Freitag 16:00 Uhr: Fahrradtour nach Marzahn-Hellersdorf gegen Nazis

Der Stadtteil Marzahn-Hellersdorf hat große Probleme mit Alltagsrassismus und Nazis. Das Berliner Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle dokumentiert in seiner Chronik für den Bezirk im Osten Berlins jede Woche neue Vorfälle. Zu den Betroffenen gehören oft die in Marzahn-Hellersdorf lebenden Asylsuchenden. Gleichzeitig gibt es für Proteste gegen Nazis und Rassismus vor Ort oft wenig Unterstützung aus der Innenstadt.

Verschiedene Partner_innen von “Berlin gegen Nazis” haben sich deshalb für eine gemeinsame Partneraktion entschieden. Die solidarische Aktion soll gegen die rassistische Hetze vor Ort positive Signale in den Randbezirk bringen. Ziel ist es, Nazis und Rassist_innen zu zeigen, dass Marzahn-Hellersdorf nicht ihnen gehört. Und: Geflüchtete Menschen sollen praktisch unterstützt werden – mit Fahrradspenden. Wer ein Rad spenden möchte, schreibt bitte eine Mail an info@berlin-gegen-nazis.de oder schickt eine SMS an 0151-64564902.

Treffpunkte:
16.00 Uhr S-Bahnhof Landsberger Allee
17.30 Uhr Landsberger Allee, Ecke Blumberger Damm

Alle, die sich gemeinsam von Kreuzberg zur Fahrraddemo aufmachen wollen, terffen sich um

15.30 Uhr vor dem FroschRad-Laden in der Wiener Straße 15.

Berlin gegen Nazis: 16. Oktober, 16 Uhr: Fahrradtour nach Marzahn-Hellersdorf gegen Nazis und Rassismus

Neue Daten zum Mobilitätsverhalten in Berlin

Das Forschungsprojekt „Mobilität in Städten“ der Technischen Universität Dresden hat zuletzt im Jahre 2013 unter anderen in Berlin eine Befragung zur Mobilität seiner Bewohner durchgeführt. Nachdem bereits im Juni erste Ergebnisse dieser Untersuchung bekannt wurden, veröffentlichte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung heute ein umfangreiches Zahlenwerk zur Mobilität der Berliner.

Die Stadt Berlin wird dabei aufgeteilt in zwei Betrachtungsräume, die innere und die äußere Stadt, die Grenze zwischen den beiden Räumen ist der S-Bahnring. In der inneren Stadt wurden gut 4.500 Personen befragt.

Der durchschnittliche Berliner Haushalt der inneren Stadt besaß 2013 genau 0,43 Privat-Pkw sowie 0,06 Dienst-Pkw und 1,43 Fahrräder. Fast die Hälfte der Bewohner, nämlich 45,1 % aller Haushaltsbewohner verfügen über eine ÖPV-Zeitkarte. 35,3 % aller Wege in der inneren Stadt werden zu Fuß durchgeführt. 18,2 % nimmt das Fahrrad, 17,3 % steigt in ein Auto und 29,2 % der  Wege werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt.

Interessant ist, wie sich der Modal Split im Laufe eines Jahres verhält. Hier die Zahlen für die Verkehrsmittelwahl in den vier Jahreszeiten (Tabelle 6.16):

Quartal Zu Fuß Fahrrad MIV ÖPV Summe
Januar-März 35,8 % 11,0 % 18,9 % 34,2 % 100 %
April-Juni 36,7 % 19,0 % 16,4 % 27,8 % 100 %
Juli-September 33,2 % 24,7 % 18,4 % 23,7 % 100 %
Oktober-Dezember 36,4 % 20,1 % 15,4 % 29,2 % 100 %

Der Anteil der Radfahrer an allen Wegstrecken in der inneren Stadt schwankt zwischen 11,0 % im Winter und 24,7 % im Sommer. Wenn die Zahl der Radfahrer im Herbst langsam weniger wird, dann steigen die meisten auf den Öffentlichen Verkehr um.

