Verkehrsberuhigung durch Klimastreiks und Brückensperrungen

Mit Extinction Rebellion (XR) entstand im vergangenen Herbst eine Klimabewegung, die auf neue Aktionsformen setzt. Im November 2018 wurden im Rahmen einer Protestwoche gegen die Klimakatastrophe von Tausenden von Aktivisten eine Reihe von Themsebrücken in London blockiert. Dicht waren die Southwark-, Blackfriars-, Waterloo-, Westminster- und Lambeth-Brücke, Autoverkehr und öffentlicher Busverkehr war ausgesperrt, nur Fußgänger und Radfahrer konnten die Brücken passieren. Die Polizei verhaftete zwar 85 Brückenblockierer, konnte aber die Verkehrsberuhigung zwischen linker und rechter Themseseite nicht verhindern. Da, wo vorher dichter Autoverkehr geherrscht hatte, tanzten nun die Menschen auf den Straßen und Plätzen. Wissenschaftler des Kings College konnten nicht nur in der Einkaufsstraße Oxford Street eine deutlich niedrigere Luftverschmutzung messen sondern auch im weiteren Westend.

Ein ähnlicher Effekt der Verkehrsberuhigung stellte sich im April 2019 ein, als ganz überraschend die Hammersmith Brücke für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt wurde. Zwar war seit langem bekannt, dass die Brücke renovierungsbedürftig ist, aber die plötzliche Sperrung veränderte das Leben links und rechts der Themse stark. Im Stadtteil Barnes, der auf einer Halbinsel auf der Themse liegt, ist der Autoverkehr dramatisch gesunken. Die Geschäftsleute in Barnes verfolgen die Verkehrsberuhigung mit gemischten Gefühlen. Fast die Hälfte sagt, dass sich das Geschäft nicht verändert hat und über 20 Prozent geben an, dass sich das Geschäft sogar verbessert hat. Von den etwa 35 Prozent, die einen Umsatzrückgang verzeichnen, sind viele Lieferdienste, die vorher auch die Stadtteile Hammersmith und Fulham mit Autokurieren beliefert hatten.

Sowohl die Klimastreiks von XR als auch die Brückensperrung von Hammersmith zeigen, wie das London der Zukunft aussehen könnte: verkehrsberuhigt. In Berlin haben wir eine ähnliche Situation. Auch hier zerlegen sich die Brückenbauwerke über die Spree. Die Allendebrücke, eine Hauptverkehrsverbindung im Südosten Berlins, ist seit dem Januar dicht und bleibt das noch länger. Bei einer planmäßigen Überprüfung der Brücke seien gravierende Schäden festgestellt worden, sagt die Senatsverkehrsverwaltung. Die Elsenbrücke zwischen Alt-Treptow und Friedrichshain schwächelt und muss durch einen Neubau ersetzt werden. Die Tage der Mühlendammbrücke, heute eine Hauptschlagader des MIV zwischen Ost- und Westcity, sind ebenfalls gezählt. Und ich würde mich nicht wundern, wenn die Liste der bröselnden Brücken in Berlin noch länger wird.

Brückenblockaden werden auch in Berlin auf der Tagesordnung stehen. Die Blockade der Oberbaumbrücke von 300 XR-Klimaaktivisten am 15. April 2019 ist ein kleiner Vorgeschmack. Wie positiv sich eine geschlossene Brücke auf das Leben in den umliegenden Kiezen auswirken kann, zeigt die temporäre Sperrung der Langenscheidbrücke in diesem Monat.

London Cycling Campaign: Temporary works – grabbing the big opportunity of small change
Extinction Rebellion

Protest Rave: A100 stoppen! Elsenbrücke für alle!

Wir tanzen gegen den Weiterbau der Stadtautobahn A100 durch Treptow, Friedrichshain und Lichtenberg! Es wäre auch das Ende vieler Clubs!

Berlin will verkehrspolitisch nachhaltig, emissionsarm und innovativ sein? Gerne! Aber dann rollt Euren Autobahnplan gleich wieder ein!

