Für uns Fahrradfahrende beginnt das neue Jahr häufig mit spitzen Scherben auf unseren vertrauten Routen. Wir wünschen Euch daher pralle Schläuche und gut geölte Ketten für einen flotten Rutsch nach 2016. Unser Schlauchomat ist aus Gründen der Betriebssicherung über den Jahreswechsel leider abgebaut und in unserer Werkstatt verwahrt. Ab 4.1.2016 sind wir und unser Schlauchomat wieder wie gewohnt für euch da.
Kategorie: Berlin
„Volksentscheid Fahrrad“ geht in Berlin an den Start
Mitte November trafen sich fahrradinteressierte Menschen in Kreuzberg zu einem Workshop, um Möglichkeiten auszuloten, das Thema Fahrrad stärker auf die politische Agenda zu heben. Eine lange Liste von fahrradpolitischen Zielen wurde auf dem Treffen zu einem Zehn-Punkte-Katalog eingedampft, der den Berliner Senat zwingen soll, sich stärker für das Radfahren einzusetzen.
Die zehn Ziele:
1. Sichere Fahrrad-Straßen auch für Kinder und Senioren
2. Jede Hauptstraße mit sicheren Radspuren
3. Kreuzungen entschärfen und abgasfreie Ampelaufstellzonen markieren
4. Radkomfort und –sicherheit per Bürgerdialog steigern
5. Fahrräder parken können
6. Grüne Welle fürs Radfahren
7. Radschnellwege konkret
8. Freie Wege und mehr Verkehrsmoral für Alle
9. Berliner Verwaltungen für mehr Radverkehr aufstocken
10. Berlin mit mehr Öffentlichkeitsarbeit auf mehr Radverkehr vorbereiten
Bisher haben diese Ziele den Charakter eines Arbeitsdokuments. Auf der Grundlage des Katalogs soll ein Berliner Fahrrad-Gesetz erarbeitet und für einen Volksentscheid Fahrrad geworben werden.
Ein Volksentscheid besteht in Berlin aus drei Stufen. In einem ersten Schritt müssen 20.000 gültige Unterstützungsunterschriften für einen Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens gesammelt werden. Wenn diese Hürde erfolgreich überwunden wurde, startet das eingentliche Volksbegehren, für das die schriftliche Unterstützung von gut 170.000 Personen mit Wohnsitz in Berlin notwendig ist. Gelingt es, auch diese Marke zu meistern, werden die Berliner Bürger zu den Wahlurnen gerufen, um über ein Fahrradgesetz abzustimmen.
Noch ist nicht sicher, ob die Initiative für einen Fahrradvolksentscheid die Unterstützung von verkehrspolitischen Verbänden erhält. Der Ball liegt nun bei ADFC und VCD, bei den Interessenverbänden der Fußgänger und Nahverkehrsnutzer, bei den Opfern von Feinstaub und Verkehrslärm, bei all denen, die eine menschengerechte Mobilität in Berlin wollen.
Perlenkette
Heute findet wieder eine Critical Mass (CM) in Berlin statt. Dabei treffen sich hunderte Radfahrer an einem vorher festgelegten Ort (Heinrichplatz, 20 Uhr), um im Idealfall STVO-konform durch die Stadt zu fahren und durch die bloße Anzahl an Radfahrern auf die eigenen Belange aufmerksam zu machen.
Die Critical Mass lotet Grenzen aus – es gibt keine Anmeldung und keinen Ansprechpartner. In Hamburg erstattet die Polizei daher jeden Monat Anzeige gegen Unbekannt wegen Verstoßes gegen das Versammlungsrecht. In Berlin duldet die Polizei die CM, sieht aber eine rechtswidrige übermäßige Straßennutzung (§29 STVO). In beiden Städten begleitet sie die Ausfahrten.
Wenn sehr viele Verkehrsteilnehmer gemeinsam eine Straße nutzen, bremsen sie andere aus. Das gehört zum Alltag in den Städten, insbesondere der „schnelle“ Autoverkehr führt zu einer Verlangsamung aller Verkehrsströme durch Stau, lange Wartezeiten an Kreuzungen, verlängerte Wege etc.
