IHK gegen Radfahrer und Verkehrssicherheit?

Die Berliner IHK spricht sich offen gegen den vom Senat in Kürze zu verabschiedenden neuen Stadtentwicklungsplan Verkehr (StEP) aus, der eine kompromissorientierte Teilnahme aller Menschen am mobilen Leben als Ziel definiert. Dabei spielen Umwelt- und Ressourcenschutz, Flächen- und Rohstoffverbrauch und die Steigerung des sogenannten Umweltverbundes aus Fußgängern, Radfahrern und ÖPNV eine Rolle. Erreicht werden soll dies durch die Entwicklung und Umsetzung einer Radverkehrsstrategie, Vorrangschaltungen für ÖPNV, Parkraumbewirtschaftung u.v.m.

Darin sieht die Industrie- und Handelskammer eine Benachteiligung der in ihren Augen allein wirtschaftsrelevanten Verkehrsteilnehmer – der Autofahrer. Offen spricht sie sich gegen „Grüne Wellen“ für Radfahrer und Fahrradstreifen auf Hauptstraßen aus. Dorette König vom ADAC zweifelt an den Verkehrsprognosen des Senates, die von einem Rückgang des Autoverkehrs ausgehen, und fordert daher u.a. den Ausbau der A100 und der TVO sowie eine Trennung der Verkehrsarten, die u.a. durch Fahrradstraßen statt Fahrradstreifen erreicht werden soll. Die stadtweite Einführung von Tempo 30 wird abgelehnt, u.a. weil durch den fehlenden Vorteil der Hauptstraßen dann auch Wohngebietsstraßen stärker genutzt würden und Nutzfahrzeuge ohnehin nicht für dieses Tempo konzipiert seien.

Jeder Gewerbetreibende in Berlin ist (Zwangs-)Mitglied der IHK und zahlt jährlich Mitgliedsbeiträge. Die IHK scheint anzunehmen, dass Gewerbetreibende und Unternehmen grundsätzlich auf Kraftfahrzeuge (und nur auf diese) angewiesen sind. Radfahren steht in einer Schmuddelecke, die der Wirtschaft nicht dient und somit auch nicht zu fördern ist. Und die (meine) Realität? Als Gewerbetreibender im IT-Bereich kenne ich einige Unternehmen. Meist sind Kraftfahrer in der Minderheit, auch Geschäftsführer gut laufender Unternehmen mit hohem Jahreseinkommen fahren gerne mit dem Fahrrad. Viele Angestellte nutzen den ÖPNV oder das Fahrrad, oft ist das Auto nur eine Notlösung für diejenigen, die ungünstig wohnen oder auf die S-Bahn angewiesen sind.

Noch immer haben wir jährlich ca. 40 Verkehrstote in Berlin, eine hohe Subventionierung des motorisierten Verkehrs durch alle Steuerzahler  und oft eine ineffiziente und langsame Verkehrsanbindung, die allein durch eine Verbesserung der Kraftfahrersituation nicht zu beheben ist – ja meist sogar durch den Autoverkehr verursacht wird! Mit ihrer Hardcore-Pro-Auto-Haltung gibt die IHK keine Antworten auf diese Probleme. Der Radverkehr hat seinen Anteil daran, dass in Berlin der Kraftverkehr flüssiger läuft als in anderen Städten, eine sinnvolle Förderung müsste also auch im Sinne der IHK sein.

Liebe IHK, überlass die Politik doch einfach den Parteien und kümmere Dich um alle Deine Mitglieder!

IHK: Berlins Verkehrsnetze: Klares Konzept und mehr Investitionen

Teures Fahrrad nicht schneller als Billigrad

„Ein leichteres Fahrrad führt nicht zu einem nachweisbaren Unterschied der Fahrzeit. Für Radfahrer ist es kostengünstiger, das eigene Gewicht zu reduzieren, als ein teureres und leichteres Fahrrad zu kaufen.“ Zu diesem Schluss kommt der Mediziner und Hobbyradler Dr. Jeremy Groves vom Chesterfield Royal Hospital, der dazu eine Studie im British Medical Journal veröffentlicht hat.

Groves fuhr regelmäßig mit einem 50 britische Pfund teurem Oldtimerfahrrad die 27 Meilen lange Strecke zwischen seinem Wohnsitz und dem Arbeitsplatz. Dann entschloss er sich zum Kauf eines 1180 Euro teuren Carbonfahrrads, das nur 9,5 Kilogramm wog, mehr als vier Kilogramm weniger als sein altes Rennrad mit Stahlrahmen. Er stellte fest, dass er mit dem Leichtrad nur unwesentlich schneller unterwegs war. Er hatte dagegen erwartet, etwa 10 Prozent Fahrzeit einsparen zu können.

