Kindertransporter als 2-Wheeler

Kennzeichnend für den Fahrradmarkt ist trotz einer gewissen Konzentration die große Vielfalt der Produzenten. Das sorgt dafür, dass Innovationen gleich von mehreren Herstellern aufgegriffen werden. Ein Trend ist der Versuch, Kindertransporter nach dem Prinzip des Long John zu bauen. Nachdem Gazelle mit dem Cabby vorgelegt hat, bringt Christiania Bikes ebenfalls einen 2-Wheeler (Foto) heraus.

Foto:  Bornholm Family
Fotograf: Zakkaliciousness
via: Copenhagen Cycle Chic

Niederlande größter Fahrrad-Hersteller Europas

In der  Europäischen Union wurden im Jahr 2008 Fahrräder für insgesamt 1,8 Milliarden Euro produziert. Führender Fahrradproduzent ist die Niederlande mit Rädern im Wert von 577 Millionen Euro. Nächstgrößter Hersteller auf der Liste der Fahrradproduzenten ist Deutschland mit mehr als 300 Millionen Euro. Danach kommen auf Platz drei bis sechs die Länder Frankreich, Italien, Polen und Portugal, deren Produktionsvolumen alle über 100 Millionen Euro liegt.
CBS: Nederland grootste fietsproducent in Europa
via: Fietsnieuws

Hightech im Fahrradhemd

Um den Rücken von Radfahrern bei Unfällen zu schützen, hat das schwedische Unternehmen POC ein Trikot entwickelt, dessen Rückenteil einen eingearbeiteten Prallschutz besitzt. Dieser versteift sich bei einem Unfall und schützt so den Rücken. Der Aufprallschutz besteht aus Kammern, die mit einem speziellen Polyurethan-Schaum gefüllt sind. Dieser Schaum kann seine Festigkeit ändern. Die im Schaum enthaltene Luft kann bei einer leichten und langsamen Verformung durch winzige Kanäle entweichen und das Trikot bleibt weich. Bei einem harten Stoß hingegen kann die Luft nicht schnell genug entweichen und versteift das Material.

Wenn man der Nachricht Glauben schenken kann, halten die Protektoren mehrere Stürze aus, da sie nach dem Aufprall ihre ursprüngliche Form wieder annehmen.

heise.de: Aufprallschutz im Hemd
Dank an Daniel für den Hinweis.

Kennzeichen am Fahrrad

Immer wieder wird in Diskussionen die Meinung vertreten, dass Kennzeichen böse Radfahrer zur Räson bringen würden und nach Unfällen, bei denen angeblich besonders Radfahrer durch Fahrerflucht auffallen, vorteilhaft wären. Zwar wären Kennzeichen für Radfahrer keine Katastrophe, doch wären sie wohl nichtsbringender Aktionismus.

In meinen Beiträgen weise ich immer wieder darauf hin, dass die öffentliche Wahrnehmung nicht unbedingt den Unfallgefahren entspricht. Ein besonders geeignetes Beispiel ist immer wieder die Stadt Münster, die einen gleich hohen Anteil an Rad- und Autofahrern hat. Ideale Bedingung, um Unfallzahlen zu vergleichen – Autos sind dort in mehr als 10x so viele Unfälle verwickelt wie Radfahrer.

Auch zeige ich immer wieder anhand von Beispielen auf, dass die Mär des sich wohlverhaltenden Autofahrers und des rüpelhaften Radfahrers nicht zutrifft, sondern dass in beiden Gruppen erhebliche Defizite in der Regelwahrnehmung bestehen. Die Häufigkeit des Regelbruchs ist dabei schwer zu messen, da sich die Verstöße unterscheiden. Fahren Radfahrer „generell“ bei Rot oder auf dem Bürgersteig, so fahren Autofahrer „generell“ zu schnell und achten beim Rechtsabbiegen nicht auf Radfahrer.

Dass sie ein Kennzeichen haben, hindert sie daran übrigens nicht – dabei ist das eines der Hauptargumente der Befürworter einer Kennzeichenpflicht für Radfahrer.

Im übrigen besteht in Deutschland keine Halterhaftung – das bedeutet, dass der anhand des Nummernschildes ertappte Radler sich ebenso herausreden kann wie der ertappte Autofahrer, derartige Stories kann man täglich neu unter radarforum.de nachlesen (Taschentuch nicht vergessen, meist sind die Geschichten rührselig ausgeschmückt).

