warte und erst dann aufs Fahrrad steige?

Fragen dieser Art will eine gestern frei gegebene App aus dem Google Play Store beantworten. Bevor man die App nutzen kann, definiert man eine Route mit Start-, End- und Zwischenpunkten. Nachdem der Weg festgelegt wurde, berechnet die App die Regenwahrscheinlichkeit, Windrichtung, Windgeschwindigkeit und Temperatur während der Route bezogen auf einen Startzeitpunkt.

Leider arbeiter die App nur mit Daten des Königlich-Niederländischen Meterologischen Instituts und ist damit nur in Holland nutzbar. Gäbe es so etwas auch hier, ich würde es sofort installieren.

weermeister.nl

via: Fietsen123

Siegfried Lenz oder Fahrrad fahren in Schleswig-Holstein

„…lange segelte er gebläht und kräftig gebauscht vor dem Wind, doch dann, als er sich gegen den Deich wandte, den Deich gebeugt erklomm, glich er sofort […] einem verbissenen Wanderer, der durch Versteifung, Krümmung und vom Sattel abgehobenem Gesäß bereitwillig die Mühsal erkennen ließ, mit der man sich hier fortbewegen muß auf der Suche nach heimischer Schönheit.“

Wir schreiben das Jahr 1943. In der nördlichsten Ecke Deutschlands ergeht an den dort die Ordnung sichernden Polizisten der Nazi-Befehl aus Berlin, einem Maler ein Malverbot zu überbringen. Pech für den Zusteller: der Künstler ist sein Freund. Im Roman „Deutschstunde“ von 1968, dem wichtigsten Werk von Siegfried Lenz, geht es um Schuld und Pflicht, gesehen aus der Perspektive des Polizisten-Sohnes Siggi.

Im Bild des Gesetzeshüters, der auf dem Dienstfahrrad den Befehl überbringen soll, erhält der Konflikt seine Beschwerlichkeit. Die vom Gewissen und der Landschaft aufgezwungene Strapaze gleicht einer Gratwanderung. Sie erfordert ein „Maß der Geschicklichkeit […], das notwendig ist, um bei fallsüchtigen, seitlichem Nordwest mit dem Fahrrad auf dem Kamm des Deiches zu fahren.“

Mit seiner Hinterfragung der fanatischen väterlichen Pflichterfüllung versucht Siggi das eigene Gleichgewicht zu finden, und es gelingt ihm (nach über 500 Seiten) im Kopf wie auf dem Sattel, „selbst wenn es anstrengend und mühsam war bei Gegenwind“. Auf seiner täglichen Weg zur Schule verschafft im das Fahrrad einen neuen Blick auf die Welt: „Alles war an seinem Platz, aber alles sah anderes aus jeden Tag, unter verändertem Licht, unter verändertem Himmel, mit vielen Überraschungen konnte allein die Nordsee aufwarten, die bei der Hinfahrt noch breit, fast verschlafen den Strand leckte, auf der Rückfahrt dann taumelige Wellen aus grünblauer Tinte gegen die Buhnen schleuderte.“

Siegfried Lenz gelingen aus der Sicht des Fahrradfahrers literarische Perlen. Diese im ausgedehnten Roman aufzuspüren, erfordert allerdings einen langen Atem.

Heute ist der Schriftsteller 88jährig in Hamburg gestorben.

Guny