Bei dem Symposium EuroEnviro2010 werden Mitte Mai StudentInnen aus aller Welt in Graz und Wien über nachhaltigen Lebensstil diskutieren. Einer der Workshops des Kongresses wird ein Umzug mit Lastenfahrädern sein. Etwa 20 Personen kommen mit Lastenrädern und Anhängern zu Dir nach Hause, laden den Hausrat auf die Fahrzeuge und bringen deine Sachen zur neuen Wohnadresse innerhalb von Wien – soviel sich mit einer Fahrt mit 20 Lastenrädern und Anhängern transportieren läßt. Und das ist viel! Schon einige Fahrrad-Umzüge in Wien haben das bewiesen.
Interessengemeinschaft Fahrrad: Wir übersiedeln dich per Lastenrad!
Von Lviv nach Odesa
Support aus Lviv
Am Morgen des 11.04 gab es eine super Überraschung: Slavik, den wir über Warmshowers kennen lernten, ist in einem Lviver Radforum aktiv. Hier werden kürzere und längere Radtouren geplant. Völlig unerwartet meinte er kurz vor unsere Abfahrt, dass die Radausflügler_innen um die Ecke seien und uns die ersten Kilometer begleiten würde. Super, dann müssen wir nicht alleine aus der Stadt finden und mit vielen Leuten Rad fahren macht Spaß.

Es wurden nicht nur einfach die größeren, von uns gewählten Straßen gefahren, vielmehr ging es ins Gelände. Auf zum Teil recht schlammigen, nicht asphaltierten Wegen wurden abgelegene Dörfer durchquert. An der Burg Swirskij Samok wurde Mittagspause gemacht, pünktlich zum eintreffenden Schauer. Wie mir erklärt wurde, werden alle ukrainischen Ritterfilme an dieser Burg gedreht. Es ist die älteste der Ukraine.

Nach guten 50 Kilometern trennten sich unsere Wege, die Gruppe steuerte Lviv an und wir Berezhany. Hier die nächste Überraschung: Kaum angekommen wurden wir angesprochen. Slavik informierte einen Freund von unserem Eintreffen. Es gab eine Stadtbesichtigung mit Besuch einer alten und halb zerfallenen Burg.
Der Ritt durch die Ukraine
Von Lviv aus wurde in Richtung Südosten gefahren. Die Strecke bot viele Höhenmeter, die es zu überwinden galt. Viele kleine Zuflüsse des Stroms Dnister haben über Jahrtausende Durchbruchtaeler in die Landschaft geschnitten, um zu der lokale Erosionsbasis, der Dnister, zu gelangen. An dem moldawischen-ukrainischen Grenzort Mohyliv-Podilskyi kamen wir schließlich in ihr Tal.

Tal der Dnister
Auf sehr kleinen Wegen folgten wir weiter der moldawisch-ukrainischen Grenze. Die Straßen waren meist sandige und löchrige Feldwege.

In einem Dörfchen an der moldawischen Grenze
Im Gegensatz zu den ersten Kilometern auf ukrainischen Boden sind nun die Bushaltestellen oder Teile von Hauswänden mit Mosaikkunst gestaltet. Die sowjetische Mosaikkunst hatte ihre Blütezeit von 1975- 1985.

Beispiel einer Bushaltestelle
Die Landschaft wird vom Ackerbau geprägt. Typisch für die durchfahre Regionen sind kleine, lang gezogene Felder. Doch auch das Gegenteil konnte gesehen werden: Acker, der ganze Hügel bis zum Horizont überzieht.

Ortschaften wurde nicht nur durch ein einfaches Schild eingeleitet. Oft sind Figuren mit dem Ortsnamen am Eingang zu sehen.

Ein Beispiel ca. 50 Kilometer vor Odesa.
Durch ein wunderschönes, ca. 100 Kilometer langes Tal fuhren wir nach Odesa und genossen die Blühte der Kirschbäume.
Auf der Strecke sind wir an vielen Gedenkorten der von Nazideutschland ermordeten Jüdinnen und Juden vorbeigekommen.

„Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen“ (Paul Levi)
Nieder mit dem Faschismus!
