Mittwoch, 19:00 Uhr am Brandenburger Tor: Ride of Silence

Im geplanten Berliner Radverkehrsgesetz, das hoffentlich noch in diesem Jahr vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden wird, verpflichtet sich der Senat der „Vision Zero“ mit dem Ziel, die Zahl der Verletzten und Getöteten auf Null zu reduzieren. Im Hinblick auf die 17 Radfahrer, die im vergangenen Jahr 2016 im Verkehr umkamen, sind wir diesem Ziel weiter denn je entfernt.

Umso wichtiger ist es, den 17 Berliner Radtoten des letzten Jahres zu gedenken, ebenso wie den Hunderten in Deutschland und unzähligen toten Radfahrern weltweit. In vielen Städten weltweit wird am Mittwoch, dem 17. Mai an all diese Menschen erinnert.

Der Silent Ride findet in Form einer angemeldeten Demonstration mit Polizeibegleitung statt. Die Route orientiert sich an den Unfallorten der umgekommenen Radfahrer und führt über knapp 30 Kilometer vom Brandenburger Tor bis zum Roten Rathaus.

Ort: Brandenburger Tor (Westseite)
Zeit: Mittwoch, 17. Mai 2017, 19:00 Uhr

Ride of Silence weltweit
Aufruf des ADFC: Siebzehn Tote sind siebzehn zu viel! Ride of Silence 2017
Route des Berliner Ride of Silence

Berliner Mauerstreifzüge 2017 mit Michael Cramer

Michael Cramer ist ein Mann, der jeden Stein und jedes Grasbüschel vom Mauerradweg kennt. Bereits seit dem Jahr 2001 organisiert er Streifzüge um die ehemalige Berliner Mauer. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass der Senat den Postenweg der Mauer zu einem Rad- und Wanderweg ausgebaut hat.

Auch 2017 bietet Cramer, der sich im Europaparlament um die Belange der Radfahrer kümmert, wieder seine Berliner Mauerstreifzüge für Mitfahrer an. In acht Etappen geht es einmal gegen den im Uhrzeigersinn um das alte Westberlin herum. Die Touren beginnen um 14 Uhr und finden bei jedem Wetter statt. Sie sind zwischen 20 und 30 km lang und werden nach Möglichkeit durch eine Rast in einem Biergarten unterbrochen.

Alles umsonst und draußen, keine Anmeldung erforderlich. Hier die einzelnen Mauerwegstrecken:
Samstag, 03. Juni 2017, 14:00 Uhr
Potsdamer Platz (historische Ampel) – S-Bahnhof Adlershof
Samstag, 17. Juni 2017, 14:00 Uhr
S-Bahnhof Adlershof – S-Bahnhof Lichterfelde Süd
Samstag, 01. Juli 2017, 14:00 Uhr
S-Bahnhof Lichterfelde Süd – Hauptbahnhof Potsdam (nördlicher Zugang)
Samstag, 15. Juli 2017, 14:00 Uhr
Hauptbahnhof Potsdam (nördlicher Zugang) – Bahnhof Staaken
Samstag, 29. Juli 2017, 14:00 Uhr
Bahnhof Staaken – Bahnhof Hennigsdorf
Samstag, 12. August 2017, 14:00 Uhr
Bahnhof Hennigsdorf – S-Bahnhof Hermsdorf
Samstag, 26. August 2017, 14:00 Uhr
S-Bahnhof Hermsdorf – S-Bahnhof Wollankstraße
Samstag, 09. September 2017, 14:00 Uhr
S-Bahnhof Wollankstraße – Potsdamer Platz

Michael Cramer: Termine der Berliner Mauerstreifzüge 2017

Cargobike Berlin 2017

Berlin bekommt eine eigene Lastenradmesse. Bereits in einem Monat, am 10. Juni 2017, startet die Premiere der Messe „Cargobike Berlin“ in der Malzfabrik in der Bessemerstraße in Schöneberg. Es soll sowohl dem interessierten Gewerbetreibenden als auch Privatpersonen und Familien die Möglichkeit gegeben werden, sich gezielt über das immer breiter werdende Angebot an Lastenrädern und dem reichhaltigen Markt an Zubehör zu informieren. Wir können nichts weniger erwarten als eine Leistungsschau des modernen Lastenfahrradbaus. Im Rahmenprogramm der Messe wird das 3. Int. Berlin Cargobike Race stattfinden.

