Wieviel investiert Berlin in den Radverkehr?

Immer, wenn Staatssekretär Gaebler vom Verkehrssenat vor eine Kamera tritt und zum Fahrradverkehr befragt wird, betont er, dass Berlin radverkehrstechnisch auf gutem Weg sei. Es sei zwar richtig, dass die Stadt in vergangenen Jahren nicht immer alle Mittel für die Radverkehrsinfrastruktur abgerufen habe, aber Berlin hole auf und investiere von Jahr zu Jahr mehr Mittel für die Radfahrer. Der Piraten-Abgeordnete Andreas Baum fragte nach und wollte wissen, wieviel Geld für den Radverkehr tatsächlich abgerufen werden.

Die Mittel für den Radverkehr sind in unterschiedlichen Haushaltstiteln versteckt. Im Haushaltstitel „Verbesserung der Infrastruktur für den Radverkehr“ (EP 12, Kap. 1270, Titel 72016) wurden folgende Mittel in den letzten Jahren verbaut. Für das aktuelle Jahr 2015 ist zu bedenken, dass nur die bis zum Stand 31.07.2015 tasächlich abgerufenene Mittel in die Zahlen einfließen.

Jahr Haushaltsansatz kassenwirksam abgerufen in Prozent
2010 3.000.000,00 € 3.563.683,30 € 119 %
2011 3.000.000,00 € 2.240.433,44 € 75 %
2012 3.500.000,00 € 2.517.767,97 € 72 %
2013 3.500.000,00 € 2.893.814,39 € 82 %
2014 4.000.000,00 € 2.087.617,80 € 52 %
2015 4.000.000,00 € 935.833,50 € 23 %

Im Haushaltstitel „Unterhaltung von Radwegen“ (EP 12, Kap. 1270, Titel 52108) wurden in den letzten Jahren durchgehend zwei Millionen Euro für den Unterhalt von Radverkehrsanlagen bereit gestellt. Auch hier gilt der Stichtag 31.7. für das Jahr 2015. Abgerufen wurden folgende Summen:

Jahr Haushaltsansatz kassenwirksam abgerufen in Prozent
       
2010 2.000.000,00 € 1.703.388,27 € 85 %
2011 2.000.000,00 € 2.504.001,50 € 125 %
2012 2.000.000,00 € 1.828.046,66 € 91 %
2013 2.000.000,00 € 1.930.569.45 € 97 %
2014 2.000.000,00 € 1.537.246,74 € 77 %
2015 2.000.000,00 € 690.088,01 € 34 %

Geld war auch im Haushaltstitel „Maßnahmen zur Förderung des Leihfahrradsystems“ (Einzelplan 12, Kapitel 1270, Titel 68353) versteckt. Hier wurden die Mittel in Höhe von etwa einer Million Euro pro Jahr komplett ausgegeben, sprich, mit diesen Mitteln wurde der Leihradanbieter Call a Bike aus dem Landeshaushalt unterstützt.

Und schließlich wurden auch die BVG und die Berliner S-Bahn vom Senat gefördert, um Fahrradabstellanlagen zu bauen. Die Summen dafür beliefen sich im niedrigen sechsstelligen Bereich und wurden in allen Jahren vollständig ausgegeben.

Für das Modellprojekt „Ebike-Pendeln“ hat das Land ebenfalls Mittel in den Jahren 2014 und 2015 ausgegeben. Diese Gelder waren im Haushaltstitel 54059 (Kapitel 1270) versteckt und beliefen sich auf eine Gesamtsumme von 866.793,50 €.

Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Andreas Baum: Wie viel investiert Berlin in den Radverkehr I: Mittel des Landes Berlin und der Bezirke
Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Andreas Baum: Wie viel investiert Berlin in den Radverkehr II: EU- und Bundesmittel

Kieztouren durch Berliner Bezirke

Bereits seit mehreren Jahren bietet der ADFC lockere Fahrradtouren durch den Kiez für Neuberliner und Leute an, die sich für ihr Wohnumfeld interessieren. Auch in diesem Sommer finden die von den ADFC-Stadtteilgruppen organisierten Kieztouren statt und zwar am Sonntag, dem 30. August ab 14:00 Uhr. Dabei sind diesmal 12 Bezirke:

Charlottenburg-Wilmersdorf: Otto-Suhr-Allee 100
Friedrichshain-Kreuzberg: Frankfurter Tor, Platz vor “Humana”
Lichtenberg: Rathaus Lichtenberg, Möllendorffstr. 6
Marzahn-Hellersdorf: Rathaus Hellersdorf, Alice-Salomon-Platz 3
Mitte: Rathaus Tiergarten, Mathilde-Jacob-Platz 1
Neukölln: Rathaus Neukölln, Karl-Marx-Str. 83
Pankow: Rathaus Pankow, Breite Str. 24A-26
Schöneberg: Rathaus Schöneberg, Eingang Freiherr-vom-Stein-Straße
Steglitz-Zehlendorf: Rathaus Licherfelde, Goethestr. 9-11
Tempelhof: Rathaus Tempelhof, Tempelhofer Damm 165
Treptow-Köpenick: Rathaus Köpenick, Alt-Köpenick 21
Reinickendorf: Rathaus Reinickendorf, Eichborndamm 215-239

ADFC-Mitglieder führen in gemütlichem Tempo zu Orten, die versteckt, skurril, historisch oder einfach „ein Muss” sind. Von den Bezirksrathäusern aus werden 20 – 25 km hauptsächlich auf Nebenrouten geradelt. Es können Kontakte geknüpft werden, die am Ende der Tour bei einem Glas Wasser, Radler oder Wein vertieft werden können. Und die Bezirke bzw. Stadtteile erschließen sich von ihrer fahrradfreundlichen – und damit oft von ihrer schönsten – Seite.

Die Teilnahme an den Radtouren ist kostenfrei; eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Details erfahren Sie bei den Stadtteilgruppensprecher/innen.

Jeder kann erleben, dass Radfahren Spaß macht, die Gesundheit fördert und man dabei ganz einfach einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz sowie gegen die Schadstoff- und Lärmbelastung in der Stadt leistet.

ADFC Berlin: Kieztouren im Sommer 2015

Erinnerung an den Tod einer Radfahrerin

Heute vor einem Jahr starb an der Kreuzung Karl-Marx-Allee und Straße der Pariser Commune eine 39-jährige Radfahrerin, nachdem sie von einem rechtsabbiegenden LKW erfasst worden war. Heute erinnert das weiße Fahrrad, das vom ADFC als Mahnung aufgestellt wurde, an diesen Tag, an dem die Frau aus dem Leben gerissen wurde. Im Blog „Das Nuf“ wird der Person gedacht, die hinter der abstrakten Meldung „Radfahrein, 39, getötet bei Verkehrsunfall“ steht.

Das Nuf: 6. August 2015

Freitag, 31. Juli: Critical Mass

Die Juli-CM war in den vergangenen Jahren immer ein wenig schwächer als die Critical Mass des Vormonats, im Juli ist eben eine Ferien-CM. Dafür lässt es sich besonders entspannt fahren. Los geht es am Freitag wie immer von den beiden Kreuzberger Treffpunkten Heinrichplatz und Mariannenplatz. Anders als im Vorjahr scheint an diesem Freitag das Wetter mitzuspielen.

Bereits vor der Critical Mass laden die Berliner Cargo Bike Fans zum Chillen und Grillen auf dem Tempelhofer Feld ein. Danach geht es in einer fetten Lastenfahrradparade zur Critical Mass am Heinrichplatz.

Cargo Bike Fans Berlin bei Facebook

Natürlich werden auch wieder mitRadgelegenheiten zur CM angeboten. Aus allen Himmelsrichtungen kann man sich an mehr einem Dutzend Treffpunkten anderen auf dem Weg nach Kreuzberg anschließen und schon mal den CM-Modus üben.

mitRADgelegenheit bei Facebook

Sonnabend, 25. Juli: Berliner Fahrradmarkt

Nach nur drei Terminen hat sich der Berliner Fahrradmarkt jeweils am letzten Sonnabend des Monats etabliert. Der Flohmarkt rund ums Thema Fahrrad, Recycling und urbane Mobilität in der Waldemarstraße in Kreuzberg zieht immer mehr Leute an, die Fahrräder mögen. Hier können Gebrauchtfahrräder von privat an privat verkauft werden, es gibt eine Tauschbörse für Kinderfahrräder, vielleicht repariert dir jemand dein kaputtes Rad gegen Spende oder du nimmst an einem Workshop teil.

