Unter der Überschrift „Respekt für Radler“ kann man in der neuen RadZeit 1/2007 ein erstaunlich fahrradfreundliches Interwiev mit Berlins oberstem Verkehrspolizisten lesen. Polizeidirektor Wolfgang Klang ist im Stab des Polizeipräsidenten für den Sachbereich Verkehr zuständig und wurde von Irina Itschert und Benno Koch vom ADFC befragt:
„RadZeit: Was hat sich seit der StVO-Novelle auf den Berliner Straßen geändert? Gibt es weniger Unfälle?
Klang: In den ersten Jahren kamen die Veränderungen nur sehr zögerlich. Aber dann nutzten immer mehr Radfahrer das Angebot, auf der Fahrbahn zu fahren, auch wenn alternativ baulich angelegte Radwege hätten benutzt werden können. Aus unserer Sicht ist dies ein vernünftiges und sicheres Verhalten, so werden Radfahrer von den Abbiegern besser gesehen. Unfälle mit schwerwiegenden Folgen können verhindert werden. Das war auch der Hauptanlass für die Novelle. Insgesamt haben circa 80 Prozent der baulich angelegten Radwege das blaue Schild verloren, das den Radfahrer dazu verpflichtet, den Radweg zu benutzen. Die Anzahl der verletzten und getöteten Radfahrer hat sich seit der StVO-Novelle leicht reduziert, wobei allerdings der inzwischen deutlich gestiegene Radfahreranteil zu berücksichtigen ist.
RadZeit: Was waren weitere Ziele der Änderung der StVO?
Klang: Insgesamt ist gewollt, dass der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen steigt. Dies kann nur erreicht werden, indem das Rad fahren attraktiver wird. Dazu muss mehr sicherheitsorientiert gedacht werden. Fahrbahnmarkierungen zu Gunsten von Radfahrern erhöhen deren Sicherheit. Die Regelung, dass nun einige Einbahnstraßen von Radfahrern in beiden Richtungen befahren werden dürfen, wirkt hauptsächlich nur gegen die „Umwegempfindlichkeit“ mancher Radfahrer. Zu bemerkenswerten Unfällen kam es hier übrigens nicht.“
Das ganze Interwiev in der RadZeit 1/2007 Seite 16 (pdf)
Das Bild zeigt die neue Rad-Spannerei-Anzeige (Seite 36)
Es macht gewiss keinen Spaß, auf einer stark befahrenen Bundesstraße außerhalb der Ortschaft mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Schwerlastverkehr, der mit Tempo Hundert vorbeirast, Autos, die in viel zu geringem Abstand überholen, das Radfahren auf Bundesstraßen gleicht nur zu häufig einem Überlebenstraining. Deshalb sind Radwege an Bundesstraßen sinnvoll und notwendig. Im Straßenbaubericht 2006 der Bundesregierung liest man nun, dass Ende 2005 die Länge der Radwege an Bundesstraßen insgesamt 16.900 Kilometer betrug. Im Jahr 2005 sind 380 km neue Radwege hinzu gekommen. Bei einer Gesamtlänge aller Bundesstraßen von 40.183 km haben nun exakt 41,23 Prozent aller Bundesstraßen einen Radweg. Die Zunahme gegenüber 2004 beträgt ein knappes Prozent. Es ist also noch sehr viel zu tun in den nächsten Jahren.
Im Zusammenhang mit der Ausstellung von Andreas Slominski in Frankfurts Museum für Moderne Kunst haben wir vor einigen Wochen bereits einmal über das Fahrrad als Wohnung berichtet. Brians Fahrrad ist eine richtige Wohnung, er schläft auch im Fahrrad. Das Rad ist im Design den Mondlandefahrzeugen der sechziger Jahre nachempfunden. Mit seinem Rad reist Brian seit etlichen Jahren durch die USA bis herunter nach Mexiko. Cruiserking hat Recht, es wundert einen, dass die Industrie diese Idee noch nicht aufgegriffen und eine Fahrradwohnung auf den Markt gebracht hat, gewissermaßen als holländische Variante der chromglitzenden Mobil-Heime, die man auf amerikanischen Straßen sieht.
Hey, junger Mann, das wäre nicht nötig gewesen, auf dem Bürgersteig zu radeln! Die ganze Straße steht Dir offen! Schließlich nimmt die vierte Fahrradstraße Berlins im Bezirk Mitte langsam Konturen an. Die Linienstraße verbindet den Rosa-Luxemburg-Platz mit dem Nordende der Friedrichstraße und kann die vielbefahrene, nur hundert Meter weiter nördlich gelegene Torstraße ersetzen. Eine kleine Testfahrt ergab, dass man künftig schnell und sicher durch die Linienstraße kommt, die für den Durchgangsautoverkehr gesperrt ist. Nur an drei Stellen sieht man die durchgestrichene Fahrradstraße, an der Tucholskistraße, am Koppenplatz und an der Rosenthaler Straße. Hier wird die Fahrradstraße aufgehoben, um nach der Kreuzung wieder als Fahrradstraße weitergeführt zu werden. Insgesamt wird das Radeln auf der Linienstraße aber deutlich stressfreier sein als das Radfahren auf der gleichermaßen verkehrs- wie ampelreichen Torstraße.