Polizei bilanziert 5-Tage-Aktion gegen Halten und Parken auf Rad- und Busspuren

An fünf Tagen der vergangenen Woche gingen Polizei, Ordnungsamt und BVG in 40 Straßen gemeinsam auf Streife, um das Halten und Parken auf Rad- und Busspuren zu verhindern. Nun veröffentlicht die Polizei ihre Bilanz.

„Nach den polizeilich vorliegenden Ergebnissen mussten im Verlauf der fünftägigen Schwerpunktaktion insgesamt 2.304 Halt- und Parkverstöße zur Anzeige gebracht werden, in 92 Fällen sind Kraftfahrzeuge zur Gefahrenabwehr kostenpflichtig abgeschleppt worden (Zahlen in Klammern):

• Schutzstreifen für Radfahrer: 497 (31)
• Radwege: 166 (13)
• Busspuren: 432 (18)
• zweite Reihe: 398 ( 4)
• sonstige: 811 (26)“

Wenn man sich im Verband der Bergungs- und Abschleppunternehmen vorher die Hände gerieben hat wegen des zu erwartenden Extragewinns, so muss die Abschleppbranche danach festellen: viel hat´s nicht gebracht. 92 Abschleppfälle verteilt auf 40 Straßen sind gerade mal 2,3 Abschleppaufträge pro Straße und Woche. Auch die 2.304 Fälle, an denen der Schutzmann sein Notizbuch zücken musste, sind eher mau. In jeder der 40 Straßen wurden durchschnittlich 11,52 Tickets pro Tag ausgestellt.

So ist auch nicht verwunderlich, dass die Polizei die verkehrserzieherische Wirkung ihrer Aktion eher spektisch sieht:

„Ein spürbares Unrechtsbewusstsein (der verwarnten Kraftfahrer) war kaum wahrzunehmen und es ist zu vermuten, dass viele der Betroffenen ihre individuellen Interessen hinsichtlich des Haltens und Parkens auf diesen besonderen Flächen regelmäßig sorglos über die Interessen der Allgemeinheit stellen.“

„Erneut zeigte sich, dass allein die sichtbare Präsenz uniformierter Überwachungskräfte bereits sehr kurzfristig den Effekt hat, dass Fahrzeuge schnell entfernt werden und insbesondere Rad- und Busspuren zumindest vorübergehend wieder frei befahrbar sind. Genauso schnell sind diese aber auch wieder blockiert, wenn die Streifen außer Sichtweite sind.“

Immerhin verspricht die Polizei: „Die Ordnungskräfte werden auch nach Abschluss der Verkehrsaktion weiter auf das Freihalten der Radwege und Busspuren achten.“

berlin.de: Bilanz der gemeinsamen Verkehrsaktion

Café Volksentscheid Fahrrad

Dieser Beitrag verändert sich bis zum 9. Juni 2016 laufend.

Käffchen trinken, Kuchen essen, die Sonne genießen und nebenbei eine Unterschrift für den Volksentscheid Fahrrad leisten. Das geht in den nächsten Tagen im Platzhaus auf dem Teutoburger Platz. Das Café Volksentscheid Fahrrad lädt alle zur Kuchenschlacht auf Spendenbasis ein. Bei Gewitter sitzt ihr gemütlich im Trockenen und wartet den Schauer ab. Leute, die einen ganzen Bogen mit sechs Unterschriften abgeben, bekommen ein Stück Erdbeertorte mit einem extra großen Löffel Schlagsahne.

Zeit
Dienstag, 31. Mai: 14:00 bis 18:00 Uhr
Mittwoch, 1. Juni: 14:00 bis 18:00 Uhr
Donnerstag, 2. Juni: 14:00 bis 18:00 Uhr
Freitag, 3. Juni: kein Café Volksentscheid Fahrrad
Sonnabend, 4. Juni: 14:00 bis 18:00 Uhr
Sonntag, 5. Juni 2016: kein Café Volksentscheid Fahrrad
Montag, 6. Juni 2016: kein Café Volksentscheid Fahrrad
Dienstag, 7. Juni 2016: 14:00 bis 18:00 Uhr
Mittwoch, 8. Juni 2016: 14:00 bis 18:00 Uhr
Donnerstag, 9. Juni 2016: 15:00 bis 18:00 Uhr (mit Kinderflohmarkt)

