23.195 Bußgeldbescheide gegen Berliner Radfahrer im Jahr 2016

Im vergangenen Jahr wurden gegen Berliner Radfahrer durchschnittlich 64 Ordnungswidrigkeitenverfahren am Tag eingeleitet. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe (FDP) hervor. Er wollte vom Senat wissen, wie viele Straftaten, die durch Verkehrsteilnehmer mit einem Fahrrad begangen worden sein sollen, in den Jahren 2011 bis 2016 in Berlin angezeigt wurden?

Die Antwort der Senatsverwaltung für Inneres und Sport ergab ein uneinheitliches Bild. Im Jahr 2011 wurden berlinweit 21.813 Bußgelder gegen Radfahrer verhängt. In den Jahren darauf steigt die Zahl der Bußgelder an, bis sie im 2014 auf einen Höchststand von 33.023 Bußgeldern kam. In den folgenden beiden Jahren 2015 und 2016 sinkt die Anzahl verhängter Strafen gegen Radfahrer wieder, bis sie 2016 mit 23.195 Fällen auf den zweitniedrigsten Stand kommt.

Auch die Verteilung der Bußgelder auf einzelne Bezirke folgt keinem einheitlichen Bild. So wurden im letzten Jahr in Reinickendorf 509 Bußgelder ausgesprochen. Im Bezirk Mitte waren es 16 mal so viel, nämlich 8.544 Bußgelder. Spitzenreiter bei der Bußgelddichte waren außer Mitte die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow. Die wenigsten Bußgelder werden gegen Radfahrer in den Außenbezirken verhängt, außer in Reinickendorf sind das die Bezirke Marzahn-Hellersdorf und Spandau.

Luthe ließ sich die einzelnen Arten von Ordnungswidrigkeiten detailliert aufschlüsseln. Deshalb wissen wir nun, dass im vergangenen Jahr 56 Personen jeweils fünf Euro Strafe zahlen mussten, weil sie freihändig fuhren. Immerhin ist das gut ein Radfahrer pro Woche, der wegen dieser Nichtigkeit ein Bußgeld abdrücken muss. Wer keine oder eine nícht funktionierende Klingel am Fahrrad mitführt, muss gleich 15 Euro zahlen. Bei 168 Bürgern auf Rädern wurde dieser Betrag im vergangenen Jahr eingezogen.

Interessant ist auch der Tatbestand „Befahren einer Einbahnstraße in nicht vorgeschriebener Fahrtrichtung“. Im Jahre 2011 wurden 351 Radfahrer wegen dieses Vergehens mit einem Bußgeld bedacht. In den Jahren darauf sinkt die Zahl der Einbahnstraßentäter kontinuierlich, bis sie 2016 mit berlinweit nur 42 Fällen den niedrigsten Stand erreicht. Das ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass eine Reihe von Einbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtung geöffnet wurden. Andererseits gibt es aber immer noch viele Einbahnstraßen ohne Radverkehr in Gegenrichtung. Dass die Zahl der Bußgelder für diesen Tatbestand so drastisch gesunken ist, kann ich mir nur dadurch erklären, dass der Verfolgungsdruck der Polizei gesunken ist. Schließlich passierte es nur siebenmal im letzten Jahr, dass ein Radfahrer entgegen der Einbahnstraße fuhr und es dadurch zu einem Unfall kam.

Abgeordnetenhaus Berlin: Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe (FDP) vom 14. März 2017

Eckpunkte des Berliner Radgesetzes

Deutschlands erstes Radverkehrsgesetz kommt. Heute stellten Verkehrssenatorin Regine Günther, die Verkehrssprecher der Koalitionsfraktionen sowie Vertreter von ADFC, Volksentscheid Fahrrad und BUND die Eckpunkte des im Herbst diese Jahres zu erwartenden Radgesetzes vor. „Der Fahrradverkehr wächst – künftig auch wegen der Politik des Senats“, sagte Stefan Gelbhaar für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Das sind die Eckpunkte des Radgesetzes:

1.) Das Land Berlin wird sich der Vision Zero verpflichten. Die Maßnahmen nach dem Gesetz dienen dem Ziel, die Zahl der getöteten und schwer verletzten Verkehrsteilnehmer auf null zu senken.

