Kampagne für Abbiegesignale

In den Niederlanden hat der Radlerverband Fietsersbond eine Kampagne gestartet, um Radfahrer vom Sinn von Abbiegesignalen zu überzeugen. Es wurden Schilder mit ausgestreckten Armen an belebten Verkehrsachsen aufgehängt sowie Aufkleber verteilt und in Gesprächen mit Radfahrern erklärt, weshalb es so wichtig ist, die Richtung anzugeben. Auch hierzulande wird es mit der steigenden Anzahl von Radfahren immer notwendiger, dass das eigene Fahrverhalten für andere Verkehrsteilnehmer transparent ist. In Dänemark ist es fast selbstverständlich, dass man einen Abbiegewunsch signalisiert und mit der flachen Hand anzeigt, dass man anhalten möchte.

In Deutschland wäre es ebenfalls sehr sinnvoll, Autofahrer davon zu überzeugen, dass ein Blinker gesetzt wird, bevor abgebogen wird. Ich habe schon eine ganze Reihe von Situationen erlebt, an denen Kraftfahrzeugführer unvermittelt und ohne zu blinken nach rechts abgebogen sind und dadurch Fastunfälle provoziert haben.

Fietsersbond: Start actie richting aangeven in Amsterdam

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Umzug per Lastenfahrrad

Bei dem Symposium EuroEnviro2010 werden Mitte Mai StudentInnen aus aller Welt in Graz und Wien über nachhaltigen Lebensstil diskutieren. Einer der Workshops des Kongresses wird ein Umzug mit Lastenfahrädern sein. Etwa 20 Personen kommen mit Lastenrädern und Anhängern zu Dir nach Hause, laden den Hausrat auf die Fahrzeuge und bringen deine Sachen zur neuen Wohnadresse innerhalb von Wien – soviel sich mit einer Fahrt mit 20 Lastenrädern und Anhängern transportieren läßt. Und das ist viel! Schon einige Fahrrad-Umzüge in Wien haben das bewiesen.
Interessengemeinschaft Fahrrad: Wir übersiedeln dich per Lastenrad!

Trittin: „Die wahre Autopartei sind die Grünen!“

In der gestrigen Sonntagsausgabe der F.A.Z. steht ein gemeinsames Interview mit Grünen-Politiker Jürgen Trittin und dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel. Vor dem Hintergrund der Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen in drei Wochen geht es um die Chancen von Rot-Grün sowie um Wirtschafts- und Verkehrspolitik. Trittin, der erst im Februar mit der Auszeichnung „fahrradfreundlichste Persönlichkeit des Jahres 2010“ geehrt wurde, sagte in dem Gespräch einige bemerkenswerte Sätze.

„Frankfurter Allgemeine: Deshalb wollen Sie jetzt wieder mit der Autopartei SPD regieren, die für die Abwrackprämie war.

Trittin: Die wahre Autopartei sind die Grünen! Wir sagen seit Jahren, dass Deutschland seine Bedeutung auf dem globalen Markt der Automobilität nur verteidigen kann, wenn wir auf moderne Hybrid- und Elektroautos setzen. Ich bin dafür, jedem Bürger, der solch ein Auto erwirbt, 5.000 bis 6.000 Euro zu geben. Deshalb lasse ich mir in puncto Autopartei von niemandem etwas erzählen.

Frankfurter Allgemeine: Herr Trittin, Sie haben nicht mal einen Führerschein!

Trittin: Das hilft durchaus, in der Verkehrspolitik verständige Dinge zu sagen.“

Solche Aussagen sind natürlich eine Steilvorlage für Johannes Hampel: „Ach, dass ich das noch erleben durfte! Die Grünen, vor vielen Jahren eine bekannte Umweltpartei, verlangen, dass neue Autos mit dem Gegenwert 5 neuer Fahrräder bezuschusst werden!“

FAZ-Net: Rot-Grün hat eine reale Chance
Johannes Hampel

Das Autohasserbuch

Autos stehen meistens rum, überall. Wenn sie fahren, machen sie Krach und Dreck. Sie beanspruchen jede Menge Platz. Sie machen Städte und Landschaften platt. Sie fressen Öl und scheißen Klimagase.

