Drei Unfälle, drei Radfahrer schwer verunglückt

Ein Unterschenkelbruch, schwere, aber nicht lebensgefährliche Kopfverletzungen sowie eine Schulterfraktur und inneren Verletzungen sind die Bilanz dreier Unfälle von Radfahrern, die sich heute zwischen acht und dreizehn Uhr in Friedrichshain, Charlottenburg und Neukölln ereignet haben:

„Mit schweren Verletzungen mussten heute drei Radfahrer ins Krankenhaus gebracht werden.

Gegen 8 Uhr 10 wollte ein 34-Jähriger mit seinem Lkw aus der Revaler Straße in Friedrichshain nach links in die Simon-Dach-Straße abbiegen. Dort kam eine 39-jährige Radfahrerin entgegen, die nach ersten Ermittlungen mit ihrem Lenker den Lastwagenaufbau streifte. Sie stürzte und geriet mit dem linken Bein unter den hinteren Zwillingsreifen des Lkw. Die Radfahrerin wurde mit einem Unterschenkelbruch in ein Krankenhaus gebracht.

Ein 69-jähriger Radfahrer war gegen 12 Uhr in der Wintersteinstraße in Charlottenburg unterwegs. Zur selben Zeit wollte ein 51-jähriger Lkw-Fahrer aus der Straße Alt-Lietzow nach links in die Wintersteinstraße abbiegen und übersah den Radfahrer. Es kam zu einem Zusammenstoß, bei dem der 69-Jährige schwere, aber nicht lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitt.

Gegen 13 Uhr 45 übersah ein 37-jähriger Autofahrer in der Niemetzstraße in Neukölln einen aus der Lahnstraße kommenden vorfahrtsberechtigten Radfahrer. Der 29-Jährige stürzte über die Motorhaube auf die Fahrbahn. Mit Verdacht einer Schulterfraktur und inneren Verletzungen wurde der Radfahrer in ein Krankenhaus gebracht.“

Pressemeldung der Berliner Polizei # 2557 vom 08.08.2012 – 17:55 Uhr
(Dank an Jopper Jann für den Hinweis)

„700 Polizisten mit dem Fahrrad erfolgreich auf Verbrecherjagd“

Mit dieser Überschrift informiert das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen die Öffentlichkeit, dass die Fahrradstreife der NRW-Polizei in Zukunft mit einer neuen Uniform unterwegs ist. Extra für den Einsatz auf dem Fahrrad hat die Polizei eine reflektierende Multifunktionsweste entwerfen lassen. In der können Funkgerät, Stift und Schreibblock untergebracht werden. „Selbstverständlich gehört auch ein Fahrradhelm zur Ausrüstung. Denn ohne Helm fährt kein Polizist auf Radstreife“, sagt Innenminister Jäger und betont, der blaue mit leuchtendgelben Teilen garnierte Dress sei hochwertig, funktional und verkehrssicher.

Innenministerium NRW: 700 Polizisten mit dem Fahrrad erfolgreich auf Verbrecherjagd
WAZ: NRW-Fahrradstreife bekommt neue Uniform

Ich lenke also bin ich. Bekenntnisse eines überzeugten Radfahrers

Seit Anfang Juni liegt ein Taschenbuch des Journalisten Kai Schächtele in den Auslagen der Buchhandlungen: „Ich lenke also bin ich. Bekenntnisse eines überzeugten Radfahrers.“ Der Band besteht aus 38 kleinen, nicht verbundenen Geschichten, die die Liebe Schächteles zum Radfahren behandeln. Seine Leidenschaft erwacht bereits mit fünf Jahren, als er mit seinem BMX-Rad die Welt um ein kleines Dorf in Bayern entdeckt. Schnell wächst in ihm die Überzeugung: „Autofahren ist Pompe, Radfahren ist Rock´n´Roll.“ Im Grunde ist er bis heute bei dieser Haltung geblieben. Aber es ging Schächtele nicht darum, ein weiteres Hassbuch gegen Autofahrer zu schreiben. Er legt Wert darauf, dass er ausdrücklich nicht aus Umweltgründen Rad fährt. Was ihn aufs Rad treibt, sind Spaß und Freude am Pedalieren.

