Radverkehr und Regenhäufigkeit

Der österreichische Verkehrsclub VCÖ hat eine interessante Grafik veröffentlicht, die den Zusammenhang zwischen der Regenhäufigkeit und dem Radverkehrsanteil visualisiert: „Ist Regen ein Hindernis für hohen Radverkehrsanteil? Nein. In Amsterdam regnet es oft und es wird viel Rad gefahren. Auch in der Schnürlregenstadt #Salzburg wird sehr fleißig in die Pedale getreten.“

Berlin hat mit 100 bis 110 Regentagen im Jahr eher kontinentales Klima und ist deshalb durchschnittlich trockener als Städte, die im Bereich der atlantischen Tiefausläufer liegen wie London, Amsterdam, Hamburg oder Kopenhagen. In Berlin kommen durchschnittlich nur 591 Millimeter Niederschlag herunter und in manchen Dürrejahren noch mal erheblich weniger. Das sollten eigentlich radverkehrsfreundliche Bedingungen sein, dennoch führt es zu einem eher mickrigen Radverkehrsanteil von 13 bis 15 %.

Grafik: @VCÖ

Sternfahrt 2019: Auf 19 Routen zum Großen Stern

Bis auf 31 Grad könnte das Thermometer am kommenden Sonntag steigen, bei durchgehend sonnigem Wetter und leichtem Wind von zwei bis drei Beaufort aus Südosten. Beste Bedingungen für die Zehntausende, die zur traditionellen Sternfahrt zum Großen Stern erwartet werden.

Wie in den vergangenen Jahren wird es auch in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit polnischen Fahrradclub Rowerowy Szczecin eine Nachttour von Stettin geben. In Zusammenarbeit mit dem ADFC Leipzig und dem Verein Apricus bietet der ADFC Berlin erstmals eine Nachttour ab Leipzig an. Details zu diesen Extratouren kann auf der ADFC-Seite zur Sternfahrt nachlesen.

Einschließlich der Kinderroute rollen die Radfahrer auf insgesamt 19 Routen dem Großen Stern entgegen. Motto der diesjährigen Fahrt: #MehrPlatzFürsRad. „Über Jahrzehnte wurde die Infrastruktur vor allem für Autos geplant. In Berlin nutzen immer mehr Menschen das Fahrrad – allein 2018 wuchs der Radverkehr um neun Prozent. Radfahrende quetschen sich auf enge Streifen, weil immer mehr Autos den Platz auf der Straße fressen. Die Politik muss deshalb Flächen umverteilen. Zeit für mutige Entscheidungen – in Berlin und allen anderen Städten! Der ADFC fordert die Verantwortlichen auf, ihre Versprechen zu halten und endlich #MehrPlatzfürsRad zu schaffen!“

ADFC Berlin: Sternfahrt am 2. Juni 2019: #MehrPlatzFürsRad

Heute Verkehrsberuhigung in Kreuzberg und Friedrichshain

Seit gestern früh wird auf der Oberbaumbrücke gebaut. Laut Verkehrsverwaltung sollen Fahrbahndecke und die Brückenabdichtung auf einer Fläche von rund 2.500 Quadratmetern bis November 2019 erneuert werden: „Für den Kfz-Verkehr und für Radfahrende bleibt in Fahrtrichtung Kreuzberg bei reduzierter Geschwindigkeit eine gemeinsame Spur frei; noch im Asphalt liegende Straßenbahnschwellen werden dafür aus Sicherheitsgründen verfüllt“, so die VLB gestern.

Doch heute ist doch wieder alles anders. Die Baustellenführung sei so gefährlich, dass Radfahrer Richtung Kreuzberg nun absteigen und schieben müssen. wie die Verkehrslenkung in einer eilig herausgebrachten Zusatzmitteilung verkündete. Tausende von Radfahrern müssen zu Fuß gehen, damit der Kraftverkehr ungehindert fließen kann. Jan Thomsen, Sprecher von @SenUVKBerlin: „Es gibt gute Gründe für diese temporäre schlechte Regelung – es geht um Verkehrssicherheit für Radfahrende und Fußgänger*innen. Wer den Oberbaum für Autos komplett dicht macht, riskiert den Kollaps der Elsenbrücke für alle. Kann man wollen, sollte man dann aber auch sagen.“

Changing Cities und Extinction Rebellion machen da nicht mit und haben für heute eine kurzfristig angesetzte Demonstration auf der Oberbaumbrücke angemeldet. Ab 17:30 Uhr wird es zu einer Sitzblockade auf der Friedrichshainer Seite der Oberbaumbrücke kommen.

Ort: Oberbaumbrücke, Ostseite
Zeit: Dienstag, 28. Mai 2019 um 17:30 Uhr

Tagesspiegel: Radfahrer müssen absteigen

Verbändebündnis fordert Anhebung der Bußgelder für Falschparker

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer soll die Bußgelder für Falschparker auf mindestens 100 Euro anheben. Gleichzeitig muss Falschparken mit einem Punkt in Flensburg geahndet werden. Das fordert ein Verbändebündnis aus Umweltschutz, Verkehr, Fahrradindustrie, Verkehrssicherheit, Carsharing sowie für Menschen mit Behinderungen. Unter dem Motto „Knolle statt Knöllchen“ startete das Bündnis heute eine Online-Petition gegen Falschparker. Die abschreckende Wirkung des hohen Bußgelds würde das Verkehrschaos in den Städten verringern, die Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer erhöhen und damit die Verkehrswende voranbringen, so die Verbände.

Zweite-Reihe-Parker zwingen Fahrradfahrer dazu, gefährlich weit auf die Fahrbahn auszuweichen. Dort geraten sie durch heran fahrende Autos und Lkw in Lebensgefahr. Parken Autos an Straßenecken, behindern sie nicht nur Rettungsfahrzeuge. Fußgänger und Autofahrer können sich nicht rechtzeitig sehen, das Überqueren der Straße wird vor allem für Kinder und ältere Menschen lebensbedrohlich. Besonders rücksichtslos und gefährlich ist das Falschparken an Zebrastreifen und Ampel-Übergängen. Falschparker auf Gehwegen versperren auch Rollstuhlfahrern den Weg und zwingen sie auf die Fahrbahn. Durch Falschparker verspäten sich Busse und Bahnen, Anschlüsse platzen. Widerrechtlich zugeparkte Ladestationen und Parkplätze behindern Nutzer von E-Autos und Carsharing-Angeboten.

Ein höheres Bußgeld gibt den Behörden ein wirksames Mittel in die Hand, um die Parkregeln durchsetzen zu können. Die Verbände kritisieren, dass es von Stadtverwaltungen und Polizei zu häufig eine gefährliche Toleranz oder Resignation gegenüber Regelverletzungen gäbe.

Das Bündnis für eine deutliche Anhebung der Bußgelder für Falschparker besteht aus:

  • Verkehrsclub Deutschland (VCD)
  • Initiative Clevere Städte
  • Allgemeiner Blinden- und Sehbehindertenverein (ABSV)
  • Allgemeiner Deutschen Fahrrad-Club (ADFC)
  • Bundesverband Carsharing (BCS)
  • Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK)
  • Changing Cities
  • Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband (DSBV)
  • Deutsche Umwelthilfe (DUH)
  • Verbund Service und Fahrrad (VSF)
  • Zweirad-Industrie-Verband (ZIV).

Hinter der Forderung nach höheren Bußgeldern stehen inzwischen auch viele weitere Akteure wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, der Bundesverband Parken sowie die Landesverkehrsministerkonferenz und zunehmend Politiker der Parteien Bündnis 90/Die Grünen und der Linken.

change.org: Online-Petition gegen Falschparker

Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fordert eine Citymaut

In einem Brief an den Minister für Wirtschaft und Energie Peter Altmaier fordert der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium eine „marktorientierte Verkehrswende“. Deutschland stehe im Stau und bekomme verkehrsbedingte Umweltprobleme nicht in den Griff.

Die Wissenschaftler schreiben: „Ein Preismechanismus, der die sozialen Kosten des Verkehrs in den privaten Kosten der Straßennutzung widerspiegelt, adressiert Staus und Luftverschmutzung in effizienter Weise. Der sozial-effiziente Preis steigt an, wenn eine Beeinträchtigung des Verkehrsflusses droht und die Emissionen zunehmen. Weil die sozialen Kosten stark von Zeit und Ort der Straßennutzung sowie von den autospezifischen Emissionen abhängen, sollte der Preis der Straßennutzung ebenfalls „dynamisch“ festgelegt werden, also in Abhängigkeit von Ort, Zeit und Emissionen. Neue Technologien ermöglichen es, die Verkehrssituation in Echtzeit einzubeziehen.“

Der Weg hin zu einem modernen und effizienten Verkehrsmarkt könne schrittweise erfolgen, über Mautsysteme, deren Reichweite zunehmend ausgedehnt und deren Preise schrittweise dynamisiert werden könnten. Ein alleiniger Ausbau des Straßennetzes sei keine effektive Maßnahme zur Staubekämpfung. Vorbilder für Citymautsyxstem gebe es genug, etwa in Singapur, Kalifornien, London, Tokio oder Stockholm.

Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Brief an Peter Altmaier (pdf-Dokument)

Verkehrsberuhigung durch Klimastreiks und Brückensperrungen

Mit Extinction Rebellion (XR) entstand im vergangenen Herbst eine Klimabewegung, die auf neue Aktionsformen setzt. Im November 2018 wurden im Rahmen einer Protestwoche gegen die Klimakatastrophe von Tausenden von Aktivisten eine Reihe von Themsebrücken in London blockiert. Dicht waren die Southwark-, Blackfriars-, Waterloo-, Westminster- und Lambeth-Brücke, Autoverkehr und öffentlicher Busverkehr war ausgesperrt, nur Fußgänger und Radfahrer konnten die Brücken passieren. Die Polizei verhaftete zwar 85 Brückenblockierer, konnte aber die Verkehrsberuhigung zwischen linker und rechter Themseseite nicht verhindern. Da, wo vorher dichter Autoverkehr geherrscht hatte, tanzten nun die Menschen auf den Straßen und Plätzen. Wissenschaftler des Kings College konnten nicht nur in der Einkaufsstraße Oxford Street eine deutlich niedrigere Luftverschmutzung messen sondern auch im weiteren Westend.

Ein ähnlicher Effekt der Verkehrsberuhigung stellte sich im April 2019 ein, als ganz überraschend die Hammersmith Brücke für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt wurde. Zwar war seit langem bekannt, dass die Brücke renovierungsbedürftig ist, aber die plötzliche Sperrung veränderte das Leben links und rechts der Themse stark. Im Stadtteil Barnes, der auf einer Halbinsel auf der Themse liegt, ist der Autoverkehr dramatisch gesunken. Die Geschäftsleute in Barnes verfolgen die Verkehrsberuhigung mit gemischten Gefühlen. Fast die Hälfte sagt, dass sich das Geschäft nicht verändert hat und über 20 Prozent geben an, dass sich das Geschäft sogar verbessert hat. Von den etwa 35 Prozent, die einen Umsatzrückgang verzeichnen, sind viele Lieferdienste, die vorher auch die Stadtteile Hammersmith und Fulham mit Autokurieren beliefert hatten.

Sowohl die Klimastreiks von XR als auch die Brückensperrung von Hammersmith zeigen, wie das London der Zukunft aussehen könnte: verkehrsberuhigt. In Berlin haben wir eine ähnliche Situation. Auch hier zerlegen sich die Brückenbauwerke über die Spree. Die Allendebrücke, eine Hauptverkehrsverbindung im Südosten Berlins, ist seit dem Januar dicht und bleibt das noch länger. Bei einer planmäßigen Überprüfung der Brücke seien gravierende Schäden festgestellt worden, sagt die Senatsverkehrsverwaltung. Die Elsenbrücke zwischen Alt-Treptow und Friedrichshain schwächelt und muss durch einen Neubau ersetzt werden. Die Tage der Mühlendammbrücke, heute eine Hauptschlagader des MIV zwischen Ost- und Westcity, sind ebenfalls gezählt. Und ich würde mich nicht wundern, wenn die Liste der bröselnden Brücken in Berlin noch länger wird.

Brückenblockaden werden auch in Berlin auf der Tagesordnung stehen. Die Blockade der Oberbaumbrücke von 300 XR-Klimaaktivisten am 15. April 2019 ist ein kleiner Vorgeschmack. Wie positiv sich eine geschlossene Brücke auf das Leben in den umliegenden Kiezen auswirken kann, zeigt die temporäre Sperrung der Langenscheidbrücke in diesem Monat.

London Cycling Campaign: Temporary works – grabbing the big opportunity of small change
Extinction Rebellion

Protest Rave: A100 stoppen! Elsenbrücke für alle!

Wir tanzen gegen den Weiterbau der Stadtautobahn A100 durch Treptow, Friedrichshain und Lichtenberg! Es wäre auch das Ende vieler Clubs!

Berlin will verkehrspolitisch nachhaltig, emissionsarm und innovativ sein? Gerne! Aber dann rollt Euren Autobahnplan gleich wieder ein!

Dieser Plan einer Stadtautobahn ist aus dem letzten Jahrtausend und will sich durch unsere Kieze, unsere kurzen Alltagswege und unsere kulturstiftenden Clubs wälzen.

Wir fordern eine Elsenbrücke als Spreebalkon für alle!
Mit viel Raum für Fußgänger, Radfahrer und Sonnenuntergangsanbeter.
Aufenthaltsqualität statt Autobahnwahn!
Komm and rave für Deinen Freiraum!

Es musizieren: Bloody Mary, Fadi Mohem, Sebastian Voigt und Rodmin

Zeit: Samstag, 25.5.2019 von 14 – 18 Uhr
Ort: Elsenbrücke, direkt am S-Bahnhof Treptower Park

Aktionsbündnis A100 stoppen: Protest Rave – Elsenbrücke für alle!

Die Fahrradflunder

In der Stadt Rotterdam in den Niederlanden wurde im vergangenen Jahr die „fietsflonder“ – auf deutsch etwa Fahrradflunder – „erfunden“. Deshalb eine Erfindung in Anführungsstrichen, weil sie lediglich aus einigen zusammengeschraubten Paletten und vier Fahrradbügeln mit Platz für acht Fahrräder besteht. Die Fahrradflunder ist mobil und kann überall dort aufgestellt werden, wo die Bewohner selbst initiativ werden und eine Fahrradflunder beantragen. Die Plattform ist genauso groß wie ein Kfz-Stellplatz. Wenn die Bewohner nach 3 Monaten keine ernsthaften Einwände haben, wird die Plattform entfernt und durch einen breiteren Bürgersteig mit permanenten Fahrradhalterungen ersetzt.

Dieses Konzept hat sich als so erfolgreich herausgestellt, dass die Fahrradflunder sogar einen Innovationpreis in den Niederlanden erhalten hat .

Fietsberaad: Ook Den Haag zet fietsvlonders in

Studie: Autofahrer, die auch Fahrrad fahren, erkennen Gefahren schneller

Der Autohersteller Ford hat eine Studie in Auftrag gegeben, die der Frage nachgeht, inwieweit Autofahrer, die auch Fahrrad fahren, Gefahrensituationen im Straßenverkehr anders einschätzen. Für die Studie wurden 2.000 Personen in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien ersucht, scheinbar identische Bilder zu betrachten, die jedoch geringfügig unterschiedliche Verkehrssituationen zeigen. So fehlten in einigen Vergleichsbildern beispielsweise Straßenschilder, Autos, Fahrräder oder Fußgänger. In 100 Prozent aller gezeigten Szenarien erkannten Autofahrer, die auch Fahrrad fahren, den Unterschied schneller.

Während Befragte, die nie Fahrrad fahren, durchschnittlich 10,68 Sekunden brauchten, um den Unterschied zu erkennen, benötigte die Vergleichsgruppe lediglich 9,25 Sekunden, war also anderthalb Sekunden schneller. Auch war die Gruppe der aktiven Fahrradfahrer um 3 Prozent besser im korrekten Einschätzen der veränderten Verkehrslage.

Der Autohersteller zieht aus dieser Erkenntnis die Konsequenz, eine Kampagne für das bessere Verständnis zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern zu fördern.

Ford: Studie von Ford: Autofahrer, die auch Fahrrad fahren, können Gefahren schneller erkennen

Ride of Silence am Mittwoch, dem 15. Mai 2019

Bereits zum fünften Mal findet in Berlin der jährliche Ride of Silence am dritten Mittwoch des Monats Mai statt. Weltweit wird an diesem Abend in weit mehr als 350 Städten der verletzten und getöteten Radfahrer gedacht. Viele drücken ihre Trauer dadurch aus, dass sie überwiegend weiße Kleidung tragen. Der ADFC bietet vor dem Start am Brandenburger Tor weiße T-Shirts zum Selbstkostenpreis von zehn Euro an. Der Ride of Silence wird schweigend gefahren, Soundsysteme sind nicht erwünscht.

Die Route führt vom Brandenburger Tor zu den Orten, an denen in den vergangenen Jahren Radfahrer zu Tode gekommen sind. Im letzten Jahr 2018 gab es elf tödlich verunglückte Radfahrer auf Berlins Straßen. Nach 17 km endet die Gedenkfahrt vor dem Roten Rathaus

Ride of Silence

Ort: Brandenburger Tor, Berlin
Zeit: Mittwoch, 15 Mai 2019 um 19:00 Uhr

Kottbusser Damm muss warten!

Vor zwei Jahren – 2017 – beschloss die BVV Kreuzberg Friedrichshain mit der Drucksache DS/0129/V folgendes:

„Das Bezirksamt wird beauftragt, am Kottbusser Damm durch Poller oder andere geeignete Maßnahmen beidseitig baulich geschützte Radfahrstreifen (sogenannte „protected bike lanes“) einzurichten (. . . ). – Darüber hinaus sollen insbesondere die Kreuzungsbereiche des Kottbusser Damms so gestaltet werden, dass Radfahrende durch abbiegende Fahrzeuge möglichst wenig gefährdet werden. Die für das Gesamtvorhaben notwendigen Planungsunterlagen soll das Bezirksamt unter Einbeziehung der Expertise von Radfahrverbänden erstellen bzw. erstellen lassen und diese Pläne im Anschluss schnellstmöglich umsetzen.“

Der für die Ausführung zuständige Bezirksstadtrat Florian Schmidt (Leiter der Abteilung für Bauen, Planen und Facility Management für den Bezirk Friedrichshain- Kreuzberg) weiß aber eventuell noch nicht, dass die Fahrradweiche, als ein mögliches neues Kreuzungsdesign, von Radfahrverbänden abgelehnt wird. Das offenbarte der Stadtrat, am 08.05.2019 auf der Bezirksverordnetenversammlung (BVV).

Nach einer Einwohner*innenanfrage bezüglich der seit 2017 beschlossenen, aber immer noch nicht begonnenen geschützten Fahrradstreifen am Kottbusser Damm, will er auf den Begriff Fahrradweiche nicht eingehen, der im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Kreuzungen am Kottbusser Damm genannt wird. Dass der Bezirksstadtrat über Fahrradweichen so wenig reden will, verwundert um so mehr, da doch die Fahrradweiche an der Holzmarkstraße, Ecke Lichtenberger Straße im Bezirk Xhain schon vor Wochen die heftige Kritik des Fahrradverbands ADFC und des Netzwerks fahrradfreundliches RadXhain hervorgerufen hat. Fahrradweichen sehen aus wie ein „Y“ und sie teilen den Radweg in zwei Spuren auf – eine für Geradeausfahrende und eine für rechtsabbiegende Radfahrer*innen. An den Fahrradweichen mischen sich Kfz und Radfahrende bei hoher Geschwindigkeit der Kfz weit vor der Kreuzung. (Siehe Bild)

Zusätzlich haben Radfahrende bei einer Fahrradweiche den motorisierten Verkehr auf beiden Seiten neben sich, oft mit viel zu geringem Abstand. Staut sich der Autoverkehr, wird häufig der geradeaus führende Radweg zugestellt, die Radfahrenden werden dann auch noch behindert und gefährdet. Deshalb gilt: Fahrradweiche = Angstweiche.

Bild:  David Grünewald

(aufgenommen in Groningen in den Niederlanden)

Mit einer spektakulären Aktion zeigt Changing Cities, der Trägerverein des Volksentscheids Fahrrad, wie gefährlich Radwege sein können. Berlin-Mitte, Holzmarktstrasse, 24.11.2018

Bild: Changing Cities

In der BVV am 08.05.2019 verlegt der Bezirksstadtrat Florian Schmidt den Baubeginn nun auf das Jahr 2020. Also drei Jahre später als schnellstmöglich damit begonnen werden sollte! Ein Skandal, der tödlich enden könnte. (Gastbeitrag von Harald U.)

Sonnabend, 11. Mai: Hermannstraße autofrei!

Aus dem Aufruf von Autofreiberlin

„Die Hermannstraße steht für die unzähligen Berliner Hauptverkehrsstraßen, auf denen einseitig dem Automobil Raum gegeben wird – und das, obwohl weniger als ein Drittel der Berliner*innen überhaupt mit dem Auto unterwegs sind. Als Anwohner*innen haben wir neben der Symbolträchtigkeit dieser eigentlich schönen Magistrale darüber hinaus konkrete Forderungen:

1) Geschützter Radstreifen
Für diejenigen unter euch, die tagtäglich mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist die Hermannstraße Herausforderung und Nervenkitzel zugleich. Für alle anderen schlichtweg eine No-Ride-Zone, denn der wenige Platz auf der Straße wird einseitig dem Automobil zugeteilt. Vor zwei Jahren gab es an der Ecke Kienitzer Straße den letzten tödlichen Velounfall, passiert ist seitdem quasi nichts. Wir möchten aber nicht auf den nächsten Fahrrad- oder Fußgängertoten warten, wir wollen einen geschützten Radstreifen jetzt und sofort. Die ständig steigenden Fahrradfahrer*innenzahlen sind auf unserer Seite…

2) Tempo 30
Die Hermannstraße ist laut und stinkig, schränkt die Lebensqualität der Anwohner*innen ein und gefährdet Luft, Leib und Leben. Alle reden vom Klimawandel, aber hier sollen 2-3 Minuten Fahrzeitgewinn der Autos zwischen Bahnhof Hermannstraße und Hermannplatz wichtiger sein als die Rettung der Luft? Wir denken nicht… Tempo 30 bedeutet außerdem: Weniger Lärm, mehr Aufenthaltsqualität und weniger Unfälle. Go for it!

