Am Tag nach der Eurobike meldet die Messeleitung Superlative: mehr Fachbesucher (39.152 aus 75 Ländern), mehr Besucher am auf einen Tag reduzierten Publikumstag (21.000 zahlende Fahrradfans nach 18.000 im Vorjahr), mehr Journalisten (1.556 aus 36 Ländern) und begeisterte Ausstellerstimmen: „Für uns lief es hier in diesem Jahr definitiv grandios und es herrschte eine äußerst positive Stimmung. Das ist die größte Messe der Welt.“, so zum Beispiel der Manager von Campagnolo. Von einer Krise war auf der Fahrradmesse nichts zu spüren.
Unübersehbar war der Trend zu E-Bikes. Ich habe die Anbieter von Elektrofahrrädern nicht durchgezählt, aber es müssen viele Dutzend Hersteller sein, die sich in dem in Deutschland noch recht schmalen Fahrradsegment Pedelec tummeln. Die Teststrecken auf dem Außengelände und in der riesigen Zeppelinhalle waren ständig überfüllt und die Erwartungen der E-Bike-Produzenten wurden offensichtlich nicht enttäuscht. Ein Marketingmanager wird mit folgenden Worten zitiert: „Besonders die Nachfrage nach E-Bikes und Pedelecs übertrifft in diesem Jahr alle Erwartungen.“
Dabei war ein Großteil der Elektrofahrradbauer nicht besonders kreativ. Man nehme einen verstärkten Fahrradrahmen, baue einen Radnabenmotor aus taiwanesischer Produktion wahlweise vorn oder hinten ein und klemme unter den Gepäckträger eine Standardbatterie ebenfalls aus Taiwan. Hinzu kommt ein wenig Regelungselektronik und fertig ist das Pedelec. Fast alle dieser so zusammengebauten Elektroräder sehen für meinen Geschmack hässlich und klobig aus, ich würde mich nicht auf so ein Ebike setzen.
Dass es auch anders geht, zeigt das GoCycle aus England, das auch gleich den Eurobike-Award in Gold abgeräumt hat. In der Jurybegründung heißt es: „Üblicherweise werden die Fahrrad-Einzelteile von verschiedenen Herstellern einfach pragmatisch zusammengeschraubt. Nicht so beim Gocycle: Diese Teile werden individuell für das Grundkonzept entwickelt, so dass eine Ganzheitlichkeit entsteht. Und dabei vereint es auch noch alle Trends: urbane Mobilität, Elektrorad, gutes Design und Systemintegration.“
Dennoch haben sich Pedelecs in Deutschland noch nicht durchgesetzt, im Gegensatz zu anderen Ländern. In den Niederlanden wird mit Ebikes bereits ein Drittel des Gesamtumsatzes der Fahrradbranche gemacht. Früher oder später werden wir das auch hier erleben, denn elektrounterstützte Räder haben zwei entscheidende Vorteile: sie vergrößern den Aktionsradius von Pendlern und sie machen das Radfahren in sehr hügeligem Gelände überhaupt erst möglich. (Zur Diskussion über E-Bikes beachtet auch die Kommentare zum letzten Beitrag Eindrücke von der Eurobike 09).
Gocycle