Natürlich ist das Buch polemisch. Schächtele macht sich über die Helmträger genauso lustig wie über die Spießer auf Rädern, er nennt sie Nordic Biker. Manchmal hat man den Eindruck, einzelne Geschichten in dem Buch seien nur erfunden, damit er eine lustige Pointe unterbringen kann. In dem Kapitel, in dem er seinen ersten Fahrradunfall beschreibt, schildert er seine Gehirnerschütterung so: „Es fiel mir zunehmend schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Offenbar drosselte mein Kopf die Leistung auf die lebenserhaltenden Baisfunktionen herunter: Atmung, Herzschlag, Humor.“

Radfahren ist für Schächtele eine Frage des Stils. So kommt es für ihn nicht in die Tüte, mit Packtaschen zu fahren, das widerspricht einfach seinem Gefühl für Stil.

Das Blog zum Buch heißt Radfahren macht glücklich!, Untertitel: Geschichten von strahlenden Menschen auf Rädern. Merkwürdigerweise wird Schächtele hier von seinem Stilgefühl verlassen, denn mit dem halbtransparenten Hintergrundbild ist es recht unleserlich. Inhaltlich ist es allerdings allemal lesenswert und es macht das, was ich mir selbst immer wünsche, vermutlich aber nie schaffe: immer nur über die postiven Seiten des Radfahrens schreiben.

Schächteles Humor zeigt sich auch in seinem Video, das eine Fahrt mit einem leicht abgeranzten Fahrrad mit Klickpedalen von der Castingallee in den Tiergarten beschreibt.

Empfehlung? Buch kaufen oder Blog abonnieren. So wie ich Schächtele kenne, wird er die eine oder andere witzig geschriebene Fahrradstory in seinem Weblog zweitverwerten.

Kai Schächtele: Ich lenke also bin ich
Bekenntnisse eines überzeugten Radfahrers
Heyne-Verlag
München, 2012
8.99 €

Die ersten 20 Seiten des Buches als Leseprobe
Blog: Radfahren macht glücklich

Die neue STVO im Vergleich

Im Jahr 2013 tritt die neue STVO in Kraft. Die Änderungen für Radfahrer hat der ADFC in einer Tabelle zusammengestellt.

Neu ist die Freigabe linksseitiger Radwege ohne Benutzungspflicht durch das alleinstehende Zusatzzeichen „Radverkehr frei“.

Zum Abbiegen müssen Radfahrer sich nicht mehr an der rechten Seite der in gleicher Richtung abbiegenden Fahrzeuge orientieren. Auch der kaum bekannte Zusatz, dass beim Abbiegen abgestiegen werden muss, wenn der Verkehr dies erfordert, entfällt.

Das Ampelchaos bleibt erhalten – man könnte nun aber herauslesen, dass man spezielle Fahrradampeln nur noch auf Radverkehrsanlagen beachten muss und ansonsten die Fahrbahnampel gilt. Grenzt jedoch eine Radfahrerfurt an die Fußgängerfurt und ist keine Radwegampel vorhanden, so ist bis zum 31. Dezember 2016 die Fußgängerampel, danach dann die Fahrbahnampel zu beachten.

In Fahrradstraßen gilt für den Fahrverkehr eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h (bisher: mäßige Geschwindigkeit), die bei Bedarf verringert werden muss.

Neue StVO 2013 und StVO-Novelle 2009

Brandenburg und die Benutzungspflicht

14 Jahre ist es her, da wurde die Straßenverkehrsordnung geändert. Mussten Radfahrer bis dahin jeden Radweg nutzen, der als solcher zu erkennen war, so sollte nun eine Wahlfreiheit gelten. Eine Benutzungspflicht (durch blaues Radwegzeichen) sollte nur noch angeordnet werden, wo eine besondere Gefahrenlage vorlag. Doch fast nirgendwo in Deutschland fand die notwendige Überprüfung der vorhandenen Radverkehrsanlagen statt. Benutzungspflichten blieben unabhängig von den Kriterien, die für ihre Anordnung nötig sind, bestehen. Und immer neue wurden angeordnet.