Cargo Bike Berlin
Ort: Bessemerstraße 2
12103 Berlin
Zeit: Sonnabend, 10. Juni 2017

Fahrradmarkt Moabit

Neben dem bereits etablierten Gebrauchtfahrradmarkt „Flicken“ in Kreuzberg geht in diesem Sommer ein neuer Fahrradmarkt an den Start. In der Siemensstraße in Moabit auf dem Gelände des ZK/U (Zentrum für Kunst und Urbanistik findet an jedem ersten Sonntag im Monat der Fahrradmarkt Moabit statt. Heute waren bei schönsten Sonenschein viele Leute unterwegs auf der Suche nach einem Sommerrad. Indes: Schnäppchen lassen sich auch hier kaum noch machen. Die Preise beginnen ab etwa 200 und gehen bis zu 400 Euro für ein gebrauchtes, aber gut in Schuss gehaltenes Fahrrad.

Sehr schönes Marktgelände mit DJ plus kleinem, allgemeinen Indoorflohmarkt, große, überdachte Terasse mit günstigem Catering, entspannte Livemusik und überall gutgelaunte Menschen.

Der Fahrradmarkt Moabit hat 2017 an den folgenden Tagen geöffnet:
Sonntag, 4. Juni 2017
Sonntag, 2. Juli 2017
Sonntag, 6. August 2017
Sonntag, 3. September 2017
Sonntag, 1. Oktober 2017

Fahrradmarkt Moabit
Siemensstraße 27
10551 Berlin

Fahrradzukunft Ausgabe 24: Kinder auf dem Rad

„Mobilität für Kinder“ ist das Thema der neuen Ausgabe der Fahrradzukunft. Wolfram Steinmetz eröffnet den Reigen der Artikel mit dem Beitrag „Kinder auf dem Rad – Verkehrserziehung und andere Voraussetzungen“. Er gibt hilfreiche Tipps, um Kindern einen guten Start in das mobile Leben zu ermöglichen. Das beginnt mit Trockenübungen auf dem Spielplatz und führt mit begleitendem Fahren auf Bürgersteigen weiter. Steinmetz plädiert auch für den Kauf von zwar teureren aber leichten Kinderrädern. Ob es wirklich sinnvoll ist, zugunsten eines geringeren Gewichts auf Sicherheitsfeatures wie eine Beleuchtung zu verzichten, will ich einmal dahingestellt sein lassen.

Um den eigentlichen Prozess des Radfahrenlernens geht es im Aufsatz von Ralf Stein-Cadenbach: „Kinder erlernen Radfahren – Fahrdynamik und Ergonomie“. Als Ergänzung zum Artikel sollte man einen Blick auf die Homepage von Stein-Cadenbach mit 111 Fragen und Antworten zum Kinder- und Jugendrad werfen. Vom gleichen Autor stammt auch der folgende Artikel mit der Überschrift „Kinderradfahren im Spannungsfeld von motorischen Lernprozessen, Selbsterfahrung und Sicherheitsdenken“.

Weitere Beiträge in der Fahrradzukunft Nummer 24 beschäftigen sich mit dem Bau eines Stufentandems mit Allradantrieb und mit der Herstellung von Gürteln auzs Fahrradreifen. Die Ausgabe wird abgerundet mit einer neuen Folge von Tobis Fahrradgeschichten.