2.) Der Modal Split in Berlin soll verändert werden. Ziel ist es, bis 2025 den Anteil des Radverkehrs auf 30 Prozent innerhalb des S-Bahn-Rings und auf 20 Prozent im ganzen Land Berlin zu steigern.

3.) Es soll ein Radverkehrsnetz geschaffen werden, das schnelle, bequeme und sichere Verbindungen für Radfahrer schafft. Möglichst sollen geschützte Radstreifen an allen Hauptstraßen gebaut werden.

4.) Besonders wichtige Verbindungen werden als Vorrangnetz ausgewiesen, das prioritär ausgebaut werden soll und in dem der Radverkehr bevorzugt beschleunigt wird.

5.) Es wurden konkrete Ausbaukorridore für die Fahrradabstellanlagen im öffentlichen Raum, an ÖPNV-Knotenpunkten und der Bau von Fahrradhäusern verabredet. Bis 2025 sollen 100.000 zusätzliche Radabstellmöglichkeiten entstehen.

Die Eckpunkte umfassen 15 Seiten und befinden sich in der Abstimmung mit den Fraktionen, dem Senat und den beteiligten Initiativen. Sobald daraus ein abgestimmter Gesetzentwurf entstanden ist, wird er der Öffentlichkeit vorgestellt.

Volksentscheid Fahrrad: Dialog Radgesetz hat wichtige Etappe abgeschlossen

Welcher Preis ist angemessen für Parkvignetten?

Auf einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Kampf um den Platz – wie der begrenzte Straßenraum neu verteilt wird“ im Rahmen der Velo Berlin kam auch Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner zu Wort. Seiner Meinung nach sind Anwohnergebühren für Autofahrer deutlich zu niedrig. Zur Zeit müssen Autobesitzer in Parkzonen eine Gebühr in Höhe von 20,40 € zahlen. Sie erhalten dafür eine zwei Jahre gültige Vignette, die zum kostenlosen Parken in ihrer Parkzone berechtigt.

Der Tagesspiegel machte aus dieser Meldung einen Artikel mit der Überschrift „Parken für Anwohner in Berlin wird teurer“. Kaum stand der Beitrag im Netz, brach ein Sturm der Entrüstung in den Kommentaren aus: „Anwohner als Melkkühe. Frechheit. Dumme grün-ideologische Spinnereien. Autofahren nur noch für die Reichen. Abzocke. Grüne Diktatur.“

Eine Parkvignette kostet 10,20 € pro Jahr oder 0,85 Euro im Monat oder 2,8 Cent am Tag. Ein Autofahrer kann etwa 90 Tage sein Fahrzeug parken und zahlt dafür den gleichen Preis, den ein Einzelfahrschein bei der BVG kostet. Die Gebühr für eine Parkvignette sind in etwa so hoch, dass damit der Verwaltungsaufwand in den Bezirken bezahlt werden kann. Geld verdient das Land Berlin damit nicht. Im Gegenteil, der Bau und die Unterhaltung von Kraftfahrzeugparkplätzen wird von der Allgemeinheit getragen und nicht von den Autofahrern.

Kirchner nannte in der Diskussion die Stadt Zürich als Beispiel, in der „ganz andere Summen gefordert“ würden. Dort kostet das Anwohnerparken nach Informationen des Tagesspiegels etwa 275 Euro pro Jahr. Meines Erachtens ist auch das ein günstiger Preis. Langfristig muss das Parken in der Innenstadt etwa so viel kosten wie ein Monatsticket bei der BVG. Mit den Summen, die dadurch zusammenkommen, könnte man in Berlin den ÖPNV ertüchtigen und nebenbei eine vernünftige Fahrradinfrastruktur finanzieren. Angenehmer Nebeneffekt: der Raum für die Veloinfra wäre auch vorhanden, weil eine große Anzahl von KFZ-Parkplätzen wegfallen könnte.

Tagesspiegel: Parken für Anwohner in Berlin wird teurer

Bundestag diskutiert über die Förderung des Radverkehrs

Einen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel: „Radverkehr konsequent fördern“ berät der Bundestag am Freitag, 31. März 2017, ab 12.10 Uhr in erster Lesung. Im Anschluss an die 45-minütige Debatte soll die Vorlage in den Verkehrsausschuss überwiesen werden.

Die Sitzung wird live im Parlamentsfernsehen auf www.bundestag.de übertragen.

Damit Autominister Dobrindt aus dem verkehrspolitischen Koma erwacht, ruft die Bundestagsfraktion der Grünen am Freitagmorgen vor dem Verkehrsministerium zum Protestklingeln auf, mit vielen Fahrrädern und mmit vielen lauten Klingeln.

Ort: Invalidenstraße, Ecke Schwarzer Weg, 10115 Berlin
Zeit: Freitag, 31. März 8:20 – 8:45 Uhr

Facebook-Event: Dobrindt wachklingeln!

Nachtrag: 30. März 201
Grünenfraktion im Bundestag: Antrag „Radverkehr konsequent fördern“

80-jähriger wird von rechtsabbiegendem LKW überrollt und stirbt

Heute kam ein Radfahrer bei einem Unfall mit einem Lastkraftwagen ums Leben. Ein Sattelzug fuhr gegen 19:00 Uhr auf der Yorkstraße, bog nach rechts auf den Mehringdamm ab und erfasste den 80-jährigen Radfahrer, der noch an der Unfallstelle starb.

Tagesspiegel: Radfahrer bei Unfall mit Lkw am Mehringdamm getötet
Berliner Zeitung: Radfahrer stirbt nach Zusammenstoß mit Lkw
Morgenpost: Lkw erfasst Radfahrer und verletzt ihn tödlich
B.Z.: Unfall mit Sattelschlepper: Radfahrer stirbt
Kurier: Tödlicher Unfall Radfahrer von Lkw erfasst

Update 26. März 2017 – 17:30 Uhr:
Volksentscheid Fahrrad ruft zu einer Mahnwache für den getötenen Fahrradfahrer an der Kreuzung Mehringdamm und Yorkstraße am Montag, dem 27. März 2017 um 18:30 Uhr auf. Der ADFC wird ein Geisterrad aufstellen.

Die Berliner Polizei kündigt für Montag stadtweite Kontrollen zur Bekämpfung von Verkehrsunfällen mit Radfahrenden durch abbiegende Kraftfahrzeuge an. In einer zehntägigen stadtweiten Schwerpunktaktion soll das Fehlverhalten von abbiegenden Kraftfahrzeugführern gegenüber Radfahrenden überwacht werden.

Europäische Fahrradlogistikkonferenz 2018 in Berlin

Anfang dieser Woche fand in Wien die „4th European Cycle Logistics Conference 2017“ statt, zwei Tage Diskussion über Menschen- und Lastentransport auf dem Fahrrad mit 400 Teilnehmern und 41 Austellern aus 27 Ländern. Die ELCF 2018 wird in Berlin stattfinden, Gastgeber ist der Berliner Senat.

Der Berliner Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner nahm in Wien an der ELCF 2017 teil. Arne Behrensen von cargobike.jetzt hat ihn befragt.

cargobike.jetzt: Herr Kirchner, was führt Sie und ihre MitarbeiterInnen nach Wien zur European Cycle Logistics Conference?

Kirchner: Wir wollen uns schlau machen. Im Koalitionsvertrag hat sich der neue Senat ambitionierte verkehrspolitische Ziele für Berlin gesetzt. Dazu gehört auch die urbane Logistik und die Förderung von Cargobikes. Dass das grundsätzliche sinnvoll ist, ist in Fachkreisen inzwischen unumstritten. Uns interessiert was wir von anderen europäischen Städten lernen können: In welchen Bereichen ist eine Förderung von Cargobikes am effektivsten und welche konkreten Förderkriterien gibt es anderswo?

cargobike.jetzt: Was hat Sie am nachhaltigsten beeindruckt bisher?

