London will mehr als 1 Milliarde Euro in den Radverkehr investieren

Die Stadt London will in den nächsten zehn Jahren eine Gesamtsumme von 913 Millionen britischen Pfund in die Hand nehmen, um den den Radverkehr in der britischen Metropole zu revitalisieren. Mit dieser massiven Investition soll eine Fahrradinfrastruktur im holländischen Stil geschaffen werden. Ein Großteil der baulichen Infrastruktur soll innerhalb der nächsten vier Jahre entstehen.

Im Einzelnen sind folgende Projekte geplant:

  1. Ein neues Netzwerk von Fahrradrouten soll im inneren Bereich der Stadt gebaut werden.
  2. Eine breite Fahrradschnellstraße soll die Stadt von West nach Ost durchqueren (siehe Video).
  3. Die vor einigen Jahren gebauten Barclays Cycle Superhighways sollen aufgepimpt werden.
  4. Es sollen Quietways oder grüne Wege für Radfahrer entstehen, die durch Parks und ruhige Seitenstraßen führen.
  5. In den Außenbezirken sollen kleine Mini-Hollands entstehen, eine Art verkehrsberuhigte Zonen.

Andrew Gilligan, der „cycling commissioner“ der Stadt London, sagte zu der Entscheidung: „Der Bürgermeister und ich bedanken uns bei der London Cyclists’ Campaign, bei Journalisten, Bloggern und anderen Aktiven. Ohne ihr Engagement wäre das Thema nicht auf die politische Agenda geraten.“

European Cyclists’ Federation: London’s Billion Euro Cycling Plan – A Story of Successful Advocacy.
A view from the cycle path: London’s new plans. Serious campaigning must start now
(Dank an Michael für den Hinweis.)

Berliner Fahrradschau

Der erste Tag der Berliner Fahrradschau war ausgesprochen vielversprechend. Ein erweiterter Ausstellungsbereich mit vielen, interessanten Ausstellern, Gäste, die von weit her nach Berlin angereist waren. Ein Besuch lohnt sich definitiv und ist heute noch bis 18:00 Uhr möglich. Hier ein kleiner Film der Abendschau über die Messe. Video wurde vom RBB gelöscht.

Bicycled – A bike made out of cars

Ein kleines Video einer Werbeagentur aus Madrid macht seit kurzem die Runde im Netz. In Bicycled – A bike made out of cars wird ein Fahrrad fast komplett aus alten Autoteilen zusammengebaut. Ein Rahmen aus recycelten Karosserierohren, ein Transmissionsriemen als Kette, Rücklicht aus einem Autoblinker, Sattelbezug und Lenkerband aus Autositzen vom Schrotthandel.

Auf der Website zum Video heißt es: „Cars go to the junkyard and we recycle them to create the most efficient, ecological and healthy mean of transportation.“ Dennoch sind die so produzierten Räder, die natürlich alle absolute Einzelstücke sind, nicht wirklich umweltfreundlich entstanden. Hier geht es darum, ein Statement zu machen.

Ein wenig erinnert das Video an die Aktion der Künstler Folke Köbberling und Martin Kaltwasser im Jahre 2009, die damals ein Fahrrad komplett aus Autoteilen zusammenbauten.

Bicycled
(Dank an johnklein für den Hinweis.)

Verkehrsunfallbilanz 2012 der Berliner Polizei

Im gesamten letzten Jahr 2012 hat die Berliner Polizei 130.782 Verkehrsunfälle aufgenommen. Davon waren 7.342 Unfälle mit Radfahrerbeteiligung, davon waren 4.003 Verkehrsunfälle, die durch Radfahrer verursacht oder mitverursacht wurden. In Prozent ausgedrückt bedeutet das, dass die Berliner Radfahrerinnen und Radfahrer etwa drei Prozent aller Verkehrsunfälle verursacht haben. Die folgende Grafik zeigt alle Verkehrsteilnehmer mit den Anteilen der durch sie verschuldeten Verkehrsunfälle.