Nicht uninterssant sind auch die Wegelängen und Reisezeiten je nach Hauptverkehrsmittel. Wer seine Wege vorwiegend zu Fuß bestreitet, ist an einem mittleren Wochentag 12,7 Minuten unterwegs, hat eine Strecke von 800 Metern bewältigt und war dabei mit einer mittleren Geschwindigkeit von 3,7 km/h schnell. Radfahrer sind etwas länger auf dem Rad (17,4 Minuten) und fahren durchschnittlich 3,3 Kilomter in einer Geschwindigkeit von 11,4 km/h. Autofahrer sitzen gewöhnlich 21,1 Minuten für einen Weg am Steuer, sie fahren eine Strecke von durchschnittlich 6,9 Kilometern mit einer Geschwindigkeit von 19,7 km/h. Besonders an der recht niedrigen Entfernung, die Autofahrer durchschnittlich zurücklegen, kann man sehen, dass in Berlin noch ein großes Potential von Umsteigern vom Auto auf das Fahrrad schlummert.

Der Staatssekretär für Verkehr und Umwelt Christin Gaebler nannte die Werte mit Blick auf die niedrigen Anteile des Autoverkehrs „spektakulär gut“. In dieser Hinsicht brauche Berlin auch den Vergleich mit anderen Städten wie Kopenhagen nicht zu scheuen.

Alle Quellen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt:

Mobilitätssteckbrief innere Stadt
Mobilitätssteckbrief äußere Stadt
Tabellenbericht innere Stadt 
Tabellenbericht äußere Stadt 

Mahnwache vor dem Gericht in Tiergarten

Knapp fünfzig Leute versammelten sich heute gegen 12:00 Uhr vor dem Amtsgericht Tiergarten in der Turmstraße zu einer Mahnwache gegen das Urteil vom letzten Donnerstag.

Aus dem Aufruf der Initiative Clevere Städte:

„Wenn Du mit 5.250 Euro davon kommst, deinen Führerschein als Berufskraftfahrer behalten darfst, obwohl du einen Menschen grob fahrlässig im Verkehr getötet hast – dann wurde ein zu mildes Urteil gesprochen.

Das setzt das falsche Signal für alle Kfz-Lenker. Dieses Urteil gibt dem „Panzer“-Fahrer den Freibrief, selbst bei Todesfolge mit Anwalt und genügend Geld glimpflich davon zu kommen. Der Skandal ist, dass wir als schwache Verkehrsteilnehmer weiter dem stärkeren Verkehrsteilnehmer schutzlos ausgeliefert sind – mit Rückendeckung von Staatsanwalt und Richterin.“

 

Da die nicht angemeldete Mahnwache mit Rollrasen, einem Geisterfahrrad, Mahnkreuzen und Blumen nicht direkt vor dem Gerichtseingang stattfinden durfte, wurde sie auf den Mittelstreifen verlegt. Medienvertreter waren reichlich vorhanden, sodass nicht ganz klar war, wer an der Mahnwache teilnahm oder über sie berichtete.

Initiative Clevere Städte
Facebook-Aufruf zur Mahnwache

Prozess gegen einen Berufskraftfahrer wegen fahrlässiger Tötung vor dem Moabiter Kriminalgericht

„11. Februar 2014 – Ein 57-jähriger Radfahrer überquert die Fahrbahn der Müllerstraße im Bereich der Fußgängerfurt in Richtung Afrikanische Straße. Dabei wird er von einem LKW erfasst, der unter Missachtung des Rotlichts der Lichtzeichenanlage die Müllerstraße in Richtung Kurt-Schumacher-Platz befährt. Beim Zusammenstoß kommt der Radfahrer zu Fall und wird so schwer verletzt, dass er am folgenden Tag im Krankenhaus verstirbt.“

aus: ADFC Berlin: Getötete Radfahrende 2014

Der Prozess gegen den LKW-Fahrer wurde heute vor dem Amtsgericht Tiergarten in der Kirchstraße verhandelt. Der Angeklagte ist noch in der gleichen Spedition beschäftigt und arbeitet weitgehend als Kraftfahrer. Am Tag nach dem Unfall hat er sich wieder hinter das Steuer gesetzt. Er erfuhr vom Tod des Radfahrers erst „viel später“ durch seine Firma.