„Das Auto ist Lust und Leidenschaft, ist eine Wunschmaschine, ist Sucht, Droge und Seuche zugleich. Deshalb heißt es immer, man dürfe das Auto nicht verteufeln. Schon allein deshalb nicht, weil angeblich jeder fünfte Arbeitsplatz direkt oder indirekt von der Autoherstellung abhängt. Die negativen Auswirkungen werden systematisch ausgeblendet. Klaus Gietinger liefert allerneueste Fakten und Analysen zu den Folgekosten des Autoverkehrs und nennt Ross und Reiter. Wir alle sind Täter, doch einige sind es mehr: die Drogenbarone, die Dealer und die Junkies der weltweiten Kfz-Gesellschaft. Aber es gibt Hoffnung. Und Lösungen. Die werden hier vorgeschlagen: radikal und fundiert, pointiert und kompromisslos. Erschreckende Zahlen:– Verkehrstote in Deutschland, Schweiz und Österreich seit Ende des Zweiten Weltkrieges: 1.200.000 (nur D: 800.000).– Verkehrstote weltweit: täglich 3.000 – so viele Tote also wie bei zehn Jumbojetabstürzen, zwei Titanicuntergängen oder dem Angriff auf das World Trade Center.– Seit Erfindung des Autos starben 40.000.000 Menschen durch Unfälle – durch autobedingte Umweltverschmutzung weitere 80.000.000!“ (aus der Kurzbeschreibung des Buches)

Klaus Gietinger:
Totalschaden. Das Autohasserbuch
Frankfurt am Main 2010 (Westend Verlag)
224 Seiten
16,95 Euro

[via]

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Foto: BikeSmut

Der Junge und das Fahrrad

Ein Junge betete Tag für Tag um ein Fahrrad. Aber er bekam es nicht. Eines Tages begriff er, wie Gott funktioniert: Er ging hin, stahl ein Fahrrad und bat Gott dann, ihm die Sünde zu vergeben.

Handtaschenhalter fürs Rad

handtaschenhalter.jpgCycle Chic in London bietet einen Handtaschenhalter für das Fahrrad an. Das Ding ist in Minutenschnelle ans Rad geschraubt („No mechanical skill needed!“) und bietet einen sicheren Halt für Taschen bis zu einer Dicke von 13 Zentimetern. Zum Preis von 19.99 englischen Pfund kommt noch der nicht versicherte Versand ins europäische Ausland für 5.50 Pfund hinzu. Macht in Euro einen Gesamtpreis von 28.93 €.

Cycle Chic: Handbag Carrier

Stefan Raab und die Helmfrage

Vorab: ich bin natürlich gegen eine Helmpflicht und habe selbst noch nie einen Helm getragen. Dennoch kann ich es akzeptieren, wenn andere für sich entscheiden, einen Helm zu tragen, weil sie zum Beispiel mit höheren Geschwindigkeiten unterwegs sind.

Am vergangenen Wochenende trat der Fernsehmoderator Stefan Raab in der Show „Schlag den Raab“ zu einem Mountainbikerennen an und stürzte. Bei dem Fahrradsturz erlitt Raab eine Gehirnerschütterung und einen Bruch des Jochbeins sowie der Kiefernhöhlenwand. In der Newsgroup de.rec.fahrrad wird der Sturz zum Anlass genommen, mit untauglichen Argumenten gegen Helme zu polemisieren. Es beginnt bereits mit der Überschrift: Stefan Raab stürzt trotz Helm. Als sei die Ursache des Unfalls darauf zurückzuführen, dass Raab einen Helm trug. Noch abstruser wird es im Text: Zitat: „Ohne den Helm wäre er vielleicht gar nicht so hart aufgeschlagen und ohne Gehirnerschütterung davon gekommen.“

de.rec.fahrrad: Stefan Raab stürzt trotz Helm

„Ich fahre auch bei Rot!“

Das österreichische Fahrradmagazin Velosophie hat in seiner neuesten Ausgabe ein Interview mit dem Wiener Verkehrsforscher Professor Ralf Risser gemacht. Velosophie sprach mit Risser über Klimawandel und Lebensqualität, das Rad als Verkehrsalternative und das Auto als erweiterten Körper.