Daraufhin startete Groves ein Experiment. Jeden Morgen ließ er eine Münze entscheiden, welches Fahrrad er zur Arbeit fuhr. Das erstaunliche Ergebnis: Für 28 Hin- und Rückfahrten mit dem schweren Gebrauchtrad benötigte der fitte Doktor durchschnittlich eine Stunde, 47 Minuten und 48 Sekunden. Bei 25 Fahrten mit dem 30 Prozent leichteren Karbon-Rad brauchte er im Mittel eine Stunde, 48 Minuten und 21 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit hatte auf beiden Rädern 58 km/h betragen.

simmformation: Teures Fahrrad fährt nicht schneller
British Medical Journal: Bicycle weight and commuting time: randomised trial

Weihnachtsbaum aus Fahrradwracks

Heute vor vierzehn Tagen wurde in Groningen in den Niederlanden ein Fietswrakkenboom, ein Weihnachtsbaum aus Fahrradwracks offiziell zum Leuchten gebracht. Die Weihnachtsbaumskulptur wurde von zwei Studenten aus 60 Fahrradleichen zusammengeschweißt. Das Kunstwerk ist eine Idee von Maria Koijck und soll sich gegen Umweltverschmutzung und Abfall einsetzen.

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Die Radspannerei wünscht Frohe Weihnachten und friedliche Feiertage!

Größtes Fahrradparkhaus Europas eröffnet

Unter dem Stationsplein, dem Platz vor dem Bahnhof Haarlem in den Niederlanden wurde gerade die größte Fahrradparkanlage Europas in Betrieb genommen. Im Augenblick können 4000 Fahrräder kostenlos in der bewachten Fahrradtiefgararge untergebracht werden. Das Bahnunternehmen ProRail stellt zur Zeit eine unterirdische Verbindung zwischen Tiefgarage und dem Bahnhof her. Nach Abschluss aller Arbeiten wird das Parkhaus eine Kapazität von 5050 Fahrradparkplätzen haben. Es wird daran gedacht, ebenfalls den nördlichen Vorplatz des Bahnhofs mit einem Untergrundfahrradparkhaus zu versehen. Das würde die Gesamtzahl der Fahrradstellplätze auf 8000 erhöhen.
Fietsberaad: Grootste fietsenstalling van Europa opent deuren

Veränderte Öffnungszeiten

Liebe Kundinnen und Kunden,

zwischen den Jahren, vom 27.12. bis 1.1.2011 bleibt die Werkstatt in der Admiralstraße geschlossen.

Der Neuradladen in der Kottbusser Straße bleibt geöffnet, dort können auch dringende Reparaturen abgegeben werden. (Mo, Di, Do, Fr 11 – 20h; Mi 13 – 20h; Sa 11 – 16h)

Bis dann, Euer Radspannerei-Team.

ADFC bringt Mitradelzentrale ans Netz

Gemeinsam auf Fahrradtour gehen macht mehr Spaß als alleine. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) bietet deshalb einen neuen Service an: die Mitradelzentrale. Das Portal will Urlaubs- und Freizeitradfahrer zusammenbringen, die nicht allein unterwegs sein wollen.

Eine Registrierung ist nicht erforderlich. Wer Mitfahrer sucht, gibt im Formularfeld die Region oder das Land an, in dem er fahren möchte, und macht Angaben zur gewünschten Fahrtgeschwindigkeit, zum angepeilten Reisetermin und ob ein bestimmtes Alter oder Geschlecht bevorzugt wird. Noch genauer formulieren kann man seine Wünsche im freien Formularfeld. Nach dem Absenden des Formulars erhält man eine automatisch generierte Mail mit einem Freischaltlink. Erst nach Anklicken des Links geht das Gesuch online. Die eigene Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Nach drei Monaten wird die Anzeige aus der Datenbank gelöscht.

Zur Zeit  befinden sich 42 Anzeigen im Portal. Unter den ersten 300 Inseraten verlost der ADFC Fahrradtaschen und Miniwerkzeuge.
Mitradelzentrale

Polen: Alkoholisierte Radfahrer und Autofahrer sind gleichberechtigt

Wenn man in Polen betrunken auf dem Fahrrad erwischt wird, muss man nicht mehr mit einem Entzug der Fahrerlaubnis für Kraftfahrzeuge rechnen. Das sieht eine vom Sejm jetzt beschlossene Gesetzesänderung vor, die nach einem Urteil des Verfassungsgerichts notwendig geworden war.