Er selbst führt den Unfall auf einen Sekundenschlaf zurück. Er habe die Ampel bewusst auf Gelb springen sehen und die Geschwindigkeit reduziert. Dann sei er mit dem Fünftonner in einem Tempo zwischen 25 und 30 über die rote Ampel gefahren. Er will erst gebremst haben, als der Lastwagen mit dem Radfahrer frontal kollidierte. Nach dem Aufprall sei er in seiner Spur geblieben.

Eine Zeugin wartet in diesem Augenblick an der roten Ampel in der Afrikanischen Straße. Sie beobachtet, wie der Radfahrer an der Fußgängerampel mit seiner Frau und Hund wartet. Erst als die Fußgängerampel auf Grün springt, verabschiedet sich der Mann von seiner Frau, steigt aufs Rad, fährt über die Fußgängerfuhrt und wird frontal vom Lastwagen angefahren.

Anschließend sagt die Ehefrau des toten Radfahrers aus. Sie will sich schon vor dem Unfall abgewendet haben und kann sich an nichts erinnern. Auch ein als Zeuge vernommener Polizist kann keine substantiellen Aussagen zum Hergang des Unfalls machen, außer dem Fakt, dass sich bei der Unfallaufnahme beide Fahrzeuge (LKW und Fahrrad) in der Unfallendstellung befanden.

Als letzter Zeuge wird ein Sachverständiger befragt, der am Unfallort war und den Unfall mit vielen Fotos dokumentiert hat. Schon in seinem Eingangsstatement betont er, dass „alle Fragen genau beantwortet werden können“. Im Kraftfahrzeug war ein digitaler Fahrtenschreiber eingebaut, der den Unfall dokumentiert hat. Danach fuhr der Kraftfahrer in einer Geschwindigkeit von 50 km/h auf der Müllerstraße. Acht Sekunden vor der Kollision bremst das Fahrzeug leicht ab, vermutlich wegen Motorbremsung, weil der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt. Wahrscheinlich sei das der Zeitpunkt, wo die Ampel auf Gelb springt. Wieder einige Sekunden später wird eine leichte Abbremsung registriert, die aber bei weitem nicht ausreicht, um das Fahrzeug zum Stehen zu bringen. Danach Vollbremsung mit Blockierspuren des LKW von 2.8 Metern Länge und Kollision mit dem Radfahrer bei einer Geschwindigkeit von 20 km/h. Fünf Meter nach der Kollision sei der LKW zum Stehen gekommen.

Der Sachverständige sagt, dass auch Blockierspuren des Fahrrads gefunden wurden, und zwar von beiden Rädern. Bei der einen Blockierspur des Fahrrads könne man einen Knick bemerken, der die Kollision anzeige. Man könne von folgendem Szenario ausgehen:

  • Sekunde 37 des Ampelzyklusses: Gelb für den LKW. Der LKW ist 95 Meter von der Ampel entfernt.
  • Sekunde 40: Rot für den LKW. Der LKW ist 75 Meter von der Ampel entfernt.
  • Sekunde 42: Grünsignal auf der Fußgängerfurt
  • Sekunde 44: Kollision

Alle Sekundenangaben seien Mindestangaben. Die Ampel zeige also mindestens vier Sekunden Rot für den Kraftfahrer, wahrscheinlich jedoch ein/zwei Sekunden mehr.

Nach dem Sachverständigen betont der wegen Fahrens ohne Führerschein und weiterer nicht einschlägiger Delikte vorbestrafte Angeklagte, dass ihm alles umheimlich leid täte. Daraufhin hat die Staatsanwaltschaft das Wort. Zum ersten Male in diesem Prozess fällt das Wort „Handy“. Aber es könne dem Angeklagten nicht nachgewiesenen werden, dass er auf das Mobiltelefon geschaut hat. Vorsatz sei auszuschließen, deshalb sei der Angeklagte wegen Fahrlässigkeit zu verurteilen zu 35 Tagessätzen von je 150,- Euro.