Fahrradzukunft Nummer 24

Der RS1 von Essen nach Mühlheim

Es war einer dieser Tage im März 2017, warm und sonnig, an dem sich ein spätnachmittagliches Zeitfenster für eine kleine Radtour ergab. Ich hatte beruflich in Essen zu tun und vom dem Hotel, in dem ich nächtigte, bekam ich ein Fahrrad. Ziel der Tour war, den Teilabschnitt von Essen nach Mülheim des zukünftigen Radschnellwegs RS1 in Nordrhein-Westfalen zu befahren. Natürlich war schon der Weg dort hin nicht ausgeschildert und am Limbecker Platz wäre ich fast überfahren worden, da dort ein Radweg spontan auf der Straße endet und ich meine Bremsen noch nicht so kannte.

Nach einigen Mühen, ohne Navi, fand ich dann nahe der Uni Essen-Duisburg einen Zugang und war endlich drauf. Da es ein schöner Tag war, war in den stadtnahen Bereichen viel Volk unterwegs: Skater, Blader und Spaziergänger, teilweise war es etwas eng. Auch an den Brücken staute es sich anfangs, in Essen, ein wenig. Es gab tatsächlich auch eine Kreuzung mit Ampel.

Ansonsten kreuzungsfreies Fahren über eine lange Zeit. Tatsächlich war es vor allem sehr entspanntes Fahren, auf einer alten Eisenbahntrasse – sehr angenehm,
wenig Steigung und ziemlich direkte Wege. In Mülheim endet der Weg etwas unvermittelt am Hauptbahnhof, aber mir hat die kleine Tour Spaß gemacht, knapp 30 km hin und zurück, fast keine Autos, von der einen Kreuzung mal abgesehen.

Ausbaufähig ist aus meiner Sicht die Erschliessung: touristische Infrastruktur oder gastronomisch Orte zum Rasten fehlten völlig – die Strecke war eben eine Bahnstrecke. Ich war schon enttäuscht, dass es nirgendwo ein Büdchen mit einem kühlen Bier gab. Die Markierung der Route ist auch ausbaufähig, das heißt auf der Strecke selber und zur Strecke hin ist es nicht immer intuitiv, den richtigen Weg zu finden. Also falls ihr mal in Essen sein solltet: der kleine Abstecher lohnt sich. (Gastbeitrag)

Kopenhagen weiht Fahrradschnellstraßennetz ein

Seit heute gibt es in Kopenhagen ein zusammenhängendes Netz von Radschnellwegen. Nicht weniger als acht Radschnellstraßen im Kopenhagener Großraum werden zu einem Netz verknüpft. Damit sollen vor allem Pendler, die mehr als fünf Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt wohnen, motiviert werden, vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen.

Nicht alle der rot markierten Fahrradschnellstraßen sind rechtzeitig fertig geworden. An einigen wird noch bis in das Jahr 2018 hinein gearbeitet. Die sechs grau markierten Radschnellwege sind bereits beschlossen, existieren heute aber noch nicht. Sie werden in den kommenden Jahren das vorhandene Netz ergänzen. Viele weitere Routen sind angedacht, aber noch nicht finanziert.

Die erste Route Kopenhagen – Farum wurde 2012 eröffnet. Die Zahl der Fahrradpendler zwischen den beiden Orten stieg daraufhin um 61 Prozent.

Supercykelstier

Radtouren in und um Berlin im Mai

Montag, 1.5. um 10 Uhr, DGB Fahrrad-Korso zum Tag der Arbeit, Start: Hackescher Markt

Sonntag, 7.5. um 12 Uhr, MitRADgelegenheit zum Sacrower See, Start: Charlottenburger Tor

Sonntag, 7.5. um 14 Uhr, Critical Mass Berlin Sonntagstour, Start: Brandenburger Tor

Sonntag, 7.5. um 14 Uhr, ADFC-Kieztouren für Neuberliner von 12 Startpunkten

Samstag, 13.5. um 14 Uhr, VHS-Radtour „Schöneweide – vom Kaiserreich bis zur NS-Zeit“. Start: Britzer Str. 5 (12439 Berlin). Teilnahme nur nach vorheriger Anmeldung möglich.

