„Volksentscheid Fahrrad“ geht in Berlin an den Start

Mitte November trafen sich fahrradinteressierte Menschen in Kreuzberg zu einem Workshop, um Möglichkeiten auszuloten, das Thema Fahrrad stärker auf die politische Agenda zu heben. Eine lange Liste von fahrradpolitischen Zielen wurde auf dem Treffen zu einem Zehn-Punkte-Katalog eingedampft, der den Berliner Senat zwingen soll, sich stärker für das Radfahren einzusetzen.

Die zehn Ziele:

1. Sichere Fahrrad-Straßen auch für Kinder und Senioren
2. Jede Hauptstraße mit sicheren Radspuren
3. Kreuzungen entschärfen und abgasfreie Ampelaufstellzonen markieren
4. Radkomfort und –sicherheit per Bürgerdialog steigern
5. Fahrräder parken können
6. Grüne Welle fürs Radfahren
7. Radschnellwege konkret
8. Freie Wege und mehr Verkehrsmoral für Alle
9. Berliner Verwaltungen für mehr Radverkehr aufstocken
10. Berlin mit mehr Öffentlichkeitsarbeit auf mehr Radverkehr vorbereiten

Bisher haben diese Ziele den Charakter eines Arbeitsdokuments. Auf der Grundlage des Katalogs soll ein Berliner Fahrrad-Gesetz erarbeitet und für einen Volksentscheid Fahrrad geworben werden.

Ein Volksentscheid besteht in Berlin aus drei Stufen. In einem ersten Schritt müssen 20.000 gültige Unterstützungsunterschriften für einen Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens gesammelt werden. Wenn diese Hürde erfolgreich überwunden wurde, startet das eingentliche Volksbegehren, für das die schriftliche Unterstützung von gut 170.000 Personen mit Wohnsitz in Berlin notwendig ist. Gelingt es, auch diese Marke zu meistern, werden die Berliner Bürger zu den Wahlurnen gerufen, um über ein Fahrradgesetz abzustimmen.

Noch ist nicht sicher, ob die Initiative für einen Fahrradvolksentscheid die Unterstützung von verkehrspolitischen Verbänden erhält. Der Ball liegt nun bei ADFC und VCD, bei den Interessenverbänden der Fußgänger und Nahverkehrsnutzer, bei den Opfern von Feinstaub und Verkehrslärm, bei all denen, die eine menschengerechte Mobilität in Berlin wollen.

Volksentscheid Fahrrad

102 thoughts on “„Volksentscheid Fahrrad“ geht in Berlin an den Start

Comments-Feed
  1. Verkehrssenator Geisel hat sich jetzt auch geäußert:
    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/radschnellwege–stellplaetze–gruene-welle–stadtentwicklungssenator-kritisiert-volksbegehren-zum-fahrradfahren,10809148,32958104.html

    „Als Verkehrssenator bin ich für alle Mobilitätsarten verantwortlich, nicht nur für das Radfahren. Was ich nicht möchte, ist, dass sich eine Verkehrsart radikal gegen alle anderen durchsetzt und alle anderen benachteiligt.“

    „Ihre Schwäche (die der direkten Demokratie, Anm. berlinradler) ist, dass das geplante Fahrrad-Volksbegehren zwischen den verschiedenen Mobilitätsarten und Interessen keinen Ausgleich herstellt – so wie es meine Aufgabe als Verkehrssenator ist. Stattdessen wird versucht, radikal ein Interesse gegen das aller anderen durchzusetzen.“

    „Ich glaube aber, wenn die Forderungen nach 200 neuen Fahrradstraßen, zwei Meter breiten Radspuren auf allen Hauptverkehrsstraßen oder Radaufstellzonen an 200 Kreuzungen verwirklicht würden, käme der Verkehr in Berlin zum Erliegen. Das würde auch die BVG betreffen, denn Busse kämen dann ebenfalls nicht mehr durch.“

  2. Vielleicht sollte man in dem Volksbegehren eine für Radfahrer freigegebene Busspur (allerdings mit 24/7 Parkverbot ohne Außnahmen) als Alternative zu den geforderten Radstreifen ebenfalls zulassen. Wenn schon eine Busspur da ist, dann ist die Einrichtung von einem zusätzlichen Fahrradstreifen nicht wirklich sinnvoll.

    Die Fahrradstraßen kann man natürlich ebenfalls für die BVG freigeben, wenn da eine Buslinie verläuft. Damit würden sich die von dem Volksbegehren geforderten Maßnahmen den Busverkehr kaum negativ beeinflussen.

  3. @ Berlinradler

    Da geht einem doch der Hut hoch!

    Der Herr Geisel leidet unter einer ausgeprägten Wahrnehmungsschwäche, verbunden mit einem bedenklichen Realitätsverlust. Hätte er doch andernfalls
    bemerken müssen, dass es auf deutschen Straßen seit Jahrzehnten zum Standart gehört, dass sich eine Verkehrsart, nämlich der motorisierte Individualverkehr, radikal gegen alle anderen durchsetzt und alle anderen benachteiligt.

  4. @jakob
    ja, und es gibt noch eine Lösung, die in vielen Fällen sinnvoller ist.
    ‚Radspur für Busverkehr freigegeben‘. Die Breite muss einer normalen Busspur entsprechen.
    Vorteil für den Busverkehr: die Busse können (im Ggs. zur für Radfahrer freigegebenen Busspur) auf die links benachbarte Fahrspur ausweichen, wenn langsame Radfahrende auf der ‚Umweltspur‘ den Busverkehr ausbremsen.
    Ausserdem fahren dann die Busfahrer weniger ruppig dem Radverkehr gegenüber. Kapazitäten und Haltestellen-Gestaltung müssen natürlich sorgfltig geplant werden.

  5. „Freigegebene Busspuren“ verschaffen mir den unangenehmsten Abschnitt meines täglichen Arbeitsweges.

    Zugegeben, das Beparken ist einer der Gründe, warum die nachts so fies sind. Der andere ist der, dass man sich mit dem Bus nicht gut verträgt. Man überholt sich ständig gegenseitig.

  6. Ich musste eine Zeit lang die Busspur auf dem Kudamm nutzen, das hat mein Verhältnis zu Busfahrern nachhaltig verändert. Der Großteil fährt gut, aber einige wenige verbreiten Angst und Schrecken – und ja, ich habe Angst, wenn ein Doppeldecker mich aus der Spur drängt.