Ort
Platzhaus auf dem Teutoburger Platz (Prenzlauer Berg)
gegenüber Zionskirchstraße 75
10119 Berlin

Update 1. Juni: der begehrte Karottenkuchen von gestern ist leider aus. Dafür geht es weiter mit Erdbeertorte ohne Ende. Für morgen können wir veganen Kuchen und leckere Muffins versprechen.
Update 2. Juni: Das Versprechen „Erdbeertorte ohne Ende“ konnten wir gestern nicht einhalten, die Torten waren ratzfatz weg. Heute bietet das „Café Volksentscheid Fahrrad“ Apfeltorte und die berühmten Muffins von Heidrun. Her mit euren Unterschriften!

Erklärung von Wissenschaftlern an den Regierenden: „Fahrradgesetz umgehend in Kraft setzen!“

In den Räumen des Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene wurde heute ein Apell von mehr als 60 Wissenschaftlern an den Regierenden Bürgermeister von Berlin Michael Müller vorgestellt. Die Forscher aus den Bereichen Mobilität, Klimaschutz und nachhaltige Stadtentwicklung wollen dem Stillstand in der Verkehrspolitik nicht weiter zusehen und haben eine gemeinsame Erklärung verfasst. In ihrer „New Urban Agenda“-Erklärung fordern sie den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, auf, den Geist von Paris nach Berlin zu bringen. Er soll den eigenen Worten endlich Taten folgen lassen.

Die Wissenschaftler wollen, dass Müller das Berliner Radverkehrsgesetz (RadG) des Volksentscheids Fahrrad mit seinem massiven Klimaschutzbeitrag unmittelbar in Kraft setzt. Es braucht keine weiteren unverbindlichen Absichtserklärungen, sondern konkrete Schritte.

Berlin steht am Wendepunkt: Selten lagen Wissenschaft und Praxis, Politik und Bürgerwille weiter auseinander. Jetzt rücken sie zusammen: auf einer UN-nahen Konferenz wie dem German Habitat Forum neben einem von Bürgern ausgearbeiteten, weltweit einzigartigen Radverkehrsgesetz, das einen schnellen, günstigen und effizienten Klimaschutzbeitrag ermöglicht.

Volksentscheid Fahrrad: Towards the New Urban Agenda

Polizei will Halten und Parken auf Radwegen und Busspuren eine Woche besonders sanktionieren

Etwa 40 Straßenzüge in sechs Bezirken, auf denen Busspuren sowie Radwege und -schutzstreifen häufig von Kraftfahrzeugen blockiert werden, sollen in der Woche vom 30. Mai bis zum 4. Juni 2016 von Polizisten, Mitarbeitern der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Ordnungsämtern und der BVG überwacht werden. Die Polizeiabschnitte werden die bezirklichen Streifen auf vielen dieser Strecken ebenso begleiten wie die Busspurbetreuer der BVG. Ziel ist, einen Beitrag zur Steigerung der Verkehrssicherheit zu leisten, Betroffene zu sensibilisieren und in der Öffentlichkeit ein spürbares Zeichen für mehr Verständnis im Miteinander und gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr zu setzen.

Im vergangenen Jahr wurden 15.696 Verstöße auf Radschutzstreifen, 11.557 auf Rad- und Gehwegen und 19.255 auf Busspuren zur Anzeige gebracht.

Polizei Berlin: Gemeinsame Verkehrsaktion

Fahrradweg unterhalb des Wasserspiegels

Man sieht es zwar nicht auf dem Foto, aber diese vier jungen Leute sind auf Rädern unterwegs. In dem kleinen belgischen Ort Bokrijk gut fünfzig Kilometer westlich von Aachen wurde ein 212 Meter langer und drei Meter breiter Fahrradweg auf dem Grund eines Sees gebaut, sodass die Radfahrer etwa auf Augenhöhe mit dem Wasser fahren können. Der Radweg ist eine neue Attraktion in einem Freilichtmuseum in der Teichlandschaft De Wijers.

Tourismus Limburg: Fietsen door het Water

Volksentscheid Fahrrad sammelt ab heute Unterschriften

Heute startet die Unterschriftensammlung für den Volksentscheid Fahrrad. Bis zum 10. Juni 2016 sollen mindestens 20.000 gültige Unterschriften zusammenkommen.

