Baden-Württembergs grüner Verkehrsminister Hermann fordert Helmpflicht

Nach Bundesverkehrsminister Ramsauer hat sich nun auch Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) für eine Helmpflicht bei Radfahrern ausgesprochen. In einem Interview mit der Welt sagte er: „Es muss jede Möglichkeit genutzt werden, um die Köpfe der Radfahrer vor schwerwiegenden Verletzungen zu schützen. Eine bessere Methode als den Helm kenne ich nicht. Er ist das Schutzschild Nummer eins.“ Ausdrücklich will er diese Vorschrift nicht auf Kinder und Jugendliche beschränken. „Helmpflicht für Kinder und Jugendliche wäre ein Anfang, aber letztlich zu wenig.“ Die Drohung Ramsauers, den Helm zu Pflicht zu machen, sollte die Helmtragequote nicht kurzfristig von derzeit neun auf über fünfzig Prozent steigen, reicht Herrmann nicht: „Das ist eine Drohung wie einst beim Dosenpfand, als die Recyclingquote bei Pfandflaschen zurückging. Wie soll eine derart komische allgemeine Drohung beim Einzelnen wirken?! Der Bundesverkehrsminister sollte entweder eine überzeugende Kampagne zum Helmtragen machen oder mit den Ländern die Tragepflicht vorbereiten.“
Welt: Grüner Verkehrsminister fordert Helmpflicht für alle

13 thoughts on “Baden-Württembergs grüner Verkehrsminister Hermann fordert Helmpflicht

Comments-Feed
  1. …wie schafft man es als grüner Politiker jahrzehntelange Stammwähler wie mich nicht nur für eine Wahl wie die letzte in Berlin, sondern dauerhaft zu den Piraten zu treiben…

    Man tritt dumm, ungbegründet und unreflektiert für klassische CDU/CSU-Positionen ein.

    In Berlin hat das Künast mit ein paar Äußeungen zu „grüner“ Drogenpolitik in irgenwelchen Boulevardblättern und an Wahlkampfständen geschafft in Stuttgart nun Winfried Hermann mit Radfahrer-Hau-Drauf-Stammtischparolen… Herr Schily hatte die Grünen ja rechtzeitig verlassen. Aber Herr Trittin, Herr Özdemir: Wie wäre es z.B mit Bundeswehr im Inneren oder nPA-Identifizierungspflicht bei Internetnutzung in Verbindung mit zeitlich unbegrenzter Vorratsdatenspeicherung?

  2. Die Grünen wollen halt auch im 3-Liter …. ääähh nee, Elektroauto schnell fahren. Soll ja keiner Schaden nehmen.

    „Schutzschild Nummer 1“? Wenn ich so was lese, könnte ich ko****!

  3. „Eine bessere Methode als den Helm kenne ich nicht. “

    Ich schon.
    => Unfallvermeidung.

    Durch welche Faktoren werden ein großer – ich kenne die genauen Zahlen nicht – Teil aller Verkehrsunfällle verursacht?

    => Alkohol (Drogen) am Steuer und überhöhte Geschwindigkeit.

    spezziell im Zusammenhang mit Radfahrern als Opfern zudem:
    => Rechtsabbiegeunfälle im Zusammenhang mit wider die Vernunft angelegten Radwegen.

    Helme ändern nichts an den Unfallursachen, sie tragen nur einen eher kleinen Teil zur Reduktion Folgen bei eher weniger schwer ablaufenden Unfällen bei.

  4. Dass andere Parteien inzwischen ein _bisschen_ grüner geworden sind, ist ja zu begrüßen. Warum die Grünen umgekehrt immer weniger zu grünen Kernthemen zu stehen vermögen (z.B. nachhaltige Mobilität) ist mir dagegen ein Rätsel. Ob aber die Piraten hier eine Alternative darstellen, bleibt abzuwarten. Ganz fremd ist mir der Gedanke an eine andere Wahlentscheidung seit diesem Interview nicht mehr.

  5. @reclaim, deine Schmerzen kann ich verstehen, bei mir tuts deshalb nicht mehr so weh, weil ich den Abnabelungsprozess schon hinter mir habe.

    Übrigens hat sich vor einer Woche ein weiterer Minister namens Herrmann zur Helmpflicht geäußert. Auf der Bundeshauptversammlung des ADFC, die am 5. November in Regensburg stattfand, trat auch Joachim Herrmann auf, bayrischer Staatsminister des Innern und CSU-Mann. Der Fahrradclub (ADFC-Twitter) schrieb zur Rede von Herrmann: „Minister Herrmann geht auf Helmpflicht ein: Er empfiehlt Helmtragen, ist aber gegen eine Vorschrift im Gesetz (viel Applaus!)“

    Verkehrte Welt.