Und auch durch die Critical Mass werden andere ausgebremst. Dem Selbstverständnis nach aber nur so weit, wie das die STVO hergibt. Was zum Beispiel bedeutet, dass ein geschlossener Verband mit mehr als 15 Radfahrern gebildet wird, die in Zweierreihen fahren dürfen und von denen die letzten nicht bei Rot anhalten müssen, wenn die ersten bei Grün durchgefahren sind. Allerdings muss der Verband „in angemessenen Abständen“ Zwischenräume für den übrigen Verkehr freigeben, wenn seine Länge dies erfordert. Spätestens hier besteht ein Dilemma zwischen Realität und Gesetz, denn wegen der nicht vorgegebenen Fahrstrecke wird bei der CM auf diese Lücken verzichtet. Andernfalls würden verschiedene, „angemessen“ lange Verbände unterschiedliche Strecken fahren.
Und auch gegen die Zweierreihen spricht einiges. Man stelle sich eine Kette aus 3500 Radfahrern – so viele waren es im Sommer bei der Berlin CM – vor. Wenn ein Rad 1,80 Meter lang ist und man einen ebensolchen Abstand annimmt, dann benötigt man pro Radfahrer 3,60 Meter Länge. Knapp gerechnet. Multipliziert man das, wegen der Zweierreihen, mit 1750 Radfahrern, so kommt man auf eine Verbandslänge von 6,3 Kilometern. Eine „unendliche“ Perlenkette, die bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h insgesamt 19 Minuten den Verkehr blockieren würde. Vierrerreihen halbieren diese theoretische Dauer, das STVO-widrige Fahren im Pulk ist ein Kompromiss zwischen Machbarkeit und Regeltreue.
Im Verkehrsalltag hat man schnell erkannt, dass Einspurigkeit ihre Grenzen hat. Jede wichtigere Straße hat daher mehrere Fahrspuren pro Richtung. Nebeneinanderfahren ist – für Autos – der Normalfall. Radfahrern ist es bis heute nur dann erlaubt, wenn „der Verkehr“ dadurch nicht behindert wird. Unabhängig von ihrem Verkehrsanteil müssen sie sonst hintereinanderfahren. Auf der Critical Mass funktioniert das nicht, und auch im Alltag würde es in vielen Straßen nicht funktionieren. Man stelle sich vor, Unter den Linden führen die Radfahrer hintereinander statt im Pulk. Pro Ampelphase kämen dann vielleicht 10 Fahrräder durch, man würde viele Ampelphasen pro Kreuzung benötigen und das Einreihen in die volle Schlange wäre kaum möglich.
Die CM ist ein Grenzfall, nicht richtig erlaubt und nicht richtig verboten.
Der Radverkehr mit seinen hohen Anteilen ist auch schon lange ein solcher Grenzfall – der heute etablierte Radfahrerpulk, der sich in der Realität einfach ergibt, widerspricht den Verkehrsregeln. Grund genug, heute wieder auf sich aufmerksam zu machen!
Man muss ja nicht immer radfahren…
Am 28.11.2015 machen wir einen Betriebsausflug und haben aus diesem Grund Werkstatt und Laden geschlossen.
Am Montag, den 30.11. sind wir wie gewohnt wieder für euch da.
Radfahrer schwer verletzt zurückgelassen – Zeugen gesucht
Mit schweren Verletzungen brachten Rettungskräfte der Berliner Feuerwehr in Friedrichshain heute Mittag einen 42-Jährigen zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus. Nach den Schilderungen von Zeugen fuhr der Radfahrer gegen 12.30 Uhr auf der Conrad-Blenkle-Straße in südliche Richtung, als es aus bisher ungeklärten Gründen zu einem Streit zwischen ihm und dem Fahrer eines roten Mazdas gekommen sein soll. Während der Fahrradfahrer zunächst seinen Weg fortsetzte, soll der Autofahrer darauf mehrfach sehr dicht an dem radelnden Mann vorbeigefahren sein. An der Kreuzung Conrad-Blenkle-Straße Ecke Landsberger Allee soll der Radler erneut mit dem Unbekannten gestritten haben. Schließlich fuhr er über die Landberger Straße und folgte der Ebertystraße. Wieder sei der Mazda-Fahrer sehr dicht am Fahrradfahrer vorbeigefahren, bevor es zu einer weiteren Konfrontation an der Kreuzung Ebertystraße Ecke Kochhannstraße gekommen sein soll. Hierbei soll der Radfahrer an der roten Ampel gestanden haben, als der Wagen seines Kontrahenten sich von hinten näherte, den wartenden Radler erfasste, zu Boden schleuderte und schließlich die Beine des am Boden liegenden Mannes überrollte. Anschließend entfernte sich der Fahrer des Unfallwagens, ohne sich um den Verletzten zu kümmern.
Die Polizei fragt nun:
Wer wurde Zeuge des Verkehrsunfalls und kann den Unfallhergang schildern?
Wer kann die Geschehnisse vor dem Unfall beschreiben?
Wer kann Hinweise zu dem roten Mazda und dessen Fahrer machen?
Zeugen werden gebeten, sich beim Verkehrsermittlungsdienst der Polizeidirektion 5 in der Golßener Straße 6 in Kreuzberg unter der Telefonnummer (030) 4664 – 581 800 oder bei einer anderen Polizeidienststelle zu melden.
Meldung der Berliner Polizei Nr. 2910 vom 21.11.2015
Update am 23.11.2015:
„Nach Informationen des Tagesspiegels hat sich ein Zeuge das Kennzeichen des älteren roten Mazda 626 gemerkt. Unklar blieb am Sonntag, ob der Halter schon befragt werden konnte. Die Polizei sucht dringend weitere Zeugen unter der Telefonnummer 030/4664-581800.“
Quelle: Tagesspiegel: Radler überrollt: Polizei kennt Kennzeichen des Autos
Das Projekt „Radbahn“ zwischen Zentrum West und der Oberbaumbrücke
Kaum ist die Diskussion um den projektierten Radschnellweg auf der ehemaligen Stammbahn ein wenig verebbt, da kommt der nächste Vorschlag für eine innerstädtischen Radschnellverbindung. Eine Gruppe von Stadtplanern schlägt vor, den brachliegenden Raum unter Berlins Hochbahnlinie U1 zum Radfahren zu nutzen. „8,9 Kilometer überdachter Radweg mitten durch die Stadt – das wäre weltweit einzigartig und für Berlin ein Schritt in die Zukunft“.
Der große Vorteil dieses Plans ist, dass 80 Prozent der Radbahn bereits existiert. Heute befindet sich unterhalb der U-Bahn ein sehr selten genutzter Fußweg oder es werden Autos geparkt. Mit bescheidenen Mitteln könnte dieser Weg zu einer Fahrradstrecke aufgewertet werden. An anderen Abschnitten müsste baulich investiert werden. So könnte zum Beispiel die Radbahn als hängende Fahrbahn unter der Brücke über den Landwehrkanal realisiert werden.
Die Projektgruppe schlägt die Radbahn vor als Teststrecke für Services und Produkte rund ums Rad und Labor für moderne Technik mit dem Ziel, die Stadt von Morgen umweltfreundlicher und nachhaltiger zu machen. Service-Stationen zum Warten der Fahrräder entstehen an der Strecke, grüne Inseln laden zu einem Zwischenstop ein und in einem fahrrad-Drive-In kann man einen schnellen Espresso ordern. Darüber hinaus soll die Radbahn mit moderner Verkehrstechnik ausgestattet werden, damit die Radfahrer auf einer grünen Welle fahren können.
Radbahn
Broschüre Radbahn Berlin (pdf-Dokument)
Zeugen zu einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht gesucht
Die Polizei bittet um Mithilfe bei der Klärung des Hergangs eines Verkehrsunfalls in Kreuzberg, bei dem heute Vormittag eine Frau schwer verletzt wurde.
Die 74-Jährige war gegen 10:30 Uhr mit ihrem Fahrrad in Richtung Platz der Luftbrücke unterwegs, als sie an der Kreuzung Dudenstraße/Katzbachstraße von einem abbiegenden Pkw touchiert wurde. Dabei kam die Radlerin zu Fall und zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu. Der Fahrzeugführer setzte seine Fahrt fort.