 

Links neben dem schmalen blauen 3-%-Tortenstück der Radfahrer sieht man den noch viel kleineren Anteil der Fußgänger. Weniger als ein Prozent aller Verkehrsunfälle werden durch Fußgänger verursacht.

Die nächste Grafik, die wie die erste aus dem unten verlinkten Pressematerial der Polizei stammt, zeigt die in Berlin im Jahr 2012 im Straßenverkehr getöteten Personen nach ihrer Verkehrsbeteiligung. Aus dem 0,95-%-Anteil der Fußgänger sind nun 40,48 % geworden, aus dem Drei-Prozent-Anteil der Radfahrer wurden 35,71%.

 

Zur Gruppe der Radfahrer sagt der Polizeipräsident auf der Pressekonferenz:
„Bei der Betrachtung der Risikogruppen nach der Verkehrsbeteiligung sticht die Gruppe der Radfahrer besonders hervor.

Nur in dieser Risikogruppe ist ein deutlicher Anstieg der Verkehrstoten festzustellen. Im letzten Jahr sind vier Menschen mehr als 2011 im Zusammenhang mit Radfahrverkehrsunfällen verstorben, allesamt Radfahrer. Auch wenn der Höchststand von 24 tödlich Verletzten aus dem Jahr 2003 wieder deutlich unterschritten wurde, verloren 2012 im Zusammenhang mit dem Fahrrad noch immer 15 Menschen ihr Leben.

Der Anteil der getöteten Radfahrer am Gesamtaufkommen der Verkehrstoten ist verglichen mit dem Anteil der Radfahrunfälle an der Gesamtunfallzahl überproportional hoch.

Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Radfahrerbeteiligung sinkt insgesamt auf 7342 und unterschreitet den Vorjahreswert um 0,5%, die Verunglücktenzahlen dagegen steigen.

Obwohl diese Gruppe nur mit 5,6% am Gesamtunfallaufkommen beteiligt ist, zeigen sich Radfahrer in der Verunglücktenbilanz mit einem Anteil von 31% als stark überrepräsentiert. Sie sind deshalb als besonders gefährdet und anfällig bei den schweren Unfallfolgen anzusehen und mit besonderer Aufmerksamkeit auch künftig zu beobachten. Das gilt umso mehr, wenn das sog. Dunkelfeld betrachtet wird. Dazu zählen alle Verkehrsunfälle, die der Polizei nicht bekannt werden. Studien belegen, dass nur etwa 35 % aller Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Radfahrern polizeilich angezeigt werden. Dazu zählen überwiegend Unfälle zwischen Radfahrern und Kraftfahrzeugen, bei denen ein Beteiligter verletzt wurde. Verkehrsunfälle zwischen Radfahrern untereinander werden auch mit Personenschäden deutlich seltener polizeilich bekannt.“

Pressemeldung der Berliner Polizei # 0618 vom 06.03.2013 – 14:50 Uhr: Jahrespressekonferenz zur Verkehrssicherheitslage des Jahres 2012 und Verkehrsunfallbilanz sowie Maßnahmen zur weiteren Steigerung der Verkehrssicherheit am 6.3.2013
Pressematerial zur PK: Verkehrssicherheitslage 2012 Berlin

Volvo zeigt Radfahrer-Erkennung mit automatischer Vollbremsung

Auf einem Autosalon in Genf hat Volvo ein neues Sicherheits-Feature vorgestellt: eine automatische Vollbremsung, wenn ein Radfahrer oder Fußgänger plötzlich vor das Auto gerät. Ab Mitte Mai 2013 wird der  Autokonzern das system in mehreren Modellen anbieten.

Copenhagenize betrachtet die Erfindung als Schritt in die richtige Richtung und schlägt eine kleine Ergänzung vor: ein Geschwindigkeitssensor, der die Geschwindigkeit des Autos automatisch auf 30 km/h abregelt, wenn sich das Fahrzeug in einer Tempo-30-Zone befindet. Oder bei Tempo 50 in einer 50er-Zone.