  6. @kalle:

    Da ist der schwarze Herrman vernünftiger als der grüne Hermann.
    Aber alle Herrmännchen täten gut daran, die Fahrradindustrie in die Pflicht zu nehmen und aussagefähige Dummytests verschiedener Helmkonstruktionen zu fordern. Dann könnte eine Helmempfehlung sinnvoll sein und würde auch verstärkt angenommen. Im übrigen wähle ich die Piraten, weil dort wenigstens die Chance besteht, dass sie auf ihre eigene (Radler-)Basis hören.

  7. Kann hier jemand beurteilen, ob eine bundesweite helmpflicht überhaupt zu realisieren ist?

  8. Hallo Udo
    Nein wäre sie derzeit nicht. Zumindest wenn sich die gewählten Volksvertreter an geltendes Recht bzw verbindliche Rechtsgrundsätze halten.

    Das liegt v.a. daran, dass derzeit keine ausreichende Faktengrundlage gibt, die ein solches Vorgehen rechtfertigen würde.

    Vermutlich ist das den gewählten Volksvertetern auch klar. Oder weshalb sonst wird derzeit so massiv die polemische Breitschlagkeule herausgeholt, um das, was sie auf rechtlichem Wege nicht herbeiführen können, den Menschen eben auf jene (unsachliche) Weise „nahezubringen“?

    Lies dich am besten durch die Kommentare hier: https://rad-spannerei.de/blog/2011/10/19/ramsauer-will-helmpflicht/
    V.a. höre dir das Interview mit dem Unfallforscher an, der spricht nämlich sehr ehrlichen Klartext.
    (Sollte der Podcast bereits wieder weg sein – Medienindustrie und Staatsvertrag sei „Dank“ – Halleluja an die gewählten und über den Tisch gezogenen Volksvertreter-, kann ich die MP3-Datei aber auch so zur Verfügung stellen.)

  9. ich traue den Grünen von allen Parteien noch die vernünftigste Verkehrspolitik zu. Allerdings sind die Äusserungen bzgl Helmpflicht von diesem Minister aus BW doch sehr beängstigend.
    Ich bin auch fest davon überzeugt, dass die Politik insgeheim weiss dass sehr viele Unfälle mit Radfahrern auf Ursachen wie sie Jochen oben beschreibt zurückzuführen sind. Sie sind aber nur mit extrem großen politischen Aufwand zu beseitigen und mit einem Umdenken im städtischen Verkehr.
    Bei euch in Berlin sind dieses Jahr (Quelle: tagesspiegel.de) 50% aller tödlichen Radunfälle durch rechtsabbiegende LKW verursacht worden.
    Die Forderung einer Helmpflicht ist einfacher für die Politik als alle LKW mit techn. Einrichtungen auszustatten die Rechtsabbiegeunfälle vermeiden helfen. Die einzigen die dagegen aufschreien sind der ADFC und ein paar Verkehrswissenschaftler.

  10. „Der Bundesverkehrsminister sollte entweder eine überzeugende Kampagne zum Helmtragen machen oder mit den Ländern die Tragepflicht vorbereiten.”

    Da hat der Hermann nicht mal mitbekommen, dass nur die Kürzung des Radwegeetats von und durch Ramsauer vernebelt werden sollte. Die Helmpflichtdebatte war dann ja auch breit in den Medien, die Kürzung viel weniger.

  11. Wenn ich Helm trage, darf ich dann so rasen wie die Behelmten in Berlin üblicherweise fahren? Helm ja, aber kein Licht? Statt an der Ampel hinten anstellen, lieber irgendwie nach vorne und dann im Weg stehen? Stets gerne als Geisterfahrer auf dem Radweg? Die Behelmten sind fast immer Kampfradler.

  12. Diskussionen zum Nutzen von Helmen laufen natürlich auch in anderen Foren ab. Ich habe hier einmal einen ganz interessanten fred im Liegerad- und Velomobilforum gefunden, der auf die Studien Bezug nimmt, die immer so im Raum herumschwirren. Das ist für die Studie, die das Verkehrsministerium heranzog noch erbärmlicher, als ich dachte.

    http://www.velomobilforum.de/forum/showthread.php?23885-Helm-Diskussionen-%28Sammelthread-No.-2%29/page68

    Insbesondere ab Post 1350, 1353 ist der entscheidende. Echt krass. Schmeisst eure Helme in die Tonne oder Hermann und Ramsauer an den Keks.

  13. Das traurige ist ja – würde sich das Verkehrsministerium auf wissenschaftlichem Niveau mit der Helmpflicht beschäftigen, hätten wir doch die Diskussion gar nicht. Ich fürchte, dass Fakten in der Diskussion wenig bringen, da die Entscheidungsträger daran nicht interessiert sind.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert