Fahrradrestauration Velissario

Ich komme gerade aus einer Wohnung im Wedding, in der eine unglaubliche Menge an historischen Fahrrädern gehängt, gestellt, gestapelt war. Allein das Wohnzimmer barg genug Schätze, um ein Fahrradmuseum komplett zu füllen. Ein Beispiel: das Bauer Track-Bike aus den 40er Jahren kommt wie aus dem Ei gepellt. Das lupenreine Rot des Rahmens, die golden abgesetzten Muffen, die Holzfelgen, alles sieht aus wie nagelneu und ist doch mehr als sechzig Jahre alt.

Bauer Track-Bike

Herr über das historische Fahrradreich ist Georgios Velissario, Fahrradsammler und Händler historischer Fahrräder aus Leidenschaft. Georgios sucht gerade ein Ladengeschäft, um seine Schätze besser präsentieren zu können. Man findet ihn aber auch auf dem Flohmarkt am Mauerpark, wo er seine Oldtimer und Youngtimer verkauft.

Auf der Homepage stehen noch keine Inhalte, aber immerhin sind dort seine kompletten Kontaktdaten. Wer historische Räder liebt, der findet bei Georgios Velissario sein Paradies.

rembetis Historische Fahrräder – Vintage Bikes – An- und Verkauf

Sarah Stark über Berliner Fahrradpolitik

Mitte März hat der Berliner ADFC einen neuen Vorstand gewählt, neue Landesvorsitzende wurde Sarah Stark. Anlässlich der Wahl haben wir Sarah drei Fragen gestellt:

  1. Was sind die größten Defizite der Fahrradpolitik des Berliner Senats in den letzten Jahren?
  2. Was sind die wichtigsten Ziele des ADFC in Berlin?
  3. Wie steht das Fahrrad als Verkehrsmittel in Berlin heute in fünf Jahren da?

Die ausführlichen Antworten von Sarah Stark lest ihr nach dem Klick.
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Fahrradniederlegung am Kudamm

Heute vor vierzig Jahren wurde am Kurfürstendamm auf Rudi Dutschke geschossen. Das Foto mit Dutschkes Rad und seiner Aktentasche, die noch am Lenker hing, ging damals um die Welt. Die Tat, an dessen Folgen Rudi Jahre später starb, wurde vom Arbeiter Josef Bachmann verübt. Zum Gedenken an den Mordanschlag haben die Grünen und die Witwe Dutschkes heute zu einer Fahrradniederlegung am Tatort aufgerufen, die bereits um 15:00 Uhr stattfand. „Bitte mit dem Fahrrad kommen!“ stand auf der Einladung. In einer Mediengesellschaft, die von Bildern lebt, sei das Bild von 50, 60 auf der Straße liegenden Rädern eindrücklicher als Worte, sagt dazu der Filmemacher und Autor Gerd Conradt, der diese Aktion mitinitiiert hat.
taz: Fahrradniederlegung für Rudi
Hauptstadtblog: alle Räder liegen still

Ratschläge der Berliner Polizei für Radfahrer

In den Pressemeldungen Nr. 1035 und Nr. 1036 der Berliner Polizei geht es um zwei Unfälle mit schwerverletzten Radfahrern. In einem Fall wurde eine 73-jährige Radfahrerin von einem Citroen erwischt, der aus einem Einkaufszentrum kam. Im zweiten Fall war die Unfallursache eine sich öffnende Autotür. Anschließend gibt die Berliner Polizei zu Beginn der Fahrradsaison 2008 Tipps und Ratschläge für Fahrradfahrer, die wir hier mal komplett zitieren:

„Radfahrer nehmen ungeschützter als Autofahrer am Straßenverkehr teil und erleiden bei einem Unfall oftmals erhebliche (Kopf-) Verletzungen: Deshalb Schutzhelm tragen!

Nicht alles auf sich nehmen! Eine weitere Person auf dem Gepäckträger, dem Querholm oder dem Lenker mitzunehmen, ist ein großes Unfallrisiko: Der Bremsweg verlängert sich erheblich und das Lenkverhalten wird verschlechtert.

Schutzräume für Fußgänger beachten! Kluge Radfahrer vermeiden Fußgängerängste.
Nur Kinder bis zum vollendeten 8. Lebensjahr müssen, ältere Kinder bis zum vollendeten 10. Lebensjahr dürfen mit Fahrrädern Gehwege befahren. Dabei ist jedoch auf Fußgänger besondere Rücksicht zu nehmen! Beim Überqueren einer Fahrbahn müssen die Kinder absteigen.

