Radschnellweg mitten durch den Bahnhof Südkreuz

Der Radweg durch die Parks am Gleisdreieck und entlang der S-Bahn bis zum Bahnhof Südkreuz ist eine schnelle und ampelfreie Verbindung abseits des Großstadtverkehrs. Er wird bereits jetzt gut angenommen und es ist absehbar, dass der recht schmale Radweg in einigen Jahren überfüllt sein wird, wenn mehr und mehr Leute mitbekommen, wie angenehm man von der City zum Südkreuz radeln kann. Der Bahnhof Südkreuz selbst und Sachsendamm bzw. Autobahn A100 wirken dann wie eine massive Barriere für Radfahrer.

Das ADFC-Berlin-Vorstandsmitglied Evan Vosberg und Mobilitätsexperte Tim Lehmann haben nun einen spektakulären Vorschlag gemacht, den Radweg fortzuführen: einfach im zweiten Stock quer durch den Bahnhof hindurch und über die Autobahnschneisen hinweg, bevor er sich wieder auf Bodenhöhe begibt. Technisch ist das möglich, weil über dem Gleis 1, auf dem die S25 Richtung Süden fährt, keine Oberleitung liegt. Bei filigraner Bauweise sei deshalb genug Platz für einen Radweg, der sich nur wenige Zentimeter oberhalb der S-Bahn befindet.

„Wir haben es ausgemessen und mit dem erforderlichen Lichtraumprofil der S-Bahn Berlin abgeglichen. Es wird ein unglaublich schönes Gefühl sein, mit dem Fahrrad über den Gleisen und Zügen förmlich hinwegzuschweben, das Treiben von oben zu betrachten, und mit ganz sanft ansteigenden Rampen den Weg ganz einfach zu meistern“ sagt Evan Vosberg.

Der nur wenige hundert Meter lange Radweg, der sich wie ein Pfeil durch das Südkreuz bohren würde, hat nach den Autoren des Vorschlags noch einen weiteren Effekt. Dírekt am Bahnhof liegt ein riesiges, nur von wenigen Kraftfahrern genutztes Parkhaus mit nicht genutzten Ebenen. „Auf dem Hoch-Radweg wären Radfahrer den damals als Parkhaus geplanten Ebenen nah. Eine Erschließung für den Radverkehr scheint denkbar: Hier könnte das erste Fahrradparkhaus in Berlin seinen Platz finden. Zudem würden Radfahrende über diese Ebene auch direkten Zugang zu den Bahnsteigen erhalten.“

Ich selbst bin skeptisch. Fahrradparkhäuser sollte man da bauen, wo Bedarf herrscht und nicht dort, wo gerade Platz ist. Und nehmen Radfahrer eine zehn Meter ansteigende Rampe in Kauf, um dann das Fahrrad zu parken? Wohl eher nicht. Dennoch, der Vorschlag eines Radwegs durch das Südkreuz ist kühn gedacht und wäre sehr gut.

Lehmann & Vosberg: Radbahnhof Südkreuz Berlin

Bezirke erhalten 20 Millionen für den Bau von Schutzstreifen und Radwegen

Im Nachtragshaushalt 2017 des rotrotgrünen Senats sind 20 Millionen Euro für den Radverkehr vorgesehen. Nun wurde entschieden, in welche Bezirke und in welche konkreten Projekte das Geld fließt. Hier eine Liste der Baustellen:

