„Nur noch schnell das Rad reparieren…“

Jeden zweiten Mittwoch ab 20:00 Uhr gibt es auf DRadioWissen „Eine Stunde Netzbasteln“ mit Moritz Metz. Gestern geht es Moritz darum, sein Fahrrad frühlingsfit zu machen. Hilfe sucht er sich bei Tilman aus der Werkstatt der Rad-Spannerei.

Danach besucht Moritz die Raumfahrtagentur im Wedding und spricht mit Gismo über die nachträgliche Elektrifizierung gebrauchter Räder.

DRadioWissen-Sendung: Nur noch schnell das Rad reparieren…
Twitter-Account Eine Stunde Netzbasteln
Raumfahrtagentur

Wie ein Radfahrer einen Unfall verursacht (Update)

Die „Berliner Zeitung“ hat heute ein besonderes Schmankerl parat: Einer ihrer Autoren ist mit Frontscheibenkamera Auto gefahren und hat dabei einen Fahrradunfall beobachtet und fotografiert. Der begleitende Text liest sich erst einmal, als handele es sich bei dem Verunglückten um einen lebensmüden Chaoten:

Ein Radfahrer fährt rechts neben der Fahrbahn. Plötzlich entschließt er sich, zwischen den Autos hindurch die Fahrbahn von rechts nach links zu überqueren.

Der Artikel vergisst aber zu erwähnen, was man aus den Fotos eindeutig ersehen kann (nach Sichtung des Videos am 5.3. wurde die Ablaufdarstellung angepasst):

  • Der Radfahrer kommt von rechts aus der Winterfeldtstraße und will die Martin-Luther-Straße überqueren.
  • Der Radfahrer nutzt eine kleine Standphase, um die Fahrbahn zu überqueren. In dem Moment fließt der Verkehr langsam wieder los. Das Auto vor dem Fotografen muss kurz auf den Radfahrer warten und kann nicht gleich anfahren.
  • Der Radfahrer passiert das Auto und kommt nun in die dritte Fahrspur. Hier wird er von einem Mercedes erfasst.

Eine böse Fehleinschätzung des Radfahrers, keine Frage. Aber eben auch kein suizidales Fehlverhalten, das einen schadenfrohen Selbst-Schuld-Fingerzeig rechtfertigt.

In einem Böse-Radfahrer-Artikel darf die 50%-Angabe nicht fehlen, schließlich verursachen ca. 50% der Radfahrer ihre Unfälle selbst. So steht es jährlich in der polizeilichen Unfallstatistik für Berlin. Diese Zahl wird von Medien gerne in einem Kontext genutzt, der Radfahrer als Rowdies darstellt. Dabei würde sie nüchtern betrachtet nur aussagen, dass Radfahrer sich nicht besser oder schlechter benehmen als andere Verkehrsteilnehmer auch. Die Angabe hat einige Schönheitsfehler: So fließen Alleinunfälle und Unfälle zwischen Radfahrern dort mit ein und ziehen die Zahl nach oben. Folglich steigt der Unfallverursacheranteil mit der Verkehrsbeteiligung.

Übrigens wird die Zahl seit einigen Jahren auch für Kfz und Lkw angegeben. So verursachten laut Berliner Polizei im letzten Jahr 70,91% der Kfz-Fahrer ihre Unfälle selbst. Streng genommen sind es noch einige mehr, weil hier auch Unfälle ohne Kfz-Beteiligung mit einfließen. Die Zahl klingt dramatisch, ist aber genauso unbrauchbar wie die 50%-Angabe für Radfahrer. Wäre der Kfz-Anteil (oder der Fahrradanteil) geringer, so würden auch die jeweiligen Verursachungswerte fallen.

Noch eine kleine Beruhigung: Dem Radfahrer ist auf den ersten Blick nichts weiteres passiert.