Ein vielbeachtetes Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes im Jahre 2010 weckte einige wenige Kommunen in Deutschland auf. Denn das besagte, dass nur die besondere Gefahrenlage, die über normale Straßenverkehrsgefahren hinausgeht, eine Benutzungspflicht rechtfertige. Tatsächlich wurden in wenigen Orten Benutzungspflichten überprüft und auch aufgehoben, so vereinzelt zu lesen in der Fahrradnewsgroup de.rec.fahrrad.

In Brandenburg hat nun das Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft die Straßenverkehrsbehörden angewiesen, Benutzungspflichten zu überprüfen und ggf. aufzuheben. Ob das jemanden aus dem Tiefschlaf reisst?

Märkische Allgemeine: Radfahrer auf Abwegen

Tagesspiegel: Brandenburg kippt Benutzungspflicht

5 Minuten Mitleid mit den Autofahrern

Christine Richter ist Mitglied der Chefredaktion der Berliner Morgenpost und schreibt für das Ressort Berlin/Brandenburg der Springer-Tageszeitung. Gestern schüttete sie ihr Herz aus für die Autofahrer. „Ich bin sie leid, diese Politik gegen Autofahrer“, klagt Frau Richter. „Wir haben uns seit langem an Bus- und Fahrradspuren auf dem Kurfürstendamm gewöhnt… Auch über die vielen Radspuren auf den Hauptverkehrsstraßen und Vorrangampelschaltungen für Radfahrer wundern sich höchstens noch die Besucher aus anderen Hauptstädten. Wir Autofahrer akzeptieren inzwischen klaglos, dass etliche Radfahrer auf die Straße ausweichen, weil sie die Fahrradwege nicht nutzen. Und ich kann, besser: mag, gar nicht mehr zählen, wie viele Parkplätze in Prenzlauer Berg weggefallen sind für die metallenen Bögen, an den die Räder angeschlossen werden sollen. Von der „Fahrradstraße“ Choriner Straße ganz zu schweigen.“

Es ist wirklich schlimm, wie böse den Autofahrern mitgespielt wird. Richters Kommentar endet in einem flammenden Appell an die Politiker: „Es gibt für Politiker also genug zu tun. Es müssen nicht noch mehr Fahrradwege und Radstellplätze sein.“

Der Verweis auf die Choriner Straße ist deshalb putzig, weil durch die Umwandlung der Choriner in eine Fahrradstraße mehr Parkplätze entstanden sind. Statt der längsgeparkten Autos können Kfz nun zwischen Fehrbelliner und Schwedter auf der einen Seite schräg parken. Dadurch ist die Fahrbahn insgesamt schmäler geworden, was ja auch okay ist. Autos können jetzt nicht mehr durch die Straße brettern, das scheint das eigentliche Problem von Frau Richter zu sein.

Berliner Morgenpost: Das Leid der Autofahrer]
[via Urbanophil]

Fahrrad-Skater-Demonstration: Vernunft statt Beton! A100 stoppen!

Unter dem Motto „Kluge Mobilität für Berlin oder 500 Millionen Euro für Stau, Lärm und Dreck? Vernunft statt Beton! A100 stoppen!“ ruft ein breites Bündnis aus 26 Initiativen und Organisationen zu einer Fahrrad- und Skater-Demonstration gegen die geplante Verlängerung der Stadtautobahn A100 von Berlin-Neukölln nach Treptow und Friedrichshain auf. Mit dieser Protestaktion soll ein deutliches Zeichen der Ablehnung gegen diese verkehrspolitisch und ökologisch unsinnige, unsoziale und teure Betonpiste gesetzt werden.

