Umweltminister will Fahrrad kaufen

Wer erwartet hat, dass die neue Bundesregierung den Trend zum Fahrrad verschlafen würde, muss umdenken. Jetzt hat sogar der neue Umweltminister Norbert Röttgen angekündigt, sich ein Fahrrad kaufen zu wollen. Und fahren will er damit natürlich auch. Sogar ins Büro. Toll! Entlockt haben zwei Kinderreporter von Spiegel Online dem Minister das bisher gut gehütete Geheimnis:

Frage: „Wir wollen wissen, was Sie ganz privat tun.“

Röttgen: „Da strenge ich mich an, zum Einkaufen nicht mit dem Auto zu fahren, Müll zu trennen und das Licht auszuschalten, wenn ich als Letzter aus einem Zimmer gehe.“

Frage: „Fahren Sie in Berlin mit dem Fahrrad von Ihrer Wohnung ins Büro?“

Röttgen: „Ich will mir nach dem Winter ein Fahrrad anschaffen und dann manchmal damit ins Büro kommen statt mit dem Auto.“

Spiegel Online: „Wir müssen anders leben“

Doored

Doored ist ein englisches Verb, das ich vorher noch nie gehört habe. Es bedeutet wohl: „Als Radfahrer Opfer einer sich plötzlich öffnenden Fahrzeugtür werden“. Die Animation lehrt: „Lieber Abstand halten! Hinter jeder Autotür kann sich ein Mensch befinden, der mehr mit sich selbst beschäftigt ist statt auf den Radverkehr zu achten.“

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Parkkonzept für Fahrräder in Charlottenburg

Der Doppelbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat ein Abstellkonzept für Fahrräder beschlossen. Der Bezirk hatte im Sommer die Zählung parkender Fahrräder an 225 Standorten durchgeführt und dabei an zahlreichen Orten Defizite registriert. Der Westbezirk verfügt über
9 600 Anlagen zum Fahrradparken. Zusätzlich wurden 9 200 geparkte Fahrräder an Bäumen, vor Häusern oder Mauern gezählt.

In den nächsten fünf bis sechs Jahren sollen deshalb nach und nach zunächst rund 1 700 so genannte Kreuzberger Bügel aufgestellt werden. Der Bezirk will 250 000 Euro in die Hand nehmen, um neue Fahrradparkmöglichkeiten innerhalb des S-Bahnrings und darüber hinaus in ausgewählten Gebieten wie beispielsweise am Olympiastadion zu schaffen. Baustadtrat Gröhler: „Wir wollen den Radfahrern ein Angebot machen und auch das Stadtbild verschönern“.
Berliner Zeitung: Parken am Bügel

63 automatische Zählstellen an Brandenburgs Radwegen

Seit Mitte November werden in Brandenburg 60 automatische Zählstellen an wichtigen Radwegen aufgebaut, die letzten folgen in dieser Woche. Mit Hilfe der Daten sollen nun erstmals belastbare Zahlen zum Fahrradverkehr ermittelt werden. Das berichtet Berlins Fahrradbeauftragter Benno Koch auf seinen Seiten.

In der Vergangenheit wurde die Zahl der Radfahrer in Brandenburg nur sporadisch und lediglich mit Hilfe von Stichproben ermittelt. Deshalb liegen auch nur wenige solide Zahlen zum Radverkehr vor. Um die Zahlen auf eine verlässsliche Grundlage zu stellen, werden nun automatische Systeme eingesetzt. Die Radargeräte scannen anhand der Form, Größe und Geschwindigkeit die Radler, um sie zum Beispiel von Fußgängern zu unterscheiden.

Die Daten sollen darüber Aufschluss geben, wo Investitionen in die Infrastruktur notwendig sind und in welchen Regionen die Vermarktung des Fahrradtourismus verbessert werden sollte. Im nächsten Jahr wird es auch eine Internetseite zur Radverkehrsanalyse in Brandenburg geben.

