Wie begleitet man Kinder beim Radfahren?

Der Tagesspiegel wirft eine interessante Frage auf – wie begleitet man Kinder beim Radfahren?

Kinder bis zum 8. Lebensjahr müssen und Kinder bis zum 10. Lebensjahr dürfen Gehwege benutzen. Das schließt eine Benutzung der Fahrbahn oder von Radwegen aus, die wiederum den begleitenden Erwachsenen vorgeschrieben ist. Streng genommen müssten die Erwachsenen auf der Fahrbahn oder dem Radweg fahren und sich dort einerseits auf den Verkehr konzentrieren und andererseits das Kind beaufsichtigen und im Ernstfall eingreifen. Da das nicht möglich ist, könnten sie sich im Falle eines Unfalls eine Verletzung ihrer Aufsichtspflicht vorwerfen lassen.

Der Gesetzgeber hält sich bedeckt – auch in der ab 2013 gültigen STVO kommt das Thema nicht vor. Und so hat man weiterhin die Wahl zwischen drei unbefriedigenden Alternativen – der regelwidrigen Begleitung des Kindes auf dem Gehweg, der Aufsichtspflicht verletzenden Nutzung der Fahrbahn oder dem völligen Verzicht auf das gemeinsame Radfahren mit Kindern, das in der Gesetzeslandschaft irgendwie vergessen wurde.

Tagesspiegel 26.8.2012: Nur nicht in die Quere kommen

Unfallrisiko Kopfhörer?

Schon oft haben wir über Vorstöße berichtet, die das Unfallrisiko durch Kopfhörer mit Verboten beseitigen wollten. Im Januar 2012 behauptete das ZDF-Magazin „heute“, dass die Fußgängerunfälle durch das Tragen von Kopfhörern zunehmen würden. AutoVerkehrsminister Ramsauer polemisierte im selben Monat: „Mit lauter Musik schlafwandeln sie über Straßen und Bahnsteige„. Ja, sehr gefährlich, die ständigen Bahnsteigunfälle.

Ein neuer Vorstoß für ein Verbot von Kopfhörern für Fußgänger und Radfahrer kommt nun von der MDR Umschau. Auch hier behauptet man unter dem ausdrücklichen Hinweis auf fehlende gesicherte Zahlen (!), dass Unfälle, die von Fußgängern oder Radfahrern mit Kopfhörern verursacht werden, zunehmen würden. Man stützt sich dabei auf Protokolle der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB), nach denen Gefahrenbremsungen von Straßenbahnen wegen Kopfhörerträgern zunehmen.

Nach Aussagen einer Wissenschaftlerin kommt es dabei nicht auf die Lautstärke an. Auch leise Musik hätte die Reaktionszeit von Probanden in einer Studie um etwa 20% erhöht. Der MDR zieht daraus seine Schlüsse: Aus der Gruppe von Autofahrern, Motorradfahrern, Radfahrern und Fußgängern greife man die beiden letztgenannten heraus und verbiete ihnen die Musik während der Fortbewegung. Konsequent und logisch, oder?

Und da die aufgesetzte Krone bisher fehlt, lässt man noch Staatssekretär Mücke zu Wort kommen, der – sollte sich wirklich ein Problem darstellen – das Verkehrsministerium in der Pflicht sieht, eine Regelung zu schaffen. Genauso beherzt, wie man das bei anderen, in den Unfallursachen wirklich auftretenden Problemen, Stichwort „Rechtsabbieger“, tut?

MDR Umschau: Unfallrisiko Kopfhörer, 21.8.2012 (Kommentare ohne vorherige Registrierung möglich)

Diskussionsveranstaltung: Eine Stadt fährt Rad

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Stadt Wert Schätzen – Reden über Berlins Zukunft gibt es heute auf dem Tempelhofer Feld eine Podiumsdiskussion zum Themenschwerpunkt Eine Stadt fährt Rad. Es geht um die Radverkehrsstrategie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, die Finanzierungsschwerpunkte dafür bis 2015 sowie die Einbindung in das Klimaschutzkonzept Berlins für 2020. Ab 18 Uhr werden im „Bauhaus re use-Pavillon“ folgende Podiumsteilnehmer diskutieren:

  • Christian Gaebler, Staatssekretär Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt
  • Burkhard Horn, Ansprechpartner Radverkehr, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt
  • Eva-Maria Scheel, Landesvorsitzende des ADFC Berlin e.V.
  • Susanne Grittner, Mitorganisatorin Sternfahrt, ADFC Berlin e.V.
  • Marko Teubert, Fahrradverleih Pionierfeld Tempelhofer Damm

Ort: Tempelhofer Feld, „Bauhaus re use Pavillon“ (Temporärer Bau von zukunftsgeraeusche, Nähe Almende Kontor) Zugang über den Ost-Eingang „Oderstraße“ – am besten mit dem Fahrrad!
Zeit: Donnerstag, 23. August 2012 um 18 Uhr
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist jedoch erforderlich: info@plattenvereinigung.de

Marzahn-Hellersdorf: Radfahrer von Auto erfasst

Manche Meldungen der Berliner Polizei sind superknapp formuliert. So berichtet sie heute unter der Überschrift „Radfahrer von Auto erfasst“:

Schwere Verletzungen erlitt ein Radfahrer bei einem Verkehrsunfall heute früh in Biesdorf. Ein 50-jähriger Fahrer eines „Citroen“ fuhr in der Kreuzschnabelstraße in Richtung Köpenicker Straße. Als der Fahrer kurz vor 7 Uhr mit seinem Auto den Kreuzungsbereich Kreuznabel-/Wulkower Straße erreicht hatte, kollidierte er mit einem 16-jährigen Radler, der die Wulkower Straße in Richtung Elsterwerdaer Platz befuhr. Der Jugendliche erlitt schwere Verletzungen am linken Bein und an der Hüfte und kam zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus.

Pressemeldung # 2695 der Berliner Polizei vom 22.08.2012 – 14:40 Uhr

Diese Meldung wäre noch richtiger, wenn die Polizei erwähnen würde, dass es sich bei der Kreuzung um eine Tempo-30-Zone handelt und der Jugendliche von rechts kam.

Fahrradstraße mit Durchfahrtverbot

Die Bezirke Pankow und Mitte haben in der Choriner Straße keine Kosten und Mühen gespart, um eine neue Fahrradstraße einzurichten. Diese ist wichtig, um dem zunehmendem Fahrradverkehr eine Alternative zu der, aufgrund der Gleise äußerst gefährlichen, Kastanienallee anzubieten. Nun sind Fahrradstraßen ja eher ein Witz, da sich Autofahrer erfahrungsgemäß eine Teufel darum scheren, aber dennoch wurde die neue Fahrradstraße gut angenommen. Nun aber zeigt der Bezirk Pankow mal wieder seine wahren Prioritäten im Straßenverkehr. Fährt man die Choriner Straße Richtung Schönhauser Allee, so ist etwa 50 Meter vor Beginn der Schönhauser Schluß. Eine Baustelle verengt die Fahrbahn, und anstatt Autos die Durchfahrt komplett zu verbieten, müssen Radfahrer nun absteigen und das letzte Stück schieben, damit es die Autofahrer schön bequem haben. Es wäre ja zu viel verlangt, dass ein motorisierter Anlieger (nur solchen ist die Befahrung der Fahrradstraße gestattet) den Umweg über die Schwedter Straße nehmen müsste. Eine ähnliche Farce hatte der Bezirk Mitte ja bereits in der Linienstraße veranstaltet.

Aus reiner Verwunderung über diesen Treppenwitz, habe ich heute gleich Fotos davon gemacht. Und siehe da, es dauerte nur zehn Minuten, bis ich einen Transporter dabei fotografierte, wie er zwei Radfahrer abdrängte, und einen Taxifahrer, der entgegen der Einbahnstraße fuhr. Ersteres wird hoffentlich angezeigt (ich habe die Adressen mit den Radfahrern ausgetauscht) – bei letzterem weiß ich nicht, ob es die Mühe Wert ist.

(Dank an Sven für Gastbeitrag und Foto.)