Wollen wir wirklich eine weitere Bürokratie, die am Ende nichts bewirkt? Eine Art Dosenpfand für den Straßenverkehr? Ich sage nein. Als Radfahrer, der sich an die Regeln hält, helfen solche Nebelkerzen nicht, wenn ich danach weiterhin von Fahrzeugen mit Kennzeichen in Engstellen überholt oder auf dem Radweg gefährdet werde.

Wann kommt endlich der öffentlich diskutierte Vorschlag, der die Situation regelkonform fahrender Radler verbessert?

Berlinradler

Fahrradfreundliche Städte

Auf Copenhagenize wurde gerade eine Liste fahrradfreundlicher Städte weltweit veröffentlicht. Diese bei weitem nicht vollständige Liste vereint sehr große (z.B. Tokio mit 8,5 Millionen Einwohnern) und kleine Städte (Davis, Californien mit knapp 65.000 Einwohnern). Deshalb ist die Vergleichbarkeit der Zahlen begrenzt. Copenhagenize hat aus Deutschland vier Städte in seine Liste aufgenommen: Münster, Tübingen, München, Berlin. Ergänzt habe ich die Orte Bremen, Oldenburg, Freiburg, Erlangen. Gibt es weitere größere Städte in Deutschland (und weltweit) mit hohem Fahrradanteil?

Kopenhagen, Dänemark – 55%
Groningen, Niederlande – 55%
Assen, Niederlande – 40%
Amsterdam, Niederlande – 40%
Münster, Deutschland – 40%
Utrecht, Niederlande – 33%
Ferrara, Italien – 30%
Malmö, Schweden – 30%
Linköping, Schweden – 30%
Västerås, Schweden – 30%
Göttingen, Deutschland – 28%
Freiburg , Deutschland – 26%
Odense, Dänemark – 25%
Basel, Switzerland – 25%
Osaka, Japan – 25% [geschätzt]
Bologna, Italien – 25%
Parma, Italien – 25%
Bamberg, Deutschland – 22%
Bremen, Deutschland – 22%
Oldenburg, Deutschland – 22%
Oulu, Finnland – 20%
Rotterdam, Niederlande – 20-25%
Bern, Schweiz – 20%
Aarhus, Dänemark – 20%
Potsdam, Deutschland – 20%
Tübingen, Deutschland – 20%
Tokio, Japan – 20% [geschätzt]
York, Großbritannien – 18%
Kiel, Deutschland – 17%
Erlangen, Deutschland – 16%
Graz, Österreich – 16%
München, Deutschland – 15%
Davis, USA – 15%
Cambridge, Großbritannien – 15%
Berlin, Deutschland – 15%
Turku, Finnland – 11%
Stockholm, Schweden – 10%

copenhagenize.com

MyBikeLane

Das Internetprojekt MyBikeLane will Verstöße gegen das Park- und Halteverbot auf Radwegen weltweit dokumentieren. Untertitel: „Bike Lane Violations from Around the World“. Einige Tausend Reports sind bereits zusammengekommen und es werden täglich mehr. Nach einem Klick ist man registriert, ein weiterer Klick führt einen zu einem Formular, auf dem man ganz leicht Übertretungen dokumentieren sowie Fotos hochladen kann. Die Leute von MyBikeLane haben auch eine API eingebaut, sodass man die Daten der Seite leicht auf anderen Internetseiten einbinden kann. Leider sind in Berlin noch keine Fälle dokumentiert, aber das kann sich ja ändern.

Das Foto zeigt einen Fake-Verstoß gegen das Halteverbot auf Fahrradwegen, schließlich ist heute der 40. Jahrestag der Mondlandung.

MyBikeLane
Foto: MyBikeLane

mybikelane.jpeg

Verkehrsmittelwahl von Verkehrsministern

Die Allianz pro Schiene hat eine Umfrage unter deutschen Umwelt- und Verkehrsministern zu ihrer Wahl der Verkehrsmittel gemacht. Danach sind viele Minister sind mit der eigenen Verkehrsmittelwahl nicht zufrieden. „Gefragt waren Angaben zur Verkehrsmittelwahl bei der Fahrt ins Büro, bei Dienstreisen und im Urlaub, während gleichzeitig Kriterien für die Wahl bewertet werden sollten. „Sachzwang“ kreuzte die große Mehrheit der Minister an, wenn es darum ging, die Fahrt mit dem Dienstwagen zu begründen. Andere Kriterien wie „Preis“ oder „Gewohnheit“ waren den Angaben zufolge wenig ausschlaggebend, „Umweltverträglichkeit“ und „Bequemlichkeit“ kamen häufig erst an zweiter oder dritter Stelle. „Prestige“ als Grund für die Wahl des Verkehrsmittels landete weit abgeschlagen auf dem letzten Platz.“

