Die Berliner Künstler Folke Köbberling und Martin Kaltwasser haben schon viele Kunstprojekte im Spannungsfeld zwischen städtischer Entwicklung und Verkehr realisiert. Ein weiteres Projekt ist (war) für Mai 2011 in der Grafschaft Bentheim geplant. Dort entsteht ein Fahrradbahnkreuz in Form eines Autobahnkleeblatts als Teil eines neuen Radschnellwegs. „Dieses einzigartige Fahrradbahnkreuz wird zum Prototyp einer zukunftsfähigen Mobilitätskultur erhoben, das sich ganz bewusst auf die konventionellen Verkehrsbauwerke bezieht und eine postautomobile Ära einläutet“ (Dirck Möllmann über das Köbberling/Kaltwasser-Kreuz).
Jahr: 2011
Helmkamera als Waffe im Kampf gegen gewalttätige Autofahrer
Die BBC berichtet , dass eine wachsende Anzahl von Radfahrern in London sich „bewaffnen“ – mit einer Helmkamera. In der Sendung BBC Breakfast’s dokumentiert die Fernsehanstalt den Fall des Pendlers Ben Porter. Er wurde vom Fahrer eines Kleintransporters angegriffen, nachdem er sich darüber beschwert hatte, vom Transporter geschnitten zu werden.
BBC Breakfast’s: Cyclist wears a helmet camera to film abusive drivers
[via]
Critical Mass in Porto Alegre in Brasilien wird zur Katastrophe
Die folgenden Bilder einer Critical Mass in der Millionenstadt Porto Alegre in Brasilien sind schwer zu ertragen. Ab Sekunde 50 wird gezeigt, wie ein Autofahrer mit hoher Geschwindigkeit durch die Critical Mass mäht, Dutzende von Fahrradfahrern überfährt und mindestens acht von ihnen verletzt. Glücklicherweise gab es keine Toten.
Die Website Massa Crítica – POA dokumentiert den Vorfall. Der Anwalt des Amokfahrers behauptet, sein Klient sei von den Radfahrern angegriffen worden und er habe in Notwehr gehandelt.
Radfahren in den Berliner Bezirken 2008
Die Grafik zeigt den Anteil des Radfahrens am Modal Split in den 12 Berliner Bezirken im Jahre 2008.
Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Mobilitätsdaten für Berlin und seine Bezirke – „Mobilität in Städten – SrV 2008“
Liegeradfahrer muss Radweg benutzen
Ein Fahrer eines 85 Zentimeter breiten dreirädrigen Liegefahrrads muss einen benutzungspflichtigen Radweg benutzen, auch wenn dieser stellenweise lediglich 1,20 Meter in der Breite misst.
Das ist die Essenz eines Urteils, das gestern im Amtsgricht Itzehoe gefällt wurde. Der Angklagte wurde im vergangenen August zum ersten Mal in der Itzehoer Innenstadt von einem Streifenwagen gestoppt. Er sollte ein Verwarnungsgeld von 15,- Euro zahlen, weil er auf der Fahrbahn und nicht auf dem parallel verlaufendem Fahrradweg unterwegs war. Der Liegeradler legte Widerspruch zum Bußgeld ein und so kam es zum Prozess.
Dietmar Kettler, Anwalt des Beklagten: „Behörde und Polizei sind ignorant und verpassen hier einem rechtstreuen Bürger eine Knolle.“
shz.de vom 25. Februar 2011: Liegefahrrad muss auf den Radweg
shz.de vom 17. Februar 2011: Auf drei Rädern zum Amtsrichter
Me and My Bike
„Get On Your Bike and Save The World!“ Das ist die Botschaft von Wafalme, einer Gruppe von Hip Hop Kids aus Nairobi in Kenia. Sie gewannen mit dem Stück den „1 minute to save the world“-Contest. Mary Ndunge, fünfzehn Jahre alte Sängerin der Band: „Nairobis Ghettos sind übel verschmutzt. Deshalb ist es eine Ehre für uns, diesen Preis zu erhalten … for something so environmentally important.“
Giovanni Pelizzoli
Verschnörkelte Muffen, viel Chrom und grelle Farben in Nasslackierung ist das Klischee für ein typisches Rennrad aus Italien. Tatsächlich sind italienische Rennräder heute vielleicht greller lackiert als in anderen Gegenden der Welt, Rahmen und Komponenten werden aber wie überall sonst auch hauptsächlich aus China oder Japan eingekauft, sind aus Plastik oder Aluminium und nur in Italien montiert. Von der großen Tradition Italiens im Rahmenbau ist nicht mehr viel übrig.