Berliner Zeitung (Fotos): Wie ein Radfahrer einen Unfall verursacht, 4.3.2014

Berliner Morgenpost (Video): Wie Radfahrer sich und andere im Straßenverkehr gefährden, 5.3.2014

Unfallstelle in Google Maps

BaWü: Viele Helmträger unter den Verkehrsopfern

Baden-Württemberg zog kürzlich Bilanz zur Unfallsituation 2013. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der Verkehrstoten um 6 auf 465. Die Zahl der getöteten Radfahrer stieg hingegen um 8 auf 52.  Von den getöteten Radfahrern trugen laut Innenministerium 30% einen Helm, während die allgemeine Helmtragequote mit nur 13% angegeben wird. Helmträger sind nach diesen Daten also scheinbar besonders gefährdet.

Gerne hätte ich genauere Ausführungen zu den Fahrradunfällen in Baden-Württemberg gemacht – besonders bei tödlichen Unfällen spielt ja das Überrollen durch Lkw, bei dem naturgemäß kein Helm helfen kann, eine große Rolle. Die Verkehrsunfallstatistik folgt allerdings so stringent dem „Weniger ist mehr“-Prinzip, dass man daraus kaum konkrete Zahlen ablesen kann.

Pressemeldung des Landes Baden-Württemberg zu der Verkehrsunfallentwicklung 2013

„Unfallstatistik“ Fahrradfahrer des Landes (2012)

Danke an Markus für den Hinweis.

Unfall wie im Meldeportal beschrieben

Im November 2013 konnten Berliner Radfahrer die aus ihrer Sicht gefährlichsten Stellen nennen. Dazu führte der Senat ein temporäres Meldeportal ein.

Auf Platz 8 schaffte es ein Beitrag mit dem Titel: „Unter den Linden/ Wilhelmstraße: Autofahrer erkennen Vorfahrt von Radfahrer nicht„. User „TK“  beschrieb die Situation wie folgt:

Fahrradfahrer überqueren bei „grün“ die Straße unter den Linden in Richtung Charite, werden aber von Autofahrern, die entgegenkommen kommen und nach links in die Straße Unter den Linden (Richtung Alex) einbiegen, ignoriert. Ursache: Die Fahrradfahrer werden über den gesperrten Teil der Wilhelmstraße geführt.

Gestern ereignete sich ein schwerer Unfall, als ein aus der Wilhelmstraße nach links in die Straße „Unter den Linden“ abbiegender Autofahrer einen bei grüner Ampel entgegenkommenden Radfahrer anfuhr. Dabei erlitt der Radfahrer mehrere Knochenbrüche. Die Unfallsituation gleicht exakt der im Portal gemeldeten.

Die Wilhelmstraße Ecke Unter den Linden ist ein Spezialfall: Aus Angst vor Anschlägen ist die Wilhelmstraße nicht durchgängig befahrbar, ein kurzes Stück vor der Britischen Botschaft ist mit stabilen Pollern für Kfz gesperrt. Radfahrer dürfen durch den gesperrten Bereich fahren und müssen sich an seinem Ende nach einer Lichtsignalanlage richten. Bekommen sie grün, so kommen ihnen Fahrzeuge entgegen, die wegen der Straßensperrung nach links oder rechts abbiegen müssen. Die linksabbiegenden Fahrzeuge rechnen häufig nicht mit entgegenkommenden Radfahrern, kritische Situationen sind die Regel.

Schon normale Kreuzungen sind trotz Lichtsignalanlage oft Unfallschwerpunkte, weil Abbieger gegenüber Geradeausfahrern nicht die nötige Sorgfalt walten lassen. Gerade, wer als Radfahrer die Wilhelmstraße in Richtung Unter den Linden überquert, befindet sich bei grüner Ampel in der grotesken Situation, dass er in den Hauptverkehrsstrom – also die entgegenkommend von der Wilhelmstraße nach Unter den Linden Abbiegenden – geleitet wird. Geschützt wird er nur vor den wenigen Fahrzeugen, die vom Pariser Platz kommen.

Schon bei der Einführung des Meldeportals dämpfte Verkehrsstaatssekretär die Hoffnungen der Radfahrer – große Änderungen könne man sich aus finanziellen Gründen nicht leisten. Immerhin wolle man die 20 meist unterstützten Vorschläge intensiv prüfen. Vielleicht wird’s mal Zeit?

Berliner Polizei: Beim Abbiegen Radfahrer übersehen vom 21.2.2014

Podiumsdiskussion: Verkehr 2025 – Dauerstau und volle Bahnen?

„Berlin wächst! Die Prognose der Einwohnerentwicklung geht derzeit von 139.000 zusätzlichen Haushalten in Berlin bis 2025 aus. Dies entspricht etwa 270.000 neuen Bewohnern mit etwa 100.000 Fahrzeugen, die sich in den täglichen Verkehr einordnen müssen. Immer mehr Touristen werden in Reisebussen durch die Stadt gefahren und der Wirtschaftsverkehr wird auch zunehmen. Aber wie wird dies alles funktionieren? Werden die vorhandenen Straßen und Bahnen einfach nur voller? Gibt es neue Ansätze der Verkehrsvermeidung? Welche konzeptionellen Überlegungen gibt es für Verkehrswachstum? Kann der Straßenraum in Zukunft besser von allen Verkehrsteilnehmern gemeinsam genutzt werden?“

Der Tagesspiegel und die Architektenkammer laden zu diesem Thema zu einer Podiumsdiskussion in der Urania ein. Es diskutieren:

Burkhard Horn, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Volker Krane, ADAC Regionalvorstand Verkehr
Eva-Maria Scheel, Landesvorsitzende des ADFC Berlin
Moderation: Gerd Nowakowski, Der Tagesspiegel

Zeit: heute, Montag, 10. Februar 2014 um 19:30 Uhr
Ort: Urania
An der Urania 17
10787 Berlin

Eintritt frei

Ausschreibung einer Studie „Sicherheitspotentiale durch Fahrradhelme“

Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur in Baden-Württemberg hat die Erstellung eines Gutachtens mit dem Titel: „Sicherheitspotentbaile durch Fahrradhelme – Einordnung der Bedeutung des Fahrradhelmes bei den Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und Instrumente zur Erhöhung der Helmtragequote“ öffentlich ausgeschrieben.

In der Auftragsbeschreibung heißt es ganz neutral: „In Bezug auf Fahrradhelme gibt es trotz zahlreicher Untersuchungen, Kommissionen und Diskussionen noch zahlreiche offene Fragen. Mit einem Gutachten möchten die Verkehrsministerien der Länder Baden-Württemberg und Thüringen die Datenbasis für die Diskussion verbessern und so einen Beitrag zur Versachlichung leisten.“

Welcher Art „Versachlichung“ das Ministerium wünscht, wird im nächsten Absatz klar: „Bei dem Gutachten geht es nicht alleine um die Frage einer Helmpflicht, sondern auch darum wie unabhängig von einer Helmpflicht eine höhere Helmtragequote erreicht werden kann. Es sollen dabei auch die Akzeptanz einer möglichen Helmpflicht und die Auswirkungen auf die Fahrradnutzung betrachtet werden. Ein weiteres Ziel der Untersuchung ist die Auseinandersetzung mit gängigen Argumenten gegen das Tragen eines Fahrradhelms.“ Das Gutachten soll einen „Erkenntnisbeitrag zur Verkehrssicherheitsdiskussion“ leisten.

Angebote für das Gutachten können bis zum 13. Februar 2014 um 12:00 Uhr eingereicht werden. Der Zuschlag für die Studie soll bis Ende März 2014 erfolgen, danach beginnt der Auftrag, der eine maximale Laufzeit von 18 Monaten haben soll.

Chef des Stuttgarter Verkehrsministeriums ist Winfried Hermann, ein glühender Verfechter der Helmpflicht. Herrmann lässt keine Gelegenheit aus, für eine verpflichtendes Tragen von Fahrradhelmen zu werben. Zuletzt hatte er im Juni 2013 im Mannheimer Morgen eine Helmpflicht für Radler gefordert.

Ausschreibung MVI Baden-Württemberg: Sicherheitspotentiale durch Fahrradhelme

Fahrradzukunft Nr. 17 erschienen

Nachdem in den vergangenen drei Jahren nur insgesamt vier Ausgaben der „Fahrradzukunft“ erschienen waren, konnte man befürchten, dass die beliebte Online-Fahrradzeitschrift langsam und still eingeht. Doch nun kommt wieder Leben in die Redaktion und bereits im Februar wird die erste Nummer des Jahres veröffentlicht.