    Allerdings sind Unfälle selten, im Jahr 2014 waren es wohl 62 zwischen BVG und Radfahrern.

  7. @Alfons Krückmann:

    Die Busse dürfen natürlich auch bei einer Busspur zum Überholen von Radfahrern nach links ausweichen und die normale Fahrspur nutzen. Wenn das wegen Stau nicht geht, dann kann eben nicht überholt werden. Ob es nun eine Busspur mit Freigabe für Radfahrer oder umgekehrt eine Radspur mit Freigabe für Busse ist spielt da keine so große Rolle.

    @Berlinradler:

    Ich bin auch oft die Busspur am Kudamm gefahren und hatte eigentlich keine Probleme mit Busfahrern dort. Problematisch sind eher manche Taxifahrer, die unbedingt überholen wollen und sich innerhalb der Busspur vorbeidrängeln wollen.

  8. @Jakob,
    kühne These, oder wir reden von unterschiedlichen Busspuren?
    Ich meine die Spuren, die mit Z.245 versehen sind, und zusätzlich mit Z.295 (durchgezogene Linie links) versehen sind.
    Hier ist meines Wissens nach laut StVO lediglich zum Erreichen von Parkständen, die anderweitig nicht erreicht werden können, sowie bei dauerhaften Hindernissen (defekter Bus vor dem Bus, oder so) ein Überfahren gestattet.

    Ein Radfahrer auf für Radfahrer freigegebenem Bussonderstreifen (Z.245 Zusatz Radfahrer frei + Z.295) kann nicht vom Bus mittels Überfahren der durchgezogenen Linie rechtskonform überholt werden.
    Das deckt sich auch mit der Aussage der örtlichen Stadtwerke, die sich mit dem Thema befasst haben (in MS gibt es beite Typen: Radverk. mit Bus-frei und Busverk. mit Rad-frei).
    Hier mal ein Link mit Foto:
    http://www.muenster.de/stadt/stadtplanung/radverkehr-virtuell_busfreigabe.html
    In zugegebenermassen SEHR seltenen Fällen hat MS auch mal die ein oder andere praktikable Lösung zu bieten (einige pfiffige Stadtwerke Mitarbeiter waren da wohl verantwortlich).

    @Berlinradler
    62 Unfälle finde ich jetzt nicht unbedingt wenig. Falls Busfahrer in der Hauptsache die Schuldigen waren empfiehlt sich vielleicht ein ausgiebiger Test des Beschwerdemanagements der BVG bzgl. des Stresses auf dieser Strecke?
    Uhrzeit, Linie und Vorfall sollten da eigentlich ausreichen.
    Welche Breite hat denn die Spur? Im Bereich von oberhalb 3,25 und unterhalb von knapp 5 Meter ist das recht eindeutig eine miese Leistung der Verkehrsplaner, und Konflikte sind infrastrukturell vorprogrammiert.

  9. @Alfons Krückmann:

    Viele der Busspuren in Berlin haben nur eine unterbrochene Linie und keine durchgezogene Linie. Wenn links gerade kein Stau ist, dann nutzen die berliner Busfahrer auch regelmäßig die normale Fahrspur zum Überholen von Radfahrern.

    An sich bedeutet das Busspur-Zeichen (im Gegensatz zum Radweg-Zeichen) auch nicht, dass Busfahrer nur die Busspur nutzen dürfen und die normale Fahrbahn damit verboten ist. Warum sollte es also nicht möglich sein, die normale Fahrspur zum Überholen zu verwenden?

    Lediglich aus der durchgezogenen Linie (die in Berlin aber eher selten ist) kann man schließen, dass in dem entsprechenden Bereich kein Spurwechsel erlaubt ist. Dieses Problem mit der durchgezogenen Linie gibt es aber auch in dem von dir verlinkten Bild aus Münster (Radfahrstreifen für Linienverkehr freigegeben).

    Ob man nun eine für Radfahrer freigegebene Busspur oder umgekehrt einen für den Busverkehr freigegebenen Radfahrstreifen anlegt hat in meinen Augen in erster Linie psychologische Auswirkungen. Wichtig ist eher, dass die Umweltspur tatsächlich zur Verfügung steht und nicht alle paar Meter zugeparkt ist. Zusätzlich sollte nach Möglichkeit (auch wenn dann ein paar Parkplätze wegfallen) an den Bushaltestellen ein Haltebereich rechts angelegt werden, so dass Radfahrer an haltenden Bussen ohne Spurwechsel vorbeifahren können. Auch die zeitliche Beschränkung der Busspur und die Freigabe für andere Fahrzeuge (normale Busse, Taxen, teilweise sogar LKW) sollte man kritisch überprüfen (einige Busspuren sind inzwischen so Voll, dass es dort regelmäßig Stau gibt).

  10. Das Bild aus Münster (Radweg mit Busfreigabe) war an mir vorbeigegangen. Wie wird das in der Realität genutzt, fahren die Busse dort regelmäßig auf dem Radweg, oder tun sie das nur bei Stau? Bezüglich der Sinnhaftigkeit bin ich Hin- und hergerissen, da mich nah überholende Fahrzeuge generell stören, egal ob Bus oder Pkw. Sonderlösungen müssen immer besonders gut überlegt sein.

  11. schönes beispiel von copenhagenize wie best practice aussieht:

    kreuzung am eiffelturm heute

    https://www.flickr.com/photos/16nine/15205567092

    wie es sein könnte

    https://www.flickr.com/photos/16nine/23093250936

  12. fab schreibt:
    Mittwoch, 23.12.2015 um 12:47

    wie es sein könnte

    https://www.flickr.com/photos/16nine/23093250936

    Geradeausfahrende Radfahrer sind weiterhin rechts von Rechtsabbiegern. Indirektes Linksabbiegen wird vorgeschrieben. Somit kreuzen dort sogar linksabbiegende Radfahrer geradeausfahrende Fahrzeuge.
    Was für ein Murks, aber Haupsache etwas auf die Fahrbahn gepinselt.

  13. Liebe Radspannerei-Kommentierer,
    wir freuen uns darüber, dass hier so intensiv über unsere Ziele diskutiert wurde/wird. Wir arbeiten diese aktuell weiter aus und werden die in den nächsten Wochen fachlich unterfüttern und in „Gesetzesform“ gießen.

    MITARBEIT ist ausdrücklich erwünscht!!

    Wer sich informieren möchte, wie er / sie das tun kann, der kann das auf unserer Website tun und die passenden Ansprechpartner direkt kontaktieren: https://volksentscheid-fahrrad.de/mitmachen-2/

    Wir sind bereits jetzt ein bunt gemischtes Team und mit viel Elan und Begeisterung bei der Sache. Wir freuen uns auf Kontaktaufnahme!

    Frohe Weihnachten!

  14. Hi
    @Jakob
    @Alfons Krückmann
    @Berlinradler

    Ich habe gerade mal Eure Diskussion zur Busspur und Radspur verfolgt, sehr spannend. Bitte schickt mir doch an radspuren@volksentscheid-fahrrad.de Euren Formulierungsvorschlag, was passieren soll. Je konkreter, desto besser. Ich glaube, es wäre tatsächlich jetzt die große Chance, hier zwei Völker zu befrieden: Die Busfahrer und die Radler. Auf dem Kuhdamm wäre das Ergebnis klar: Parkspur 100% weg, Busspur bleibt, Autospur auch. Nur noch ein paar Schilder, fertig ist der Lack.

    Also, bin sehr gespannt auf Eure Formulierunsvorschläge.

    lg
    heinrich

  15. berlinradler schrieb Zitat Geisel:

    Als Verkehrssenator bin ich für alle Mobilitätsarten verantwortlich, nicht nur für das Radfahren. Was ich nicht möchte, ist, dass sich eine Verkehrsart radikal gegen alle anderen durchsetzt und alle anderen benachteiligt.”

    Das ist nur ene neue Version der inzwischen mehrfach belegten Sprachregelung der SPD, man wolle nicht „nach dem Fehler der autogerechten Stadt den Fehler der radgerechten Stadt“ machen. Die Formulierung ist vordergründig so griffig wie perfide. Wenn man schon eine Fehlentwicklung zugesteht, wird sie ja durch Nichtstun nicht besser. Dann müsste man eigentlich bewußt gegensteuern. Davon ist natürlich nichts zu merken. Geisel steht für „Verdichtung“. Was man für Gebäude noch diskutieren mag, bringt ohne ein Umsteuern in der Verkehrspolitik aber auch unweigerlich eine Verdichtung auf der Fahrbahn, vulgo Verkehrskollaps, mit sich. Das Versagen bei der Neuausschreibung des S-Bahn Betriebes, das Vorantreiben des Lückenschlusses im Autobahnring zu horrenden Kosten, die jahrelang unter unserem derzeitigen Bürgermeister demonstrierte Unfähigkeit, die VLB zu einer funktionierenden Behörde zu machen, die halbherzigen Bekenntnisse zu einem theoretisch erhöhten, praktisch nicht ausgeschöpften Radverkehsetat, die eitel zur Schau getragene Überheblichkeit in Sachen fehlender Fahrradbeauftragter, die Verweigerung, auf die Erkenntnisse der Unfallkommission zu reagieren, die permanente Nebelpolitik durch „Projekte“, „Studien“, „Strategien bei doch x-fach bekannten wirksamen Konzepten, die angebliche Arbeit der Fahrradstaffel im Dienste der Sicherheit für Radfahrer bei gleichzeitig offen kommunizierter Unfähigkeit, die Hauptunfallursachen für Radunfälle zu sanktionieren… man wird müde, es aufzuzählen. Das alles läßt nur den Schluss zu, dass der frühere ebenso wie der jetzige Stadtentwicklungssenator nichts verstanden haben oder sehr wohl verstehen und nicht wollen. Kommt aufs gleiche raus, man darf sich aus dieser Richtung nichts erwarten.

  16. 1. Sichere Fahrrad-Straßen auch für Kinder und Senioren
    Ich würde das Wort Fahrrad- streichen und anfügen: auch für Kinder, Senioren, Fußgänger, Motorradfahrer, Radfahrer, Straßenbahnundomnibuseinundaussteiger. Ich wüßt auch wie. Zu nem erheblichen Teil indem man nur schon mal das bestehende Strafrecht anwendete, zum Beispiel
    §224 Abs 2,
    §240,
    §241,
    §315c Abs 1 Nr. 1b,
    §315c Abs 1 Nr. 2b
    undsoweiterundsoweiter.

    2. Jede Hauptstraße mit sicheren Radspuren
    Ich vergrößere den von Nebsler und Siggi dankenswerterweise schon angelegten Kotzhaufen um ein weiteres Kilo.
    Entweder masselos Oder! Schwarzes Loch.
    Entweder sicher Oder! Radspur.
    Verstehste das denn nicht??

    3. Kreuzungen entschärfen und abgasfreie Ampelaufstellzonen markieren
    Entschärfen, ah ja. Entschärfen, wie denn? Durch Sandstrahlen oder was? Als ob die Kreuzung schuld wäre!
    Abgasfrei? In der Großstadt? Sehr witzig. Wie wärs mal damit: die Gültigkeit der Ampeln auf diejenigen beschränken, für die sie erfunden wurden, nämlich allein für die Blechdosen. Ziemlich genau nach britischem Vorbild. https://en.wikipedia.org/wiki/Traffic_light#British_standard
    Dann erledigt sich die Aufstellflächenfrage übrigens ganz von selbst.

    4. Radkomfort und –sicherheit per Bürgerdialog steigern
    Bürgerdialog, ja daß ich nicht lache! Hör mal, Radsicherheit steigerste nicht per Bürgerdialog sondern per Führerscheinentzug im Falle der charakterlichen Nichteignung zum Führen von Kraftfahrzeugen. Ich wette beliebige Summen daß das we! sent! lich! wirksamer ist als dein Dia-was??