Berliner Fahrradmarkt
Zeit: Jeden letzten Sonnabend im Monat ab 9:00 Uhr
Ort: Civili-Park, Waldemarstraße 54, Kreuzberg

Berliner Fahrradstaffel der Polizei kassiert Radfahrer ab

Am 16. Juli 2014 schickte die Berliner Polizei die ersten Beamten auf Fahrrädern auf Streife. Nach knapp einem Jahr sieht die Bilanz für die Polizei sehr gut aus.

Auf der Ausgabenseite stehen Kosten in Höhe von 88.000 Euro für Fahrräder, Pedelecs und Bekleidung sowie für die laufenden Kosten (z.B. zusätzliche Winterbekleidung, Übergangsunterwäsche, Fahrradersatzteile).

Auf der Einnahmenseite der Fahrradstaffel stehen die Erlöse durch Verwarn- oder Bußgelder. Gegen Radfahrer wurden 5.474 Verwarnungen ausgesprochen und Bußgelder verhängt. Die Gesamteinnahmen durch Buß- und Verwarnungsgelder gegen Radfahrer belaufen sich auf 328.269,20 Euro, davon allein circa 270.000,00 Euro wegen des Überfahrens von roten Ampeln in etwa 3.200 Fällen. Manch andere Verkehrsverstöße von Radfahrern werden dagegen von der Fahrradstaffel komplett ignoriert. So wurden lediglich zwei Bußgelder wegen des Fahrens auf Radverkehrsanlagen entgegen der Fahrtrichtung ausgesprochen, eine im Januar 2015 und eine weitere im März diesen Jahres.

Zu den Aufgaben der Fahrradstaffel gehört es auch, Kraftfahrer wegen des Haltens oder Parkens in zweiter Reihe, auf Radwegen, Radfahr- oder Schutzstreifen sowie Busspuren zu überwachen. Die Polizei erzielte durch Buß- und Verwarngelder aus diesen Delikten eine Gesamteinnahme von 25.484,17 Euro. Hinzu kommen 6.611,17 Euro aus Verwarnungen gegen Kraftfahrer wegen Fehler beim Abbiegen und 252,77 Euro wegen der Nichtgewährung der Vorfahrt. Somit belaufen sich die Einnahmen gegen Kraftfahrer auf eine Gesamtsumme von 32.348,11 Euro.

Senatsverwaltung für Inneres: Antwort auf die Schriftliche Anfrage Nr. 17/16457 – Bilanz nach einem Jahr Fahrradstaffel Teil 1
Senatsverwaltung für Inneres: Antwort auf die Schriftliche Anfrage Nr. 17/16458 – Bilanz nach einem Jahr Fahrradstaffel Teil 2

Freitag, 26. Juni: Fahrraddemonstration gegen Folter

Nägel ausreißen, Stromschläge, Prügel, Knochen brechen – in 131 Staaten wird gefoltert.

Amnesty International ruft auf zu einer Demo am 26. Juni auf Rädern und mit allem, was ohne Motor rollt.

Auf dem Weg vom Tiergarten zum Alex macht die Raddemo Station vor folgenden Botschaften von Folterstaaten:

  • 16:30 Uhr:Auftaktkundgebung mexikanische Botschaft, (Klingelhöfer Str. 3, 10785 Berlin)
  • 17:00 Uhr: Kundgebung Botschaft Saudi-Arabiens (Tiergartenstraße 33-34, 10785 Berlin)
  • 17.30 Uhr: Kundgebung vor der US-Botschaft (Pariser Platz 2, 10117 Berlin)
  • 18.00 Uhr: Kundgebung vor der Botschaft Nigerias (Neue Jakobstraße 4, 10179 Berlin)
  • 18.20 Uhr: Kundgebung vor der Botschaft Chinas (Märkisches Ufer 54, 10179 Berlin)
  • 18.45 Uhr: Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz (Weltzeituhr).

Amnesty Berlin-Brandenburg: 26. Juni: Internationaler Aktionstag zur Unterstützung des Folteropfers

Art Spin Berlin

„Art Spin Berlin ist eine gemeinschaftliche interaktive Kunst- und Fahrrad-Tour zu kreativen Orten, Kunst-Performances und spezifischen Installationen in verschiedenen Berliner Kiezen.“ Die Idee zu Art Spin kommt aus Toronto, dort treffen sich seit 2009 Kunstinteressierte auf dem Velo, um an einem Abend verschiedene Galerien und Orte im öffentlichen Raum anzusteuern.

Vanessa Brazeau aus Toronto hat Art Spin im letzen Jahr nach Berlin gebracht. Mehr als 350 Leute erkundeten von der Frankfurter Allee aus über 12 Kilometer den Lichtenberger Kunstkiez. Die Tour wurde von 25 Künstlern unterschiedlicher Genres bespielt, eine Animation an der Spree, eine interaktive Installation am ehemaligen Stasi-Hauptquartier, eine musikalische Performance in einem Stadtpark und der Besuch von Street Art ergänzten sich.

Das nächste Ziel von Art Spin Berlin am Freitag, dem 24. Juli 2015 ist allgemein Treptow-Köpenick und Oberschöneweide im Besonderen. Art Spin ist geführt und kostenlos, du brauchst nur dein Rad und Offenheit für Neues.

Art Spin Berlin
Art Spin Berlin bei Facebook 

Schön war es gewesen auf der Sternfahrt

Garantiert viel mehr Leute als auf dem Foto zu sehen haben sich an der diesjährigen Sternfahrt beteiligt, ohne den Streit zwischen dem RBB (120.000 Teilnehmer) und der Polizei (35.000 Teilnehmer) zu entscheiden. Auf jeden Fall waren es viele Stimmen für eine Fahrradstadt Berlin an 365 Tagen im Jahr.

Foto: Clevere Städte

13-Jähriger tödlich verunglückt

Im Lichtenberger Ortsteil Karlshorst verunglückte gestern ein 13-Jähriger Radfahrer tödlich. Er befuhr gegen 17:00 die Marksburgstraße zwischen Ilsestraße und Sangeallee zunächst linksseitig auf dem Gehweg, wollte dann auf die rechte Seite wechseln und wurde dabei frontal vom Auto einer 31-Jährigen erfasst.

Trotz ihres Wohnstraßencharakters, der Enge durch beidseitiges Parken und einer mäßigen Verkehrsbelastung darf die Straße im Unfallabschnitt mit 50 km/h befahren werden. Fehlerhaftes Überholen durch eine ungünstige Straßenbreite sowie eine dem Charakter der Straße nicht angemessene zulässige Höchstgeschwindigkeit dürften auch viele Erwachsene auf den Gehweg drängen.

Unfallstelle in Fahrtrichtung (Google Streetview):

Pressemeldung der Polizei: „Kind nach Verkehrsunfall verstorben“ (12.6.2015)

ADFC stellt Umsetzungskonzept zur Berliner Radverkehrsstrategie vor

Der Berliner ADFC hat heute auf einer Pressekonferenz ein Konzept für die Berliner Radverkehrsstrategie vorgestellt. Die Zeit schöner Reden sei vorbei, gefragt seien nun Taten, um die Ziele der 2013 vom Senat beschlossenen Radverkehrsstrategie zu erreichen.

Stichwort Personal in den Verwaltungen

Kürzlich hatte der Piratenabgeordnete Andreas Baum die Senatsverwaltung gefragt, wieviel Mitarbeiter sich bei SenStadtUm ausschließlich mit Radverkehrsangelegenheiten befassen. Kleinlaute Antwort des Senats: eine Person. Dagegen plant der ADFC einen Befreiungsschlag und fordert 10 volle Stellen:

„Kurzfristig (bis 2017) hält der ADFC Berlin die Schaffung und Besetzung von mindestens 10 Vollzeitstellen bei SenStadtUm für unerlässlich, um den seit der Verabschiedung der ersten Radverkehrsstrategie von 2004 eingetretenen Umsetzungsrückstand abzubauen, Fehlentwicklungen entgegenzuwirken und die Vorgaben der Radverkehrsstrategie konkret und erfolgreich umzusetzen.“ Die Stellen werden nicht einfach en bloc gefordert, sondern detailliert für ruhenden Radverkehr, für Abwicklung von Förderprogrammen, für Modellprojekte, für Rad- und Fußverkehrsbrücken, für Radverkehrszählungen und für  Lichtsignalanpassungen jeweils eine volle Stelle gwünscht. Auch das Personal der Bezirksverwaltungen, das für den Radverkehr tätig ist, soll kräftig aufgestockt werden.

Noch weitergehender ist die Forderung, dass der „Anteil des fest mit den Radverkehrsprojekten beschäftigten Personals in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, einschließlich der Verkehrslenkung Berlin sowie in den bezirklichen Straßen- und Grünflächenämtern, den bezirklichen Ordnungsämtern und bei der Polizei, sich künftig am Verkehrsanteil des Radverkehrs orientieren muss.“ Auf deutsch: wenn 15 Prozent der Leute mit dem Rad fahren, dann sollen auf 15 Prozent der Mitarbeiter sich mit dem Radverkehr beschäftigen.