Bis Bald
KY
BUND stellt Fahrradplan Berlin vor
Eine aktualisierte und erweiterte Neuausgabe des erstmals 2005 erschienenen Fahrradplans für Berlin stellte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland in der letzten Woche vor. In einer Zwischenbilanz sieht der BUND Fortschritte aber auch Defizite und Mängel in der Berliner Radverkehrspolitik. Positiv sei die Installierung von FahrRäten in zahlreichen Bezirken. Ein FahrRat ist ein Beratungsgremium, in dem neben Mitarbeitern des Senats respektive der Bezirke Vertreter von ADFC, VCD und BUND sowie weitere Organisationen wie der BVG und der S-Bahn sitzen, um eine abgestimmte Planung von Radverkehrsanlagen vorzubereiten. Ebenfalls gutgeheißen werden vom BUND die Verbesserungen in mehreren Geschäftsstraßen sowie die Öffnung Parkwege für Radfahrer. Großen Handlungsbedarf sieht der BUND noch in Gebieten außerhalb des S-Bahn-Ringes. Die Tatsache, dass der Radverkehrsanteil von der Innenstadt nach außen hin abnimmt, sei ein Zeichen für Mängel in der Fahrradinfrastruktur
Der neue Stadtplan für Radfahrer im Maßstab 1:20.000 stellt alle Berliner Straßen dar, bewertet sie unter dem Aspekt der Radfahrerfreundlichkeit und ermöglicht so eine individuelle Routenplanung.
BUND-Fahrradplan
Autor: Tilo Schütz
Verlag: Edition Gauglitz
Ladenverkaufspreis: 6,90 €
Trittin: „Die wahre Autopartei sind die Grünen!“
In der gestrigen Sonntagsausgabe der F.A.Z. steht ein gemeinsames Interview mit Grünen-Politiker Jürgen Trittin und dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel. Vor dem Hintergrund der Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen in drei Wochen geht es um die Chancen von Rot-Grün sowie um Wirtschafts- und Verkehrspolitik. Trittin, der erst im Februar mit der Auszeichnung „fahrradfreundlichste Persönlichkeit des Jahres 2010“ geehrt wurde, sagte in dem Gespräch einige bemerkenswerte Sätze.
„Frankfurter Allgemeine: Deshalb wollen Sie jetzt wieder mit der Autopartei SPD regieren, die für die Abwrackprämie war.
Trittin: Die wahre Autopartei sind die Grünen! Wir sagen seit Jahren, dass Deutschland seine Bedeutung auf dem globalen Markt der Automobilität nur verteidigen kann, wenn wir auf moderne Hybrid- und Elektroautos setzen. Ich bin dafür, jedem Bürger, der solch ein Auto erwirbt, 5.000 bis 6.000 Euro zu geben. Deshalb lasse ich mir in puncto Autopartei von niemandem etwas erzählen.
Frankfurter Allgemeine: Herr Trittin, Sie haben nicht mal einen Führerschein!
Trittin: Das hilft durchaus, in der Verkehrspolitik verständige Dinge zu sagen.“
Solche Aussagen sind natürlich eine Steilvorlage für Johannes Hampel: „Ach, dass ich das noch erleben durfte! Die Grünen, vor vielen Jahren eine bekannte Umweltpartei, verlangen, dass neue Autos mit dem Gegenwert 5 neuer Fahrräder bezuschusst werden!“
Das Autohasserbuch
Autos stehen meistens rum, überall. Wenn sie fahren, machen sie Krach und Dreck. Sie beanspruchen jede Menge Platz. Sie machen Städte und Landschaften platt. Sie fressen Öl und scheißen Klimagase.
„Das Auto ist Lust und Leidenschaft, ist eine Wunschmaschine, ist Sucht, Droge und Seuche zugleich. Deshalb heißt es immer, man dürfe das Auto nicht verteufeln. Schon allein deshalb nicht, weil angeblich jeder fünfte Arbeitsplatz direkt oder indirekt von der Autoherstellung abhängt. Die negativen Auswirkungen werden systematisch ausgeblendet. Klaus Gietinger liefert allerneueste Fakten und Analysen zu den Folgekosten des Autoverkehrs und nennt Ross und Reiter. Wir alle sind Täter, doch einige sind es mehr: die Drogenbarone, die Dealer und die Junkies der weltweiten Kfz-Gesellschaft. Aber es gibt Hoffnung. Und Lösungen. Die werden hier vorgeschlagen: radikal und fundiert, pointiert und kompromisslos. Erschreckende Zahlen:– Verkehrstote in Deutschland, Schweiz und Österreich seit Ende des Zweiten Weltkrieges: 1.200.000 (nur D: 800.000).– Verkehrstote weltweit: täglich 3.000 – so viele Tote also wie bei zehn Jumbojetabstürzen, zwei Titanicuntergängen oder dem Angriff auf das World Trade Center.– Seit Erfindung des Autos starben 40.000.000 Menschen durch Unfälle – durch autobedingte Umweltverschmutzung weitere 80.000.000!“ (aus der Kurzbeschreibung des Buches)
Klaus Gietinger:
Totalschaden. Das Autohasserbuch
Frankfurt am Main 2010 (Westend Verlag)
224 Seiten
16,95 Euro
[via]

Foto: BikeSmut
Der Junge und das Fahrrad
Ein Junge betete Tag für Tag um ein Fahrrad. Aber er bekam es nicht. Eines Tages begriff er, wie Gott funktioniert: Er ging hin, stahl ein Fahrrad und bat Gott dann, ihm die Sünde zu vergeben.
Radfahrerin in Lichterfelde schwerstverletzt
Böses ahnen lässt eine Pressemeldung der Berliner Polizei, die gestern Abend kurz vor 22:00 Uhr erschien. Danach wurde eine Radfahrerin im Bezirk Steglitz-Zehlendorf schwerstverletzt, wie es die Überschrift formuliert. Die Meldung im Wortlaut: „Zu einem schweren Verkehrsunfall kam es heute Vormittag in Lichterfelde. Gegen 10 Uhr 45 überquerte eine 78-jährige Radfahrerin vom Woltmannweg kommend die Osdorfer Straße, offenbar ohne dabei auf die Vorfahrt zu achten. Sie wurde von dem Pkw eines 33-Jährigen erfasst und musste schwerstverletzt mit einem Notarztwagen in ein Krankenhaus gebracht werden. Am Abend schwebte die Verunglückte immer noch in Lebensgefahr. Die Sperrung der Osdorfer Straße in Richtung Ostpreußendamm dauerte etwa zwei Stunden.“
Meldung der Berliner Polizei Nummer 1051 vom 15.04.2010 – 21:50 Uhr
Gerade eben hatte die Pressestelle der Polizei noch keine neuen Informationen. Wollen wir hoffen, dass zu diesem Unfall keine weitere Presseerklärung geschrieben werden muss.
Spiegelfahrräder von Olafur Eliasson
Dem dänisch-isländischen Künstler Olafur Eliasson ist eine Einzelausstellung im Martin-Gropius-Bau vom 28. April bis zum 9. August 2010 gewidmet. Innen Stadt Außen heißt die Schau, die sich mit dem Verhältnis von Museum und Stadt, Architektur und Landschaft, sowie von Raum, Körper und Zeit beschäftigt. „Das Wahrnehmungsvermögen des Menschen will er erweitern, ohne die technischen, perspektivischen und geometrischen Konstruktionen zu verbergen oder zu mystifizieren, mit denen er optische Täuschungen und andere Effekte herstellt.“ (SpON)
Als Vorspiel auf die Ausstellung sind im Stadtraum verschiedene Objekte verteilt. Baumstämme zum Beispiel, die über das Meer an die Küste des baumlosen Islands gespült wurden. Irgendwo in Berlin stehen auch acht nicht verschlossene Bikes mit verspiegelten Laufrädern. Angeblich kurven verschiedene Galeristen durch die Stadt auf der Suche nach den Spiegelrädern, schließlich kostet sonst ein echter Eliasson zehntausende von Euros.
Fahrradkurzmeldungen
Mit Messer Mountainbike erbeutet: Ein Räuber hat Dienstagabend den Fahrradladen Eastsidebike in der Weichselstraße überfallen. Er betrat das Geschäft gegen 18:15 Uhr, zückte ein Messer, bedrohte den Ladenmitarbeiter und griff sich ein Edelmountainbike, mit dem er davonfuhr. (Quelle: Berliner Kurier)
Radfahrer in Berlin-Mitte schwer verletzt: Ein 43 Jahre alter Radfahrer wurde am Mittwochabend an der Kreuzung Yitzhak-Rabin-Straße und Straße des 17. Juni von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Der Autofahrer hatte den Radler beim Abbiegen übersehen und mit seinem Wagen erfasst. Der Radler verletzte sich schwer und kam in ein Krankenhaus. (Quelle: Berliner Zeitung)
Radverkehr am Großen Stern in zwei Richtungen: Ab dem Jahre 2011 soll der Fahrradverkehr um den Großen Stern im Tiergarten in beide Richtungen erlaubt werden. Heute muss man als Radfahrer noch den großen Bogen um die Goldelse machen, wenn man zum Beispiel auf der Straße des 17. Juni vom Brandenburger Tor nach links in die Hofjägerallee abbiegen will. „Dafür wird der Fahrradweg auf 2,50 Meter erweitert“, sagt eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. (Quelle: Berliner Zeitung)
Polizist verletzt Fahrradkurier am Kudamm
Die Polizeikampagne zur Kontrolle und Sanktionierung von Radfahrern ist beendet, nicht aber die Diskussion um den Sinn der Radlerkontrollen. Gestern haben wir erfahren, dass es einen weiteren schwerwiegenden Zwischenfall bei den Schwerpunktkontrollen gegeben hat.
Am Mittwoch, dem 7. April 2010 gegen 14:50 Uhr war ein Fahrradkurier auf dem Kurfürstendamm in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf unterwegs. An einer roten Ampel stoppte er, balancierte auf seinem Rad ohne abzusteigen und rollte immer wieder einige Zentimeter vor und zurück. Dabei überfuhr er die Haltelinie. Hinter der Ampel (d.h. in seiner Fahrtrichtung) stand ein Gruppenwagen der Berliner Polizei, Beamte auf dem Bürgersteig beziehungsweise auf der Straße. Diese beobachteten die Szene und bemerkten, dass er die Haltelinie überquerte.
Als die Ampel grün zeigte, fuhr der Kurier los. Die Beamten brüllten „Stehen bleiben“, er bekam Panik und erhöhte das Tempo. Ungefähr 500 Meter weiter, in Höhe der Hausnummern 130-150, rannte plötzlich ein Beamter der Berliner Polizei auf die Straße und brachte den Kurier durch einen Bodycheck zu Fall. Der Fahrradkurier stürzte dabei mit seinem Kopf auf den Bordstein. Sein Fahrradhelm, den er trug, wurde dabei in der Mitte durchtrennt. Er war kurz darauf nicht ansprechbar, da vermutlich bewusstlos, Gehirnerschütterung und Schürfwunden waren die Folge.
Der Polizist hatte sich inzwischen entfernt, kehrte aber nach einigen Minuten zurück und gab dem betroffenen Kurier seine Dienstnummer, wahrscheinlich auf intensives Zureden seiner Kollegen hin. Der Kurier betont jedoch, dass es keine Entschuldigung seitens des Polizeibeamten gab.
Nun muss man abwarten, welche Konsequenzen dieser Vorfall für den Kurier hat. Da der Kurier gerade einen Autoführerschein gemacht hat und sich in der Probezeit befindet, wird ihm nach Auskunft seines Anwaltes die Fahrerlaubnis entzogen und er bekommt sieben Punkte in Flensburg.
Handtaschenhalter fürs Rad
Cycle Chic in London bietet einen Handtaschenhalter für das Fahrrad an. Das Ding ist in Minutenschnelle ans Rad geschraubt („No mechanical skill needed!“) und bietet einen sicheren Halt für Taschen bis zu einer Dicke von 13 Zentimetern. Zum Preis von 19.99 englischen Pfund kommt noch der nicht versicherte Versand ins europäische Ausland für 5.50 Pfund hinzu. Macht in Euro einen Gesamtpreis von 28.93 €.
Cycle Chic: Handbag Carrier
Aktion „Toter Winkel“ in Berlin
Im vergangenen Jahr wurden in Berlin insgesamt 787 Personen durch rechtsabbiegende Fahrzeuge verletzt, darunter waren 547 Radfahrer und 89 Fußgänger. Unter den 547 verunglückten Radfahrern waren drei tödliche Verkehrsunfälle. Ein Teil dieser Unfälle geht darauf zurück, dass sich Radfahrer im Toten Winkel eines Fahrzeugs befanden. Als Toter Winkel wird im Straßenverkehr der von Fahrzeugführern innerhalb geschlossener Fahrzeuge trotz Rückspiegel nicht einsehbare Bereich seitlich, vor und hinter dem Fahrzeug bezeichnet. Dieser Bereich ist bei verschiedenen Fahrzeugen unterschiedlich groß und nicht vollständig zu vermeiden.

Um den Fahrradverkehr auf stark befahrenen Straßen, Kreuzungen und Einmündungen sicherer zu machen, wird ein 10-Punkte-Programm schrittweise umgesetzt. Die einzelnen Punkte:
- Grünvorlauf für Radfahrer an Verkehrsampeln
- Gelbes Blinklicht für den LKA-Verkehr auf stark befahrenen LKW-Routen, um auf querende Radfahrer aufmerksam zu machen
- Gestaffelte Haltlinien sowie
- Radfahrerschleusen, aufgeweitete Aufstell- und Abbiegestreifen für Fahrradfahrer, um die Möglichkeit zu geben, sich gut sichtbar vor dem Kfz-Verkehr aufzustellen
- Breitstrichmarkierungen zur besseren Kenntlichmachung von Fahrradübergängen (Furten).
- Halteverbot an Kreuzungen, um die Sicht auf den querenden Fahrradverkehr zu ermöglichen
- Markierung von Radfahr- oder Angebotsstreifen
- Schließen von Lücken im Radverkehrsnetz und Ausschilderung von Fahrradrouten
- Ausrüstung von LKWs mit Unterfahrschutz sowie gegebenfalls mit Spezialspiegeln und Videokameras zur Ausschaltung des Toten Winkels
- Verstärkte Sicherheitsberatung und Verkehrsüberwachung
Zusätzlich werden einzelne Bezirksämter sich vom 19. bis zum 23. April 2010 an einer stadtweiten Verkehrsaktionswoche mit dem Schwerpunkt „Toter Winkel“ beteiligen. In Pankow werden zum Beispiel 92 Praxisveranstaltungen für über 2200 Schüler in den Schulen oder in Schulnähe angeboten. Eröffnet wird die Aktion vom Bezirksstadtrat Kirchner am Montag, dem 19. April 2010 um 9 Uhr auf dem Parkplatz Greifswalder Straße/ Ecke Grellstraße, an dem Kreuzungsbereich, an dem zum Ende des Jahres 2009 eine Radfahrerin tödlich verunglückte.
Polizei Berlin: Vorsicht Toter Winkel
Bezirksamt Pankow: Auftaktveranstaltung zur Aktion „Toter Winkel“ 2010 in Pankow
Polizei zieht Bilanz der Radfahrerkontrollen
Wie berichtet hat die Berliner Polizei in den vergangenen zwei Wochen intensiv „Kontrollen zum Schutz aber auch zur Überwachung von Radfahrern“ vorgenommen. Trotz einer sinkenden Anzahl von Unfällen mit Beteiligung von Radlern seien im letzten Jahr immer noch 4.834 Radfahrer verunglückt. Hauptursachen seien das das Befahren von Gehwegen durch Radfahrer und die Benutzung von Radwegen in verbotener Richtung. Autofahrer würden Radfahrer überwiegend durch gefährliches Fehlverhalten beim Abbiegen und durch Missachten der Vorfahrt gefährden.
„Die Berliner Polizei richtete während der Schwerpunktaktionen ihr Hauptaugenmerk deshalb auf diese Hauptunfallursachen und überwachte vorwiegend dort, wo Radfahrer im vergangenen Jahr vermehrt verunglückt waren. Insgesamt sind 1.574 Kraftfahrer angehalten worden, weil sie sich gegenüber Radfahrern falsch verhalten hatten. 68 wurden zum Beispiel angezeigt, weil sie beim Rechtsabbiegen den Vorrang parallel fahrender Radfahrer ignoriert hatten. Weitere 140 Kraftfahrer missachteten das Rotlicht an den überwachten Kreuzungen. 8.945 Radfahrer wurden nach einem Fehlverhalten angehalten und überprüft.