Kirchner: Ganz eindeutig: Die ausgestellten großen Cargobikes mit Wechselcontainer! Die kann ich mir sehr gut in Kombination z.B. mit einer Güter-Tram vorstellen. Mit der Güter-Ttram – oder auch auf dem Wasser – könnten befüllte Wechselcontainer vom Stadtrand emissionsfrei in die Innenstadt gebracht und dort auf Cargobikes umgeladen werden. Das werden wir uns genauer als eine mögliche Option für Berlin anschauen.

cargobike.jetzt: Berlin soll Gastgeber der nächsten European Cycle Logistics Conference im Herbst 2018 sein wurde zum Konferenzabschluss verkündet. Wieso Berlin?

Kirchner: Berlin hat bereits spannende Projekte und Unternehmen im Bereich Cycle Logistics – einige waren ja als Aussteller und Redner hier in Wien dabei. Wir wollen Cargobikes in der urbanen Logistik jetzt aber deutlich stärker fördern und zum richtigen Durchbruch verhelfen. Wir arbeiten bereits an einem umfassendes Mobilitätsgesetz, in dessen Rahmens es 2018 auch ein speziellen Teil zum Wirtschaftsverkehr geben soll. Es wird uns deswegen eine Ehre sein, 2018 die Crème de la Crème der europäischen Cycle Logistics-Bewegung in Berlin begrüßen zu dürfen.

cargobike.jetzt: „Cargobikes in urbaner Logistik zum Durchbruch verhelfen“
European Cycle Logistics Conference 2017 Vienna

Radfahrer fährt 10-jährige an und flüchtet

Die Berliner Polizei sucht nach einem Radfahrer, der ein 10-jähriges Mädchen angefahren haben und danach geflüchtet sein soll. Der Unfall ereignete sich am Dienstag, dem 14. März 2017 gegen 18 Uhr in der Königin-Elisabeth-Straße in Höhe der Hausnummer 17, also heute vor einer Woche. Er soll das Kind zunächst noch kurz angesprochen haben, entfernte sich dann aber vom Unfallort. Das Mädchen kam mit einer Gehirnerschütterung zur stationären Aufnahme und Behandlung in ein Krankenhaus.

Die Beschreibung des Radfahrers ist eher vage. Er trug eine blaue Hose, eine graue Jacke und eine grüne Mütze mit Bommel. Sein Fahrrad war schwarz und hatte eine weiße Tasche am Gepäckträger. Die Polizei bittet mögliche Zeugen des Unfalls, sich zu melden und fragt, ob jemand Angaben zu dem unbekannten Radfahrer und oder zu seinem Aufenthalt machen kann. Zeugen werden gebeten, sich mit dem Verkehrsermittlungsdienst der Direktion 2 telefonisch unter der Rufnummer (030) 4664-272800 oder mit einer anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.

Berliner Polizei: Mädchen mit Fahrrad angefahren und geflüchtet – Polizei sucht Zeugen

VeloBerlin

In knapp vierzehn Tagen startet mit der VeloBerlin die zweite Fahrradmesse dieses Frühlings in Berlin. In sechs Hallen auf dem Messegeläde unter dem Funkturm zeigen Hersteller ihre neuesten Fahrradmodelle und vieles weitere rund ums Rad. Insgesamt werden 309 Marken von 255 Firmen an 189 Messeständen vorgestellt. Auch die Radspannerei ist mit der Eigenmarke Paripa vertreten. Neu ist, dass wir bei dieser Messe auf einem Gemeinschaftsstand Kreuzberger Fahrradläden dabei sind. Außer uns sind da noch der Fahrradladen Mehringhof, Froschrad & 8bar Bkes vertreten.

Auch das Rahmenprogramm klingt vielversprechend. Die Sonderschau „Velo Park&Ride“ will Lösungen für das sichere und trockene Abstellen von Rädern präsentieren. Die Ausstellung „Smart Cycling“ bietet einen Überblick über Neuheiten rund ums „vernetzte Fahrrad“.

Offiziell eröffnet wird die VeloBerlin am Sonnabend, dem ersten April um 11:00 Uhr durch die Verkehrssenatorin Regine Günther. Im Rahmen der Eröffnung werden die Preise der „Fahrradstadt Berlin“ verliehen.

