Vélib feiert Einjähriges

Vor einem Jahr tauchten die ersten mausgrauen Mieträder mit dem putzigen Namen Vélib in den Straßen von Paris auf. Inzwischen sind sie aus dem Straßenbild der französischen Hauptstadt nicht mehr wegzudenken. Der Begriff Vélib ist sogar als Verb in die französische Sprache eingegangen; man velebiert statt mit der Metro zu fahren.

Das Verleih-System ist simpel: Der Pariser Radfahrer zahlt eine Jahresgebühr von 30 Euro oder einen Euro pro Tag für einen kürzeren Zeitraum. Dafür darf man ein Vélib eine halbe Stunde gratis fahren. Man kann die Räder an einer der vielen automatischen  Verleihstationen ausleihen und an einer beliiebigen anderen Station zurückgeben. Die kurze kostenlose Verleihfrist von dreißig Minuten bringt die Radler dazu, das Vélib auch nur für die eigentlichen Fahrt und nicht etwa für einen ganzen Tag zu entleihen. Das sorgt für eine hohe Verleihrate und für ein ausreichenedes Fahrradangebot an den Vélib-Servicepunkten. In den ersten zwölf Monaten sind insgesamt 24 Millionen Ausleihvorgänge registriert worden, jeden Tag setzen sich etwa 120 000 Einheimische, Geschäftsleute oder Touristen auf eines der 16 500 Velib-Velos.

Schattenseiten? Auch die gibt es. So sind bereits drei Vélib-Fahrer ums Leben gekommen. Knapp dreißig Pozent der Räder wurden duch Vandalismus beschädigt oder zerstört, sodass der Reparaturaufwand beträchtlich ist. Die zweite Generation der Vélibs ist deshalb deutlich solider und „unzerstörbarer“ gebaut. Aber das alles ändert nichts an dem großartigen Erfolg des Pariser Fahrradverleihs. Am Ende der Tour de France wird das Vélib-System einen besonderen Triumph erleben. Kurz vor den Rennfahreren soll eine Vélib-Staffel über die Champs Élysées fahren.

Rahmennummern gegen Fahrraddiebstahl

In den Niederlanden werden Jahr für Jahr eine dreiviertel Million Räder gestohlen. Um den Fahrraddiebstahl zu erschweren, sollen alle neuen Fahrräder eine eindeutige Rahmennummer erhalten. Die neue Standard-Notation sieht zwei Buchstaben gefolgt von sieben Ziffern vor. Ein Beispiel: ein Batavus-Fahrrad könnte die Rahmennummer BA1234567 tragen .

Die Vereinbarung zur Rahmenkennzeichnung wurde zwischen dem Innenminister und der holländischen Fahrradindustrie geschlossen und betrifft alle in den Niederlanden hergestellten Räder. Ob die ausländischen Fahrradhersteller mitziehen, ist noch nicht klar.

Fietsnieuws: Verplicht framenummer op nieuwe fiets

Tankst du noch oder fährst du schon?

VSF Plakataktion RadfahrenEs gibt viele Argumente, die für den Radverkehr sprechen, aber erst die Rekordpreise an den Tankstellen bringen auch eingefleischte Autofahrer ernsthaft ins Grübeln. Bei der Sensibilisierung breiter Bevölkerungsschichten setzt die Plakataktion des Verbundes Selbstverwalteter Fahrradbetriebe (VSF) an: Tankst du noch? Oder fährst du schon? ist die Headline einer Plakatserie, mit der der VSF die Gunst der Stunde für mehr Radverkehr nutzen will.

via: Fahrradportal
Foto: VSF

Sportsfreund Lötsch

Sportsfreund LötschDer Dokumentarfilm Sportsfreund Lötsch erzählt die Geschichte des Ausnahmeradfahrers Wolfgang Lötsch, genannt Der Lange. Bereits im Alter von 12 Jahren gewann er Spartakiaden und Radsportmeisterschaften in der DDR. Wegen seiner Weigerung, in die SED einzutreten und weil er den Kontakt zum im Westen lebenden Familienmitgliedern nicht abbrechen wollte, wurde Lötsch als Zwanzigjähriger von der Stasi verfolgt und an der Ausübung seines Sports gehindert. Lötsch wurde aus dem staatlichen Förderungssytem ausgeschlossen und durfte nur innerhalb der Betriebssportgemeinschaft Motor Ascota Karl-Marx-Stadt an bestimmten Rennen innerhalb der DDR teilnehmen. Wichtige internationale Rennen wie die Friedensfahrt oder die Straßenrad-WM blieben ihm dagegen versperrt. Das Jahrhunderttalent Lötsch blieb dem Radsport verbunden und arbeitet heute als Mechaniker beim Team Milram. Die Dokumentaion Sportsfreund Lötsch kommt ab dem 17. Juli in die Kinos.
MFA-Film: Sportsfreund Lötsch
Wikipedia: Wolfgang Lötsch
ZEIT: Aus der Spur
Foto: MFA-Film