Die Strecke, ein Rundkurs über 22km, führt vom Roten Rathaus über Brandenburger Tor, Potsdamer Platz, Kreuzberg, Alt-Treptow, Treptower Park, Elsenbrücke und Friedrichshain zurück zum Roten Rathaus.

Start: Sonntag, 26. August 2012 um 15:00 Uhr am Roten Rathaus.

Folgende Initiativen rufen zu dieser Demo auf:
autofrei leben! e.V., B – Bergpartei, Bäume am Landwehrkanal, Berlin 21 e.V., BUND Berlin e.V., BUNDjugend Berlin, Bündnis90/ Die Grünen, Bündnis Megaspree, BI Stadtring Süd (BISS), BI Westtangente e.V. , CARambolagen, Die Linke Berlin, Grüne Jugend Berlin, Grüne Liga Berlin e.V., Mediaspree versenken, Kiezwandler Transition Town, Naturfreunde Berlin e.V., Piratenpartei, Schwarzer Kanal e.V., RAW-tempel e.V. , UBI KLiZ e. V. – Mieterladen, VCD Nordost

Alle aufrufenden Organisationen und aktuelle Informationen zur Demo finden sich auf www.a100stoppen.de

Veranstaltung: Shared Space oder durchgehend Tempo 30? – Alternative Verkehrskonzepte für die Stadt

Shared Space versteht sich als „Raum für alle“, in dem ein gleichberechtigtes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer/innen ermöglicht wird. Es ist ein Verkehrskonzept, das die Ansprüche von Fußgänger/innen, Rad- und Autofahrer/innen miteinander vereint und verschiedene Nutzungen des öffentlichen Raumes wie Mobilität, Aufenthalt, Kinderspiel berücksichtigt.

Von verschiedenen Seiten wird empfohlen, in der Stadt durchgehend Tempo 30 einzuführen. Damit kann das Unfallrisiko wesentlich verringert und nicht zuletzt die Lebensqualität in der Stadt gesteigert werden.

Marion Laube, Vorsitzende des VCD (Verkehrsclub Deutschland) Nordost, stellt die alternativen Verkehrskonzepte vor. Wir wollen diskutieren, welches Verkehrskonzept für welchen Stadtteil das Beste – und auch, wie eine Realisierung möglich ist.

Ökowerkstatt im Nachbarschaftshaus am Teutoburger Platz
Fehrbelliner Str. 92
10119 Berlin
Tel: 443 71 78

Donnerstag 9. August 2012
19:30 Uhr

Wikipedia über Shared Space
VCD-Kampagne: Tempo 30 für mehr Leben!

Fahrrad-Infotour zu Stätten der NS-Zwangsarbeit

Die Geschichtswerkstatt Lichtenrade bietet am kommenden Sonntag eine Informationstour auf dem Fahrrad durch Lichtenrade an. Sie dauert zwei Stunden, ist kostenlos und beschäftigt sich mit der NS-Zwangsarbeit in Lichtenrade, wo in Lagern mehrere 1000 Zwangsarbeiter untergebracht waren. Auch die Häftlinge des KZ-Außenlagers Sachsenhausen in Lichtenrade mussten Zwangsarbeit leisten.

Sonntag, 5. August 2012
Treffpunkt: 11:00 Uhr am S-Bahnhof Lichtenrade

The Bike Brigade

Von heute 20:00 Uhr bis zum kommenden Mittwoch, dem 8. August, ist die frisch eröffnete Platoon Kunsthalle an der Schönhauser Allee Schauplatz einer Ausstellung und eines Workshops unter dem Titel The Bike Brigade. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von selbst konstruierten und selbstgebauten Lastenfahrrädern, die die Bandbreite der Bike Hack Bewegung demonstrieren soll.