Nach der kurzen Verhandlungspause verkündet die Richterin das Urteil: „So klar sind die Beweise selten.“ Der Angeklagte wird zu 150 Tagessätzen a 35,- Euro verurteilt. Außerdem muss er die Verfahrenskosten tragen, also die Gerichtskosten und die die Kosten des Sachverständigen bezahlen. Es stehe zwar das Handyproblem im Raum, aber das könne dem Angeklagten nicht bewiesen werden. Der Radfahrer sei nicht ersichtlich schuldhaft beteiligt, sondern der Unfall sei auf die Fahrlässigkeit des Kraftfahrers zurückzuführen. Die Richterin: „… nicht die leichteste Stufe der Fahrlässigkeit“.

Eine Führerscheinmaßnahme ordnet die Richterin nicht an, der Unfall liege schließlich schon viele Monate zurück. Außerdem: „Sie sind Berufskraftfahrer und darauf angewiesen.“

Europäischer Fahrradgipfel in Luxemburg

Bereits im Vorfeld wurde das heutige Treffen der Verkehrsminister der Europäischen Union zum Meilenstein hochgejazzt, gar zum historischen Augenblick: mehr als 20 Transportminister beraten, wie aus der Vision des ECF, den Radverkehr in Europa in den nächsten zehn Jahren zu verdoppeln, gelebte Realität werden kann. Deutschland ist durch den Parlamentarischen Staatssekretär Barthle und die Radverkehrsbeauftragte Worringen des Bundesministeriums für Verkehr vertreten.

200 Millionen Menschen in der EU sind bereits Radfahrer, 50 Millionen steigen jeden Tag aufs Rad. Mehr als 1,1 Millionen E-Bikes rollten 2014 auf die Straßen, überall entstanden Fahrradverleihsysteme, 650.000 Jobs wurden geschaffen. Radfahren ist nicht nur eine niederländische oder dänische Erfolgsgeschichte, Radfahren wird in ganz Europa stärker.

Im Livestream der Tagung findet man zur Zeit eine Präsentation von Jan Gehl. Weiter geht es mit dem Familienfoto der Minister.

Livestream des informellen Treffens der EU-Verkehrsminister

ECF: European Cycling Summit milestone in cycling advocacy

Bund der Steuerzahler: Fahrradinfrastruktur ist Steuerverschwendung

Der Bund der Steuerzahler Deutschland (BdSt) ist ein eingetragener Verein, der im Jahre 1949 gegründet wurde. Als seine Ziele nennt der Verein die Senkung von Steuern und Abgaben, sowie die Verringerung von Bürokratie, Steuerverschwendung und Staatsverschuldung. Alljährlich veröffentlicht der BdSt ein Schwarzbuch, in dem die krassesten Fälle von Steuerverschwendung angeprangert werden.

Im jüngsten Schwarzbuch nimmt der Verein häufig den Radverkehr aufs Korn. Gleich in zwei Bundesländern wird der Bau von automatischen Fahrradzählern gerügt. In Düsseldorf ist das teurer Schnickschnack, den „die Welt nicht braucht“. In Hamburg hat der BdSt investigativ die Kosten eines Fahrradbarometers ermittel und kommt auf exakt 31.384,39 Euro. Urteil des Vereins: Überflüssiges Spielzeug.

Auch in Berlin kritisiert der Verein den Bau eines Geh- und Radwegs durch den Volkspark Schönholzer Heide scharf. Die vier Meter breite Radverbindung durch den Park sei ein „Luxusweg“, schimpft der Verein und fordert, stattdessen seien lieber die Bürgersteige im Bezirk Pankow zu sanieren.

In Hannover kämpft der Verein gegen die „verbohrte Radwege-Politik“ der Stadt. Ihr Vergehen: sie hatte einen Hochbordradweg in einer Tempo-30-Zone zurückgebaut. In Bremen passt dem Bund der Steuerzahler nicht, dass ein Fuß- und Radweg saniert wird. In Hessen wiederum kritisiert der Verein, dass ein Radweg jahrelang kostenintensiv geplant wird und niemals gebaut.

Fazit: Für den BdSt sind Investitionen in die Fahrradinfrastruktur eine Zumutung für den Steuerzahler.

