Weltverbesserungswahn

Auf Copenhagen Cycle Chic erschien heute ein Beitrag mit der deutschen Überschrift Weltverbesserungswahn. Text: „Only the Germans can give us words like weltverbesserungswahn. We’re better off for it. It can be translated as ‚the conviction that the world could be better‘. Which is a fine description of why this blog exists.“

Schön gesagt.

Foto: A Sense of Cycle Motion
Fotograf: Zakkaliciousness
Copenhagen Cycle Chic: Weltverbesserungswahn

Fahrradproduktion und Autoproduktion

Im vergangenen Jahr wurden schätzungsweise 130 Millionen Fahrräder produziert. Zum Vergleich: die weltweite Automobilproduktion lag im letzten Jahr bei 52 Millionen Fahrzeugen. Mitte der 60er Jahre lagen Fahrrad- und Autoproduktion noch eng beienander. So wurden 1965 etwa 21 Millionen Fahrräder und 19 Millionen Autos hergestellt. Anfang der 70er öffnete sich die Schere zwischen den beiden Segmenten. Während die Fahrradproduktion steil anstieg, steigerten die Autobauer ihre Produktion nur mäßig. Zwischen 1989 und 2001 gab es bei den Fahrradproduzenten ein stetiges auf und ab, erst danach schlug sich die Renaissance des Fahrrads in den weltweit ansteigenden Produktionszahlen nieder.

Größter Fahrradproduzent der Welt ist China mit einem Output von 87 Millionen Rädern im Jahre 2007. Damit hat sich die chinesische Fahrradproduktion seit Anfang der 90er Jahre knapp verdreifacht. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr ungefähr 2.400.000 Räder gebaut (1990: 3.900.000 Fahrräder). Im gesamten EU-Raum wurden im letzten Jahr etwas weniger als 10 Millionen Velos gebaut.

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Grafik: Earth Policy Institute
Earth Policy Institute: Bicycles Indicator Data
via: Biking Bis

Radfahrerin in Hohenschönhausen tödlich verletzt

Wieder ein rechtsabbiegender LKW, wieder eine tote Radfahrerin, die diesmal 100 Meter vom LKW mitgezogen wurde, wieder passiert vermutlich nichts. Warum kann der Senat nicht die komplette Stadt für Lastkraftwagen sperren, die keinen Doblispiegel haben? Warum schreibt der Senat nicht eine Kamera auf der rechten Seite von LKWs vor, die den toten Winkel ausleuchtet? Dem Senat gelingt es doch auch, rußende Autos aus der Stadt fernzuhalten, warum geht das nicht bei LKWs, die nicht für einen Verkehr mit hoher Radfahrerfrequenz geeignet sind? Durch so eine Maßnahme könnte allein in Berlin eine Handvoll Menschenleben pro Jahr gerettet werden.

Die Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 3857 vom 08.12.2008 – 18:05 Uhr im Wortlaut: „Eine Radfahrerin ist heute früh bei einem Verkehrsunfall in Hohenschönhausen tödlich verunglückt. Ein 37-jähriger LKw-Fahrer befuhr die Landsberger Allee in Richtung Oderbruchstraße. Als er rechts in den Weißenseer Weg einbog erfasste er die 54-Jährige, die mit ihrem Fahrrad in gleicher Richtung fuhr. Die Radfahrerin geriet unter den Lkw und wurde circa 100 Meter mitgezogen, da der Fahrer den Verkehrsunfall zunächst nicht bemerkte. Aufgrund der umfangreichen Bergungsarbeiten war der Weißenseer Weg zwischen Konrad-Wolf-Straße und Landsberger Allee für die Dauer von vier Stunden für den Fahrzeugverkehr gesperrt.
Die Zahl der in Berlin in diesem Jahr tödlich verunglückten Radfahrer hat sich durch diesen Unfall auf elf erhöht (Verkehrsunfalltote insgesamt 50).“

Freiwild Radfahrer

Peter Köpf im Deutschlandradio Kultur über das Freiwild Radfahrer: „Wenn ich mich im dichten Berufsverkehr auf Berlins Friedrichstraße zwischen parkenden und zäh vorwärts rollenden Autos in Richtung nächste Ampel quetsche, erwacht bei manchen Fahrern der Jagdinstinkt.“
Peter Köpf: Freiwild Radfahrer
Zum Nachlesen: Deutschlandradio Kultur

Lenkerbügel: die Tücke steckt im Detail.