Ihr Betätigungsfeld sind Verkehrspsychologie und Sozialwissenschaften. Im Normalfall geht man davon aus, dass Verkehr aus Regelwerken und Planungsschritten besteht, welche Rolle spielt da Psychologie?

Nun, Verkehr setzt sich daraus zusammen, was wir alle machen. Ohne dass wir uns in irgendeiner Form verhalten, gibt es keinen Verkehr. Technik und Infrastruktur würden ohne uns ja still stehen! Davon, wie wir uns bewegen, hängen die Auswirkungen von Verkehr ab, bezüglich Sicherheit, Umwelt, Lebensqualität. Sicherheitsprobleme entstehen dadurch, dass wir uns seltsam verhalten, und Umweltprobleme entstehen dadurch, dass wir seltsame Fortbewegungsarten wählen. 10% aller Autofahrten sind kürzer als ein Kilometer, das kann man in 10 Minuten gehen oder in 4 Minuten radeln. Da ist es ja absurd, ein Auto zu benutzen, vor allem wenn man an den Klimawandel denkt.

Ihr Ansatz kann uns erklären, warum Menschen so absurde Entscheidungen treffen?

Ich versuche, diese Erklärungen zu finden, das wissenschaftlich zu verstehen. Warum nutzen die Leute, obwohl sie wissen, dass man das Auto weniger verwenden soll, es selbst unverändert weiter? Hier findet man in wissenschaftlichen Befragungen viele Gründe vor und hört viele Entschuldigungen. Politiker sind gefragt, Maßnahmen zu setzen, damit gewisse schädliche Verhaltensweisen unterbunden werden.

Ist also die Wahl des Verkehrsmittels schon das erste Fehlverhalten im Verkehr?

Natürlich. Für die Umwelt wäre es sinnvoll, die Autoverwendung drastisch zu reduzieren, es nur bei Gelegenheiten zu nutzen, wo es unvermeidlich ist.

Worin liegt nun der psychische Reiz des Automobils? Wie stark ist die emotionale Bindung der Menschen zum Auto?

Das Auto hat das Potential in sich, es als Ware über zu bewerten. Es suggeriert magische Kräfte: Es gibt mir Geschwindigkeit, Kraft, Schönheit, Schutz, obwohl es Gefahr und Schaden für andere bedeutet. Es ist daher nicht erstaunlich, wenn Leute diesen Teil ihres Besitzstandes überschätzen. Man kann sagen, dass das Auto als erweiterter Körper betrachtet wird. Versuchen Sie folgendes: Wenn Sie ein Autofahrer im Straßenverkehr behindert, tapsen Sie mit der Hand auf die Motorhaube. Haben Sie das schon versucht und sich die Gesichter angesehen? Die Reaktion zeigt die Verbundenheit mit dem Gefährt: Das bin ich!

Wie verhalten sich nun aber Radfahrer im Verkehr? Welche Typologie von Fahrradnutzern würden Sie aufstellen?

Als unempirische persönliche Einschätzung: Neben den „gelassenen Alltagsradfahrern“, die gemäßigt und langsam fahren, die „flotten, aber freundlichen Alltagsradler“: Schnell unterwegs mit positiver Interaktion. Interessant ist die Gruppe der „Autofahrer auf dem Rad“, die andere Leute und nebeneinander fahrende Radler anklingeln, die bei Verzögerungen an der Ampel mit „Fahr weiter du Trottel!“ reagieren. Also mit den Unarten, die das Auto zu fördern scheint, durch die soziale Isolation im Auto, das fehlende Feedback, inexistente Meta-Kommunikation: Keine Möglichkeiten, sich zu entschuldigen.