BdSt: Neuer Luxusweg statt Gehwegreparaturen

Fahrräder für Flüchtlinge

Der Fahrrabblogger itstartedwithafight hat eine Deutschlandkarte mit mehr als 180 Fahrradprojekten erstellt, die Fahrräder an Flüchtlinge weitergeben. Meist handelt es sich um nicht mehr benutzte Alträder, die von den Projektwerkstätten aufgemöbelt und in einen verkehrssicheren Zustand gebracht werden, um danach kostenlos den Menschen gegeben werden, die vor Krieg und wirtschaftlicher Not geflohen sind. itstartedwithafight: „Für Menschen, die vom ÖPNV ausgeschlossen sind, weil sie sich den verständlicherweise gar nicht leisten können und in vielen Kommunen nicht kostenfrei nutzen dürfen, ist so ein Fahrrad ein echtes Stück Freiheit.“

itstartedwithafight: Fahrräder für Flüchtlinge

Piraten: Radverkehrsförderung neu organisieren und Fahrradbeauftragten für Berlin schaffen!

Gestern brachte die Fraktion der Piraten folgenden Antrag im Abgeordnetenhaus ein:

„Das Abgeordnetenhaus wolle beschließen:

  • Der Senat wird aufgefordert, die Radverkehrsförderung in Berlin neu zu organisieren und dazu die folgenden Schritte einzuleiten:
  • In der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt soll ein Referat für Radverkehr bzw. ein „Radfahrbüro“ unter der Leitung einer bzw. eines neu einzusetzenden hauptamtlichen Fahrradbeauftragten von Berlin geschaffen werden.
  • Der Senat setzt sich bei den Bezirken dafür ein, die in der Radverkehrsstrategie für jeden Bezirk vorgesehene Ingenieursstelle für die Radverkehrsplanung und -förderung einzurichten und diese zu bezirklichen Fahrradbeauftragten aufzuwerten. Er stellt hierfür zusätzliche finanzielle Mittel bereit.
  • Die bzw. der Fahrradbeauftragte von Berlin und die bezirklichen Fahrradbeauftragten treffen sich regelmäßig, mindestens einmal im Monat, in einer „Koordinationsrunde Radverkehr“ mit den wichtigsten Akteuren und Akteurinnen für die Radverkehrsplanung.
  • Der „FahrRat“ Berlin soll zur „Lenkungsgruppe Radverkehr“ unter dem Vorsitz des Senators für Stadtentwicklung und Umwelt und unter Beteiligung der Fahrradbeauftragten von Land und Bezirken umgewandelt werden. Die Lenkungsgruppe schreibt die Radverkehrsstrategie fort und erarbeitet ein detailliertes Radverkehrskonzept für deren Umsetzung.“

Abgestimmt wurde über den Antrag dann letzlich doch nicht. Vertagt. 

Piraten: Fahrradbeauftragte/-r für Berlin – Radverkehrsförderung neu organisieren

Wilder Ritt durch die Stadt

„Jeder Fehler kann tödlich sein“. So ist das Video im Original betitelt. Es zeigt eine spektakuläre Zwei-Minuten-Fahrt in hohem Tempo durch enge Gassen einer (südamerikanschen?) Stadt, über schmale Stege, die aus einem einzigen Brett bestehen, über verwinkelte Treppen und vorbei an Zuschauern, die die Fahrt den Berg hinunter hautnah erleben.

via: Fietsen123

Das Projekt Fahrradschnellweg auf der Potsdamer Stammbahn

Nicht mehr genutzte Bahnstrecken zu entwidmen ist immer eine zweischneidige Angelegenheit. Einerseits gewinnt man in einer weitgehend zugebauten Stadt dringend benötigte Erweiterungsflächen für Wohnen, Gewerbe, Freizeit oder Verkehr, andererseits beraubt man sich damit der Möglichkeit, später einmal den nicht genutzten Bahnabschnitt zu reaktivieren. Das Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) hat am Beispiel der Potsdamer Stammbahn einen Weg gefunden, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen.

