ECF veröffentlicht EU-weites Fahrradranking

Der Europäische Radfahrerverband (ECF) hat erstmals eine Fahrradrangliste aller EU-Staaten veröffentlicht. Erwartungsgemäß wird das Ranking von den Niederlanden und Dänermark angeführt. Auf den nächsten Plätzen folgen Schweden, Finnland und Deutschland.

Das ECF Fahrradbarometer zeigt, dass das vorhandene statistische Material nicht ausreicht, um den Zustand des Radverkehrs in den EU-Ländern in zahlreichen Bereichen zu vergleichen. Unterschiedliche nationale Statistiken und der Mangel an Daten erschweren es, sicher nachprüfbare Daten des jeweiligen Landes zu erheben. Deshalb verbindet der ECF die Publikation des Cycling Barometer mit der Forderung an die EU, bis zum Jahr 2020 verlässliche und aktuelle Daten zum Radverkehr zu ermitteln.

In die Bewertung flossen folgende fünf Faktoren ein:

  1. Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr (Datenquelle)
  2. Sicherheit des Radverkehrs (getötete Radfahrer im Verhältnis zum Radverkehrsanteil) (Datenquelle)
  3. Anzahl der Fahrradausflüge im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung (Datenquelle)
  4. Fahrradverkaufszahlen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung (Datenquelle)
  5. Mitgliederzahlen der ECF-Gliederungen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung (Datenquelle)

Hier die Rangliste der EU-Staaten:

125 Punkte: Dänemark/Niederlande
119 Punkte: Schweden
114 Punkte: Finnland
105 Punkte: Deutschland
100 Punkte: Belgien
095 Punkte: Österreich
091 Punkte: Ungarn
088 Punkte: Slowakei
080 Punkte: Großbritannien
078 Punkte: Frankreich
077 Punkte: Slowenien
069 Punkte: Tschechien
065 Punkte: Irland
056 Punkte: Estland/Italien
054 Punkte: Griechenland/Lettland
052 Punkte: Luxemburg
047 Punkte: Litauen/Polen
041 Punkte: Zypern
036 Punkte: Portugal/Spanien
030 Punkte: Bulgarien/Rumänien
015 Punkte: Malta

ECF: The first EU wide ECF Cycling Barometer launched
ECF Cycling Barometer: Technical Document
Fahrradportal: Rangliste „ECF Cycling Barometer“ sieht Deutschland auf dem 5. Platz

Zeugen zu einem Fahrradunfall in der Reichsstraße gesucht

„Die Polizei sucht Zeugen zu einem Verkehrsunfall am 4. Juni in Charlottenburg, an dem ein Polizeifahrzeug und zwei Radfahrer beteiligt waren. Ein Polizeibeamter fuhr gegen 9.35 mit einem Zivilfahrzeug auf der Reichsstraße in Richtung Steubenplatz. Dabei kollidierte sein Pkw mit den Fahrrädern eines 79-Jährigen und seiner 75-jährigen Ehefrau, die in derselben Richtung unterwegs waren. Die Frau zog sich Prellungen und Stauchungen sowie eine Kopfplatzwunde zu, ihr Ehemann leichte Verletzungen am linken Bein. Während er nach ambulanter Behandlung das Krankenhaus verlassen konnte, wurde seine Frau stationär aufgenommen.
Zeugen, die Angaben zum Unfallhergang machen können, werden gebeten, sich mit dem Verkehrsermittlungsdienst der Direktion 2 in der Straße Alt-Moabit 5a in 10557 Berlin unter der Rufnummer 4664 281381 oder 281800 in Verbindung zu setzen.“

Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 1413 vom 05.06.2013 – 09:20 Uhr

Der Text der Pressemeldung ist insoweit missverständlich, als nicht klar ist, ob das Polizeiauto in Richtung Norden oder in Richtung Süden auf den Steubenplatz zugefahren ist. Die knapp zwei Kilometer lange Reichsstraße zwischen Spandauer Damm und dem Theodor-Heuss-Platz wurde Ende 2009 umgestaltet. Statt zweier Fahrspuren pro Richtung gab es nach der Umgestaltung eine Fahrspur und einen Angebotsstreifen für Radler. Grund für die Anlegung des Angebotsstreifens waren zwei tödliche Unfälle mit Radfahrern an der Reichsstraße im Jahr 2008.

Diskussion in Potsdam: Fahrradmobilität und Fahrradwegekonzept

Die Grünen in Potsdam führen heute eine Veranstaltung zum Thema „Fahrradmobilität in Potsdam und Umgebung“ durch.