Was ist dann dran am „Rad-Rowdie“, der medialen Klischeefigur schlechthin unter den Radlertypen?

Da handelt es sich um undifferenzierte Außenwahrnehmung. Ist jemand, der bei Rot über die Ampel fährt, ein Rowdie? Ich selbst fahre regelmäßig bei Rot – weil es Situationen gibt, wo ich bei Rot am sichersten bin! Bei Grün stellen zum Beispiel abbiegende Autos eine teuflische Gefahr dar, die bei Rot wegfällt. Wenn kein Querverkehr kommt, fahre ich. Da regen sich manche auf und ich bleibe auch manchmal stehen und erkläre: Ich kann mich nicht auf meine Sicherheit verlassen wenn’s grün ist. Ich fahre wenn ich fahren kann! Die Aussage, dass hauptsächlich so genannte Rad-Rowdies Fußgänger stören, wird natürlich von der Autofahrerfraktion liebend gern gehört, angesichts der Tatsache, welche Regeln von Auto Fahrenden nicht eingehalten werden. Dazu kommt das Bewusstsein der „Freien Fahrt für freie Bürger“ als angenommenes Recht darauf, dass mir die Gesellschaft eine Infrastruktur zur Verfügung stellt, wodurch ich überall hin mit dem Auto fahren kann.

Wie definieren Sie im Gegensatz dazu menschengerechten Verkehr, vor allem im städtischen Raum?

Autofrei. Prinzipiell als Regel Nr.1: Ohne Autos in innerstädtischen Bereichen. Darüber hinaus sollte der Verkehr auf wissenschaftlichen Fakten basierend entwickelt werden, Störungen zwischen Fuß- und Radverkehr vermieden werden. Was ja viel leichter ist, sobald nicht mehr soviel Platz für Autos verbraucht wird. In der Vergangenheit wurde in der Verkehrspolitik leider alles darauf ausgelegt, dass man ungehindert Auto fahren kann. Dieser Platz fehlt uns jetzt! Ganz zu schweigen vom ruhenden Verkehr. Irgendwo scheint geschrieben zu stehen: Das Auto ist das Maß aller Dinge. Das muss sich absolut ändern. Nicht nur wegen des Klimawandels, auch allgemein für unsere Lebensqualität!

Velosophie: Ich fahre auch bei Rot!
Homepage Ralf Risser

Fahrradfallen melden

Der Berliner ADFC will unter fahrradfallen.adfc-berlin.de Orte auf einer Karte darstellen, an denen Radfahrer sich besonders unsicher fühlen. Solche Orte können per e-Mail gemeldet werden, die Kontaktadresse ist auf der Seite zu finden. Noch sind keine Orte eingetragen, derzeit sieht man nur eine Deutschlandkarte. An Meldungen dürfte es allerdings nicht mangeln.

Macht Autos zu Fahrrädern

koebberling-kaltwasser-fahrrad.jpgDer Umgang mit (Umsonst-)Ressourcen im städtischen öffentlichen Raum ist das übergreifende Thema der Werke von Folke Köbberling und Martin Kaltwasser. Die beiden Künstler verwenden für ihre Arbeiten übrig gebliebenes Material von Baustellen, aus Abfallcontainern sowie Weggeworfenes. Im Projekt Autos zu Fahrrädern im Jahr 2008 in Graz stellten sie aus einem alten Kleinwagen zwei Fahrräder her. ORF-Autorin Maria Motter in einem Test des Fahrrads: „Es fühlt sich an, als seien einem die Stützräder des ersten Fahrrades weggenommen worden. Gar nicht so einfach, damit in Schwung zu kommen. Doch hat man einmal in die Pedale getreten, rollt das Fahrrad. Selbst Licht ist vorhanden. “
Folke Köbberling & Martin Kaltwasser
Österreichischer Rundfunk: Aus Autos werden Fahrräder

KETTENreAKTION: Atomkraft abschalten!

