Spontan-Fahrrad-Kampfansage an die SPD – Demo heute 17:30

Vor fast zwei Jahren sind 105.425 Unterschriften für ein Radgesetz gesammelt worden. Eigentlich sollte das Radgesetz bis März 2017 verabschiedet werden. Tatsächlich sind schon letztes Jahr drei Termine gerissen worden, aber immerhin gab es einen im Konsens verhandelten Entwurf. Aus diesem steigt die SPD gerade aus, ein Jahr, nachdem wir die Verhandlungen abgeschlossen haben, aus billigen populistischen Gründen, sich der Minderheit der Autofahrer anbiedernd. Sie hat gestern die Behandlung im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses platzen lassen. Damit ist ein Beschluss vor der Sommerpause fast unmöglich geworden.

Warum sind wir sauer? Das Verhalten ist ein Affront gegen uns Bürgerinnen und Bürger, es ist nicht Hauptstadt-würdig. Greenpeace hat erst in dieser Woche gezeigt, dass Berlin auf dem jämmerlichen zehnten Platz von elf Plätzen unter Europas Metropolen liegt. Wir wollen keinen Monat länger hinnehmen, dass wir auf dem Rad bedrängt, beschimpft, verletzt oder getötet werden. Es ist wieder Zeit, die vergeht, bis endlich mehr Menschen durch sichere und attraktive Radwegs aufs Rad gelockt werden, um unsere Stadt lebenswerter zu machen und den schnellstmöglichsten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Ort: Leipziger Straße vor der Mall of Berlin / Apotheke am Leipziger Platz 12
Zeit: Heute, Donnerstag, 24. Mai 2018 um 17:30 Uhr

Initiert von Volksentscheid Fahrrad

Ride of Silence 2018

In weltweit 340 Städten wird am kommenden Mittwoch auf dem traditionellen Ride of Silence der im Straßenverkehr tödlich verunglückten Radfahrer gedacht. Allein in Berlin starben im vergangenen Jahr neun Radfahrer, in diesem Jahr sind es bereits drei. Zwei Drittel der Verkehrstoten in Berlin im Jahr 2017 waren Fußgängerinnen und Radfahrer – und das, obwohl sie nur an 5% aller Unfälle beteiligt waren.

Nach den Jahren 2015 bis 2017 gibt in Berlin den vierten Ride of Silence. Wie immer wird die Gedenkfahrt auf der Westseite des Brandenburger Tors gestartet und führt an den Unfallstellen vorbei, an denen die Radfahrer im vergangenen Jahr ihr Leben lassen mussten. Nach 26 Kilometern endet die Fahrt voraussichtlich um 22:00 Uhr vor dem Roten Rathaus.

Die Teilnehmenden des Ride of Silence fahren schweigend. Bitte respektiert den traurigen Anlass: Soundsysteme, Alkohol oder Partystimmung sind während der Demonstration nicht angebracht. Außerdem tragen die Teilnehmenden weiße oder helle Kleidung. Der ADFC Berlin bietet wieder weiße T-Shirts mit Logo an. Ihr könnt sie vor dem Start der Demonstration für 10 Euro erwerben.

Zeit: Mittwoch, 16. Mai 2018 um 19:00 Uhr
Ort: Brandenburger Tor (Westseite)

ADFC Berlin: Ride of Silence 2018

Routenplaner für S-Pedelecs

Der niederländische Fietsersbund betreibt schon lange einen Routenplaner für Radfahrer, mit dem jedes Jahr mehr als eine Million Routen geplant werden. Seit gestern ist auch der kleine Bruder des Routenplaners im Netz, der sich speziell an Speedpedelecfahrer richtet.

Speedpedelecs mit einer Geschwindigkeit von bis zu 45 km/h werden in den Niederlanden gern von Pendlern als Autoersatz gekauft. Seit dem 1. Januar 2017 dürfen diese schnellen Ebikes allerdings nicht innerorts auf Radwegen fahren, es sei denn, dass einzelne Kommunen dies auf ausgewählten Fahrradwegen ausdrücklich zulassen. Gelderland ist die erste Provinz, in der Kommunen auch Ausnahmen in bebauten Gebieten zulassen, wo sie es für notwendig halten. Außerhalb bebauter Gebiete dürfen S-Pedelecs Radwege nutzen.

Mit dem Pedelecroutenplaner kann man nun Rundtouren oder Punkt-zu-Punkt-Touren planen, die die jeweiligen Gegebenheiten in den einzelnen Orten berücksichtigen. Der Pedelecplaner ist ebenso wie der normale Routenplaner des Fietsersbond ein Werk von Freiwilligen, die die Eigenschaften jeder Straße und jedes Radwegs dokumentieren. Vorerst ist der Speedpedelecroutenplaner jedoch lediglich in der Provinz Gelderland in der Lage, Routen zu planen. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Routenplaner auch für andere Provinzen zur Verfügung stehen wird.

Fietsersbond: Pedelecplaner
Fietsersbond: Routenplaner
Fietsersbond: Fietsersbond lanceert routeplanner voor speedpedelecs

Bundesrat debattiert Abbiegeassistenz bei Lastwagen zum Schutz von Radfahrern und Fußgängern

Die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Bremen, Hessen und Thüringen haben heute in einem gemeinsamen Antrag im Bundesrat gefordert, dass Abbiegeassistenzsysteme für Lastwagen über 7,5 Tonnen verpflichtend eingeführt werden. Darüber hinaus schlagen die Antragsteller vor, Investitionen in solche Assistenzsysteme durch Förderprogramme zu unterstützen. In dem Antrag wird verlangt, dass Abbiegeassistenten nicht abgeschaltet werden können oder sich bei kurzzeitiger Abschaltung automatisch wieder einschalten. Die Erfahrungen mit Notbremssystemen, die seit 2015 bereits bei allen neu zugelassenen Lastkraftwagen in der EU eingebaut aber nicht eingeschaltet sein müssen, zeigen, dass immer wieder schwere Unfälle passieren, die mit eingeschalteten Systemen hätten verhindert werden können.

Nach der Debatte, an der sich Woidke (Brandenburg), Günther (Berlin), Al-Wazir (Hessen) und Strobl (Baden-Württember) beteiligten, wurde der Antrag an die Ausschüsse überwiesen. Nach den Beratungen in den Ausschüssen kommt er wieder auf die Tagesordnung des Bundesrats.

Bundesrat: Abbiegeassistenz zum Schutz der Radler und Fußgänger

Der 3. Juni ist Weltfahrradtag

Mitte diese Monats beschlossen die Vereinten Nationen, den 3. Juni eines jeden Jahres als Weltfahrradtag zu deklarieren. Das Datum wird bereits seit 1998 als „Europäischer Tag des Fahrrades“ begangen. Alle Mitgliedstaaten der UN sind aufgerufen, den Weltfahrradtag zu zelebrieren und die Vorteile des Radfahrens hervorzuheben. Bernhard Ensink, Chef der European Cyclists’ Federation (ECF), sagte: „Radfahren bringt die Menschen zusammen und hat soziale, wirtschaftliche und ökologische Vorteile. Diese Erklärung der Vereinten Nationen ist eine Anerkennung des Beitrags des Radfahrens zu den Zielen der nachhaltigen Entwicklung.“

United Nations: Resolution adopted by the General Assembly on 12 April 2018
Wikipedia: Weltfahrradtag
Wikipedia: Europäischer Tag des Fahrrades

4. Internationales Lastenradrennen im Rahmen der Velo Berlin

Das Fahrradfestival Velo Berlin, das am Sonntag zuende ging, hat in diesem Jahr einen großen Sprung nach vorn gemacht. Es war sicher ein Risiko, die Messe an einen anderen Ort und auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen, aber im Nachherein zeigt sich, dass diese Entscheidung absolut richtig war. Der Flughafen Tempelhof hat bei Ausstellern und Besuchern voll eingeschlagen. Mehr als 16.000 Besucher informierten sich bei 276 Ausstellern über 500 ausgestellte Marken rund um das Fahrrad.

Das in die Velo Berlin integrierte International Cargo Bike Festival präsentierte unglaublich viele Neuigkeiten. Möglicherweise gab es in Europa noch nie eine Messe mit so einer Vielfalt von Angeboten und Lösungen im Lastenfahrradbereich. Diese Messe machte richtig Spaß.

Velo Berlin

Lastenradförderung in Berlin beginnt (und endet) in den nächsten Tagen

Lange war sie angekündigt, nun kommt sie wirklich, die Förderung von Transporträdern durch den Berliner Senat. Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: „Lastenräder werden immer beliebter im privaten und beruflichen Alltag. Die Transporträder sind praktisch, umweltfreundlich und eine preiswerte Alternative zum Auto in der Stadt. Mit Elektrounterstützung ist der Fahrspaß auch auf längeren Strecken und mit schwereren Lasten garantiert.“

Damit der Kauf eines Lastenrades für berufliche und private Zwecke noch attraktiver wird, fördert der Senat den Kauf von Cargo Bikes mit 200.000 Euro in diesem und 500.000 Euro im nächsten Jahr. E-Lastenräder sollen mit maximal 1.000 Euro gefördert werden und nicht elektrisch unterstützte Lastenfahrräder mit höchstens 500 Euro. Der Fördertopf dieses Jahres wird so aufgeteilt, dass 130.000 Euro für private Antragsteller und 70.000 für gewerbliche/freiberufliche Antragsteller vorbehalten sind.

Achtung: Es gilt das Windhund-Prinzip: wessen Antrag zuerst bewilligt wird, der kann sich die Förderung sichern. Auf der verlinkten Seite des Senats findet sich auch der gefettete Hinweis: „Details zum Förderprogramm Lastenrad folgen in den kommenden Tagen hier auf dieser Seite.“ Wenn Ihr sicher in die Förderung rutschen wollt, dann ruft am besten täglich die Senatsseite auf, denn wenn das Förderungslimit von 200.000 Euro erreicht ist, gibt es erst wieder Anfang 2019 die Möglichkeit, einen Zuschuss zu beantragen.

Senuvk: Berlin steigt um – Senat fördert Lastenräder

Netzwerk Fahrradfreundliches Friedrichshain-Kreuzberg

Ab Mittwoch gibt es auch in Friedrichshain-Kreuzberg eine Bezirksinitiative von Volksentscheid Fahrrad, damit das Mobilitätsgesetz auch in Xhain zügig umgesetzt wird. Bei der Auftaktveranstaltung Mitte der Woche haben sich die Initiatoren folgendes vorgenommen:
– Präsentation gelungener Projekte
– Input zu Wegen der Veränderung
– Sammeln von Projektvorschlägen
– Vernetzung von Initiativen und Nachbarn

Wenn auch du willst, dass die Verkehrswende schnell in unserem Bezirk ankommt, dann bist du am Mittwoch im Aquarium genau richtig.

Netzwerk Fahrradfreundliches Friedrichshain-Kreuzberg

Ort: Aquarium
Skalitzer Str. 6
10999 Berlin
Zeit: Mittwoch, 18. April 2018 um 19:00 Uhr

Berliner Fahrradstaffel fährt eBullit

Im Rahmen des Mobilitätsprojekts „Ich entlaste Städte“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat nun auch die Fahrradstaffel der Berliner Polizei vier Monate lang Gelegenheit, ein elektrounterstütztes Lastenrad zu testen. Die Entscheidung fiel auf das einspurige Long John eBullit des dänischen Herstellers Larry vs Harry mit einem Transportvolumen von 160 Litern. Mit dem Lastenrad sollen in Zukunft kleinere Einsatzmittel transportiert werden, ohne ein Polizei-Kfz nutzen zu müssen. Außerdem wird das Lastenrad mit Tretunterstützung als ‚mobiler Tresen‘ bei verschiedenen Veranstaltungen wie der Fahrradregistrierung eingesetzt.