Die Berlin-Potsdamer Eisenbahn, auch Potsdamer Stammbahn genannt, ist die erste Eisenbahnstrecke Preußens und wurde 1838 eröffnet. Sie führt vom ehemaligen Potsdamer Bahnhof nahe des Potsdamer Platzes über Schöneberg, Steglitz und Babelsberg nach Potsdam. Seit 1945 verkehrt hier kein Personenverkehr mehr, ab 1980 gibt es auch keinen Güterverkehr mehr. Nur jenseits von Lichterfelde-West finden noch einzelne Güterverkehre statt. Kurzfristig gab es auf der Strecke wieder Betrieb, als der Potsdamer Platz gebaut wurde, aber als die Ladestraße für die Baulogistik 2001 abgebaut wurde, fiel die Strecke erneut in den Tiefschlaf. Der Architekt und Stadtplaner Tim Lehmann vom InnoZ schlägt vor, die Potsdamer Stammbahn für einen Fahrrad- und Fußweg zwischenzunutzen. Das Gelände bleibt im Eigentum der Bahn und wird lediglich über einen Gestattungsvertrag der Stadt überlassen. Damit bleibt die Chance erhalten, die Bahnstrecke in zwanzig oder dreißig Jahren wiederherzustellen.

In der Zwischenzeit könnte die Stammbahntrasse zu einer attraktiven Fahrradschnellverbindung zwischen der Innenstadt und dem Südwesten Berlins werden, ebenerdig, ampel-  und kreuzungsfrei. Ein Besuch des Botanischen Gartens in Lichterfelde würde vom Potsdamer Platz aus zu einem Katzensprung: zehn Kilometer fast ohne Querverkehr sind in einer halben Stunde im Genussmodus zu erreichen. Der Multifunktionsweg für Radfahrer und Fußgänger würde am Potsdamer Platz beginnen, durch den Park am Gleisdreieck und den „Wannseebahngraben“, einen Einschnitt in Schöneberg, führen und den S-Bahnhof Schöneberg erreichen. Danach würde die Fahrradstraße einen ganz besonderen Charakter bekommen, denn sie führt fast drei Kilometer zwischen Auto- und S-Bahn bis nach Steglitz: links die Autobahn, rechts die S-Bahn, dazwischen ein schnurgerader Fahrradweg. Die restlichen zwei Kilometer geht der Weg durch das grüne Lichterfelde entlang der S-Bahn.

Da die Fahrradstraße auf Bahngelände verläuft, müssten Rampen als Zubringer gebaut werden. Diese Zubringer könnten teilweise nur in größerem Abstand zueinander erstellt werden, sodass es fraglich ist, ob die Strecke für Fußgänger anziehend ist. Für Radfahrer allerdings wäre die Verwandlung der ehemaligen Bankiers-Bahn in einen Fahrradschnellweg schlichtweg ideal.

Eine erste Grobkostenschätzung ergab, dass das Projekt günstig zu realisieren ist, da keine Grunderwerbskosten anfallen. Die erforderlichen Flächen sollen langfristig von der Bahn gepachtet werden. Der Tagesspiegel sprach von Kosten in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro. Zustimmung hat bereits die SPD im Bezirk Tempelhof signalisiert. Nun müsste das Projekt auch auf Senatsebene Befürworter finden, damit aus einer Projektidee die Fahrradinfrastruktur von morgen werden kann.

InnoZ: Radinfrastruktur – Investition in die Zukunft der Mobilität
Berliner Zeitung: Berlin bekommt einen Fahrrad-Highway
Tagesspiegel: Stammbahn-Trasse soll Fahrrad-Autobahn werden

Update 24.9.2015:

Gestern bekam die Idee eines Radschnellwegs von Steglitz zum Potsdamer Platz Fürsprecher von unerwarteter Seite. Justizsenator Heilmann und der Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann – beide im Kreisvorstand der CDU Steglitz-Zehlendorf – unterstützen das Projekt und fordern, dass es als Pilotprojekt für weitere Radschnellwege in Berlin bis zum Jahr 2020 realisiert wird. Nach den Vorstellungen der CDU-Politiker soll die Route ergänzt werden durch Servicestationen mit Toiletten, Umkleiden und Duschen, durch Ladesäulen für Elektrofahrräder, durch Fahrradverleihstationen und Cafés.