Stichwort Infrastruktur für den Radverkehr

Der ADFC fordert Mischverkehr ohne Schutz- oder Radstreifen in Tempo-30-Zonen und Radfahr- oder Schutzstreifen als Regellösung in Hauptverkehrsstraßen, Ausnahmen in Form baulicher Radwege sind erlaubt. Ein sehr hohes Ziel wird angepeilt, wenn die Forderung erhoben wird, dass die „Oberflächenqualität separater Radwege mindestens der Fahrbahn entsprechen“ soll.

Weitere Punkte im Forderungskatalog:  Freigabe von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr, Grüne Welle für Radfahrer, Aufstellfläche für Radfahrer vor den wartenden Kfz bei Ampelkreuzungen und getrennte Signalisierung des Radverkehrs bei zweistreifigem Kfz-Abbiegen.

Schließlich wird vom ADFC eine Radschnellverbindung gefordert und man hat auch schon eine Strecke dafür im Auge: der künftige Ex-Flughafen Tegel soll mit der Innenstadt durch eine schnellen Radweg verbunden werden und dafür auch Brücken für den Radverkehr gebaut werden.

Nicht im Forderungskatalog des ADFC enthalten ist ein Netz von miteinander verbundenen Fahrradstraßen. Hier heißt es lapidar, dass „geeignete Straßen als Fahrradstraßen auszuweisen“ sind.

ADFC: Handeln statt Schönreden (dpf-Dokument)

Senat investiert 1,4 Millionen Euro in den „Radverkehr“

Allenthalben wird darüber geschimpft, dass der Berliner Senat praktisch nichts für den Radverkehr tut. Wenn die Berechnungen des ADFC stimmen, wurden im letzten Jahr 2014 lediglich Mittel in Höhe von 3.638.000,- Euro verbaut. Bei einem Projekt für den Radverkehr lässt sich der Senat aber nicht lumpen: beim Schaufenster Elektromobilität Berlin-Brandenburg. Ganze 1,4 Millionen Euro wird die Senatverwaltung für Verkehr ausgeben, damit „die Pedelecnutzung im städtischen Alltagsverkehr erprobt, erforscht und gefördert wird.“

„Ziel des Projekts ist es zu analysieren, welche Rahmenbedingungen erforderlich sind, um künftig deutlich mehr Pkw-Verkehre im städtischen Raum durch Fahrten mit dem Pedelec zu substituieren. Im Fokus steht dabei Berufstätige, die im stadtnahen Umland wohnen und in der Stadt arbeiten, durch den täglich erlebten Fahrspaß zum Umstieg vom Pkw aufs Pedelec zu „verführen“. Ein weiterer Bestandteil des Vorhabens ist eine Einbindung von Pedelecs in die intermodalen Mobilitätskonzepte der beteiligten Gebietskörperschaften in Berlin und Brandenburg.“

Praktisch heißt das, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ausgewählten Unternehmen und Institutionen acht bis zehn Wochen lang ein Pedelec kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen. Die Gegenleistung der beteiligten Unternehmen besteht darin, dass sie an den Firmensitzen eine Infrastruktur schaffen, also eine gesicherte, möglichst überdachte Parkmöglichkeit idealerweise mit Ladestation anbieten.

Unklar bleibt, was nach den zwei Monaten mit den gebrauchten Ebikes passiert. Möglicherweise werden sie den beteiligten Testpersonen günstig angeboten. Für diese Personen hätte das Senatsprogramm eine ähnliche Wirkung wie seinerzeit das Abwrackprogramm der Bundesregierung. Auch damals sagten sich viele Autofahrer: „So günstig komme ich nie wieder an einen Neuwagen!“ Kleiner Unterschied: die Abwackprämie richtete sich an viele Millionen Altautobesitzer, die Ebike-Prämie hat nur eine Zielgruppe von einhundert Mitarbeitern von FU sowie mittelständischen und Hightech-Unternehmen aus dem Südwesten Berlins und Firmen aus Teltow.