Volvo: Volvo Car Group reveals world-first Cyclist Detection with full auto brake in Geneva

Senat stellt neue Radverkehrsstrategie für Berlin vor

Eine neue Radverkehrstrategie wurde seit vielen Monaten angekündigt, nun wurde der Entwurf vorgestellt. Ersetzen soll sie die alte Radverkehrstrategie aus dem Jahre 2004.

Die Förderung des Radverkehrs ist für den Senat ein strategischer Baustein des Stadtentwicklungsplans Verkehr Berlin. In der Einleitung zur Radverkehrstrategie werden sieben Gründe für das Radfahren genannt: Radverkehr macht mobil, verbessert die Lebensbedingungen, kann einen Teil des Motorverkehrs ersetzen, macht Spaß, trägt zur Sicherheit des Verkehrs bei, unterstützt die wirtschaftliche Entwicklung Berlins und schont den öffentlichen Haushalt, denn die Radverkehrsinfrastruktur ist vergleichsweise kostengünstig, Investitionen zahlen sich schnell in intensiver Nutzung und in Einsparungen an anderen Stellen des Berliner Haushalts aus.

Der Hauptteil des vorgelegten Entwurfs ist eine Liste von einigen Dutzend Punkten. Das beginnt bei der Erhaltung nicht benutzungspflichtiger Radwege, sofern sie „in gutem Zustand“ sind. Weiter sollen Radverkehrsanlagen von Hindernissen freigehalten und der Radverkehr an Baustellen berücksichtigt werden, die Benutzungspflicht von Radwegen soll überprüft werden, das übergeordnete Fahrradroutennetz soll fertig gestellt und neue bezirkliche Fahrradroutennetze sollen entwickelt werden. Eine weitere Forderung ist die Schaffung ausreichender Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Kurz: die gesamte Stadt fahrradfreundlich gestaltet werden.

All diese Forderungen sind nicht neu und kommen in ähnlicher oder identischer Formulierung bereits in der Radverkehrstrategie von 2004 vor. Eine neue Forderung ist, dass die Fahrradinfrastruktur dem wachsenden Fahrradverkehr angepasst werden soll: „Auf vielen Innenstadtrouten deuten sich jedoch bereits Kapazitätsengpässe an. Es ist deshalb notwendig, für den Umgang mit großen Radverkehrsmengen Konzepte zu entwickeln. Leistungsfähige und zügig befahrbare Fahrradmagistralen können dazu ebenso einen Beitrag leisten wie Fahrradstraßen, Radverkehrsanlagen, die auch das Nebeneinander unterschiedlicher Fahrgeschwindigkeiten ermöglichen
sowie ausreichend dimensionierte Radverkehrsanlagen an Knotenpunkten.“

Auffällig ist, wie häufig in der Radverkehrsstrategie gesellschaftliche Akteure wie der ADFC und der VCD genannt werden. So soll der ADFC unter Einbeziehung seiner Mitglieder Informationen zu Problemabschnitten im bestehenden Radwegenetz sammeln, er soll ebenfalls Behinderungen auf Radverkehrsanlagen und radverkehrsbehindernde Baustellen melden. Der ADFC soll gemeinsam mit den Bezirken örtlich fokussierte Kommunikationsprojekte zum Radverkehr entwickeln und natürlich die jährliche Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ weiterhin in Berlin durchführen. So sehr es zu begrüßen ist, dass der Senat die Zusammenarbeit mit fortschrittlichen Verkehrsvereinen sucht, so drängt sich doch der Verdacht auf, dass es dem Senat lediglich darum geht, Ressourcen und Geld zu sparen.