    5. Fahrräder parken können
    Ja. Kann man. Wie alle Fahrzeuge: Grundsätzlich am rechten Fahrbahnrand. Vorrang hat, wer eine Parklücke „zuerst unmittelbar erreicht“, § 12 Abs. 5 S. 1 StVO. Keinesfalls darf ein Autofahrer, der irgendwann später ankam, dein Fahrrad wegsetzen, no way. Er darf auch nicht an dich zufahren und dir konkludent mit Überfahren drohen. Machen trotzdem viele, hab ich ausprobiert. Sie sind bereit für Parklätze zu töten. (Siehe wiederum unter 4.!) Im Fall der Parkraumbewirtschaftung mußt du übrigens nen Parkschein lösen, hast dann aber die Fläche eines kleineren WG-Zimmers über alle fünf Etagen (sowas um die fuffzehn Quadratmeter) nur für dein Fahrrad, ganz allein! Brüllender Luxus! Klar daß sowas Geld kostet. Anstelle der fünf Etagen hoch gestapelten WG-Zimmer mal Nettokalt ist, sieh an, ein Parkplatz doch ganz schön wertvoll und sollte nicht verschenkt werden. Und im Spezialfall der Fahrräder kann man ja, ausnahmsweise, nämlich wenn wider Erwarten doch keine Fußgänger behindert werden sollten, auch mal auf Gehwegen abstellen.

    6. Grüne Welle fürs Radfahren
    Wie schon gesagt: Blick übern Ärmelkanal. Was hab ich als Radfahrer mit Ampeln zu tun?? Ich fahr an die Kreuzung, guck ob Querverkehr kommt. Falls ja bin ich gut beraten zu warten. Falls nein fahr ich. Das gilt auch bei grün, nämlich daß man auf jeden Fall genau gucken sollte! Und auch bei rot. Und auch bei blau, pink und mauve. Weder bin ich lebensmüde noch hab ich Zeit zu verplempern. Und natürlich geb ich Kindern gutes Beispiel. Immer gucken ob frei ist, nie auf Ampeln verlassen. Sie am besten völlig ignorieren, dann ist man schon nicht vom Verkehrsgeschehen abgelenkt.

    7. Radschnellwege konkret
    Das gibts schon, fix und fertig allüberall, es nennt sich Fahrbahn. Das was du da vielleicht meinst ist, die Usurpation der Fahrbahnen durch Autofahrer, also deren Territorialterror, zu unterbinden. Find ich konkret ne gute Idee! Dann haste unverzüglich in der kompletten Stadt nix als Radschnellwege mit prima Mischverkehr drauf.

    8. Freie Wege und mehr Verkehrsmoral für Alle
    Klingt gut. Und wie bitteschön soll das gehen? Die Aggressoren in den Autos zwangsweise mit Diazepam und Mdma bedampfen?

    9. Berliner Verwaltungen für mehr Radverkehr aufstocken
    Mehr Zerwaltung wäre mehr von dem was wir schon haben. Absolut dagegen!!!

    10. Berlin mit mehr Öffentlichkeitsarbeit auf mehr Radverkehr vorbereiten
    Schmarrn. Da brauchts keine Öffentlichkeitsarbeit sondern da gehören die (meisten) Autofahrer an die Kette gelegt. Rücksichtsloses, aggressives, drohendes, potenzprothetisches Verhalten wird bestraft und unterbunden. Von dem Tag an wird die Stadt von Radfahrern nur so wimmeln, ohne daß es auch nur einen Krümel Öffentlichkeitsarbeit bräuchte.
    Das verspreche ich.

  17. @Dienstliche Currywurst
    Schön geschrieben – volle Zustimmung.
    §315b Abs 1 Nr. 2 und 3 würde ich noch erwähnen.
    Dann müsten sich auch die verantworten, die für diese ganzen Verkehrsführungen verantwortlich sind.

  18. @Currywurst und @Siggi: Kann man natürlich so sehen. Dann fühlt man sich heute in Neukölln schon wohl, denn dort ist man weitgehend unbehelligt von Radverkehrsanlagen. Einzelschicksale.

    Was eine radikale Umkehr bei der (Nicht)durchsetzung des Ordnungsrechts betrifft würde ich mich in Berlin keinen Hoffnungen hingeben. Die Windschutzscheibenmentalität bei der Polizei ändert man nicht so schnell, auch nicht durch Volksentscheid.

    (Notwendig bundesweite) Strafrechtsverschärfungen kann man schon gleich vergessen – die von Currywurst genannten StGB-Paragrafen spielen zur Anreizsetzung im Sinne einer besseren Verkehrssicherheit von Fußgängern und Radfahrern keine messbare Rolle und werden das auch nicht, denn sie werden von der Rechtsprechung ausgelegt und nicht je nach Wunsch bestimmter Interessengruppen.

  19. Gerade angesichts der nunmehr ja klar kommunizierten Prioritäten in der Berliner Verkehrspolitik – Autobahnringschluss, keine Benachteiligung des motorisierten Individualverkehrs- scheint mir der Volksentscheid als unumgängliches Mittel um in den nächsten zwanzig Jahren etwas zu bewegen! Welche Partei sollte ich denn in das Abgeordnetenhaus wählen, die das schafft? Bei den Grünen steht Herr Gelobhaar offenbar ziemlich allein auf weiter Flur, die Piratenfraktion löst sich gerade auf.

  20. In Neukölln ist viel Licht und viel Schatten, dicht beieinander. Zum einen hat man beispielsweise aufnordwestlichen Bereichen der Sonnenallee und der Hermannstraße trotz deren imposanter Breite die Fahrstreifen abgeschafft. Es verbleibt von den Straßenmalereien lediglich ein unterbrochener Breitstrich in der Fahrbahnmitte zur Abgrenzung der Fahrtrichtungen. Natürlich gehört eigentlich auch dieser noch getilgt, aber immerhin, das ist für berliner Verhältnisse schon mal eine wahre Großtat und absolut vorbildlich. Andererseits ist es wohl auch Rettung in letzter Not gewesen – wohl nirgendwo sonst herrschte zuvor eine derartige Anarchien nirgendwo sonst wurden mit derartiger Aggression und unter vollständigem Wegsehen der Polizeiwannenbesatzungen von Zuhältertypen blecherne Schwanzprothesen hinundhergefahren.

    Ja, fab, das Recht wird von der Rechtssprechung ausgelegt – von wem auch sonst. Das ändert nichts daran daß wenigstens die Staatsanwaltschaften regelmäßig das Recht je nach Wunsch bestimmter Interessengruppen beugen, in unserem Fall nach denen der Mineralölmafia in Gestalt ihres Anhängsels Autoindustrie.

    Auch ich habe Sympathien für den Volksentscheid, auch wenn ich finde daß er ganz drastiasch zu kurz greift, siehe meine obige Auflistung. Wenn schon politische Betätigung dann wohl irgendeine Form von APO. Demokratie bedeutet daß
    we, the Vieh,
    in geheimer, gleicher, unabhängiger Wahl über die farbliche Ausgestaltung unserer Schlachtbank entscheiden dürfen, sicherlich jedoch nicht über ne Beseitigung des Zauns oder daß der Herr Bauer und der Herr Tierhändler mit uns im Stall aus unserem Trog fressen müssen, das wäre ja pfui populistisch. Welche Partei du wählen sollst weiß ich nicht zu beurteilen, und ich weiß auch nicht was auf Erden nun noch belangloser sein sollte.

    Randbemerkung, ich hab mal ein paar jahre in Saint Tropez den Edelkellner gemacht. Rat mal als was man uns dort in illustren Zirkeln sehr (, sehr, sehr, sehr) wohlhabender Entitäten bezeichnet? Als „die Biomasse“. Das war dort der gängige Begriff. Bist du bereit für die rote Pille?

  21. Kann ich so zurückgeben, Siggi, bei der Lektüre deiner Beiträge über nun schon geraume Zeit habe ich regelmäßig und vollumfänglich Spaß in den Backen. (na, Bierchen??)

  22. Geisel fährt offensichtlich nicht Rad, beschäftigt sich nicht mit Unfallstatistiken und kennt – aus einer totalen Ablehnung heraus – keine Sicherheitsüberlegungen aus Radfahrersicht.

    Die meisten Verkehrsminister haben sich zum Thema Radverkehr nie geäußert, ebensowenig Verkehrssenatoren. Daran täte Geisel gut. Lieber weiteren Tiefschlaf als jemanden, der sich für ein Thema einsetzt, das ihm egal ist.

  23. Geisel ist nicht schlechter als andere. Als Lichtenberger Bürgermeister hat er im Rahmen dessen, was für den Radverkehr unstrittig machbar war, vieles gemacht. Das tut er einfach weiter. Visionen, für die er mit Feuereifer kämpfen würde sind glaube ich seine Sache nicht und in Bezug auf Radverkehr fehlt ihm eine solche ganz sicher. Wir können beruhigt sein, „einsetzen“ wird er sich für ein als nicht-wahlrelevant wahrgenommenes Thema nicht. Aber er blockiert auch nicht, was mehr ist, als man von manch anderem behaupten muss. Immer wieder erhellend ist die Debatte im Abgeordnetenhaus im Mai 2015.

    http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/17/PlenarPr/p17-065-wp.pdf

  24. @Michael, die Äußerungem zum Fahrradentscheid empfinde ich schon als totale Blockade – sie bedeutet ja, dass es im öffentlichen Straßenraum z.B. nie genug Fahrradstellplätze geben wird und ein Fahrradstraßennetz nicht machbar ist. Andererseits steht Lichtenberg wirklich besser da als vor wenigen Jahren und hat hier und da richtig sinnvoll in den Radverkehr investiert.

    Ich habe aber meine Probleme damit, dass man überall eine ganze Fahrspur fürs Parken opfern kann und Verkehrsbehinderungen dadurch bewusst in Kauf nimmt, der Radverkehr aber immer ohne jeden Einfluss auf den Autoverkehr bleiben soll. Das ist auch nicht zu Ende gedacht, denn jeder Überanreiz zum Autofahren (Parkplätze überall, mehrere Fahrspuren pro Richtung, Angstfreiheit, geringe Verkehrsüberwachung) blockiert den Verkehr am stärksten.

  25. berlinradler schreibt:
    Samstag, 02.01.2016 um 08:30

    und ein Fahrradstraßennetz nicht machbar ist.

    Wo sogar Autos fahren können, komme ich mit meinem Rad wunderbar zurecht.
    Wozu ein Fahrradstrassennetz? Strassen haben wir genug in Deutschland.

  26. Wenn ich in die Unfallstatistik schaue, dann fällt dort u.a. der enorme Autoanteil auf. Auch Hauptunfallgegner von Radfahrern ist das Kfz. Der Autoverkehr ist auch ohne Radwege nicht sicher, für Radfahrer nur etwas sicherer. Echte Fahrradstraßen schließen Autos aus und sind sicherer als Mischverkehr. Ebenso verhält es sich mit den sogenannten grünen Wegen.

  27. Zu den meisten Verbindungen von A nach B gibt es nur eine Strasse.
    Ein Fahrradstrassennetz würde bedeuten – mehr Strassenbau.
    Möchte ich aber nicht. Es gibt schon mehr als genug Strassen.

  28. Ein Fahrradstrassennetz würde bedeuten – mehr Strassenbau.

    Sehe ich nicht so. Den opulent vorhandenen Platz für Fahrbahnen im Mischverkehr einzudampfen und für Radverkehr zur Verfügung zu stellen wäre überwiegend mit Umwidmungen und Einschränkungen für KFZ-Verkehr verbunden, nicht mit Neubau von Straßen. Ob dafür eine wahlrelevante Unterstützung zu finden ist, wage ich noch zu bezweifeln. Wenn Neubau von Straßen tatsächlich noch erfolgt, geschieht dies auch heute noch oft ohne angemessene Berücksichtigung des Radverkehrs. Du selbst hast sicher nichts dagegen, aber wenn Radverkehrsanteile zunehmen sollen, muss man auch der (Portland) Gruppe „Interessiert aber besorgt“ ein Angebot machen. Das will weder die derzeitige Berliner Verkehrspolitik, noch wollen es viele selbstsicher im Mischverkehr fahrende Radaktivisten.

  29. … die Äußerungem zum Fahrradentscheid empfinde ich schon als totale Blockade

    Ok, ich will nochmal umformulieren: Geisel bekämpft nicht den Wandel, der ohnehin kommt. Das tut zum Beispiel ein Oliver Friederici. Was unter dem angepeilten Volksbegehren läuft, wäre _eine_ Vision, und da ist Geisel wie gesagt absolut unfähig etwas eigenes entgegenzusetzen. Deshalb muss er so etwas schon mal von vornherein ablehnen, von der grundsätzlichen Averson gegen Elemente der direkten Demokratie mal ganz abgesehen (man erinnere sich nur an die Auseinanderlegung der Wahltermine beim Energietisch)

  30. @Michael S
    Man sollte dabei mal über den Berliner Tellerrand hinausschauen.
    Da ist es eben so, dass es für die meisten Verbindungen von A nach B heute nur eine Strasse gibt.
    Wenn diese Strassen alle gleichberechtigt nutzen dürfen, würde mir das völlig ausreichen. Ohne Separierung weder in die Eine- noch in die andere Richtung.
    Als Endlösung stelle ich mir sogar vor, dass man als Radfahrer auch Autobahnen und Kraftverkehrsstrassen nutzen kann.

    Einschränkungen stelle ich mir nur aus Natur- und Umweltgründen vor. Das würde allerdings fast nur den Kraftfahrzeugverkehr betreffen.
    Allerdings sollte man das dann nicht als Radverkehrförderung verkaufen.

  31. Man sollte dabei mal über den Berliner Tellerrand hinausschauen.

    Was hat das mit Tellerrand zu tun? Ich hab keine Ahnung, was zwischen Klempenhusen und Trautheim gut wäre. Ich weiß aber genau, was mich im Berliner Stadtverkehr regelmäßig ankotzt. Lösungsansätze findet man dabei AUSSCHLIESSLICH ausserhalb des Berliner Tellers ( – gut… „Kreutzberger Bügel“ sind schon ganz ok…).

  32. @Michael S
    Wenn man etwas fordert sollte man immer berücksichtigen ob sich so etwas generell bewährt.
    Das meinte ich mit Tellerrand.
    Man sieht ja immer wieder wie schnell sich irgend ein Unfug Bundesweit verbreitet wenn erst mal einer damit anfängt.
    -kleine Vorfahrt achten Schilder „für“ Radfahrer
    -Schilder „Radwegbenutzungspflicht hier aufgehoben – Radfahrern auf der Fahrahn ist erlaubt“
    -RADSTREIFEN und seine Unterarten
    -u.s.w.
    Ja und jetzt werden Fahrrdstrassen oder Strassennetze gefordert.
    Geht genau so nach hinten los.
    Da werden wieder ein paar Alibiprojekte gestartet und dann wird das Ganze Bundesweit so umgesetzt, dass Radfahrer noch mehr ausgegrenzt und benachteiligt werden.

  33. Vielleicht ist keines der Ideale erreichbar. Ordentliche Radverkehrsanlagen sind – abgesehen von den grundsätzlichen Problemen – mit heutigen Politikern und Verkehrsplanern kaum zu machen. Ein wirklich funktionierender gleichberechtigter Mischverkehr ist es mit den heutigen Verkehrsteilnehmern ebensowenig.

    Innerhalb meines Tellerrandes sehe ich aber viele Straßen, die keine Verkehrsbedeutung haben, weil die parallel führenden Hauptstraßen besser ausgebaut und schneller befahrbar sind. Die Straßen sind nur aus einem Grunde erreichbar: Damit man darin parken kann. Damit kann man als erwachsener gesunder Mensch umgehen – anders sieht es für die genannten Unsicheren aus.

    Neben den Negativbeispielen, wie z.B. benachteiligenden Ampeln, Vorfahrt-Beachten-Schildern in Situationen, wo normalerweise der Radfahrer Vorrang hat, oft fehlenden Seitenabständen bei Radverkehrsanlagen, meist sehr schlechtem Untergrund bei Radverkehrsanlagen kenne ich auch Positivbeispiele, die sich ausdrücklich und ausschließlich an Radfahrer richten und das Leben erleichtern. Schon die Freigabe von Einbahnstraßen in Gegenrichtung oder von Anlieger-frei-Straßen kann vieles vereinfachen. Ebenso hier und da ein intelligenter Lückenschluss.

    Und vielleicht ist das eine Chance, denn hier würden erstmals Radfahrer die Kriterien für eine gute Radverkehrspolitik festlegen, nicht etwa sonntagsradelnde Autofahrer. Gerade bei Radstreifen müsste man aber einwirken – denn 2 Meter Breite sind keine Hilfe und gekoppelt mit heute üblicher falscher Ampelschaltung kontraproduktiv.

  34. berlinradler schreibt:
    Sonntag, 03.01.2016 um 13:01

    Und vielleicht ist das eine Chance, denn hier würden erstmals Radfahrer die Kriterien für eine gute Radverkehrspolitik festlegen,

    Was ich in den letzten Jahren feststelle.
    Um so mehr Radfahrer meinen sich um Radverkehr kümmern zu müssen – um so schlimmer wird es.
    Das ganze wird bestimmt von absoluter Ahnungslosigkeit, von subjektiven Ängsten und Fähigkeiten und auch von Falschspielern.
    Mir würde reichen, dass die Gesetzte und Verordnungen, die es in dieser Berziehung schon lange gibt, konsquent umgesetzt werden.

  35. @Berlinradler
    Die Freigabe von Einbahnstrassen für Radfahrer hat, meiner Meinung nach, nichts mit Radverkehrsförderung zu tun.
    Einbahnstrassen wurden für den Autoverkehr errichtet (mehr Parkraum u.s.w.).
    Radverkehr braucht generell keine Einbahnstrassen.

  36. Auch wieder wahr.

    Man wird nicht alle überzeugen können und Deine Skepsis kann ich anhand vieler Beispiele „fahrradfreundlicher“ Lösungen schon nachvollziehen.

  37. „ich habe aber meine Probleme damit, dass man überall eine ganze Fahrspur fürs Parken opfern kann und Verkehrsbehinderungen dadurch bewusst in Kauf nimmt, der Radverkehr aber immer ohne jeden Einfluss auf den Autoverkehr bleiben soll. Das ist auch nicht zu Ende gedacht, denn jeder Überanreiz zum Autofahren (Parkplätze überall, mehrere Fahrspuren pro Richtung, Angstfreiheit, geringe Verkehrsüberwachung) blockiert den Verkehr am stärksten.“

    in der Tat. Mitte südlich von Unter den Linden ist morgens praktisch ein einziger Parkplatz. Nur motorisierter Parkplatzsuchverkehr und zweite Reihe-Parker, durchschnitten von einigen vorfahrtsberechtigten Schneisen, bei denen aufgrund des Verkehrsaufkommens spontan „shared spaces“ entstehen – aber nur, bis jemand meint dort vorfahrtberechtigt Vollgas geben zu müssen. Unangenehm. Heute morgen habe ich aus Versehen jemand die rechts-vor-links-Vorfahrt genommen, der zum Glück gut reagiert hat, weil die Kurve gleich von drei haltenden Autos zugestellt war und ich zu ungeduldig, deshalb anzuhalten. Gleich danach kam mir ein Radfahrer mit Anhänger in die Quere, der spontan einem Ausparker ausweichen müsste, einem Carsharing-Elektroauto (BMW i3).