Grafik: Radschnellweg auf den Yorkbrücken

Finanziert werden soll die Infrastruktur des Projektes durch einen Außenwerber wie Stroer, Wall oder JCDecaux, der im Gegenzug das Recht bekäme, Werbetafeln an der Strecke aufzustellen. Der Winterdienst solle aus den Mieteinnahmen der Gewerbetreibenden an der Strecke finanziert werden.

Tagesspiegel: So könnte Berlins erste Fahrrad-Schnellstraße aussehen
Berliner Zeitung: So könnte der Fahrrad-Highway in Berlin aussehen
Berliner Morgenpost: Auf dem Fahrrad-Schnellweg in die City

ADFC-Kreisfahrt: „Flexibel ans Ziel – mit Fahrrad, zu Fuß, mit Bahn & Bus!“

Am Wochenende begeht der Berliner ADFC die traditionelle Kreisfahrt, eine Fahrraddemonstration rund um die Berliner City. Die kleine Schwester der größeren Sternfahrt beginnt am Sonnabend, dem 19. September um 14:00 Uhr  ab dem Potsdamer Platz. Von dort führt der Demo-Zug auf Rädern durch die Bezirke Kreuzberg-Fridrichshain, Pankow, den Wedding und Charlottenburg zurück zum Brandenburger Tor. Teilnehmer können je nach Laune die ganze Kreisfahrt mitfahren oder später an S- oder U-Bahnstationen in die Demo einsteigen. Die Treffpunkte sind auf der Webseite zur Kreisfahrt aufgeführt.

Für die Abreise unterstützt die Initiative “MitRADgelegenheit” die Kreisfahrt. 30 Minuten nach der Ankunft am Brandenburger Tor starten 6 Heimfahrttouren.

  • über Wedding, Wittenau, nach Hermsdorf
  • über Prenzlauer Berg, Weißensee nach Malchow
  • über Friedrichshain, Lichtenberg, Biesdorf nach Mahlsdorf
  • über Kreuzberg, Tempelhof, Britz nach Rudow
  • über Wilmersdorf, Zehlendorf nach Wannsee
  • über Charlottenburg, Westend nach Spandau

ADFC Berlin: ADFC-Kreisfahrt 2015
MitRADgelegenheit bei Facebook

Freitag, 18. September: PARK(ing) DAY in Berlin und anderswo

Der PARK(ing) DAY wurde 2005 von dem Künstlerkollektiv REBAR aus San Francisco ins Leben gerufen. Er ist ein weltweites jährlich stattfindendes Kunstprojekt, das alle Bürger einlädt, Parkplätze kreativ in öffentliche PARKs zu verwandeln. In kürzester Zeit fand diese Aktionsform Nachahmer quer durch die USA und auf der ganzen Welt, von Sao Paulo über Melbourne bis Stuttgart und Berlin: 2014 gab es weltweit über 1.000 PARKs auf sechs Kontinenten!

Auch in diesem Jahr werden wieder überall Parkplätze in grüne Oasen transformiert, wenn auch nur für wenige Stunden. In Berlin geschieht das an drei Orten in Charlottenburg und Pankow:

  • in der Uhlandstraße zwischen Kurfürstendamm und der Kantstraße ab 11.00 Uhr,
  • in der Weißenseer Spitze (Gustav-Adolf-Straße) ab 13.00 Uhr
  • und in der Fehrbelliner Str. 92 vor dem Stadtteilzentrum am Teutoburger Platz ab 16.00 Uhr. 

Die Parks werden von Einzelpersonen und unerschiedlichen Organisationen bespielt, mit dabei sind unter anderen VCD, Grüne Liga, autofrei leben!, die Berliner Cargo Bike Fans, die Bürgerinitiative Gethsemaneplatz und der ADFC.