Die Polizei fragt:
- Wer hat den Verkehrsunfall beobachtet?
- Wer kann Angaben zum Fahrer oder zur Fahrerin des flüchtenden Autos machen?
Zeugen des Unfalls werden gebeten, sich mit dem Verkehrsermittlungsdienst der Polizei, Dir 5 K 23 VED, in der Golßener Straße 6 in Berlin-Kreuzberg unter der Telefonnummer (030) 4664- 581 800 oder einer anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.
Polizeimeldung Nr. 2667 vom 06.11.2015
Radfahrer nach Unfall auf dem Tempelhofer Feld verstorben
Nach einem schweren Unfall am Samstag ist gestern ein 64-jähriger Radfahrer verstorben. Ein 26-jähriger Kitesurfer wollte den Radfahrer auf dem Tempelhofer Feld überholen, dabei brach der Schirm zusammen und traf den Radfahrer am Kopf, so dass dieser stürzte.
Bereits im Jahre 2013 war ein Radfahrer seinen Rückenverletzungen erlegen, nachdem er auf dem Tempelhofer Feld mit einem Jogger kollidiert war.
Somit gab es seit der Öffnung des Feldes für das Publikum im Jahre 2010 bereits zwei tödliche Fahrradunfälle. Im Tagesspiegel und unter den Lesern werden nun verschiedene Maßnahmen diskutiert, um das sportliche Miteinander sicherer zu machen. Einem abgegrenzten Bereich für Kitesurfer erteilten eine Mehrheit der vom Tagesspiegel befragten Besucher vor dem Bekanntwerden des Todesfalls noch eine Absage, in den Onlinekommentaren beschweren sich einige darüber, dass viele Radfahrer zu schnell zwischen den spielenden Kindern und Fußgängern hindurchfahren.
Tagesspiegel: Radfahrer erliegt schweren Verletzungen (4.11.2015)
Tagesspiegel: Besucher wollen keine Abgrenzung auf dem Tempelhofer Feld (3.11.2015)

Prozess gegen einen LKW-Fahrer wegen fahrlässiger Tötung vor dem Amtsgericht Tiergarten
Polizeimeldung Nr. 1823 vom 06.08.2014
Friedrichshain – Kreuzberg
„Heute Morgen kam es in Friedrichshain zu einem Verkehrsunfall, bei dem eine Radfahrerin tödliche Verletzungen erlitt. Nach bisherigen Erkenntnissen fuhr ein 31-Jähriger gegen 7 Uhr mit einem Lkw die Karl-Marx-Allee stadteinwärts entlang. Als er nach rechts in die Straße der Pariser Kommune abbog, erfasste er eine Radfahrerin, die in gleicher Richtung unterwegs war und die Karl-Marx-Allee weiter geradeaus befahren wollte. Die 39-Jährige erlitt so schwere Verletzungen, dass sie noch am Unfallort verstarb. Der Kreuzungsbereich war stadteinwärts für die Dauer von etwa drei Stunden für den Fahrzeugverkehr gesperrt.“
Der Prozess gegen den LKW-Fahrer Maik H. fand heute im Amtsgericht Tiergarten in der Kirchstraße statt. Der Angeklagte fuhr mit einem 40-Tonner der Marke Renault auf der Karl-Marx-Allee in Richtung Westen. Der Lastkraftwagen hat eine Besonderheit: die Beifahrertür besitzt neben dem normalen Fenster ein zweites kleines Fenster im unteren Bereich. Die Sicht auf die rechten Außenspiegel war durch Wimpel teilweise verdeckt. Der Angeklagte gibt an, erst seit zwei Tagen auf diesem Fahrzeug zu fahren und die Wimpel nicht selbst angebracht zu haben. Er sagt, er habe zwei mal in die Spiegel gesehen und sei dann bei grünem Ampellicht nach rechts abgebogen. Dann habe er plötzlich eine Hand im unteren Beifahrerfenster gesehen und sei auf die Bremse getreten. Der Angeklagte wurde nach seinem Unfall von seiner Firma entlassen und wehrte sich gegen die Kündigung nicht. Nach neun Monaten Arbeitslosigkeit fährt er nun wieder LKW.
