In der Linienstraße soll dem Radverkehr Vorrang eingeräumt werden

Die Linienstraße ist eine knapp zwei Kilometer lange Straße im Berliner Ortsteil Mitte und verläuft parallel zur verkehrsreichen Torstraße. Seit August 2008 ist die damals für 3,5 Mio. Euro umgebaute Linienstraße als Fahrradstraße freigegeben. Eine echte Fahrradstraße ist sie allerdings nicht. An jeder Kreuzung gilt Rechts vor Links und ein entspanntes Nebeneinanderfahren von Radfahrern ist angesichts des vielfach illegalen Kfz-Verkehrs ausgeschlossen. Das „Anlieger frei“-Schild wird von gefühlt 90 % aller Autofahrer ignoriert. Hinzu kommt, dass der Straßenquerschnitt wegen der beidseitigen Parkstreifen sehr eng ist.

Trotz ihrer Mängel wird die Linienstraße eifrig von radfahrern genutzt. Das Netzwerk Fahrradfreundliches Mitte führte im Juni 2017 eine Verkehrszählung auf der Linienstraße in der Zeit von 08:00 bis 09:00 Uhr durch. Ergebnis: Innerhalb einer Stunde wurden 1.942 Radfahrende und 92 Kfz gezählt. Gäbe es an der Linienstraße eine Radzählstelle, würde sie mit Leichtigkeit die „erfolgreichste“ automatische Dauerzählstelle für den Radverkehr an der Oberbaumbrücke übertreffen.

Nach langen Jahren der Stagnation kommt endlich Bewegung in die Umgestaltung der Linienstraße zu einer wirklichen Fahrradstraße. Die Bezirksverordnetenversammlung Mitte hat in der vergangenen Woche ein Paket zur Verbesserung der Linienstraße beschlossen. Sie wird durchgängig als Fahrradstraße ausgewiesen und als Vorfahrtstraße beschildert. Kreuzungen, an denen Radfahrer in Zukunft Vorrang haben, sollen rot markiert werden, um den Vorrang des Radverkehrs hervorzuheben. Ausgenommen von dieser Regelung sind die Rosa-Luxemburg- und Rosenthaler Straße, denn „der Antrag bezieht sich nicht auf solche Stellen, bei denen die Linienstraße überörtliche Hauptverkehrsstraßen in der Zuständigkeit der Verkehrslenkung Berlin (VLB) quert“.

Außerdem sollen abschnittsweise Einbahnstraßen für den Kfz-Verkehr eingerichtet werden, um den Kfz-Durchgangsverkehr wirksam zu unterbinden. Radfahrer erhalten eine „Radfahrer frei“-Regelung.

Die Bezirksverordneten wollen auch, dass auf der Mitte der Linienstraße ein 25 cm breiter grüner Strich aufgetragen wird, der den Charakter der Straße als Fahrradstraße betonen soll. Zitat Netzwerk Fahrradfreundliches Mitte: „Die grüne Markierung soll durch einen Breitstrich (RAL „Verkehrsgrün“, 25cm) erfolgen und die Fahrradstraße klar kennzeichnen. Durch die Visualisierung wird sichergestellt, dass Beginn und Ende der Fahrradstraße für alle Verkehrsteilnehmenden ersichtlich ist. Damit wird die Sicherheit der Radfahrenden erhöht und Nutzungskonflikte vermieden.“

Die Maßnahmen sollen schnellstmöglich umgesetzt und der Bezirksverordnetenversammlung Bericht erstattet werden. Dafür wird eine Frist bis zum 4. Mai 2018 gesetzt.