Während der vorerst viermonatigen Testzeit führen die Verkehrsforscher des DLR Befragungen sowie Analysen der Fahrzeugbewegungen durch. Ziel der Wissenschaftler ist es, am Ende des Projekts eine fundierte Einschätzung abgeben zu können, wie das Lastenrad als gewerbliches Fahrzeug von der Wirtschaft und öffentlichen Einrichtungen angenommen wird.

DLR: Berliner Fahrradstaffel erhält Lastenrad vom DLR

Berlin baut angemessen breite Radwege

Heute hat die Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr eine Pressemitteilung mit dem Titel“ Berlins Infrastruktur nachhaltig stärken“ veröffentlicht. Es handelt sich um eine Auflistung wesentlicher Infrastrukturprojekte, die in den Jahren ab 2018 abgearbeitet werden sollen: Brücken, Straßen, Gehwege und Wasserbauwerke, aber auch Radwege.

Konkret werden zwei Radwegprojekte in dem 37 Seiten langen Dokument genannt. So soll die Karl-Marx-Allee zwischen Otto-Braun-Straße und dem Strausberger Platz bis zum April 2020 für eine Summe von 13,2 Millionen Euro umgestaltet werden. Die Senatsverwaltung schreibt auf Seite 22: „Zu Gunsten der Neuanlage von beidseitigen Radfahrstreifen wird der vorhandene überbreite Mittelstreifen auf 10 m Breite reduziert. Verloren gehende Parkplätze werden in Randlage neu etabliert. Die Nebenanlagen einschließlich der Ausstattung (Beleuchtung, Möblierung) werden denkmalgerecht in Stand gesetzt. Zur Erhaltung der in den 60´er Jahren gepflanzten Linden erfolgen umfangreiche Qualitätsverbesserungen.“ Dazu wird die hier abgebildete Visualisierung gezeigt. Die Breite des geschützten Radwegs wird nicht genannt, aber ich schätze sie auf mindestens 2,5 Meter.

So breite und komfortable Radwege wünscht man sich auch auf anderen Straßen, auf denen das problemlos möglich ist: Unter den Linden, Straße des 17. Juni, Bismarckstraße, Otto-Suhr-Allee, Leipziger Straße usw.

Das zweite, vorgestellte Radwegprojekt scheint weniger ambitioniert zu sein. An der Herrstraße werden Rad- und Fußweg zwischen Freybrücke und Stößenseebrücke erneuert. In diesem Fall nennt der Senat die Breiten: „Grundsätzlich ist der Neubau eines 1,60 Meter breiten Rad- sowie eines 2 Meter breiten Gehweges (inkl. Mosaikstreifen) unter Berücksichtigung eines 1,20 Meter breiten Sicherheitstrennstreifens zwischen Fahrbahn und Radweg vorgesehen“ (Seite 27 des Dokuments).

Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Berlins Infrastruktur nachhaltig stärken.
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Berlins Infrastruktur zukunftssicher gestalten. (Infrastrukturprojekte)

Warum ist das Radfahren in London nicht alltäglich?

Der britische Sänger und Comedian Jay Foreman betreibt einen YouTube-Canal Youtube channel mit politischen und erzieherischen Videos, in denen er in der Reihe „Unfinished London“ unter anderem die Verkehrsinfrastruktur der Metropole London aufs Korn nimmt. In seinem neuesten Video versucht er zu erklären, wieso sich London zu einem Verkehrsmoloch entwickelt hat und wieso so wenig Menschen in London radfahren, ganz anders als zum Beispiel in Amsterdam, wo das Radfahren alltäglich ist. Das am vergangenen Mittwoch gepostete 10-Minuten-Video erreicht heute bereits mehr als 300.000 Zuschauer. Vergnüglich anzuschauen, obwohl die letzten zweieinhalb Minuten aus Werbung bestehen.