„In der Diskussion befassen wir uns mit der Fragestellung „Radwege sicher oder gefährlich?“ Vor dem Hintergrund vermehrter Unfälle auf Radwegen, stellen sich viele Fragen, was zukünftig im Hinblick auf Fahrradsicherheit und Fahrradmobilität verbessert werden kann.“

Einführungsvortrag
Prof. Dr. Heiner Monheim, Universität Trier ( angefragt)

Publikumsdebatte
Torsten von Einem, Fahrradbeauftragter, Landeshauptstadt Potsdam (angefragt)
Prof. Dr. Heiner Monheim, Universität Trier (angefragt)
Lea Hartung, Geschäftsführerin ADFC
Marc Nellen, Verkehrsclub Deutschland, VCD, Landesverband Brandenburg e.V.
Michael Jungclaus, MdL, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion der Grünen im Brandenburger Landtag
Ulf Hildebrandt, ADFC Brandenburg, Ortsgruppe Potsdam
Robert Bartko, mehrfacher Olympiasieger, Radsportverband Brandenburg e.V.

Fazit
Benjamin Raschke, Landesvorsitzender Grüne Brandenburg

Zeit Mittwoch 5. Juni 19:30 bis 21:30 Uhr
Ort: Haus der Natur
Lindenstraße 34
14467 Potsdam

Grüne: Diskussion: Fahrradmobilität und Fahrradwegekonzept

Startup will App gegen Falschparker entwickeln

Ein in Gründung befindliches Berliner Startup will eine App entwickeln, mit der man mit einem Klick einen Falschparker auf dem Radweg bei der Polizei anzeigen kann. Die erforderlichen Mittel für das Startup sollen per Crowdfunding eingeworben werden.

Was noch fehlt für das Startup, sind qualizierte Mitarbeiter. Im Jobportal Studentjob wird deshalb nach einem Praktikanten gesucht: „Du willst … Autos vom Radweg verscheuchen? Die Lobby für Alltagsradler stärken? Einer App zum Anzeigen von rücksichtslosen Autofahrern zum Durchbruch verhelfen? Per Social-Media und Crowdfunding-Aktion die erforderlichen Mittel einwerben? Social-Media-Aktionen unter Profi-Anleitung umsetzen? Die Community rund ums Thema wachsen lassen? Die Webseite mit aufbauen? Einzelne Themen recherchieren? Unterschiedlichste sonstige Auf-gaben abarbeiten? Eigene Ideen mit einbringen?“

Vergütung und Arbeitszeit des Jobs sind verhandelbar.
Studentjob: Praktikum in Berlin: Social Media, Public Affairs, Fahrrad-App
via: Hamburgize

Schränkt die Fahrradsternfahrt die Freiheit ein?

Eines vorab: Ich (berlinradler) bin zwar ADFC-Mitglied, unter anderem wegen dem Versicherungsschutz und der regelmäßig zugesandten „Radzeit“, bin aber nicht aktiv. Daher kann ich nicht offiziell für die Fahrradsternfahrt schreiben. Dennoch fahre ich jedes Jahr mit und in den Jahren, in denen es aus beruflichen Gründen nicht ging, war ich immer wenigstens gedanklich dabei.

Ereignisse wie die Fahrradsternfahrt polarisieren. Sollen die Radfahrer sich doch erstmal an die Regeln halten, bevor sie Verbesserungen für sich einfordern. Man kann doch nicht die ganze Stadt lahmlegen und exklusiv den Radfahrern vorbehalten. Demonstrationen sollen bitteschön irgendwo jwd erfolgen und nicht immer den Verkehr so stören.

Die entsprechenden Onlinediskussionen, zum einen in Tageszeitungen, aber durchaus auch in vereinzelten Kommentaren hier im Blog, zeigen ein kurioses Bild: Wird die Meinungsfreiheit einerseits sehr hoch bewertet – immerhin gingen dafür Ende der 80er Jahre Hundertausende DDR-Bürger auf die Straße und riskierten Gewalt und Gefängnis – so gibt es heute viele Stimmen, deren Forderung man gar nicht anders zusammenfassen kann: Demonstrationsfreiheit aufheben oder einschränken, um den (Auto-) Verkehr weniger zu stören. Absurd, aber durchaus ein häufig zu vernehmender Tenor. Doch was bringt eine Demonstration, die keiner sieht?