Dieser Plan einer Stadtautobahn ist aus dem letzten Jahrtausend und will sich durch unsere Kieze, unsere kurzen Alltagswege und unsere kulturstiftenden Clubs wälzen.

Wir fordern eine Elsenbrücke als Spreebalkon für alle!
Mit viel Raum für Fußgänger, Radfahrer und Sonnenuntergangsanbeter.
Aufenthaltsqualität statt Autobahnwahn!
Komm and rave für Deinen Freiraum!

Es musizieren: Bloody Mary, Fadi Mohem, Sebastian Voigt und Rodmin

Zeit: Samstag, 25.5.2019 von 14 – 18 Uhr
Ort: Elsenbrücke, direkt am S-Bahnhof Treptower Park

Aktionsbündnis A100 stoppen: Protest Rave – Elsenbrücke für alle!

Ride of Silence am Mittwoch, dem 15. Mai 2019

Bereits zum fünften Mal findet in Berlin der jährliche Ride of Silence am dritten Mittwoch des Monats Mai statt. Weltweit wird an diesem Abend in weit mehr als 350 Städten der verletzten und getöteten Radfahrer gedacht. Viele drücken ihre Trauer dadurch aus, dass sie überwiegend weiße Kleidung tragen. Der ADFC bietet vor dem Start am Brandenburger Tor weiße T-Shirts zum Selbstkostenpreis von zehn Euro an. Der Ride of Silence wird schweigend gefahren, Soundsysteme sind nicht erwünscht.

Die Route führt vom Brandenburger Tor zu den Orten, an denen in den vergangenen Jahren Radfahrer zu Tode gekommen sind. Im letzten Jahr 2018 gab es elf tödlich verunglückte Radfahrer auf Berlins Straßen. Nach 17 km endet die Gedenkfahrt vor dem Roten Rathaus

Ride of Silence

Ort: Brandenburger Tor, Berlin
Zeit: Mittwoch, 15 Mai 2019 um 19:00 Uhr

Kottbusser Damm muss warten!

Vor zwei Jahren – 2017 – beschloss die BVV Kreuzberg Friedrichshain mit der Drucksache DS/0129/V folgendes:

„Das Bezirksamt wird beauftragt, am Kottbusser Damm durch Poller oder andere geeignete Maßnahmen beidseitig baulich geschützte Radfahrstreifen (sogenannte „protected bike lanes“) einzurichten (. . . ). – Darüber hinaus sollen insbesondere die Kreuzungsbereiche des Kottbusser Damms so gestaltet werden, dass Radfahrende durch abbiegende Fahrzeuge möglichst wenig gefährdet werden. Die für das Gesamtvorhaben notwendigen Planungsunterlagen soll das Bezirksamt unter Einbeziehung der Expertise von Radfahrverbänden erstellen bzw. erstellen lassen und diese Pläne im Anschluss schnellstmöglich umsetzen.“

Der für die Ausführung zuständige Bezirksstadtrat Florian Schmidt (Leiter der Abteilung für Bauen, Planen und Facility Management für den Bezirk Friedrichshain- Kreuzberg) weiß aber eventuell noch nicht, dass die Fahrradweiche, als ein mögliches neues Kreuzungsdesign, von Radfahrverbänden abgelehnt wird. Das offenbarte der Stadtrat, am 08.05.2019 auf der Bezirksverordnetenversammlung (BVV).

Nach einer Einwohner*innenanfrage bezüglich der seit 2017 beschlossenen, aber immer noch nicht begonnenen geschützten Fahrradstreifen am Kottbusser Damm, will er auf den Begriff Fahrradweiche nicht eingehen, der im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Kreuzungen am Kottbusser Damm genannt wird. Dass der Bezirksstadtrat über Fahrradweichen so wenig reden will, verwundert um so mehr, da doch die Fahrradweiche an der Holzmarkstraße, Ecke Lichtenberger Straße im Bezirk Xhain schon vor Wochen die heftige Kritik des Fahrradverbands ADFC und des Netzwerks fahrradfreundliches RadXhain hervorgerufen hat. Fahrradweichen sehen aus wie ein „Y“ und sie teilen den Radweg in zwei Spuren auf – eine für Geradeausfahrende und eine für rechtsabbiegende Radfahrer*innen. An den Fahrradweichen mischen sich Kfz und Radfahrende bei hoher Geschwindigkeit der Kfz weit vor der Kreuzung. (Siehe Bild)