Berliner Senat stellt Leitfaden für Leihräder auf

Wohl kaum eine andere Wirtschaftssparte hat sich in kurzer Zeit so dramatisch verändert wie der Leihfahrradmarkt. Im Juni 2016 beschloss der Senat, auf einen neuen Fahrradverleiher zu setzen. Statt Call a Bike sollte Nextbike der neue Betreiber des Berliner Fahrradverleihsystems werden. Gefordert waren mindestens 175 Stationen und mindestens 1.750 Räder. Das war dem Senat eine jährliche Förderung von einer Million Euro wert. Tatsächlich stelle Nextbike dann mehr Leihfahrräder (2.000) an viel mehr Stationen (700) auf die Straße. Bis Ende 2018 wird Nextbike 5.500 Räder an festen Stationen anbieten.

Zum Erstaunen aller verkündete der unterlegene Leihradanbieter Call a Bike der Deutschen Bahn, im Berliner Markt zu bleiben, auch ganz ohne staatliche Förderung. Weitere Anbieter kamen hinzu: Donkeybikes, MoBike, Obike. Und das ist noch nicht das Ende, denn weitere Verleiher haben bereits Interesse an einem Verleihgeschäft in Berlin angekündigt. Heute kann die Anzahl der Leihräder in Berlin nur geschätzt werden. Auf Basis der Angaben der großen Verleihunternehmen werden aktuell mindestens 16.000 Räder angeboten.

Verkehrssenatorin Regine Günther begrüßt prinzipiell Leihfahrräder, da sie vor allem in Kombination mit dem öffentlichen Nahverkehr ein sinnvoller Teil des Umweltverbundes sind. „Schwierig wird es, wenn die angebotene Zahl an Leihrädern ausufert. Dann müssen wir gegensteuern. Wir haben für die Bezirke einen Leitfaden mit Empfehlungen entwickelt, welche Anforderungen in der aktuellen Situation an das Abstellen dieser Leihräder zu stellen sind. Damit soll einem Wildwuchs entgegen gewirkt werden.“

Eine Maximalgrenze, wieviele Leihräder die Stadt verträgt, nennt Günther nicht, „wegen unterschiedlicher Straßenverhältnisse“. Aber besonders die stationsungebundenen Leihfahrräder könnten bald zur Schwemme werden. Deshalb stellt die Senatsverwaltung Regeln für Leihräder auf. Bis zu drei Leihfahrräder an einer Stelle gelten als Gemeingebrauch und müssen nicht genehmigt werden. Wer mehr Leihräder abstellt, braucht eine Sondernutzungserlaubnis.

Wichtig beim Abstellen von Leihrädern ist außerdem, dass keine Zugänge oder Ein- und Ausgänge zu Gebäuden oder U- und S-Bahneingängen einschließlich der Aufzüge versperrt werden. Das gilt auch für abgesenkte Bordsteine, die zum Passieren von Rollstuhlfahrenden wichtig sind. Die Benutzung von öffentlichen Fahrradabstellanlagen durch Anbieter oder Kunden stationsloser Fahrradverleihsysteme ist nicht gestattet. Eine komplette Liste von Einschränkungen für das Abstellen von Leihrädern ist auf der Webseite der Senatsverwaltung einsehbar. Anwohner werden aufgefordert, bei Verstößen die mobile App „Ordnungsamt-Online“ zu nutzen.

Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Pressemeldung Leihfahrräder in Berlin
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Leihfahrräder
Inforadio: Leihräder in Berlin: Problem oder Chance? (Interview mit Staatssekretär Kirchner)

Zahlen, Daten und Fakten zum Fahrradmarkt in Deutschland

Der Zweirad-Industrie-Verband e.V. (ZIV) ist die nationale Interessenvertretung und Dienstleister der deutschen und internationalen Fahrrad-Industrie. Mitglied im ZIV sind etwa 90 Hersteller und Importeure von Fahrrädern, Fahrradkomponenten, Zubehör und E-Bikes. Einmal im Jahr veröffentlicht der ZIV Zahlen, Daten und Fakten zum Fahrradmarkt in Deutschland. Laut dem heute veröffentlichten Bericht ist die Zahl der verkauften Fahrräder in Deutschland rückläufig, dagegen wird der Markt für E-Bikes in Deutschland immer größer.