Ich habe mich schon oft gefragt, warum ich dem Thema der Verkehrspolitik so viel Relevanz beimesse. Schließlich gibt es auch andere Politikfelder, die ebenfalls Einfluss auf mein Leben haben. Aber letztendlich ist die Antwort einfach: Tagtäglich bin ich mit Situationen konfrontiert, die unnatürlich, störend und angsteinflößend sind. Zum einen ist das die ständige Antipathie unter den Verkehrsteilnehmern, die groteske Züge annimmt. Man stelle sich einen Supermarkt vor, in dem die Leute sich ständig überall mit ihrem Einkaufswagen vordrängeln und von vornherein als Feinde betrachten. In dem verbale Kommunikation durch eine Hupe und primitive Gesten ersetzt würde. Das wäre skurril. Der Straßenverkehr holt aus uns – unabhängig vom Bildungsgrad – geradezu animalische Verhaltensweisen heraus.

Fast noch mehr als die bis Ende der 90er Jahre reichende Verkehrspolitik, die Radfahrer weitgehend aus dem Sichtfeld ausklammerte, ärgert mich die heutige, schlecht gemachte, angeblich fahrradfreundliche Verkehrspolitik. Da werden Radstreifen in superbreite Straßen gepinselt, um dann genau in den Engstellen zu enden. Da werden vom Senat Radverkehrsrouten eingeführt und beschildert, um dann jahrelang umleitungsfrei unter Baustellen zu verschwinden. Da wird die Frage in der öffentlichen Diskussion ignoriert, ob Radstreifen das Problem mit tödlichen Rechtsabbiegerunfällen überhaupt beheben können. Und ein Staatssekretär Christian Gaebler stellt sich hin und verkündet, nun „Fahrradbeauftragter“ zu sein. Kurzum: Man meint es zwar durchaus ernst mit den Radverkehrsinteressen, zumindest in der Berliner Landespolitik. Doch man kennt die Bedürfnisse nicht und will sie dann nicht befriedigen, wenn dafür Kompromisse zu Lasten des Autoverkehrs gemacht werden müssten. Und in manchen Punkten (Fahrradbeauftragter) nimmt man den Bürger nicht ernst.

Das System „auf Teilstrecken 50 km/h, dafür an Kreuzungen stehen und warten“, das in Durchschnittsgeschwindigkeiten von 20-30 km/h für den Autoverkehr resultiert, verlangsamt nicht nur alle anderen Verkehrsteilnehmer. Es gefährdet sie auch. Nach wie vor ist der Hauptunfallgegner des Radfahrers das Auto. Und es ist auch Hauptunfallverursacher. Das Risiko des eigenen Fehlverhaltens überträgt der Autofahrer in der Stadt auf Fußgänger und Radfahrer. Praktisch und bequem. Und völlig ungerecht! Dem wird noch die Krone aufgesetzt, indem Radfahrer, die in Berlin ca. 5.000 Unfälle im Jahr verursachen, als Rowdies hingestellt werden und Kraftfahrer, die über 100.000 Unfälle im Jahr verursachen, aus ihrer guten Ampelbeachtung schlussfolgern, immer korrekt zu fahren. Bußgelder sind gesellschaftstauglich und stehen nicht etwa für eigenes Fehlverhalten, sondern für behördliche Gängelung.

Ich halte mich an die Verkehrsregeln und stehe dennoch als Prügelknabe da. Keine Chance auf eine andere Wahrnehmung, egal was ich mache. Dafür kann ich jeden Tag aufs neue überlegen, ob ich hinter einem Falschparker auf der Busspur anhalte oder ihn überhole – dabei aber immer (ja, IMMER!) wieder so knapp überholt werde, dass jedes unvorhersehbare Ereignis mein Ende bedeuten kann. Ich kann mich über neue Radstreifen „freuen“, die in bisher gemütlichen Nebenstraßen dafür sorgen, dass ich nun rechts von den Rechtsabbiegern stehe. Und die den Autofahrer gegen mich aufbringen, sobald ich den Streifen verlasse, um mich als Linksabbieger einzuordnen. Dankbar soll ich sein, wenn da etwas mehr als ein Meter Breite für mich und all die anderen Radfahrer reserviert ist, obwohl wir schon die Mehrheit in vielen Straßen sind.

Ich denke, es wird noch viele Fahrradsternfahrten geben. Und solange ich so unzufrieden bin wie zur Zeit, werde ich immer mitfahren. Mein Mitleid für Menschen, die nicht einen einzigen Tag ohne Auto auskommen können, hält sich in Grenzen. Denn das können ja nur die sein, die die Probleme verursachen, indem sie eben ausschließlich das Auto nutzen und nicht mal an solchen Tagen auf S- und U-Bahn oder das Fahrrad umsteigen können.