Kommen wir zur Frage, wie teuer der Radverkehr sein darf. In der Radverkehrsstrategie von 2004 hatte es geheißen: „Die Radverkehrsstrategie geht deshalb davon aus, dass die im Stadtentwicklungsplan Verkehr formulierte Zielsetzung (Steigerung auf 5 € je Einwohner und Jahr bis 2015) der künftigen Haushaltsplanung als Orientierung dient.“ Von der Zielvorgabe ist der Senat bis heute weit entfernt geblieben und hat gerade einmal die Hälfte des angestrebten Betrags erreicht. Im Abschnitt „Finanzierung“ der neuen Radverkehrsstrategie 2013 wird erst auf die schwierige Finanzlage des Landes Berlin verwiesen: „Gleichwohl wird angestrebt, schrittweise bis 2017 im Rahmen der Investitionsmittel des Straßenbaus eine Größenordnung von 5 € pro Einwohner und Jahr für Maßnahmen zur Radverkehrsförderung und damit eine weitere Erhöhung zu erreichen.“

Ganz zum Schluss wird es noch einmal lustig. So soll die „kritische Begleitung der Umsetzung der Radverkehrsstrategie“ durch den Fahrradbeauftragten veranlasst werden, nur: einen Fahrradbeauftragten gibt es in Berlin schon lange nicht mehr.

Berlin: Radverkehrsstrategie 2013
Berlin: Radverkehrsstrategie 2004

Stimmen zur neuen Radverkehrsstrategie:
Tagesspiegel: Kettenreaktion
Berliner Zeitung: Radwege für Tempo 25
Stefan Gelbhaar (Grüne): Radverkehrsstrategie: Gute Ziele setzen sich nicht selber um!

Call a Bike und der nasse Hintern

Der Leihradanbieter „Call a Bike“ hat derzeit mindestens in Berlin ein beträchtliches Problem: Etwa die Hälfte der Sättel hat sich über den Winter mit Wasser vollgesogen. Das führt zu sichtbar nassen Hosen und verschafft peinliche Momente. Betroffen sind sowohl die Sättel der gefederten als auch die der ungefederten Räder, subjektiv würde ich sagen, dass die ungefederten stärker betroffen sind.

Auf Facebook schreibt Call a Bike zu dem Problem, dass es bekannt sei und die Sättel sukzessive ausgetauscht würden. Ich werde, nachdem ich gestern wieder mal mit klitschnassem Hintern im Büro ankam, so lange auf das Angebot verzichten. Beim Konkurrenten „Nextbike“ hat zwar die Winterpause geendet, aber noch scheinen kaum Räder verfügbar zu sein. Dieser Anbieter hat nun übrigens, ähnlich wie „Call a Bike“, auch eine Art Flatrate im Angebot, mit der man für 3€ monatlich die jeweils erste halbe Stunde kostenlos fährt.

Große Berliner Lastenradschau

Auf der Berliner Fahrradschau am kommenden Wochenende werden die Cargo Bike Fans Berlin auf einem Riesenstand eine große Auswahl an Lastenrädern für alle Zwecke präsentieren. Wenn alle Beteiligten ihre Zusagen einhalten, dann werden am Sonnabend und Sonntag nicht weniger als 41 Transportfahrräder unterschiedlichster Art gezeigt.

Mit dabei sind klassische Importmodelle aus dem Lastenradland Dänemark, etwa Christianiabikes und Bullitts. Natürlich werden auch elektrisch unterstützte iBullitts ausgestellt, darunter ein 45 km/h schnelles S-Pedelec mit 48-Volt-Frontmotor. Freuen können sich die Besucher auch auf das Transportrad Load hybrid von Riese&Müller, ein Modell, das auf der letzten Fahrradmesse in Friedrichshafen geradezu umlagert von Interessierten war. Ebenfalls dabei: ein vollverkleidetes eLastenrad von Messenger mit einem 2,2m³ Laderaum und 250 kg Zuladung.

In einem weiteren Ausstellungsbereich werden selbstgebaute und modifizierte Nutzräder gezeigt. Darunter sind Dreirad-Vorderlader und Dreirad-Hecklader sowie verschiedene Varianten des klassischen Long John. Auch die Rad-Spannerei zeigt einen umgebauten Long John der dänischen Firma Monarck mit einem 24″ NuVinci Hinterrad, umgebautem Korb und verstärktem Oberrohr bzw. verstärkter Sattelstütze für große Menschen (siehe Foto, nach einem Klick seht ihr eine vergrößerte Version).

 

Abgerundet wird die sehenswerte Lastenradausstellng durch einige historische Objekte.

Berliner Fahrradschau
9. und 10. März 2013 von 10:00 bis 19:00 Uhr
Station-Berlin
Luckenwalder Straße 4-6
10963 Berlin-Kreuzberg

Berliner Fahrradmessen 2013

Wie in den vergangenen Jahren wird es auch im März 2013 zwei Fahrradmessen in Berlin geben.

Zeitlich gesehen hat die Berliner Fahrradschau die Nase vorn. Am zweiten Märzwochenende präsentiert die Berliner Fahrradschau in der Station-Berlin nahe der U-Bahnstation Gleisdreieck in Kreuzberg gut 150 Aussteller. Vier Ausstellungsbereiche bilden folgende Schwerpunkte: urban & design, sport & handmade, e-mobilty und velo couture. Insgesamt präsentiert sich die Messe bunt, stylish und jung. Der historische Postbahnhof mit seinem unvergleichbarem Ambiente bildet den passenden Rahmen für diese Bikemesse.

Berliner Fahrradschau
Zeit: 9. und 10. März 2013
Ort: Station-Berlin, Luckenwalder Str. 4-6
Preise: 6,00 Euro (ermäßigt: 4,00)
Berliner Fahrradschau
Berliner Fahrradschau bei Facebook

Zwei Wochen später findet in den Messehallen am Westberliner Funkturm die VeloBerlin statt. Die VeloBerlin kommt – bedingt durch die Zusammenarbeit mit der Messe Friedrichshafen – einen Tick seriöser rüber, mit breiterem Fahrradangebot und mehr Angeboten im Sektor Fahrradtourismus. Wie ihre Schwestermesse bietet die VeloBerlin ein breites Rahmenprogramm mit Vorträgen, Produktpräsentationen, Shows und Testparcours, um die Objekte der Begierde selbst ausprobieren zu können. Aufgewertet wird die VeloBerlin schließlich auch dadurch, dass am ersten Messetag parallel zur Messe die diesjährige Mitgliederversammlung des Berliner ADFC stattfindet.

VeloBerlin 2013
Zeit: 23. und 24. März 2013 von 10:00 bis 18:00 Uhr
Ort: Messehallen, Messedamm 22
Preise: 9,00 Euro (ermäßigt: 7,00)
VeloBerlin
VeloBerlin bei Facebook

Auf der Messe wird der VeloBerlin Film Award verliehen. Der Award nimmt die weltweite Bewegung rund um das Fahrrad zum Anlass, im Rahmen eines internationalen Online Fahrradfilm-Wettbewerbs nach den besten Kurzfilmen zum Thema „Cycling and the City“ zu suchen. Abgestimmt werden kann online ab dem 18. Februar. Die 15 besten Filme werden auf der VeloBerlin 2013 präsentiert.

VeloBerlin Film Award

ADFC-Fahrradklimatest 2012

Im Bundesverkehrsministerium präsentierte heute der ADFC die Ergebnisse des Fahrradklimatests 2012. Der Test fand zum fünften Mal statt. Bereits 1988 startete die Radfahrervereinigung die erste bundesweite Befragung von Radlern. In den Jahren 1991, 2003, 2005 sowie im vergangenen Jahr 2012 wurde der Klimatest wiederholt.

Positiv ist, dass seit dem Jahr 2003 mit jedem Befragungsdurchgang eine Verdreifachung der Teilnehmerzahlen erreicht wird. So nahmen am vorletzten Test 2005 rund 26.000 Radfahrer teil; 2012 waren es rund 80.000 Teilnehmer. Davon voteten 90% oder 75.000 Teilnehmer online. Damit ist der ADFC-Fahrradklima-Test die größte Untersuchung ihrer Art weltweit.

Der Fahrradklima-Test ist eine Befragung mit dem Ziel der vergleichbaren Erfassung von Radfahrbedingungen in Städten und Gemeinden in ganz Deutschland. Da vermutlich eher fahrradaffine Menschen an dem Test teilgenommen haben, bildet der Test keinen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab. Vielmehr sollen Radfahrer die Radverkehrsbedingungen vor Ort bewerten.

Die Durchschnittsbewertung 2012 verschlechterte sich im Vergleich zum letzten Fahrradklimatest 2005 deutlich. Damals gaben alle Radfahrer in Deutschland ihrer Kommune eine Durchschnittsnote von 3,71 auf der Schulnotenskala, im aktuellen Klimatest von 2012 sackte die Note auf 3,91.

Woran liegt das? Die Antwort der gemeinsamen Pressemitteilung von ADFC und Bundesverkehrsministerium: „Dass sich die Situation tatsächlich verschlechtert hat, ist allerdings kaum anzunehmen“. Zurückgeführt wird die insgesamt schlechtere Bewertung einerseits auf veränderte Befragungsmethoden und andererseits darauf, „dass sich in den letzten Jahren ein stärkeres Bewusstsein für die Probleme von Radfahrern gebildet hat“ (ADFC-Vorsitzender Syberg).

Beste Fahrradstadt in der Größengruppe über 200.000 Einwohnern bleibt Münster mit einer extrem guten Durchschnittsnote von 2,61. Berlin bleibt mit einer Gesamtnote von 4,01 in der unteren Hälfte der großen Städte. Bei der Fragengruppe „Spaß oder Stress“ bewerten die Berliner ihre Stadt mit einer Note 3,31 noch recht gut, andere Aspekte des Radfahrens in Berlin werden aber richtig schlecht gesehen. Note fünf mit Tendenz zur sechs (5,18) geben die Berliner Radfahrer für den Fragenkomplex „Falschparker auf Radwegen“. Schlechter als Berlin werden in diesem Aspekt nur Hamburg, Düsseldorf und Wiesbaden bewertet.

ADFC: Überwiegend heiter – Das Fahrradklima in Deutschland

Höhere Bußgelder für Verkehrsverstöße von Radfahrern

In der heutigen Ausgabe der Bild-Zeitung wird berichtet, dass der Bußgeldkatalog für Radfahrer geändert wird. Die Strafen sollen um fünf bis 10 Euro angehoben werden, ein normaler Regelverstoß kostet dann 15 statt bisher 10 Euro. Schon am kommenden Freitag soll im Bundesrat über die neuen Bußgeldhöhen abgestimmt werden.

Im Einzelnen sollen folgende Regelverstöße mit höheren Strafgeldern bedacht werden:

  • Fahren auf dem Fußweg (je nach Situation): 10–20 Euro​ (bisher 5–20)
  • Nichtbenutzen der rechten Fahrbahn: 15–40 Euro​ (bisher 10–35)
  • Nichtbenutzen des Radwegs: 20–35 Euro​ (bisher 15–30)
  • Falsches Einbiegen in Einbahnstraße: 20–35 Euro​ (bisher 15–30)
  • Fahren in Fußgängerzone: 15–30 Euro​ (bisher 10–25)​
  • Fahren ohne Licht: 20 Euro​ (bisher 15)

Bild-Zeitung: Härtere Strafen für Rad-Rüpel

Modal Split in Millionenstädten

Die folgende Tabelle zeigt den Modal Split von zwanzig Städten weltweit mit mehr als eine Million Einwohnern geordnet nach dem Radverkehrsanteil. Die letzte Spalte gibt das Jahr der Datenerhebung an.