Voraussetzung für den Start der Unterschriftensammlung war eine Kostenschätzung des Senats: Er veranschlagt 2,16 Mrd. Euro für die Umsetzung des Radverkehrsgesetzes (RadG).

Die Initiative rechnet mit 13 Euro pro Einwohner und Jahr, eine Summe von 320 Mio. Euro über sieben Jahre. Das ist weniger, als Berlins Partnerstädte London und Paris für den Radverkehr investieren. Kopenhagen mit seiner bereits gut ausgebauten Radinfrastruktur gibt 21 Euro pro Einwohner und Jahr aus. Selbst, wenn es so teuer wird wie der Senat vermutet, um Berlin fahrradfreundlich zu machen, Klimaschutz und gute, sichere Radwege sollten uns das wert sein.

Volksentscheid Fahrrad
Die Unterschriftenliste zum Download sowie alle weiteren Informationen 
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt: Amtliche Kostenschätzung zum Gesetz zur Förderung des Radverkehrs in Berlin

18. Mai: Ride of Silence

Der Ride of Silence ist eine jährliche Fahrraddemonstration, mit der auf öffentlichen Straßen getöteten und verletzten Radfahrern gedacht wird. Ihren Ursprung hatte der Ride of Silence vor 13 Jahren in Dallas in Texas. Seitdem wird der Ride of Silence jedes Jahr am dritten Mittwoch im Mai abgehalten. Im vergangen Jahr 2015 gab es neben den mehr als 300 Städten weltweit auch in zehn deutschen Städten einen Ride of Silence mit teilweise großer Beteiligung. In etwa so viele werden es auch 2016 sein.

In Berlin treffen sich die Teilnehmer der Gedenkfahrt am Mittwoch um 19:00 Uhr vor dem Brandenburger Tor. Der Zug führt in die Westcity und von dort in einem Halbkreis durch Schöneberg und Kreuzberg nach Friedrichshain. Am Roten Rathaus endet der Ride of Silence nach 30 Kilometern mit einer Schweigeminute.

Neu am Berliner Ride of Silence ist, dass diesmal drei Organisationen zur Gedenkfahrt aufrufen. Neben der Initiative Volksentscheid Fahrrad stehen der ADFC Berlin und der BUND Berlin hinter dem Ride of Silence.

Facebook-Event Ride of Silence Berlin 
Ride of Silence international

„Ritzelzähler und Warnwestenträger“

„Radfahren ist nicht gesund. Es macht unsere Städte unwirtlich und verschandelt die Natur. Das Fahrrad hat keine Zukunft und ist das Gegenteil vom Ausdruck einer eigenständigen Persönlichkeit.“

Der Zündfunk Generator von Bayern 2 widmet seine Sendung „Ritzelzähler und Warnwestenträger“ Argumenten gegen das Radfahren. Mit sehr schöner Playlist.

BR Bayern 2: Ritzelzähler und Warnwestenträger

(Dank an Sascha für den Hinweis.)

Das Trocadero-Fixie

Bei dem unten im Video gezeigten gezeigten Fixie sind Rahmen und Gabel nicht fest miteinander verbunden sondern ein Gelenk erlaubt es, die Gabel nach links oder rechts zu kippen. Erfunden wurde das Trocadero genannte Fixie von den drei Briten Johan Le Bon, Alexis Honoré und Alban Haloche. Sie behaupten, man könne das Fahren mit so einem Rad in zehn Minuten lernen. Le Bon: „Ich fahre damit jeden Tag zur Arbeit, aber für eine Fahrt von mehr als 5 Kilometern würde ich es nicht empfehlen.“

Mit einem Stift kann man das Gelenk arretieren und das Trocadero im Handumdrehen zu einem nomalen Fahrrad machen.

Trocadero-fixie bei Facebook

Fahrradunfälle in der Berliner Polizeistatistik

Noch ist die „Sonderuntersuchung Radverkehrsunfälle“ der Berliner Polizei für das Jahr 2015 nicht veröffentlicht. Dennoch kann man wohl erwarten, dass es sich wieder um denselben Text wie in den Jahren zuvor handelt und lediglich die aktuellen Zahlen ausgetauscht werden. Neben den Klassikern wie dem „bemerkenswerten Ergebnis“, dass ca. 50% der Radfahrer Verursacher ihrer Unfälle waren – eine wenig aussagescharfe Zahl, die vom Verkehrsanteil abhängt – stoßen immer wieder Floskeln auf, die den Eindruck erwecken, Radfahrer seien eigentlich an allen Unfällen schuld.