Am Montag (6. August) und Dienstag (7. August) findet jeweils ab 17:00 Uhr ein Workshop zum Lastenradbau statt. Am ersten Tag liegt der Focus darauf, zusammen mit Experten ein Lastenfahrrad zu bauen. In der zweiten Session soll das Rad mit Technologie aufgepimpt werden. Der Workshop richtet sich ausdrücklich nicht an gestandene Fahrradbauer sondern an jederfrau und jedermann: „no experience required, only passion!“ Die Kunsthalle ist jeden Tag von 10:00 bis 22:00 Uhr geöffnet.

Platoon Kunsthalle
Schönhauser Allee 9
10119 Berlin

Platoon
Facebook: The Bike Brigade: Exhibition & Workshop

European Cycle Logistics Federation

Im Juli trafen sich mehr als 30 Anbieter von Lastenfahrrädern und Kurierdiensten aus ganz Europa in Cambridge in Großbritannien und gründeten die Interessenvereinigung European Cycle Logistics Federation. „Gemeinsam können wir die Interessenvertreter davon überzeugen, dass Lastenfahrräder eine praktische Lösung für die Zustellung von Waren in verstopften Innenstädten sind. Mehr Lieferungen durch Cargo-Bikes bedeutet gleichzeitig weniger Lkw’s in den Innenstädten und damit sicherere und lebenswertere Straßen für Menschen „, sagte der Initiator der Lobbyvereinigung Rob King, Gründer eines Fahrradkurierdienstes in Cambridge. Die Vereinigung will sich regelmäßig zum Interessentausch treffen.

ADFC: Cargo-Bikes bekommen eigene Lobby
ECF: Cargo Cycle Crazy: 30+ Companies Form Freight Bike Federation

Auch in Berlin gewinnt die Lastenradidee immer mehr Freunde. Nach der letzten Sternfahrt Anfang Juni kamen Berliner Lastenradfahrer zum Klönschnack in der Kneipe zusammen. Dort entstand der Gedanke, gemeinsam zum Cargo-Bike-Rennen am 18. August in Kopenhagen zu fahren. Und damit die Berliner in Kopenhagen nicht völlig chancenlos sind, wird regelmäßig auf dem Tempelhofer Flugfeld traniert.

Facebook-Gruppe: Team Bullitt Hangover Berlin
Foto: Bakfiets Lastenfahrrad

Staatssekretär Gaebler in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: „Der Fahrradbeauftragte bin ich“

Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler gab der Morgenpost ein Interview, das gestern veröffentlicht wurde. Darin ging es um die Kennzeichnungspflicht für Fahrräder (Gaebler ist dagegen), eine Helmpflicht (Gaebler ist dagegen, empfiehlt das Tragen, vergisst aber manchmal, ihn aufzusetzen), um eher alltägliche Verkehrsvergehen von Radfahrern (Gaebler juckt es gelegentlich, auf den Bürgersteig auszuweichen oder bei Rot rechts abzubiegen, aber er beherrscht sich) sowie um den Streit um das Geld zwischen Verkehrs- und Finanzbehörde (Gaebler ist zuversichtlich, dass in den nächsten Jahren schrittweise mehr Mittel für den Radverkehr zur Verfügung stehen).

Dann kommt die Morgenpost auf den seit Monaten vakanten Posten des Radverkehrsbeauftragten zu sprechen und fragt, ob der Senat keinen unabhängigen Rat benötigt. Daraufhin Christian Gaebler: „In unserer Verwaltung haben wir heute eine andere Situation als vor zehn Jahren, als wir den Fahrradbeauftragten eingeführt haben. Heute haben wir drei oder vier Experten, die sich fast ausschließlich mit Radverkehr befassen. Der Radverkehr ist in dieser Verwaltung integraler Bestandteil der Planung. Der bisherige Beauftragte hat gesagt, was er sich an Tätigkeit vorstellt, könne er ehrenamtlich nicht leisten. Sollen wir deshalb einen zusätzlichen Mitarbeiter einstellen? Das lehne ich ab, weil wir in den nächsten fünf Jahren in unserer Senatsverwaltung 255 Stellen abbauen müssen. Der bisherige Beauftragte war der Meinung, er müsse alle Vorgänge im Haus bewerten. Aber das ist meine Aufgabe, insofern bin ich hier der Fahrradbeauftragte.“