Bezirksverordnetenversammlung Mitte: Die Fahrradstr. Linienstr. sicherer machen und dem Fahrradverkehr Vorfahrt einräumen (pdf)
Netzwerk Fahrradfreundliche Mitte: Linienstraße – Fahrradstraße als Vorfahrtsstraße
Netzwerk Fahrradfreundliche Mitte: Baustein „Fahrradstraße als Vorfahrtstraße“ (pdf)

fLotte Berlin geht an den Start

Unter dem Namen „fLotte Berlin – powered by ADFC“ geht heute ein neues freies Lastenradverleihrojekt an den Start. Ziel ist es, Lastenräder an vielen verschiedenen Standorten in Berlin kostenlos verfügbar zu machen, damit die Menschen erleben, wie einfach Lastenräder zu fahren sind und wie sehr das Umsteigen Spaß macht. Mit jeder Lastenradtour geht unsere Stadt einen Schritt weiter in Richtung einer menschengerechten Stadt für alle und weg von zugeparkten Straßen, schlechter Luft und Klimabelastung.

Das Ausleihen einer flotten Lotte ist denkbar einfach: Die Buchungsmaschine auf der fLotte-Webseite zeigt die Verfügbarkeit der Räder. Nach dem einmaligen Registrieren kann man jederzeit sein Wunschrad tageweise für bis zu 3 Tage buchen.

Die fLotte startet zunächst mit fünf unterschiedlichen Cargobikes in vier verschiedenen Kiezen mit einem Testlauf, der das Buchungssystem und die Abläufe auf Herz und Nieren prüft. Die Standorte sind zur Zeit der ADFC-Buchladen in der Brunnenstraße, ein Fahrradladen im Bötzowkiez, die Galerie im Kungerkiez sowie ein Bioladen an der Frankfurter Allee. Aber Berlin ist groß genug für viele weitere Standorte mit kostenlosen Lastenrädern. Gesucht werden deshalb Kiezinitiativen und Händlergemeinschaften, die Lust auf umweltfreundlichen und menschengerechten Mobilität haben.

fLotte Berlin

Letzte CM 2017

Bei Temperaturen um den Nullpunkt wird es heute Abend bei der letzten Critical Mass des Jahres 2017 in Berlin eher frisch werden, immerhin bleibt es trocken. Zeit, auf einige schöne Ausfahrten im vergangenen Jahr zurückzublicken. Hier Bilder der CM vom 27. Juli 2017 über das Tempelhofer Feld.

Prozess gegen einen LKW-Fahrer, der im Oktober 2016 eine Radfahrerin tötete

Am Sonntag, dem 23. Oktober 2016 ist es sonnig und trocken. An diesem Tag setzt sich eine 32-Jährige um die Mittagszeit auf ihr Rad, weil sie einen Arbeitskollegen am Plötzensee treffen möchte. Als die Frau zehn Minuten nach dem vereinbarten Treffen noch nicht eingetroffen ist, versucht der Bekannte, die Frau am Telefon zu erreichen. Da niemand abhebt, fährt er mit dem Fahrrad in Richtung der Wohnung der Frau. Er kommt durch die Beusselstraße und erblickt auf der anderen Straßenseite eine Unfallstelle. Als er sich nähert, erkennt er seine bereits abgedeckte, tote Kollegin und ihr Fahrrad.

Wenige Minuten vorher fuhr ein Sattelzug mit spanischem Kennzeichen auf der Beusselstraße Richtung Norden, bog hundert Meter nördlich des S-Bahnhofs Beusselstraße nach rechts zum Berliner Großmarkt ab und überfuhr die Radfahrerin, die auf dem Hochbordradweg auf der Beusselstraße ebenfalls in Richtung Norden unterwegs war. Die Frau war sofort tot. Im ärztlichen Gutachten ist von zahlreichen Verletzungen die Rede, die alle einzeln gereicht hätten, den Tod der Radfahrerin herbei zu führen.

Am Steuer des Lastwagens saß ein heute 42-jähriger, in Sofia geborener und in Valencia in Spanien arbeitender Lkw-Fahrer. Gleich zu Beginn des heutigen Prozesses gesteht der Kraftfahrer seine Schuld ein und erklärt, einen kurzen Moment abgelenkt gewesen zu sein, da er nach einer Adresse gesucht habe. Den Unfall habe er nicht bemerkt, erst, als er nach dem Abbiegevorgang ein starkes Zischen gehört habe, sei er angehalten und wurde dann von einem Zeugen darauf aufmerksam gemacht, was passiert sei. In der Polizeimeldung vom 24.10.2016 heißt es: „Der Lkw-Fahrer kam mit einem Schock zur ambulanten Behandlung in eine Klinik“.