Zeit: 1.-2. April 2017, 10.00-18.00 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Ost, Messedamm 22, 14055 Berlin
Tickets: Tageskarte 9,00 €, ermäßigt 7,00€

VeloBerlin

Demo in der Gitschiner Straße für ein sicheres Kreuzberg

„Endlich Baubeginn von Radstreifen in Skalitzer- und Gitschiner Straße“ titelte eine Pressemitteilung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg im letzten September in einer Pressemeldung und verkündete eine „eine grundlegende Neuorganisation des Verkehrsraumes“. Das Problem: Grundlage des Umbaus ist eine dreizehn Jahre alte Planung der Gitschiner Straße. Sie sieht vor, aus früher vier Fahrspuren mit zwei Parkspuren künftig fünf Fahrspuren mit zwei Parkspuren zu machen. Der Radverkehr wird mit einem Schutzstreifen von 1,5 Meter Breite abgespeist. Und das bei mehr als zwanzigtausend Kraftfahrzeugen am Tag.

Der ADFC Friedrichshain-Kreuzberg will das nicht hinnehmen. Er fordert „eine umgehende Anpassung der Planungen. Insbesondere das sehr hohe KFZ-Verkehrsaufkommen in Verbindung mit den zu erwartenden KFZ -Geschwindigkeiten von 50 und mehr km/h machen eine physischen Trennung des KFZ- und Radverkehr gemäß den neuen Leitlinien des ADFC erforderlich. Auch würde durch eine physische Trennung dem leidigen Zuparken von Radstreifen ein Ende gesetzt.“

Der ADFC ruft deshalb zu einer „Demo für ein sicheres Kreuzberg“ auf.

Zeit: Dienstag, 21. März 2017 um 17.30 Uhr
Ort: Gitschiner Straße / Wassertorplatz (Treffpunkt Ecke Segitzdamm)

Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg: Endlich Baubeginn von Radstreifen in Skalitzer- und Gitschiner Straße – zwischen Kottbusser Tor und Lindenstraße/ Zossener Brücke
ADFC Friedrichshain-Kreuzberg: Während der Senat das RadGesetz für Berlin verhandelt baut Kreuzberg weiter an der autogerechten Stadt

Radschnellweg mitten durch den Bahnhof Südkreuz

Der Radweg durch die Parks am Gleisdreieck und entlang der S-Bahn bis zum Bahnhof Südkreuz ist eine schnelle und ampelfreie Verbindung abseits des Großstadtverkehrs. Er wird bereits jetzt gut angenommen und es ist absehbar, dass der recht schmale Radweg in einigen Jahren überfüllt sein wird, wenn mehr und mehr Leute mitbekommen, wie angenehm man von der City zum Südkreuz radeln kann. Der Bahnhof Südkreuz selbst und Sachsendamm bzw. Autobahn A100 wirken dann wie eine massive Barriere für Radfahrer.

Das ADFC-Berlin-Vorstandsmitglied Evan Vosberg und Mobilitätsexperte Tim Lehmann haben nun einen spektakulären Vorschlag gemacht, den Radweg fortzuführen: einfach im zweiten Stock quer durch den Bahnhof hindurch und über die Autobahnschneisen hinweg, bevor er sich wieder auf Bodenhöhe begibt. Technisch ist das möglich, weil über dem Gleis 1, auf dem die S25 Richtung Süden fährt, keine Oberleitung liegt. Bei filigraner Bauweise sei deshalb genug Platz für einen Radweg, der sich nur wenige Zentimeter oberhalb der S-Bahn befindet.

„Wir haben es ausgemessen und mit dem erforderlichen Lichtraumprofil der S-Bahn Berlin abgeglichen. Es wird ein unglaublich schönes Gefühl sein, mit dem Fahrrad über den Gleisen und Zügen förmlich hinwegzuschweben, das Treiben von oben zu betrachten, und mit ganz sanft ansteigenden Rampen den Weg ganz einfach zu meistern“ sagt Evan Vosberg.

