Havelradweg erhält in den Niederlanden die Auszeichnung „Fietsroute des Jahres“

In den Niederlanden wurde der Havelradweg als Fahrradroute des Jahres 2012 gewählt. Die Auszeichnung wird anlässlich der am 11. und 12. Februar stattfindenden Rad- und Wanderwegmesse in Amsterdam verliehen. Der Havelradweg führt durch die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Er verbindet die Mecklenburger Seenplatte mit Berlin und Potsdam und führt weiter bis zur Havelmündung in die Elbe bei der Hansestadt Havelberg. Auf der ganzen Strecke fährt man an schönen Seen entlang, passiert zahlreiche, unverwechselbare Ortschaften und sieht reichlich Wälder und Naturschutzgebiete.

Fietsen.123: De Havelradweg Fietsroute van het Jaar 2012

Berlin Cycle Chic

Im Juni 2007 startete Mikael Colville-Andersen das streetstyle Blog Copenhagen Cycle Chic. Seitdem ist aus einem Blog eine Cycle-Chic-Bewegung mit mehr als fünfzig Ablegern in aller Welt geworden. Inzwischen existiert auch das Pflänzchen Berlin Cycle Chic und wird regelmäßig mit Fotos von Berliner Radfahrern und Radfahrerinnen befüllt. Das Winterbild auf der Warschauer Straße vor der Kulisse des Fernsehturms haben wir vom Facebook-Auftritt von Berlin Cycle Chic gemopst.

Berlin Cycle Chic
Berlin Cycle Chic bei Facebook

Fahrraddieb gibt Geld für neues Schloss

Die gute Meldung des Tages kommt aus Buxtehude. Dort war am vergangenen Freitag einer 74-jährigen Frau das Fahrrad gestohlen worden. Gestern stand das Rad wieder vor der Haustür der Frau. An den Lenker hatte der Dieb eine Tüte mit 20 Euro und einem Zettel gehängt. Darauf entschuldigte sich der Fahrraddieb für seine Tat und gab die Empfehlung, für das Geld ein „ordentliches Bügelschloss“ zu kaufen. So werde der Fahrradklau künftig deutlich erschwert. Die Polizei in Buxtehude ermittelt trotz der netten Geste weiter wegen unbefugter Benutzung des Rades.
NWZ Online: Buxtehude: Fahrraddieb gibt Geld für neues Schloss

Fahrradfreundlichste Persönlichkeit des Jahres 2012 ist Wigald Boning

Vor einigen Wochen haben wir berichtet, dass die Auszeichnung „fahrradfreundlichste Persönlichkeit des Jahres“ nicht mehr vergeben wird. Das war wohl eine Falschmeldung, denn gerade wurde bekannt, dass in diesem Jahr der Comedian Wigald Boning diese Ehrung erhält.

Laut Fahrradportal ist Boning Moderator, Komiker, Musiker, Journalist, Buchautor und Extremsportler in Personalunion. Den Ausschlag für Boning gab nicht nur seine Fahrradbegeisterung, sondern auch sein Engagement für das Radfahren: So setzt er sich immer wieder für Fahrrad-Projekte ein oder radelt mit gutem Beispiel voran.

Die Preisverleihung des Deutschen Fahrradpreises findet am 23. Februar im Rahmen des AGFS-Radverkehrskongresses in Essen statt. Albert Herresthal vom VSF e.V. übergibt die Trophäe.

Preisträger der vergangenen Jahre waren Wolke Hegenbarth (2011), Jürgen Trittin (2010), Klaus Töpfer (2009), Leonard Lansink (2008), Holger Meyer (2007), Christian Ude (2006), Heike Götz (2005) und  Jochen Senf  (2004).

Der Deutsche Fahrradpreis – best for bike ist eine Initiative des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V. (AGFS) und des Zweirad-Industrie-Verbandes e.V. (ZIV). Als Hauptsponsor des Deutschen Fahrradpreises engagiert sich seit Jahren der Verbund Service und Fahrrad e.V. (VSF).