Helmpflicht für Kids in Litauen

Die folgende Meldung passt gut zur Diskussion des letzten Beitrags: Die Regierung Litauens hat die Helmpflicht für alle Personen unter 18 Jahren ab dem 1. Juli 2008 beschlossen. Für Erwachsene ist ein Helm keine Pflicht, wird aber ausdrücklich empfohlen. Ob so ein Gesetz wohl dazu beiträgt, dass der Anteil der Radfahrer in Litauen erhöht wird?
Quelle: ELTIS: Cycling helmets obligatory for – 18 year olds in Lithuania

Europamesse für handgemachte Räder

Die North American Handmade Bicycle Show (abgekürzt NAHBS) ist eine Erfolgsgeschichte. 2003 wurde sie zum ersten Mal durchgeführt, seither steigen von Jahr zu Jahr zu Aussteller- und Besucherzahlen. Nun soll versucht werden, auch in Europa eine Messe für handgemachte Fahrräder zu installieren. Die European Handmade Bicycle Exhibition (EHBE) wird vom 8. bis zum 10. Mai 2009 in Schwäbisch Gmünd durchgeführt. Vielleicht hat die EHBE einen ähnlich positiven Effekt für die europäische Rahmenbauerszene wie es die NAHBS für die amerikanische hatte.
BikeBiz: Europe gets a ‚NAHBS‘
NAHBS 2009

Cargo-Cruiser

In der letzten Woche wurde vor dem Roten Rathaus der Prototyp eines Lastenfahrrads mit Elektrounterstützung vorgestellt. Der Cargo-Cruiser wurde entwickelt von der Berliner Firma Dreiradbau und kann reguläre Europaletten oder Stückgüter bis zu einem Gewicht von 250 Kilogramm transportieren. Fahrerplatz und Lastenaufnahme des Cargo-Cruisers sind vollverkleidet, sodass das Transportfahrrad auch bei ungünstigen Witterungsverhältnissen genutzt werden kann. Der E-Motor unterstützt den Lastenradfahrer bei der Anfahrt und am Berg. Sobald das Elektro-Lastenrad eine Geschwindigkeit von 24 Kilometern pro Stunde erreicht hat, schaltet sich der Elektroantrieb ab.

Interessant ist, dass das Fahrzeug rechtlich als Fahrrad betrachtet wird und deshalb auf der Radspur am Stau vorbeifahren darf. Da der Cargo-Cruiser mit seinen (geschätzten) einen Meter zwanzig Zentimetern Breite auch relativ schmal ist, wird er auch dort hinkommen, wo andere Fahrzeuge alt aussehen.

Cargo-Cruiser

Benno Koch: „Das Konzept des Cargo-Cruisers passt emissionsfrei und wirtschaftlich sinnvoll bestens in die Radverkehrsstrategie Berlins, in den Nationalen Radverkehrsplan der Bundesregierung und in die Verkehrskonzepte der anderen Metropolen Europas“.

Der erste Prototyp des Cargo-Cruisers hat einen Praxistest von 10.000 Kilometern erfolgreich bestanden, ein zweites Fahrzeug wird bald hinzukommen. Olaf Lange, Hersteller des Elektrolastenrades: „Wir haben schon eine Bestellung aus den Niederlanden, wo eine Gemeinde die Müllentsorgung umweltfreundlich mit dem Cruiser abwickeln will. Und selbst aus New York gibt es Anfragen.“

Dreiradbau
Benno Koch: 1. Cargo-Cruiser mit 250 kg CO2-frei durch die Umweltzone
Foto: Benno Koch

Klassisches Rennrad gesucht? Kona „Honky-Tonk“ gefunden!

mini-honky-tonk.jpg

Lange, lange haben wir warten müssen, aber jetzt ist er da! Die ersten Fahrversuche ergeben ein ähnliches Gefühl wie auf dem „Paddy Wagon“, dem Singlesspeed-Rennrad von Kona. Ein stamm-sportliches, aber trotzdem Stahlrahmen-typisch komfortables Fahrverhalten, auch das Kopfsteinpflaster vor unserem Laden ist keine Tortur. Die Maße sind überwiegend typisch Rennrad: Hinterbaubreite 130 mm, Schaltsockel am Unterrohr, und ein Sattelstützmaß von 27,2 mm. Die Maximale Reifenbreite ohne Schutzbleche liegt bei 32 mm, mit Schutzblechen bei 28 mm. Der Rahmen hat Ösen für Gepäckträger und Schutzbleche, sowie ein sehr schönes gemufftes Ausfallende für Kettenschaltungen und natürlich die typische, gerade Kona-Gabel mit geschmiedetem Gabelkopf.