Der Titel der neuen Nummer 17 ist der gleiche wie der der vorletzten Ausgabe: „Antriebe“. Gleich um eine neue Gattung von Fahrrädern geht es in Carsten Hoffmanns Beitrag „Mit Hand und Fuß: HF-Bikes“, Räder also, die zusätzlich zum herkömmlichen Antrieb einen Handantrieb besitzen. Hoffmann selbst ist Konstrukteur zweier Räder mit Doppelantrieb und hat die meisten anderen HF-Bikes getestet.

Weitere interessante Beiträge im Heft: Volker Briese mit einem Artikel über den Nabenhersteller Fichtel und Sachs, Juliane Neuss über 80 Jahre Entwicklungsstillstand in der Fahrradindustrie, Ingo Pollack über Winterradfahren in Lappland und Wolfram Buchwitz über Stromversorgung am Tourenrad mit Walzendynamo und Minimal-Lader.

Fahrradzukunft Nr. 17

Fahrwerk Kurierkollektiv sucht gestohlenes Lastenrad

Das Fahrwerk Kurierkollektiv vermisst ein Bullit-Lastenrad: „Es wurde am 23.12.2013 in Mitte in einer Tiefgarage geparkt. Auf Grund der Feiertage wurde der Verlust erst am 2.1.2014 bemerkt.

Modell Larry vs. Harry Bullit Milk Plus (weiß). Ausstattung: Magura MT2 Scheibenbremsen, Alfine Nabenschaltung, Schwalbe Marathon Plus Bereifung, Bullhornlenker und meine geliebte „I love my Bike“ Klingel.

Wer das Fahrrad zuletzt gesehen oder Hinweise zum Verbleib hat, meldet sich bitte unter 015208818704. Danke.“

Radfahrerin von rechtsabbiegendem Lastwagen getötet

Die Liste der Pressemeldungen der Berliner Polizei hat im Jahr 2014 bisher lediglich 73 Positionen und doch muss bereits das erste tödliche Opfer unter den Berliner Radfahrern vermeldet werden:

„Bei einem Verkehrsunfall in Plänterwald ist heute Vormittag eine Radfahrerin tödlich verletzt worden.
Ersten Ermittlungen zufolge hatte die Frau mit ihrem Fahrrad gegen 9.30 Uhr die Köpenicker Landstraße von der Mittelinsel kommend überqueren wollen. Dabei wurde sie von dem Auflieger eines aus dem Dammweg abbiegenden Lkw erfasst und zu Boden geschleudert. Bei dem Sturz zog sich die Dame eine schwere Kopfplatzwunde zu. Trotz umgehender ärztlicher Betreuung erlag die Radlerin noch am Unfallort ihren Verletzungen.
Der Fahrer des Lkw erlitt einen Schock und kam zur Behandlung in eine Klinik.
Der Verkehrsunfalldienst der Polizeidirektion 6 hat die Ermittlungen zum genauen Hergang des Verkehrsunfalls übernommen. Während der Ermittlungs- und Bergungsarbeiten war die Köpenicker Landstraße in Fahrtrichtung stadtauswärts bis 13 Uhr gesperrt.“

Pressemeldung der Berliner Polizei # 0073 vom 08.01.2014 – 15:55 Uhr

Ergänzend schreibt die Berliner Zeitung, dass es sich bei der Radfahrerin um eine 80-jährige Frau handelt und dass der Sattelzug auf dem Dammweg Richtung Osten fuhr und dann nach rechts auf die Köpenicker Landstraße in Richtung Baumschulenweg abbog, bevor der Unfall passierte. Die Kreuzung Köpenicker Landstraße und Dammmweg ist ampelgesteuert, also muss für den Fußgängerüberweg „Grün“ gezeigt worden sein, als der Lastwagen abbog.

Berliner Zeitung: 80-jährige Radfahrerin in Treptow getötet
Tagesspiegel: Erste tote Radfahrerin in diesem Jahr