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Foto: Benno Koch
Benno Koch: Brandenburg: 63 automatische Zählstellen an Radfernwegen

Der Rechtsmediziner und die toten Radfahrer

Michael Tsokos ist der Leiter der Berliner Rechtsmedizin. In der Ausgabe 12.2009 des christlichen Magazins chrismon wird Professor Tsokos interviewt:

Frage: „Sie haben mal gesagt, dass Sie kein Fahrrad mehr fahren.“

Tsokos: „Nur auf dem Ostseedeich. Da fahren keine Autos. Im Januar 2007, als ich nach Berlin kam, hatte ich  jede Woche drei bis fünf tote Radfahrer auf dem Tisch. Da habe ich beschlossen: Ich fahr kein Fahrrad. Und meine Kinder auch nicht.“

Frage: „Man wird eher überfahren als ermordet?“

Tsokos: „Ja natürlich! Die Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen als Mordopfer vor mir auf dem Tisch liegt, ist gleich null.“

Quelle: chrismon, Ausgabe 12 / 2009, Seite 33
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Radleranteil in Kreuzberg liegt bei 21 Prozent

Die Berliner Zeitung veröffentlichte gestern neue Zahlen zum Radfahreranteil in unterschiedlichen Bezirken. Danach liegt der Anteil der Radfahrer am gesamten Verkehr in Kreuzberg-Friedrichshain bei 21 Prozent. Der Anteil des Fahrrads bei der Verkehrsmittelwahl beträgt in Pankow 17 Prozent und in Mitte 14 Prozent. In manchen Außenbezirken spielt das Rad nach wie vor eine untergeordnete Rolle. So sind in Marzahn-Hellersdorf und in Lichtenberg nur sechs beziehungsweise sieben Prozent mt dem Fahrrad unterwegs. Der Gesamtberliner Durchschnittswert für den Fahrradverkehr liegt bei 13 Prozent.

Wie die Berliner Zeitung berichtete, lässt der Senat an acht Stellen in der Stadt Fahrräder zählen. Einige Ergebnisse, sie sich auf Zählungen im vergangenen Jahr zwischen 7:00 und 19:00 Uhr beziehen:
Karl-Liebknecht-Straße: 7 458 Fahrräder pro Tag
Blücher- und Zossener Straße: 5 225 Fahrräder
Kastanienallee: 4 502 Fahrräder

Berliner Zeitung: Fast wie in Holland

Polizei setzt Video-Fahrräder in Münster ein

Die münstersche Polizei führt ab sofort im gesamten Stadtgebiet Kontrollen mit so genannten Video-Fahrrädern durch. Solche Räder sind mit einer Video-Kamera ausgestattet, die auf Knopfdruck nicht regelkonformes Verhalten aufzeichnen soll. Danach will man die ertappten Radfahrer mit den Aufnahmen konfrontieren. Das berichten die Westfälischen Nachrichten.

Mit den Videoaufnahmen soll unterschiedlich verfahren werden. Sofern es sich lediglich um kleine Verkehrsdelikte handelt, sollen die Aufnahmen nach der Bezahlung eines Bußgeldes gelöscht werden. „Bei schwereren Vergehen sollen die Filme auf CD gebrannt und den Ermittlungsakten beigelegt werden.“
Westfälische Nachrichten: Polizei jagd Radler ab sofort mit Video-Fahrrädern

Südspange (Dahlem – Biesdorf) – Asphaltierung am Betriebsbahnhof Rummelsburg

Die Zobtener Straße am Betriebsbahnhof Rummelsburg ist Teil der Südspange TR4, die Dahlem mit Biesdorf verbindet. Da am Betriebsbahnhof Rummelsburg kein Durchkommen für Autos ist, ist diese Straße seit jeher bei Radfahrern beliebt. Diese Beliebtheit dürfte sich steigern, denn seit einigen Wochen findet sich hier keine Sanddecke mehr – die Fahrbahn ist durchgängig asphaltiert. Sogar eine Beleuchtung wird installiert.