Stadt Fahrrad Fuß ÖPNV Auto Jahr
Peking 32% 21% 26% 21% 2011
Schanghai 20% 27% 33% 20% 2011
München 14% 28% 21% 37% 2008
Tokyo 14% 23% 51% 12% 2009
Berlin 13% 30% 26% 31% 2008
Delhi 12% 21% 48% 19% 2011
Hamburg 8% 8% 33% 51% 2004
Mumbai 6% 27% 52% 15% 2011
Portland 6% 6% 12% 70% 2009
Wien 6% 28% 39% 27% 2012
Taipei 4% 15% 33% 48% 2009
Paris 3% 61% 27% 9% 2010
San Francisco 3% 10% 32% 46% 2009
Seattle 3% 8% 20% 63% 2009
Bogota 2% 15% 64% 19% 2008
Boston 2% 14% 35% 45% 2009
Budapest 2% 22% 30% 46% 2004
London 2% 20% 41% 37% 2008
Philadelphia 2% 9% 25% 60% 2009

Quelle: Wikipedia: Modal share (englisch)

Deutscher Verkehrsgerichtstag will, dass härter gegen Radfahrer vorgegangen wird

Der Deutsche Verkehrsgerichtstag (VGT) ist eine jährlich stattfindende Konferenz für Straßenverkehrsrecht. Sie hat bundesweit Relevanz, da ihre Empfehlungen häufig in der Politik bei der Ausgestaltung von Gesetzen und Vorschriften berücksichtigt werden. Die Tagung, die seit 1963 stattfindet, befasst sich interdisziplinär mit allen Bereichen der Verkehrswissenschaft, wobei der Schwerpunkt bei der Rechtsprechung in Verkehrssachen liegt.

Präsident des Verkehrsgerichtstags ist Ex-Generalbundesanwalt Kay Nehm. Der sagte heute zur Eröffnung der 51. Konferenz in Goslar , die „offensichtliche behördliche Duldung lebensgefährlicher Verhaltensweisen“ vieler Radler sei ein Skandal. Nehm wörtlich: „Kaum ein Radler fährt mit vorgeschriebener Beleuchtung, kaum ein Radler kümmert sich um Fahrtrichtung oder um Ampeln“. Laut der Zeitung Die Welt sagte Nehm, die Misere werde nicht dadurch gemildert, „dass uns die Lichtmuffel nach den Vorstellungen der Verkehrspolitik künftig unter dem Helm begegnen sollen“.

Die Welt zitierte dazu die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa. Danach sprachen sich 82 Prozent der Deutschen für mehr Polizeikontrollen und teurere Strafen für Rüpel-Radler aus. Der Umfrage zufolge fühlen sich 81 Prozent der Autofahrer bedroht, wenn Radfahrer ohne Licht fahren, rote Ampeln missachten und falsch in Einbahnstraßen einbiegen.

Die Welt: Verkehrsgerichtstag rüffelt Rüpel-Radler und neuen Punktekatalog

Wird Radfahren gefährlicher?

In der Ausgabe Nummer 1 2013 der ADFC-Mitgliederzeitschrift radzeit schreiben Bernd Zanke und Daniel Pepper darüber, ob das Radfahren angesichts von 15 tödlich verletzten Radfahrern in Berlin im letzten Jahr gefährlicher geworden ist. Aus dem Artikel zitieren wir mit Genehmigung der Autoren vier Absätze:

Bilanz 2012: 15 Radfahrer starben im Berliner Straßenverkehr. Das sind vier Getötete mehr als im Jahre 2011. In den Monaten Januar bis Oktober 2012 wurden 613 Radfahrer schwer und 4546 leicht verletzt. Diese Entwicklung zeigt, dass der Radverkehr in Berlin noch sicherer werden muss!

Aktuell werden in Berlin täglich 1,5 Millionen Wege per Rad zurückgelegt, Tendenz steigend. So hat in den Jahren 2004 bis 2009 der hauptstädtische Radverkehr jährlich um etwa sechs Prozentpunkte zugenommen. Sollte dieser Trend anhalten, ist 2020 mit einer Verdoppelung gegenüber 2004 zu rechnen. Trotz steigendem Radverkehr gibt es in den vergangenen zehn Jahren insgesamt einen abnehmenden Trend bei den getöteten Radfahrern. Zugleich steigt die Zahl der im Straßenverkehr verletzten Radfahrern zwar an, folgt aber im Wesentlichen dem steigenden Verkehrsanteil.