Der Angeklagte fuhr zum ersten Mal zum Berliner Großmarkt, kannte die örtlichen Gegebenheiten also nicht. Als ihn der Richter nach dem defekten rechten Außenspiegel des Lkw befragt, sagt er, der Spiegel sei beim letzten Ausladen entzweigegangen. Er habe versucht, den Spiegel mit den Einstellknöpfen wieder zu richten, „so gut es eben ging“. Er sagt auch: „Unsere Chefs hetzen uns sehr und geben uns keine Möglichkeit, Reparaturen durchzuführen“.

Die Unfallörtlichkeit und der sichergestellte Lkw wurden von einem Dekra-Gutachter untersucht. Da der Lkw ein digitales Aufzeichungsgerät hatte, konnte der Unfall relativ genau nachvollzogen werden. Der Lkw war mit einer Geschwindigkeit von 26 km/h abgebogen, die Kollision mit der Radfahrerin fand mit einem Tempo von 19 km/h statt. Die Beusselstraße ist an der Unfallstelle dreispurig. Neben einer Busspur auf der rechten Straßenseite gibt es zwei weitere Fahrspuren. Der Lkw befand sich auf der mittleren Spur, zog dann nach links, um mit einem großen Bogen nach rechts abzubiegen. Die Radfahrerin muss den Lkw im letzten Moment bemerkt haben, jedenfalls befindet sich auf dem Radstreifen eine 3,10 Meter lange Bremsspur des Fahrrads. Das Fahrrad war neuwertig, hatte eine hydraulische Bremse, einen Nabendynamo und das Fahrlicht war eingeschaltet. Nach der Aussage des Gutachters war der Weitwinkelspiegel des Lastkraftwagens deutlich verstellt und teilweise gebrochen. Wörtlich sagte er: „Es ist klar, dass der Spiegel nicht richtig eingestellt war“.

Die Staatsanwaltschaft sieht die Anklage bestätigt und plädiert auf eine Geldstrafe in Höhe von 150 Tagessätzen zu je 30,- Euro. Die Verteidigung des Angeklagten schließt sich der Anklage weitgehend an und beantragt einhundert Tagessätze Geldstrafe. Der Richter verkündet schließlich das Urteil über 120 Tagessätze a 30,- Euro. Zusätzlich hat der Angeklagt die Kosten des Verfahrens zu tragen. „Was ich Ihnen übel nehme, ist der Spiegel“, sagt der Richter. Wenn ein Spiegel 50 % weniger ausleuchtet als erforderlich und man das als Fahrer einfach hinnimmt, dann sei das nicht zu akzeptieren.

Mobike kommt mit 10.000 Leihrädern nach Berlin

Mobike ist ein vor zwei Jahren in Peking gegründeter Konzern, dessen Kerngeschäft der Verleih von stationsungebundenen Mieträdern ist. Zur Zeit ist Mobike in mehr als 160 Städten in China sowie in weiteren Metropolen in Asien, Australien, Amerika und Europa vertreten, das Expansionstempo ist hoch.

Mobikeräder haben Vollgummireifen und statt der Kette eine Welle, die das hintere Laufrad antreibt. Mobike hat eine eigene Stromversorgung, ein GPS-Modul und eine ständige Verbindung zur Zentrale. Deshalb weiß Mobike, wohin die Leute fahren und welche Wege sie nehmen. Wenn man am Ziel ist, loggt man sich auf der Smartphone-App aus und lässt das Rad einfach stehen.

Georg P. Kössler von den Grünen im Abgeordnetenhaus hat nun erfahren, dass Mobike mit 10.000 Leihrädern nach Berlin und in das nahe Umland kommt. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz plant zu Zeit nicht, das Anbieten von Leihfahrrädern im öffentlichen Straßenland zu regulieren.