Zusätzlich haben Radfahrende bei einer Fahrradweiche den motorisierten Verkehr auf beiden Seiten neben sich, oft mit viel zu geringem Abstand. Staut sich der Autoverkehr, wird häufig der geradeaus führende Radweg zugestellt, die Radfahrenden werden dann auch noch behindert und gefährdet. Deshalb gilt: Fahrradweiche = Angstweiche.

Bild:  David Grünewald

(aufgenommen in Groningen in den Niederlanden)

Mit einer spektakulären Aktion zeigt Changing Cities, der Trägerverein des Volksentscheids Fahrrad, wie gefährlich Radwege sein können. Berlin-Mitte, Holzmarktstrasse, 24.11.2018

Bild: Changing Cities

In der BVV am 08.05.2019 verlegt der Bezirksstadtrat Florian Schmidt den Baubeginn nun auf das Jahr 2020. Also drei Jahre später als schnellstmöglich damit begonnen werden sollte! Ein Skandal, der tödlich enden könnte. (Gastbeitrag von Harald U.)

Sonnabend, 11. Mai: Hermannstraße autofrei!

Aus dem Aufruf von Autofreiberlin

„Die Hermannstraße steht für die unzähligen Berliner Hauptverkehrsstraßen, auf denen einseitig dem Automobil Raum gegeben wird – und das, obwohl weniger als ein Drittel der Berliner*innen überhaupt mit dem Auto unterwegs sind. Als Anwohner*innen haben wir neben der Symbolträchtigkeit dieser eigentlich schönen Magistrale darüber hinaus konkrete Forderungen:

1) Geschützter Radstreifen
Für diejenigen unter euch, die tagtäglich mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist die Hermannstraße Herausforderung und Nervenkitzel zugleich. Für alle anderen schlichtweg eine No-Ride-Zone, denn der wenige Platz auf der Straße wird einseitig dem Automobil zugeteilt. Vor zwei Jahren gab es an der Ecke Kienitzer Straße den letzten tödlichen Velounfall, passiert ist seitdem quasi nichts. Wir möchten aber nicht auf den nächsten Fahrrad- oder Fußgängertoten warten, wir wollen einen geschützten Radstreifen jetzt und sofort. Die ständig steigenden Fahrradfahrer*innenzahlen sind auf unserer Seite…

2) Tempo 30
Die Hermannstraße ist laut und stinkig, schränkt die Lebensqualität der Anwohner*innen ein und gefährdet Luft, Leib und Leben. Alle reden vom Klimawandel, aber hier sollen 2-3 Minuten Fahrzeitgewinn der Autos zwischen Bahnhof Hermannstraße und Hermannplatz wichtiger sein als die Rettung der Luft? Wir denken nicht… Tempo 30 bedeutet außerdem: Weniger Lärm, mehr Aufenthaltsqualität und weniger Unfälle. Go for it!

3) Parkraumbewirtschaftung
Ein Hauptärgernis der Hermannstraße sind die 2. Reihe-Parker*innen. Gefährlich für Fahrräder, stauig für Autos. Es fehlt auf der Hermannstraße an einem Parkraumkonzept, das Langzeitparken verbietet, Flächen für Lieferverkehr schafft und generell Autofahrer*innen fair für ihren Flächenverbrauch bezahlen lässt (hier in der Gegend kostet 1 qm ca. 10-15 EUR im Monat). Deshalb fordern wir eine intelligente Parkraumbewirtschaftung für die Hermannstraße.