Deutscher Fahrradpreis

Podiumsdiskussion: Zur Zukunft der urbanen Mobilität

Am Donnerstag (9. Februar 2012) findet in den Nordischen Botschaften im Tiergarten eine Podiumsdiskussion mit dem Titel Zur Zukunft der urbanen Mobilität statt. Angekündigt sind folgende Sprecher:

  • Frits Bredal vom Dänischen Radfahrerbund (Dansk Cyklist Forbund)
  • Michael Colville-Andersen, Begründer der Blogs Copenhagenize und Copenhagencyclechic und Miteigner der Beratungsgesellschaft Copenhagenize Consulting.
  • Michael Cramer, Mitglied des Europäischen Parlaments für Bündnis 90/Die Grünen.
  • Burkhard Horn, Leiter der Abteilung  Grundsatzangelegenheiten der Verkehrspolitik in der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt
  • Tina Saaby, Stadtarchitektin Kopenhagen
  • Niels Tørslev, Leiter Verkehrszentrum Kopenhagen

Podiumsdiskussion: Zur Zukunft der urbanen Mobilität
Donnerstag, 9. Februar, 18.30 Uhr
Rauchstraße 1
10787 Berlin

Update 11.02.2012:
Foto: M. Stoß 

Update 20.02.2012:
Audiomitschnitt der Veranstaltung

Niederlande Fahrradland Nummer 1

Laut einem Ranking der Technischen Universität von Sidney besitzt die Niederlande die geschätzt höchste Fahrraddichte der Welt. Auf einhundert Einwohner kommen im Schnitt 99,1 Fahrräder. In Dänemark liegt die entsprechende Zahl bei 80,1 % und in Deutschland bei 75,8%. Auf den weiteren Plätzen folgen Schweden (63,7%), Norwegen (60,7%) und Finnland (60,4%). Danach kommen Japan (56,9%), die Schweiz (48,8%), Belgien (48%) und schließlich China mit einer geschätzten Fahrraddichte von 37,3%.

Wenn man einen Blick auf den Anteil des Radverkehrs am Modal Split blickt, ergibt sich eine andere Reihenfolge. Auch hier liegen die Niederlande vorn mit 27% aller Fahrten. Die entsprechenden Zahlen werden für Dänemark mit 18% und für Deutschland mit 9% Radverkehrsanteil angegeben. In Japan fahren allerdings 15% aller Berufspendler mit dem Rad zur Arbeit.

Aus China sind keine genauen Angaben verfügbar. Es ist aber bekannt, dass in Shanghai jeden Tag 60% aller Fahrradbesitzer mit dem Velo zur Arbeit fahren. Shanghai verfügt über 9 Millionen Fahrräder bei einer Bevölkerung von 19 Millionen.

Fietsberaad: Nederland nog altijd fietsland nr. 1

Jagd auf Fahrraddiebe als Plot einer Webserie

„To Catch a Bike Thief“, „einen Fahrraddieb fangen“ heißt eine Netzserie, die zur Zeit in Vancouver, B.C. in Kanada abgedreht wird. Im gerade veröffentlichten Trailer zur Serie heißt es: „Schalte To Catch a Bike Thief ein, hier verwenden wir die neueste Technologie, um Fahrraddiebe zu ködern und zu verfolgen, um unsere mit GPS ausgestattenen Räder zurückzuerbeuten und die Diebe vor der Kamera mit dem Problem des Fahrraddiebstahls zu konfrontieren.“ Das Filmteam will mit der Serie das Bewusstsein für das Problem Fahrraddiebstahl schärfen, zu Diskussionen anregen und die Menschen wirksam vor Diebstahl schützen.

Die Jagd auf Fahraddiebe wird als Krimi inszeniert, Dunkelheit, wackelnde Kamera, halsbrecherische Verfolgungsfahrten, treibende Musik. Im Trailer und auf der Webseite wird nicht verraten, was mit den Fahrraddieben passiert, die dem Kamerateam auf den Leim gehen. Vielleicht erfahren wir das später, „the adventure begins April 2012“, dann soll der Pilotfilm der Serie ins Netz gehen.

