Die CM wächst ganz offensichtlich, auch in Berlin. Ich bin erst zwei Mal mitgefahren, nun wo sie massig geworden ist. Als ich die ersten Male an eine Mitfahrt dachte, war ich noch nicht so recht von dem Sinn überhaupt überzeugt, dann kamen immer wieder Termine dazwischen oder ich vergaß die Sache über Monate hinweg einfach. Seit Anfang des Jahres ist der Termin endlich im Planer auf Wiederholung gesetzt. Vor diesem Hintergrund mag meine Frage merkwürdig klingen: Ist die CM noch eine CM? Mein Anfangsinteresse und meine Anfangsskepsis gleichzeitig basierten auf dem Charakter des subversiven. Als größere Gruppe deutlich sichtbar im KFZ-Verkehr einen Raum beanspruchen, die Selbstverständlichkeit des Radfahrens dort sichtbar machen und sich dabei der Regeln bedienen, die diese Auto-Verkehrspolitik geschaffen hat. Was ich jetzt erlebe, ist dagegen mehr oder weniger eine Demo mit Polizeibegleitung, incl. abgesperrter Straßen. Angefangen hat es für mich diesmal schon beim Treffpunkt in Lichtenberg, wo ich 2 Polizei-Motorräder vorfand. Mangels dort aufschlagender Radfahrer sind die zwar dann wieder abgedüst, was aber hätten die eigentlich dort gewollt, wenn tatsächlich 20-30 Leute aufgetaucht wären? Wer braucht denn diese Extrawurst? Neben diesem Versuch, die CM in eine normale, ordnungspolitisch handhabbare Form zu bringen, wundere ich mich auch über die Teilnehmer selbst, die sich scheinbar sehr wohl damit fühlen. Auch dort wo die Gruppe auseinandergezogen luftig entlang 3-spuriger Fahrbahnen rollerte, wurden einzelne KFZ auf der Aussenspur von Oberaktivisten gestoppt. Wozu eigentlich? Das ist doch eigentlich das angestrebte Bild – KFZ und Radler teilen sich den Verkehrsraum auf der Fahrbahn.
Foto: Autos als Mitfahrer auf der Elsenbrücke – 50m weiter gestoppt.
Es steht mir nicht zu, mich nach einer Ur-CM zu sehnen, die ich nie mitgefahren war. Ja, die geringe Gruppenstärke in den vergangenen Jahren irritierte mich sogar und ich kann den „Fahrspaß“ in der großen Menge natürlich auch nachvollziehen und selbst genießen. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, die Masse bei der Critical Mass ist ein kritischer Faktor. Gibt es einen Mittelweg, der den Anspruch nach Sichtbarmachung im normalen Verkehr und Sichtbarkeit durch pure Masse mit Sonderregelungen besser darstellen könnte?
Gastbeitrag von M. Stoß