Mittwoch, 17.5. um 19 Uhr, Ride of Silence, Start: Brandenburger Tor

Sonntag, 21.5. um 10 Uhr, Fahrtwind Spargel Ride, Start: Hausvogteiplatz

Mittwoch, 24.5. um 10:30 Uhr, Brot für die Welt: Fahrradtour zum Kirchentag, Start: Alter Markt (14467 Potsdam) und um ca. 12:50 Uhr am S Grunewald

Donnerstag, 25.5. um 10 Uhr, Nacht der Religionen: meet2respect, Start: Cora-Berliner-Straße 1

Freitag, 26.5. um 20 Uhr, Critical Mass Berlin, Start: Heinrich-/Mariannenplatz

Samstag, 27.5. um 8:30 Uhr, Kirchentagsradtour nach Wittenberg, Start: Gendarmenmarkt

Montag, 29.5. um 17 Uhr, ADFC: Radfahren in Teltow, Kleinmachnow & Stahnsdorf, Start: S Teltow Stadt

[via Critical Mass Berlin]

Rund 3.500 Fahrräder in Hamburg sichergestellt

Etwa 180 Beamte der Hamburger Polizei waren heute bei einer Razzia gegen Fahrraddiebe eingesetzt. Vier Industriegrundstücke in Rothenburgsort und zwei Wohnungen wurden durchsucht. Dabei wurden rund 3.500 mutmaßlich gestohlene Fahrräder sichergestellt.

Allein der Abtransport der vielen Fahrräder war eine logistische Herausforderung: Die Fahrräder wurden mit einem Gabelstapler, 15 LKW und tatkräftiger Unterstützung des THW abtransportiert.

Die Fahrräder werden nun asserviert, katalogisiert und nach Möglichkeit ihren rechtmäßigen Eigentümern zugeordnet. Wie unsere Ermittler dabei genau vorgehen werden, entscheidet sich in den nächsten Tagen – nachdem sie sich einen Überblick verschafft haben!

Auf Twitter schreibt die Hamburger Polizei: „#Razzia #Rothenburgsort Wir vermuten beim #Fahrraddiebstahl ähnl. Strukturen wie beim #Wohnungseinbruch: strukturierte, überörtliche Banden!“

Polizei Hamburg: Rund 3.500 Fahrräder sichergestellt

Radfahrerin kollidiert mit Straßenbahn und wird schwer verletzt

„Unter einer Straßenbahn eingeklemmt wurde gestern Abend in Mitte eine Radfahrerin. Nach Angaben einer Zeugin war die Frau gegen 19.10 Uhr in der Zionskirchstraße entgegen der Einbahnstraßenregelung in Richtung Teutoburger Platz unterwegs. Beim Überfahren der Kastanienallee wurde sie von einer von links kommenden Bahn der Linie M1 erfasst, die in Richtung Weinbergsweg fuhr. Die Zweiradfahrerin stürzte und klemmte sich einen Fuß unter der Straßenbahn ein. Nachdem sie befreit worden war, brachte ein Rettungswagen die 30-Jährige zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus. Der 31-jährige Straßenbahnfahrer wurde ambulant behandelt.“