Nicht ausgeschilderte Radwege müssen nicht, können aber benutzt werden.
Nicht ausgeschilderte Radwege müssen nicht benutzt werden. Wer sich dort aber sicherer fühlt, darf sie auch weiterhin benutzen. Einerseits kann man sich dadurch der Enge und dem schnellen Überholverkehr auf der Fahrbahn entziehen, andererseits könnte man jedoch in die Gefahr geraten, an Kreuzungen, Einmündungen und Grundstückseinfahrten von abbiegenden Fahrzeugführen übersehen zu werden.“

Soweit die Pressemeldung. Abgesehen von der Schutzhelmfrage, die ich persönlich anders sehe, finde ich die Ratschläge recht vernünftig. Besonders bei der Radwegebenutzungsfrage ist das Für und Wider gut dargestellt.

„Lieber auf dem Bürgersteig fahren“

Am 11. März kam eine 14-jährige Schülerin auf dem Fahrrad unter einen Lastkraftwagen und starb. Ort des Unfalls: Tempelhofer Damm Ecke Alt-Tempelhof. An dieser für Radfahrer hochgefährlichen Stelle endet ein Radweg, die Radfahrer müssen sich hier die Fahrbahn mit Autos, Bussen und LKWs teilen. Hier war schon 2006 einmal eine Schülerin von einem LKW erfasst. Der erste Unfall endete glücklicherweise nur mit einer Gehirnerschütterung der Schülerin. Beamte des örtlichen Polizeiabschnitts hatten damals geraten, an dieser Stelle lieber auf dem Bürgersteig zu radeln als sich der Gefahr drängelnder und zu knapp überholender Kraftfahrzeuge auszusetzen.

Für den Senat ist das kein Grund., die Verkehrsführung an dieser Kreuzung zu ändern. Manuela Damianakis, Sprecherin bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: „Wir haben nun mal in der Stadt stark befahrene zweispurige Straßen, wo die Platzverhältnisse stark beengt sind.“ Die Anwohnerinitiative TeMa fordert dagegen: „Schwerlaster runter vom Te-Damm“. Die TeMa (Freunde und Förderer von Tempelhof-Mariendorf) wollen anlässlich des bundesweiten Tag gegen Lärm am 16. April auf demTempelhofer Damm zwischen Alt-Tempelhof und Tempelhofer Hafen präsent sein und Unterschriften sammeln.

Die taz nimmt den tödlichen Unfall auf dem Te-Damm zum Anlass, über die Situation bei den Fahrradspuren auf den Berliner Straßen zu berichten. Interessant sind zwei Zahlen, die die taz gegeneinander stellt: „4 Millionen Euro gibt der Senat 2008 für Investitionen im Radverkehr aus – 1,5 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Davon ist eine Millionen für die Sanierung alter Wege vorgesehen. Im Vergleich zu den Gesamtausgaben im Straßenverkehr ist die Summe dennoch gering. Letztere betrugen 2006 256,8 Millionen Euro.“

Eine weitere Zahl: 50 Millionen Euro will der Senat in die Hand nehmen, um 24 marode Hallenbäder in Berlin zu sanieren. Nicht, dass ich etwas gegen die Sanierung der Schwimmbäder hätte, aber so eine Summe wäre ebenfalls dringend nötig, um die Situation der Radfahrer in Berlin zu verbessern. Andere Städte tun das, während Berlin weiterhin lächerliche 1,20 Euro pro Einwohner für den Radverkehr ausgibt.
taz: Tödliche Enge am Nadelöhr
taz: Neue Sicht auf Radfahrer
TeMa: Schwerlaster runter vom Te-Damm!

Critical Mass auch am Sonntag

Mit dreißig Teilnehmern war die März-Critical-Mass nicht die erfolgloseste aller Zeiten, dennoch ist diese Zahl in einer Dreimillionenstadt steigerungsfähig. Deshalb wollen einige Leute durchstarten und zusätzlich zu dem bekannten Termin am letzten Freitag im Monat am Heinrichsplatz einen weiteren Ride anbieten. Ab sofort gibt es eine Critical Mass am ersten Sonntag des Monats um 14:00 Uhr. Treffpunkt ist das Brandenburger Tor. Wo eigentlich genau, auf dem Pariser Platz, da wo die ganzen Touris rumstehen oder auf der Tiergartenseite?
Critical Mass Berlin Wiki
Critical Mass Berlin Blog

Critical Mass Berlin

Geöffnete Autotür verletzt Radfahrer schwer

In der Rangliste der Unfallursachen nehmen die sich unvermittelt öffnenden Autotüren einen vorderen Platz ein. Im letzten Jahr gab es mindestens vier schwere Unfälle in Berlin, darunter ein Unfall, der für die Radlerin tödlich endete. Deshalb sollte man immer und unbedingt auf einen austreichenden Sicherheitsabstand zu parkenden und haltenden Autos achten. Vielleicht hätte der Unfall von Mittwochabend in der Kurfürstenstraße im Bezirk Tiergarten so verhindert werden können.