Am 11. Mai gehen wir gemeinsam dafür auf die Straße – Verkehrswende sofort!“

Ort: U + S-Bahnhof Hermannstraße
Zeit: Sonnabend, 11. Mai 2019 um 14:00 Uhr

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VELO Berlin im Flughafen Tempelhof

Seit dem Umzug vom Messeglände an den ehemaligen Flughafen Tempelhof hat die Fahrradmesse VELO Berlin an Format und Zuschauerzuspruch gewonnen. Dieser erfolgreiche Weg wird auch 2019 fortgeführt. Am kommenden Wochenende steht das Velo in allen seinen Nuancen im Fokus des Fahrradfestivals.

Ein großer Vorteil der Location Flughafen Tempelhof ist die Möglichkeit, von den Ausstellungshallen zu den Radrennen rund um den Rosinenbomber zu switchen. Am 27. & 28. April finden auf einem 1,4 km langen Rundkurs allerlei Zeitfahren, Kriterien, Ausscheidungsrennen, Fixed-Gear-Rennen und Lastenradrennen statt.

Der eigentliche Ausstellerbereich der Velo wächst. Neben den Hangars 5 und 6 werden im überdachten Außenbereich des Flughafen Tempelhof die Ausstellungsfläche um ca. 40% erweitern auf eine Gesamtfläche von 25.000qm Ausstellung. Ungefähr 300 Aussteller präsentieren etwa 500 Marken rund ums Rad, darunter auch die Rad-Spannerei.

Wann: Sonnabend, 27. und Sonntag, 28. April von 10:00 bis 18:00 Uhr
Wo: Tempelhofer Damm direkt an der U-Bahn Haltestelle Paradestraße oder am Eingang Flugfeld
Wieviel: Tageskarte 9 Euro, ermäßigt 7 Euro. Kinder unter 14 Jahre zahlen nichts.

VELO Berlin

Extinction Rebellion sucht Berlins schönste Kreisverkehre

Extinction Rebellion (englisch für Rebellion gegen das Aussterben), kurz XR, ist eine weltweit aktive Bewegung, die in der Klimakrise zu zivilem Ungehorsam zwecks Beendigung des Massenaussterbens aufruft. Weltweit hat die Bewegung in mindestens 49 Ländern auf 6 Kontinenten 331 Ortsgruppen. In Berlin ist XR seit dem vergangenen Herbst aktiv. Im Rahmen der Rebellion Week wurde vergangene Woche unter anderem die Oberbaumbrücke blockiert.

Am Freitag wollen sie gemeinsam eine kleine Extinction Rebellion Fahrradtour zu Berlins schönsten Kreisverkehren starten, um vor Ort die Fahrradfreundlichkeit der Berliner Verkehrsinfrastruktur zu bestaunen. Da sich möglicherweise spontan weitere interessierte Radler anschließen können, besteht die Möglichkeit, dass es durch das kurzfristig erhöhte Verkehrsaufkommen emissionsfreier Verkehrsteilnehmer zu temporären Behinderungen für motorisierte Verkehrsteilnehmer kommt…

Wir treffen uns am 26.4. um 15:30 am Marx-Engels-Forum im Herzen unserer schönen Stadt und schwingen uns nach einer kleinen Einführung, wie die Kreisverkehre am besten zu bewundern sind, von dort aus auf die Räder. Enden werden wir gegen 19:30 am Mariannenplatz – pünktlich zum Start der Berliner Critical Mass um 20:00.

Für besonders interessierte Radfahrer gibt es außerdem ein kurzes Briefing am 25.4. um 18:45 am Platzhaus am Teutoburger Platz.

XR bei Facebook: XR Fahrradausflug: Berlins schönste Kreisverkehre
Extinction Rebellion Deutschland

Die Yorckbrücke Nummer fünf

Das Ding hat das Zeug dazu, zu einer Ikone des Radverkehrs zu werden. Gemeint ist die Yorckbrücke Nummer fünf. Die Yorckbrücken sind ein gut 500 Meter langer von einst rund 45 Eisenbahnbrücken überspannter Abschnitt der Yorckstraße zwischen Schöneberg und Kreuzberg. Von den früher 45 Brücken sind neun noch in Betrieb, 24 weitere Brücken sind noch vorhanden, aber nicht mehr in Betrieb und 12 sind komplett verschwunden.

Eine besondere Stellung nimmt die Brücke Nummer fünf ein. Sie wurde 1875 gebaut und ist damit die älteste noch erhaltene Brücke über die Yorkstraße. Da sie unter Denkmalschutz steht, wurde sie 2012 vom Eigentümer Deutsche Bahn für 432.000.- € aus Mitteln des Stadtumbaus West saniert. Vier Jahre später, 2016, äußerte die Bauverwaltung Bedenken hinsichtlich der Standsicherheit der Brücke. Wenn ein schwerer Lkw eines oder beide Stützenpaare der Brücke wegfegt, könnte die Brücke einstürzen. Eine Nutzung der Brücke als Fußgänger- und Fahrradbrücke sei deshalb nicht zulässig. Also muss die Brücke für 800.000,- € erneut ausgehoben und verstärkt werden.

Gestern gab es endlich eine Einigung zwischen den Beteiligten. „Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und der Bezirk Tempelhof-Schöneberg haben sich mit der DB Netz AG über die Ertüchtigung der Yorckbrücke 5 als neue Fuß- und Radwegebrücke geeinigt.

Die DB Netz AG wird die Planungen und Bauleistungen für die Herstellung dieses wichtigen Teils der Fuß- und Radwegeverbindung in den Gleisdreieckpark übernehmen. Die neue Fuß- und Radwegeverbindung wird dauerhaft an das Land Berlin übergeben. Das Land übernimmt anschließend die Unterhaltungskosten der neuen Brückenverbindung.“

Baubeginn soll nach aktuellem Stand im Sommer 2020 sein. Wenn die Brücke fertig ist, wird es eine weitere attraktive Radverbindung zwischen dem Park am Gleisdreieck und dem Radweg Richtung Südkreuz geben. Diese neue Verbindung wird dann unter der Monumentenbrücke hinduchführen und auf die Bautzener Straße stoßén. An der Bautzener ist ein Radweg zwischen den neu errichteten Häusern auf der Ostseite der Bautzener und der S-Bahn auf Kosten des Eigentümers der Neubauten bereits fertig gestellt (siehe Foto). Dann geht es über Yorkkbrücke 5 und das Dach eines Biosupermarktes wieder in den Park am Gleisdreieck zurück. Allerdings gibt es für diese Verbindung einen Wermutstropfen: der neue Weg wird nur solange existieren, bis die Bauarbeiten für die S-Bahnlinie S 21 einsetzen, aber das kann noch ein/zwei Jahrzehnte dauern.

Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg: Fuß- und Radwegeverbindung über die Yorckbrücke 5 kommt!
gleisdreieck-blog: Baudenkmal Yorckbrücke Nr. 5 – eine pragmatische Lösung in Sicht?
gleisdreieck-blog: Festival der Fehlplanungen am Yorckdreieck – wegen der großen Nachfrage verlängert

28 Runden im Linksverkehr um den Kotti

Unter dem Motto „Radlerinnen der Welt: Schaut nicht weg, schaut auf diese Stadt!“ will „Die PARTEI“ das „schon erhebliche Weltverbesserungspotential “ der Critical Mass steigern. Am Freitag, dem 29. März um 19:33 Uhr ruft die Partei dazu auf, 28 Runden im Fahrradlinksverkehr unter Polizeischutz um das Kottbusser Tor herum zu fahren. „Als Vorwand dazu dient der Brexit, der an diesem Tag stattfindet. Zur Stärkung werden wir eine Fish`n Chips Bude aufbauen und später eine englische Mottoparty, das Theresa-May-Fest, veranstalten. Für schönes Wetter ist gesorgt.“

Velothon 2019 abgesagt

In diesem Jahr wäre das erste Dutzend des Jedermann-Radrennens Velothon voll gewesen. Seit 2008 gehört der Fahrradmarathon zum Berliner Sommer wie Marathon und Halbmarathon. Weil es Differenzen über die Lizenzvergabe zwischen dem Veranstalter und dem Berliner Partner gab, wird das Radsportevent abgesagt. Ob die Veranstaltung im Jahr 2020 stattfindet, bleibt offen.