Polizeimeldung Nr. 0954 vom 25.04.2017

Der Radfahrerin und dem Straßenbahnbahnfahrer ist zu wünschen, dass sie diesen Unfall ohne Folgeschäden überstehen. An dieser gefährlichen Stelle befahren Radfahrer häufig einen etwa zwanzig Meter langen Abschnitt der Zionskirchstraße entgegen der Fahrtrichtung. Wer vom Arconaplatz mit dem Rad zum Teutoburger Platz will, der wählt meist den Straßenzug Wolliner Straße, Griebenowstraße und Zionskirchstraße. Nachteil dieser Route: zuerst fährt man 100 Meter auf der östlichen Platzseite des Zionskirchplatzes entgegen der Fahrtrichtung und dann noch einmal zwanzig Meter zwischen Zionskirchplatz und Kastanienallee entgegen der Fahrtrichtung. Dabei müssen acht Schienen im 90-Grad-Winkel überquert werden. Beide Abschnitte sind für Radfahrer in Gegenrichtung nicht zugelassen. Dass dennoch neunzig Prozent der Radfahrer diese illegale Abkürzung nutzen, liegt daran, dass der legale Weg erheblich länger, beschwerlicher und gefährlicher ist. Legalerweise müsste man von der Kreuzung Griebenow und Zionskirch einmal um den Zionskirchplatz herum auf die Gleise der Veteranenstraße abbiegen und vierzig Meter weiter nach links in der Fehrbelliner Straße abbiegen. Danach muss man wieder links in die Kastanienallee abbiegen und hundert Meter den Berg zwischen den Schienen hoch fahren. 150 illegale Meter ebenerdig und leicht zu überquerende Schienen oder 500 legale Meter in Berg- und Talfahrt zwischen den Schienen.

NDR-Doku „Der Fahrradkrieg: Kampf um die Straßen“

Heute Abend strahlt das dritte Programm des NDR ab 22:00 Uhr eine Dokumentation von Güven Purtul über den Kampf um die Straßen aus. Protagonisten sind ein Oldenburger Fahrradkurier, itstartedwithafight-Blogger Daniel aus Osnababrück, eine Rentnerin, die konsequent Radwege in Oldenburg nutzt, Polizisten der Hamburger Fahrradstaffel und Stephanie Krone, die Pressesprecherin des ADFC auf einem Kopenhagenbesuch. Einschalten oder gleich hier sehen.

NDR: Der Fahrradkrieg: Kampf um die Straßen

23.195 Bußgeldbescheide gegen Berliner Radfahrer im Jahr 2016

Im vergangenen Jahr wurden gegen Berliner Radfahrer durchschnittlich 64 Ordnungswidrigkeitenverfahren am Tag eingeleitet. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe (FDP) hervor. Er wollte vom Senat wissen, wie viele Straftaten, die durch Verkehrsteilnehmer mit einem Fahrrad begangen worden sein sollen, in den Jahren 2011 bis 2016 in Berlin angezeigt wurden?

Die Antwort der Senatsverwaltung für Inneres und Sport ergab ein uneinheitliches Bild. Im Jahr 2011 wurden berlinweit 21.813 Bußgelder gegen Radfahrer verhängt. In den Jahren darauf steigt die Zahl der Bußgelder an, bis sie im 2014 auf einen Höchststand von 33.023 Bußgeldern kam. In den folgenden beiden Jahren 2015 und 2016 sinkt die Anzahl verhängter Strafen gegen Radfahrer wieder, bis sie 2016 mit 23.195 Fällen auf den zweitniedrigsten Stand kommt.

Auch die Verteilung der Bußgelder auf einzelne Bezirke folgt keinem einheitlichen Bild. So wurden im letzten Jahr in Reinickendorf 509 Bußgelder ausgesprochen. Im Bezirk Mitte waren es 16 mal so viel, nämlich 8.544 Bußgelder. Spitzenreiter bei der Bußgelddichte waren außer Mitte die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow. Die wenigsten Bußgelder werden gegen Radfahrer in den Außenbezirken verhängt, außer in Reinickendorf sind das die Bezirke Marzahn-Hellersdorf und Spandau.

Luthe ließ sich die einzelnen Arten von Ordnungswidrigkeiten detailliert aufschlüsseln. Deshalb wissen wir nun, dass im vergangenen Jahr 56 Personen jeweils fünf Euro Strafe zahlen mussten, weil sie freihändig fuhren. Immerhin ist das gut ein Radfahrer pro Woche, der wegen dieser Nichtigkeit ein Bußgeld abdrücken muss. Wer keine oder eine nícht funktionierende Klingel am Fahrrad mitführt, muss gleich 15 Euro zahlen. Bei 168 Bürgern auf Rädern wurde dieser Betrag im vergangenen Jahr eingezogen.