To Catch a Bike Thief
[via]

Radfahrerin in Kreuzberg von Transporter erfasst

„Mit einer Rückenverletzung kam gestern Abend eine Radfahrerin in ein Krankenhaus, nachdem sie in Kreuzberg von einem Kastenwagen touchiert worden war. Die 41-Jährige war mit ihrem Rad gegen 18 Uhr 20 am Tempelhofer Ufer unterwegs, als ihr Hinterrad von einem hinter ihr fahrenden Kleintransporter eines 37-Jährigen berührt wurde. Die Frau schleuderte einige Meter über die Fahrbahn und wurde nach einer notärztlichen Behandlung stationär in einer Klinik aufgenommen. Lebensgefahr besteht jedoch nicht. Der Fahrer des „Renault“ kam mit dem Schrecken davon.“

Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 0384 vom  03.02.2012 – 09:15 Uhr

Der Mann, der auf dem Fahrrad lebte

Schlafen, rasieren, duschen, frühstücken, Haushalts- und Büroarbeit, telefonieren, Leute treffen, abhängen, spielen, Sport treiben, kochen, musizieren, mit Freunden quatschen, geht alles auf dem Fahrrad.
Von Guillaume Blanchet

Kampagne „Cities Fit for Cycling“ der Tageszeitung „The Times“

Save our cyclistsDie nationale Tageszeitung „The Times“ in Großbritannien machte heute die ganze Frontseite frei für die Kampagne „Save our cyclists“, „Rettet unsere Radfahrer“. Den Anstoß zu dieser Aktion gab der Fahrradunfall der Reporterkollegin Mary Bowers, die im November letzten Jahres nur wenige Schritte von der Redaktion entfernt von einem Lastkraftwagen überfahren wurde und seitdem im Koma liegt.

Die Zeitung macht einen Vergleich: „Seit dem Jahr 2001 wurden in Afghanistan und im Irak 576 britische Soldaten getötet. In der gleichen Zeit starben auf den Straßen Großbritanniens 1275 Radfahrer. Die neuesten Daten zeigen, dass es in den ersten sechs Monaten des letzten Jahres 1859 Tote oder Schwerverletzte gab, 12 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.“

Die Leser der Zeitung werden aufgefordert, den Aufruf der Times zu unterschreiben, ihn zu verbreiten und sich an den Parlamentsabgeordneten zu wenden.

Das 8-Punkte-Manifest der Times

  1. Ausrüstung aller LKWs mit Sensoren, akkustischen Wende- und Rückfahrwarnern, Extraspiegeln und Unterfahrschutz.
  2. Die 500 gefährlichsten Kreuzungen werden identifiziert und so neugestaltet, dass Radfahrer durch Ampelschaltungen Priorität besitzen und LKW-Fahrer durch fest installierte Verkehrssspiegel Radfahrer im toten Winkel neben ihnen erkennen können.
  3. Es ist eine landesweite Erhebung notwendig, wieviel Menschen in Großbritannien Rad fahren und wieviel Radfahrer getötet oder verletzt werden.
  4. Zwei Prozent des Verkehrsbudgets sollte für Radfahrerinfrastruktur zur Verfügung gestellt werden.
  5. Radfahrer und Kraftfahrer sollten besser trainiert werden und die Radlersicherheit sollte verbindlicher Bestandteil der Fahrausbildung sein.
  6. Die generelle Höchstgeschwindigkeit sollte in Ortschaften 20 Meilen pro Stunde sein, wenn keine separate Radspur vorhanden ist.
  7. Die Privatwirtschaft sollte eingeladen werden, Sponsor von Fahrradwegen zu werden.
  8. Es sollte in jeder Stadt ein Radverkehrsbeauftragter ernannt werden, um Reformen voranzutreiben.

The Times: Save our cyclists (Artikel)
The Times: Cities Fit for Cycling (Kampagnenseite)
The Times: Cities Fit for Cycling (Manifest)
[via]

RadZeit Nummer eins 2012

Frisch aus der Druckpresse kommt die neue Ausgabe des Mitgliedermagazins des ADFC Berlin. Die Titelstory der RadZeit heißt „Mein bester Feind“ und beinhaltet ein Interview der Chefredakteurin Kerstin Finkelstein mit einer Verkehrspsychologin, die Menschen auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) vorbereitet. Ungewöhnlich ist, dass die befragte Psychologin Angst vor dem Radfahren in der Metropole hat: „Ich selbst fahre daheim in Brandenburg zum Beispiel sehr gerne Rad – hier in der Stadt würde ich es mich aber nie trauen, ich fühle mich viel zu unsicher in dieser Fülle von Menschen, Autos, Hunden und Rädern“.