Anschließend werden zwei Zeugen gehört. Zeuge R. sitzt in seinem Auto auf der Straße der Pariser Kommune Richtung Norden vor einer roten Fußgängerampel und beobachtet nur zwanzig Meter entfernt den Unfall im Rückspiegel. Er beobachtet, wie die Radfahrerin vor der Kollision versucht, sich mit der Hand vom LKW wegzudrücken. Und weiter: „Es hat ewig gedauert zwischen dem Erstkontakt, bis der LKW angehalten hat.“ Zeuge M. sitzt ebenfalls im Auto auf der Straße der Pariser Kommune Richtung Norden vor einer roten Ampel, allerdings südlich der Karl-Marx-Allee, seine Sicht auf den Unfall wird durch den LKW verdeckt. Dennoch bemerkt er, wie die Radfahrerin unter den Lastkraftwagen kommt.
Der Sachverständige Dr. W. kommt gegen 8:10 Uhr zur Unfallstelle. Nach seiner Aussage ist der LKW nicht bewegt worden, er befand sich in der Unfallendstellung. Auch er bestätigt einen Handabdruck der linken Hand auf der unteren Scheibe der Beifahrertür. Er schlägt der Rechtsmedizin vor, einen Handabdruck der toten Radfahrerin machen zu lassen, was aber unterbleibt. Nach den Aufzeichnungen des Fahrtenschreibers hatte der LKW eine Geschwindigkeit zwischen 10 und 17 km/h, als er abbog. Weiter: „Wenn der Fahrer Schrittgeschwindigkeit gefahren wäre, hätte es zwar möglicherweise eine Kollision zwischen LKW und Radfahrerin gegeben, aber er wäre in einem Meter zum Stehen gekommen.“ Einige Minuten später ebenfalls wörtlich: „Der LKW-Fahrer fährt fünf bis sechs Sekunden weiter, nachdem er die Hand gesehen hat. Er hat die Hand nicht mit einer Kollisionsgefahr assoziiert“.
Nach der Beweisaufnahme werden Staatsanwältin, Nebenklägerin und Verteidiger gehört. Die Staatsanwältin plädiert für eine Verurteilung nach §222 StGB zu 160 Tagessätzen a 50,- €. Sie plädiert ausdrücklich nicht für ein Fahrverbot. Die Nebenklägerin schließt sich der Forderung der Staatsanwältin an. Die Verteidigung plädiert auf Freispruch. Das Urteil des Richters: 150 Tagessätze a 40,- Euro. „Wir haben kein Fahrverbot angeordnet. Dafür liegen die Voraussetzungen nicht vor.“
YouTube: Friedrichshain: Radlerin stirbt unter Lkw (06. August 2014)
Rad-Spannerei Blog: Trauer um getötete Radfahrerin (07. August 2014)
Berliner Zeitung: Radfahrerin überrollt – 6000 Euro Strafe für Lastwagenfahrer (26. Oktober 2015)
Tagesspiegel: Fahrlässige Tötung: Geldstrafe für LKW-Fahrer (26. Oktober 2015)
10.000 Radfahrer am Tag auf der Jannowitzbrücke
Richtig Radfahrer zählen ist keine ganz einfache Angelegenheit. Kraftfahrer steuern auf dem Weg von A nach B zielgerichtet die nächste Hauptstraße an, bleiben auf ihr bis kurz vor dem Ziel und biegen schließlich in eine Seitenstraße ab, um Punkt B zu erreichen. Radfahrer bewältigen die Strecke von A nach B auf ganz unterschiedliche Weise. Manche folgen dem Hauptstraßennetz, andere finden Schleichwege und Abkürzungen, grüne Pfade auf ruhigen Nebenstraßen. So richtig konzentriert ist der Radverkehr nur an Punkten, die kein Radfahrer umfahren kann.