Im Kapitel „Unfallursachen der anderen Verkehrsunfallbeteiligten“ werden an erster Stelle „Fehler beim Abbiegen“ genannt, im Jahre 2014 waren es 1.595 Unfälle. Zum Vergleich: 197 Unfälle geschahen durch Rotlichtmissachtung der Radfahrer. Entschuldigend wird hier der „Tote Winkel“ angeführt, wenngleich dieses Problem überwiegend Lkw-spezifisch ist und es insgesamt „nur“ 474 Unfälle zwischen Radfahrern und Lkw gab. Laut Wikipedia gibt es bei 3,5-Tonnern innerhalb der EU seit 2009 keinen toten Winkel mehr – entweder die Polizei bezieht sich auf andere Fahrzeuge oder nutzt die Bezeichnung, um Fehlverhalten beim Abbiegen zu relativieren. Hilfreich wäre hier eine genauere Aufschlüsselung nach Art der Verkehrsbeteiligung und eine Unterscheidung zwischen Links- und Rechtsabbiegern. Ohnehin ist die Tote-Winkel-Problematik zu komplex für einen Einzeiler, da ja auch ein falsches Kreuzungsdesign (Geradeausfahrer rechts von Rechtsabbiegern, gleichzeitig Grün für Rechtsabbieger und Geradeausfahrer) durchaus unfallbegünstigend wirkt und ein systematisches verkehrsplanerisches Versagen offenbart.

Zum „Nichtbeachten der Vorfahrt“ (608 Unfälle im Jahr 2014) schreibt die Polizei pauschal:

Auf Grund der schmalen Silhouette des Fahrradfahrers und der oftmals falschen Benutzung von Radwegen in entgegengesetzter Richtung, kommt es zum Nichtgewähren der Vorfahrt durch die anderen Verkehrsbeteiligten. 

Die Formulierung lässt keinen Zweifel offen – keine Vorfahrtmissachtung ohne Mitschuld des Radfahrers, und sei es nur durch seine „schmale Silhouette“. Der Körperumfang eines Menschen außerhalb eines Pkw ist ein Sonderfall, mit dem Pkw-Fahrer nicht rechnen müssen. Da es sich um eine amtliche Statistik handelt, belässt man es bei dem begleitenden Satz, ohne irgendwelche Zahlen zu nennen. Die „oftmals falsche Benutzung von Radwegen“ dürfte Teil der „falschen oder verbotswidrigen Benutzung von Fahrbahnen und Straßenteilen“ (940 Unfälle) sein, wie häufig diese mit Vorfahrtmissachtung zusammentreffen, ist aus der Statistik aber nicht ablesbar, daher sind solche Begleitsätze nicht nachvollziehbar und nicht nachprüfbar.

Verwickelt ein anderer Verkehrsteilnehmer beim Einfahren in den Fließverkehr einen Radfahrer in einen Unfall, wie es 442 Mal geschah, so ist für die Polizei nur ein Unfallszenario denbkar:

Überwiegend Führer von aus Grundstücksausfahrten kommenden Fahrzeugen können den Straßenraum, in den sie einfahren wollen, nicht im ausreichenden Maße einsehen. Die bereits genannte schmale Silhouette und das Befahren von Gehwegen bilden dann oftmals begünstigende Faktoren für das Zustandekommen von Verkehrsunfällen.

Unachtsames Ausparken oder Ausfahren über Radwege – laut Polizei scheint das keine Rolle zu spielen. Immerhin verwendet man hier, natürlich ohne Zahlen zu nennen, das Wörtchen „oftmals“. Dennoch, warum qualifiziert man eine Aussage, die eine breit gefächerte Unfallursache auf ein einziges Szenario einengt, nicht, indem man die Häufigkeit des Szenarios beziffert?

