Mit einer Bundesratsinitiative will die Hansestadt Hamburg dafür sorgen, dass in der Bundesrepublik eine Helmpflicht für minderjährige Radfahrer eingeführt wird. Ein entsprechender Antrag wurde von der CDU-Bürgerschaftsfraktion gestellt. Die allein regierende SPD signalisierte bereits ihre Zustimmung. Innensenator Michael Neumann (SPD): „Für Kinder befürworte ich die generelle Helmpflicht uneingeschränkt. Bei Jugendlichen ab 14 Jahren bin ich nicht festgelegt und würde gerne die Beratungen der Bürgerschaft abwarten“. Über die Initiative soll bereits am 25. Januar in der Bürgerschaft abgestimmt werden.
Laut Hamburger Abendblatt sagte der Initiator des Antrags, Klaus-Peter Hesse (CDU), die geplante Helmpflicht solle „den Schutz von Kindern und jugendlichen Radfahrern im Straßenverkehr verbessern“. Es sei die Aufgabe der Politik, „wie beim Autoverkehr oder bei Motorrädern auch über angemessenen Selbstschutz von Radfahrern als Verkehrsteilnehmer nachzudenken“.
Der Verkehrsforscher Martin Randelhoff hat sich in einem Artikel mit der Forderung der „großen Hamburger Koalition“ befasst. Randelhoff vergleicht die Zahlen der in den Jahren 2009 und 2010 im Straßenverkehr umgekommenen Kinder: „Von den im Jahr 2010 getöteten Kindern verloren 49 und damit fast die Hälfte der Kinder als Mitfahrer in einem Pkw ihr Leben. Mehr als jedes vierte getötete Kind (27%) war zu Fuß, 19% waren auf einem Fahrrad unterwegs, als der Unfall passierte. Gegenüber dem Vorjahr sind vor allem mehr Kinder in einem Auto zu Tode gekommen (+ 32%), davon betroffen waren vor allem die jüngeren Kinder bis neun Jahre (+ 67%). Aber auch als Fußgänger starben mehr Kinder als im Jahr 2009 (+ 22%). Dagegen verunglückten weniger Kinder als im Jahr 2009 mit ihren Fahrrädern tödlich (– 17%).“
Randelhoff kommt zu dem Schluss, dass 19 Kinder und Jugendliche noch leben würden, wenn ein Fahrradhelm alle Kinder und Jugendlichen, die durch einen Verkehrsunfall getötet wurden, zuverlässig geschützt hätte. Im besten Falle würden 29 Kinder und Jugendliche aufgrund der Radhelmpflicht noch am Leben sein, wobei die Zahl 0 bei Verkehrstoten immer das Ziel ist, das jedoch kaum oder gar nicht erreicht werden kann.
Da die Zahl radfahrender Kinder nach der Einführung einer Fahrradhelmpflicht sinkt, stellt sich Randelhoff in seinem Fazit folgende Frage: „Ist es richtig, den Tod von 29 Kindern im Jahr 2010 möglicherweise verhindert zu haben, gleichzeitig aber die sportliche Aktivität einer ungleich großen Zahl von Kindern zu senken und somit andere gesundheitlichen Risiken hervorzurufen?“
Zukunft Mobilität: Bundesratsinitiative: SPD und CDU wollen Radhelmpflicht für Kinder