Die Begeisterung für Rennräder aus Stahl (oder auch solche aus anderen Materialien) hat dieses Jahr eine Menge 70er/80er Jahre Flitzer zur Reparatur in unsere Werkstatt gespült. Nachdem sich die erste Euphorie über das extrem stylische Renrad (frisch von ebay)  gelegt hat, finden viele einen Rennlenker doch nicht so praktisch und wollen umrüsten. Der Umbau auf einen herkömmlichen Lenkerbügel kann sich aber als tückisch erweisen, weil es diverse verschiedene Durchmesser bei Rennbügeln gibt. Das bedeutete in den meisten Fällen zwangsweise auch den Vorbau wechseln zu müssen. Um elegante, schlanke Schaftvorbauten zu retten bietet der japanische Hersteller Nitto sogg. Shims an, Adapterbleche um die Differenz zwischen dem 26,0 mm Durchmesser eines Cinelli-Renn-Vorbaus  und einem Nicht-Rennrad-Lenkerbügel mit dem Durchmensser 25,4 mm auszugleichen.

Der Fahrradschrauber

Seit drei Jahren wird Monty Python von YouTube-Usern abgezockt, die Hunderte, ja Tausende von Videos der Kultcomedians ins Netz stellen. Nun schlägt Monty Python zurück und macht einen eigenen Kanal bei YooTube mit Filmchen in hoher Qualität auf. Unter den Clips ist auch der legendäre Bicycle Repairman, das Video aller Fahrradschrauber. So wie der Bicycle Repair Man, so ist auch der Arbeitsethos der Rad-Spannerei: Allzeit bereit im Dienste der radfahrenden Menschheit. Das mit dem Kommunismus diskutieren wir später einmal.

[youtube]U01xasUtlvw[/youtube]

Wir sind auf Betriebsfahrt!

Wie jedes Jahr haben wir uns besonders schönes Wetter für unsere Betriebsfahrt ausgesucht. Von Freitag den 21.11.08 bis Sonntag den 23.11.08 ziehen wir uns zur Klausur nach Burg Lutter zurück. Das bedeutet für euch liebe Kundinnen und Kunden eine kleine Verschnaufpause, in welcher wir euch nicht mit unserer Anwesenheit belästigen. Ab Montag geht der Betrieb aber mit gewohnter Geschwindigkeit weiter.

Alles Gute bis dahin,

eure Radspinner

Fahrradbilder

Regelmäßige Besucher des Fahrradblogs wissen, dass wir in größeren Abständen neue Fahrradbilder in den Header packen. Die neuen Bilder verdanken wir den folgenden Fotografen: kate.weldon (Originalfoto bicycle on tree), JJ Bennett (Originalfoto Hangzhou Bicycle), jfaulk (Originalfoto Fall, Unfolding in Red and Orange), dinodam (Originalfoto Tunnel Vision), cedarkayak (Originalfoto Rest Area) und extranoise (Originalfoto park and ride).  Vielen Dank an euch und vielen Dank an alle anderen Flickr-Fotografen, deren Bilder wir in den letzten Jahren  gezeigt haben.

Radfahren im Windschatten

Im Radsport spielt der Windschatten eine wichtige Rolle, da im flachen Gelände ab ca. 20 km/h der Luftwiderstand größer als alle anderen Widerstände ist. Hinter dem Windbrecher kann man bis zu 30 Prozent Energie sparen, wenn durch die richtige Position am Hinterrad des Vordermannes der Windschatten voll ausgenutzt wird. Der Abstand zwischen Hinterrad und Vorderrad sollte zwischen 10 und 30 Zentimetern betragen, zudem ist ein seitlicher Abstand von 5 bis 15 Zentimetern sinnvoll.

Im Straßenverkehr ist das Windschattenfahren mit einem gewissen Risiko behaftet. Jede Geschwindigkeitsveränderung und jede Bewegung des Vorderdradfahrers kann zu einem Unfall führen, wenn man nicht ständig sehr aufmerksam ist und die Hand stets an der Bremse hält. In einem Urteil des Oberlandesgerichtes befanden die Richter, dass der Vordermann sich nicht regelwidrig verhalte, wenn er ohne Handzeichen oder Schulterblick ausschert. Der Hintermann muss stets mit einer Richtungsänderung rechnen und kann daher bei möglichen Unfällen den Vordermann nicht wegen einer Pflichtverletzung haftbar machen (OLG Düsseldorf, AZ: 1 U 213/94).