Der nur wenige hundert Meter lange Radweg, der sich wie ein Pfeil durch das Südkreuz bohren würde, hat nach den Autoren des Vorschlags noch einen weiteren Effekt. Dírekt am Bahnhof liegt ein riesiges, nur von wenigen Kraftfahrern genutztes Parkhaus mit nicht genutzten Ebenen. „Auf dem Hoch-Radweg wären Radfahrer den damals als Parkhaus geplanten Ebenen nah. Eine Erschließung für den Radverkehr scheint denkbar: Hier könnte das erste Fahrradparkhaus in Berlin seinen Platz finden. Zudem würden Radfahrende über diese Ebene auch direkten Zugang zu den Bahnsteigen erhalten.“

Ich selbst bin skeptisch. Fahrradparkhäuser sollte man da bauen, wo Bedarf herrscht und nicht dort, wo gerade Platz ist. Und nehmen Radfahrer eine zehn Meter ansteigende Rampe in Kauf, um dann das Fahrrad zu parken? Wohl eher nicht. Dennoch, der Vorschlag eines Radwegs durch das Südkreuz ist kühn gedacht und wäre sehr gut.

Lehmann & Vosberg: Radbahnhof Südkreuz Berlin

Bezirke erhalten 20 Millionen für den Bau von Schutzstreifen und Radwegen

Im Nachtragshaushalt 2017 des rotrotgrünen Senats sind 20 Millionen Euro für den Radverkehr vorgesehen. Nun wurde entschieden, in welche Bezirke und in welche konkreten Projekte das Geld fließt. Hier eine Liste der Baustellen:

Charlottenburg-Wilmersdorf
Dovestraße Schutzstreifen 400.000 €
Brandenburgische Straße Schutzstreifen 300.000 €
Ernst-Reuter-Platz Zweirichtungsradwege 500.000 €
Friedrichshain-Kreuzberg
Hasenheide Radfahrstreifen 200.000 €
Stralauer Allee Radweg 300.000 €
Frankfurter Allee Schutzstreifen 100.000 €
Friedenstraße Querung Landsberger Allee 200.000 €
Mariannenstraße Asphaltierung
Lichtenberg
Hegemeisterweg Asphaltierung 500.000 €
Fanningerstraße westlich Atzpodienstraße Asphaltierung 400.000 €
Seefelder Straße Radweganbindung 100.000 €
Gensinger Straße Schutzstreifen 100.000 €
Siegfriedstraße (Nord) Mittelinseln 100.000 €
Siegfriedstraße (Süd) Schutzstreifen 300.000 €
Marzahn-Hellersdorf
Hoyerswerdaer Straße – Landesgrenze Radweg 200.000 €
Marzahner Chaussee Ostbahn-AdK Schutzstreifen/Radweg 400.000 €
Mitte
Chausseestraße Schutzstreifen 145.000 €
Kameruner Straße/Togostraße Asphaltierung/Fahraddstraße 400.000 €
Residenzstraße Schutzstreifen 300.000 €
Wullenwebersteg Rampe 114.500 €
Neukölln
Friedelstraße Asphaltierung 500.000 €
Odertraße Radweg/Asphaltierung 400.000 €
Braunschweiger Straße Ost Asphaltierung 400.000 €
Pankow
Neumannstraße Schutzstreifen 300.000 €
Pasewalker Str. (Löffelbrücke- Bhf. Heinersdorf) Schutzstreifen 200.000 €
Niederstraße-Tollerstraße Asphaltierung 200.000 €
Hielscherstraße Asphaltierung 500.000 €
Neukirchstraße Ost Asphaltierung 200.000 €
Danziger Straße Prenzlauer Allee – Bötzowstraße Schutzstreifen 400.000 €
Reinickendorf
Oraniendamm-Dianastraße-Artemisstraße gem. Rad-und Gehwege 495.000 €
Jörsstraße ? 147.000 €
Spandau
Kisselnallee Radweg/Schutzstreifen 500.000 €
Hamburger Straße – Landesgrenze gem. Rad-und Gehweg 200.000 €
Seegefelder Straße Schutzstreifen 400.000 €
Heerstraße Pichelsdorfer Straße – Freybrücke Radwege 400.000 €
Schönwalder Allee – Landesgrenze Geh- und Radweg 330.000 €
Steglitz-Zehlendorf
Clayallee Radweg / Schutzstreifen 300.000 €
Brauerstraße Asphaltierung 400.000 €
Königsweg Brückenbereich-Hohentwielsteig Asphaltierung 200.000 €
Tempelhof-Schöneberg
Marienfelder Allee Schutzstreifen 200.000 €
Boelckestraße Schutzstreifen 400.000 €
Potsdamer Straße/Alvenslebener Straße Ampel 100.000 €
Schöneberger Straße Schutzstreifen 150.000 €
Mariendorfer Hafenweg (Teltowkanal – Lankwitzer Straße) ? 400.000 €
Treptow-Köpenick
Elsenstraße Nordseite Radweg 300.000 €
Rummelsburger Straße/Landstraße
(Treskowallee-Am Walde)
Radweg/Schutzstreifen 200.000 €
An der Wuhlheide (nördl.Seite) Schutzstreifen 100.000 €