Um so mehr freuen wir uns auf der Messe VeloBerlin Giovanni Pelizzoli, einen Rahmenbauer alter Schule aus der Nähe von Bergamo in unserer Halle zu haben. Auf der Homepage gibt es ein paar Detail-Aufnahmen seiner gemufften Stahl-Rennrahmen, die eine überaus konservative Haltung in der Fertigung seiner Rahmen vermuten lassen. Hier finden sich noch schlanke Rohrdurchmesser, gravierte Ausfallenden und Muffen, Chrom auf der Kettenstrebe genau wie vor 25 Jahren. Giovanni Pelizzoli selbst ist auch kein junger Hüpfer mehr, sondern blickt auf eine Erfahrung von 42 Jahren im Rahmenbau zurück. Glaubt man seiner Biografie auf der Homepage, haben seine Produkte einen Teil der italienischen Rennradgeschichte geschrieben. 1969 startete er mit der Marke Ciöcc das Geschäft im Rahmenbau. Parallel arbeitete er Anfang der 70er Jahre als Mechaniker für den Rennstall des bekannten Profifahrers Gianni Motta, der nach Beendigung seiner Karriere als Rennfahrer ja seinerseits die Produktion von Rennrädern aufnahm. Darauf folgte eine enge Zusammenarbeit mit der Rennradfabrikation von Fausto Coppi, unter dessen Markennamen Pelizzoli viele Rahmen baute. Rennfahrer wie Gianni Bugno, Mirko Celestino, Richard Virenque, Davide Rebellin und noch diverse mehr fuhren auf Rädern aus der Hand von Giovanni Pelizzoli.
Natürlich hat auch Pelizzoli Aluminium-, Karbon- und Titanrahmen produziert, aber die Produktion von Stahlrahmen wird im Hause Pelizzoli nach wie vor hochgehalten.
Giovanni Pelizzoli präsentiert seine Rahmen im Palais am Funkturm, also in der Halle in der auch wir unseren Stand haben. Wir dürfen gespannt sein.
via Pelizzoli
Die Rütt-Arena
Die Rütt-Arena war eine kleine Radrennbahn auf dem Gelände eines Kleingartenvereins südwestlich des Volksparks Hasenheide. Bauherr und Betreiber der Holzbohlenanlage war der Ex-Rennradfahrer Walter Rütt. Sein letztes Rennen fuhr er am 10. Januar 1926 im Berliner Sportpalast. Nach seiner Karriere als Bahnfahrer wollte Rütt eine Radrennbahn bauen und unterhalten, um damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er fand einem amerikanischen Investor, mit dessen Hilfe die 222 Meter lange Bahn in nur drei Monaten errichtet wurde. Am Sonntag, dem 27. Juni 1926 wurde die Rütt-Arena eröffnet. Rütt hatte jedoch nicht viel Glück als Radbahnbetreiber. Typisch war eine Meldung der Neuköllnischen Zeitung von 1930: „Als gestern die Rennen auf der Rütt-Arena beginnen sollten, rauschte ein Gewitterregen hernieder, der die Holzbahn völlig unter Wasser setzte; etwas später gab es einen neuen Guss und vernichtete alle Hoffnungen, dass das Rennen vielleicht mit Verspätung doch noch stattfinden könne.“
Im Mai 1931 brach in einem Abstellraum unter der der Kurventribüne ein Feuer aus, das sich schnell ausbereitete und in kurzer Zeit brannte die gesamte Anlage nieder. Walter Rütts Lebenswerk war damit zerstört.
Der Film zeigt eine kurze Sequenz auf der Rütt-Arena, in dem zwei kleine Berliner Bengel ein Steherrennen imitieren.