Tweet von Georg P. Kössler

Geschützte Radwege in Berlin: 2 Meter breit, grün und abgepollert

Verkehrssenatorin Regine Günther stellte gestern auf der Fahrradkommunalkonferenz das neue Design geschützter Radwege vor, die ab dem nächsten Frühling in Berlin entstehen sollen. Die neuen Radstreifen sollen mindestens zwei Meter breit werden, hinzu kommt eine ein Meter breite Sperrfläche, auf der neunzig Zentimeter hohe Poller stehen, damit die Streifen nicht von Kraftfahrzeugen befahren werden oder als Parkplatz missbraucht werden. Durch eine grüne, flächendeckende Färbung sollen die Radstreifen auch optisch von der Fahrbahn getrennt werden.

In einem ersten Kommentar schrieb der ADFC Berlin: „Grüne Radwege in Berlin? Gerne. Hauptsache, sie sind sicher, ausreichend breit und bilden ein zusammenhängendes Netz.“ Das mit dem zusammenhängenden Netz dürfte einstweilen Illusion bleiben, denn vorerst soll lediglich ein ein Kilometer langes Stück der Hasenheide in Kreuzberg zwischen dem Südstern und der Wissmannstraße auf der südlichen Seite angelegt werden. Das ausgewählte Straßenstück zeichnet sich dadurch aus, dass es vollkommen kreuzungsfrei ist.

Auf den von der Verkehrsverwaltung herausgegebenen Visualisierungen sieht man Radfahrer, die nebeneinander fahren. Bei einer Breite von zwei Metern ist Nebeneinanderfahren und Überholen machbar, kann aber zu gefährlichen Situationen führen, da die Abstandspoller recht nahe am Radstreifen stehen. Nicht möglich ist es dagegen, ein Lastenrad zu überholen.

Weitere geschützte Radstreifen befinden sich in Planung und werden derzeit mit den Bezirken abgestimmt.

SenUVK: Senatorin Günther stellt Geschützte Radstreifen vor

Das SaatgutRad

Das SaatgutRad ist ein zur mobilen Saatguttauschbörse umgebautes Lastenrad und will den Menschen die Möglichkeit geben, an unterschiedlichen Orten spannende Saatgutsorten zu entdecken, diese selbst zu testen, gemachte Erfahrungen zu teilen oder auch mit eigenem Saatgut die Auswahl zu bereichern.

Das Projekt der Prinzessinnengärten tourt ab 2018 zu Gärten, Bildungsorten und weiteren Projekten, um den Austausch von Samen und Wissen zu ermöglichen. „Das Ziel ist es, Menschen zusammenzubringen, die sich mit Saatgut, dessen Gewinnung und Vermehrung beschäftigen (oder damit anfangen wollen) und Interesse für die faszinierende Welt der Arten- und Sortenvielfalt zu wecken. Dafür ist es auch wichtig Praxiswissen im Umgang mit den unterschiedlichen Saatgutsorten zu sammeln und für die Öffentlichkeit bereitzustellen.“

Infos, die durch den Austausch zusammenkommen, sollen in einer Datenbank für alle zugänglich und nutzbar gemacht werden.

SaatgutRad
Prinzessinnengärten

Kleine Verbesserung, große Wirkung

Der Straßenzug Zionskirchstraße, Zionskirchplatz, Gribenowstraße, Wolliner Straße ist eine beliebte Strecke für Leute, die vom unteren Prenzlauer Berg Richtung Brunnenkiez fahren. Problem in den letzten Jahren: nach und nach werden alle Kreuzungen monatelang gesperrt, weil an allen vier Ecken Gehwegvorstreckungen gebaut werden. Im Moment ist die Kreuzung Wolliner Straße und Fürstenberger Straße dran und wird komplett saniert.

In der ersten Zeit der Bauarbeiten hatten Unbekannte an Wochenenden immer wieder eine kleine Lücke in den Zäunen geschaffen, damit Radfahrer die verwaiste Baustelle kreuzen konnten. Nun wurde dies immer nur Tage anhaltende Provisorium legalisiert und ein kleiner abgezäunter Weg führt quer durch die Baustelle. Kleine Verbesserung, große Wirkung für Radfahrer.

