Lange Nacht der Bikeshops @ Radspannerei

Feiert mit uns den beginn des Berliner Fahrradfrühlings! Im Rahmen der Berlin Bicycle Week 2016 Musik von DJ Bruno, Bier & nichtalkoholische Getränke, eine Bike Performance und ein Gewinnspiel für sensible Finger: die Grabbelkiste!

Dieses Frühjahr steht auch verkehrspolitisch im Zeichen des Fahrrads: der Volksentscheid Fahrrad sammelt ab Mai Unterschriften für ein fahrradfreundliches Berlin. Wir diskutieren bei Bier und Musik mit Euch Ziele und Perspektiven.

Am Dienstag, den 15.03.2016 ab 19 Uhr in der Radspannerei, Kottbusser Str. 8

Lange Nacht der Fahrradläden

Gesetzentwurf zum Volksentscheid Fahrrad vorgestellt

Heute stellten die Initiatoren des Berliner Volksentscheids Fahrrad den Entwurf zum „Gesetz zur Förderung des Radverkehrs in Berlin“ vor. In den nächsten zehn Tagen soll dieser Entwurf von Experten aus dem Bundesgebiet, Insidern aus der Verwaltung und fahrradineressierten Menschen diskutiert und womöglich verbessert werden. Kommentare können auf der Website des Volksentscheids Fahrrad und auf der Facebookseite zum Gesetz gepostet werden. Die Möglichkeit zum Kommentieren wird am 3. März 2016 abgeschaltet, damit ein Juristenteam die Vorschläge und Anmerkungen in den Gesetzestext einarbeiten kann. Voraussichtlich im Mai 2016 wird die Sammlung der ersten 20.000 Unterschriften zur Unterstützung des Fahrradgesetzes starten.

Volksentscheid Fahrrad: Gesetzentwurf Fahrradgesetz
Facebook: Gesetzes-Hackathon: 1. Lesung

Die Mobilitäts-App modalyzer und das Forschungsprojekt RadSpurenLeser

Das Berliner Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) hat die Smartphone-App modalyzer für die Betriebssyteme iOS  und Android auf den Markt gebracht. Die kostenlose App trackt dein Mobilitätsverhalten und gibt dir ein visuelles Feedback über deine zurückgelegten Wege. Noch hat die App nur Nutzerzahlen im niedrigen vierstelligen Bereich, wird aber von den Nutzern durchweg positiv bewertet. Ausnahme: manche klagen über hohen Stromverbrauch, sodass es sinnvoll erscheint, das Tracking nur dann anzuschalten, wenn man mobil ist.

Von modalyzer werden acht verschiedene Verkehrsmittel erkannt, wenn man unterwegs ist. Sie zeichnet super-exakt die Wege auf, manchmal kommt sie mir ein wenig zu penibel vor. Im Beipiel war ich am Sonntag 31 Minuten zwischen Charlottenburg und Pankow unterwegs. Die dritte Etappe, ein Fußweg über 40 Meter, ist der Weg vom Bahnsteig der S-Bahn-Station Hackescher Markt herunter zu den Fahrradparkplätzen.

In einem persönlichen Logbuch werden alle Wege, die du hast tracken lassen, aufgezeichnet und statistisch ausgewertet, aber nur, wenn man vorher die Wege auf Richtigkeit überprüft hat und gegebenenfalls modalyzer korrigiert hat. Bei mir wurden zu hundert Prozent alle Wege korrekt erkannt, allerdings war ich nur mit dem Fahrrad, mit der S-Bahn und zu Fuß unterwegs.

Deine Statistik zeigt dir deinen persönlichen Modal Split, deine Verkehrsleistung in Kilometern, deine Tagesreisedauer und die von dir erzeugten Treibhausgase. Bis hier ist modalyzer nicht viel mehr als eine nette Spielerei, ganz lustig zwar und präziser als andere Mobilitätstracker, aber mehr auch nicht. Die Daten, die du erzeugst, gehören nur dir und – glaubt man der Datenschutzerklärung – das bleibt auch so.

Du hast aber die Möglichkeit, mit deinen Daten Forschungsprojekte zu unterstützen. Eines der Projekte ist RadSpurenLeser des InnoZ. Hier werden das Verkehrsverhalten an der Schnittstelle zwischen Fahrrad & öffentlichem Verkehr in Berlin analysiert. Wenn du also explizit zustimmst, gehen die von dir erzeugten Daten in die Erforschung von inter- und multimodalem Verhalten und deren Auswirkungen auf die Verkehrsmittelnutzung ein. Zur Zeit lassen 83 Teilnehmer ihr Mobilitätsverhalten durch RadSpurenLeser analysieren.

Konkret wird der Frage nachgegangen, in welcher Weise ÖV und Fahrrad im Alltag kombiniert werden und wie die Kombination dieser Verkehrsmittel gefördert werden kann. Von zentraler Bedeutung ist dabei vor allem die Bewertung der Schnittstellen von ÖV und Radverkehr. Fahrradmitnahme in der Bahn, Stellplatzinfrastrukturen an Bahnhöfen und Nutzung von Bikesharing-Angeboten sind hier zentrale Untersuchungsgegenstände.

Wenn du also am Wochenende mal um den See fährst, mit dem Fahrrad zur Arbeit pendelst, ein Schrottrad am Bahnhof stehen hast, Bikesharing nutzt oder dich nur ab 20°C aufwärts in den Sattel schwingst, kannst dich als Proband am Projekt RadSpurenLeser beteiligen, vorausgesetzt du hast ein Smartphone, bist älter als 18 und wohnst in Berlin.

modalyzer
RadSpurenLeser
InnoZ

Aktion „Feinstaub gemeinsam weghusten!“

Schöne Aktion heute morgen im Berufsverkehr vor dem Rathaus Neukölln. Um Punkt neun Uhr versammelten sich vielleicht fünfzig Fußgänger, Radfahrer und Cargobikepiloten zu einer Protestaktion für bessere Luft und gegen die Untätigkeit politisch Verantwortlicher. Direkt gegenüber der Luftmesssation an der Karl-Marx-Straße wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Berliner Luftwerte regelmäßig über den zulässigen Grenzen liegt. „Es ist erwiesen, dass Husten auch von Feinstaub und zu vielen Autoabgasen herrührt“, sagt Carolin Kruse, eine der Initiatorinnen der Aktion vom Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln.

 

Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln

„Husten, wir haben ein Problem!“

Nach einer Studie des Umweltbundesamtes ist Feinstaub für etwa 47.000 vorzeitige Todesfälle in Deutschland verantwortlich. Als größte Emissionsquelle gilt der Straßenverkehr im Allgemeinen und Dieselfahrzeuge im Besonderen, die die Hälfte des innerörtlichen Feinstaubs produzieren. Die Europäische Union hat verbindliche Grenzwerte für Feinstaub festgelegt. Nach der  EU-Luftqualitätsrichtlinie 1999/30/EG darf die zulässige Höchstgrenze für Feinstaub (PM10) bei einem Tagesmittel von 50 µg/m³ nur an 35 Tagen überschritten werden. Im Jahresmittel darf die Belastung mit Feinstaub nicht 40 µg/m³ übersteigen.

In Berlin wird täglich an elf Stellen die Feinstaubbelastung gemessen. Eine dieser Messstationen steht in der Karl-Marx-Straße 76 in Neukölln. Im vergangenen Jahr 2015 gab es an der Karl-Marx-Station 48 Überschreitungen, im aktuellen Jahr 2016 sind bereits 5 Überschreitungen zu melden. Der Mittelwert der Feinstaubbelastung in den ersten zwanzig Tagen dieses Jahres liegt in der Karl-Marx-Straße bei 45,65 µg/m³ und damit mehr als zehn Prozent über dem zulässigen Jahresmittel.

Das Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln will das nicht länger hinnehmen und fordert die politisch Verantwortlichen auf, wirksame Maßnahmen zum Schutz unserer Gesundheit zu ergreifen! Tempo 30, autofreie Tage, Fahrrad-Verkehrsförderung, Parkraumbewirtschaftung – die Instrumente sind da, aber die Senatsverwaltung, der Bezirk Neukölln, aber auch andere Bezirke kuschen lieber vor dem Auto. Jedes Jahr lassen sie die die EU-Feinstaubgrenzwerte und Stickstoffdioxidgrenzwerte aufs neue zu überschreiten, zum Teil um mehr als das doppelte.

Das Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln und andere Verbände werden deshalb am Donnerstag, dem 28. Januar 2016 ein Zeichen für saubere Luft und nachhaltige Mobilität in der Stadt setzen. Die Aktion startet um 9.00 Uhr und ist spätestens um 10.00 Uhr zu Ende! Der Treffpunkt ist vor dem Rathaus Neukölln.

Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln: Husten, wir haben ein Problem!

Tempo 30 im oberen Teil der Kastanienallee

Die Verkehrslenkung Berlin (VLB) hat in der Kastanienallee im Bezirk Pankow eine weitere Niederlage erlitten. Nach einer Verbreiterung der Fahrbahn und einem Umbau der Kastanienallee in den Jahren 2001 und 2012 hatte die Verkehrslenkung Tempo 50 und eine Radwegbenutzungspflicht auf den Straßenbahnhaltestellenkaps angeordnet. Die blauen Schilder waren bereits vor gut einem Jahr von einem Bürger weggeklagt worden. Nun hat das Verwaltungsgericht entschieden, im oberen Teil der Allee zwischen der Oderberger Straße und der Schönhauser Allee Tempo 30 anzuordnen.

Ein Anwohner der Straße war 2012 vor das Verwaltungsgericht gezogen, um die Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h aus Lärmschutzgründen zu reduzieren. Dagegen hatte die VLB argumentiert, dies hätte negative Auswirkungen auf den öffentlichen Personennahverkehr. Durch die Straße führen die Straßenbahnlinien M 1 und 12. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) selbst hielten die Auswirkungen durch Tempo 30 dagegen für überschaubar.

Nun entschied der Richter, dem Widerspruch des Anwohners stattzugeben, „um eine Lärmreduzierung und eine Erhöhung der Verkehrssicherheit zu erreichen“.

Berliner Zeitung: Anwohner klagt erfolgreich auf Tempo 30 in der Kastanienallee

Doppelstockparker am S- und U-Bahnhof Pankow

Im Umfeld des S- und U-Bahnhofes Pankow sind 316 neue Fahrradstellplätze entstanden. Sie befinden sich an mehreren Standorten links und rechts der Berliner Straße sowie auf dem Garbátyplatz. Alle Parkanlagen befinden sich auf Bahngrundstücken, finanziert wurden sie mit Fördergeldern des Senats und gebaut von der S-Bahn, die auch die Pflege der Anlagen übernehmen wird.

Gebaut wurden ausschließlich Doppelstockparkanlagen. Die „obere Etage“ der Fahrradabstellanlage liegt auf etwa 1,5 bis 1,6 Meter Höhe. Für eine zierliche und eher kleine Person ist es nicht einfach, ein Fahrrad auf diese Höhe zu hieven. Die meisten Radfahrer suchen deshalb den einfachen Weg und parken auf der unteren Ebene. Doch es ist jetzt schon abzusehen, dass auch die obere Ebene bald voller geparkter Fahrräder stehen wird, dazu ist der Parkdruck um den Bahnof zu groß.

Kritik wird geäußert am städetebaulichen Erscheinungsbild. „Auf dem Garbátyplatz ist es schon zu sehen: der U-Bahn-Zugang ist kaum noch ungehindert zugänglich. Die Fahrrad-Doppelstock-Parker und viele abgestellte Fahrräder verändern das Stadtbild. Aus der wachsenden Stadtbevölkerung resultiert eine wachsende Enge und Beengtheit auf den Gehwegflächen.“, schreibt die Pankower Allegemeine Zeitung und auch der Kiezblog Florakiez findet die Abstellplätze hässlich: „Neue Fahrradstellplätze am Bahnhof Pankow waren dringend nötig, darüber besteht weitgehend Einigkeit, doch schön sind die neuen Stellplätze nicht geworden. Vor allem zwischen U- und S-Bahn-Eingang wirken die Metallschienen sperrig, kühl und raumgreifend in der angespannten Gemengelage zwischen Bushaltestelle, Taxistand und Fußgängern.“

Vielleicht sind die neu enstandenen Fahrradabstellanlagen auch nur eine Zwischenlösung bis zum Bau eines Fahrradparkhauses, das an dieser Stelle dringend notwendig wäre.

Pankower Allgemeine Zeitung: U + F + S – Bahnhof Pankow
Florakiez: Einsame Doppelstockparker am Bahnhof Pankow

Erster Entwurf für ein Berliner Fahrradgesetz (BerRG)

Die Initiative „Volksentscheid Fahrrad“ hat das vergangene Wochenende genutzt, um einen ersten Entwurf des Berliner Radverkehrsgesetzes (BerRG) zu erstellen. 30 Teilnehmer des Treffens, darunter Planer, Juristen und Verkehrsexperten, schrieben mit Hilfe zahlreicher „Facebook-Joker“ einen Gesetzentwurf. Auftretende Fragen konnten per Telefon-Joker geklärt werden. Über Facebook waren bundesweit über 20 Radverkehrsexperten zugeschaltet: Über 100 Hinweise und Beiträge gingen ein, zum Beispiel Erfahrungen über Grüne Wellen für Radfahrer in Kopenhagen oder Regelungen zu Radabstellplätzen bei Altbau-Sanierungen.

Der Gesetzestext muss nun noch geprüft und vereinheitlicht werden. „Mehr als die Hälfte der Arbeit ist geschafft, einzelne Punkte sind zu 70 Prozent fertig“, so die Einschätzung eines anwesenden Rechtsexperten.

Ziel des Fahrradgesetzes ist es unter anderem, ein Netz von sicheren Wegen und Straßen für Radfahrer in Berlin zu schaffen. „Es würden viel mehr Strecken mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, wenn die Bedingungen dafür in Berlin besser wären“, ist Mobilitätsforscherin Kerstin Stark überzeugt. „Wir wollen den klimafreundlichen Verkehr stärken.“

Voraussichtlich im April soll die erste Sammlung von 20.000 Unterstützungsunterschriften beginnen.

Volksentscheid Fahrrad

Tempo 30 ganztags in der Berliner Allee

Das Berliner Verwaltungsgericht hat gestern einem klagenden Weißenseer Bürger recht gegeben, der die Einführung einer Tempo-30-Zone rund um die Uhr in der Berliner Allee gefordert hatte. Auf dem 900 Meter langen Straßenabschnitt fahren täglich etwa 30.000 Fahrzeuge, bisher tagsüber bei einem Tempolimit von 50 km/h und nachts von 30 km/h. Feinstaub- und Lärmgrenzwerte werden regelmäßig überschritten. Der Richter ordnete an, dass ab jetzt Tempo 30 ganztags gilt.

Diese Anordnung wäre eigentlich eine Aufgabe der Senatsverwaltung für Stadtenwicklung gewesen und zwar seit Jahren, verstößt der gegenwärtige Zustand doch gegen geltendes EU-Recht. Und eigentlich beträfe so eine Anordnung nicht nur die Berliner Allee sondern mehr als 80 Straßenabschnitte in fast allen Bezirken Berlins. Statt aber das Urteil als Vorlage zu nehmen, den eigenen Berliner Luftreinhalteplan zügig umzusetzen, kündigte der Fahrradbeauftragte des Berliner Senats, Staatsekretär für Verkehr und Unwelt Christian Gaebler an, dass der Senat gegen das Urteil Berufung einlegen wird, „wegen der grundsätzlichen Bedeutung dieses Urteils“.

Der BUND freut sich über das Urteil: „Wir erwarten, dass der Senat auch auf den übrigen Straßen, in denen die Feinstaub- und NO2-Grenzwerte überschritten werden, Tempo 30 ganztags anordnet, so wie es im Luftreinhalteplan steht. Falls nicht, stehen die nächsten Anwohner, die klagen möchten, schon bereit.“

BUND: Anwohner setzt Tempo 30 in der Berliner Allee vor Gericht durch
Tagesspiegel: Anwohner klagt Tempo 30 auf Berliner Allee ein
Berliner Zeitung: Berlin könnte zur Tempo-30-Hauptstadt werden

Öffnungszeiten Januar 2016

Schlauchomat abgebaut in Werkstatt
Für uns Fahrradfahrende beginnt das neue Jahr häufig mit spitzen Scherben auf unseren vertrauten Routen. Wir wünschen Euch daher pralle Schläuche und gut geölte Ketten für einen flotten Rutsch nach 2016. Unser Schlauchomat ist aus Gründen der Betriebssicherung über den Jahreswechsel leider abgebaut und in unserer Werkstatt verwahrt. Ab 4.1.2016 sind wir und unser Schlauchomat wieder wie gewohnt für euch da.

„Volksentscheid Fahrrad“ geht in Berlin an den Start

Mitte November trafen sich fahrradinteressierte Menschen in Kreuzberg zu einem Workshop, um Möglichkeiten auszuloten, das Thema Fahrrad stärker auf die politische Agenda zu heben. Eine lange Liste von fahrradpolitischen Zielen wurde auf dem Treffen zu einem Zehn-Punkte-Katalog eingedampft, der den Berliner Senat zwingen soll, sich stärker für das Radfahren einzusetzen.

Die zehn Ziele:

1. Sichere Fahrrad-Straßen auch für Kinder und Senioren
2. Jede Hauptstraße mit sicheren Radspuren
3. Kreuzungen entschärfen und abgasfreie Ampelaufstellzonen markieren
4. Radkomfort und –sicherheit per Bürgerdialog steigern
5. Fahrräder parken können
6. Grüne Welle fürs Radfahren
7. Radschnellwege konkret
8. Freie Wege und mehr Verkehrsmoral für Alle
9. Berliner Verwaltungen für mehr Radverkehr aufstocken
10. Berlin mit mehr Öffentlichkeitsarbeit auf mehr Radverkehr vorbereiten

Bisher haben diese Ziele den Charakter eines Arbeitsdokuments. Auf der Grundlage des Katalogs soll ein Berliner Fahrrad-Gesetz erarbeitet und für einen Volksentscheid Fahrrad geworben werden.

Ein Volksentscheid besteht in Berlin aus drei Stufen. In einem ersten Schritt müssen 20.000 gültige Unterstützungsunterschriften für einen Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens gesammelt werden. Wenn diese Hürde erfolgreich überwunden wurde, startet das eingentliche Volksbegehren, für das die schriftliche Unterstützung von gut 170.000 Personen mit Wohnsitz in Berlin notwendig ist. Gelingt es, auch diese Marke zu meistern, werden die Berliner Bürger zu den Wahlurnen gerufen, um über ein Fahrradgesetz abzustimmen.

Noch ist nicht sicher, ob die Initiative für einen Fahrradvolksentscheid die Unterstützung von verkehrspolitischen Verbänden erhält. Der Ball liegt nun bei ADFC und VCD, bei den Interessenverbänden der Fußgänger und Nahverkehrsnutzer, bei den Opfern von Feinstaub und Verkehrslärm, bei all denen, die eine menschengerechte Mobilität in Berlin wollen.

Volksentscheid Fahrrad

Perlenkette

Heute findet wieder eine Critical Mass (CM) in Berlin statt. Dabei treffen sich hunderte Radfahrer an einem vorher festgelegten Ort (Heinrichplatz, 20 Uhr), um im Idealfall STVO-konform durch die Stadt zu fahren und durch die bloße Anzahl an Radfahrern auf die eigenen Belange aufmerksam zu machen.

Die Critical Mass lotet Grenzen aus – es gibt keine Anmeldung und keinen Ansprechpartner. In Hamburg erstattet die Polizei daher jeden Monat Anzeige gegen Unbekannt wegen Verstoßes gegen das Versammlungsrecht. In Berlin duldet die Polizei die CM, sieht aber eine rechtswidrige übermäßige Straßennutzung (§29 STVO). In beiden Städten begleitet sie die Ausfahrten.

Wenn sehr viele Verkehrsteilnehmer gemeinsam eine Straße nutzen, bremsen sie andere aus. Das gehört zum Alltag in den Städten, insbesondere der „schnelle“ Autoverkehr führt zu einer Verlangsamung aller Verkehrsströme durch Stau, lange Wartezeiten an Kreuzungen, verlängerte Wege etc.

Und auch durch die Critical Mass werden andere ausgebremst. Dem Selbstverständnis nach aber nur so weit, wie das die STVO hergibt. Was zum Beispiel bedeutet, dass ein geschlossener Verband mit mehr als 15 Radfahrern gebildet wird, die in Zweierreihen fahren dürfen und von denen die letzten nicht bei Rot anhalten müssen, wenn die ersten bei Grün durchgefahren sind. Allerdings muss der Verband „in angemessenen Abständen“ Zwischenräume für den übrigen Verkehr freigeben, wenn seine Länge dies erfordert. Spätestens hier besteht ein Dilemma zwischen Realität und Gesetz, denn wegen der nicht vorgegebenen Fahrstrecke wird bei der CM auf diese Lücken verzichtet. Andernfalls würden verschiedene, „angemessen“ lange Verbände unterschiedliche Strecken fahren.

Und auch gegen die Zweierreihen spricht einiges. Man stelle sich eine Kette aus 3500 Radfahrern – so viele waren es im Sommer bei der Berlin CM – vor. Wenn ein Rad 1,80 Meter lang ist und man einen ebensolchen Abstand annimmt, dann benötigt man pro Radfahrer 3,60 Meter Länge. Knapp gerechnet. Multipliziert man das, wegen der Zweierreihen, mit 1750 Radfahrern, so kommt man auf eine Verbandslänge von 6,3 Kilometern. Eine „unendliche“ Perlenkette, die bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h insgesamt 19 Minuten den Verkehr blockieren würde. Vierrerreihen halbieren diese theoretische Dauer, das STVO-widrige Fahren im Pulk ist ein Kompromiss zwischen Machbarkeit und Regeltreue.

Im Verkehrsalltag hat man schnell erkannt, dass Einspurigkeit ihre Grenzen hat. Jede wichtigere Straße hat daher mehrere Fahrspuren pro Richtung. Nebeneinanderfahren ist – für Autos – der Normalfall. Radfahrern ist es bis heute nur dann erlaubt, wenn „der Verkehr“ dadurch nicht behindert wird. Unabhängig von ihrem Verkehrsanteil müssen sie sonst hintereinanderfahren. Auf der Critical Mass funktioniert das nicht, und auch im Alltag würde es in vielen Straßen nicht funktionieren. Man stelle sich vor, Unter den Linden führen die Radfahrer hintereinander statt im Pulk. Pro Ampelphase kämen dann vielleicht 10 Fahrräder durch, man würde viele Ampelphasen pro Kreuzung benötigen und das Einreihen in die volle Schlange wäre kaum möglich.

Die CM ist ein Grenzfall, nicht richtig erlaubt und nicht richtig verboten.

Der Radverkehr mit seinen hohen Anteilen ist auch schon lange ein solcher Grenzfall – der heute etablierte Radfahrerpulk, der sich in der Realität einfach ergibt, widerspricht den Verkehrsregeln. Grund genug, heute wieder auf sich aufmerksam zu machen!

Radfahrer schwer verletzt zurückgelassen – Zeugen gesucht

Mit schweren Verletzungen brachten Rettungskräfte der Berliner Feuerwehr in Friedrichshain heute Mittag einen 42-Jährigen zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus. Nach den Schilderungen von Zeugen fuhr der Radfahrer gegen 12.30 Uhr auf der Conrad-Blenkle-Straße in südliche Richtung, als es aus bisher ungeklärten Gründen zu einem Streit zwischen ihm und dem Fahrer eines roten Mazdas gekommen sein soll. Während der Fahrradfahrer zunächst seinen Weg fortsetzte, soll der Autofahrer darauf mehrfach sehr dicht an dem radelnden Mann vorbeigefahren sein. An der Kreuzung Conrad-Blenkle-Straße Ecke Landsberger Allee soll der Radler erneut mit dem Unbekannten gestritten haben. Schließlich fuhr er über die Landberger Straße und folgte der Ebertystraße. Wieder sei der Mazda-Fahrer sehr dicht am Fahrradfahrer vorbeigefahren, bevor es zu einer weiteren Konfrontation an der Kreuzung Ebertystraße Ecke Kochhannstraße gekommen sein soll. Hierbei soll der Radfahrer an der roten Ampel gestanden haben, als der Wagen seines Kontrahenten sich von hinten näherte, den wartenden Radler erfasste, zu Boden schleuderte und schließlich die Beine des am Boden liegenden Mannes überrollte. Anschließend entfernte sich der Fahrer des Unfallwagens, ohne sich um den Verletzten zu kümmern.

Die Polizei fragt nun:

Wer wurde Zeuge des Verkehrsunfalls und kann den Unfallhergang schildern?

Wer kann die Geschehnisse vor dem Unfall beschreiben?

Wer kann Hinweise zu dem roten Mazda und dessen Fahrer machen?
Zeugen werden gebeten, sich beim Verkehrsermittlungsdienst der Polizeidirektion 5 in der Golßener Straße 6 in Kreuzberg unter der Telefonnummer (030) 4664 – 581 800 oder bei einer anderen Polizeidienststelle zu melden.

Meldung der Berliner Polizei Nr. 2910 vom 21.11.2015

Update am 23.11.2015:
„Nach Informationen des Tagesspiegels hat sich ein Zeuge das Kennzeichen des älteren roten Mazda 626 gemerkt. Unklar blieb am Sonntag, ob der Halter schon befragt werden konnte. Die Polizei sucht dringend weitere Zeugen unter der Telefonnummer 030/4664-581800.“
Quelle: Tagesspiegel: Radler überrollt: Polizei kennt Kennzeichen des Autos