Bernd Wagner aus Laer hat eine liebevolle Dokumentation der Rütt-Arena ins Netz gestellt:
Rütt-Arena
DEFA-Film: Das Fahrrad
„Susanne, allein erziehende Mutter, ist ungelernte Arbeiterin. Abwechslung ist die Disco. Eine Betriebsfeier. Sie lernt Thomas kennen, den jungen strebsamen Ingenieur. Ihr sind die krassen sozialen Unterschiede bewusst. Sie kündigt ihre monotone Arbeit, ohne eine Alternative zu haben. In finanziellen Schwierigkeiten, meldet sie ihr Fahrrad als gestohlen, um die Versicherungssumme zu kassieren. Thomas kümmert sich um sie. Als es zu einem Strafverfahren kommt, kann er ihre Lebensweise nicht akzeptieren. Susanne trennt sich von ihm. Sie will ihrem Leben eine neue Richtung geben.“
Der DEFA-Film von Anfang der 80er Jahre wird morgen im Lichtzentrum Zumtobel gezeigt. Dabei ist auch Regisseurin Evelyn Schmidt.
Freitag, 25. Februar um 20:00 Uhr
Lichtzentrum Zumtobel
Rotherstraße 16
Eintritt: 5,- Euro (ermäßigt 3,- Euro)
Radfahren in den USA
Das Fahrrad als alltägliches Beförderungsmittel hat in den USA einen bei weitem niedrigeren Stellenwert als in entwickelten europäischen Ländern, kein Wunder angesichts großer Entfernungen und der brei-artigen Siedlungsstruktur. Aber es tur sich was. Dieser Film zeigt gute Beispiele in Städten wie New York, Portland oder San Francisco: Moving Beyond the Automobile.
Füße Fahrrad Auto – Wer bekommt wie viel vom Straßenraum?
Flächenrückerstattung und Vorrang für langsame Verkehre.
„Was kann Planung tun, um angesichts des veränderten Mobilitätsverhaltens die Aufenthaltsqualität nachdrücklich zu verbessern? Die Planungen in Großstadt-Regionen heute müssen Wegbereiter einer neuen Mobilität sein, die sich nicht mehr als fortschrittsverheißende Technik mit dem Elektroauto als Speerspitze darstellt, sondern im Zuge des Rückgewinns der innerstädtischen öffentlichen Räume als Aufenthaltsorte für ihre Bewohner begreift. Deshalb ist Schritt für Schritt eine „Flächenrückerstattung“ des Autoverkehrs notwendig, um die bisherige Priorisierung von schnellen Verkehrsmitteln in Richtung einer Beachtung der Mobilitätsbedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen zu ändern.
Noch stehen in der deutschen Verkehrsplanung die Verkehrsmodelle nach wie vor für die längst nur noch eingeschränkt gültige Planung des Wachstums. Eine wichtige Herausforderung zukunftstauglicher und daher postfossiler Mobilitätspolitik sind Erreichbarkeiten mit weniger fossilem Verkehr zu ermöglichen. Dies erfordert vorrangig siedlungsstrukturelle Konzepte, Regelwerke und Rahmenbedingungen, die Nahmobilität und dichtere Versorgungsnetzwerke wieder herstellen.
Zu deren konkreten Umsetzung ist allerdings ein entsprechendes neues Denken + Handeln im Regelwerkgefüge unabdingbar, dass
(a) die wichtigen Wechselwirkungen zwischen Raum- bzw. Stadtentwicklung und Verkehr im Planungsprozess nutzt und sich zugleich
(b) „ein planerischer, rechtlicher und gesellschaftlicher Vorrang für langsamere bzw. verträglichere Verkehre‘‘ als Leitidee in einer wirklich integrierten Netzgestaltung für postfossile Mobilität etablieren kann. Erst wenn das gelingt, kann die Straßenraumgestaltung für eine attraktive klimagerechte Aufenthaltsqualität „nach dem Öl“ unter Bedingungen einer „Postwachstumsgesellschaft“ gelingen.“
Veranstaltung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Ort: Amerika Haus
Hardenbergstraße 22 – 24
10623 Berlin
Zeit: 24. Februar 2011
16.00 bis 19.00 Uhr
Eine Anmeldung zu der Veranstaltung ist nicht erforderlich
(Dank an Michael für den Hinweis)
Schildbürgerstreiche in Mitte
Die vor wenigen Jahren neu angelegte Alexanderstraße im Bezirk Mitte zwischen Alexanderplatz und Jannowitzbrücke besitzt auf beiden Seiten Hochbordradwege. Die kann man aber guten Gewissens ignorieren, weil sie nicht benutzungspflichtig sind.