Ursachen: Hauptverursacher von Radunfällen sind Kraftfahrer, die beim Abbiegen den Vorrang von Radafhrern missachten. 31 der 52 Radunfälle mit tödlichem Ausgang der Jahre 2008 bis 2012 (entspricht 60%) wurden durch Kraftfahrer verursacht, davon 16 durch rechtsabbiegende Lkw. Unfälle zwischen Lkw und Radfahrenden sind hier klar ein Schwerpunkt.

Betroffene: Die Betroffenen von Radunfällen mit Todesfolge sind überwiegend ältere Radfahrende, 50% der Getöteten sind älter als 55 Jahre, 33% sind älter als 65 Jahre. Bei den tödlichen Unfällen mit abbiegenden Kfz sind mit einem Anteil von 67% überwiegend Frauen betroffen. Insbesondere bei abbiegenden Lkw ist das der Fall: 12 der 16 in den Jahren 2008 bis 2012 von abbiegenden Lkw tödlichen verletzten Radfahrenden waren Frauen.

Verursacher: Die Anteile der Verursacher von Radunfällen mit Todesfolge unterscheiden sich ganz erheblich: In den Jahren 2008 bis 2012 wurden in Berlin 95% der Radunfälle mit Todesfolge, an denen Lkw beteiligt waren, von Lkw verursacht. Diese Verursacherquote beträgt bei Pkw gegenüber Radfahrenden noch 60%. Tödliche Radunfälle werden von Radfahrenden nur zu 36% verursacht einschließlich Allein- und Eigenunfälle.“

aus: Wird Radfahren gefährlicher?, in radzeit Nummer 1 2013, Seite 16 und 17

Mehr Infos gibt es am Mittwoch, 23.1.2013 um 19.30 Uhr in der ADFC-Geschäftsstelle in der Brunnenstraße 28 in 10119 Berlin-Mitte. Dort tagt die Verkehrs AG des ADFC Berlin. Das Thema Radunfälle und Rechtsabbiegeunfälle 2008 bis 2012 wird ausführlich behandelt.

Senat strebt neue Radverkehrsstrategie in Berlin an

Wenn man auf der Homepage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nach dem Begriff „Radverkehrsstrategie“ sucht, dann wird man auf eine Seite geführt, die mit den Worten beginnt: „Unsere Ziele bis 2010.“ Das Weiterlesen kann man sich ersparen, das Ding ist hoffnungslos veraltet und die betreffende Internetseite wurde seit vielen Jahren nicht verändert. Immer mal wieder wurde im Haus der Stadtentwicklungssenators eine neue Radverkehrsstrategie angekündigt, aber dann tat sich doch nichts. Zuletzt hatte Burkhard Horn, Leiter der Abteilung „Grundsatzangelegenheiten der Verkehrspolitik und Verkehrsentwicklungsplanung“, eine solche auf dem Radverkehrssymposium der Niederländischen Botschaft im November 2012 für die „nächsten Wochen“ versprochen, aber danach war wieder Stille.

Der Grünen-Abgeordnete Stefan Gelbhaar stellte deshalb eine kleine Anfrage an den Senat. Er wollte wissen: „Wo und warum hakt es bei der neuen Radverkehrsstrategie?“  Die Antwort des Senats: „Die Senatsvorlage für die neue Radverkehrsstrategie wird derzeit abgestimmt.“ Immerhin legt sich die Verwaltung auf ein neues Datum fest. Auf die Frage von Gelbhaar, wann denn der Senat nun endlich zu Potte kommt, antwortet Christian Gaebler von der Senatsverwaltung: „Es wird ein Senatsbeschluss für Januar 2013 angestrebt.“

Kleine Anfrage des Abgeordneten Stefan Gelbhaar (GRÜNE) vom 13. November 2012 und Antwort: Wo und warum hakt es bei der neuen Radverkehrsstrategie? (pdf-Dokument)