Fahrradstadt Berlin?

Die Plattform „Berliner Großstadtgeschichten“ ist ein Projekt der Zentral- und Landesbibliothek Berlin und präsentiert Berlin-bezogene digitalisierte Geschichten und Erinnerungsstücke. Die neueste Ausgabe heißt „Fahrradstadt Berlin?“. Anläßlich des 200. Geburtstages des Fahrrads haben sich Studierende des Center for Metropolitan Studies der TU Berlin im Sommer 2017 in Bibliotheken, Bildarchiven und unter Zeitzeugen auf Spurensuche begeben. Hier präsentieren sie die Geschichten zu ihren vielfältigen Fundstücken aus über 130 Jahren rund ums Fahrradfahren in Berlin.

Herausgekommen ist ein buntes Kaleidoskop von fahrradbezogenen Berlin-Stories, von der ersten Fahrradzeitung Deutschlands, die ab 1881 in Berlin erschien, von einer Fahrrad-Umwelt-Demonstration in Ost-Berlin im Jahre 1982 (siehe Foto) über einen Wettbewerb für einen neuen Fahrradständer im Jahre 1988 in Moabit bis hin zur Berliner Sternfahrt. Dreizehn kurze Geschichten über das Fahrrad in Berlin, die zeigen, wie verwoben die Berlingeschichte mit dem Rad ist.

ZLB: Fahrradstadt Berlin?

Berliner Fahrradstaffel soll vergrößert werden

Seit dem Juli 2014 ist in Berlin eine Fahrradstaffel in einem eng begrenzten Innenstadtbereich unterwegs. 20 Polizeibeamte auf 20 Treckingbikes kontrollieren den Verkehr im Gebiet zwischen Reichstag und Alexanderplatz sowie zwischen und Tor- und Leipziger Straße, verteilen Tickets für Radwegparker, lassen auch schon mal ein KfZ umsetzen und sanktionieren radfahrende Rotlichtsünder. Nach dem Abschluss der dreijährigen Testphase im Juli dieses Jahres wurde beschlossen, dass die Polizisten der Fahrradstaffel weiterhin in der City unterwegs sind. Begündung: „Die Staffel steigert die Verkehrssicherheit, verringert Unfälle und sorgt für mehr regelgerechtes Verhalten, sowohl von Autofahrern als auch von Radfahrern“, so die Unfallforschung der Versicherer, die den Modellersuch wissenschaftlich begleitete. Auch der ADFC ist von der Fahrradstaffel angetan und fordert eine Ausweitung auf insgesamt 100 Fahrradpolizisten.

Nun berichtet die Morgenpost, dass die Fahrradstaffel ausgebaut werden soll. In diesem Herbst soll die abschließende Evaluation der Staffel der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bei dieser Gelegenheit soll nach Informationen der Zeitung die Ausweitung verkündet werden. Die Rede ist davion, das Einsatzgebiet auf die Westcity zu erweitern und das radfahrende Personal aufzustocken. Die Mopo: „Über die exakte Zahl der Personalaufstockung herrscht indes noch keine Einigkeit. Genaue Pläne sollen aber in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden.“

Berliner Morgenpost: Die Berliner Fahrradstaffel wird ausgebaut

Senat veröffentlicht Endbericht zu Radschnellwegen in Berlin

Kreuzberg und Neukölln sind die Gewinner der zweiten Runde beim Rennen um Radschnellwege in Berlin. Der Senat hat sich vorgenommen, bis zum Ende dieser Legislatur 100 Kilometer Radschnellwege in Berlin auf den Weg zu bringen. In einer ersten Machbarkeitsstudie von Februar 2017 wurden 30 potenteille Trassenkorridore untersucht und bewertet. Es kristallisierten sich 12 Radschnellverbindungen heraus, die das gößte Potential haben. Im gestern veröffentlichten Endbericht werden diese 12 Verbindungen mit Zensuren bewertet und in eine Reihenfolge gebracht. Nun soll noch in diesem Jahr für die beiden besten Radschnellwege Machbarkeitsstudien erstellt werden.