    Ist das die „Gleichberechtigung“ die Dir vorschwebt, Siggi? Ist doch Mist. Parkplätze zu echten Fahrradstraßen wäre meine Parole.

  38. Wenn man etwas weiter westlich fährt, z.B. in den Tiergarten, dann hat man ja teils asphaltierte Wege, die im Berufsverkehr neben wenigen Fußgängern viele Radfahrer beinhalten. Auch da muss man aufeinander reagieren – interessant finde ich die Kreuzungsbereiche, in denen man weiss, dass RvL mal gilt und mal nicht und deshalb eher schaut, was der andere tut, und daruaf reagiert. Ganz ohne Aktion und Reaktion geht kein Individualverkehr, auch wenn ich die entsprechenden Situationen mit Autos irgendwie unangenehmer finde. Im Gegensatz zu Radfahrern merken die oft überhaupt nichts von den Situationen, in die sie andere bringen.

    Mitte finde ich immer interessant, da steht im Berufsverkehr auch schonmal hunderte Meter weit alles, und das als alltägliche Situation. Über die Leute, die das freiwillig täglich ertragen, staune ich manchmal. Eine gute Ost-West-Achse als Fahrradstraße wäre manchmal toll, wobei – die Linienstraße versucht das zu sein und scheitert kläglich.

    Alles nicht so leicht, und auf eine gemeinsame Meinung werden sich die Radinteressierten wohl nicht einigen können. Also: Popcorn 🙂

  39. Meine Meinung ist, die ganz normale Fahrbahn reicht.
    Wer das nicht möchte, kann ja fordern und fahren wo er möchte.
    Doch so lange man für Radverkehrsanlagen eine Benutzungspflicht anordnen kann, sollte man sich darüber im klaren sein, dass man dann auch Radfahrer, wie z.B. mich, auch darauf zwingt. Da werde ich sauer.
    In den letzten Jahren zeigt sich auf jeden Fall, dass, durch neu entstandene Radverkehrsanlagen, meine alltäglichen Wege immer unkomfortabler, gefährlicher und zeitaufwändiger werden.

  40. @siggi
    „Was ich in den letzten Jahren feststelle.
    Um so mehr Radfahrer meinen sich um Radverkehr kümmern zu müssen – um so schlimmer wird es.
    Das ganze wird bestimmt von absoluter Ahnungslosigkeit, von subjektiven Ängsten und Fähigkeiten und auch von Falschspielern.“

    Ja, sehe ich auch so. Dazu kommt noch, dass viele nur Schönwetter-FahrerInnen sind und penibel darauf achten, dass erweiterter Radverkehr bloß nicht zu Einbussen beim Autofahren führt.
    Da wird dann so manches trojanische Pferd in die Manege getrieben.
    Gerade für Ganzjahres Alltagsfahrer, die mehr als nur Kurzstrecken fahren hat die „Radverkehrsförderung“ immer mehr erhebliche und substantielle Verschlechterungen gebracht.
    Für viele Strecken wird es durch ‚Radverkehrsförderung‘ Jahr für Jahr schlimmer, einige Ziele sind für den Radverkehr (Westfalen) nahezu unerreichbar geworden, da durch das fahrradfreundliche „Radwegenetz“ viele Strassen zu reinen (Z.254) Autostrassen geworden sind.
    Benutzungspflichtige Rumpelwege statt schöner Asphalt, etc, etc, etc.

    Wer da nicht bereit ist illegal auf der Fahrbahn zu fahren, oder bereit ist sich im Dunkeln durch den Waldmatsch zu quälen, muss halt mittlerweile – ‚Radverkehrsförderung‘ sei Dank – das Auto nehmen.

    Angeblich bringt die Trennung von Verkehrsnetz und „Radverkehrsnetz“ das mehr Menschen aufs Rad; wenn die dann aber tatsächlich mal im Winter und im Dunkeln fahren merken sie schnell, dass man für alles oberhalb 5 KM besser das Auto nimmt.
    Wie gesagt: nicht trotz der Radverkehrsförderungsmaßnahmen, sondern wegen der Radverkehrsförderungsmaßnahmen.

  41. vielleicht kommen die unterschiedlichen auffassungen auch zT daher, dass die täglichen erlebnisse von sehr unterschiedliche situationen geprägt werden. also immer dichter besiedelte innenstadtviertel mit an sich massig verkehrsraum (berlin) sind etwas anderes als eher schmale stadtstraßen und bürgersteige, wo ein noch nicht ganz so dichter verkehr oft zu hohem tempo führt (hamburger vororte und sog. „ringe“ z.b.). wieder anders überlandstraßen mit und ohne separierte multifunktionswege.

    deswegen gibt es glaube ich keine ganz einfachen prinzipien. radspuren in berlin verbessern manchmal, verschlechtern manchmal auch die situation. „fahrradstraßen“ sind oft wirkungslos, könnten aber toll sein. die ummarkierung am moritzplatz hat nach meinem eindruck – ohne zahlen zu kennen – eine gewisse verbesserung gebracht. als einziges größeres „projekt“ für ein jahr ist das aber ein witz. der „fahrradgerechte“ (haha) umbau am kottbuser tor ist eine riesenpleite. die wege durch den gleisdreieck park sind eine schöne sache, leider wurde die fahrradbrücke über die geleise gespart. und so weiter.

    und weil das so ist, hoffe ich, dass der volksentscheid einen anstpoß gibt, etwas zu ändern, denn „weiter so“ in berlin funktioniert jetzt schon nicht mehr. hoffentlich auch eine debatte über gute und schlechte lösungen. ich würde es nicht als gesetzt betrachten, dass der autoverkehr immer den stellenwert behält, den er heute hat.

    gabriel heute: 2 mrd. kaufprämien für elektroautos. interessant, nicht? und ein paar zig millionen mehr für radverkehr wären aber zuviel – denn das sieht man heute noch nicht als standortpolitik. zu unrecht. denn die lebenswerte stadt ist schon heute ein entscheidender standortfaktor.