„Ein 40-jähriger Radfahrer ist in der vergangenen Nacht in Tiergarten schwer verletzt worden. Ein gleichaltriger Autofahrer aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark hatte gegen 23 Uhr 10 in der Kurfürstenstraße angehalten und die Fahrertür seines VW Polo geöffnet, ohne den in gleiche Richtung fahrenden 40-jährigen Kreuzberger zu bemerken. Dieser fuhr gegen die Tür und stürzte. Er kam zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus.“
Pressemeldung 0968 der Berliner Polizei vom 02.04.2008 – 10:35 Uhr

Mobilitätsstudie des Berliner Senats

Auf der Homepage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung stehen die Ergebnisse der jüngsten Berliner Mobilitätsstudie schon länger. Gestern gab es eine Pressekonferenz und heute sind alle Zeitungen voll. Besonders krass titelt die taz: „Nur Exoten fahren Auto“ meint sie und spielt auf die Tatsache an, dass die Zahl der Autos pro tausend Einwohner seit der Jahrtausendwende sinkt und in einigen Bezirken inzwischen bei unter 200 Fahrzeugen pro tausend Einwohnern liegt. Wenn man diese Zahl mit auto-intensiven Städten wie Frankfurt am Main vergleicht, wo mehr als 600 Autos auf tausend Menschen kommen, dann entsteht schnell das Bild eines auto-armen Nahverkehrs in Berlin, was nicht der Wirklichkeit entspricht. Die gefühlte Autodichte ist nach wie vor hoch.

Dennoch, in bestimmten Gegenden ist der Fahrradverkehr im Aufwind. So hat es im Bezirk Mitte zwischen den Jahren 2001 und 2007 eine knapp 40-prozentige Steigerung des Radverkehrs gegeben, in Kreuzberg lag die Steigerungsrate bei 35 % und selbst in Spandau gab es einen Zuwachs von 10 %.

Der Senat für Stadtentwicklung sparte nicht mit Selbstlob: „So wird deutlich, dass der Anteil der Wege, die mit Bus, Bahn oder Fahrrad zurückgelegt werden, weiter steigt. Dies ist ein Erfolg der Berliner Verkehrspolitik, die klar auf eine Stärkung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes setzt. Unsere Strategie, den Radverkehr zu fördern, wird deutlich durch weitere Investitionen in die Radwege der Stadt.“

Stadtentwicklungssenat: Mobilität der Stadt – Berliner Verkehr in Zahlen

Tagesspiegel: Immer mehr Berliner steigen aufs Rad
Morgenpost: Wie die Berliner durch die Stadt kommen
Berliner Zeitung: Berliner fahren weniger mit dem Auto
Neues Deutschland: Mehr Fahrräder, aber zu viel Lärm
taz: Nur Exoten fahren Auto

Radfahren nach Farben

Farbige BikeboxIn vielen Städten wird damit experimentiert, Fahrradspuren, Fahrrad-Aufstellflächen vor Ampeln und Radfahrerfurten auf Kreuzungen farblich aus dem üblichen Straßengrau hervorzuheben. In Kopenhagen haben sie ein strahlendes blau, in New York das aparte chartreuse, eine Mischung aus grün und blau. In der Unistadt Tempe nahe Phoenix / Arizona gibt es rote Radlerfurten und in Portland / Oregon hat man sich nun für grün umentschieden und lackiert die vorher blauen Bikeboxes um. Das Ziel ist immer das Gleiche: die Radfahrerspuren sollen für alle Verkehrsteilnehmer sichtbarer und damit sicherer werden.

Vor einigen Monaten habe ich mal einen für Verkehr zuständigen Berliner Bezirksstadtrat gefragt, ob eine besonders gefährliche Kreuzung durch auffällige Farbe unfallsicherer gemacht werden kann. Seine Antwort war kurz und knapp: „Das haben wir noch nie gemacht. Das werden wir auch nicht machen.“ Dabei täuscht sich der Stadtrat, im alten Westberlin wurde in den 80er Jahren manche Fahrradstreifen mit vermutlich besonders teurem dunkelrot eingefärbten Asphalt belegt. Heute geht der Trend zu aufgesprühter Farbe, das ist billiger und geht schneller. Und der Trend geht zu greller Farbe, je kontrastreicher, desto besser.
Grafik: bikingbis
bikingbis: Color-coded bicycling