Auf Platz eins im Ranking liegt eine Fahrradschnellverbindung zwischen dem Franz-Körner-Kiez und dem Südstern. Der „Trassenkorridor 27“, wie er in der Sprache der Senatsverwaltung liebevoll genannt wird, führt von der Rungiusstraße in Neukölln nach Norden, verschwenkt nach Westen entlang der A100 und führt dann weiter nach Norden entlang des Tempelhofer Feldes, quert den Volkspark Hasenheide und führt parallel der Straße Hasenheide bis zum Südstern. Diese 6,1 Kilometer lange Strecke erreicht die besten Werte in Punkto Reisezeitgewinn und hat das größte Verlagerungspotenzial vom MIV und ÖPNV in Richtung Fahrrad.
Statt sich 24 Minuten durch die Hermannstraße zu quälen soll die Strecke über die Schnellverbindung in 16 Minuten mit dem Rad zu bewältigen sein. Eine erste Kostenschätzung ergab, dass die Realisierung diese Strecke 1.721.800,- € teuer wird, das sind deutlich weniger als 300.000,- € pro Kilometer.

Ein sehr großer Vorteil dieser Radschnellverbindung liegt darin, dass sie recht bequem mit zwei weiteren potentiellen Schnellverbindungen zu vereinigen ist. Der Betriebsweg, der zwischen der A 113 und dem Neuköllner Schiffahrtskanal verläuft, und der zukünftige Betriebsweg der gerade gebauten A100, können mit dem oben vorgstellten Schnellweg verbunden werden. Zentrales Glied dieser drei Radschnellwege wäre eine Brücke über den Britzer Zweigkanal, die die drei Schnellwege miteinander verbindet. „Im Koalitionsvertrag sind die Planung und der Bau der Brücke bereits festgelegt. So wäre eine durchgehende Radschnellverbindung
von Adlershof bis nach Treptow und bis zum Südstern möglich“ (Endbericht Potentaluntersuchung, Seite 20). Alle drei Fahrradtrassen bilden zusammen die so genannte „Y-Trasse“, auf der Karte ist sie in grün rechts unten zu sehen.

Wenn die Machbarkeitsuntersuchungen für die Y-Trasse abgeschlossen ist, werden weitere potentielle Radschnellwege auf ihre Machbarkeit untersucht, zum Beispiel eine Trasse zwischen Mitte und Spandau, ein Radschnellstraße auf dem Königsweg-Kronprinzessinnenweg sowie die Schnellverbindung mit dem Namen Panke-Trail, die den Berliner Nordosten an die Innenstadtbezirke anschließt. Nicht weiter untersucht wird dagegen eine mögliche Verbindung auf der Potsdamer Stammbahn. Wenn wie vorgesehen im übernächsten Jahrzehnt die Stammbahn wieder reaktiviert wird, ist für eine Fahrradverbindung auf dieser Strecke kein Platz mehr.

Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Radschnellverbindungen im Berliner Stadtgebiet – Zwischenstand (Februar 2017)
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Radschnellverbindungen im Berliner Stadtgebiet – Endbericht (September 2017)
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Radschnellverbindungen im Berliner Stadtgebiet – Machbarkeitsstudie Potsdamer Stammbahn (September 2017)

Köpenick: rechtsabbiegender LKW tötet Radfahrerin

Heute starb wieder eine Radfahrerin unter den Rädern eines rechtsabbiegenden LKWs. Der Unfall ereignete sich um 11.40 Uhr an der Kreuzung Oberspreestraße und Grünauer Straße in Köpenick. Der LKW soll von der Oberspreestraße gekommen sein und wollte nach rechts in die Grünauer Straße abbiegen. Bei der Radfahrerin soll es sich um eine 75-jährige Frau handeln. Die Lokalpresse meldete, dass drei Personen am Unfallort einen Schock erlitten.

