Auto als Armutsmodell

Isabelle Wiedemeier von news.de interviewt den Geografen Professor Heiner Monheim zum privaten und öffentlichen Verkehr in Deutschland. Monheim: „Es gibt Städte, die haben viel weniger Autoverkehr, meistens sind die Leute dort überdurchschnittlich klug und überdurchschnittlich reich. Das Auto ist ein Armutsmodell. New York hat ganz wenige Autos, Universitätsstädte haben wenige Autos. Das Ruhrgebiet hat viele Autos, das Saarland hat viele Autos. Je dümmer die Regionen sind, desto mehr Autobahnen und Autos. Das ist traurig, aber wahr, weil Beton das Hirn ziemlich vernebelt, und in den meisten politischen Gehirnen ist noch ganz viel Beton verarbeitet. Sie müssen warten, bis das Betonhirn ausgestorben ist, das ist die Tragik.“
news.de: „Das Auto ist ein Armutsmodell“

Der Marabout auf dem Single-Speed. Eindrücke über die Fahrradkultur im Senegal.

Fahrräder führen im Senegal eher ein Nischendasein, obwohl ein Großteil des lokalen Warentransportes über muskelbetriebene Fahrzeuge erfolgt. Außer in der Casamance, einer Region im Süd-Westen des Landes. Dort ist das Fahrrad ein alltäglicher Begleiter. Es gibt Reparaturwerkstätten in jedem Ort und eine Fahrradkultur, die diesen Namen verdient.

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Gemuffte Stahlrahmen mit Eingang-Antrieb: Was in Deutschland Gebot der Mode, ist in der Casamance Gebot des Gebrauchswertes. Ersatzteile sind rar, neu meist nicht zu bekommen, eine Gangschaltung ein schöner aber überflüssiger Luxus. Zwar sind auch Aluräder auf den Straßen zu sehen aber sie sind nicht alt und werden es auch nicht werden, glänzend-bunter Schrott mit kurzer Lebenszeit.

Was überlebt, hat Qualität bewiesen. Weit verbreitet sind uralte Oma- und Oparäder mit starker Gabel-Vorbiegung. Und: Rennräder! Sammlerstücke aus den 70ern, meistens Peugeot, werden zentnerschwer beladen um Schlaglöcher manövriert, dass es fast wehtut. Oft sind die Fahrräder schön gemacht, in leuchtenden Farben lackiert, die Felgen und Schutzbleche handliniert oder mit dem Namen eines Cheikhs oder Marabouts bemalt, woran zu erkennen ist, zu welcher Glaubensgemeinschaft das Fahrrad gehört.

Bei Fahrrädern jüngeren Datums sind die Bremsen abmontiert. Die anfälligen V-Brakes, die nur mit Spezialteilen zu reparieren sind, werden schnell stillgelegt. Ein Beleg für den sehr geringen Gebrauchswert der V-Brake. Cantilever-Bremsen werden repariert und auch ausgetauscht, sonst dominieren Trommelbremsen, die zwar furchtbar quietschen aber ewig halten. Und nicht zu vergessen die guten alten Stempel- und Gestängebremsen, oft noch im Originalzustand. Klingeln oder Rufen ist meist effektiver als Bremsen.  Wichtigstes Zubehör ist die Luftpumpe, die an Bord keines Fahrrades fehlen darf. Es mangelt zwar nicht an Reparaturwerkstätten, doch oft liegen zwischen zwei Orten 10 oder 20 km Schotterpiste, und mit einem Platten 10 km zu Fuß durch den Busch ist schon ein halber Tagesmarsch.

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In den Werkstätten wird so gearbeitet, wie wohl viele von den SchrauberInnen dieser Welt angefangen haben: Fahrrad auf den Kopf gestellt, einen großen Engländer, eine Handvoll Schraubenschlüssel einen Blech-Nippeldreher für alle Größen und eine Dose Schmierfett, vielleicht noch einen Kurbelabzieher, aber ein Hammer tut es auch. Die häufigsten Reparaturen sind Platten, gefolgt vom Felgenwechsel (Schlagloch) mit einer hohen Toleranz für Seiten- und Höhenschläge, Lagerschäden jeglicher Art und Umbauten auf Single-Speed. Dabei wird entweder das Schaltwerk abmontiert und die Kette um das noch taugliche Ritzel am Zahnkranz gespannt oder der Kranz gegen ein einzelnes Freilaufritzel getauscht. Kettenlinie und Übersetzung ergeben sich meistens aus den noch nicht verschlissenen Kombinationen zwischen Kettenblättern und Ritzeln. Nicht zu vergessen sind Schweißarbeiten. Alles was nicht Alu ist wird geschweißt in der Schlosserei nebenan, manche Rahmen sehen aus wie mit Geschwüren übersäht, so viele Schweißnähte prägen ihr Gesicht.

Die große Stärke der Mechaniker ist die Fähigkeit zur Improvisation. Der Mangel an Material und Werkzeug nötigt zu einigen Kunstgriffen. Die Sperrklinken-Federn im Freilauf gebrochen? Kein Problem. Drahtbürstendraht eignet sich hervorragend als Ersatz. Das vorrangige Ziel ist es, das Rad am Fahren zu halten. Wie es fährt, spielt eine untergeordnete Rolle. Es wäre ohnehin widersinnig, bei den örtlichen Strassenverhältnissen mit Fein-Tuning zu beginnen. Deshalb ist eine Busch-Gurke mit Linksdrall, vereierten Laufrädern und geschweißtem Vorbau das Fahrzeug der Wahl. Schlangenlinien muss man sowieso fahren, und Geschwindigkeit ist im Senegal kein Maßstab. Hauptsache, es fährt.

 

Bike Aid braucht wieder Fahrräder

Das Flüchtlingsprojekt Bike Aid sucht Fahrradspenden aus neuen, gebrauchten oder auch kaputten Fahrrädern, verlassenen und abgestellten Bikes aus Hinterhöfen und Kellerfunden, um sie wieder fit zu machen gegen Residenzpflicht und Ausgrenzung. Hierzu haben wir am 24. Januar 2010 einen Fahrradsammeltag eingerichtet. Entweder ihr bringt die Räder zum Wagenplatz Schwarzer Kanal (Michaelkirchstraße 20 in 10179 Berlin nahe der Jannowitzbrücke) oder lasst sie an diesem Tag von uns mit einem Auto abholen.

Flüchtlingsunterkünfte befinden sich in Deutschland nach wie vor meist am Rand oder außerhalb der Siedlungsgebiete und damit auch räumlich am Rande der Gesellschaft. Die persönliche Mobilität von AsylbewerberInnen wird nicht nur durch den Mangel an finanziellen Mitteln für Bus und Bahn sondern auch gesetzlich durch die Residenzpflicht enorm eingeschränkt. Zudem sind Flüchtlinge rassistischen Kontrollen an wichtigen Umsteigebahnhöfen ausgesetzt.

Die Gruppe Bike Aid bietet seit nunmehr fast 2 Jahren Workshops rund ums Fahrradreparieren für Flüchtlinge in Berlin und Brandenburg an.

Dabei bemühen wir uns, jede teilnehmende Person mit einem selbst repariertem Fahrrad auszustatten. Ziel ist gemeinsames Arbeiten, Erlernen neuer Fähigkeiten und gewonnene Mobilität durch das Fahrrad. Dafür sind wir jedoch immer wieder aufs Neue auf Fahrradspenden und Menschen angewiesen, die mitmachen wollen.

Es wäre super, wenn ihr schauen könntet, ob irgendwo noch ein Fahrrad nicht gebraucht wird. Denn bei uns ist es bestens aufgehoben!

Bike Aid Berlin

Danny MacAskill: Inspired Bicycles

Kommentarleser wissen jetzt, wieso das Video hier auftaucht. Der Fünfminutenfilm über den schottischen Bike-Trial-Profi und Stuntman Danny MacAskill wurde im April 2009 bei YouTube hochgeladen und wurde gleich von zigtausend Usern angeklickt. Heute hat das Video gerade die Marke von 14 Millionen geknackt. Besonders häufig habe ich mir den Schnitt bei 0:45 angesehen, bei dem er mit einem Holzbrett auf sein Hinterrad einprügelt.

MacAskill hat inzwischen seinen Job als Fahrradmechaniker gekündigt und widmet sich ganz seinem Sport. Nach dem Erfolg bei YouTube hat er in mehreren Werbespots mitgewirkt und soll bald auch auf der Kinoleinwand zu sehen sein. „Premium Rush“ soll der Action-Film heißen, für den der 24-Jährige ein Angebot  bekam.

Musik: „The Funeral“ von der „Band of Horses“

MyBikeNumber gegen Fahrraddiebstahl

Mit MyBikeNumber ist seit Anfang Dezember ein Service am Start, bei dem man sein Fahrrad und einzelne Fahrradteile online registrieren kann. Die Macher von MyBikeNumber beschreiben ihr Angebot so:

„Der Vorteil des Registrierens eines Fahrrads oder von Fahrradteilen liegt klar auf der Hand und zwar kann man sich hiermit sein Fahrrad zuordnen lassen und dieses so dann beispielsweise bei Diebstahl oder Verkauf melden. Fahrräder und Fahrradteile gehören sicherlich zu den mit am häufigsten geklauten Gegenständen, um sich dabei wenigstens ein kleines bisschen gegen den Diebstahl seines Fahrrads schützen zu können, so sollte man von dem Service von MyBikeNumber unbedingt einmal Gebrauch machen.“

Neben dem Diebstahlschutz gibt es aber noch weitere Gründe, den Service von MyBikeNumber zu nutzen. Hier bekommt jedes registrierte Rad nämlich auch eine eigene Profilseite, diese kann man in seinen Social-Networks speichern oder einfach an Freunde und Bekannte weitergeben, damit diese sich ein Bild von seinem Fahrrad und den dazugehörigen Fahrradteilen machen können. Hat man sich einmal hier bei MyBikeNumber registriert und auch seinem Fahrrad eine Profilseite spendiert, so kann man auf dieser dann sämtliche Informationen zu seinem Gefährt zusammentragen, sowie auch einige Bilder von diesem hochladen.

Nach der Registrierung eines Rades bei MyBikeNumber kann man auf dem eigenen Drucker einen Sticker ausdrucken und auf das Fahrrad kleben. Durch den auf den Stickern befindenden QR-Code kann man sich mit einem passenden mobilen Endgerät direkt zu einer jeweiligen Profilseite eines Fahrrads weiterleiten lassen und sich hier dann über das Fahrrad, die einzelnen Komponenten und den Besitz-Status informieren.

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Speziell für Fahrrad-Händler bietet der Service von MyBikeNumber auch eine Möglichkeit an und zwar können diese ihren Kunden einen Mehrwert anbieten, in dem diese alle angebotenen Fahrräder ihre Geschäfts bereits bei MyBikeNumber registrieren. Hierzu bekommen alle Fahrrad-Händler nach Absendung eines Faxes einen sogenannten Händler Code, mit dem diese ihren Bestand einfach bündeln und so alle Fahrräder im Handumdrehen registrieren können.

Ist MyBikeNumber eine gute Idee oder nicht? Ich selbst bin noch skeptisch, solange es keine Möglichkeit gibt, die hochgeladenen Profile zu betrachten respektive nach bestimmten Merkmalen zu durchsuchen.

MyBikeNumber.com

Radler auf verschneiten Radwegen

Die taz beschäftigt sich heute im Berliner Lokalteil mit den verschneiten und größtenteils nicht geräumten Radwegen. Ex-Fahrradbeauftragter Benno Koch: „Ich bin gerade aus Potsdam-Babelsberg nach Berlin rein gefahren. Es war so gut wie nichts geräumt. Menschen werden für ihre Umweltfreundlichkeit regelrecht bestraft.“ ADFC-Vorsitzende Sarah Stark: „Es ist gefährlich, wenn die Radwege nicht genutzt werden können. Offenbar werden die Radfahrer und ihre Wege im Winter nicht so wichtig genommen.“ Auch die Sprecherin der Berliner Stadtreinigung (BSR) Sabine Thümler wird befragt. Thümler: „Wir haben die Firmen aufgefordert, die Radwege sauber zu machen. Wenn das nicht passiert, müssen die Firmen mit Vertragsstrafen rechnen.“ Claudia Hämmerling von den Grünen antwortet darauf: „Die Ausrede mit den Subunternehmen bringt die Stadtreinigung immer wieder. Es ist mir egal, was die BSR macht, aber die Radwege müssen geräumt werden. Ansonsten müssen ihr die Zuschüsse gekürzt werden oder der Winterdienst anders ausgeschrieben werden.“