Weiterer Teil des Ostseeradwegs in Polen fertiggestellt

Wer den Ostseeradweg in Polen befährt, der erlebt einen Mix aus sehr gut ausgebauten Wegen einerseits und andererseits nur schlecht zu befahrende Strecken mit hohem Autoverkehrsaufkommen. Eine wichtige 14 Kilometer lange Etappe ist gestern übergeben worden. Zwischen den Ortschaften Pogorzelice und Mrzesżyno westlich von Kolberg in der Wojewodschaft Westpommern gibt es nun einen Radweg, der teilweise über die Steilküste der Ostsee verläuft und herrlich weite Ausblick auf das Meer eröffnet. Der neu eröffnete Abschnitt führt über ehemaliges polnisches Kasernengelände und konnte vorher überhaupt nicht befahren werden. Stattdessen waren Radfahrer gezwungen, einen Umweg über Trzebiatow (Treptow) zu nehmen, der relativ weit ins Landesinnere führt. Der neue Radweg direkt an der Küste ist nachts beleuchtet und hat an Aussichtspunkten Bänke, Tische, Fahrradständer und Mülltonnen. Insgesamt hat die neue Verbindung 2,5 Milionen Zloty (circa 600.000 Euro) gekostet, wovon 1,8 Millionen Zloty Fördermittel waren.

GS24: Z Pogorzelicy do Mrzeżyna na dwóch kółkach piękną drogą rowerową

Autofreie Sonntage in Potsdam?

Der Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs plädiert in seiner wöchentlichen Kolumne auf potsdam.de für autofreie Fahrradsonntage. Er ist selbst passionierter Radfahrer und nutzt das Rad auf dem Weg zur Arbeit, in der Freizeit und manchmal sogar zu offiziellen Anlässen. In der Kolumne schreibt er über sich öffnende Autotüren, Straßenbahnschienen, unnötige Autonutzung und die Möglichkeiten des Fahrrads.

Potsdam.de: Aussteigen und Aufsteigen von Jann Jakobs

Sollte Radfahren verpflichtender Bestandteil der Führerscheinprüfung sein?

2012 wird später in die Geschichte Großbritanniens eingehen als das Jahr, in dem das Radfahren einen großen Aufschwung erlebte. Die sportlichen Erfolge von Bradley Wiggins spielen dabei eine Rolle, viel stärker aber hat die große gesellschaftliche Debatte um die Sicherheit der Radfahrer das Klima verändert. Ein Ort intensiver Diskussion ist das Bike Blog der britischen Tageszeitung The Guardian.

Im Bike Blog erschien vorgestern ein Beitrag mit dem Titel „Make cycling proficiency a compulsory part of driving licence“. Knapp 500 Kommentare in kurzer Zeit belegen, dass das Thema den Leuten unter den Nägeln brennt.

Der Guardian schreibt: „Jeder Autofahrer sollte selbst erleben, wie es ist, ein Fahrrad im Straßenverkehr zu bewegen. Jeder Lastwagenfahrer muss zuerst einen normalen Führerschein machen, bevor er Fahrzeuge über 3,5 Tonnen bewegen darf. Und Leute, die ein Auto fahren möchten, sollten erfahren, wie es ist, neben Autos und anderen Fahrzeugen ein Fahrrad zu fahren. Autofahrer müssen wissen, wie sich kleine Fahrzeuge und verletzliche Verkehrsteilnehmer auf der Straße verhalten, und die einzige Möglichkeit, zu erfahren, wie es Radfahrern geht, ist selbst einer zu sein.“

„Ein weiterer Vorteil dieser Regelung wäre, dass mehr Leute erfahren würden, wie bequem und sicher das Radfahren in Wirklichkeit ist. Viele Leute haben einfach noch Angst, sich auf das Fahrrad zu setzen. In einer aktuellen Befragung haben 46% gesagt, sie würden für kurze Strecken zum Rad wechseln, wenn die Straßen sicherer wären.“

Guardian Bike Blog: Make cycling proficiency a compulsory part of driving licence

Drei Unfälle, drei Radfahrer schwer verunglückt

Ein Unterschenkelbruch, schwere, aber nicht lebensgefährliche Kopfverletzungen sowie eine Schulterfraktur und inneren Verletzungen sind die Bilanz dreier Unfälle von Radfahrern, die sich heute zwischen acht und dreizehn Uhr in Friedrichshain, Charlottenburg und Neukölln ereignet haben:

„Mit schweren Verletzungen mussten heute drei Radfahrer ins Krankenhaus gebracht werden.

Gegen 8 Uhr 10 wollte ein 34-Jähriger mit seinem Lkw aus der Revaler Straße in Friedrichshain nach links in die Simon-Dach-Straße abbiegen. Dort kam eine 39-jährige Radfahrerin entgegen, die nach ersten Ermittlungen mit ihrem Lenker den Lastwagenaufbau streifte. Sie stürzte und geriet mit dem linken Bein unter den hinteren Zwillingsreifen des Lkw. Die Radfahrerin wurde mit einem Unterschenkelbruch in ein Krankenhaus gebracht.

Ein 69-jähriger Radfahrer war gegen 12 Uhr in der Wintersteinstraße in Charlottenburg unterwegs. Zur selben Zeit wollte ein 51-jähriger Lkw-Fahrer aus der Straße Alt-Lietzow nach links in die Wintersteinstraße abbiegen und übersah den Radfahrer. Es kam zu einem Zusammenstoß, bei dem der 69-Jährige schwere, aber nicht lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitt.

Gegen 13 Uhr 45 übersah ein 37-jähriger Autofahrer in der Niemetzstraße in Neukölln einen aus der Lahnstraße kommenden vorfahrtsberechtigten Radfahrer. Der 29-Jährige stürzte über die Motorhaube auf die Fahrbahn. Mit Verdacht einer Schulterfraktur und inneren Verletzungen wurde der Radfahrer in ein Krankenhaus gebracht.“

Pressemeldung der Berliner Polizei # 2557 vom 08.08.2012 – 17:55 Uhr
(Dank an Jopper Jann für den Hinweis)

„700 Polizisten mit dem Fahrrad erfolgreich auf Verbrecherjagd“

Mit dieser Überschrift informiert das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen die Öffentlichkeit, dass die Fahrradstreife der NRW-Polizei in Zukunft mit einer neuen Uniform unterwegs ist. Extra für den Einsatz auf dem Fahrrad hat die Polizei eine reflektierende Multifunktionsweste entwerfen lassen. In der können Funkgerät, Stift und Schreibblock untergebracht werden. „Selbstverständlich gehört auch ein Fahrradhelm zur Ausrüstung. Denn ohne Helm fährt kein Polizist auf Radstreife“, sagt Innenminister Jäger und betont, der blaue mit leuchtendgelben Teilen garnierte Dress sei hochwertig, funktional und verkehrssicher.

Innenministerium NRW: 700 Polizisten mit dem Fahrrad erfolgreich auf Verbrecherjagd
WAZ: NRW-Fahrradstreife bekommt neue Uniform

Ich lenke also bin ich. Bekenntnisse eines überzeugten Radfahrers

Seit Anfang Juni liegt ein Taschenbuch des Journalisten Kai Schächtele in den Auslagen der Buchhandlungen: „Ich lenke also bin ich. Bekenntnisse eines überzeugten Radfahrers.“ Der Band besteht aus 38 kleinen, nicht verbundenen Geschichten, die die Liebe Schächteles zum Radfahren behandeln. Seine Leidenschaft erwacht bereits mit fünf Jahren, als er mit seinem BMX-Rad die Welt um ein kleines Dorf in Bayern entdeckt. Schnell wächst in ihm die Überzeugung: „Autofahren ist Pompe, Radfahren ist Rock´n´Roll.“ Im Grunde ist er bis heute bei dieser Haltung geblieben. Aber es ging Schächtele nicht darum, ein weiteres Hassbuch gegen Autofahrer zu schreiben. Er legt Wert darauf, dass er ausdrücklich nicht aus Umweltgründen Rad fährt. Was ihn aufs Rad treibt, sind Spaß und Freude am Pedalieren.

Natürlich ist das Buch polemisch. Schächtele macht sich über die Helmträger genauso lustig wie über die Spießer auf Rädern, er nennt sie Nordic Biker. Manchmal hat man den Eindruck, einzelne Geschichten in dem Buch seien nur erfunden, damit er eine lustige Pointe unterbringen kann. In dem Kapitel, in dem er seinen ersten Fahrradunfall beschreibt, schildert er seine Gehirnerschütterung so: „Es fiel mir zunehmend schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Offenbar drosselte mein Kopf die Leistung auf die lebenserhaltenden Baisfunktionen herunter: Atmung, Herzschlag, Humor.“

Radfahren ist für Schächtele eine Frage des Stils. So kommt es für ihn nicht in die Tüte, mit Packtaschen zu fahren, das widerspricht einfach seinem Gefühl für Stil.

Das Blog zum Buch heißt Radfahren macht glücklich!, Untertitel: Geschichten von strahlenden Menschen auf Rädern. Merkwürdigerweise wird Schächtele hier von seinem Stilgefühl verlassen, denn mit dem halbtransparenten Hintergrundbild ist es recht unleserlich. Inhaltlich ist es allerdings allemal lesenswert und es macht das, was ich mir selbst immer wünsche, vermutlich aber nie schaffe: immer nur über die postiven Seiten des Radfahrens schreiben.

Schächteles Humor zeigt sich auch in seinem Video, das eine Fahrt mit einem leicht abgeranzten Fahrrad mit Klickpedalen von der Castingallee in den Tiergarten beschreibt.

Empfehlung? Buch kaufen oder Blog abonnieren. So wie ich Schächtele kenne, wird er die eine oder andere witzig geschriebene Fahrradstory in seinem Weblog zweitverwerten.

Kai Schächtele: Ich lenke also bin ich
Bekenntnisse eines überzeugten Radfahrers
Heyne-Verlag
München, 2012
8.99 €

Die ersten 20 Seiten des Buches als Leseprobe
Blog: Radfahren macht glücklich

Die neue STVO im Vergleich

Im Jahr 2013 tritt die neue STVO in Kraft. Die Änderungen für Radfahrer hat der ADFC in einer Tabelle zusammengestellt.

Neu ist die Freigabe linksseitiger Radwege ohne Benutzungspflicht durch das alleinstehende Zusatzzeichen „Radverkehr frei“.

Zum Abbiegen müssen Radfahrer sich nicht mehr an der rechten Seite der in gleicher Richtung abbiegenden Fahrzeuge orientieren. Auch der kaum bekannte Zusatz, dass beim Abbiegen abgestiegen werden muss, wenn der Verkehr dies erfordert, entfällt.

Das Ampelchaos bleibt erhalten – man könnte nun aber herauslesen, dass man spezielle Fahrradampeln nur noch auf Radverkehrsanlagen beachten muss und ansonsten die Fahrbahnampel gilt. Grenzt jedoch eine Radfahrerfurt an die Fußgängerfurt und ist keine Radwegampel vorhanden, so ist bis zum 31. Dezember 2016 die Fußgängerampel, danach dann die Fahrbahnampel zu beachten.

In Fahrradstraßen gilt für den Fahrverkehr eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h (bisher: mäßige Geschwindigkeit), die bei Bedarf verringert werden muss.

Neue StVO 2013 und StVO-Novelle 2009

Brandenburg und die Benutzungspflicht

14 Jahre ist es her, da wurde die Straßenverkehrsordnung geändert. Mussten Radfahrer bis dahin jeden Radweg nutzen, der als solcher zu erkennen war, so sollte nun eine Wahlfreiheit gelten. Eine Benutzungspflicht (durch blaues Radwegzeichen) sollte nur noch angeordnet werden, wo eine besondere Gefahrenlage vorlag. Doch fast nirgendwo in Deutschland fand die notwendige Überprüfung der vorhandenen Radverkehrsanlagen statt. Benutzungspflichten blieben unabhängig von den Kriterien, die für ihre Anordnung nötig sind, bestehen. Und immer neue wurden angeordnet.

Ein vielbeachtetes Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes im Jahre 2010 weckte einige wenige Kommunen in Deutschland auf. Denn das besagte, dass nur die besondere Gefahrenlage, die über normale Straßenverkehrsgefahren hinausgeht, eine Benutzungspflicht rechtfertige. Tatsächlich wurden in wenigen Orten Benutzungspflichten überprüft und auch aufgehoben, so vereinzelt zu lesen in der Fahrradnewsgroup de.rec.fahrrad.

In Brandenburg hat nun das Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft die Straßenverkehrsbehörden angewiesen, Benutzungspflichten zu überprüfen und ggf. aufzuheben. Ob das jemanden aus dem Tiefschlaf reisst?

Märkische Allgemeine: Radfahrer auf Abwegen

Tagesspiegel: Brandenburg kippt Benutzungspflicht

5 Minuten Mitleid mit den Autofahrern

Christine Richter ist Mitglied der Chefredaktion der Berliner Morgenpost und schreibt für das Ressort Berlin/Brandenburg der Springer-Tageszeitung. Gestern schüttete sie ihr Herz aus für die Autofahrer. „Ich bin sie leid, diese Politik gegen Autofahrer“, klagt Frau Richter. „Wir haben uns seit langem an Bus- und Fahrradspuren auf dem Kurfürstendamm gewöhnt… Auch über die vielen Radspuren auf den Hauptverkehrsstraßen und Vorrangampelschaltungen für Radfahrer wundern sich höchstens noch die Besucher aus anderen Hauptstädten. Wir Autofahrer akzeptieren inzwischen klaglos, dass etliche Radfahrer auf die Straße ausweichen, weil sie die Fahrradwege nicht nutzen. Und ich kann, besser: mag, gar nicht mehr zählen, wie viele Parkplätze in Prenzlauer Berg weggefallen sind für die metallenen Bögen, an den die Räder angeschlossen werden sollen. Von der „Fahrradstraße“ Choriner Straße ganz zu schweigen.“

Es ist wirklich schlimm, wie böse den Autofahrern mitgespielt wird. Richters Kommentar endet in einem flammenden Appell an die Politiker: „Es gibt für Politiker also genug zu tun. Es müssen nicht noch mehr Fahrradwege und Radstellplätze sein.“

Der Verweis auf die Choriner Straße ist deshalb putzig, weil durch die Umwandlung der Choriner in eine Fahrradstraße mehr Parkplätze entstanden sind. Statt der längsgeparkten Autos können Kfz nun zwischen Fehrbelliner und Schwedter auf der einen Seite schräg parken. Dadurch ist die Fahrbahn insgesamt schmäler geworden, was ja auch okay ist. Autos können jetzt nicht mehr durch die Straße brettern, das scheint das eigentliche Problem von Frau Richter zu sein.

Berliner Morgenpost: Das Leid der Autofahrer]
[via Urbanophil]

Fahrrad-Skater-Demonstration: Vernunft statt Beton! A100 stoppen!

Unter dem Motto „Kluge Mobilität für Berlin oder 500 Millionen Euro für Stau, Lärm und Dreck? Vernunft statt Beton! A100 stoppen!“ ruft ein breites Bündnis aus 26 Initiativen und Organisationen zu einer Fahrrad- und Skater-Demonstration gegen die geplante Verlängerung der Stadtautobahn A100 von Berlin-Neukölln nach Treptow und Friedrichshain auf. Mit dieser Protestaktion soll ein deutliches Zeichen der Ablehnung gegen diese verkehrspolitisch und ökologisch unsinnige, unsoziale und teure Betonpiste gesetzt werden.

Die Strecke, ein Rundkurs über 22km, führt vom Roten Rathaus über Brandenburger Tor, Potsdamer Platz, Kreuzberg, Alt-Treptow, Treptower Park, Elsenbrücke und Friedrichshain zurück zum Roten Rathaus.

Start: Sonntag, 26. August 2012 um 15:00 Uhr am Roten Rathaus.

Folgende Initiativen rufen zu dieser Demo auf:
autofrei leben! e.V., B – Bergpartei, Bäume am Landwehrkanal, Berlin 21 e.V., BUND Berlin e.V., BUNDjugend Berlin, Bündnis90/ Die Grünen, Bündnis Megaspree, BI Stadtring Süd (BISS), BI Westtangente e.V. , CARambolagen, Die Linke Berlin, Grüne Jugend Berlin, Grüne Liga Berlin e.V., Mediaspree versenken, Kiezwandler Transition Town, Naturfreunde Berlin e.V., Piratenpartei, Schwarzer Kanal e.V., RAW-tempel e.V. , UBI KLiZ e. V. – Mieterladen, VCD Nordost

Alle aufrufenden Organisationen und aktuelle Informationen zur Demo finden sich auf www.a100stoppen.de