Charlottenburg-Wilmersdorf
Dovestraße Schutzstreifen 400.000 €
Brandenburgische Straße Schutzstreifen 300.000 €
Ernst-Reuter-Platz Zweirichtungsradwege 500.000 €
Friedrichshain-Kreuzberg
Hasenheide Radfahrstreifen 200.000 €
Stralauer Allee Radweg 300.000 €
Frankfurter Allee Schutzstreifen 100.000 €
Friedenstraße Querung Landsberger Allee 200.000 €
Mariannenstraße Asphaltierung
Lichtenberg
Hegemeisterweg Asphaltierung 500.000 €
Fanningerstraße westlich Atzpodienstraße Asphaltierung 400.000 €
Seefelder Straße Radweganbindung 100.000 €
Gensinger Straße Schutzstreifen 100.000 €
Siegfriedstraße (Nord) Mittelinseln 100.000 €
Siegfriedstraße (Süd) Schutzstreifen 300.000 €
Marzahn-Hellersdorf
Hoyerswerdaer Straße – Landesgrenze Radweg 200.000 €
Marzahner Chaussee Ostbahn-AdK Schutzstreifen/Radweg 400.000 €
Mitte
Chausseestraße Schutzstreifen 145.000 €
Kameruner Straße/Togostraße Asphaltierung/Fahraddstraße 400.000 €
Residenzstraße Schutzstreifen 300.000 €
Wullenwebersteg Rampe 114.500 €
Neukölln
Friedelstraße Asphaltierung 500.000 €
Odertraße Radweg/Asphaltierung 400.000 €
Braunschweiger Straße Ost Asphaltierung 400.000 €
Pankow
Neumannstraße Schutzstreifen 300.000 €
Pasewalker Str. (Löffelbrücke- Bhf. Heinersdorf) Schutzstreifen 200.000 €
Niederstraße-Tollerstraße Asphaltierung 200.000 €
Hielscherstraße Asphaltierung 500.000 €
Neukirchstraße Ost Asphaltierung 200.000 €
Danziger Straße Prenzlauer Allee – Bötzowstraße Schutzstreifen 400.000 €
Reinickendorf
Oraniendamm-Dianastraße-Artemisstraße gem. Rad-und Gehwege 495.000 €
Jörsstraße ? 147.000 €
Spandau
Kisselnallee Radweg/Schutzstreifen 500.000 €
Hamburger Straße – Landesgrenze gem. Rad-und Gehweg 200.000 €
Seegefelder Straße Schutzstreifen 400.000 €
Heerstraße Pichelsdorfer Straße – Freybrücke Radwege 400.000 €
Schönwalder Allee – Landesgrenze Geh- und Radweg 330.000 €
Steglitz-Zehlendorf
Clayallee Radweg / Schutzstreifen 300.000 €
Brauerstraße Asphaltierung 400.000 €
Königsweg Brückenbereich-Hohentwielsteig Asphaltierung 200.000 €
Tempelhof-Schöneberg
Marienfelder Allee Schutzstreifen 200.000 €
Boelckestraße Schutzstreifen 400.000 €
Potsdamer Straße/Alvenslebener Straße Ampel 100.000 €
Schöneberger Straße Schutzstreifen 150.000 €
Mariendorfer Hafenweg (Teltowkanal – Lankwitzer Straße) ? 400.000 €
Treptow-Köpenick
Elsenstraße Nordseite Radweg 300.000 €
Rummelsburger Straße/Landstraße
(Treskowallee-Am Walde)
Radweg/Schutzstreifen 200.000 €
An der Wuhlheide (nördl.Seite) Schutzstreifen 100.000 €

 

Für die Abarbeitung der Projekte soll jeder Bezirk zwei neue Stellen für Radverkehrsplaner erhalten. Teilweise sollen diese Stellen bereits im März ausgeschrieben werden.

Für den Fall, dass es nicht gelingt, die Projekte in diesem Jahr abzuschließen, wurde vorsorglich darauf hingewiesen, dass das Geld auch 2018 ausgegeben werden kann. Bei manchen Radwegprojekten muss allerdings auf Vorarbeiten gewartet werden. So steht in der Chausseestraße zuerst eine Sanierung der Tunneldecke der Linie U6 an, bevor dort ein Schutzstreifen auf die Straße gemalt werden kann.

RBB: Berlin bekommt 47 neue Radwege

Prozess gegen Paketauslieferer wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht

Wohl kaum eine Gruppe von Kraftfahrern ist für Radfahrer so problematisch wie die der Paketausfahrer. Sie halten häufig auf dem Radweg oder in zweiter Reihe und zwingen die Radfahrer zu Ausweichmanövern. Und ab und zu passiert es auch mal, dass ein Auslieferer mit einem Stapel Päckchen im Arm plötzlich auf den Radweg tritt.

Ein ähnlich gelagerter Fall wurde heute vor dem Amtsgericht Moabit verhandelt. Angeklagt war der heute 25-jährige David L. wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Körperverletzung und Unfallflucht. L. lieferte am Freitag, dem 8. Juli 2016 gegen 15:00 Uhr mit einem DPD-Transporter Pakete in der Septimerstraße im Wedding aus. Er parkte sein Fahrzeug auf der rechten Straßenseite, öffnete dann von hinten sein Auto, um ein großes Paket zu entnehmen. Er legte es auf die linke Schulter und trat dann unvermittelt auf die Straße, um sein Paket an einem auf der gegenüber liegenden Seite der Straße befindlichen Haus auszuliefern. Ein 84-jähriger Radfahrer, der die Septimerstraße in die gleiche Richtung wie das Paketfahrzeug befuhr, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und stürzte. Laut Angeklagtem gab es danach einen lautstarken Disput zwischen Paketfahrer und Radfahrer, der sich noch liegend auf der Straße befand. Anschließend verließ der Paketfahrer den Unfallort, um sein Paket zu liefern. Auf die Frage des Staatsanwaltes, wieso er sich nicht um den Radfahrer gekümmert hat, antwortete der Auslieferer, er habe ein bestimmtes Pensum am Tag zu erledigen und er habe deshalb sein Paket zugestellt, um seinen Schnitt zu halten.