Verursacht ein Radfahrer einen Unfall beim Einfahren in den Fließverkehr, wie es 618 Mal geschah, so geschieht dies laut Polizei übrigens meist nach der verbotswidrigen Benutzung des Gehweges. Wieder ein klares, eingeengtes Szenario, das z.B. den im Alltag häufig notwendigen Wechsel zwischen Radweg und Fahrbahn außen vor lässt. Wenn die Polizei sagen kann, dass Radfahrer eher vom Geh- als vom Radweg aus falsch in den Fließverkehr einfahren, warum veröffentlicht sie die dies belegenden Zahlen nicht einfach in ihrer amtlichen Statistik?

Eine Unfallstatistik muss neutral sein – sie soll Unfallursachen und -verursacher benennen und kann dies auch erklärend begleiten. So ist z.B. auf den ersten Blick unklar, was sich hinter der „verbotswidrigen Fahrbahnbenutzung“ verbirgt, und die Erklärung, dass damit u.a. das Befahren von Gehwegen oder Radwegen in falscher Richtung gemeint ist, ist hilfreich. Eine Statistik, die mit Texten begleitet wird, darf auch belehren und fachlich haltbare Verhaltensvorschläge geben. Dennoch: Eine Unfallstatistik, die nicht nachgewiesene Behauptungen aufstellt und breit gefächerte Unfallursachen auf Einzelszenarien einschränkt, wirkt unseriös.

Die Berliner Polizei steht auch wegen ihrer Unfallmeldungen in der Kritik. Ein besonders tragischer Fall war der des am 17.3.2016 tödlich verunglückten Radfahrers. Hier verbreitete die Berliner Polizei nach Angaben der Berliner Zeitung zunächst, der Radfahrer sei bei Rot gefahren. Eine Grundlage für diese Behauptung kann sie kaum gehabt haben, denn Zeugen berichteten, dass der verursachende Autofahrer bei roter Ampel gefahren sei. So wurde das Opfer eines schweren Fehlverhaltens in den Zeitungen und Radiosendern stundenlang zum Täter gemacht, die kleinlaute Revidierung des Unfallhergangs hingegen kaum mehr beachtet.

Eine weitere Radfahrerin starb am 11.3.2016, weil ein Pkw sie zu nah überholte. Eine Unfallursache, die die Fahrradstaffel der Berliner Polizei nach eigenen Angaben grundsätzlich nicht sanktioniert.

„Lieber Fahrer des silbernen Mercedes“

Lieber Fahrer des silbernen Mercedes,

am Dienstag vor einer Woche warst du zur gleichen Zeit wie ich auf der Hardenbergstraße unterwegs und überholtest mich kurz nach dem Bahnhof Zoo völlig korrekt und unauffällig auf dem linken Fahrstreifen und wechseltest dann auf den rechten.

Durch die derzeitige Baustelle stehen auf fast der gesamten Länge der Straße nur zwei recht schmale Fahrstreifen zur Verfügung. Daher ist der Verkehr teilweise recht dicht und der motorisierte Verkehr kommt auch nicht viel schneller voran als Radfahrer. An der Fußgängerampel am Steinplatz vor der Uni-Mensa hatte ich dich immer noch nur wenige Meter vor mir.

Wenige Meter vor dir war eine Radfahrerin unterwegs, regelkonform auf dem rechten Fahrstreifen und, so wie ihr Autofahrer es immer sehen wollt, so nah, wie eben zumutbar am rechten Fahrbahnrand. Es war dir aber nicht Wert, mehr als eine gute Reifenbreite auf den linken Fahrstreifen auszuweichen, als du sie überholtest und du machtest nur einen kriminell engen Bogen um das Fahrrad. Warum, ist mir nicht klar. Die Lücke auf dem linken Fahrstreifen war da, bei der geringen Breite hätte es sonst nämlich nicht mal für den kleinen Bogen gereicht. Außerdem hattest du nach nur wenigen Sekunden bereits das Ende der Baustelle erreicht, wo du wieder deinen eigenen Fahrstreifen bekommen hast, während die Radfahrerin weiter auf der Busspur fuhr.

Da ich dich an der Ampel am Ernst-Reuter-Platz auch wieder eingeholt habe, sprach ich dich auf dieses Fehlverhalten an. Was du da von dir gegeben hast, das schlägt dem Fass nun wirklich den Boden aus: Ein selbstmörderisches Verhalten hast du der Radfahrerin vorgeworfen, und sie hätte doch rechts sooo viel Platz.