Der Absatz an Fahrrädern und E-Bikes lag 2017 mit 3,85 Millionen Einheiten fünf Prozent unter dem Vorjahr. Darunter waren 3,13 Mio. Fahrräder und 0,72 Mio. E-Fahrräder. Zwei Jahre zuvor qwaren noch insgesamt 4,36 Mio. Räder verkauft worden, darunter 3,82 Mio. Fahrräder und 0,54 E-Bikes. Trotz der insgesamt gesunkenen Stückzahlen stieg der Fahrradumsatz auf 2,69 Milliarden Euro, im Jahre 2015 hatte der Gesamtumsatz noch bei 2,43 Milliarden Euro gelegen. Verantwortlich für die erneute Steigerung des Umsatzes ist der gestiegene durchschnittliche Verkaufspreis pro Fahrrad (inkl. E-Bikes). Dieser lag in 2017 bei € 698,- über alle Vertriebskanäle und damit um 8,6% höher als in 2016.

Auch die Produktion von Fahrrädern und E-Bikes in Deutschland ist stark rückläufig. Hier die Zahlen der vergangegen drei Jahre:
2015: 2,19 Millionen Einheiten (1,88 Räder und 0,31 E-Bikes)
2016: 1,97 Millionen Einheiten (1,62 Räder und 0,35 E-Bikes)
2017: 1,73 Millionen Einheiten (1,26 Räder und 0,47 E-Bikes).

Die Zahl importierter Räder ist in den letzten drei Jahren in etwa gleich geblieben. Die meisten der in Deutschland verkauften Fahrräder wird in Kambodscha hergestellt, gefolgt von Polen, Bulgarien, den Niederlanden und Taiwan (siehe Grafik). Es zeigt sich allerdings, dass die Fahrradproduktion immer stärker von Hochtechnologieländer auf Niedrigtrechnologieländer verschoben wird. Taiwan zum Beispiel war vor fünf Jahren noch zweitgrößter Fahrradimporteur nach Deutschland, heute liegt der Inselstaat auf Platz fünf der wichtigsten Einfuhrländer.

Der Gesamtbestand an Fahrrädern und E-Bikes wächst langsam aber kontinuierlich. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland 73,5 Millionen Räder. Der Tag ist nicht mehr fern, an dem jeder Einwohner statistisch gesehen ein Rad besitzt.

ZIV: Zahlen – Daten – Fakten zum Deutschen Fahrrad- und E-Bike-Markt 2017

Swaprad kommt nach Deutschland

Ein neues Fahrradverleihkonzept namens Swaprad kommt in diesem Jahr nach Deutschland. Vor drei Jahren gründeten drei Studenten von der TU Delft den Fahrradverleih Swapfiets. Für eine feste monatliche Gebühr von meist 15,- Euro erhalten Kunden ein Siebengangfahrrad mit Beleuchtung, zwei Schlössern und Versicherung. Erkennbar sind die Swapfiets an ihren leuchtend blauen Vorderrädern. Wenn ein geliehenes Fahrrad kaputt geht, kommt ein mobiles Reparaturteam innerhalb von 12 Stunden zum Kunden nach Hause, repariert das Rad oder stellt ein neues zur Verfügung. Wenn das Leihfahrrad gestohlen wird, zahlt der Kunde eine Selbstbeteiligung von 40,- Euro und erhält ebenfalls ein neues Swaprad. Das Abonnement ist flexibel und monatlich kündbar, es wird keine Kaution berechnet.

