Anfang Februar hat die britische Zeitung The Times die Kampagne Cities fit for Cycling ins Leben gerufen. Eine Online-Plattform unterstützte die Berichte der Printausgabe, zusätzlich forderte eine an das Parlament gerichtete Petition mehr Sicherheit für Radfahrer auf den Straßen Großbritanniens.
Die Initiative der Times hatte eine sehr große Wirkung, sie gipfelte in einer dreistündigen Parlamentsdebatte über das Radfahren. David Cameron, der britische Premierminister, erklärte in seiner Stellungnahme, dass „wir mehr unternehmen müssen, um Fahrradfahren sicherer zu machen. Wir müssen Kampagnen wie diese unterstützen“.
Angeregt durch die intensive Diskussion in Großbritannien hat die italiensche Zeitung Gazzetta dello Sport das Thema aufgegriffen. Auch in Österreich nimmt der Diskurs Fahrt auf: die Radlobby IGF und die Wiener Zeitung veröffentlichten Textvorschläge für ein Radmanifest. Letztlich soll das Manifest in Form einer Petition an die österreichischen Parlamentsparteien gehen. Hier die 6 Punkte des Manifestes für ein radverkehrsfreundliches Österreich der Wiener Zeitung.
Das Radmanifest
1. STVO-Reform
Um die Situation des umweltfreundlichen, gesunden und energieautarken Verkehrsmittels Fahrrad nachhaltig zu stärken und die Sicherheit der RadfahrerInnen zu verbessern, muss die Straßenverkehrsordnung deren Bedürfnisse zeitgemäß berücksichtigen und die nötige Basis für modernen Radverkehr herstellen. Das betrifft v.a. die gefährlichen Nachrangregelungen für den Radverkehr, die kontraproduktive Radwegbenützungspflicht und die Einführung von Fahrradstraßen, Begegnungszonen und Radschnellrouten sowie die notwendige Umgestaltung der Fahrradverordnung.
2. Tempo 30 im Stadtgebiet
In Stadtgebieten ist Tempo 30 einzuführen, um die Verkehrssicherheit für alle am Verkehr teilnehmenden Menschen, besonders aber für FußgängerInnen und RadfahrerInnen, zu erhöhen.
3. Straßenbau drosseln, stattdessen mehr Investitionen in Radinfrastruktur
Österreich hat bereits eines der dichtesten Autobahnnetze Europas. Ein weiterer Ausbau ist angesichts ökonomischer Engpässe, ökologischer Bedenken und eines stetigen Anstiegs der Erdölpreise nicht sinnvoll. In Zukunft sollten zumindest 5% der öffentlichen Ausgaben für Straßeninfrastruktur für zukunftsorientierte Radverkehrslösungen aufgewendet werden, statt weiterhin Milliardenbeträge für den hochrangigen Straßenbau zu verwenden.
4. Bei Bauprojekten: Obligatorische Rad-Verträglichkeitsprüfung
Verpflichtende Fahrrad-Verträglichkeitsprüfungen bei geplanten Straßenbauprojekten sowie Wohn- und Gewerbebauten müssen in allen Bundesländern eingeführt werden. Bestehende Straßen und Bauten sind anhand derselben Kriterien zu evaluieren. Eine Einbindung von Radverkehrs-Interessenvertretungen trägt in diesem Bereich zur Qualitätssteigerung bei. Stellplatzverordnungen, die die Einrichtung von Garagenplätzen bei der Errichtung von Wohnbauten vorschreiben, sind zu streichen oder in Richtung Radabstellanlagen zu modifizieren.
5. Ursachenforschung bei Verkehrsunfällen
Eine bundesweite, umfassende Untersuchung von Verkehrsunfällen mit RadfahrerInnen ermöglicht eine genaue, objektive Analyse von Unfallursachen und Verursachern und soll in eine sicherheitsorientierte Verkehrsgestaltung statt in umstrittene Unfallfolgenbekämpfung wie z. B. die Helmtragepflicht münden.
6. Abstellanlagen und Öffentlicher Verkehr
Wirtschaftsbetriebe und Transportunternehmen müssen dazu angehalten und dabei unterstützt werden, das bestmögliche Service für ihre Rad fahrenden KundInnen und MitarbeiterInnen zu bieten. Das betrifft vor allem qualitätsvolle, sichere Abstellanlagen in ausreichender Anzahl sowie Radmitnahmemöglichkeiten bei Bus und Bahn.
Wiener Zeitung: Das Radmanifest
Der Vorschlag der Radlobby IGF umfasst 8 Punkte und ergänzt die sechs Kernforderungen der Wiener Zeitung um die Punkte Radverkehrsbeauftragte/Radverkehrsbeauftragter sowie Einbindung des Radverkehrs in die Führerscheinausbildung.
Radlobby.IGF: Manifest für ein radverkehrsfreundliches Österreich – zur Diskussion!