In der Kommentarspalte des Tagesspiegels ist man sich einig wie selten: „Yappadaba-DUH!“, „Gott sei Dank!“, „Ein Segen für die von Veranstaltungen geplagte Stadt“, „Kein Grund zur Trauer.“ , „Ein Tag Geiselhaft für vier Millionen weniger.“, „Halleluja, der Kelch geht an uns vorbei. „.

Tagesspiegel: Berlins größtes Radrennen Velothon abgesagt
Berliner Zeitung: Velothon Berlin findet 2019 nicht statt

Fahrradmesse kolektif berlin bike fair

Kaum hat eine Velomesse (Berliner Fahrradschau) die für Anfang März 2019 angekündigte Schau abgeblasen, da springt eine neue Radmesse ein und versucht, das durch den Wegfall der Fahrradschau entstandene Vakuum zu füllen. Vom 8. bis zum 10. März 2019 wird im Motorwerk in Berlin Weißensee die Fahrradmesse „kolektif berlin bike fair“ veranstaltet. Mehr als 60 Aussteller haben sich bereits jetzt angekündigt und die Chancen stehen gut, dass auch die letzten Stellplätze vergeben werden. Aufgezogen wird die neue Messe von Leuten aus dem Umfeld von RAD Race, die seit Jahren ungewöhnliche Radrennen an schönen Locations organisieren. Freitagabend startet die kolektif berlin mit einer Eröffnungsparty und Foodtrucks sorgen am ganzen Wochenende dafür, dass niemand hungern muss. Bei der Gestaltung der Eintrittspreise hebt sich die kolektif angenehm von anderen eher kommerziell orientierten Messen ab. Zahle den Preis, der es dir wert ist, Pay What You Wish.

Zeit: Freitag, 8. März bis Sonntag, 10. März 2019
Ort: Motorwerk Berlin
An der Industriebahn 12
13088 Berlin

kolektif berlin bike fair

Ergebnisse des Tagesspiegel-Projekts Radmesser

Im August dieses Jahres startete die Zeitung Tagesspiegel das Projekt „Radmesser“. Sie stattete einhundert Berliner Radfahrer mit selbstkonstruierten Sensoren aus, um die durchschnittlichen Überholabstände von Kraftfahrern zu dokumentieren. Die Radfahrer schwärmten in alle sechzehn Bezirke der Stadt aus und legten bis zum 11. November eine Gesamtstrecke von 13.300 Kilometern zurück. Durchschnittlich war also jeder Radfahrer 130 Kilometer in Berlin unterwegs.

Auf der Strecke wurden 16.700 Überholmanöver von Autos, Lastern, Bussen, Motorrädern und Rollern dokumentiert. Überholvorgänge mit einem Abstand von weniger als 1,5 Metern wurden als „eng“ bewertet. 9402 mal wurde zu eng überholt, das heißt, dass weit mehr als jeder zweite Überholer den Sicherheitsabstand nicht einhält. 3019 mal wurde sogar mit weniger als einem Meter Abstand überholt und 192 Autofahrer überholten mit einem Abstand von unter 50 Zentimetern. Wenn die Polizei jeden Überholvorgang der Testfahrergruppe gemessen hätte, dann ergäbe das bei einem Bußgeld von 30, € pro Engüberholer eine Gesamtsumme von 282.060 €.

Eine ältere australische Studie hatte ergeben, dass Radfahrer mit Helm durchschnittlich enger überholt werden. Bei dem Projekt Radmesser war es genau anders herum. Das Geschlecht spielt keine Rolle, ob Mann oder Frau spielte beim Radmesser-Projekt keine Rolle. Auch das Alter hat keinen Einfluss auf die durchschnittlichen Überholvorgänge. Allerdings wurden Radfahrer mit Kindern in größerem Abstand überholt, allerdings gerade einmal 8,4 Zentimeter.

