Eine Runde durch Südtadschikistan
Was macht mensch mit noch ein paar Tagen bis zum Flug nach Riga: Natürlich Radfahren und nicht in Duschanbe langweilen. Von Duschanbe startete ich ohne Begleitung anderer Radreisender in den Süden von Tadschikistan. Dies war zunächst sehr ungewohnt, doch egal wo ich hielt, lange alleine war ich nie.
Zunächst durchfuhr ich eine grasbewachsene Hügellandschaft. An den Füssen der Hügel wurde meist Ackerbau betrieben.
Der letzte Pass stand bevor: ein 1500der. Die Straße über den Pass hatte ich für mich alleine, da ein neuer Tunnel den Verkehr durch den Berg leitet. Ein Blick auf einen wunderschönen See öffnete sich auf der kurzen Abfahrt. Hier konnte ich bei einer sehr netten Familie übernachten.
Nach einigem hin und her Überlegen habe ich mich entschieden auf diesem Blog über eine sehr unschöne Situation zu berichten. An einem klaren Fluss wollte ich übernachten. Ich fragte die Besitzer eines nahegelegenen Restaurants, ob es ein Problem sei. Nach über 40°C tagsüber ging ich eine Runde schwimmen, bevor ich mich an einem von getrocknetem Bambus umrundeten, sichtgeschützten Platz legte. Auf Grund der Temperaturen baute ich das Zelt nicht auf. Ich trug Ohrstöpsel, um nicht vom Hundegebell wach zu bleiben. Mitten in der Nacht schreckte ich auf, mich berührte etwas. Ein betrunkener Mann lag neben mir, versuchte mich zu umarmen. Heftig stieß ich in weg, rannte zu Häuser auf der anderen Straßenseite. Die Situation endete natürlich mit einem nächtlichen Umzug und kaum Schlaf.
Um kurz nach fünf saß ich bereits wieder auf dem Rad, eine Bergkette stand an.
Mich verblüffte der schnelle landschaftliche Wandel. Die Täler sind überzogen von grünen Wassermelonenplantagen oder Sommerblumenfeldern. Bewässert werde diese durch den Grenzstrom zu Afghanistan. Doch mit der ersten Serpentine wurde es staubtrocken, unter vereinzelten Bäumen konnte ich Schatten finden. Pünktlich zur Siesta hatte ich die Abfahrt geschafft und fand ein nettes Schattenplätzchen.
Erneut wurde ich eingeladen. Magenprobleme verhinderten eine Weiterfahrt, die Familie wollte mir helfen. Ich sollte mich auf in Wasser eingeweichte Blätter legen, mit welchen ich anschließend zugedeckt wurde. Da ich niemanden vor den Kopf stoßen wollte, tat ich dieses ohne an eine Genesung zu glauben. Die Situation fand ihren Klimax, als die ältere Frau anfing zu betten!
Riga – Berlin
Bereits aus dem Flugzeug konnte ich große Wälder, Seen und Flüsse sehen. Das erste Einatmen der nach Gras riechenden Luft war super. Das Rad hat den Flug ohne Beschädigungen gut überstanden, so konnte gleich losgestartet werden. Eine nagelneue Asphaltstraße, das Rad flog. Die Lust, die Stadt Riga zu besuchen, war verflogen. Ich wollte nach Berlin, so schnell wie möglich, endlich Freund_innen wiedersehen. Viele Kilometer wurden täglich runtergefahren. Das alleine Zelten und Unterwegssein wurde mir von Tag zu Tag langweiliger, auch wenn die vielen Seen und die Hügellandschaft reizten. Die letzten guten 600 Kilometer legte ich schließlich mit dem Zug zurück.
Vom Radfahren habe ich immer noch nicht genug! Ihr hört von mir.