Mit den gut ausgeschilderten Routen wird Radfahren in der Stadt attraktiver und sicherer. Auf grünen Wegen, ruhigen Nebenstraßen und wenigen Hauptstraßen (meist mit Radstreifen) werden Radfahrer durch verschiedene Bezirke geleitet. Baumaßnahmen verbessern die Situation für Radfahrer auf diesen Strecken.

Noch müssen kleine Schönheitsfehler ausgemerzt werden, so findet sich am Betriebsbahnhof Rummelsburg in einer Richtung ein Durchfahrtverbot. Auch die Führung über frequentierte Fußwege (z.B. das Rummelsburger Ufer) oder die Fußgängerbrücke am Treptower Park (ein Provisorium während der Bauzeit an der Straße An den Treptowers)  sind Kompromisslösungen, die an schönen Wochenendtagen Probleme mit sich bringen. Bei den kleinen Wegweiserschildern ist zu befürchten, dass sie schnell unleserlich gemacht werden – eine regelmäßige Überprüfung und Pflege der Strecken ist notwendig.

Potsdam: Tempo 30 statt Umweltzone?

Um gesundheitliche Risiken durch den Schadstoffe (insbesondere Feinstaub und Stickstoffoxid) in der Luft zu senken, schreibt eine EU-Richtlinie eine stufenweise Einführung von Grenzwerten vor. Die Städte sind verpflichtet dafür zu sorgen, dass die Grenzwerte nicht überschritten werden.

In Berlin und anderen Städten hat man aus diesem Grunde im Jahre 2008 die „Umwelt“-Zone eingeführt. Besonders schadstoffintensive Fahrzeuge dürfen die Innenstadt nicht mehr befahren, zum 1.1.2010 verschärfen sich die Fahrverbote nochmals. Die Zone ist umstritten, u.a. weil Besitzer solcher Fahrzeuge ihren Wohnort nicht mehr erreichen können und Firmen nicht über das Kapital verfügen, neue schadstoffarme Fahrzeuge anzuschaffen. Bewohnern von Außenbezirks-Hauptstraßen könnte sich zudem die Frage aufdrängen, warum die als gesundheitsgefährdendend eingestuften Stinker hier eigentlich noch fahren dürfen und nur die „Innenstädter“ geschützt werden müssen.

Da ab 2010 eine neue Grenze für den Jahresmittelwert beim Stickstoffoxid gilt (40 µg/m³) und dieser Wert in Potsdam an vielen Stellen überschritten wird, will man dort in der Zeppelinstraße, Breiten Straße, Behlertstraße, Kurfürstenstraße und Großbeerenstraße versuchsweise Tempo 30 einführen und zudem mit geänderten Ampelschaltungen den Verkehrsfluss verbessern. Anders als in Berlin sollen keine Fahrzeuge ausgeschlossen werden.

Zwar ist das ganze nur als Test gedacht und man möchte anhand der Erfahrungen später über eine eigene „Umwelt“-Zone nachdenken, dennoch dürften nicht nur Radfahrer, sondern auch Fußgänger von der Tempo-30-Regelung profitieren. So reduziert sich der Bremsweg von 28 auf 13 Meter, laut Verkehrsclub Deutschland ging die Zahl der Schwerverletzten in neu eingeführten Tempo-30-Straßen um 37-72% zurück. Der Test könnte sich spürbar positiv auf die Unfallstatistik in Potsdam auswirken, immerhin eine Stadt mit über 5.700 Unfällen im Jahr 2008.

Nur der ADAC ist mal wieder dagegen, denn durch das mit Tempo 30 angeblich verbundene „ständige Bremsen und Anfahren“ (siehe Tagesspiegel) werde der Kraftstoffverbrauch steigen. Letzte Zuckungen eines verkalkten Kollektivgehirns?