Das polnische Verfassungsgericht hatte entschieden, dass ein Entzug des Autoführerscheins bei betrunkenen Radfahrern gegen den Gleichheitsgrundsatz verstösst, da betrunkene Autofahrer, denen die Fahrerlaubnis entzogen wurde, nicht auch gleichzeitig mit einem Verbot des Radfahrens belegt werden.
Infoseite Polen: Radfahrer endlich gleichberechtigt

Das Lasti

Seit mehr als 15 Jahren tut das abgebildete Lastenfahrrad, genannt Lasti, gute Dienste für unsere WG. Vermutlich wurde es in den fünfziger Jahren in Holland gebaut und besitzt massive Blattfedern und einen unverwüstlichen Rahmen. Auf der 1,80 Meter langen Lädefläche können locker 250 bis 300 Kilo transportiert werden, wahlweise auch ein halbes Dutzend Kinder im Kita-Format. Eine Dreigangnabe von Fichtel & Sachs sorgt dafür, dass man das Lastenrad auch schwer beladen noch anfahren kann, allerdings musste die Nabe mehrmals ausgetauscht werden.

Mitte der Neunziger haben wir das Lasti von einem Händler im Prenzlauer Berg erworben, recht günstig, weil das Hinterrrad fehlte. In den ersten Jahren wurde es als Baufahrzeug verwendet und hat unermüdlich Materialien zum Hausbau herbeigekarrt. Inzwischen wird es nicht mehr so häufig benutzt, kommt aber immer noch mehrere Male im Monat zum Einsatz.

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Das Lasti auf der Sternfahrt 2010.

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Lasti auf einer Mediaspree-Fahrrademo im Jahre 2008.

Fahrrad-Polizisten sitzen im Winter lieber im Streifenwagen

Die Fahrradpolizisten in Potsdam, Cottbus, Frankfurt an der Oder und Königs Wusterhausen stellen ihre Fahrräder in den Schuppen. Wegen Personalmangels in der kalten Jahreszeit steigen sie auf Funkwagen um. Nur die Radstreifen in Brandenburg an der Havel sind weiter auf dem Bike unterwegs, „so lange es nicht nass oder glatt ist“.
Märkische Allgemeine: Im Winter sitzt man im Streifenwagen

Anne-Katrin Ebert über nationale Unterschiede im Umgang mit dem Fahrrad

anne-kathrin-ebert-radelnde-nationen.jpgDie Historikerin Anne-Katrin Ebert ist Leiterin des Bereichs Verkehr am Technischen Museum Wien und hat im Sommer ihre Dissertation zur Fahrradgeschichte in Deutschland und Holland veröffentlicht:

Anne-Katrin Ebert: Radelnde Nationen
Die Geschichte des Fahrrads in Deutschland und den Niederlanden bis 1940
Campus, Frankfurt am Main Juni 2010
ISBN-10 3593391589
495 Seiten, 18 Abbildungen, 11 Grafiken
€ 49,90

Ich habe den Band noch nicht gelesen, irgendwann folgt ganz gewiss einmal eine Rezension. In der WDR-3-Sendung Resonanzen wurde Ebert zu den Anfängen des Radfahrens befragt.

Resonanzen: Interview mit Anne-Katrin Ebert

Radwegebenutzungspflicht ist absoluter Ausnahmefall

Das Bundesverwaltungsgericht hat heute ein wegweisendes Urteil über die Radwegebenutzungspflicht gefällt. Danach ist eine Fahrradwegebenutzungspflicht nur bei „bei qualifizierter Gefahrenlage zulässig“. Im konkreten Fall ging es um die Anordnung der Stadt Regensburg, für einen am Stadtrand gelegenen gemeinsamen Fuß- und Radweg eine Benutzungspflicht anzuordnen. Dagegen hatte der ADFC Regensburg geklagt und hat nun in letzter Instanz Recht bekommen. Damit sind die Rechte der Radfahrer als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer gestärkt.
Bundesverwaltungsgericht: Radwegebenutzungspflicht nur bei qualifizierter Gefahrenlage zulässig
ADFC Dresden: Bundesverwaltungsgericht bestätigt bayerisches Urteil

Automatische Fahrradpumpe

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Auf dem Foto seht ihr eine automatische Fahrradpumpe, manche bezeichnen sie auch als Notfallpumpe.  Außer dem Schlauchgelöt braucht man lediglich ein parkendes Auto, dessen Reifen man anzapfen kann.

Bauanleitung gibts bei Instructables. Achtet auch auf den Warnhinweis auf der letzten Seite von Instructables: „Remember! Thou shalt not steal air from public transportation. Public transportation is good.“
[via]

The Bicycle

Kurzfilm über einen außergewöhnlichen Tag im Leben eines Fahrrads in Amsterdam. Von Mateo Perez und Jeroen Klokgieters.