Einziger Zeuge war der verletzte Radfahrer. Im Prozeß bestätigte der Radfahrer im Wesentlichen die Darstellung des Angeklagten. Nachdem der Angeklagte gegangen war, borgte sich der Radfahrer von einer zufällig vorbei kommenden Person einen Stift und notierte sich das Kennzeichen des Paketfahrzeugs. Danach fuhr er in seine Wohnung. Als am nächsten Tag die Schmerzen des Radfahrers größer wurden, ging er zum Arzt. Nach der schriftlichen Stellungnahme des Arztes wurde der Radfahrer wegen Prellungen und Hautabschürfungen am linken Knie und am linken Ellenbogen zwei Monate behandelt. Der Radfahrer zeigte einen Tag nach dem Unfall bei einer Polizeiwache an. Zum Ende der Beweisaufnahme verlas der Richter 21 Eintragungen des Angeklagten im Zentralregister, die aber allesamt keine Verkehrsdelikte waren.

Nach der Meinung des Staatsanwaltes wurde im Prozess die Anklage in vollem Umfang bestätigt. Er forderte deshalb 60 Tagessätze Geldstrafe für die Körperverletzung und 90 Tagessätze für die Unfallflucht. Die Verteidigung beantragte Freispruch. Es könne keine Vorsätzlichkeit des Angeklagten festgestellt werden. Da der Zeuge im Prozess mit Gehstock aufgetreten sei, stelle sich die Frage, ob der Zeuge in der Lage gewesen sei, ein Fahrzeug zu führen. Im Schlusswort des Angeklagten entschuldigte sich der DPD-Fahrer per Handschlag. Der Zeuge nahm die Entschuldigung an.

Der Richter verhängte eine Gesamtstrafe von 60 Tagessätzen a 30,- Euro wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht.

Radrennen in Südafrika wegen Wind abgebrochen

Nicht überall war Radfahren am Wochenende so entspannt wie in Berlin.

In Kapstadt in Südafrika wollten 35.000 Amateurrennfahrer die 40. Ausgabe der Cape Town Cycle Tour bestreiten, das nach eigenen Angaben „largest, timed cycling event in the world“. Bereits vor dem 109-Kilometer-Rennen hatte die Veranstaltungsleitung gewarnt: „We have been advised that there is a high probability of severe winds on the Cape Peninsula within the next 24 hours.“ Der Wind war noch schlimmer als erwartet, direkt am Atlantik wehte er mit mehr als 100 km/h. Das Rennen wurde abgebrochen.

Cape Town Cycle Tour

ADFC-Radreiseanalyse 2017 vorgestellt

Der Radreisetourismus in Deutschland kennt nur eine Richtung: nach oben. Um satte 30 Prozent haben Radreisen mit drei oder mehr Übernachtungen zwischen 2014 und 2016 zugelegt, von 4 Millionen auf 5,2 Millionen im vergangenen Jahr. Nicht mitgezählt in dieser Rechnung werden Tagesausflüge mit dem Fahrrad, die sich im letzten Jahr auf 150 Millionen summierten.

Das ist ein Ergebnis der Radreiseanalyse, die der ADFC heute zum Auftakt der Tourismusbörse ITB in Berlin vorstellte. Jüngere Radfahrer bevorzugen dabei Streckentouren mit unterschiedlichen Unterkünften, ältere Radler wählen gern einen Ort für ihren Radurlaub, von dem aus sie Sterntouren in der Umgebung unternehmen. Radtouristen sind dabei durchschnittlich 65 Kilometer am Tag unterwegs. Die große Mehrheit der Fahrradurlauber organisiert den Urlaub selbst (88%), nur eine Minderheit lässt die Tour teilweise (5%) oder komplett (7%) von einem Veranstalter organisieren.

Bei der Frage „Mietrad oder eigenes Rad?“ setzen die meisten (93%) auf ihr eigenes Rad, nur 7% sind mit einem Mietrad unterwegs. Beliebtester Radfernweg ist wie immer der Elberadweg. Er belegt zum 13. Mal Platz eins bei der Hitliste der attraktivsten Fahrradwanderwege.