Umarmung für Fußgänger und Radfahrer

Autofahrer davon zu überzeugen, auf kurzen Strecken lieber mal aufs Rad zu steigen oder zu Fuß zu gehen, ist keine leichte Aufgabe. Dabei gibt es mehr als genug gute Argumente: Vom Klimaschutz über weniger Lärm und höhere Lebensqualität bis hin zur eigenen Fitness und Gesundheit. Was all den guten Argumenten gegenüber steht, ist häufig nur der innere Schweinehund. Und genau auf den zielt die Kampagne des Bundesumweltministeriums Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken. ab.

Netter Spot mit Gratisumarmungen für Fußgänger und Radfahrer. Der Autofahrer bekommt nur ein freundliches Achselzucken.

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Fretsche Edelrecycling

Fretsche ist ein Designprojekt des Schweizers Thomas Neeser, der gebrauchte Dreigangräder in individuelle Fahrräder mit neuen Rahmenformen verwandelt. Es werden ausschließlich Einzelstücke von Hand hergestellt, pro Jahr entstehen nur zehn Exemplare. Neben dem abgebildeten Cruiser Landiwiese heißen die Modelle Albisrieden, Belevue, Dolder und Selnau. Vom Landiwiese existiert auch eine Studie Bubentraum mit Seitenwagen.

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Neben der Rahmenverwandlung bietet Fretsche Kurse an der Zürcher Hochschule der Kunst (HDK) im Rahmen- und Fahrradbau an. Die Kursbesucher haben die Möglichkeit, ein individuell gestaltetes Fahrrad komplett selber herzustellen. Die alten Räder werden demontiert und fragmentiert, bevor ein neuer individueller Rahmen unter weitgehender Verwendung der alten Teile zusammengeschweißt wird. Der Kurs dauert ein Semester und findet jeweils einmal die Woche statt.

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Fretsche
HDK Zürich: Grossmutters Designerbike, eine Fahrradverwandlung
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Bußgeldkatalog für Radfahrer

Bußgeld … mit Behinderung anderer … mit Gefährdung anderer … mit Unfallfolge oder Sach- beschädigung
Nichtbenutzung des vorhandenen beschilderten Radwegs 15,- € 20,- € 25,- € 30,- €
Benutzung des Radweges in nicht zugelassener Richtung 15,- € 20,- 25,- 30,-
Befahren einer Einbahnstraße in nicht vorgeschriebener Fahrtrichtung 15,- € 20,- € 25,- € 30,- €
Befahren einer nicht freigegebenen Fußgängerzone oder eines Gehwegs 10,- 15,- 20,- 25,-
Trotz vorhandener Schutzstreifenmarkierung nicht auf der rechten Seite gefahren 10,- € 15,- € 20,- € 25,- €
Nebeneinander fahren
15,- 20,- 25,-
Freihändig fahren 5,- €
Beförderung eines Kindes auf einem Fahrrad ohne vorgeschriebene Sicherheitsvorrichtungen 5,-


Beförderung einer über 7 Jahre alten Person auf einem einsitzigen Fahrrad 5,- €
Beleuchtungseinrichtung am Fahrrad nicht vorhanden oder nicht betriebsbereit 10,-
20,- 25,-
Bremsen, Klingel oder Reflektoren entsprechen nicht den Vorschriften, sind nicht vorhanden oder betriebsbereit 10,- €
Benutzung eines Mobiltelefons (ohne Freisprecheinrichtung) 25,-


Missachtung des Rotlichts an der Ampel 45,- € 100,- € 120,- €
Die Ampel war bereits längerals eine Sekunde rot 100,-
160,- 180,-
Bahnübergang trotz geschlossener (Halb-) Schranke überquert 350,- €
Fehlverhalten an Fußgängerüberwegen (Vorrang von Fußgängern am Zebrastreifen missachtet) 40,-
50,- 60,-
Fehlende Rücksichtnahme gegenüber Kindern, Hilfsbedürftigen und älteren Menschen 40,- € 50,- €

Verwarnungs- und Bußgelder für Radfahrer ab Februar 2009
Quelle: ADFC