 

Für die Abarbeitung der Projekte soll jeder Bezirk zwei neue Stellen für Radverkehrsplaner erhalten. Teilweise sollen diese Stellen bereits im März ausgeschrieben werden.

Für den Fall, dass es nicht gelingt, die Projekte in diesem Jahr abzuschließen, wurde vorsorglich darauf hingewiesen, dass das Geld auch 2018 ausgegeben werden kann. Bei manchen Radwegprojekten muss allerdings auf Vorarbeiten gewartet werden. So steht in der Chausseestraße zuerst eine Sanierung der Tunneldecke der Linie U6 an, bevor dort ein Schutzstreifen auf die Straße gemalt werden kann.

RBB: Berlin bekommt 47 neue Radwege

Prozess gegen Paketauslieferer wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht

Wohl kaum eine Gruppe von Kraftfahrern ist für Radfahrer so problematisch wie die der Paketausfahrer. Sie halten häufig auf dem Radweg oder in zweiter Reihe und zwingen die Radfahrer zu Ausweichmanövern. Und ab und zu passiert es auch mal, dass ein Auslieferer mit einem Stapel Päckchen im Arm plötzlich auf den Radweg tritt.

Ein ähnlich gelagerter Fall wurde heute vor dem Amtsgericht Moabit verhandelt. Angeklagt war der heute 25-jährige David L. wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Körperverletzung und Unfallflucht. L. lieferte am Freitag, dem 8. Juli 2016 gegen 15:00 Uhr mit einem DPD-Transporter Pakete in der Septimerstraße im Wedding aus. Er parkte sein Fahrzeug auf der rechten Straßenseite, öffnete dann von hinten sein Auto, um ein großes Paket zu entnehmen. Er legte es auf die linke Schulter und trat dann unvermittelt auf die Straße, um sein Paket an einem auf der gegenüber liegenden Seite der Straße befindlichen Haus auszuliefern. Ein 84-jähriger Radfahrer, der die Septimerstraße in die gleiche Richtung wie das Paketfahrzeug befuhr, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und stürzte. Laut Angeklagtem gab es danach einen lautstarken Disput zwischen Paketfahrer und Radfahrer, der sich noch liegend auf der Straße befand. Anschließend verließ der Paketfahrer den Unfallort, um sein Paket zu liefern. Auf die Frage des Staatsanwaltes, wieso er sich nicht um den Radfahrer gekümmert hat, antwortete der Auslieferer, er habe ein bestimmtes Pensum am Tag zu erledigen und er habe deshalb sein Paket zugestellt, um seinen Schnitt zu halten.

Einziger Zeuge war der verletzte Radfahrer. Im Prozeß bestätigte der Radfahrer im Wesentlichen die Darstellung des Angeklagten. Nachdem der Angeklagte gegangen war, borgte sich der Radfahrer von einer zufällig vorbei kommenden Person einen Stift und notierte sich das Kennzeichen des Paketfahrzeugs. Danach fuhr er in seine Wohnung. Als am nächsten Tag die Schmerzen des Radfahrers größer wurden, ging er zum Arzt. Nach der schriftlichen Stellungnahme des Arztes wurde der Radfahrer wegen Prellungen und Hautabschürfungen am linken Knie und am linken Ellenbogen zwei Monate behandelt. Der Radfahrer zeigte einen Tag nach dem Unfall bei einer Polizeiwache an. Zum Ende der Beweisaufnahme verlas der Richter 21 Eintragungen des Angeklagten im Zentralregister, die aber allesamt keine Verkehrsdelikte waren.