Gegen 4.114 Radfahrer schrieben die Beamten Ordnungswidrigkeitsanzeigen, weil sie z. B. Gehwege oder Fußgängerzonen befuhren (907), sich auf Radwegen verbotenerweise in Gegenrichtung bewegten (457) oder rotes Ampellicht missachteten (1.793). Darüber hinaus wiesen 1.083 Fahrräder so erhebliche Mängel auf, dass Mängelberichte gefertigt werden mussten. Auch wurden wieder vier so genannte „Fixies“ festgestellt, Fahrräder ohne jegliche Sicherheitsausstattung wie Bremsen, Beleuchtung und Klingel. Die Fahrer müssen bei wiederholtem Antreffen mit der Sicherstellung ihrer Räder rechnen.“
Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 1027 vom 13.04.2010 – 12:40 Uhr
Stefan Raab und die Helmfrage
Vorab: ich bin natürlich gegen eine Helmpflicht und habe selbst noch nie einen Helm getragen. Dennoch kann ich es akzeptieren, wenn andere für sich entscheiden, einen Helm zu tragen, weil sie zum Beispiel mit höheren Geschwindigkeiten unterwegs sind.
Am vergangenen Wochenende trat der Fernsehmoderator Stefan Raab in der Show „Schlag den Raab“ zu einem Mountainbikerennen an und stürzte. Bei dem Fahrradsturz erlitt Raab eine Gehirnerschütterung und einen Bruch des Jochbeins sowie der Kiefernhöhlenwand. In der Newsgroup de.rec.fahrrad wird der Sturz zum Anlass genommen, mit untauglichen Argumenten gegen Helme zu polemisieren. Es beginnt bereits mit der Überschrift: Stefan Raab stürzt trotz Helm. Als sei die Ursache des Unfalls darauf zurückzuführen, dass Raab einen Helm trug. Noch abstruser wird es im Text: Zitat: „Ohne den Helm wäre er vielleicht gar nicht so hart aufgeschlagen und ohne Gehirnerschütterung davon gekommen.“
de.rec.fahrrad: Stefan Raab stürzt trotz Helm
„Ich fahre auch bei Rot!“
Das österreichische Fahrradmagazin Velosophie hat in seiner neuesten Ausgabe ein Interview mit dem Wiener Verkehrsforscher Professor Ralf Risser gemacht. Velosophie sprach mit Risser über Klimawandel und Lebensqualität, das Rad als Verkehrsalternative und das Auto als erweiterten Körper.
Ihr Betätigungsfeld sind Verkehrspsychologie und Sozialwissenschaften. Im Normalfall geht man davon aus, dass Verkehr aus Regelwerken und Planungsschritten besteht, welche Rolle spielt da Psychologie?
Nun, Verkehr setzt sich daraus zusammen, was wir alle machen. Ohne dass wir uns in irgendeiner Form verhalten, gibt es keinen Verkehr. Technik und Infrastruktur würden ohne uns ja still stehen! Davon, wie wir uns bewegen, hängen die Auswirkungen von Verkehr ab, bezüglich Sicherheit, Umwelt, Lebensqualität. Sicherheitsprobleme entstehen dadurch, dass wir uns seltsam verhalten, und Umweltprobleme entstehen dadurch, dass wir seltsame Fortbewegungsarten wählen. 10% aller Autofahrten sind kürzer als ein Kilometer, das kann man in 10 Minuten gehen oder in 4 Minuten radeln. Da ist es ja absurd, ein Auto zu benutzen, vor allem wenn man an den Klimawandel denkt.
Ihr Ansatz kann uns erklären, warum Menschen so absurde Entscheidungen treffen?
Ich versuche, diese Erklärungen zu finden, das wissenschaftlich zu verstehen. Warum nutzen die Leute, obwohl sie wissen, dass man das Auto weniger verwenden soll, es selbst unverändert weiter? Hier findet man in wissenschaftlichen Befragungen viele Gründe vor und hört viele Entschuldigungen. Politiker sind gefragt, Maßnahmen zu setzen, damit gewisse schädliche Verhaltensweisen unterbunden werden.
Ist also die Wahl des Verkehrsmittels schon das erste Fehlverhalten im Verkehr?