Berliner Morgenpost: „Ich bin hier der Fahrradbeauftragte“
(Dank an T. für den Hinweis)

Berliner Fahrradkarte des BMWGuggenheimLab

Das BMWGuggenheimLab hat eine interaktive Fahrradkarte für Berlin erstellt. Unter dem Titel Dynamische Verbindungen (Dynamic Connections) können Radfahrer Fahrradstrecken in der Stadt bewerten. Wer die Startseite des Projektes betritt, wird gefragt, wie man sich radfahrmäßig einschätzt. Anschließend wird man durch weitere fünf Fragen geprügelt, bevor man sich eine Karte mit den von Radfahrern bewerteten Straßen ansehen darf. Wer die Abkürzung direkt zur Karte sucht, klickt hier. Zunächst bekommt man allerdings erst die Weltkarte zu Gesicht, muss sich also zehn Stufen in die Karte nach Berlin hineinzoomen.

Bisher wurden fast ausschließlich Hauptstraßen in den Innenstadtbezirken bewertet, in der Peripherie fehlt jegliche Beurteilung. Es fällt auf, dass Straßen in den südlichen Bezirken Neukölln, Kreuzberg, Tempelhof und Wilmersdorf negativer eingeschätzt werden als Straßen in Mitte und Pankow.

Dynamic Connections

Es gibt eine Reihe von Gründen, die gegen das Projekt sprechen: So teilen die Macher nicht mit, wieviel Website-Besucher sich an der Bewertung beteiligt haben. Das Bewertungsraster ist unscharf und schlecht aus dem Englischen übersetzt. Dennoch ist der Grundgedanke der Erstellung crowd-basierter Fahrradkarten erfolgversprechend und vermutlich präziser als es herkömmliche Karten je sein können. Papiergebundene Fahrradkarten drücken ja lediglich aus, was Kartenmacher vermuten, welche Wege Radfahrer wählen. Eine Datenerhebung wäre noch einfacher, wenn eine Smartphone-App ähnlich wie My Tracks Wege von Radfahrern aufzeichnet. Wenn der Benutzer danach einzelne Unterstrecken und Punkte bewertet, ergäbe das eine Karte, die die wirklichen Wege von Radfahren akkurat beschreibt.

Dynamic Connections

Land Hamburg will höhere Strafen für Radfahrer

Die Innenbehörde von Hamburg leitet nach eigenen Angaben eine Arbeitsgruppe aus Bund und Ländern, die höhere Verwarngelder für Radfahrer erarbeitet. Es geht dabei um Strafen bis zu einer Höhe von 35 Euro. Höhere Bußgelder über 35 Euro sollen konstant bleiben, sie wurden bereits vor drei Jahren erhöht. Begründet wird der Vorstoß damit, dass Bußgelder von zehn Euro ihre Wirkung verfehlen.  Radfahren auf dem Fußweg, Fahren ohne Licht oder mit Handy am Ohr soll daher teurer werden. Der verschärfte Strafkatalog für Radfahrer wird im Herbst dem Bundesinnenministerium vorgelegt.

NDR: Radfahrer sollen bei Verstößen mehr zahlen

Bagger überrollt 66-jährige Radfahrerin und verletzt sie tödlich

Der Tagesspiegel meldet, dass die sechste Person auf einem Fahrrad in diesem Jahr tödlich verunglückt ist. Heute kurz nach halb elf wurde eine 66-jährige Radfahrin in der Fritz-Erler-Allee in Neukölln von einem Bagger überrollt, als sie auf ihrem dreirädrigen Fahrrad in die Wutzkkyallee einbiegen wollte. Die Radfahrerin starb noch am Unfallort.

Tagesspiegel: Bagger überrollt Radfahrerin: 66-Jährige tot

Eine Pressemeldung der Polizei zu diesem Unfall ist noch nicht erschienen.