Bitte hallo? Rechts von ihr war nur der Gehweg! Sollen wir Radfahrer nun Ordnungswidrigkeiten begehen, damit ihr Autofahrer ungestört fahren könnt? Da ich nicht zu den Radfahrern gehöre, die sowas in Eigenregie sanktionieren, beispielsweise mit einem heftigen Tritt in den Kotflügel, werde ich das Punkteverteilen aber nun der Polizei überlassen.

Nur zur Erinnerung: Diese Tage wurde eine Radfahrerin in der Heerstraße bei einem zu engen Überholmanöver über den Haufen gefahren und verstarb an ihren Verletzungen. Etwas länger her ist ein solcher Vorfall in Zehlendorf, bei dem ein Rentner vom Rad geworfen wurde und ebenfalls verstarb. Die vorgeschriebenen 1,5 Meter Seitenabstand haben schon ihren Sinn!

Und, liebe Autofahrer, seid bitte nicht böse, wenn so mancher Radfahrer eben doch nicht hart am rechten Rand, sondern eher in der Mitte des Fahrstreifens fährt, um euch einen vollständigen Spurwechsel mindestens mal deutlich nahezulegen.

Gastbeitrag von KS

Berliner Fahrradmarkt feiert Saisonauftakt

Am Sonnabend startet der Berliner Fahrradmarkt auf dem Civili-Gelände in Berlin-Kreuzberg in seine zweite Saison. Von Ostersonnabend bis Ende Oktober können Berliner an jedem letzten Samstag des Monats Fahrräder anbieten und finden.

Ob Fixie, Singlespeeder, Lastenrad, Mountainbike oder einfach nur ein alter Drahtesel – egal was für ein Zweirad her soll, hier wird man es finden. Jeder kann mitmachen! Auch für die Wartung und Reparatur der eigenen Räder wird ein junges Schrauberteam der offenen Werkstätten und Läden aus der unmittelbaren Umgebung sorgen.

Gegen Spenden lassen sich kleine Reparaturen direkt vor Ort erledigen. Jeder, der ein Fahrrad verkaufen oder kaufen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Für Privatpersonen entfallen die Standgebühren fürs erste Rad! Jeder kann hier verkaufen…

Doch der FLickeN Fahrradmarkt bietet weit mehr als nur gebrauchte Fahrräder und Services. Er ist eine Plattform zum Austausch über aktuellen Zeitgeist der Mobilität, Leidenschaft und Projekten rund ums Zweirad. DIY Workshops, Beratung & Kurioses sind geboten. So werden Initiativen, welche sich z.B. im sozialen Bereich mit dem Thema Fahrrad beschäftigen, Freiflächen angeboten.Schicke einfach ne E-Mail an: info (@) flicken-berlin.de

Neben dem sozialen & kulturellen Gedanken steht auch das Thema Kunst im Fokus. Upcycling & urbaner Inspiration wird hier eine Bühne gegeben. Auch für die Unterhaltung ist gesorgt, denn der gesamte Kiez ist animiert mit einem Angebot an Speisen, Getränken und Musik daran teilzuhaben.

Berliner Fahrradmarkt 

Zeit: 26. März 2016 von 9:00 bis 17:00 Uhr
… und an allen letzten Sonabenden des Monats bis zum 29.10.2016
Ort: Waldemarstraße 57
10997 Berlin

Berliner Fahrradmarkt

Berliner ADFC steht hinter dem Volksentscheid Fahrrad

In normalen Jahren ist die Mitgliederversammlung des ADFC eine langweilige Angelegenheit. In normalen Jahren freut man sich über 50 von mehr als 12.000 Mitgliedern, die zur MV erscheinen, nickt den Tätigkeitsbericht des Vorstandes ab, wählt einen neuen Vorstand sowie die Delegierten zur nächsten Bundeshauptversammlung, hört sich ein Grußwort an und geht dann wieder nach Haus.