BILD und die tote Radfahrerin

Vor acht Tagen wurde eine Schülerin auf dem Tempelhofer Damm von einem Lastkraftwagen getötet, siehe den Beitrag 14-Jährige Radlerin ums Leben gekommen. Gestern wurde dieser tragische Unfall von der Bild-Zeitung noch einmal aufgegriffen. Unter der Überschrift „Tod durch BVG-Streik“ schreibt die Bild sinngemäß, dass das Mädchen durch den BVG-Streik gezwungen wurde, auf das Fahrrad zu steigen und deshalb sterben musste. „Vielleicht könnte das zierliche, brünette Mädchen noch leben, wenn es die acht Kilometer nach Hause nicht mit dem Rad hätte fahren müssen.“
Bild-Zeitung: Tod durch BVG-Streik
siehe auch BILDblog: Ver.di war Schuld
via: de.rec.fahrrad

Fahrradverleih im Zentrum von Berlin

Hier sind fast alle zur Zeit 32 Fahrradverleiher in den zentralen Bezirken von Berlin aufgeführt. Verwendet wurden die Daten des ADFC sowie eigene Recherchen. Klick dich in deinen Kiez und du siehst sofort, wo ein Fahrradverleih in deiner Nähe ist. Infos gibt es beim Klick auf einen blauen Tropfen.

Fahrradverleih in Berlin [maptype=G_MAP_TYPE]

Wenn euch Ergänzungen oder Verbesserungen einfallen, dann bitte Mail an „mail at rad minus spannerei punkt de“ oder einen Kommentar schreiben.
Direkter Link zur Google-Map Fahrradverleiher in Berlin

Radeln im Schlosspark Charlottenburg erlaubt

Bereits ab diesem Wochenende ist das Radfahren im Schlosspark Charlottenburg auf bestimmten Wegen nicht mehr verboten. In Zukunft werden Schilder die für das Radeln geeigneten Wege kennzeichnen. Damit endet ein jahrelanger Konflikt zwischen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) einerseits und Anwohnern, Radfahrern und einzelnen Parteien innerhalb der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf andererseits.

Die Berliner Zeitung freut sich über die neuen legalen Radwege im Park: „Die Hüter der königlichen Gärten haben damit endlich zu ihrer eigenen Erkenntnis aufgeschlossen, dass die Zeiten der Friedriche I bis III vorbei sind.“
Berliner Zeitung: Prinzipien und Praxisnähe

2 schwere Radfahrerunfälle an 1 Tag

Gestern gab es in Berlin zwei schwere Unfälle mit Beteiligung von Radfahrerinnen. Am Morgen wurde laut Pressemeldung Nr. 0766 der Berliner Polizei eine Radfahrerin im Bezirk Mitte Opfer der Unaufmerksamkeit eines VW-Fahrers:

„Schwer verletzt wurde heute früh eine Radfahrerin. Ein 40-Jähriger stieß gegen 9 Uhr 10 mit seinem VW in der Seydelstraße gegen den Anhänger eines vor ihm fahrenden 43-jährigen VW-Fahrers. Hierdurch scherte der Anhänger auf die Gegenfahrbahn aus, wo sich die 25-jährige Radfahrerin befand. Diese wich dem Anhänger aus und fiel auf einen anhaltenden Honda eines 67-Jährigen. Bei dem Sturz zog sie sich schwere Verletzungen zu und wurde durch die Feuerwehr in ein Krankenhaus transportiert. Ihr in einem Kindersitz befindlicher Sohn im Alter von zwei Jahren, der einen Fahrradhelm trug, blieb unverletzt. Der Kreuzungsbereich Seydel-, Alte-Jakob- und Stallschreiberstraße war bis etwa 10 Uhr 15 gesperrt.“

Zwölf Stunden später stieß ein Autofahrer eine Radfahrerin in Schöneberg vom Rad und verletzte sie schwer:

„Schwer verletzt kam eine 37-jährige Radfahrerin in der vergangenen Nacht zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus, nachdem sie in Schöneberg von einem Auto erfasst wurde. Die Frau war ersten Ermittlungen zufolge gegen 21 Uhr 30 in der Motzstraße kurz vor der Martin-Luther-Straße in den Fahrstreifen geraten, den ein 30-Jähriger mit seinem Auto in gleicher Richtung befuhr. Durch den Zusammenstoß kam die 37-Jährige zu Fall und verletzte sich an Kopf und Rücken.“
Meldung der Berliner Polizei Nr. 771 vom 14.03.2008 – 09:30 Uhr

Nicht in jeder Meldung der Polizei scheint die Schuldfrage eindeutig geklärt. Aber eindeutig klar scheint zu sein, dass bei Unfällen mit schweren Verletzungsfolgen für Radfahrer die Unfallverursacher zum allergrößten Teil bei den Autofahrern liegt.