Nun wurde gegenüber des Tiefgarageneingangs des Einkaufszentrums Alexa an der Alexanderstraße eine Baustelle eingerichtet. Und was macht die Verkehrsbehörde von Mitte? Die pflanzt an dieser Stelle ein blaues Schild: gemeinsamer Fuß- und Radweg. Radler, die sich korrekt verhalten wolllen, müssen also runter von der Straße und rauf auf den Bürgersteig. Zur Sicherheit steht gleich hinter der Baustelle noch einmal das gleiche Schild.
Update Freitag, 25. Februar 2011:
Seit gestern ist das Schild „Gemeinsamer Fuß- und Radweg“ ausgestauscht durch das Schild „Fußgängerweg“ mit dem Zusatz „Radfahrer frei“. Dank an xyz.
Radfahren und kalte Füße
Dass der Winter noch nicht Schnee von gestern ist, zeigt sich in diesen Tagen. Trotz des schönen Wetters ist es bei den eisigen Temparaturen reichlich kalt auf dem Fahrrad. Viele Radler leiden bei solchen Witterungsbedingungen unter kalten Füßen. Wir geben deshalb sechs Ratschläge gegen Eisfüße.
Keine engen Schuhe. Achte darauf, nicht zu enge Schuhe zu tragen! Die engen den Fuß ein, reduzieren die Blutzirkulation und verschärfen dein Problem.
Isolierende Socken tragen. Sie führen die Feuchtigkeit nach außen und sollen verhindern, dass die Füße schnell abkühlen. Als Alternative kann man auch mehrere Paar Socken übereinander tragen.
Plastiktüte über den Schuh ziehen. Das ist nicht besonders schön aber wirkungsvoll. So wird verhindert, dass der kalte Wind Schuh und Fuß schnell auskühlen.
Schuhe isolieren. Manchmal hilft es bereits, eine isolierende Alu-Einlage in die Schuhe zu legen. Als Alternative kann auch ein Stück Zeitungspapier herhalten, das man in den Schuh legt.
Zehensocken tragen. Socken mit Zehen sind in Sportfachgeschäften erhältlich. Auch sie führen zu trockeneren und damit wärmeren Füßen.
Eutersalbe oder Vaseline. Wenn die ersten Tipps nichts helfen, kann man seine Füße vor dem Radeln mit einer Salbe behandeln. Das führt zur stärkeren Durchblutung und wärmt die Füße.
(Tipps geklaut bei Fietsen.123)
Für die Statistik
Der ADAC veranstaltet Expertenreihen zum Thema Sicherer Radverkehr. Das allein ist sicher keine Meldung wert, einige der Leser interessieren sich jedoch für Statistiken rund ums Radfahren. Ein interessantes Dokument ist dieses hier:
Rad Fahren auf sicheren Wegen (PDF vom ADAC)
– täglich 28 Millionen Fahrten mit dem Rad, durchschnittliche Streckenlänge 3,2 km
– 1,6 Getötete Radfahrer pro 100 Millionen Personenkilometer, im Vergleich Pkw: 0,28, Fußgänger: 1,85, Motorrad: 5,36
Ein weiteres interessantes Dokument:
Radverkehrssicherheit Probleme und Lösungen (PDF vom ADAC)
– 25,7% der bei Unfällen verletzten Radfahrer erleiden Kopfverletzungen, 5,4% Wirbelsäulenverletzungen
– Schädel-Hirn-Trauma 4,5%
Quelle: ADAC.de, Fachveranstaltungen 2011
Diskussion in de.rec.fahrrad zu diesem Thema: Hier
Sunday Ride
Sunday Ride
Berlin ist groß. Als täglicher Radfahrer kennt man für gewöhnlich die üblichen Routen: Wohnung – Arbeit – Wohnung – Kino – … Aber das ist bekanntlich nur ein Bruchteil dieser Stadt. Der Sunday Ride bietet die Möglichkeit, was anderes zu sehen und wenn man Glück hat, etwas anders zu sehen. Die Ortientierung verlieren (oder auch nicht) und sich gemütlich und sicher mit der Gruppe treiben lassen. Einer weiß, wo es langgeht.
Da beim letzten Sunday Ride leider nicht besonders viele Mitfahrer waren (es regnete), versuchen wir es gleich nochmal! Diesmal (hoffentlich) mit besserem Wetter. Die Strecke ist die gleiche geblieben, weil wir diese beim letzten mal dann doch nicht gefahren sind und die ist sehr schön.