Natürlich. Für die Umwelt wäre es sinnvoll, die Autoverwendung drastisch zu reduzieren, es nur bei Gelegenheiten zu nutzen, wo es unvermeidlich ist.
Worin liegt nun der psychische Reiz des Automobils? Wie stark ist die emotionale Bindung der Menschen zum Auto?
Das Auto hat das Potential in sich, es als Ware über zu bewerten. Es suggeriert magische Kräfte: Es gibt mir Geschwindigkeit, Kraft, Schönheit, Schutz, obwohl es Gefahr und Schaden für andere bedeutet. Es ist daher nicht erstaunlich, wenn Leute diesen Teil ihres Besitzstandes überschätzen. Man kann sagen, dass das Auto als erweiterter Körper betrachtet wird. Versuchen Sie folgendes: Wenn Sie ein Autofahrer im Straßenverkehr behindert, tapsen Sie mit der Hand auf die Motorhaube. Haben Sie das schon versucht und sich die Gesichter angesehen? Die Reaktion zeigt die Verbundenheit mit dem Gefährt: Das bin ich!
Wie verhalten sich nun aber Radfahrer im Verkehr? Welche Typologie von Fahrradnutzern würden Sie aufstellen?
Als unempirische persönliche Einschätzung: Neben den „gelassenen Alltagsradfahrern“, die gemäßigt und langsam fahren, die „flotten, aber freundlichen Alltagsradler“: Schnell unterwegs mit positiver Interaktion. Interessant ist die Gruppe der „Autofahrer auf dem Rad“, die andere Leute und nebeneinander fahrende Radler anklingeln, die bei Verzögerungen an der Ampel mit „Fahr weiter du Trottel!“ reagieren. Also mit den Unarten, die das Auto zu fördern scheint, durch die soziale Isolation im Auto, das fehlende Feedback, inexistente Meta-Kommunikation: Keine Möglichkeiten, sich zu entschuldigen.
Was ist dann dran am „Rad-Rowdie“, der medialen Klischeefigur schlechthin unter den Radlertypen?
Da handelt es sich um undifferenzierte Außenwahrnehmung. Ist jemand, der bei Rot über die Ampel fährt, ein Rowdie? Ich selbst fahre regelmäßig bei Rot – weil es Situationen gibt, wo ich bei Rot am sichersten bin! Bei Grün stellen zum Beispiel abbiegende Autos eine teuflische Gefahr dar, die bei Rot wegfällt. Wenn kein Querverkehr kommt, fahre ich. Da regen sich manche auf und ich bleibe auch manchmal stehen und erkläre: Ich kann mich nicht auf meine Sicherheit verlassen wenn’s grün ist. Ich fahre wenn ich fahren kann! Die Aussage, dass hauptsächlich so genannte Rad-Rowdies Fußgänger stören, wird natürlich von der Autofahrerfraktion liebend gern gehört, angesichts der Tatsache, welche Regeln von Auto Fahrenden nicht eingehalten werden. Dazu kommt das Bewusstsein der „Freien Fahrt für freie Bürger“ als angenommenes Recht darauf, dass mir die Gesellschaft eine Infrastruktur zur Verfügung stellt, wodurch ich überall hin mit dem Auto fahren kann.
Wie definieren Sie im Gegensatz dazu menschengerechten Verkehr, vor allem im städtischen Raum?
Autofrei. Prinzipiell als Regel Nr.1: Ohne Autos in innerstädtischen Bereichen. Darüber hinaus sollte der Verkehr auf wissenschaftlichen Fakten basierend entwickelt werden, Störungen zwischen Fuß- und Radverkehr vermieden werden. Was ja viel leichter ist, sobald nicht mehr soviel Platz für Autos verbraucht wird. In der Vergangenheit wurde in der Verkehrspolitik leider alles darauf ausgelegt, dass man ungehindert Auto fahren kann. Dieser Platz fehlt uns jetzt! Ganz zu schweigen vom ruhenden Verkehr. Irgendwo scheint geschrieben zu stehen: Das Auto ist das Maß aller Dinge. Das muss sich absolut ändern. Nicht nur wegen des Klimawandels, auch allgemein für unsere Lebensqualität!
Velosophie: Ich fahre auch bei Rot!
Homepage Ralf Risser