Gestern war alles anders. Mehr als 200 Mitglieder versammelten sich im Tempodrom und stritten um die Haltung des Radfahrerverbandes zum Volksentscheid Fahrrad. Drei Anträge standen zur Diskussion: ein Antrag des Vorstandes unterstützte den Volksentscheid, ein weiterer Antrag von Fürsprechern des Volksentscheids ging in de gleiche Richtung und ein dritter Antrag von Bernd Zanke und weiteren  Vorstandsmitgliedern lehnte eine Zustimmung zum geplanten Fahrradgesetz BerRG rundweg ab. In der kontroversen Debatte bildeten sich zwei gleich große Lager von Anhängern und Gegnern des Volksentscheides. Die Gegner des Volksentscheides argumentierten, dass der Zeitpunkt eines Volksentscheides kurz vor dem Ende der Legislaturperiode falsch sei. Beide Lager hatte prominente Fürsprecher. Die Gegner hatten Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) sowie Tilman Bracher vom Deutschen Institut für Urbanistik auf ihrer Seite, während die Pro-Fraktion vom grünen Mitglied des Abgeordnetenhauses Andreas Otto sowie einem Mitglied des Bundesvorstandes des ADFC unterstützt wurde.

Vor der mit Spannung erwarteten Abstimmung zog die Volksentscheid-Gruppe ihren Antrag zurück, sodass nur jeweils ein Pro- und ein Contra-Antrag zur Wahl standen. Der Antrag des Vorstandes, der den Volksentscheid unterstützte, setzte sich letztlich deutlich durch. 144 ADFC-Mitglieder stimmten mit „Ja“, 58 waren dagegen und 12 Mitglieder stimmten mit „Enthaltung“. Trotz der deutlichen Zwei-Drittel-Mehrheit der Pro-Fraktion geht ein Riss quer durch den Berliner ADFC. So kündigte ein Mitglied der Spandauer Stadtteilgruppe bereits vor der Abstimmung an, dass die Spandauer den Volksentscheid nicht unterstützen werden. Eva-Maria Scheel, die Landesvorsitzende des Berliner ADFC, sagte: „Wir freuen uns, dass unsere Mitglieder den Antrag des Vorstandes angenommen haben. Gemeinsam mit dem Volksentscheid Fahrrad und vielen anderen Verbänden bilden wir nun ein starkes Bündnis für ein fahrradfreundliches Berlin.“

Indoor-Radrennen Altbaukriterium

In der Berlin Bicycle Week wird Fahrradkultur auf die unterschiedlichste Weise gefeiert, Fahrradrennen gehören natürlich auch dazu. Eine ungewöhnliche Wettfahrt findet am Sonntag in der Monbijoustraße statt: im Altbaukriterium treten 25 Radfahrer in einer engen labyrinthartigen Indoor Area vor einer tobenden Menge gegeneinander an.

Als Indoor-Radrennen, das bisher in Wohnungen, Büros und Bars stattgefunden hat, ist es ein Event der besonderen Art und dieses verdient auch eine besondere Location. Die Herausforderung besteht nämlich darin, mit dem Fahrrad einmal links und einmal rechtsherum, ohne Absetzen der Füsse und Festhalten an etwaigen Wänden oder gar Kunstwerken, durch die Räumlichkeiten zu fahren. Und es wäre kein Rennen, würde nicht der Schnellste gewinnen. Das Altbaukriterium ist Teil der offiziellen Abschlussparty der Berlin Bicycle Week.

Ort: Bernheimer Contemporary
Monbijoustr. 2, 10117 Berlin
Zeit: Sonntag, 20. März 2016 von 20:00 bis 24:00 Uhr

Facebook: Altbaukriterium

Der gute Radweg?

In de.rec.fahrrad wird gerade über „gute Radwege“ diskutiert. Dabei wurde ein Beispiel aus Kopenhagen verlinkt:

Morning Ebb And Flow from jim slade on Vimeo.

Sieht gut aus, oder? Erstmal jedenfalls. Aber fixiert man einen beliebigen Radfahrer im Pulk, so stellt man fest, dass er ganze 2-3 Ampelphasen brauchen wird, um über die Kreuzung zu kommen. Die wenigen Autos hingegen können sich an der Ampelkreuzung an drei Fahrspuren aufstellen und so garantiert in der nächsten Grünphase losfahren.

Zugegeben – so viele Radfahrer auf der Fahrbahn, das würde den Autoverkehr stark ausbremsen, allenfalls ein Mitschwimmen im Pulk bliebe ihm. Aber ist die Alternative zwangsläufig, den Radverkehr auf einen engen Weg zu zwängen, der ihm das Vorankommen so erschwert?