ADFC: Radreiseanalyse 2017

Rad & Touren 2017

 

Neben seinem Kerngeschäft, der politischen Vertretung der Radfahrer und der Lobbyarbeit für bessere Radfahrbedingungen, betreibt der ADFC auch ein Tourenangebot für Leute, die gern zusammen mit anderen ins Grüne fahren. Interessierte haben eine große Auswahl zwischen gut dreißig Mehrtagestouren und Hunderten von Eintagestouren innerhalb Berlins und in das benachbarte Bundesland Brandenburg. Raus aus dem Alltag und rein in die Umgebung mit ihren landschaftlichen und historischen Schätzen! Mehr als siebzig Tourenleiter ist es ein Herzensanliegen, den Freizeitradlern die schönsten Spots in Berlin und Brandenburg zu zeigen.

Eintagestouren kosten 6,00 € für Nicht-ADFC-Mitglieder (ermäßigt: 3,00 €). Mit 9,00 € (ermäßigt: 6,00 €) sind die so genannten Entdeckertouren ein wenig teurer. Sie sind themenbezogen und werden von besonders fachkundigen Tourenleitern durchgeführt. Da bei Mehrtagestouren die Übernachtungskosten anfallen, sind sie naturgemäß nicht ganz so günstig. Die günstigsten Mehrtagestouren werden für knapp über einhundert Euro angeboten und gehen bis etwa vierhundert Euro.

Alle Rad&Touren-Angebote 2017 des ADFC sind in einem hundert Seiten starken Extra-Heft zusammengefasst und ausführlich beschrieben. Und natürlich sind auch alle Radtouren online im Tourenportal des ADFC zu finden.

ADFC Berlin: RadundTouren 2017

Vielfältige Berliner Fahrradszene

Ein Schnappschuss von der Fahrradschau, die am Sonntag Abend zuende ging. Kleine A6-Zettelchen geben eine Kurzbeschreibung eines Vereins oder einer Initiative rund um das Fahrrad. Wenn man bedenkt, dass ein großer Teil dieser Gruppen vor zwei Jahren noch nicht existierte, bekommt man einen Eindruck davon, wie stark sich die Berliner Fahrradszene in den vergangenen Monaten entwickelt hat. Im einzelnen werden folgende Gruppen vorgestellt:

ADFC
Art Spin Berlin
Berliner Fahrradmarkt
Bike-Kitchen North-East
BikesurfBerlin
Bikeygees e.V.
Critical Maps
Critical Mass Berlin
Cyclehack Berlin
Fahrradbande
Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt Regenbogenfabrik
Faradgang e.V.
Freie Lastenradler Berlin
Hubschrauber Berlin Kontakt
Meerkat Planet
Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln
Park2Park Kontakt
Radbahn Berlin
Radeln ohne Alter Berlin Kontakt 
Radwerkstatt
Radwerkstatt THF – Taschengeldfirma e.V.
Reclaim the Streets
Unirad
Velologistics
Volksentscheid Fahrrad

Berliner Fahrradschau Ausgabe 8

Viel Bambus und viele Holzräder, stylische Fahrräder ohne Ende, aber nur ganz wenig Bikes, die ich als durch und durch schön empfinde. Die Berliner Zeitung hat am ersten Abend einen Videospaziergang über die Berliner Fahrradschau gemacht. Die Schau ist randvoll gepackt mit Events und Veranstaltungen rund ums Rad und noch heute und morgen bis achtzehn Uhr zu besuchen.

Berliner Fahrradschau

Bezirksgrüne wollen Kottbusser Damm und Zossener Straße fahrradfreundlicher machen

In zwei Anträgen an die BVV fordern die Grünen von Kreuzberg-Friedrichshain, auf dem Kottbusser Damm beidseitig baulich geschützte Radfahrstreifen einzurichten und in der Zossener Straße zwischen Gneisenaustraße und Blücherstraße Radfahrstreifen oder Schutzstreifen zu malen. Dazu sollen die zum Parken genutzten Spuren jeweils aufgehoben werden, um Platz für die Umgestaltungen zu schaffen.