So ein Punkt ist die Jannowitzbrücke. Radfahrer, die zum Beispiel von Neukölln nach Pankow fahren, benutzen mit hoher Wahrscheinlichkeit den Straßenzug Brückenstraße, Jannowitzbrücke und Alexanderstraße. Wenn man die Zahl der Radfahrer einigermaßen korrekt ermitteln will, liegt es nahe, sie an diesen Punkten zu zählen.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat an 13 Stellen im Stadtgebiet automatische Zählstellen gebaut, unter anderem auch an der Jannowitzbrücke. In einer Testphase konnte nachgewiesen werden, dass die Zählgeräte genau und verlässlich arbeiten. Ab sofort liefern die Zählstellen harte Zahlen und das 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Verglichen mit dem alten Verfahren ist das ein Quantensprung. Früher wurde an Zählstellen einmal im Monat manuell gezählt und das Zählergebnis in einer komplizierten Rechnung hochgerechnet, je nachdem, ob es an dem Zähltag zu warm oder zu kalt, zu trocken oder zu nass war.
Auch an der Jannowitzbrücke wird nun genau gezählt und die ersten Ergebnisse wurden gestern von der Senatsverwaltung veröfffentlicht. Danach sind am Querschnitt Jannowitzbrücke täglich durchschnittlich gut 10.000 Radfahrer unterwegs. Die Zahl der Kraftfahrzeuge an diesem Punkt beträgt 18.900 Kfz innerhalb von 24 Stunden.
An einem weiteren Zählpunkt auf der Oberbaumbrücke ist der Radverkehr noch dichter. Hier fahren durchschnittlich mehr als 12.000 Radfahrer am Tag. An diesem Punkt fahren unter der Woche deutlich mehr Radfahrer als am Wochenende, ein Hinweis darauf, dass das Fahrrad zum Alltagsverkehrsmittel geworden ist.
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Zählungen des Radverkehrs – Regelbetrieb startet.
Fahrradmessen 2016
Das Experiment, gleich zwei Fahrradmessen an einem einzigen Wochenende in der gleichen Satdt zu veranstalten, wird nach 2015 wohl nicht wiederholt werden. Mir hat es ja gefallen, aber die Macher der Berliner Fahrradmessen haben anders entschieden.
Die Velo Berlin rückt 2016 um einen Monat nach hinten und öffnet die Messehallen unter dem Funkturm am 16. und 17. April 2016. Die Velo versteht sich als „Publikumsleitmesse rund um Fahrrad & urbane Mobilität“.
Die Berliner Fahrradschau wird wie im vergangenen in der zweiten Märzhälfte vom 18. bis zum 20. März 2016 stattfinden. Auch im kommenden Jahr ist die Fahrradschau eingebettet in die Berlin Bicycle Week, „ein einwöchiges Fest rund um das Fahrrad und die Menschen, die es lieben“.
Die Fahrradschau, von den Medien zur „weltweit führenden Fahrrad-Lifestyle-Show“ hochgejazzt, expandiert im kommenden Jahr nach Wien. Vom 21. bis zum 23. Oktober 2016 wird die Wiener Fahrradschau in der Marxhalle im dritten Bezirk veranstaltet.
Fahrradstaffel hat positiven Einfluss auf Unfallgeschehen mit Radfahrern
Die Fahrradstaffel der Berliner Polizei ist seit 15 Monaten im Bezirk Mitte unterwegs. Immer im Doppelpack sind die Beamten auf Rädern in der Berliner Innenstadt unterwegs und radeln in einer Schicht täglich zwischen 30 und 40 Kilometern. Der auf drei Jahre angelegte Versuch wird umfangreich evaluiert. Auf einer Pressekonferenz heute legten Polizeipräsident Klaus Kandt und und Siegfried Brockmann von der Unfallforschung der Versicherer erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung vor.
So wird bilanziert, dass die Fahrradstaffel rund 12.000 Verkehrsordnungswidrigkeiten verfolgt hat. Davon richteten sich 5.300 Anzeigen gegen Radfahrer und 6.600 Anzeigen gegen Autofahrer. Eine kleine Anfrage des Abgeordneten Baum hatte allerdings ergeben, dass ein Großteil der Bußgelder gegen Radfahrer erhoben wurde und nicht gegen Autofahrer.
Günstig wirkt sich die Fahrradstaffel auf das Unfallgeschen im Bezirk Mitte aus. Wörtliches Zitat aus der Pressemeldung: „Insgesamt konnte im Einsatzgebiet ein deutlich positiver Einfluss auf Unfallhäufigkeit und -schwere mit Radfahrerbeteiligung nachgewiesen werden.“
Siegfried Brockmann (Unfallforschung der Versicherer):
„Der Unfallforschung der Versicherer war es wichtig, mit diesem Projekt nachzuweisen, dass die Einrichtung polizeilicher Radstreifen die Verkehrssicherheit verbessert. Nach den ersten Ergebnissen kann man tatsächlich von einem solchen Effekt ausgehen und anderen Kommunen das Modell empfehlen: Die Fahrradstaffel ist ein großer Gewinn für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Durch eine bessere Ansprache der Verkehrsteilnehmer, aber auch durch gezielte Ahndung von Delikten war es möglich, das Verkehrsverhalten deutlich zu verbessern. Im Untersuchungsgebiet ist auch ein deutlicher positiver Einfluss auf das tatsächliche Unfallgeschehen zu erkennen. Wir sind überzeugt, dass sich dieser Befund in der weiteren Evaluation bestätigt.“
Pressemeldung der Berliner Polizei vom 19.10.2015
Freitag 20:00 Uhr: Lichterfahrt des ADFC
Unter dem Motto „Lasst uns die Stadt erleuchten!“ demonstriert der ADFC dafür, dass die Sicherheit für Radfahrende verbessert wird. Dazu bedarf es nicht nur guter Straßen- und Fahrradbeleuchtung, sondern auch weiterer, insbesondere infrastruktureller und ordnungsrechtlicher Maßnahmen. Was nützt das beste Licht am Fahrrad, wenn der Schutz- oder Radfahrstreifen zugeparkt ist? Was nützt die gute Straßenbeleuchtung, wenn Kfz-Fahrende beim Abbiegen nicht auf Radfahrende und Fußgänger achten?
Nach dem Treff um 20:00 Uhr vor der historischen Ampel auf dem Potsdamer Platz geht es zehn Kilometer quer durch den beleuchteten Bezirk Mitte bis zum Abschluss auf dem Alexanderplatz.
Zeit: Freitag, 16. Oktober 2015 um 20:00 Uhr
Ort: Potsdamer Platz
ADFC Berlin: Lichterfahrt 2015
Lichterfahrt bei Facebook
Freitag 16:00 Uhr: Fahrradtour nach Marzahn-Hellersdorf gegen Nazis
Der Stadtteil Marzahn-Hellersdorf hat große Probleme mit Alltagsrassismus und Nazis. Das Berliner Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle dokumentiert in seiner Chronik für den Bezirk im Osten Berlins jede Woche neue Vorfälle. Zu den Betroffenen gehören oft die in Marzahn-Hellersdorf lebenden Asylsuchenden. Gleichzeitig gibt es für Proteste gegen Nazis und Rassismus vor Ort oft wenig Unterstützung aus der Innenstadt.
Verschiedene Partner_innen von “Berlin gegen Nazis” haben sich deshalb für eine gemeinsame Partneraktion entschieden. Die solidarische Aktion soll gegen die rassistische Hetze vor Ort positive Signale in den Randbezirk bringen. Ziel ist es, Nazis und Rassist_innen zu zeigen, dass Marzahn-Hellersdorf nicht ihnen gehört. Und: Geflüchtete Menschen sollen praktisch unterstützt werden – mit Fahrradspenden. Wer ein Rad spenden möchte, schreibt bitte eine Mail an info@berlin-gegen-nazis.de oder schickt eine SMS an 0151-64564902.
Treffpunkte:
16.00 Uhr S-Bahnhof Landsberger Allee
17.30 Uhr Landsberger Allee, Ecke Blumberger Damm
Alle, die sich gemeinsam von Kreuzberg zur Fahrraddemo aufmachen wollen, terffen sich um
15.30 Uhr vor dem FroschRad-Laden in der Wiener Straße 15.
Berlin gegen Nazis: 16. Oktober, 16 Uhr: Fahrradtour nach Marzahn-Hellersdorf gegen Nazis und Rassismus
Neue Daten zum Mobilitätsverhalten in Berlin
Das Forschungsprojekt „Mobilität in Städten“ der Technischen Universität Dresden hat zuletzt im Jahre 2013 unter anderen in Berlin eine Befragung zur Mobilität seiner Bewohner durchgeführt. Nachdem bereits im Juni erste Ergebnisse dieser Untersuchung bekannt wurden, veröffentlichte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung heute ein umfangreiches Zahlenwerk zur Mobilität der Berliner.
Die Stadt Berlin wird dabei aufgeteilt in zwei Betrachtungsräume, die innere und die äußere Stadt, die Grenze zwischen den beiden Räumen ist der S-Bahnring. In der inneren Stadt wurden gut 4.500 Personen befragt.
Der durchschnittliche Berliner Haushalt der inneren Stadt besaß 2013 genau 0,43 Privat-Pkw sowie 0,06 Dienst-Pkw und 1,43 Fahrräder. Fast die Hälfte der Bewohner, nämlich 45,1 % aller Haushaltsbewohner verfügen über eine ÖPV-Zeitkarte. 35,3 % aller Wege in der inneren Stadt werden zu Fuß durchgeführt. 18,2 % nimmt das Fahrrad, 17,3 % steigt in ein Auto und 29,2 % der Wege werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt.
Interessant ist, wie sich der Modal Split im Laufe eines Jahres verhält. Hier die Zahlen für die Verkehrsmittelwahl in den vier Jahreszeiten (Tabelle 6.16):
Quartal | Zu Fuß | Fahrrad | MIV | ÖPV | Summe |
Januar-März | 35,8 % | 11,0 % | 18,9 % | 34,2 % | 100 % |
April-Juni | 36,7 % | 19,0 % | 16,4 % | 27,8 % | 100 % |
Juli-September | 33,2 % | 24,7 % | 18,4 % | 23,7 % | 100 % |
Oktober-Dezember | 36,4 % | 20,1 % | 15,4 % | 29,2 % | 100 % |
Der Anteil der Radfahrer an allen Wegstrecken in der inneren Stadt schwankt zwischen 11,0 % im Winter und 24,7 % im Sommer. Wenn die Zahl der Radfahrer im Herbst langsam weniger wird, dann steigen die meisten auf den Öffentlichen Verkehr um.
Nicht uninterssant sind auch die Wegelängen und Reisezeiten je nach Hauptverkehrsmittel. Wer seine Wege vorwiegend zu Fuß bestreitet, ist an einem mittleren Wochentag 12,7 Minuten unterwegs, hat eine Strecke von 800 Metern bewältigt und war dabei mit einer mittleren Geschwindigkeit von 3,7 km/h schnell. Radfahrer sind etwas länger auf dem Rad (17,4 Minuten) und fahren durchschnittlich 3,3 Kilomter in einer Geschwindigkeit von 11,4 km/h. Autofahrer sitzen gewöhnlich 21,1 Minuten für einen Weg am Steuer, sie fahren eine Strecke von durchschnittlich 6,9 Kilometern mit einer Geschwindigkeit von 19,7 km/h. Besonders an der recht niedrigen Entfernung, die Autofahrer durchschnittlich zurücklegen, kann man sehen, dass in Berlin noch ein großes Potential von Umsteigern vom Auto auf das Fahrrad schlummert.
Der Staatssekretär für Verkehr und Umwelt Christin Gaebler nannte die Werte mit Blick auf die niedrigen Anteile des Autoverkehrs „spektakulär gut“. In dieser Hinsicht brauche Berlin auch den Vergleich mit anderen Städten wie Kopenhagen nicht zu scheuen.
Alle Quellen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt:
Mobilitätssteckbrief innere Stadt
Mobilitätssteckbrief äußere Stadt
Tabellenbericht innere Stadt
Tabellenbericht äußere Stadt