Einkaufen mit dem Rad - HintergründeWichtig für die Entwicklung des Radverkehrs ist gewiss das Angebot an Fahrradparkplätzen vor Einkaufszentren. Die ADFC-Stadtteilgruppen haben bis Ende Oktober 2011 die Daten von rund 80 Berliner Einkaufzentren erhoben. Sie ermittelten teilweise skandalös niedrige Stellplatzzahlen. Beispiel Kaufhof am Alexanderplatz. Das Warenhaus mit 45.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche müsste nach der Bauordnung etwa 450 Fahrradstellplätze vorhalten, angeboten werden stattdessen 15 Radparkplätze, weniger als 3,5 Prozent der erforderlichen Anzahl. Mehr Infos gibt es auch unter
http://www.adfc-berlin.de/aktionenprojekte/emdr/hintergruende.html.

Die Radtourentipps führen uns in dieser Ausgabe zum alten Fritz im Ruppiner Land und zum exotischen Winterradeln auf Island. Wieder dabei ist auch BikeBlogBerlin mit einem Beitrag im Feuilleton. In „Die Entdeckung der Schnelligkeit“ geht es um die Schwierigkeiten des Rennradlers mit der Slow Bicycle Movement.

Die neue RadZeit erhält man kostenlos im Buchladen des ADFC in der Brunnenstraße und in vielen Fahrradläden.

Link auf die Online-Ausgabe wird nachgereicht.

Gastkommentar: Fahrradfahrer, ihr werdet den Kampf gegen das Hochrad verlieren!

Es kommentiert Edgar Bebeling (CDU), Mitglied der Enquete-Kommission „Zweiräder im Straßenverkehr“:

Die aktuellen Diskussionen über Radwege, Verkehrspolitik und Mobilität verfügen über alle Elemente, um – endlich? – den lang erwarteten und von einigen vielleicht ersehnten „Clash of Cyclists“ zu provozieren. Es ist der Kampf zwischen der schönen neuen Flachfahrradwelt und dem realen Leben. Während die „Flachfahrradfahrer“ den realen Hochradfahrer zum Dinosaurier erklären, vergessen sie dabei, dass es sich bei dieser Lebensform um die große Mehrheit der Menschen handelt. Auf Mehrheitsverhältnisse haben Revolutionen indessen nie wirklich Rücksicht genommen.
Die Schlachtordnung der letzten Tage erweckt den Eindruck, wir seien im dritten Teil von „Der Herr der Zweiräder“ angekommen, und der Endkampf um die Radwege stehe bevor. Das ist die Gelegenheit, schon jetzt einen vorgezogenen Nachruf auf die Radfahrer, die Kämpfer für gleich große Vorder- und Hinterräder zu formulieren. Denn, liebe „Fahrradfahrer“: Ihr werdet den Kampf verlieren. Und das ist nicht die Offenbarung eines einsamen Apokalyptikers, es ist die Perspektive eines geschichtsbewussten Hochradfahrers. Auch die Zweirad-Revolution wird ihre Kinder entlassen. Und das flache Fahrrad wird bald Geschichte sein. Es stellt sich nur die Frage, wie viel Fußgängerblut bis dahin vergossen wird.
Denn es ist Aufmerksamkeit geboten. Auch wenn das flache Fahrrad als imaginäres Lebensgefühl einer verlorenen Generation schon bald Geschichte sein mag, so hat es allemal das Zeug zum Destruktiven. Wenn wir nicht wollen, dass sich nach dem Abzug der Radfahrerhorden und des Schlachtennebels nur noch die ruinenhaften Stümpfe unserer Gesellschaft in die Sonne recken und wir auf der holprigen, verbrannten Erde unserer Kultur mit unseren Hochrädern fahren müssen, dann heißt es, jetzt wachsam zu sein. Also, Großbürger, auf zur Wacht! Es lohnt sich, unser Recht auf das Hochradfahren auch im Straßenverkehr zu verteidigen!
Die Gesellschaft der Hochradfahrer mit ihren Zylindern, Monokeln und Fräcken hat sich in mühevoller Arbeit aus den Barrikaden der Französischen Revolution heraus geformt – so entstand der Velozipedist. Und genau dort, in den Gassen von Paris im Jahr 1789, wurde die Idee des Hochradfahrens geboren. Welche Errungenschaft wider das Zufußgehen und Reiten des Ancien Régime! Endlich konnte man – abhängig von Herkunft und Status – mit seinem teuren Hochrad stolz und erhobenen Hauptes durch die Gegend radeln. Diese Idee des Hochrades sollte sich als pedalbetriebener Motor für Innovation und Entwicklung auf dem europäischen Kontinent erweisen. Eine Fortbewegungsart, deren Bewahrung auch im Zeitalter des flachen Fahrrades lohnt.
Sie ist im modernen Straßenverkehr in Gefahr. Nicht weil flache Fahrräder aus sich heraus wie kleine Drahtesel an den Ideen und Idealen unserer großbürgerlichen Gesellschaft knabbern würden. Nein, es sind die Menschen, die auf diesen widerlich niedrigen Fahrrädern in gebückter Haltung sitzen und eine andere Mobilität wollen. Die die totale Freiheit der Fahrzeugwahl apostrophieren und damit letztlich nur den „velozipedalen Totalitarismus“, wie es Jaron Lavier genannt hat, meinen. Es ist eine unheilige Allianz aus diesen „radelnden Maoisten“ und kapitalstarken Velozipedisten, die hier am Werk ist. Auch wenn sie sagen, sie seien die Guten – nur weil man sagt, man sei gut, ist man es noch lange nicht.
Nun haben die Fahrradhersteller in den letzten Tagen ihren starken Arm gezeigt. Doch Herculesse und Gazellen dieser Welt, lasst euch zurufen: Auch wenn Hercules für einen Tag keine Fahrräder produziert und Gazelle-Fahrräder ohne Lenkstange gefahren werden, ist das nicht das Ende der Mobilität der Menschheit. Welche Hybris! Lasst euch gesagt sein: Die Mobilität und vor allem die aufrechte Haltung der Welt liegen immer noch in den Waden der Menschen. Also, Großbürger, geht auf die Barrikaden und radelt. Am besten auf einem Hochrad aus dem 19. Jahrhundert!
Natürlich verändert die fortschreitende Umrüstung auf flache Fahrräder unsere Gesellschaft. Vieles wird einfacher. Auch dieser Text ist mit Hilfe der Errungenschaften der Velozipedisierung durch einen Fahrradkurier an die Postillon-Redaktion geschickt worden. Aber wir sollten uns zu wehren beginnen, wenn einzelne Menschen auf den vielen Fahrrädern uns unsere Lebensentwürfe vorschreiben. Noch ist es dazu nicht zu spät.
Wir dürfen die Gestaltung der Zukunft nicht denen überlassen, die sich als radfahrende Avantgarde verstehen und meinen, sie wüssten, was das Beste für die Masse Mensch auf den Zweirädern sei. Mountain-Biker und BMXler sind jedenfalls dabei der schlechteste Ratgeber. Sie achten den Straßenverlauf des anderen nicht, setzen ihre hervorragenden aerodynamischen Eigenschaften nur für den eigenen Vorteil ein, sind darauf bedacht, im Gelände und in Halfpipes zu tricksen, was das Zeug hält. Und offensichtlich sind Narzissmus und Flachfahrradzismus Zwillinge. Natürlich soll niemandem verboten werden, auf einem Bonanzarad seine zweite Pubertät zu durchleben. Nur sollte man das nicht zum politischen Programm erheben. Jetzt haben wir noch die Zeit, diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Wir brauchen den Hochradfahrer, dem Werte wie fehlende Gangschaltung, schlechte Lenkbarkeit und tiefe, schmerzhafte Stürze auch im Straßenverkehr am Herzen liegen.

Der Postillon, das Magazin für ehrliche Nachrichten – unabhängig und schnell, seit 1845 – erteilte uns die freundliche Genehmigung zum Abdruck dieses Beitrags. Vielen Dank dafür.
Originalartikel: Gastkommentar: Fahrradfahrer, ihr werdet den Kampf gegen das Hochrad verlieren!