In der Begründung für die Maßnahme Kottbusser Damm heißt es: „Der Kottbusser Damm ist eine wichtige Verbindung zwischen dem Kottbusser Tor in Kreuzberg und dem Hermannplatz in Neukölln und eine wichtige Geschäftsstraße. Er wird stark von RadfahrerInnen frequentiert, denen keine sicheren Fahrmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Gefährdungen bestehen vor allem wegen überholender Autos, dem Parkverkehr sowie Lieferwagen, die auf der rechten Fahrspur parken bzw. halten. Um ein Zuparken der Radstreifen auszuschließen, sollen diese baulich getrennt von den Fahrstreifen errichtet werden. Für diese bauliche Trennung können Poller, Bordsteine oder andere geeignete Elemente genutzt werden.“

Um den Bedürfnissen von Gewerbetreibenden und Lieferdiensten Rechnung zu tragen, sollen auch Ladezonen eingerichtet werden. Diese sollen aber von der Fahrspur erreichbar sein und nicht den geschützten Radweg kreuzen.

Die Umgestaltung der Zossener Straße und des Kottbusser Damms würde auf Kosten der bisherigen Parkplätze gehen. Die B.Z. schätzt, dass auf dem 500 Meter langen Abschnitt der Zossener Straße etwa einhundert Parkplätze wegfallen. Da der Kottbusser Damm zwischen Landwehrkanal und Herrmannplatz etwa einen Kilometer lang ist, würden hier noch mehr Parkplätze gestrichen werden.

Grüne Friedrichshain Kreuzberg: Ausbau der Fahrradinfrastruktur am Kottbusser Damm und in der Zossener Straße geplant
Antrag Drucksache – DS/0129/V: Sichere Radstreifen und Kreuzungen auf dem Kottbusser Damm
Antrag Drucksache – DS/0131/V: Zossener Straße fahrradfreundlicher machen!
B.Z.: Streit in Kreuzberg: Verdrängen bald Radwege Parkbuchten?

Senat schlägt 12 Trassenkorridore für mögliche Radschnellverbindungen in Berlin vor

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hat eine erste Untersuchung zu möglichen Radschnellwegen in Berlin vorgelegt. Ein im letzten Dezember gegründeter Arbeitskreis „Radschnellwege in Berlin“ hatte 30 Korridore ermittelt, die sich grundsätzlich eignen für schnelle Radverbindungen. Darunter befinden sich die Vorschläge des ADFC, die der Radfahrerclub im Rahmen eines Wettbewerbs ermittelt hatte, aber auch ein Vorschlag des BUND sowie weitere Routen durch Berlin.

In einem zweiten Schritt wurden diese Korridore nach dem Schulnotenprinzip bewertet. Dabei wurden drei Zielfelder betrachtet: Infrastruktur, Potenziale und Wirtschaftlichkeit. Im Zielfeld Infrastruktur wurde zum Beispiel bewertet, ob ein Vorschlag mindestens fünf Kilometer lang ist, ob es eine geringe Anzahl von Knotenpunkten mit Wartepflicht gibt, sodass die Reisezeit gering ist und ob die vorgeschlagene Strecke hinsichtlich ihrer Topographie und Oberflächenbeschaffenheit verspricht, attraktiv für Radfahrer zu sein.

Hier sind die zwölf am besten bewerteten Fahrradkorridore durch Berlin:

Im Einzelnen handelt es sich um folgende Strecken in der Reihenfolge ihrer Gesamtnote:
23. Betriebsweg A113 (Note 1,9)
27. Südstern – Rungiusstraße (Note 2,1)
4. Betriebsweg A 100 (Note 2,2)
10. Königsweg – Kronprinzessinnenweg (Note 2,2)
7. Straße des 17. Juni – Unter den Linden (Note 2,2)
24. Flughafen Tegel – Hohenzollernkanal (Note 2,3)
22. Spandauer Damm – Freiheit (Note 2,4)
5. Stettiner Bahn (Note 2,4)
1. Potsdamer Stammbahn (Note 2,5)
21. Nonnendammallee – Falkenseer Chaussee (Note 2,5)
11. Yorckstraße – Lichterfelde Süd (Note 2,5)
19. Berliner Straße – Schönhauser Allee (Note 2,6)
8. Saatwinkler Damm (Note 2,8)

Zusätzlich zu den zwölf notenbesten Korridoren kam der Radschnellweg an der Potsdamer Stammbahn hinzu, der unabhängig von der Bewertung auf Machbarkeit geprüft wird.