Die Antworten der Minister fielen sehr unterschiedlich aus. Während Bundesverkehrsminister Tiefensee (SPD) 60 Prozent seiner Fahrten im Auto verbringt (Flugzeug: 20 %, Bahn: 15 % und zu Fuß 5 %), schätzt  Bremens Verkehrssenator seinen persönlichen Modal Split so ein: (50 % ÖPNV, 30 % Fahrrad, 10 % Fuß, 10 % Auto). Berlins Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hat eine Antwort dezidiert abgelehnt.
Allianz pro Schiene: Mein Urlaub ist Urlaub von der Mobilität
via: Fahrradportal

Internationales Festival des Fahrrad-Videos

Das Internationale Festival des Fahrrad-Videos (ICVF) findet in diesem Jahr in Bochum/Herne vom 2. bis zum 4. Oktober statt. Alljährlich im Spätsommer trifft sich die internationale Szene des Fahrrad-Videos auf dem ICVF, um den Stand der Kunst zu demonstrieren und den Preis – die Goldene Kurbel – abzuräumen. Der im Jahr 2009 zum vierten Mal laufende Wettbewerb hat sich über die Jahre einen festen Platz im Kalender der Fahrradkultur und der Kurzfilmfestivals erarbeitet. Noch kann man Videos für den Wettbewerb einreichen, der Einsendeschluss für Filmbeiträge wurde auf den 15. August 2009 verschoben.

Neben den Film-Award gibt es auch einen sportlichen Wettstreit: In diesem Jahr wird zum ersten Mal als ein Sprintrennen über 800 Meter ausgetragen. Es findet auf der Bochumer Radbahn statt und bildet den sportlichen Abschluss des International Cycling Video Festivals.

Internationales Festival des Fahrrad-Videos

Fahrradkirche

biketemple.jpgIn Portland in Oregon (USA) gibt es eine Fahrradkirche. Mit Kirche meinen wir nicht ein sakrales Bauwerk des Christentums, eine popelige Dorfkirche oder so, sondern Kirche steht hier für Gemeinschaft religiöser Menschen. Die Biketemple genannte Kirche verehrt das Fahrrad als Ausdruck des heiligen Gottes (respektive Allahs, Buddhas, etc.). Auf der Fahrradkirchenwebsite heißt es: „The Bike Temple is a non-profit, pan-faith movement that seeks to heal the world by having fun and deepening people’s relationship with their venerated transportation form. Welcoming devotees and divinity doubters alike.“ Auf deutsch etwa: „Die Fahrradkirche ist eine panreligiöse Non-Profit-Bewegung, die danach strebt, die Welt zu retten, indem sie Spaß hat und die Beziehungen des Menschen zur verehrten Transportform vertieft. Wir heißen Anhänger des göttlichen Glaubens und Zweifler gleichermaßen willkommen!“

Was kommmt als nächstes? Von Opfergaben an den Fahrradgott in Form alter Räder müssen wir abraten. Schließlich ist jedes, auch das älteste Fahrrad verehrungswürdig und verdient ein Gnadenbrot in der Garage. Wenn die Fahrradreligion die Katholische Kirche und die vielen Spielarten Protestantischer Kirchen in den USA überholt oder ihnen den Rückstrahler zeigt, dann sollte man an einen Fahrradfriedhof denken. Statt der Grabsteine stehen dann Mountainbikes oder Fixed-Gear-Maschinen, Kiezcruiser oder Hollandräder auf den Gräbern, je nach persönlicher Ausprägung der Fahrradglaubens. Und natürlich wird die Fahrradkirche bald Missionare entsenden, damit die Menschheit auf dem richtigen Weg radelt. Wir warten auf die Ankunft der ersten Fahrradprediger in Berlin.

biketemple.org
via: BikePortland

Transportservice mit Fahrradanhänger

Fahrradanhänger kommen wieder in Mode. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis der Fahrradanhänger sein altbackenes Image als klobiges und schwergängiges Transportmittel für Arme loswurde. Immer mehr schnelle, leichte und leicht zu verstauende Modelle kommen auf den Markt, die dennoch für eine große Nutzlast ausgelegt sind.

