Folgende Situation: man hat gerade mit dem Auto aus triftigem Grund einen Radfahrer eng überholt und der zuckt rum. Was tun?
Man hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten: weiterfahren und den Radfahrer verhöhnen, z.B. durch Gesten (drohender Zeigefinger, Achselzucken) oder verbal (”was willst Du denn?”). Zweite Möglichkeit: Aggressivität, z.B. durch ausbremsen und anbrüllen, aussteigen oder Drohen mit körperlicher Gewalt.
Wichtig: Auf jeden Fall hat der Radfahrer schuld, da muss man zur Not etwas kreativ werden:
- “Fahr’ auf dem Radweg” ist der Klassiker. Das Schöne daran: man muss sich nicht darum kümmern, ob dort ein Radweg existiert oder nicht.
- “Was fährst Du auch so langsam rum” ist schwächer, aber beliebt und wird allgemein akzeptiert.
- “Ich muss schnell [nach Hause|zum Krankenhaus|hier durch]” ist nicht zu bevorzugen, da hier die Schuld des Radfahrers nicht deutlich genug artikuliert wird.
- Fällt einem gar nichts ein, geht immer noch ein “Die Radfahrer fahren alle bei Rot”. Das ist eine bei allen Verkehrsteilnehmern, der Presse und dem ADAC anerkannte Schuldzuweisung, die keine Fragen offen lässt.
Ergänzung 1: ist man Berufskraftfahrer, sollte man das durch besonders enges Vorbeifahren demonstrieren, da man ja die Fähigkeit dazu langjährig erworben hat. Gleiches gilt für Leute, die beruflich auf ihren Führerschein angewiesen sind.
Ergänzung 2: ist der Radfahrer eine Frau, hat man noch die vielfältigen Möglichkeiten der sexuellen Beschimpfung, die man tunlichst verwenden sollte. Wer weiß, vielleicht ergibt sich ein romantischer Abend?
Der Beitrag ist bei Rauhe Sitten unter dem Titel Berliner Verkehr – Benimmregeln: Teil 1 erschienen. Weitere Benimmregeln Teil 2 und Teil 3.