Ich selbst fahre sehr gern als Windschattenlutscher. Häufig werde ich von anderen Radfahrern schwungvoll überholt, da reicht es, dreimal forsch in die Pedalen zu treten, um in den Windschatten des Vordermanns zu kommen. Manche Radler fühlen sich aber durch die Windschattenfahrerei irritiert. Die variieren dann ihre eigene Geschwindigkeit, geben Handzeichen zum Überholen oder nutzen den Start nach einer roten Ampel, um mich abzuhängen. Dabei ist es doch okay, im Windschatten eines Vordermanns ein wenig Kraft zu sparen, oder?

Polizei: Radfahrer schlugen Autofahrer

Eine merkwürdige Meldung ging heute über den Ticker der Berliner Polizei: „Gestern Abend wurde ein 21-jähriger Autofahrer von einem unbekannten Radfahrer geschlagen und leicht verletzt. Er fuhr mit seinem Wagen auf der Mühlenstraße in Friedrichshain in östliche Richtung, als er vor sich eine Gruppe von zirka 30 Radfahrern bemerkte, die auf der gesamten Breite der Fahrbahn fuhren und ein Vorbeifahren nachfolgender Fahrzeuge verhinderten. Als er eine „Lücke“ zum Überholen sah, versuchte er in diese zu fahren. Dabei wurde der 21-Jährige sofort von den Radlern umringt und zum Anhalten gezwungen. Als der junge Mann daraufhin aussteigen wollte, verhinderten dies mehrere Radfahrer. Einige schlugen dabei mit ihren Rädern an die Tür und Scheiben des Autos. Dennoch gelang es dem Kraftfahrer auszusteigen. Unvermittelt sprang ihn ein Unbekannter von hinten in den Rücken, wodurch er zu Boden stürzte. Als er wieder aufgestanden war, kam derselbe Mann erneut auf ihn zu und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Danach flüchteten die Radfahrer in Richtung Oberbaumbrücke. Der 21-Jährige erlitt leichte Verletzungen im Gesicht sowie am Rücken und wollte selbst einen Arzt aufsuchen. Die Ermittlungen wegen Landfriedensbruch dauern an.“ Pressemeldung Nr. 3614 vom 17.11.2008 – 12:05 Uhr.

Kann sich jemand einen Reim auf diese Meldung machen? Immerhin ist die Mühlenstraße vor der Oberbaumbrücke zweispurig pro Richtung.

Internationale Erfahrungen mit Shared Space

Mobilität und Verkehr sind in Zeiten von Klimawandel und Reurbanisierung entscheidend zur nachhaltigen Gestaltung
unserer Städte. Das Verkehrskonzept „Shared Space“ gilt als zukunftsweisender Ansatz für mehr Verkehrssicherheit und
mehr Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum.

Im Zentrum der Veranstaltung steht die Frage der Übertragbarkeit des Konzepts auf Berlin. Der Auseinandersetzung
mit Beispielen aus London, Grachten (NL) und Bohmte im ersten Teil der Veranstaltung, folgt die Diskussion, wie
Shared Space in Berlin umgesetzt werden kann.

Teilnehmer: Ben Hamilton-Baillie, Büro Hamilton-Baillie Associates (England), Klaus Goedejohann (Bürgermeister von Bohmte, CDU), Rob Duvergé, Projekt-Manager Shared Space
Wilhelm Forthuis, Leiter des Keuning Institutes, Groningen, Claudia Hämmerling (Mitglied des Abgeordnetenhauses, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen), Christian Gaebler (Mitglied des Abgeordnetenhauses, Fraktion der SPD)
Moderation: Michael Cramer (Mitglied des Europaparlaments, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen)

Freitag, den 7. November 2008 von 16:30 bis 21:30 Uhr
Ort: Belle Etage der Heinrich-Böll-Stiftung,
Schumannstr. 8, 10117 Berlin
Anmeldung:  stadtpolitik@bildungswerk-boell.de

Fahrraddemo am 8. November 2008

Die Kampagne Bike-Aid veranstaltet an diesem Samstag eine Fahrraddemo von Mitte nach Hennigsdorf im Nordwesten von Berlin. Hintergrund ist die fortdauernde Diskriminierung von Flüchtlingen in Deutschland durch das Asylbewerberleistungsgesetz und die sogg. Residenzpflicht, die das Verlassen des Landkreises unter Strafe stellt.

Ziel ist es den Menschen im Flüchtlingswohnheim in Hennigsdorf Fahrräder zur Verfügung zu stellen damit sie sich freier bewegen können.

Wir sagen: Weg mit den Ausländergesetzen, Bewegungsfreiheit für alle!

Start: 10 Uhr am Schwarzen Kanal (Michaelkirchstr. 20 in Mitte)