Mit diesem Konzept war Swapfiets in den Niederlanden erfolgreich und breitete sich auf insgesamt 14 Städte aus. Im vergangenen Jahr wuchs die Firma um 1600 Prozent. Jetzt wollen die Fahrradverleiher in Deutschland, Belgien und in Dänemark Fuß fassen. Ab diesem Frühjahr werden Swapräder in Antwerpen, Gent und Lüttich verfügbar sein. In welchen Städten Swapfiets in Deutschland antritt, ist nicht bekannt, aber es wird bereits nach Personal für das Regionalbüro Münster gesucht.

Swapfiets
Verkeersnet: Swapfiets breidt uit naar België, Duitsland en Denemarken

geschichte der radspannerei

die schicksalhafte fahrt zu einer party in der berliner sonnenallee zwischen den jahren 1995. mein kumpel alex hatte eine junge frau im schlepptau und wir waren uns auf anhieb sympathisch. aber die nacht war kurz und die trampe auf der autobahn zurück nach bremerhaven war winterlich nasskalt. zurück in fishtown bekam ich post und meine neue bekannte von der party hatte mir tatsächlich eine karte zukommen lassen. neben herzlichsten grüßen war ein zweizeiler, ausgeschnitten aus der taz aufgeklebt:

„suche leute für fahrrad-projekt – thomas – tel. 693****“

und ich rief an. unser erstes treffen fand in einem café am erkelenzdam in kreuzberg statt. es trafen sich,- nachdem einige von uns zuerst am falschen tisch eines anderen projekts gelandet waren – doch alle interessenten und dann auch thomas.

das war anfangs eine bunte mischung aus studenten, angehenden ingenieuren, (lebens-) künstern, autisten und menschen in sozialen berufen. frauen waren erstmal nicht dabei.

von da an gab’s wöchentliche treffen, da thomas die anzeige mindestens 4 wochen lang laufen lassen wollte. einige sprangen ab, neue kamen hinzu. es kristallisierte sich dann doch heraus, daß wir eine konventionelle fahrrad-reparatur-werkstatt betreiben wollten. thomas war zu dem zeitpunkt gerade noch student und betrieb schon 6 jahre eine fahrradwerkstatt mit dem namen: „radspannerei“. er hatte diesen vom alten motorrad-speichen mechaniker müller geerbt. die werkstatt befand sich in einer remise am erkelenzdam 59.

den namen haben wir behalten und die ersten 3 monate auch noch an alter wirkungsstätte geschraubt. es ergab sich, daß in der admiralstraße 23, gleich um die ecke, ein kleines ladengeschäft frei wurde. wir bewarben uns und – zu unserer überraschung – entschied sich das hausprojekt für uns. dort lernten wir alles, was wir noch nicht konnten, um auch wirtschaftlich zu bestehen. dies geschah fließend. an wirkliche existenz hat in den ersten jahren noch niemand von uns gedacht. so gingen doch einige in ihre erlernten berufe – so auch thomas, der lehrer wurde in einem gymnasium in kreuzberg 61. die „radspannerei“ lief für diejenigen eher nebenbei. ich blieb und wurde hauptberuflich fahrrad- schrauber. des personal-karussell drehte sich weiter, thomas‘ sohn wurde geboren und andere schwerpunkte gesetzt.

thomas verließ die „radspannerei“ in den anfänglichen 2000er jahren ohne den kontakt gänzlich zu verlieren. so manches mal holte ich noch rat ein vor allem auch in technischen fragen. neben seinem theoretischen, ingenieurhaften wissen, war er auch ein begnadeter autodidakt.

noch ende 2017 kaufte er einen fahrradhelm in „seinem“ alten laden. wir wußten da nicht, daß es das letzte mal sein sollte, das wir uns sprachen.

thomas starb für alle unerwartet im januar 2018 – dem jahr, in dem er eigentlich hätte in pension gehen wollen, um mit seinem segelboot in see zu stechen.

es bleibt die lücke, die jede person hinterläßt, wenn sie geht. gern erinnern wir uns an den schalk in seinem nacken, die sympathische, ruhige überlegte und humorvolle art, die sein eigen war.

es vermisst ihn

das radspannerei – team