Wie geht es nun weiter? Die insgesamt vorgeschlagenen 13 Strecken werden nun detailliert auf Machbarkeit und voraussichtliche Reisezeiten untersucht. So ergab eine Untersuchung des potentiellen Radschnellwegs entlang der Stammbahn, dass die durchschnittliche Reisezeit mit dem Fahrrad von Lichterfelde-West zum Potsdamer Platz zur Zeit etwa 44 Minuten dauert. Durch den Radschnellweg verkürzt sich die Reisezeit Lichterfelde – Potsdamer Platz auf 25 Minuten. Zum Vergleich: mit dem ÖPNV dauert die gleiche Strecke 22 Minuten, ein KFZ-Fahrer sitzt für diese 9,3 Kilometer lange Strecke 27 Minuten hinter dem Steuer.

Und was kommt danach? Laut Koalitionsvertrag sollen in der aktuellen Legislaturperiode erste Radschnellverbindungen umgesetzt und weitere Machbarkeitsuntersuchungen durchgeführt werden.

Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Radschnellverbindungen im Berliner Stadtgebiet – Zwischenstand (pdf-Dokument)

Rätselhafte Radzählstelle Berliner Straße

Im September letzten Jahres richtete die Verkehrslenkung Berlin (VLB) eine Internetseite ein, um die täglich aktualisierten Daten der 12 Berliner Radzählstellen zu veröffentlichen. Anfang Januar kamen fünf weitere Zählstellen hinzu. Neu ist auch die Zählstelle Berliner Straße im Pankower Norden. Sie stieg von Anfang an hoch in den Charts ein, in der Hitliste der beliebtesten Zählstellen liegt sie auf Platz zwei hinter dem Spitzenreiter Oberbaumbrücke, vom Jahresanfang bis gestern wurden hier bereits 186.034 Radfahrer gezählt.

In einem Punkt unterscheidet sich die Zählstelle Berliner Straße von allen anderen: hier werden erheblich mehr Radfahrer in die eine Richtung gezählt als andersherum. In der vergangenen Woche ab dem 12. Februar wurden bespielsweise insgesamt 30.977 Radfahrer gezählt. Von ihnen fuhren 20.639 Richtung Norden und nur 10.338 Richtung Süden. Exakt zwei Drittel fuhren nach Norden, nur ein Drittel nach Süden. In anderen Wochen ist das Missverhältnis zwischen Norden und Süden noch ausgeprägter, bis hin zum Verhältnis 75 % zu 25%.

Für die VLB ist es nicht ungewöhnlich, dass die Messergebnisse grundsätzlich unterschiedliche Werte zeigen: „Dieses Phänomen gibt es nicht nur im Radverkehr, sondern auch im Pkw-Verkehr. Die Menschen suchen sich ihre Wege täglichen Wege jeden Tag aufs Neue, ganz individuell. Morgens wird ein anderer Weg zur Arbeit gefahren wird, als abends, weil es beispielsweise noch zum Einkaufen oder Sport geht. Oder am Abend wird die schönere, aber etwas längere Strecke genutzt, morgens hingegen ist die Zeit eng, deswegen der direkte Weg. Nicht alle alle Radfahrenden machen alle Wege mit dem Rad, viele nutzen auch die Fahrradmitnahme in der Bahn. Diese Phänomene sind bei Verkehrszählungen bekannt und nichts ungewöhnliches.“

Mich selbst befriedigt diese Erklärung nicht und ich kann mir keinen Reim darauf machen. In einem Kommentar zu einem anderen Beitrag hat „Dackelblut“ auf ein ähnliches Phänomen an der Jannowitzbrücke hingewiesen. Er schrieb: „Ich füttere quasi täglich die Zählstelle an der Jannowitzbrücke und musste nun, dank der Radzählstelle, eine dramatische Entwicklung feststellen. Jeden Freitag und Samstag überqueren 200-300 Räder die Zählstelle Richtung Kreuzberg häufiger als Richtung Alexanderplatz. Wahnsinn. Nun stellt sich die Frage: Was ist mit den Menschen in “Bermuda” Kreuzberg passiert? Fahrrad geklaut? In Mitte geklautes Rad am Landwehrkanal vertickt? Zu betrunken, um auf dem Rückweg die Zählstelle zu “treffen”? Geheimen Promilleschleichweg nach Hause genommen? Als Klappradbiker lässig mit dem ÖN auf den Heimweg gemacht? Viele Geisterradler aus Kreuzberg am Start? Fragen über Fragen! Eine klassische X-Akte.“

Verkehrslenkung Berlin: Übersicht über 17 Fahrradzählstellen
Verkehrslenkung Berlin: Fahrradzählstelle Berliner Straße

Petition an den Bundestag fordert Ausstattung von LKW mit tief gezogenen Scheiben zur Verringerung von Unfällen

„Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass Lastkraftwagen, die für Fahrtstrecken im öffentlichen Straßenraum von Städten oder dicht besiedelten Räumen genutzt werden, mit einer tiefgezogenen Frontscheibe und einer Beifahrertür mit tiefgezogener Seitenscheibe ausgestattet sein müssen, um die Zahl schwerer und tödlicher Unfälle in diesen Sichtbereichen („Toter Winkel“) deutlich zu verringern.“

Diese Petition wurde im Januar 2017 erstellt und läuft noch einen Monat bis zum 20. März 2017. Zur Zeit sieht es nicht so aus, als könne sie erfolgreich werden, denn bisher haben lediglich dreißig Personen unterzeichnet und das Quorum ist erst erreicht, wenn 50.000 Mitzeichnungen erreicht sind. Das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Richtigkeit dieser Forderung.

Als vor zwei Wochen der Tod einer Radfahrerin im Dezember 2015 vor dem Berliner Gericht verhandelt wurde, ging es um einen Sattelschlepper, der nicht mit passiver Sicherheitstechnik ausgerüstet war. Ein Foto des Unfallfahrzeuges wurde in der B.Z. am 17. Dezember 2015 veröffentlicht, siehe hier. Im Gerichtsverfahren selbst war die ungenügende Sicherheit des LKW kein Thema. Damit sich das ändert, kann jede Stimme für die Petition sinnvoll sein.

Petition 69689 an den Deutschen Bundestag

Anton Saefkow-Straße: Vom Quer- über Längs- zum Schrägparken

Die Anton Saefkow-Straße ist eine 3/4-Kilometer lange, schmale und unbedeutende Einbahnstraße im Berliner Bezirk Pankow. Sie erschließt eine Wohnzeile entlang des S-Bahn-Rings und des Anton Saefkow-Parks. Seit langer Zeit konnten hier die Anwohner ihre Autos auf der Parkseite quer parken. Radfahrer durften die Straße nur in Richtung Kniprodestraße benutzen.

Um die Anton-Saefkow-Straße für den Radverkehr in Gegenrichtung zu öffnen, wurde eine Änderung der Parkordnung beschlossen. Statt quer sollte nur noch längs geparkt werden, damit Radfahrer nicht von rückwärts ausparkenden Kraftfahrern gefährdet werden. Das wiederum brachte eine Anwohnerinitiative auf die Palme. Sie initiierte eine Petition zum Erhalt der Parkplätze in der Anton-Saefkow-Straße, an der sich 449 Menschen beteiligten.

Der politische Druck der Petition und die Anwesenheit von Anwohnern der Straße auf der Sitzung des Verkehrsausschusses der BVV reichte aus, um den Bezirk zum Einknicken zu bringen. Letzte Woche wurde folgender Beschlussantrag angenommen:

„1. Die Freigabe zum Befahren der Anton-Saefkow-Straße entgegen der Richtung der Einbahnstraße für Fahrräder wird aufgehoben. Der ruhende Verkehr von PKW wird in Form von Schrägparkplätzen mit Richtung Kniprodestraße angeordnet.

2. In den Maßnahmekatalog im Rahmen des Programmes Stadtumbau Ost (ISEK Prenzlauer Berg) wird die Anlage eines Radweges auf der Nordseite der Anton-Saefkow-Straße von der Kniprodestraße bis zur Greifswalder Straße aufgenommen. SeinePlanungen werden zunächst dem Ausschuss für Verkehr und Öffentliche Ordnung vorgestellt und, nach Zustimmung, möglichst im Rahmen der Aufwertung des Anton-Saefkow-Parkes umgesetzt.“

Zur Zeit noch erlaubt: Fahrradgegenverkehr in der Anton Saefkow-Straße

Zur Zeit noch erlaubt: Fahrradgegenverkehr in der Anton Saefkow-Straße.

Nun muss noch die Bezirksverordnetenversammlung zustimmen, was laut Prenzberger Stime reine Formsche ist. Die Öffnung der Straße für einen gegenläufigen Radverkehr ist auf die lange Bank geschoben und wird langfristig nur dadurch gelöst, dass ein Stück des Parks versiegelt wird und als Fahrradweg in Ost-West-Richtung entsteht.