Pressemeldung der Berliner Polizei: Radfahrerin stirbt nach Verkehrsunfall

Update 19. September 2017 18:00 Uhr:

Der ADFC und Volksentscheid Fahrrad werden am Mittwoch, dem 20. September um 19:00 Uhr eine Mahnwache an der Kreuzung Oberspreestraße und Grünauer Straße durchführen und ein Mahnrad aufstellen.

Wie fahrradfreundlich ist die Berliner Regierung?

Gestern vor einem Jahr fand die Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin statt, die zur Bildung der rot-rot-grünen Koalitionsregierung führte. Bestandteil des Koalitionspakets war eine neue Radverkehrspolitik, von der allerdings bisher kaum etwas Schrägstrich nichts auf der Straße angekommen ist.

Wie beurteilt die Berliner Bevölkerung zwölf Monate nach der Wahl die Fahrradfreundlichkeit der Landesregierung? Zufälligerweise wurde gestern auch der Fahrrad-Monitor 2017 für Deutschland veröffentlicht. Der Fahrrad-Monitor erhebt alle zwei Jahre das subjektive Stimmungsbild der Radfahrenden in Deutschland. Die Bürgerinnen und Bürger wurden von der Sinus Markt- und Sozialforschung GmbH im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums befragt. Der Fahrrad-Monitor wird im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans 2020 vom Verkehrsministerium gefördert. Die Erhebung fand – nach 2013 und 2015 – 2017 zum dritten Mal statt. Immerhin mehr als 3.000 Deutsche zwischen 14 und 69 Jahren wurden befragt.

Eine Frage (Seite 63 der Langversion) lautete: „Würden Sie Ihre Landesregierung grundsätzlich als fahrradfreundlich einstufen?“ Und so stuften die Befragten ihre jeweiligen Regierungen ein:

Berlin landet im Ranking der fahrradfreundlichen Regierungen auf Platz sieben, belegt also einen Mittelplatz. Eine Schulnote „1“ gaben vier Prozent der Berliner Befragten. Da 303 Leute in Berlin online befragt wurden, waren es immerhin zwölf Leute, die dem Land die beste Zensur bescheinigten. 16 Prozent vergaben eine „2“ und 39 Prozent gaben die Note „3“. Insgesamt 41 Prozent der Befragten benoteten die Fahrradfreundlichkeit Berlins mit „4“ oder schlechter (Note „4“: 24 %, Note „5“: 10 %, Note „6“: 7 %).

Fazit: auch wenn sich der Berliner Senat eine fahrradfreundliche Politik auf die Fahnen geschrieben hat, ist das bei der Bevölkerung noch nicht angekommen.

Bundesministerium für Verkehr: Fahrrad-Monitor 2017
Fahrradportal: Fahrrad-Monitor 2017 für Deutschland veröffentlicht

Stagniert der Radverkehr in Berlin?

Ein beliebtes verkehrspolitisches Statement bei der Berlinwahl vor einem Jahr war, dass der Radverkehrsanteil in Berlin von Jahr zu Jahr zunimmt, nicht wegen sondern trotz der schlechten Politik des alten Senats.

Um die Mobilitätswahl der Berliner Bevölkerung einzuschätzen, führt die Universität Dresden im Auftrag des Senats alle fünf Jahre eine Haushaltsbefragung der Bevölkerung durch. Zuletzt fand diese Umfrage im Jahre 2013 statt und ergab, dass durchschnittlich 13 Prozent aller Wege in Berlin mit dem Fahrrad erledigt werden. Fünf Jahr früher im Jahre 2008 lag dieser Wert bei zehn Prozent.

Um noch genauere Werte zu erhalten, wurden seit 2012 nach und nach automatische Radzählstellen in der Stadt installiert. Zur Zeit werden an 17 Stellen im Stadtgebiet die Radfahrer gezählt und tagesaktuell im Netz veröffentlicht. Je länger diese Zählstellen in Betrieb sind, desto längere Messreihen liegen vor und desto besser lässt sich einschätzen, wie sich der Radverkehr in Berlin über die Jahre quantitativ entwickelt.