Weitere PARK(ing)-DAY-Initiativen sind in Leipzig, Stuttgart und München am Start. Macht mit und parkt die Stadt um!

autofrei.de: PARK(ing) DAY

Auto als Waffe: Kraftfahrer fährt Radfahrer absichtlich um

Laut Berliner Morgenpost hat gestern Abend auf der Sonnenallee in Neukölln ein Autofahrer einen Radfahrer auf dem Gehweg gerammt. Die Szene ereignete sich ausgerechnet vor dem Polizeiabschnitt 54. Die beiden Männer seien gegen 23.20 Uhr in einen persönlichen Streit geraten, schreibt das Blatt. Der Radfahrer musste ambulant behandelt werden. Gegen den Autofahrer werde nun wegen gefährlicher Körperverletzung und gefährlichen Eingreifens in den Straßenverkehr ermittelt.

Berliner Morgenpost: Autofahrer fährt Radfahrer absichtlich vor Polizeiwache um

Update: Nun gibt es zu diesem Fall auch eine Pressemeldung der Berliner Polizei:

„Gestern Abend fuhr ein Autofahrer in Neukölln einen Radfahrer an. Gegen 23.20 Uhr war der 33-jährige VW-Fahrer in der Erkstraße in Richtung Wildenbruchstraße unterwegs. Nach den bisherigen Ermittlungen sah er dabei einen Bekannten, mit dem er sich offenbar zurzeit in Streitigkeiten befindet, der mit einem Fahrrad unterwegs war. Er folgte dem ebenfalls 33-Jährigen mit seinem Wagen und befuhr dazu auch den Gehweg, auf welchem sich der Radfahrer befand. In der Sonnenallee, in unmittelbarer Nähe des Polizeiabschnitts 54, wollte der Autofahrer ihm den Weg abschneiden und fuhr ihn dabei an. Als der Radfahrer in Folge des Zusammenstoßes zu Fall kam, stieg der Fahrer aus seinem Auto und schlug auf den am Boden liegenden Mann ein. Heraneilende Beamte des Abschnitts trennten die beiden Männer und nahmen den Autofahrer vorläufig fest. Der Radfahrer wurde mit Schürfwunden, Prellungen und einer Schnittverletzung an der Hand in ein Krankenhaus gebracht, konnte dieses nach einer ambulanten Behandlung aber wieder verlassen. Der Autofahrer wurde nach den polizeilichen Maßnahmen entlassen. Die weiteren Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr hat die Kriminalpolizei der Direktion 5 übernommen.“

Meldung der Berliner Polizei Nummer 2167 vom 14.09.2015.

GuteFrage: „Was sind das für Massenfahrradtouren in Berlin?“

Frage auf der Internetseite gutefrage.net: „ich war letztens (ich denke am 28.09.2015) mit einem Kumpel in Berlin unterwegs als uns mehrere hundert Fahrradfahrer entgegen kamen. Sie fuhren auf der Straße und die Polizei fuhr davor und dahinter. Manche von Ihnen hatten sogar Lautsprecher auf dem Fahrrad montiert. Ich würde da gerne mitmachen. Könnt ihr mir sagen, was das für eine Gruppe war und wann Sie das nächste Mal unterwegs sind? Ich dachte es könnte nicht so schwierig sein so viele Leute auf Fahrrädern im Netz zu finden, aber ich kriege es nicht hin.

Vielen Dank im Voraus“

Alle Antworten hier:
gutefrage.net: Was sind das für Massenfahrradtouren in Berlin?
via: Critical-Mass-Berlin

Das Projekt „Before | After“

Eine Guppe von Urbanisten aus São Paulo in Brasilien hat eine Galerie von Stadtansichten erstellt, die allesamt aus Google Streetview generiert wurden. Die Galerie zeigt, wie der autozentrierte öffentliche Raum in einen fußgänger- und menschenfreundlichen Raum transformiert werden kann. Zur Zeit besteht die Sammlung aus 326 Doppelansichten aus vielen verschieden Ländern und soll weiter wachsen. Nicht in jedem Beispiel wurde das Auto komplett aus dem Straßenraum verbannt. Ihm wurde jedoch der übermächtige Raum genommen, der die Menschen an den Rand gedrückt hat. Da, wo das Auto den Platz hergeben musste, entstanden Orte mit großer Aufenthaltsqualität und viel Grün. Fast in jedem neueren Foto sind junge Bäume zu sehen, die einem eine Vorstellung geben, wie diese Orte in zehn/fünfzehn Jahren aussehen werden.

Urb-i: Galerie „Before | After“