Die CDU und das Fahrrad

Johannes Hampel ist der Sprecher der ADFC-Stadtteilgruppe Kreuzberg und aktives Mitglied im CDU-Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg. Hampel möchte den Stinkefinger im Straßenverkehr verbannen und will mehr Mitmenschlichkeit im Umgang zwischen Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern. Er freut sich über das Grundsatzpapier der CDU zur Klima- und Umweltpolitik, in dem es heißt: „Das Fahrrad spielt als umweltfreundliches Verkehrsmittel eine Schlüsselrolle.“ Und er behauptet, dass die CDU nicht erst heute das Fahrrad entdeckt sondern bereits früher erfolgreiche Fahrradpolitik betrieben hat.
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Mit dem Fahrrad zu fremden Pools

In Großbritannien kommt es in Mode, nachts in fremden Pools Badeparties zu feiern. Die Kids suchen zunächst ein geeignetes privates Swimmingpool bei Google Maps, beobachten den Eigentümer und finden heraus, wann er nicht zu Hause ist und organisieren schließlich über eine Communty den illegalen Badespaß. Wenn die Veranstalter falsch informiert haben, kommt es manchmal zu unliebsamen Überraschungen: „Zum einen für die Besitzer, die mitten in der Nacht von wildem Partylärm geweckt werden, zum anderen für die Badegäste, die sich in solchen Situationen sehr überstürzt aus dem Staub machen müssen. Nicht ohne Grund heißt es in den Einladungen üblicherweise bring your bike, also bring dein Fahrrad mit. So soll für eine schnelle Flucht vorgesorgt werden.“
SpOn: Feierwütige Briten stürmen fremde Pools – nach Google-Recherche

Der tote Winkel im Kopf

Toter WinkelViel zu häufig erlebe ich Auto- und Lastwagenfahrer, die mit forschem Schwung und ohne Schulterblick nach rechts abbiegen. Ihrer ganzen Fahrweise merkt man an, dass solche Fahrer überhaupt nicht mit Radfahrern oder Fußgängern rechnen, die den Abbiegeweg kreuzen könnten.

Diesen toten Winkel im Kopf der Autofahrer will eine Kampagne in Kopenhagen bekämpfen. An markanten Stellen in der Stadt sind rote Punkte auf die Straße geklebt, die auf den toten Winkel hinweisen.

Da Unfälle im Zusammenhang mit dem toten Winkel besonders häufig von großen Lastkraftwagen verursacht werden, wird in Dänemark auch die Forderung lauter, LKWs ab einer gewissen Größe in den Innenstädten zu verbieten.

Copenhagenize: Various Things
Artikel auf dänisch zur Tote-Winkel-Aktion
Photo: Copenhagenize

Spritkosten sorgen für verstärkte Fahrradnutzung

Die hohen Preise an den Tankstellen regen offenbar immer mehr Menschen dazu an, häufiger das Fahrrad zu nutzen. Für 2008 kündigt sich ein großes Plus bei den Fahrradverkäufen an, hat jetzt eine Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ergeben.

„Die Stimmung geht eindeutig in Richtung Fahrrad. Langfristig erwarten wir auf jeden Fall ein deutliches Plus bei den verkauften Rädern“, sagt Albert Herresthal vom Verbund Selbstverwalteter Fahrradbetriebe e. V. (VSF).

Kein Wunder: Allein für Sprit geben die Bundesbürger im Laufe ihres Lebens rund 80.000 Euro aus – Tendenz steigend. „Mit dem Fahrrad koppelt man sich in vielen Bereichen von der Rohstoff-Preisspirale ab“, sagt Karsten Hübener, Bundesvorsitzender des ADFC. Im Schnitt geben die Deutschen laut ZIV 368 Euro für ein Rad aus.

Ganze Pressemeldung des ADFC: Mit dem Fahrrad aus der Kostenfalle
Grafik: Treehugger

Die Fahrradpolizei von Lippstadt

Im Deutschlandfunk konnte man gestern folgendes kurze Audiofeature hören. Es geht um vier Polizisten In Lippstadt, die seit Anfang Mai Radfahrer anhalten, um Fahrraddiebstähle aufzuklären. Verdächtig macht sich, wer zwischen 12 und 25 Jahre alt ist und ein hochwertiges Fahrrad fährt.
DLF: Die Fahrradpolizei von Lippstadt (ca. 3,5 Minuten)
via: de.rec.fahrrad

Sommerstraßen in New York

An drei Sonnabenden im August soll in New York eine elf Kilometer lange autofreie Schneise durch Manhattan geschlagen werden. Dann kann dort nach Herzenslust geskatet, spaziert, gejoggt und geradelt werden. Mit der Aktion „Summer Streets“ am 9., am 16. und 23. August soll die Stadt attraktiv für Flanierer werden, wie der Bürgermeister Bloomberg gestern in Anwesenheit von Lance Armstrong verkündete. „Wir erwarten, dass Hunderte oder Tausende New Yorker und Besucher der Stadt davon profitieren werden, wenn die Straßen zeitweise der Erholung der Menschen dienen“, sagte Bloomberg. New York kopiert mit dieser Aktion Städte wie Paris oder Bogotá, die ebenfalls im Sommer ganze Straßenabschnitte zeitweilig autofrei machen.
Streetsblog: Bloomberg, Sadik-Khan and Friends Unveil “Summer Streets”
SpOn: New York macht Straßen frei für Freizeitsportler