Petition der Anwohnerinitiative zum Erhalt der Parkplätze in der Anton-Saefkow-Str.
Prenzlberger Stimme: Erstmal Schluss mit Fahrradgegenverkehr in der Anton Saefkow-Straße vom 19. Februar 2017
Prenzlberger Stimme: Erst quer, dann längs – Kommunikationsproblem an der Anton-Saefkow-Straße vom 16. November 2016

Berliner Fahrradwoche

In knapp vierzehn Tagen startet wieder die „Berlin Bicycle Week“ als Auftakt zur Messe „Berliner Fahrradschau“. Hier eine kleine und unvollständige Vorschau auf interessante Veranstaltungen der Fahrradwoche.

Dienstag, 28. Februar 2017
Die lange Nacht der Bikeshops startet mit fünf Läden zwischen Pankow und Neukölln.

Mittwoch, 1. März 2017
Die Radspannerei vertreibt den Fahrradwinter mit glühenden Schraubenschlüsseln. Am 1. März ab 20 Uhr: Schlauchwechsel nach Zeit, blind Fahrradteile raten, Musik und Getränke mit dem Team der Radspannerei. Dazu gibts heiße Scheiben von den Ding Dong Daddies!

Donnerstag, 2. März 2017
Cycling Prestige – Projekte für Berlin
Die SkyCycle-Route von Sir Norman Foster in New York, die Cykelslangen in Kopenhagen oder den Hovenring in Eindhoven – wer kennt sie nicht, die internationalen Prestige-Projekte der Cycling-Infrastrukturen. Darüber wollen wir, die Initiative für clevere Städte berichten, einen Überblick zeigen und uns in einem kurzen effektiven Brainstorming neue Ideen jenseits der RadBahn für Berlin ausdenken. Denn was ist anziehender für eine Metropolen-Cycling-Kultur als Bauwerke, die Träume verkörpern und Phantasien beflügeln. Der Volksentscheid Fahrrad lädt zum Open Forum im Rahmen der Berlin Bicycle Week in die Station Berlin ins Bicylcle Cinema. Ab 21:00 Uhr.

Freitag, 3. März 2017
Die Fahrradschau öffnet ihre Pforten und bereits am ersten Tag werden einige Wettbewerbe ausgetragen, darunter der „Berlin Trials Cup“ und die Vorrunde im „Bike-Polo“.

Sonnabend, 4. März 2017
Retro-Fans werfen sich in stilechte Klamotten und treffen sich um 10:00 Uhr vor dem Brandenburger Tor zum „Berlin Tweed Day“, der Ausflug startet um 10:30 Uhr mit dem Ziel Station Berlin.

Sonntag, 5. März 2017
Station Berlin: Classsiv Bike Market von 10:00 bis 18:00 Uhr
Nach Besucheranstürmen im letzten Jahr geht der Classic Bike Market auf dem Vorhof der Station Berlin in diesem Jahr in die zweite Runde. Angeboten werden alle Preziosen, die sich als „Zweirad-bezogen“ und „gebraucht“ verstehen – vom Sammlerstück bis zum modernen Trackframe, vom klassischen Schaltwerk bis zur Kuriertasche.

Berlin Bicycle Week

Podiumsdiskussion “Volksentscheid Fahrrad schützt Eisbären”

Berlin wird bis 2020 seine selbstgesteckten Klimaschutzziele verfehlen, auch 2050 steht in den Sternen. Dabei ist Berlins 2050-Ziel nicht einmal ambitioniert genug, um die Erderwärmung, wie international vereinbart, auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dafür braucht es  schnelle, finanzierbare und effektive Veränderungen – auch im Verkehr.

Volksentscheid Fahrrad lädt in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung ein, mit Vertretern des Senats, des Club of Romes bzw. des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, des Verbands der Automobilindustrie, des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg und des Volksentscheids Fahrrads zu diskutieren.

Wir möchten klären, ob die Verkehrswende in Berlin schnell genug vorankommen wird, damit die CO2-Emissionen bis 2050 auf Null sinken.

Es diskutieren:

  • Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal-Instituts, Mitglied im Club of Rome und im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)
  • Jens-Holger Kirchner, Staatssekretär für Verkehr, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klima
  • Dr. Martin Koers, Leiter unserer Abteilung Wirtschafts- und Klimaschutzpolitik, , Verband der Automobilindustrie (VDA),
  • Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB)
  • Heinrich Strößenreuther, Volksentscheid Fahrrad

Die Veranstaltung wird moderiert von Sabine Drewes (Heinrich-Böll-Stiftung) und Marion Tiemann (Volksentscheid Fahrrad).

Zeit: Freitag, 17. Februar 2017 von 18:00 bis 20:00 Uhr
Ort: Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstraße 8, 10117 Berlin