Jüngstes Beipiel für die Renaissance des Fahrradanhängers ist das Businiess, das der Brüsseler Damien Lesca (30) aufgemacht hat. Damien hat einen Umzugs- und Transportservive in der belgischen Hauptstadt eröffnet, mit Fahrradanhänger natürlich. Auf seinen Rechnungen ist genau aufgeführt, wieviel CO2 die Kunden durch seine Dienstleistung gespart haben. Daniel zeigt sein Auftragsbuch: „Ein Kunde hat etwa drei Kilo CO2 gespart, weil ich einige leere Kisten ins Geschäft transportiert habe und volle zurück zum Kunden. Wenn ich ein herkömmliches Fahrzeug genommen hätte, wäre ich etwa 20 Kilometer unterwegs gewesen, was der Menge von drei Kilogrammm Kohlendioxid entspricht.“

Die Preise für Damiens Transporte können sich sehen lasssen: bis zu 20 Kilo kosten 5,- Euro, zwischen 20 und 40 Kilogramm 8,- Euro und bei mehr als 40 kg sind es 12,- Euro, die Damien für einen Transport innerhalb von 5 Kilometern um das Zentrum von Brüssel anbietet. „Aber meine Kunden kommen nicht wegen des Geldes zu mir, sie kommen, weil ich etwas für die Umwelt tue.“
Fietsniews: Verhuisdienst per fiets: na Lyon nu ook in Brussel

Alte und neue StVO für Radfahrer

Am 1. September 2009 treten Änderungen der Straßenverkehrsordnung (StVO) und der Verwaltungsvorschriften zur StVO (VwV-StVO) in Kraft. Der ADFC nimmt eine Art Synopse zwischen alter und neuer StVO vor und hat den Änderungen, die den Radverkehr betreffen, die bisherigen Regelungen in einer Tabelle gegenübergestellt. Dabei sind besonders wichtige Änderungen in roter Schrift dargestellt, während Passagen in grauer Schrift den Radverkehr nur am Rande berühren.
ADFC: Gegenüberstellung bisherige und neue StVO
ADFC über die Straßenverkehrsordnung

Infrastruktur für Pedelecs

Man mag von der Pedelecwelle halten, was man will, aber die elektrisch unterstützten Räder scheinen sich durchzusetzen. In den Niederlanden wurde im letzten Jahr ein Drittel des Umsatzes bei Fahrradläden mit E-Bikes gemacht, der Fahrradhersteller Sparta meldet, dass er in diesem Jahr das 300.000ste Pedelec produzieren wird, und auch in Ländern wie Japan, Korea und China scheinen Elektrovelos den Massenmarkt erreicht zu haben.

Jetzt verbessert sich auch langsam die Infrastruktur für Pedelecs. In der Stadt Rotterdam kann man das Elektrofahrrad an einer Chipkartenstation aufladen. Ab Januar 2010 wird das Aufladen gratis sein, die Chipkarte des öffentlichen Nahverkehrsanbieters dient lediglich als Identifikation.
Fietsberaad: Fiets opladen met OV-chipkaart

Bottleclip Flaschenhalter

Bottleclip ist ein formschönes und günstiges Flaschenhalterungssystem des Berliner Designers Matthias Ries. Es besteht aus einem erweiterten Schraubverschluss, sodass man eine Wasserflasche einfach in einen Standard-Herrenrahmen einklinken kann. Es ist nicht für den sportlichen Radfahrer gedacht sondern eher für den älteren Radler oder Familienradfahrer, der gern eine oder zwei zusätzliche Getränkeflaschen an Bord haben will, ohne lange in den Fahrradtaschen suchen zu müssen. Einfach anzubringen, einfach zu nutzen und billig in der Produktion.
Matthias Ries Design Office: Bottleclip
Foto: Matthias Ries
via: Bikehacks

bottleclip.jpg

Alle 19 Stunden ein getöteter Radfahrer

In Deutschland ist im Jahre 2008 alle 19 Stunden ein Radfahrer im Straßenverkehr getötet worden. Das wurde gestern vom Statistischen Bundesamt im Bericht „Unfallentwicklung auf deutschen Straßen 2008“ bekanntgegeben. Während die Gesamtzahl der Unfallopfer im Straßenverkehr auf dem niedrigsten Stand seit den fünfziger Jahren lag, stieg die Zahl der getöteten Radfahrer von 425 im Jahre 2007 auf 456 im vergangenen Jahr. Das bedeutet einen Anstieg um 7,3 Prozent. Auch die Zahl verunglückter Radfahrer stieg an, wenn auch nur leicht. Lag die Zahl der Verunglückten unter den Radfahrern 2007 bei 79.004, so stieg sie im Jahr 2008 auf 79.423. Besonders stark sind ältere Menschen auf dem Fahrrad von schweren Unfällen betroffen. Der Anteil der Senioren an allen mit dem Fahrrad Verunglückten betrug 16%, jedoch waren 48% von allen getöteten Fahrradfahrern 65 Jahre und älter.
Statistisches Bundesamt: Unfallentwicklung auf deutschen Straßen 2008 (pdf-Dokument)