Interessant ist auch der Tatbestand „Befahren einer Einbahnstraße in nicht vorgeschriebener Fahrtrichtung“. Im Jahre 2011 wurden 351 Radfahrer wegen dieses Vergehens mit einem Bußgeld bedacht. In den Jahren darauf sinkt die Zahl der Einbahnstraßentäter kontinuierlich, bis sie 2016 mit berlinweit nur 42 Fällen den niedrigsten Stand erreicht. Das ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass eine Reihe von Einbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtung geöffnet wurden. Andererseits gibt es aber immer noch viele Einbahnstraßen ohne Radverkehr in Gegenrichtung. Dass die Zahl der Bußgelder für diesen Tatbestand so drastisch gesunken ist, kann ich mir nur dadurch erklären, dass der Verfolgungsdruck der Polizei gesunken ist. Schließlich passierte es nur siebenmal im letzten Jahr, dass ein Radfahrer entgegen der Einbahnstraße fuhr und es dadurch zu einem Unfall kam.

Abgeordnetenhaus Berlin: Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe (FDP) vom 14. März 2017

Radfahren mit Flo

Was ist der ärgste Feind des Radfahrers? Das ist die nächste Ampel, die exakt dann auf „rot“ springt, wenn man sich ihr nähert. Die rote Ampel zerstört den Fluss, den „flow“, mit dem man entspannt dahingleiten kann.

Mit dem Fietsflo beginnt in diesen Tagen ein neuer Versuch, Radfahrern allzeit eine grün aufleuchtende Ampel zur Verfügung zu stellen. Es ist bei weitem nicht das erste Experiment, das Radfahren eine Art grüne Welle bringen soll. Viele dieser Versuche setzen auf Smartphones und spezielle Apps, die mit Lichtzeichenanlagen kommunizieren.

Fietsflo aus den Niederlanden hat einen anderen Ansatz. Radfahrer werden von Fietsflo durch Radar erkannt und es wird dadurch auch die Geschwindigkeit des Radfahrers ermittelt. Das Radar gibt die Infos an ein Verkehrsleitsystem weiter, das versucht, die Ampel auf grün zu schalten, wenn sich der Radfahrer nähert.

Wenn ein grünes Ampellicht nicht möglich ist, dann wird das dem Radfahrer vermittelt. Neben der Fahrbahn stehen zwei Meter große Infosäulen, die je nach Verkehrsfluss vier Symbole zeigen: ein Hase bedeutet, dass man schneller fahren soll, ein erhobener Daumen zeigt an, dass die aktuelle Geschwindigkeit genau richtig ist, eine Schildkröte heißt, dass man seine Geschwindigkeit reduzieren soll und eine liegende Kuh bedeutet schließlich, dass man sich auf einen Stop an der nächsten roten Ampel einstellen kann.

Am 19. April wird die erste Ampel, die mit Fietsflo geregelt wird, offiziell in Utrecht eingeweiht. Später folgen Ampelanlagen in Antwerpen und Eindhoven.

Fietsen met Flo

Eckpunkte des Berliner Radgesetzes

Deutschlands erstes Radverkehrsgesetz kommt. Heute stellten Verkehrssenatorin Regine Günther, die Verkehrssprecher der Koalitionsfraktionen sowie Vertreter von ADFC, Volksentscheid Fahrrad und BUND die Eckpunkte des im Herbst diese Jahres zu erwartenden Radgesetzes vor. „Der Fahrradverkehr wächst – künftig auch wegen der Politik des Senats“, sagte Stefan Gelbhaar für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Das sind die Eckpunkte des Radgesetzes:

1.) Das Land Berlin wird sich der Vision Zero verpflichten. Die Maßnahmen nach dem Gesetz dienen dem Ziel, die Zahl der getöteten und schwer verletzten Verkehrsteilnehmer auf null zu senken.