Ist der Fahrradverkehr 2017 im Vergleich zu 2016 angestiegen? Dazu habe ich der Vergleichbarkeit wegen die Zahlen vom 1. Januar bis zum 18. September eines jeden Jahres ermittelt. Hier die Zahlen von 10 Radzählstellen in absteigender Reihenfolge:

Zählstelle 2016 2017 Prozent
Oberbaumbrücke 2.560.219 2.441.236 95,38 %
Jannowitzbrücke 2.121.836 1.990.498 93,81 %
Yorkstraße 1.277.183 1.227.603 96,11 %
Invalidenstraße 954.721 914.771 95,81 %
Monumentenstraße 981.084 865.249 88,19 %
Paul-und-Paula-Uferweg 852.740 825.345 96,78 %
Schwedter Straße 562.101 527.964 93,92 %
Prinzregentenstraße 326.030 314.781 96,54 %
Markstraße 264.307 268.158 101,45 %
Alberichstraße 133.835 128.446 95,97 %
Summen 10.034.056 9.504.051 94,71 %
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Das zeigt einen deutlichen Rückgang der registrierten Fahrräder 2017 gegenüber 2016. An der Oberbaumbrücke wurden in absoluten Zahlen in diesem Jahr 120.0000 weniger als 2016 gezählt, an der Jannowitzbrücke waren es 130.00 Radfahrer weniger. Das Minus an der Yorkstraße lag bei etwa 50.000 und an der Monumentenstraße bei ungefähr 110.00 Radfahrern. Einziger Ausreißer ist die Radzählstelle Markstraße in Wedding. Hier wurden 2017 knapp 4.000 Radfahrer mehr gezählt als 2016 im gleichen Zeitraum. An allen Zählstellen zusammengerechnet lag das absolute Minus bei 530.000 Fahrrädern oder 5,29 Prozent.

Wieso wurden nur zehn Radzählstellen betrachtet und nicht alle siebzehn? Manche Radzählstellen wurden erst im Laufe des Jahres 2016 scharf geschaltet und deshalb können die Zahlen beider Jahre nicht verglichen werden. Andere Radzählstellen wie der Kaisersteg sind zwei Wochen ausgefallen, sodass auch hier keine Vergleichbarkeit gewährleistet ist.

Verkehrslenkung Berlin: Fahrradzählstellen

Kidical Mass, die erste Berliner Kinder-CM

Auf den gewöhnlichen CMs am letzten Freitag im Monat fahren wenig und wenn überhaupt, nur ältere Kinder mit. Die relativ späte Abfahrtzeit lässt es nicht zu.

Umso richtier ist es, auch mit Kids auf Rädern die Straße zu erorbern, denn den Kindern gehört die Straße genauso wie den Menschen ohne Auto. Deshalb hat das Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln die Berliner Version einer Kidical Mass ins Leben gerufen. Am kommenden Sonnabend könnt ihr einmal zusammen mit Kindern auf der Straße Fahrrad fahren – mit Laufrad, Kinderrad, Anhänger oder Familienlastenrad.

Die Kidical Mass wird eine angemeldete Demo sein, so dass wir sicher und abgeschirmt vom Kfz-Verkehr fahren können. Unsere Tour geht durch Neukölln und Kreuzberg bis zum Görli, wo im Anschluss auch die ADFC-Kreisfahrt 2017 mit dem Motto „Radgesetz statt Rumdieseln!“ weitergefahren werden kann.

Das Fahrttempo wird langsam sein und vielleicht hat ja der ein oder die andere auch Musik, Seifenblasen und sonstige Deko dabei, die das Ganze nicht nur für die Kinder noch ein bisschen bunter und schöner machen.

Ort: Weichselplatz, Neukölln
Zeit: Sonnabend, 16. September 2017 von 12:00 bis 14:30 Uhr

Facebook-Event: Kidical Mass Berlin