Nach der Meinung des Staatsanwaltes wurde im Prozess die Anklage in vollem Umfang bestätigt. Er forderte deshalb 60 Tagessätze Geldstrafe für die Körperverletzung und 90 Tagessätze für die Unfallflucht. Die Verteidigung beantragte Freispruch. Es könne keine Vorsätzlichkeit des Angeklagten festgestellt werden. Da der Zeuge im Prozess mit Gehstock aufgetreten sei, stelle sich die Frage, ob der Zeuge in der Lage gewesen sei, ein Fahrzeug zu führen. Im Schlusswort des Angeklagten entschuldigte sich der DPD-Fahrer per Handschlag. Der Zeuge nahm die Entschuldigung an.

Der Richter verhängte eine Gesamtstrafe von 60 Tagessätzen a 30,- Euro wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht.

Rad & Touren 2017

 

Neben seinem Kerngeschäft, der politischen Vertretung der Radfahrer und der Lobbyarbeit für bessere Radfahrbedingungen, betreibt der ADFC auch ein Tourenangebot für Leute, die gern zusammen mit anderen ins Grüne fahren. Interessierte haben eine große Auswahl zwischen gut dreißig Mehrtagestouren und Hunderten von Eintagestouren innerhalb Berlins und in das benachbarte Bundesland Brandenburg. Raus aus dem Alltag und rein in die Umgebung mit ihren landschaftlichen und historischen Schätzen! Mehr als siebzig Tourenleiter ist es ein Herzensanliegen, den Freizeitradlern die schönsten Spots in Berlin und Brandenburg zu zeigen.

Eintagestouren kosten 6,00 € für Nicht-ADFC-Mitglieder (ermäßigt: 3,00 €). Mit 9,00 € (ermäßigt: 6,00 €) sind die so genannten Entdeckertouren ein wenig teurer. Sie sind themenbezogen und werden von besonders fachkundigen Tourenleitern durchgeführt. Da bei Mehrtagestouren die Übernachtungskosten anfallen, sind sie naturgemäß nicht ganz so günstig. Die günstigsten Mehrtagestouren werden für knapp über einhundert Euro angeboten und gehen bis etwa vierhundert Euro.

Alle Rad&Touren-Angebote 2017 des ADFC sind in einem hundert Seiten starken Extra-Heft zusammengefasst und ausführlich beschrieben. Und natürlich sind auch alle Radtouren online im Tourenportal des ADFC zu finden.

ADFC Berlin: RadundTouren 2017

Vielfältige Berliner Fahrradszene

Ein Schnappschuss von der Fahrradschau, die am Sonntag Abend zuende ging. Kleine A6-Zettelchen geben eine Kurzbeschreibung eines Vereins oder einer Initiative rund um das Fahrrad. Wenn man bedenkt, dass ein großer Teil dieser Gruppen vor zwei Jahren noch nicht existierte, bekommt man einen Eindruck davon, wie stark sich die Berliner Fahrradszene in den vergangenen Monaten entwickelt hat. Im einzelnen werden folgende Gruppen vorgestellt:

ADFC
Art Spin Berlin
Berliner Fahrradmarkt
Bike-Kitchen North-East
BikesurfBerlin
Bikeygees e.V.
Critical Maps
Critical Mass Berlin
Cyclehack Berlin
Fahrradbande
Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt Regenbogenfabrik
Faradgang e.V.
Freie Lastenradler Berlin
Hubschrauber Berlin Kontakt
Meerkat Planet
Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln
Park2Park Kontakt
Radbahn Berlin
Radeln ohne Alter Berlin Kontakt 
Radwerkstatt
Radwerkstatt THF – Taschengeldfirma e.V.
Reclaim the Streets
Unirad
Velologistics
Volksentscheid Fahrrad

Berliner Fahrradschau Ausgabe 8

Viel Bambus und viele Holzräder, stylische Fahrräder ohne Ende, aber nur ganz wenig Bikes, die ich als durch und durch schön empfinde. Die Berliner Zeitung hat am ersten Abend einen Videospaziergang über die Berliner Fahrradschau gemacht. Die Schau ist randvoll gepackt mit Events und Veranstaltungen rund ums Rad und noch heute und morgen bis achtzehn Uhr zu besuchen.

Berliner Fahrradschau