3) Parkraumbewirtschaftung
Ein Hauptärgernis der Hermannstraße sind die 2. Reihe-Parker*innen. Gefährlich für Fahrräder, stauig für Autos. Es fehlt auf der Hermannstraße an einem Parkraumkonzept, das Langzeitparken verbietet, Flächen für Lieferverkehr schafft und generell Autofahrer*innen fair für ihren Flächenverbrauch bezahlen lässt (hier in der Gegend kostet 1 qm ca. 10-15 EUR im Monat). Deshalb fordern wir eine intelligente Parkraumbewirtschaftung für die Hermannstraße.

Am 11. Mai gehen wir gemeinsam dafür auf die Straße – Verkehrswende sofort!“

Ort: U + S-Bahnhof Hermannstraße
Zeit: Sonnabend, 11. Mai 2019 um 14:00 Uhr

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Von Hamburg bis zum Meer

Von Hamburg bis zum Meer heißt ein Song des Hamburger Stadtmarketings für die Kampagne „Fahr ein schöneres Hamburg“. Produziert wurde das Stück von den Künstlern Nico Suave, Tonbandgerät, Chefboss und Cäthe. Textauszug: „Wir fahren einfach hin und her, Alles leicht und nicht so schwer, Solange mich mein Fahrrad fährt Fahren wir von Hamburg bis zum Meer“.

In den wenigen Kommentaren zum Youtube-Song wird kritisiert, dass die Stadt Geld für Werbung ausgibt, statt es in die Fahrradinfrastruktur zu stecken. „Freunde, gebt das Geld, das offenbar für Marketing ausgegeben wird, lieber für eine Radwegeinfrastruktur und Falschparkerkontrollen aus.“ Kann man machen. Man kann aber auch das eine tun und das andere nicht unterlassen.

Marketingkampagne Fahr ein schöneres Hamburg

ECF-Manifest zu den Europawahlen

Die europäische Fahrradlobby ECF (European Cyclists‘ Federation) hat eine Art Wahlprüfsteine für die Europawahlen in gut drei Wochen publiziert. Im kommenden Jahrzehnt müsse Mobilität in Europa neu definiert werden. Die Prioritäten des letzten Jahrhunderts seien für das heutige Europa nicht mehr anwendbar und Bürger und Unternehmen fordern umweltfreundlichere, sicherere und gesündere Orte zum Leben und Arbeiten als je zuvor. Der ECF fordert deshalb, dass Radfahren ein gleicher Partner im Mobilitätssystem wird. Der Radverkehr sollte bis 2030 um 50% wachsen und die Rate der Fahrradunfälle um 50% sinken. Weiterhinsollte die EU bis 2017 etwa drei Milliarden Euro in den Radverkehr investieren.

10 Empfehlungen des ECF an das Europaparlament

1. Entwicklung einer EU-weiten Fahrradstrategie
2. Verpflichtung zu einer Politik der Verkehrsverlagerung
3. Drei Milliarden € EU-Gelder in der nächsten Legislaturperiode für Fahrradprojekte
4. Entwicklung und Umsetzung nationaler Strategien zur Förderung des Radverkehrs im Rahmen nationaler Klimaschutzpläne und der Pläne zur Bekämpfung der Luftverschmutzung
5. Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Null oder reduzierte Sätze für Fahrräder
6. Keine neuen Versicherungsanforderungen für leichte Pedelecs bis 250 Watt
7. Europaweite verpflichtende Einführung des Intelligenten Geschwindigkeitsassisten (ISA) in Kraftfahrzeugen
8. Entwicklung von Leitlinien für die Qualität von Fahrradinfrastruktur
9. Integration von EuroVelo in das transeuropäische Transportnetzwerk (TEN-T)
10. Europa braucht eine Gesetzgebung für die Fahrradmitnahme in Zügen

ECF: Getting into gear: Cycling for the 2020s (pdf-Dokument)