Am Sonnabend, den 24. April 2010, wird es unter dem Motto KETTENreAKTION: Atomkraft abschalten! eine große Aktions- und Menschenkette zwischen den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel und durch Hamburg geben. Viele Menschen werden auf circa 120 Kilometern ein starkes Zeichen für das Ende der Atomenergie und eine zukunftsfähige, ökologische Energiewende setzen. Der ADFC Hamburg unterstützt mit einer Radtour die Kette gegen Atomkraft. Auf idyllischen Schleichwegen (Öjendorfer See, Glinder Au, Bille) wird zum Treffpunkt an der B5 Bergedorfer Str./Langberg gefahren. Dort reihen sich die Radfahrer in die Menschenkette ein, die von 14.30–15.00 Uhr stehen soll. Um 15.00 Uhr Rückfahrt nach Wandsbek auf Schleichwegen über Havighorst. Später gleiche Strecke wie Hinfahrt. Insgesamt ca. 35 km. Wir fahren in gemütlichem Tempo. Die Teilnahme ist kostenfrei

Treffpunkt n Hamburg an der S-Wandsbek (R 10) um 11.45 Uhr.
ADFC fährt zur Anti-Atom-Kette am 24.04.2010
Anti-Atom-Kette.de

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Zwei Fahrradunfälle

Gestern gab es in Berlin zwei Fahrradunfälle.

Eine 73 Jahre alte Radfahrerin wurde in Berlin Britz auf dem Bürgersteig des Goldhähnchenweges angefahren, als ein Autofahrer rückwärts in die Hauseinfahrt fuhr.

Eine 21 Jahre alte Radfahrerin befuhr die Lichtenberger Möllendorfstraße in Richtung Gürtelstraße, überquerte dabei offenbar die Frankfurter Allee bei roter Ampel und wurde von einem Pkw erfasst.

Meldung 1 und Meldung 2 auf Berlin.de

Ein Rad für die Kanzlerin

Das ist das Rad, das die Nordrhein-Westfälische CDU der Kanzlerin auf dem Landesparteitag vor einer Woche überreicht hat. Es stammt von der Fahrradmanufaktur Quitman in Münster und wird Milchkannenrad genannt. Der klassische Rahmen aus handgelötetem Stahl wird von zwei Rahmenbauern aus Westfalen geliefert. Mit Shimano 8-Gang Rücktrittschaltung, handgenähten Ledergriffen und geräumigem Korb ist es perfekt ausgestattet für den nur drei Kilometer langen Weg Merkels von der Wohnung zum Dienstsitz. Vielleicht sehen wir ja die Kanzlerin bei schönem Wetter im Mai die Dorotheenstraße entlangzuckeln. Einen großen Werbeefffekt für das Radfahren in der Stadt hätte das auf jeden Fall.

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Fahrradmanufaktur Quitman

Radfahrerin #5: Ulrike, 56, Berlin-Moabit

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Was für Fahrräder fährst Du?

Ich habe ein ganz tolles Stadtrad, das ich mir mal mit einem Maßrahmen habe bauen lassen. Das habe ich seit 1992. Es sieht etwas oll aus, ich bin ja ein bißchen kleiner, fast wie ein mißratenes Kinder- Jugendrad, aber es ist sehr leicht und sehr schön. Mein Lieblingsrad ist mein Stadtflitzer, ein umgebauter Rennradrahmen, der auch auf dem Foto zu sehen ist. Und dann habe ich für meine Dienstfahrten, wenn ich unterwegs bin, ein Faltrad, ein Birdy.

Was bedeutet Dir Fahrradfahren?