Soweit die ersten Ergebnisse des Projektes. Am kommenden Montag legt der Tagesspiegel noch einmal nach und veröffentlicht eine interaktive Karte mit allen Strecken und den gefährlichsten (aber auch den sichersten) Stellen. Bereits jetzt steht fest, dass in Berlin jeden Tag viele Tausend Radfahrer durch Engüberholer gefährdet werden. Dringend notwendig wäre die Ausrüstung der Fahrradstaffel mit geeichten Abstandssensoren, um diese Art der Gefährdung überhaupt erst dokumentieren zu können.

Projekt Radmesser

Adventskalender 2018 von Changing Cities

Übermorgen ist schon der erste Advent und du hast immer noch keinen Adventskalender? Dann abonniere doch einfach den Email-Adventskalender von Changing Cities e.V. In kleinen Häppchen bekommst Du 24 skurrile Geschichten über les plus grandes Flops du trafique serviert. Jeden Morgen im Dezember frisch zum Frühstückskaffee in Dein Postfach.

Nach dem 24.12 enden die Emails automatisch.

Adventskalender 2018 mit den größten Flops der Verkehrsplanung!

Fahrradparkhaus Oranienburg

Wenn eine Verkehrsministerin zu einer Eröffnung persönlich anreist, dann muss es sich um ein besonderes Bauwerk handeln. Zusammen mit dem Oberbürgermeister der Stadt Oranienburg durchschnitt Ministerin Schmeider vor einem Monat ein rotes Band mit der Aufschrift „Fahrradparkhaus Oranienburg“. Stadt (500.000,- €) und Land Brandenburg (1,1 Mio. €) hatten sich die Kosten von 1,6 Millionen Euro für ein Parkhaus mit 1.056 Stellplätzen für Fahrräder geteilt. Zusätzlich sind in dem Gebäude 9 Fahrradboxen, 14 Gepäckschließfächer mit Lademöglichkeit für Elektrofahrräder, eine öffentliche Luftpumpe, ein öffentliches WC sowie ein Raum für eine eventuelle Fahrradstation untergebracht. Die Fahrradabstellplätze können kostenfrei genutzt werden, die Schließfächer, Ladestationen und Fahrradboxen werden von der Stadt bewirtschaftet. Nach Bernau und Potsdam wurde damit das dritte Fahrradparkhaus im Bundesland Brandenburg in Betrieb genommen.

Die Doppelstockradparkplätze sind leichtgängig und lassen sich mühelos bedienen. Auch für die Fußgänger ist das Parekhaus angenehm, denn der Bürgersteig ist überdacht und man kommt bei Regen trockenen Fußes zum Bahnhof. Die Fahrradparkplätze im der oberen Etage sind nicht per Fahrstuhl zu erreichen. Man kann sein Rad aber relativ locker schieben, denn links und rechts der Treppe laufen 20 Zentimeter breite Auffahrrampen. Der Vorteil eines Parkplatzes in der oberen Etage ist zudem, dass man nur noch wenige Stufen zum Bahnsteig hochsteigen muss.

Nur Alibicharakter haben die Fahrradboxen und die Schließfächer. Man findet keinen Hinweis darauf, wo und zu welchem Preis die Boxen gemietet werden können.

Oranienburg hatte bereits vorher etwa 370 angenehme, überdachte Fahrradparkplätze nahe des Bahnhofs. Dieser Fahrradparkplatz war allerdings restlos überfüllt, bei Zählungen wurden durchschnittlich weitere 300 wild abgestellte Räder ermittelt. Die „alten“ Fahrradparkplätze werden aber bald abgerissen, da an dieser Stelle in Zukunft die Stadtbusse am Bahnhof halten werden. Das neue Angebot von gut über eintausend Fahrradparkplätze wird sich schon bald als zu knapp bemessen herausstellen. Die gute Nachricht ist aber, dass das neue Parkhaus problemlos nach Süden verlängert werden kann. Ein Durchschnittspreis von 1.502,- € pro Fahrradparkplatz scheint auch relativ günstig zu sein.

Fahrradportal: Neues Fahrradparkhaus am Bahnhof Oranienburg