2.) Der Modal Split in Berlin soll verändert werden. Ziel ist es, bis 2025 den Anteil des Radverkehrs auf 30 Prozent innerhalb des S-Bahn-Rings und auf 20 Prozent im ganzen Land Berlin zu steigern.

3.) Es soll ein Radverkehrsnetz geschaffen werden, das schnelle, bequeme und sichere Verbindungen für Radfahrer schafft. Möglichst sollen geschützte Radstreifen an allen Hauptstraßen gebaut werden.

4.) Besonders wichtige Verbindungen werden als Vorrangnetz ausgewiesen, das prioritär ausgebaut werden soll und in dem der Radverkehr bevorzugt beschleunigt wird.

5.) Es wurden konkrete Ausbaukorridore für die Fahrradabstellanlagen im öffentlichen Raum, an ÖPNV-Knotenpunkten und der Bau von Fahrradhäusern verabredet. Bis 2025 sollen 100.000 zusätzliche Radabstellmöglichkeiten entstehen.

Die Eckpunkte umfassen 15 Seiten und befinden sich in der Abstimmung mit den Fraktionen, dem Senat und den beteiligten Initiativen. Sobald daraus ein abgestimmter Gesetzentwurf entstanden ist, wird er der Öffentlichkeit vorgestellt.

Volksentscheid Fahrrad: Dialog Radgesetz hat wichtige Etappe abgeschlossen

Welcher Preis ist angemessen für Parkvignetten?

Auf einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Kampf um den Platz – wie der begrenzte Straßenraum neu verteilt wird“ im Rahmen der Velo Berlin kam auch Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner zu Wort. Seiner Meinung nach sind Anwohnergebühren für Autofahrer deutlich zu niedrig. Zur Zeit müssen Autobesitzer in Parkzonen eine Gebühr in Höhe von 20,40 € zahlen. Sie erhalten dafür eine zwei Jahre gültige Vignette, die zum kostenlosen Parken in ihrer Parkzone berechtigt.

Der Tagesspiegel machte aus dieser Meldung einen Artikel mit der Überschrift „Parken für Anwohner in Berlin wird teurer“. Kaum stand der Beitrag im Netz, brach ein Sturm der Entrüstung in den Kommentaren aus: „Anwohner als Melkkühe. Frechheit. Dumme grün-ideologische Spinnereien. Autofahren nur noch für die Reichen. Abzocke. Grüne Diktatur.“

Eine Parkvignette kostet 10,20 € pro Jahr oder 0,85 Euro im Monat oder 2,8 Cent am Tag. Ein Autofahrer kann etwa 90 Tage sein Fahrzeug parken und zahlt dafür den gleichen Preis, den ein Einzelfahrschein bei der BVG kostet. Die Gebühr für eine Parkvignette sind in etwa so hoch, dass damit der Verwaltungsaufwand in den Bezirken bezahlt werden kann. Geld verdient das Land Berlin damit nicht. Im Gegenteil, der Bau und die Unterhaltung von Kraftfahrzeugparkplätzen wird von der Allgemeinheit getragen und nicht von den Autofahrern.

Kirchner nannte in der Diskussion die Stadt Zürich als Beispiel, in der „ganz andere Summen gefordert“ würden. Dort kostet das Anwohnerparken nach Informationen des Tagesspiegels etwa 275 Euro pro Jahr. Meines Erachtens ist auch das ein günstiger Preis. Langfristig muss das Parken in der Innenstadt etwa so viel kosten wie ein Monatsticket bei der BVG. Mit den Summen, die dadurch zusammenkommen, könnte man in Berlin den ÖPNV ertüchtigen und nebenbei eine vernünftige Fahrradinfrastruktur finanzieren. Angenehmer Nebeneffekt: der Raum für die Veloinfra wäre auch vorhanden, weil eine große Anzahl von KFZ-Parkplätzen wegfallen könnte.

Tagesspiegel: Parken für Anwohner in Berlin wird teurer