FU Berlin: Umsteiger gesucht: Mit dem E-Bike statt dem Auto zur Arbeit!
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt: EBike-Pendeln

Fahrradunfallopfer sucht Kontakt zu anderen Betroffenen

Aus einer Mail von Sina an uns:

„Ich bin selbst ein riesengroßer Fahrradfan, hab einige Jahre in Bayern gewohnt und die wohl schönste Zeit meines Lebens auf dem Fahrradsattel in den Bergen verbracht. Vor drei Jahren bin ich wieder nach Berlin zurück gezogen und wollte das Fahrradfahren auch hier nicht aufgeben. Vor etwa zwei Jahren hatte ich dann einen schweren Unfall (Blogbeitrag „Verkehrsunfall Oranienstraße Ecke Skalitzer“ vom 22. März 2013) an der Kreuzung Oranien-/Skalitzer Straße.

In den letzten Jahren habe ich mit Abstand zu viel Zeit auf OP-Tischen, in Krankenhausbetten, Rehaeinrichtungen, bei Ärzten und der Physiotherapie verbracht. Mittlerweile kann ich wieder laufen, aber mein Leben steht nach wie vor Kopf. Auch finde es nicht immer einfach in einem so verkehrslastigen Teil der Stadt (10999) zu wohnen, wo einem seine größte Angst täglich immer wieder unter die Nase gerieben wird und man ständig wieder (unverschuldet) in gefährliche Situationen gerät.

Ich würde sehr sehr gern Kontakt zu anderen Radunfallopfern aufnehmen, zum Teil weil ich denke dass ich vielleicht dem einen oder anderen mit meinem bereits Durchlebten helfen könnte. Zum Anderen weil ich selbst gern mit Menschen reden würde, die ähnliches erlebt haben. Es gibt in Berlin zwar zu gefühlt jedem Thema diverse Interessensgruppen, aber leider konnte ich keine Initiative für Drahteselverkehrsopfer finden.“

Sina sucht Fahrradfahrer, die in (schwere) Verkehrsunfälle verwickelt waren und das Bedürfnis haben, sich auszutauschen. Ziel der ganzen Aktion ist es einen kleinen Stammtisch zusammen zu stellen, der vielleicht ein paar Mal im Jahr zusammentrifft.

Wir bitten um eine kurze Kontaktmail an mail@rad-spannerei.de, die wir an Sina weiterleiten.

CDU-Verkehrssprecher: Radverkehr irrelevant

Am Donnerstag brachten die Piraten im Abgeordnetenhaus das Thema „Fahrradverkehr in Berlin – null Punkte für den Senat“ auf den Tagesplan. Trotz großer Pläne, so die Piraten, käme von den Fahrradkonzepten des Senats wenig auf der Straße an.

Interessant und entlarvend sind dabei die Äußerungen des verkehrspolitischen Sprechers (!) der CDU, Oliver Friederici. Dieser erklärte das Thema ganz und gar für irrelevant. Die Wahl des Debattenthemas – so zitiert ihn der Tagesspiegel – zeige, dass den Piraten „die wahren Sorgen und Nöte der Menschen völlig gleichgültig sind“. Zudem könne man die Sicherheit der Radfahrer durch Kennzeichen und Helme erhöhen.

Auch ein Zitat des verkehrspolitischen Sprechers der SPD, Ole Kreins, ist ernüchternd – er wiederholt die Aussage Michael Müllers, man wolle nach dem Fehler der autogerechten Stadt nicht noch den der fahrradgerechten Stadt machen.

Dass von den vollmundigen Versprechungen so wenig in der Stadt ankommt, verwundert da wenig. Denn nicht nur Zuständigkeitsgerangel zwischen Bezirken und Senat, kaputtgesparte Verkehrsbehörden und (nur) autofahrende Entscheidungsträger in verstaubten Amtsstuben bremsen den Verkehrswandel aus, sondern auch ein mangelnder echter politischer Wille. Die Erhöhung der Fahrradfreundlichkeit ist ein Vernunftthema, zu dem sich die Parteien mehr oder weniger bekennen müssen, um nicht altmodisch zu erscheinen. Da eine wirkliche Verbesserung für den Radverkehr hier und da auch Kompromisse und Einschnitte für den Autoverkehr bedeuten würden, scheint das Eisen aber noch zu heiss zum ernsthaften anfassen. Die Wut der Autofahrer wird immer noch mehr gefürchtet als die zunehmende Wut der Radfahrer.

Die „verkehrspolitischen Sprecher“ der großen Volksparteien legen die Vermutung nahe, dass sie eher autopolitische Sprecher sind und die restlichen Verkehrsarten nicht für voll nehmen.