Das Radfahren ist für mich die beste Möglichkeit von A nach B zu kommen. Es gibt viel Lebensqualität: Ich finde es super, dass ich mich bewege. Es tut einfach gut, ich bleibe fit und erlebe die Natur. Ich wohne eigentlich viel zu nah an der S-Bahn, leider. Aber früher musste ich sieben oder acht Kilometer fahren, ans Paul-Lincke-Ufer, gleich um die Ecke von der Radspannerei übrigens. Ich finde natürlich auch das Politische daran wichtig. Wenn einfach weniger Leute mit dem Auto führen, verbesserte sich die Lebensqualität für alle in der Stadt.

Wie benutzt Du Deine Räder? Wie sieht Dein Fahrrad-Alltag aus?

Ich wohne in einem ehemals besetzten Haus und da haben wir gute Fahrrad-Abstellanlagen, überdachte Parkplätze, sogar auf der Straße. Wir haben schon damals in den 80ern organisiert, dass wir anstelle eines Autoparkplatzes einen überdachten Fahrrad-Abstellplatz haben. Und sonst? Ich nehme das Fahrrad und fahre damit überall hin. Eigentlich immer.

Wie pflegst Du Deine Räder?

Oh, das ist peinlich! Ich schaffe es immerhin, die Kette in einem guten Zustand zu halten. Das kann ich nicht sehen, wenn die rostet. Wenn ich in der Firma sehe, dass die MitarbeiterInnen rostige Ketten fahren, dann sage ich „Ey, öle mal Deine Kette! Das geht so nicht, da geht ja alles kaputt“. Im Büro stehen immer kleine Fläschchen mit Kettenöl. Ansonsten pflege ich sie wenig sondern bringe sie einmal im Jahr zum Wintercheck in die Fahrradwerkstatt.

Was hat sich in den letzten Jahrzehnten für das Radfahren getan?

Ich habe 1980 in einem Fahrradladen angefangen und da waren wir ja die absoluten Exoten! Wir haben damals den ersten Fahrradatlas von Berlin gemacht. Es war völlig ungewöhnlich, dass Leute radfahren und wir wurden als sehr komisch angesehen, auch vom sozialen Status her. In den 80ern war ja auch ganz klar diese Feindschaft zwischen Autofahrern und Radfahrern gegeben. Jeder Autofahrer war ein Feind und umgekehrt jeder Radfahrer auch. Und da finde ich, hat sich viel getan. Das Radfahren ist doch zunehmend anerkannt. Man kann mit einem guten Fahrrad sogar Status haben. Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass es jetzt eher die besser qualifizierten Leute sind, die das Fahrrad benutzen und eher die weniger qualifizierten Leute das Auto noch als Statussymbol brauchen. Das ist ein Wandel, den ich gut finde.

Was sollte sich noch tun, um die Situation für das Radfahren zu verbessern?

Ganz viel! Ich glaube, dass dieser Wandel in der Gesellschaft gewiss bei vielen, vielen Entscheidern noch gar nicht angekommen ist. Das Potential, das im Radverkehr steckt, wird noch völlig unterschätzt! Wenn man bedenkt, dass 50% aller Autofahrten in Berlin unter 5 kilometern liegen, dann sieht man doch, was noch möglich ist. Und was in Berlin deutlich wird, und überall dort, wo es viel Radverkehr gibt, ist, dass die Inratsruktur überhaupt nicht ausreicht. Es gibt zwar Radwege, aber die sind oft viel zu schmal. Die Ampelphasen sind falsch eingestellt, und so weiter. Ich glaube, dass da ein Mentalitätswechsel stattfinden muss. Ich habe letztens den ehemaligen Bürgermeister von Kopenhagen getroffen und der hat viele Bilder gezeigt. Da dachte ich, die sind in Dänemark ja erheblich viel weiter. Andererseits verteidige ich oft den Berliner Senat. Ich mache ja im FahrRat mit und da wird schon einiges Gutes gemacht. Aber das ist alles noch so klein, klein, klein. Ich glaube, dass der Mentalitätswechsel bei den Entscheidungsträgern erst noch kommen muss.

Ulrike ist Geschäftsführerin der Velokonzept Saade GmbH, einem Fahrrad „Think-Tank“ in Berlin
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