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In der Linienstraße sah es heute Morgen so aus. Die Fahrbahn besteht aus einer festgefahrenen Schneedecke. Im westlichen Bereich nahe der Friedrichstraße war die Fahrradstraße komplett naturbelassen, kein Split und kein Salz. Im mittleren Bereich auf Höhe des Koppenplatzes konnte man immerhin erkennen, dass vor einigen Tagen eine Lage Split gestreut wurde, der inzwischen aber vollständig in das Eis hereingefahren wurde und keinen Griff mehr bietet. Sehr tückisch sind die Verhältnisse in der Linienstraße Ecke Rosenthaler. Dort sind durch die Autos schmale und tiefe Furten entstanden. Genau an dieser Stelle hat es mich aus dem Sattel geholt. „Are you okay?“ fragte gleich ein hilfsbereiter Brite. War wirklich nicht so schlimm, ich bin nur einen Meter auf dem Hosenboden geschliddert. Andere, unter anderem die Thüringer Landesmeisterin im Einzelzeitfahren Franziska Ruschke hat es schlimmer erwischt, siehe hier.

Sehr gute Bedingungen zum Radfahren bietet dagegen der Weinbergsweg. Dort wurde offenbar große Mengen Salz verwendet, um die Strassenbahngleise vor dem Zufrieren zu bewahren.

Eneloop Bike

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Der Elektrokonzern Sanyo hat bereits im letzten September auf der großen amerikanischen Fahrradmesse Interbike das Eneloop Bike vorgestellt. Auf den Markt kommen wird das Pedelec aber erst im Februar in Japan. Anders als herkömmliche E-Bikes unterstützt das Eneloop im Automatikmodus den Radfahrer so, dass man immer mit relativ wenig Kraftaufwand voran kommt. Zusätzlich kann es bei Bremsvorgängen und Bergabfahrten Energie speichern und den Akku aufladen. Sanyo spricht von einer Reichweite bis zu 40 Meilen.

Das Eneloop hat einen 250-Watt-Motor, wiegt komplett etwa 23 Kilogramm und kostet 2300 Dollar, umgerechnet 1600 Euro.
Eneloop Bike

Mein Fahrrad

Mein Fahrrad

 

Mein Fahrrad hat glinkel
Sadel, Betalen, Lampe,
Tenamo, Kette
Zwei Reder, das mus bremsen
bei slechten radwegen
Ich bumpe Luft in die reder.
Im ferker hat die Strasenbahn
immer forpfad.
Nur auf ferkersinselns
ist der fusgenger sicher.

 

Rüdiger Rosenthal

 

[via]

StadtRAD Berlin sucht Testfahrer

Im kommenden Jahr wird Berlin ein weiteres Fahrradverleihsystem erhalten. Anders als bei dem System Call-a-Bike werden die Fahrräder von StadtRAD Berlin an bestimmten festen Fahrradverleihstationen zu entleihen sein. Für eine Testphase werden im Februar 2010 im Bezirk Mitte die ersten 13 Verleihstationen mit etwa 150 Testrädern fertiggestellt.

StadtRAD Berlin sucht 300 Testkunden, die die neue Generationen der Fahrradvermietung in Berlin-Mitte kostenlos testen möchten. Die Vorteile für Dich als Testkunde:

  • 2 Monate kostenlos Fahrrad fahren!
  • Innovative neue Technik ausprobieren!
  • Teilnahme an der Verlosung von drei BahnCards 50, 2. Klasse im Wert von je 230 € !
  • 20 € Fahrtguthaben für Call a Bike!

StadtRAD Berlin

Hartgesottene Berliner Radler

Peter Neumann schreibt in der Berliner Zeitung über die Arbeit in der Berliner Tunnelleitzentrale. Dort sitzt unter anderem Gunnar Schulze und starrt in Zwölf-Stunden-Schichten auf 28 Monitore, die den Verkehr in Berlins Straßentunnel zeigen. Ungewöhnliches ereignet sich häufig im Tiergartentunnel:

„Radfahrer nehmen ihn verbotenerweise als Abkürzung oder wenn es regnet, so Schulze. Ein Beleg dafür, wie hartgesotten Berliner Radler sind.“

Berliner Zeitung: Tanz in der Röhre