Leicht reizbarer Radfahrer

Mit dem milden Wetter steigt die Zahl der Radfahrer und damit nehmen auch die Konflikte zu. Wie ein Streit um den engen Verkehrsraum nicht ausgehen sollte, zeigt das Video.

Riesen-LKW und Radverkehr

Seit Jahresbeginn läuft ein vom Bundesverkehrsministerium durchgesetzter Feldversuch zur Einführung von bis zu 25,25 Meter langen Lastzügen. Zur Zeit dürfen im europäischen grenzüberschreitenden Verkehr Lastwagen 16,5 Meter und Gespanne 18,75 Meter lang sein und höchstens 40 Tonnen wiegen. Die neuen Riesen-LKWs werden erheblich länger und bis zu 60 Tonnen schwer sein. Was bedeutet das für den Radverkehr?

Bekannt ist, dass bereits jetzt schwere Lastkraftwagen überproportional beteiligt sind an schweren Unfällen mit anderen Verkehrsteilnehmern. Sie haben einen Anteil von 3% an der EU-Fahrzeugflotte, sind aber zu 14% an schweren Verkehrsunfällen beteiligt. Der Europäische Radfahrerverband ECF befürchtet deshalb, dass durch die Einführung superlanger LKWs die Probleme für Radfahrer verschärft werden:

  • Das Problem des toten Winkels verstärkt sich.
  • Längere Fahrzeugen brauchen größere Wendekreise und deshalb mehr Verkehrsraum.
  • Bei Wendemanövern werden Bürgersteige und Fahrradspuren genutzt.
  • Wegen der erheblich größeren Masse der Fahrzeuge werden auch Unfälle gefährlicher.

ECF: EU Commission to Update Legislation on Megatrucks
No mega trucks in Europe!

Vorsätzliche Körperverletzung an Radfahrer: 17 Monate Haft für Busfahrer

Ein Busfahrer in Bristol in Großbritannien wurde zu 17 Monaten Haft verurteilt, weil er seinen Bus „wie eine Waffe“ verwendet hat und einen Radfahrer vorsätzlich umgefahren hat. Auf dem Video einer Überwachungskamera ist zu erkennen, wie der Busfahrer den Radfahrer zunächst in geringem Abstand verfolgt, dann nach rechts zieht, um im nächsten Augenblick wieder scharf nach links zu steuern und den Radfahrer Richtung Bürgersteig zu katapultieren.

Der Fahrradfahrer Phillip Mead überschlug sich nach der Kollision, brach sich ein Bein und das Handgelenk. Nach einem Krankenhausaufenthalt und mehreren Operationen sagte er: „Ich habe keinen Hass gegen ihn, ehrlich gesagt tut mir seine Familien leid.“ Der Busfahrer Hill entschuldigte sein Vorgehen und sprach von einem „Wahnsinnsanfall“. Er wurde nach zehn Jahren im Fahrdienst der Busgesellschaft entlassen.

[via Tim]

Update 1. März 2012:
Das ursprünglich in diesem Beitrag eingebundene Video wurde bei YouTube gelöscht.

Frankreich veröffentlicht ersten „Plan National Velo“

Das Verkehrsministerium in Frankreich hat Anfang 2012 einen ersten nationalen Radverkehrsplan veröffentlicht. Die wichtigsten Punkte des „Plan National Velo“ sind:

  • Anstieg des Radverkehrsanteils auf 10 Prozent bis 2020
  • Reiseziel Nr. 1 für Fahrradtouristen
  • Fahrradgaragenpflicht bei allen Neubauvorhaben
  • 50 Prozent mehr staatliche Gelder für den Bau von Radfernwegen abseits von Straßen (sog. Grüne Wege)
  • Einführung von Grünpfeilen (Rechtsabbiegen oder Geradeausfahrt exklusiv für Radfahrer) als Schild oder als Ampelsignal.
  • Förderung des Alltagsradverkehrs z. B. durch steuerliche Anreize
  • Imageförderung des Radverkehrs durch eine nationale Kommunikationsstrategie
  • Förderung des Umweltverbundes (Rad/ÖV) durch kombinierte Tickets (ÖV/Verleihsysteme)
  • Reduktion des Fahrraddiebstahls durch „bicycode“ (Kodierung durch Gravur)

Plan National Velo
[via]

Sperrpfosten auf Fahrradwegen

Mein Senf macht heute auf Sperrpfosten auf Fahrradwegen aufmerksam. Es geht um eine neue Fußgänger- und Radfahrerbrücke in Bad Oeynhausen, schön breit und ganz gut zu erreichen. Weil wohl schon mal jemand mit dem Auto drüber gefahren ist, stehen jetzt auf jeder Seite Pfosten mitten im Weg.

Auf englisch heißen die Metallstangen zynischerweise „safety posts“, für Radfahrer sind sie nicht selten gefährlich. Nach dem Bericht einer Forschungsgruppe an der Universität von Groningen verunglücken in den Niederlanden 12 Personen pro Jahr tödlich durch Unfälle mit Pfosten, die Zahl verletzter Radfahrer wird mit 12.000 pro Jahr angegeben. Insbesondere für ältere Radfahrer sind die Pfosten eine große Gefahr.

Sperrpfosten sind Verkehrseinrichtungen nach § 43 Abs. 1 StVO. Eine nähere Beschreibung, wie Sperrpfosten auszusehen haben, gibt es nicht, sie sollen lediglich gut sichtbar sein und es darf von ihnen keine Gefährung ausgehen. Meist sind sie rot-weiß gestreift, es gibt aber auch Sperrpfosten in Metallfarbe oder in Schwarz.

Mein Senf: Benutzungspflicht und unmarkierte Pfosten im Weg
Radio Nederlands Worldwide: Warning for cyclists: watch out for ‘safety’ posts

CDU-Stadtrat in Leipzig will die Fahrradsteuer einführen

Vor einigen Tagen hat der  Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) die Kommune in Leipzig aufgefordert, ihrer Pflicht zur Winterräumung der Radwege nachzukommen. Das wiederum brachte den CDU-Stadtrat Konrad Riedel auf die Palme. In einer Erklärung forderte er, die ADFC-Forderungsaktivisten sollten endlich selbst Verantwortung übernehmen für ihr Tun und Lassen. „Dazu gehört auch wie für Autofahrer, das Gefährt stehenzulassen, wenn die Verhältnisse kein gefahrloses Nutzen zulassen. Und die Radfahrer zahlen nicht mal wie Autofahrer Steuern in die öffentlichen Haushalte, mit denen ihre Forderungen überhaupt mal eine finanzielle Grundlage hätten.“

Die Konsequenz daraus ist für Riedel, endlich über eine Einführung der Fahrradsteuer nachzudenken. Das sei in in den vom ADFC als positiv dargestellten „ach so radfreundlichen Ländern und Städten“ durchaus Sitte.

ADFC Leipzig: Sicherheit für Radfahrende muss auch im Winter geboten sein
CDU Leipzig: ADFC-Forderungsaktivisten sollten endlich selbst Verantwortung übernehmen
[via de.rec.fahrrad]

Havelradweg erhält in den Niederlanden die Auszeichnung „Fietsroute des Jahres“

In den Niederlanden wurde der Havelradweg als Fahrradroute des Jahres 2012 gewählt. Die Auszeichnung wird anlässlich der am 11. und 12. Februar stattfindenden Rad- und Wanderwegmesse in Amsterdam verliehen. Der Havelradweg führt durch die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Er verbindet die Mecklenburger Seenplatte mit Berlin und Potsdam und führt weiter bis zur Havelmündung in die Elbe bei der Hansestadt Havelberg. Auf der ganzen Strecke fährt man an schönen Seen entlang, passiert zahlreiche, unverwechselbare Ortschaften und sieht reichlich Wälder und Naturschutzgebiete.

Fietsen.123: De Havelradweg Fietsroute van het Jaar 2012

Fahrraddieb gibt Geld für neues Schloss

Die gute Meldung des Tages kommt aus Buxtehude. Dort war am vergangenen Freitag einer 74-jährigen Frau das Fahrrad gestohlen worden. Gestern stand das Rad wieder vor der Haustür der Frau. An den Lenker hatte der Dieb eine Tüte mit 20 Euro und einem Zettel gehängt. Darauf entschuldigte sich der Fahrraddieb für seine Tat und gab die Empfehlung, für das Geld ein „ordentliches Bügelschloss“ zu kaufen. So werde der Fahrradklau künftig deutlich erschwert. Die Polizei in Buxtehude ermittelt trotz der netten Geste weiter wegen unbefugter Benutzung des Rades.
NWZ Online: Buxtehude: Fahrraddieb gibt Geld für neues Schloss

Fahrradfreundlichste Persönlichkeit des Jahres 2012 ist Wigald Boning

Vor einigen Wochen haben wir berichtet, dass die Auszeichnung „fahrradfreundlichste Persönlichkeit des Jahres“ nicht mehr vergeben wird. Das war wohl eine Falschmeldung, denn gerade wurde bekannt, dass in diesem Jahr der Comedian Wigald Boning diese Ehrung erhält.

Laut Fahrradportal ist Boning Moderator, Komiker, Musiker, Journalist, Buchautor und Extremsportler in Personalunion. Den Ausschlag für Boning gab nicht nur seine Fahrradbegeisterung, sondern auch sein Engagement für das Radfahren: So setzt er sich immer wieder für Fahrrad-Projekte ein oder radelt mit gutem Beispiel voran.

Die Preisverleihung des Deutschen Fahrradpreises findet am 23. Februar im Rahmen des AGFS-Radverkehrskongresses in Essen statt. Albert Herresthal vom VSF e.V. übergibt die Trophäe.

Preisträger der vergangenen Jahre waren Wolke Hegenbarth (2011), Jürgen Trittin (2010), Klaus Töpfer (2009), Leonard Lansink (2008), Holger Meyer (2007), Christian Ude (2006), Heike Götz (2005) und  Jochen Senf  (2004).

Der Deutsche Fahrradpreis – best for bike ist eine Initiative des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V. (AGFS) und des Zweirad-Industrie-Verbandes e.V. (ZIV). Als Hauptsponsor des Deutschen Fahrradpreises engagiert sich seit Jahren der Verbund Service und Fahrrad e.V. (VSF).

Deutscher Fahrradpreis

Niederlande Fahrradland Nummer 1

Laut einem Ranking der Technischen Universität von Sidney besitzt die Niederlande die geschätzt höchste Fahrraddichte der Welt. Auf einhundert Einwohner kommen im Schnitt 99,1 Fahrräder. In Dänemark liegt die entsprechende Zahl bei 80,1 % und in Deutschland bei 75,8%. Auf den weiteren Plätzen folgen Schweden (63,7%), Norwegen (60,7%) und Finnland (60,4%). Danach kommen Japan (56,9%), die Schweiz (48,8%), Belgien (48%) und schließlich China mit einer geschätzten Fahrraddichte von 37,3%.

Wenn man einen Blick auf den Anteil des Radverkehrs am Modal Split blickt, ergibt sich eine andere Reihenfolge. Auch hier liegen die Niederlande vorn mit 27% aller Fahrten. Die entsprechenden Zahlen werden für Dänemark mit 18% und für Deutschland mit 9% Radverkehrsanteil angegeben. In Japan fahren allerdings 15% aller Berufspendler mit dem Rad zur Arbeit.

Aus China sind keine genauen Angaben verfügbar. Es ist aber bekannt, dass in Shanghai jeden Tag 60% aller Fahrradbesitzer mit dem Velo zur Arbeit fahren. Shanghai verfügt über 9 Millionen Fahrräder bei einer Bevölkerung von 19 Millionen.

Fietsberaad: Nederland nog altijd fietsland nr. 1

Jagd auf Fahrraddiebe als Plot einer Webserie

„To Catch a Bike Thief“, „einen Fahrraddieb fangen“ heißt eine Netzserie, die zur Zeit in Vancouver, B.C. in Kanada abgedreht wird. Im gerade veröffentlichten Trailer zur Serie heißt es: „Schalte To Catch a Bike Thief ein, hier verwenden wir die neueste Technologie, um Fahrraddiebe zu ködern und zu verfolgen, um unsere mit GPS ausgestattenen Räder zurückzuerbeuten und die Diebe vor der Kamera mit dem Problem des Fahrraddiebstahls zu konfrontieren.“ Das Filmteam will mit der Serie das Bewusstsein für das Problem Fahrraddiebstahl schärfen, zu Diskussionen anregen und die Menschen wirksam vor Diebstahl schützen.

Die Jagd auf Fahraddiebe wird als Krimi inszeniert, Dunkelheit, wackelnde Kamera, halsbrecherische Verfolgungsfahrten, treibende Musik. Im Trailer und auf der Webseite wird nicht verraten, was mit den Fahrraddieben passiert, die dem Kamerateam auf den Leim gehen. Vielleicht erfahren wir das später, „the adventure begins April 2012“, dann soll der Pilotfilm der Serie ins Netz gehen.

To Catch a Bike Thief
[via]