  42. Für viele Strecken wird es durch ‘Radverkehrsförderung’ Jahr für Jahr schlimmer, einige Ziele sind für den Radverkehr (Westfalen) nahezu unerreichbar geworden, da durch das fahrradfreundliche “Radwegenetz” viele Strassen zu reinen (Z.254) Autostrassen geworden sind.

    Das ist so ein Thema mit den Kraftfahrtstraßen, dass weitgehend unter jedem Radar durchhuschend seit Jahren ausufert. Zumindest habe ich das Gefühl, dass es so ist. Denn Quantifizieren lässt es sich schwer. Ich wüsste nicht, woher man Zahlen über den Anstieg der Kraftfahrtstraßenkilometer in Deutschland über die letzten 10 Jahre herbekommen könnte oder ob sowas überhaupt ermittelbar ist – bzw. kenne ich mich nicht hinreichend mit OSM aus, falls die Kartendaten sowas hergeben würden.

    Anders als bei Autobahnen haben es ja bis vor Kurzem noch nicht mal die großen Routenplaner geschafft Kraftfahrstraßen zuverlässig auszuschließen, ohne einen dann gleichzeitig wegen Verkehrsmittelwahl Fahrrad auch weitab von für Fahrräder verbotenen Wegen auf die Unmöglichsten (Um)wege zu schicken. Google macht das noch heute.

    So ist es inzwischen glaube ich eigentlch ziemlich unmöglich nur mit Papierkarten oder gar rein nach Beschilderung auf Asphalt von Berlin nach Leipzig zu fahren, ohne spätestens kurz vor Leipzig irgendwo auf einer Kraftfahrtstraße zu landen. Und will man naiv mal auf kurzem Weg nach Hamburg, steht man bereits kurz vor Nauen im Walde – oder genauer: Auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums.

    Man braucht seit einigen Jahren wirklich sehr gute Routenplaner, um kraftfahrtstraßenfrei, überland halbwegs direkt zu weiter entfernten Zielen zu gelangen. Zum Glück gibts die inzwischen. Ist aber trotzdem ein Unding.

    Ob da aber der Gedanke dahinter steht: „Da gibts jetzt doch ein super Radverkehrsnetz und die Radfahrer brauchen die Straße nun garnicht mehr“, wage ich dann doch zu bezweifeln. Das würde sicher auch ohne Radwegenetz gemacht aus reiner Gedankenlosigkeit bzw. fehlender Vorstellungskraft bezüglich Radfahrern, die mehr als 20km durch hübsche Gegenden radeln wollen.
    Inzwischen geht.

  43. „inzwischen geht“ ignorieren bitte

  44. Ich erwarte inzwischen weder etwas vom Einsichtsvermögen/Vernunft der Berliner Landespolitiker noch von der des ADFC oder von Radaktivisten. Veränderung kommt scheinbar in Berlin nur durch unartikulierte Verhaltensänderung der Bürger (ohne Volksentscheid).

  45. … nein, nicht ganz korrekt, Veränderung passiert natürlich auch durch Politik und Lobbyarbeit, z.B. ein Umschwenken auf Radstreifen statt Radwege. Keine Bewegung trifft es vielleicht eher, denn Unbeweglichkeit im Kopf ist wohl das gemeinsame Merkmal.

  46. In Berlin hatte ich so vielleicht ab 2008 das Gefühl, dass sich etwas bewegt hat. Immerhin hat man hier ernsthaft Benutzungspflichten abgeschafft und sich Gedanken über einige städtische Radrouten gemacht, die man dann sogar baulich aufpoliert und einigermaßen ordentlich ausgeschildert hat.

    Sicher gibt und gab es an den Routen viel zu kritisieren – perfekt ist ganz anders. Aber der Ansatz, auch ungeübteren Radfahrern eine möglicherweise attraktive Strecke auszuweisen, ist m.E. nicht falsch.

    Und selbst in den letzten Jahren, obwohl ich seit dem Rot-Schwarzen Senat das Gefühl des totalen Stillstands in der Radverkehrspolitik habe, gab es zumindest auf Bezirksebene einige Miniprojekte, die mein Alltagsleben wirklich erleichtern. Hier mal eine Rampe, wo vorher Treppen waren – dort mal ein Durchstich, wo man bisher gar nicht fahren durfte und kilometerweite Hauptstraßenumwege in Kauf nehmen sollte …

    Es hat sich nicht alles nur zum Schlechten gewandelt, aber an manche schwierigen Aufgaben traut man sich nicht heran oder nimmt sie, wie die immer wieder auftretenden Lkw-Toten, schulterzuckend in Kauf. Der Verkehrssenator verzeichnet in seinem Fachbereich monatlich ca. 3 Tote und 80 Schwerverletzte – das lässt ihn, die gesamte Politik und auch den Bürger (zu seinem Glück) weitgehend kalt.

  47. […] Radverkehr Druck auszuüben positiv gegenüber (siehe z.B. in einer frühen Phase die Diskussion im Radspannerei-Blog oder den sehr lesenswerten Einwand zum aktuellen Stand beim Bikeblogger. Der ADFC wird Mitte März […]

  48. Die Vorschläge greifen zu kurz.

    – Straßen nur noch für Radfahrer.
    – Fußgänger und Autos teilen sich die Fußwege.
    – Die Kfz Versicherung für Autos wird abgeschafft.
    – Radfahrer zahlen dafür eine Fahrradsteuer.

  49. @Schlaumi, ich kann ja verstehen, wenn man sauer ist über so einen Volksentscheid. Aber was habt Ihr immer mit Eurer Kfz-Versicherung? Wollt ihr einen möglichen eintretenden Schaden unbedingt selbst bezahlen?

    Ich kann auch verstehen, wenn man sich steuerlich ungerecht behandelt fühlt – wenngleich ich da anderer Meinung bin. Aber eine Haftpflicht halte ich für sinnvoll.

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